Sexueller Missbrauch durch Priester: Kein Ende in Sicht…Klerikalismus ist krank!

Verschwiegen wie die verschwiegene Mafia verhält sich der Klerus

Ein Hinweis von Christian Modehn

Ich empfehle den Recherchefilm “Das Schweigen der Hirten“, gesendet in ZDF Info im August 2018! Mit einem Beitrag über Erzbischof  Bergoglio (jetzt Papst Franziskus) in Buenos Aires und der Fall des Priesters Grassi dort.

Ausnahmsweise ist diesem Hinweis über die Allmacht der Kleriker ein Spruch aus der Bibel als Motto vorangestellt:

“Ein Mächtiger deckt den anderen, hinter beiden stehen noch Mächtigere” (Kohelet, 5, 7 in der Übersetzung der “Neue Echter Bibel” (katholische Übersetzung).

Und noch ein Motto, geeignet für theologische Debatten der Prälaten und Bischöfe, geschrieben  von dem großen Dichter Thomas Bernhard, der klar den Zustand der Gesellschaft und der Kirche analysierte: Er schreibt in dem Roman “Auslöschung” (1986): “Wir sind katholisch erzogen worden, hat geheißen: Wir sind von Grund auf zerstört worden. Der Katholizismus ist der große Zerstörer der Kinderseele, der große Angsteinjager, der große Charaktervernichter des Kindes. Das ist die Wahrheit” (Suhrkamp, 1986, Seite 141). Dreißig Jahre nach diesen Worten von Thomas Bernhard wird die Zerstörung der Kinder(seelen) durch die sexuelle Gewalt der Priester als eine immer größer werdende Lawine Realität.

In seinem Roman “Auslöschung”, 1. Aufl. 1986, Suhrkamp, schreibt Thomas Bernhard:

Die Katholische Kirche handelt immer nur zu ihrem eigenen Vorteil, schweigt dort, wo zu reden ist, verschanzt sich, wenn es ihr zu gefährlich ist hinter dem jahrtausendelang ausgenutzten Jesus Christus“ (S. 460).

Und vernünftige Leute sagen heute angesichts der Lawine von Missbrauch und Vertuschung durch den (hohen) Klerus:  Eigentlich sollte diese Kirche mal für ein Jahr als Buße ihren “Betrieb” völlig einstellen. Die religiösen Menschen finden Gott ohnehin in ihrer Seele, wie Meister Eckart sagt, auch ohne den Klerus. Aber das ist ein weitreichendes Thema….

Es ist interessant,  dass auch psychotherapeutisch ausgebildete Kleriker auch in der römischen Kirche jetzt offen zugeben: Der Klerikalismus dieser Kirche hat entscheidend Anteil  am sexuellem Mißbrauch durch Priester. Siehe dazu jetzt die kathol. Tageszeitung in Paris La Croix:

Im US – Bundesstaat Pennsylvania hat der Generalstaatsanwalt jetzt (Mitte August 2018) mehr als 1000 Opfer von Kindesmissbrauch durch katholische Priester in einem 1.400 Seiten starken Dokument genannt. Erwähnt werden natürlich auch die Täter: Bisher sind es mehr als 300 Priester, die sich in den letzten 70 Jahren an Kindern und Jugendlichen vergangen haben, allein in diesem Bundesstaat. Diese Priester blieben unentdeckt, kamen nie vor ein Gericht, weil für die allmächtig agierenden Kleriker, auch die verantwortlichen Bischöfe, Vertuschen, Verschweigen, Verleugnen üblich war und ist. „Ein Kleriker schützt immer den anderen“, ist das oberste Gebot. Dieses stillschweigende Gesetz erinnert selbstverständlich an die Gesetze der Mafia. Wer zudem den Bericht des Generalstaatsanwaltes liest, glaubt, die verbrecherischen Priester seien Mitglieder sadistisch fühlender Porno-Produktionen. In vielen anderen Bistümern der USA haben die vielen Fälle von Kindesmissbrauch durch Priester längst – wegen der „Schmerzensgeld – Zahlungen“  – zum Bankrott der Bistümer geführt, dem finanziellen Bankrott, vielleicht auch dem spirituellen.

Die Verbrechen an Kindern und Jugendlichen durch Priester und Ordensleute sind ein Thema, das immer mehr ans Licht kommt. Ein Ende ist nicht absehbar. Ganze Kirchenregionen „warten“ förmlich noch auf Freilegung pädophiler Priesterverbrechen, an erster Stelle wohl das immer noch ultra – katholische Polen: Solange die PIS Partei herrscht und Redemptoristen-Pater Rydzyk sein rechtsradikal – antisemitisches Medienimperium “Radio Marya“ leiten darf, wird man noch etwas warten müssen. Der polnische Klerus mauert sich in dieser Sache ein und der Vatikan wagt offenbar nicht, diese polnische Mauer einzureißen. Auch Italien ist ein katholisches Land, das auf weitere Freilegungen wartet oder viele lateinamerikanische Länder. Ein „pädophiler“ Nuntius aus Polen (Wesolowski) wurde 2015 in der Dominikanischen Republik ja bekanntlich nach seinen Orgasmen mit Kindern am Karibik – Strand verhaftet, mehr als 100.000 Kinderpornos ruhten in seinem Palast, der einem Nuntius zusteht… Aber dann wurde er freundlicherweise in den Vatikan abgeschoben. In seiner dortigen Wohnung, nicht etwa Gefängnis, ist er dann „plötzlich“ verstorben…

Es sollte jetzt eine Zeit beginnen, in der die zum Verschleiern und Vertuschen neigende Welt des Klerus endlich in den Mittelpunkt des theologischen Interesses rückt. Die Allmacht der alles versteckenden Kleriker wäre ein theologisches Thema, natürlich eine Sisyphus Arbeit. Immerhin hat der offizielle päpstliche Kinderschutzbeaufragte im Vatikan ebenfalls eine klare Meinung, siehe Tagesspiegel vom 17.8. 2018, Seite 5. Pater Hans Zollner SJ spricht jetzt wie ich seit langem von “geschlossenen katholischen Welten, in denen sich Geweihte (also Kleriker) alles herausnehmen konnten”.  Pater Zollner spricht von der Vergangenheit, ABER: Tatsächlich können sich Kleriker bei diesen Kirchengesetzen, Codex Iuris Canoici, vom Klerus eigenmächtig für den Kerus gemacht, nach wie vor alles herausnehmen im sonstigen klerikalen Lebensstil, in den Entscheidungen selbstherrlicher Art, ohne Rücksicht auf die, ständig vom Klerus abgewiesene, demokratische Lebensform auch in der römischen Kirche.  Ohne demokratische Strukturen in der römischen Kirche wird man auch nicht die Katastrophe der vielen tausend verbrecherischen Kindesmißbrauchs-Priester überwinden. Darüber sollte man auch reden.

In Chile wollten kürzlich alle (!) Bischöfe zurücktreten wegen pädophiler Verbindungen. Einige sind dann zurückgetreten. Chile und die Dominikanische Republik sind übrigens die Länder Lateinamerikas, in der prozentual gesehen die meisten Katholiken ihre Kirche verlassen. Bischof Philipe Wilson, Asutralien,  ist der erste  katholische Bischof, der jetzt mit einer Fußfessel durch seinen Bischofspalast humpelt…Ohne Fußfessel hätte er ein Jahr ins Gefängnis gemusst. Auch die australischen Katholiken  fragen sich allmählich: In welcher Kirche sind wir eigentlich gelandet? Es gilt auch dort: Die pädophilen Priester sind also die besten Vertreiber aus der römischen Kirche.

Im Mittelpunkt einer kritisch theologischen und religionsphilosophischen Klerus – Forschung sollte im Mittelpunkt stehen:

Es ist das systematische Verschleiern von Straftaten. Der Klerus bemüht(e) sich unter allen Bedingungen, sauber da stehen.

Es gibt ein ungeschriebenes Gesetz, das jeder Kleriker von Beginn seiner Ausbildungszeit im Priesterseminar oder in den Ordensgemeinschaften lernt: Gib möglichst wenige Informationen nach außen. Schweige über das, was im Bistum passiert oder im Kloster oder in deiner Ordensgemeinschaft. Etwa auch über die Finanzen. Verschwiegenheit im Klerus, im Orden, ist wichtiger als das öffentliche Eingestehen von Fehlern und Verbrechen im Orden.

Das klassische Beispiel dafür ist der pädophile Verbrecher und Ordensgründer und Ordensoberer in Rom, Pater Marcial Maciel von den Legionären Christi. Wie viele seiner Ordensmitglieder haben ihm geholfen, beigestanden, geschwiegen, als er seine „Touren“ unternahm, nachts im Kloster oder auf den Reisen, die ihn rund um die Welt führten, dabei auch zu Frauen, mit denen er Kinder zeugte, die Frauen wollte er primär auch finanziell ausnehmen. Sein theologisches Hauptwerk heißt: „Christus ist mein Leben“ . Über das hier nahe liegende Thema Gotteslästerung in Orden und im Vatikan hat noch niemand geschrieben…

Die Untaten Maciels blieben in seinem römischen Kloster keinem der Mitglieder, die ja recht eng beieinander/miteinander wohnten, schliefen etc. verborgen.

Aber alle schwiegen, auch die Freunde unter den Kardinälen, selbst Johannes Paul II. lobte den Verbrecher, ein Vorbild der Jugend zu sein.

Er wurde schließlich nicht dem Gericht überstellt, sondern, als alles nach dem Tod des alles vertuschenden polnischen Papstes auch im Vatikan nicht mehr verheimlicht werden konnte, zu einem Leben in Buße und in Zurückgezogenheit in Rom verurteilt. Dieselbe milde Strafe traf jetzt den Kardinal von Washington. Der arme Pater Maciel hat sich an den freundlichen Hausarrest aber nicht gehalten… er ist zum Sterben in die USA geflogen. Dieser Orden mit diesem Gründer besteht bis heute, er hat sehr sehr viel Geld, das will man bei einer Ordensauflösung dann doch nicht dem Vatikan überlassen. Nur wurden alle Bilder des Ordensgründers von den Kloster – Wänden genommen, eine Art „Entstalinisierung“ hat stattgefunden. Namentlich wird Maciel auf den website des Ordens nicht mehr genannt. Ein Orden ohne Gründer also! Das sind halt Legionäre!

Das ist die Tendenz des Klerus, die unbedingt wissenschaftlich kritisch vertieft werden sollte: Möglichst die weltlichen Gerichte meiden. Dahinter steckt das alte Herrschafts – Denken: Die kirchlichen Gesetze stehen über den weltlichen Gesetzen der demokratischen Staaten.

Die katholische Kirche will ja mit ihrer Moral ohnehin die Gesetze der Demokratien bestimmen, man denke an die absolute Ablehnung von Schwangerschaftsabbrüchen, in Lateinamerika, in Nicaragua, in der Dominikanischen Republik usw. haben sich die Politiker der Klerikermoral längst gebeugt.

Das muss man bedenken: Kleriker, die das geborene Leben der Kinder missachten in ihren „pädophilen“ Verbrechen, sind oft auch die heftigsten Verteidiger des ungeborenen Lebens. Vielleicht hat so mancher Priester nach seinem Missbrauch an Kindern danach gleich an einer pro Life demo teilgenommen. Und die Frommen waren gerührt über diese moralisch so engagierten Priester.

Von pädophilen Verbrechen durch Priester und kirchliche MitarbeiterInnen ist explizit im offiziellen und universal geltenden Katechismus der Katholischen Kirche von 1993 nicht die Rede.

Aber offenbar haben die Kleriker selbst ihren Katechismus nicht gelesen, oder sie fühlten sich als die Herren der Kirche an ihn gebunden („gilt nur für die dummen Laien“) , denn dann hätten sie ja gelesen, was wenigstens knapp angedeutet wird im § 2356 unter dem Stichwort Vergewaltigung, die zu den „Verstößen gegen die Keuschheit“ gezählt werden: Vergewaltigung wird also verurteilt, „weil sie schweren Schaden zufügt, der das Opfer lebenslang zeichnen kann“. Im Text steht wirklich „zeichnen“, nicht etwa realistischerweise „zerstören“ kann. Dann aber heißt es gleich: „Vergewaltigung ist eine in sich zutiefst verwerfliche Tat“.

Aber dann folgt der eine entscheidende Satz: „Noch schlimmer ist es, wenn Eltern oder Erzieher ihnen anvertraute Kinder vergewaltigen“. Immerhin, das wurde schon 1993 im Vatikan geschrieben. Die Vatikan Theologen sprechen dezenterweise nur von Erziehern, von Priestern die Kinder vergewaltigen, sprechen sie nicht. Wenn in 50 Jahren eine Neuauflage erscheint, wird man diese Ergänzung vielleicht einfügen.

Copyright: Christian Modehn, Religionsphilosophischer Salon Berlin.

Legionäre Christi im Kino – Film

Ein Hinweis von Christian Modehn

Wer als Theologe oder Philosoph den Zustand der katholischen Kirche heute verstehen will, sollte die neuen katholischen extrem konservativen Ordensgemeinschaften untersuchen, zum Beispiel die „Legionäre Christi“…

Am 7. Juni 2018 kommt ein Film (1 Stunde, 44 Minuten) in die Kinos, der in Deutschland zum ersten Mal dem katholischen Orden „Legionäre Christi“ gewidmet ist. Ganz im Mittelpunkt des Dokumentarfilms steht der Legionärs – Priester Martin Baranowski, er ist der Bruder des Regisseurs Peter Baranowski. Pater Martin Baranowski lebt heute in Neuötting –Alzgern.

Beide hatten in der Jugend vielfältige Kontakte mit diesem Orden, der sich in vielen Ländern bemüht, Jungen und junge Männer anzusprechen, um sie für ihren Orden zu werben. Selbst die „Kleinen Seminare“, also Häuser, wo 8 bis 18 Jährige auf den Priesterberuf vorbereitet werden, leitet dieser Orden noch, die „Apostolische Schule“ in Bad Münstereifel. … Der Titel des Kino – Films bezieht sich auf eine Art pädagogische Weisheit der Legionäre: „Die Temperatur des Willens“: D.h.: In den religiösen Freizeiten wollen die Legionäre die Temperaturen der Jünglinge prüfen und einen starken, keinen lauwarmen religiösen Willen unter ihren Jungs erzeugen.

Der Film verzichtet (leider) auf erläuternde Kommentare, was in unserer Sicht problematisch ist, denn dadurch können viele wesentliche Fakten überspielt werden: Die Mitglieder im Orden sprechen öffentlich wohl kaum umfassend kritisch über ihren Gründer, den mexikanischen Priester Marcial Maciel, denn sie waren über all die Jahre doch mit ihm verbandelt. Pater Maciel wurde von Papst Benedikt XVI. nicht nur wegen seiner Jahre langen pädophilen Vergehen und seinem früheren Drogenmissbrauch ein Verbrecher genannt. Der lange Jahrzehnte in Rom hoch verehrte Ordensgründer wurde vor allem von Papst Johannes Paul II. liebevoll unterstützt, er begleite den polnischen Papst auf seinen Reisen nach Mexiko; dass dabei die sozialkritische Befreiungstheologie ausgeblendet wurde, ist klar: Maciel hielt es mit den Reichen, speziell den Millionären und Milliardären, mit dem mexikanischen Milliardär Carlos Slim war Maciel eng befreundet: Wie viele Millionen Dollar er von Slim erhielt, wäre eine hübsche Recherche…Jedenfalls war Maciel ein intimer Freund zahlreicher Kardinäle in Rom, all das habe ich im Laufe der Jahre auf meiner Website religionsphilosophischer–salon.de dokumentiert….

Nachdem die pädophilen Verbrechen und die vielfältigen hetero- und homosexuellen Beziehungen des in dieser Hinsicht absolut heftigst umtriebigen Gründers Maciels freigelegt werden mussten, reagierte der Orden wie die Sowjets nach dem Tode Stalins: Sein Name wird in den offiziellen Publikationen nicht mehr erwähnt, die vielen Bilder und Fotos Maciels wurden aus den Legionärs – Häusern entfernt. Das verlogene Buch Maciels „Christus ist mein Leben“ (was für ein Titel bei diesem Autor!) ist antiquarisch noch zu haben.

Mit all diesem Verschweigen Maciels in den Legionärs-Kreisen aber sind pädophile Tendenzen unter den Ordensmitgliedern keineswegs beendet, etwa in Chile wurden entsprechende Fakten nach dem Tode Maciels und der „Entstalinisierung“ bzw. „Entmacielisierung“ freigelegt.

Nun haben also hoffentlich viele Katholiken die Chance, ein bisschen in das Innere dieses Ordens zu schauen, und sie werden sich danach hoffentlich entsetzt abwenden. In 15 Bistümern Deutschlands und in 4 Bistümern Österreichs ist der Orden, aktiv, vor allem über den mächtigen Zweig der Laien – Mitglieder im „Regnum Christi“. Die Legionäre Christi gestalten in den Pfarrgemeinden ihre eigenen „Volks“ – „Missionen“, wie etwa in Bad Bocklet, Franken.

Die (in Deutschland tatsächlich noch eher marginale) umfassend kritische Berichterstattung hat immerhin bewirkt, dass die Anzahl der Ordenskandidaten, Novizen genannt, in vielen Ländern stark zurückgegangen ist. Die offizielle Legionärs- Statistik nennt für Deutschland noch 3 Novizen, für Chile 1, ebenso 1 für Irland, sogar nur 3 fürs alte Legionärs- Kernland Spanien. 961 Legionärs Priester gab es Ende 2016, viele hatten nach der Freilegung der Verbrechen ihres Gründer Pater Maciel den Orden verlassen. Darüber wird offiziell auch nicht gesprochen…. Wer heute da noch mitmacht erfreut sich wohl des immensen Reichtums dieses Ordens, den ihr der Gründer Maciel durch allerhand trübe Finanzgeschäfte beschafft hat, wie erschlichene Erbschaften usw.

Es wundert kritische Beobachter, dass dieser Orden nach den heftigen Skandalen überhaupt noch als solcher unter dem alten Namen der Legionäre Christi weiter besteht. Warum hat der Vatikan diesen so hoch problematischen Club nicht aufgelöst? Warum nicht verboten? Selbst der Orden der Piaristen (Priester der frommen Schulen) wurde für einige Jahre nach seiner Gründung vom Papst verboten, weil auch dort pädophile Tendenzen deutlich waren, ich habe darüber auf der genannten website publiziert.

Die zentrale Frage ist: Welche Interessen gibt es noch heute in der katholischen Hierarchie, den Orden der Legionäre mit seinen weit verzweigten Kontakten in die Finanzwelt als solchen zu erhalten? Welche finanziellen Interessen waren im Vatikan dafür ausschlaggebend? Oder ist die Liebe zum Klerus im Vatikan schon so umfassend, dass man schlechterdings alle Kleriker, alle Priester, erst mal toll findet, angesichts des allgemeinen Mangels an Priestern? Bekanntlich leiten die Legionäre Christi die römische Universität Regina Angelorum, König der Engel, die besonders durch gut besuchte Kurse für Teufelsaustreibungen, Exorzismus, von sich reden macht.

Es ist für nicht nachvollziehbar, dass die kritische theologische Forschung an den deutschsprachigen Universitäten über die Legionäre Christi keine Studien publiziert hat. Auch die anderen Orden, die noch ein bisschen der Vernunft verpflichtet sind, die ja entsprechende Zeitschriften haben usw…. schweigen sich aus über die Legionäre Christi. Warum? Wer hat da Angst? Gibt es eine geheime Solidarität? Meine zahlreichen Studien zum Thema Legionäre Christi und Pater Marcial Maciel stehen auf der website www.religionsphilosophischer-salon.de zur Verfügung.

Immerhin schrieb mir per E mail am 28.3. 2018 der Regisseur des Kino Films Peter Baranowski u.a.: „Natürlich bin ich im Verlaufe meiner Recherchen zu dem Film auch auf Ihre Arbeit und Website aufmerksam geworden. Tausend Dank für all die hilfreichen Informationen!“

Wollen wir hoffen, dass der Orden nicht noch eine „einstweilige Verfügung“ gegen die Aufführung des Filmes anstrebt… Das wäre allerdings die beste Werbung für den Film!

Copyright: Christian Modehn, Religionsphilosophischer Salon Berlin

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Über den Protagonisten des Films, Pater Martin Baranowski, schreiben die Legionäre Christi auf ihrer website: (http://forum-deutscher-katholiken.de/pater-martin-baranowski-lc/)

Pater Martin Baranowski LC, Priester der Kongregation der Legionäre Christi, stammt aus Bad Homburg (Bistum Limburg). 1995 trat er nach dem Abitur ins Noviziat ein und gehörte zur Gründungsgeneration der Niederlassung in Bad Münstereifel. Nach der Ordensprofess 1997 absolvierte er im spanischen Salamanca humanistische Studien, worauf das Grundstudium der Philosophie in Rom folgte. Von 2000-2004 war er in der Jugendarbeit in Süddeutschland tätig. Zwei Jahre darauf erwarb er das Lizenziat in Philosophie an der Päpstlichen Hochschule Regina Apostolorum. Darauf folgte das Theologiestudium. Bei der Gründung des Territoriums Mitteleuropa am 6. Februar 2007 wurde er zum Territorialsekretär ernannt. Seit Sommer 2009 ist er für die Kinder- und Jugendarbeit in Bayern zuständig. Am 12.12.09 wurde er in Rom zum Priester geweiht.

Die Zeitschrift der Legionäre schreibt 2015 über die Tätigkeiten Pater Baranowskis, die alle im konservativen katholischen Milieu angesiedelt sind: (Quelle: http://www.magazin-der-legionaere-christi.de/wp-content/uploads/2016/09/L-Magazin-01-2015.pdf)  „Im priesterlichen Einsatz ist er auch bei anderen Gruppen wie Prayerfes­tival der Jugend 2000, Nightfever an verschiedenen Orten, Charismatische Jugendgruppe FCKW, Marriage Encoun­ter, Fatimatage (!) und beim Kongress „Freude am Glauben“ (das ist die konservativ- reaktionäre Alternative zu den Katholikentagen, an denen auch Kardinal Ratzinger einst teilnahm, CM.)

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Ein Gerichtsprozess im Vatikan: Der Legionär Christi Pater John O Reilly

Ein Hinweis von Christian Modehn

Im Rahmen unserer nur exemplarisch zu verstehenden religionskritischen Studien hat der „Religionsphilosophische Salon Berlin“ seit über 10 Jahren über den offiziellen katholischen Orden „Legionäre Christi“ wie über die mit ihm verbundene Laien-Bewegung „Regnum Christi“ berichtet. Weil sich kein anderes publizistisches oder religionswissenschaftliches oder wenigstens theologisches Zentrum in Deutschland ausführlich und ständig um diese weltweit einflussreichen Gruppen kümmert, nun also hier ein weiteres Kapitel aus diesem klerikalen Sumpf…

Jetzt wird erneut einem prominenten Priester, Pater O Reilly aus Chile, wegen pädophiler Verbrechen der Prozess im Vatikan gemacht. Das berichten am 9. August 2016 „Le Monde“ und „Figaro“.

Zur Erinnerung: Schon gegen den ebenfalls „betroffenen“ Nuntius in der Dominikanischen Republik, Erzbischof Jozef Wesolowski, wollte ein päpstliches Gericht ein Urteil fällen, aber der pädophile Erzbischof verstarb am 27.8.2015 kurz vor Prozessbeginn in Rom … an „Herzstillstand“, so heißt es …. Während Nuntius Wesolowski sich den Knaben „zuwandte“, hat sich der aus Irland stammende Pater John O Reilly an Mädchen vergriffen. Das haben Gerichte in Chile erwiesen. Weil dem Priester die Ausweisung aus Chile droht, soll er nun sozusagen im sicheren Vatikan „untergebracht“ werden… Konkrete Daten für den Prozess gibt es noch nicht.

Pater John O Reilly LC, 69 Jahre, wurde schon von chilenischen Gerichten verurteilt. In den Jahren 2010 bis 2012, so wissen die Gerichte, habe er als „spiritueller Meister“ im Legionärs Kolleg “Cumbres” mehrfach ein ihm anvertrautes Mädchen von 9 Jahren sexuell missbraucht. Er wurde im November 2014 zu 4 Jahren „überwachter Freiheit“, „liberté surveillée“, wie Le Monde schreibt, verurteilt. Seine chilenische Staatsbürgerschaft wurde ihm im März 2015 aberkannt, nun soll er aus Chile abgeschoben werden. Ist das Grund, dass der Vatikan den alsbald wohl staatenlosen Pater zu sich holt? Oder sind die Hintergründe der Tat so belastend, dass sie besser im sehr schweigsamen Vatikan verhandelt werden? Warum also diese Sonderbehandlung für Pater O Reilly? Denn allein in Chile sind über 20 pädophile Priester nun auch kirchenamtlich „enttarnt“. Wenn allein diese im vatikanischen Gefängnis untergebracht würden, wären die eher bescheidenen Gefängniskapazitäten des Vatikans wohl bald erreicht … und der „Apostolische Palast“ müsste umgebaut werden…

Merkwürdig ist, dass die pädophilen Aktivitäten von Pater O Reilly aus dem Orden der Legionäre Christi auch dann kein Ende fanden, als der Ober-„Verbrecher“ im Orden, so fast wörtlich Papst Benedikt XVI., also der Gründer Pater Marcial Maciel, zahlreicher Untaten 2006 definitiv überführt wurde und der Orden danach sozusagen auf der Kippe stand: Denn viele kluge Leute meinten, dieser katholische Club solle besser aufgelöst werden. Aber Pater O Reilly wurde wohl in seinem Tun „gedeckt“; er war offenbar unersetzlich, denn er galt als wichtiger „Geldeintreiber“ im bekanntermaßen geldgierigen Orden. Sie leben in den teuersten Vierteln von Santiago, etwa Las Condes. Über den Reichtum des Ordens allein in Chile haben die Journalisten Andrea Insunza und javier Ortega ein Buch publiziert: “Los Legionarios de Cristo en Chile. Dios, Dinero y Poder”,

John O Reilly wurde in der Nähe von Dublin geboren, sein Vater widmete sich vor allem der Hühnerzucht. Das Kind wurde bei den Großeltern erzogen. „Aber von seiner sehr bescheidenen Vergangenheit sprach er in Chile nie“, berichten ehemalige Bekannte, wie der Ex-Legionär Glenn Favre. 1965 trat O Reilly in den Orden der Legionäre Christi ein. An dem bewiesenen verbrecherischen Leben des Ordensgründer Maciel hatte er stets seine Zweifel, BBC zitiert O Reilly aus dem Jahr 2006: “Nadie duda de la absolutísima inocencia del padre Marcial Maciel, por su vida y por sus obras, por lo que ha entregado a cada uno de nosotros, a la Iglesia y al mundo”, comentó O’Reilly en 2006 en entrevista con el sitio web Emol al conocerse la decisión vaticana“… „Niemals zweifle ich an der aboluten Unschuld Pater Maciels….“

Nach Chile kam O Reilly 1984, er arbeitete in den Kollegien „für Kinder aus reichem Hause“. Die Tageszeitung „El Mercurio“ beschrieb 2002 die Beziehung des Priesters zu den ihm anvertrauten Mädchen:“ “Parece una gallina con sus pollos, rodeado de niñitas que le conversan y le piden ‘nosotras queremos quedarnos contigo, padre’: „Er erschien wie ein Huhn mit seinen Hühnchen, umringt von kleinen Mädchen, die ihn unterhielten und ihn baten: Wir bitten, bleibe mit uns, Pater“., so BBC, http://www.bbc.com/mundo/noticias/2014/11/141111_perfil_oreilly_legionarios_millonarios_ch

Mit dem bevorstehenden Prozess im Vatikan wird erneut das öffentliche Interesse auf die Aktivitäten der Legionäre Christi und des Regnum Christi in CHILE gelenkt. Dieser Orden kam erst 1980 nach Chile, zu der Zeit, als der Diktator Pinochet (seit 1973) herrschte. Der Journalist Alfonso Torres Robles berichtet in seinem Buch „La prodigiosa aventura de los Legionarios de Cristo“ (Madrid 2001), Seite 58 f., dass die Legionäre in Chile sofort Anschluss fanden an zahlreiche große Unternehmer und Politiker. Vor allem mit dem rechtsextremen Innenminister Pinochets, Carlos Cáveres Contreras (geboren 1940), gab es enge Kontakte. Dieser Herr hat noch den Diktator Pinochet in seinem Londoner Gefängnis besucht und unterstützt. Bekanntlich setzte sich der so genannte „Heilige Stuhl“ (Vatikan) ebenfalls für die Freilassung Pinochets ein. Unter der Herrschaft von Pinochet war Erzbischof Angelo Sodano Nuntius des Vatikans dort, mit Pinochet verband ihn eine herzliche Verbundenheit. So lernten auch die Legionäre und Erzbischof Sodano einander schätzen, was sich dann beim späteren Aufenthalt Sodanos im Vatikans sehr gewinnbringend für die Legionäre auswirkte, aber das nur nebenbei…

Caveres Contreras jedenfalls wurde schon in den neunzehnhundertachtziger Jahren als einer der einflussreichsten Männer Chiles betrachtet, zugleich wurde Präsident des von den Legionären Christi gegründeten „Rates der unternehmerischen Generation“. Mit diesem elitären Finanz-Club wollte Marcial Maciel, der Legionärs Gründer, nach bewährter und bekannter Art „Kontakte knüpfen“ und sich beliebt machen in der Welt der Reichen und Einflussreichen. Warum wohl? Um, ebenfalls nach bekannter Manier, immer mehr Geld zu gewinnen. Gleichzeitig „kümmerte“ sich der Orden, seinem Hauptinteresse folgend, um gute Kontakte zum Militär und zur einflussreichen Tages-Zeitung „El Mercurio“. Darüber hinaus gründeten die Legionäre Collegien, etwa die in Chile ziemlich berühmten „Cumbres“ und „Everest“, „die von den Politikern der Rechten bevorzugt worden“, so in dem genannten Buch von Torres Robles, S. 60. Pater O Reilly arbeitete auch an dem Legionärs-Radiosender „Santa Maria de Guadelupe“ als Programmdirektor.

Im Umfeld des Prozesses gegen O Reilly in Santiago wurde ein psychologisches Gutachten erstellt, das ein journalistisches Netzwerk in Chile dann ausführlich publizierte. Darin heißt es über den Legionärs-Priester: „Se vincula con personas que posean poder, riqueza o influencia, en busca de prestigio personal y de mayor liderazgo”. „Er verbündete sich mit Personen, die Macht, Reichtum oder Einfluss besitzen, auf der Suche nach persönlichem Prestige und einer größeren Führungsrolle“. Quelle: http://ciperchile.cl/2015/01/22/el-desconocido-perfil-sicologico-de-oreilly-rasgos-narcisistas-sexualidad-infantil-y-busqueda-de-poder/

copyright: Christian Modehn, Religionsphilosophischer Salon Berlin

Das reaktionäre Christentum der AFD: Hinweise zu Beatrix von Storch

Das reaktionäre Christentum der AFD: Einige Hinweise zu Beatrix von Storch und ihrem katholischen Netzwerk

Von Christian Modehn, veröffentlicht am 28.4.2016.

1.
Die „Alternative für Deutschland“ will eine heftige und undifferenzierte Kritik an „dem“ Islam zu einem Schwerpunkt ihres Parteiprogramms machen. AFD Vizechefin Beatrix von Storch sagte der „FAS“: „Der Islam gehört nicht zu Deutschland, der Islam ist mit dem Grundgesetz nicht vereinbar“ . Symbole des Islams sollten deswegen aus der Öffentlichkeit verschwinden usw.

Damit werden einige Millionen Menschen islamischen Glaubens, viele von ihnen sind deutsche Staatsbürger (!), zu unerwünschten (eigentlich wertlosen ?) Menschen erklärt. Das erzeugt verständlicherweise Zorn unter Muslims. Genau das will der „IS“ bewirken, dass Europa in einer Art Bürgerkrieg Islam contra Christentum, zerfällt. Die AFD handelt also im Sinne des IS. Die AFD stiftet Unfrieden, schafft Feindbilder mit Sprüchen, die am Stammtisch willkommen sind in der drögen, unreflektierten Sprüchemacherei.

Über die pauschale Islam-Feindlichkeit der AFD und ihrer Gönner und Freunde (auch in der FPÖ, mit der die AFD sich freundschaftlich gut versteht und FPÖ Leute einlädt) wird noch viel diskutiert, hoffentlich im Sinne der Aufklärung.

2.
Wir finden es wichtig darauf hinzuweisen, dass diese Feindbilder-Produktion, diese pauschale Abweisung „des“ Islams eine (von mehreren) Ursachen hat: In dem extrem konservativen christlichen Weltbild der Frau von Storch und ihres ebenso reaktionären christlichen, oft katholischen Netzwerkes, in dem sie lebt.

Es handelt sich um Hinweise, die einer weiteren Recherche bedürfen. Leider wird dieses reaktionäre Bild vom Christentum bei Frau von Storch und anderen AFD Leuten zu selten öffentlich gemacht.

Die „Alternative für Deutschland“ (AFD) sammelt auch jene Menschen, die sich von der philosophischen Aufklärung und den universal für alle Menschen geltenden Menschenrechten verabschieden oder nie davon auch nur gehört haben; denen ein autoritäres Weltbild heilig ist und eben auch ein System von Werten heilig ist, die auf die „wesentliche“ Ungleichheit unter den Menschen setzen. Das Christentum und die humane Botschaft des Neuen Testaments werden zwar zitiert, aber ideologisch missbraucht. Es wird eine inhumane Stimmung erzeugt, die den Respekt lächerlich macht vor der Befreiung der Frauen, den Respekt vor der Gleichstellung homosexueller Menschen, den Flüchtlingen als Menschen, die hier zu einer offenen, humaneren Gesellschaft beitragen. Der AFD-Geist des so genannten Patriotismus liebt die engen Grenzen und die eigene intellektuelle Begrenztheit.

Für diesen Trend, sich aus der europäischen Aufklärung und den Werten der universal geltenden Menschenrechte zu verabschieden, stehen natürlich einige sich intellektuell gebende Führer-Gestalten, die dem Volk die Stichworte und Brüllworte (Pegida) liefern. Dabei sind sie selbst nicht zimperlich. Beatrix von Storch sagte angesichts der damals noch offenen Grenzen für Flüchtlinge und Asylsuchende: Im Fall eines verbotenen Grenzübertritts dieser Menschen, trotz des „Halte-Signals“, sei es erlaubt, auf diese Menschen zu schießen. Später bewies Frau von Storch freundlicherweise so viel Humanität, dass sie sagte: Auf Kinder dürfe man von Europa oder Deutschland/Österreich aus nicht schießen, hingegen auf die Mütter dürfe man durchaus schießen. Es ist merkwürdig, dass diese Aussagen in der Öffentlichkeit schnell in Vergessenheit geraten sind und nicht bei jeder Gelegenheit dieser Frau in Talkshows etc. zunächst einmal, als Opening, vorgehalten werden. Sie ist ja wohl immer noch Abgeordnete im Europa-Parlament, da sind Erinnerungen an faschistoid klingende Äußerungen durchaus wichtig…Nebenbei: Eine Freundin von mir meinte in dem Zusammenhang: Für Frau von Storch hätte es doch reichen müssen, wenn bei unerlaubtem Grenzübertritt nur auf Störche nicht geschossen wird. Aber das ist ein anderes Thema.

3.
Interessant ist, dass die gedankliche und öffentlich formulierte Möglichkeit des Schießens auf Menschen von einer Person gefordert wird, die leidenschaftlich für den Schutz des ungeborenen Lebens eintritt und bei entsprechenden PRO-Life Demonstrationen dabei ist. Man sieht darin die völlig wahnhafte Bedeutung dessen, was Schutz des ungeborenen Lebens und eben konsequenterweise Nicht-Schutz des geborenen Lebens (vor allem der Fremden, Flüchtlinge usw.) bedeutet. Wie überhaupt, etwa in den USA, Pro-Life-Aktivistinnen zu heftigsten körperlichen Attacken greifen, wenn sie etwa Ärzte strafen und misshandeln, die Abtreibungen vornehmen. Diese auch kirchlich geförderte und immer wieder als Vorbild hingestellte „Pro Life Bewegung“ ist also nichts als eine christlich kaschierte Variante eines gewalttätigen Denkens, siehe die Schießempfehlung der pro-life-Aktivistin von Storch. Über Parallelen dieses Denkens zu fundamentalistischen, sich muslimisch nennenden Kreisen der Islamisten, wäre weiter nachzudenken…

Über Frau von Storchs Biografie kann man einige Informationen im Netz lesen. Wir beschränken uns nur auf den Aspekt, dass diese Dame mit ihrem angeblich christlichen Gerede die Botschaft des Christentums verfälscht. Dies ist eine Meinungsäußerung. Ich trete normalerweise nicht für absolute dogmatische Korrektheit ein, ich schätze die große Vielfalt von Glaubensformen im Christlichen. Aber im Falle des AFD – Christentums, so denke ich, sollte rechtzeitig öffentlich ein Nein gesagt werden, bevor noch mehr eher ungebildete Leute in ihrer autoritären Haltung denken: Was die 2. Vorsitzende und 2. Führerin der AFD da sagt über das Christentum, ist doch eigentlich richtig. Darum sollten aufgeklärte Leute diese AFD Christen im öffentlichen Gespräch bloß stellen. Ignorieren bzw. Gesprächsverweigerung – wie jetzt beim Leipziger Katholikentag – nützt nichts.

4.
Einige Hinweise zur Person: In der ultrakonservativen website kath.net wurde schon am 28. Mai 2014 Frau von Storch als, so wörtlich, „engagierte evangelische Christin“ vorgestellt.

Frau von Storch ist mit vollen Namen Beatrix Amelie Ehrengard Eilika von Storch, geborene Herzogin von Oldenburg. Sie entstammt also dem Hochadelsgeschlecht Oldenburg und ist die älteste Tochter des Ingenieurs Huno Herzog von Oldenburg (geb. 1940) und seiner Frau Felicitas (geb.1941), geb. Gräfin Schwerin von Krosigk. Die adlige Dame ist mit dem chilenischen Kaufmann Sven von Storch verheiratet.

Und ab hier wird deutlich, dass die Bedeutung der 2. AFD Vorsitzenden sich nur aus ihrem Eingebundensein in ein weites Netzwerk äußerst konservativer Leute verstehen lässt. Ihr Mann Sven von Storch wurde Direktor des Instituts für Strategische Studien Berlin (ISSB). Er ist Mitgründer der Internet- & Blogzeitung „Die FreieWelt.net“ und seit Dezember 2008 ihr Herausgeber. Herr von Storch ist zudem Mitgründer und Vorsitzender von AbgeordnetenCheck.de und EUCheck.org, sowie seit Dezember 2013 Präsident der NGO, Coalición Ciudadana, in Santiago de Chile. Dies berichtet die Selbstdarstellung in der rechtslastigen „Freie Welt“, einer Art AFD-Organ, das selbstverständlich auch Beiträge von der Gattin Beatrix veröffentlicht (1). Über die Chile-Connection des Herrn von Storch wäre weiter zu forschen, zumal in Chile heute bezeichnenderweise das allerstrengste Abtreibungs-Verbot Lateinamerikas gilt, nicht nur ein Erfolg rigider zölibatärer Prälaten, sondern ein Erfolg dortiger NGOS und Pro Life Leuten…

Wie stark dieses Medium „Freie Welt“ mit ultrakonservativen Kreisen im deutschen Katholizismus verbunden ist, zeigen etwa Interviews mit dem konservativen katholischen Publizisten Manfred Spieker (2). Er ist immer wieder Gastredner des reaktionären „Forum deutscher Katholiken“, einer Gegenveranstaltung zu den Katholikentagen. An diesem Forum deutscher Katholiken hat übrigens früher Kardinal Joseph Ratzinger teilgenommen…

Noch heftiger sind die Äußerungen (in dem blog des Herrn von Storch) von Mathias von Gersdorff, der aus dem Adelsgeschlecht derer von Gersdorff stammt und auch, wie der Gatte von Storch, in Chile geboren wurde. Er äußert sich sehr polemisch und rabiat über den Zustand des deutschen Katholizismus, etwa zum Leipziger Katholikentag 2016: „Das Bild, das die katholische Kirche in Deutschland damit gibt, ist desolat. Eine Kirche, die völlig dabei ist, ihre katholische Identität zu verlieren. Es zeigt sich einmal wieder: Das „Zentralkomitee der deutschen Katholiken“, der Veranstalter des Katholikentages, trägt dazu bei, den katholischen Glauben in Deutschland zu vernichten“. (3) Typisch ist, dass der deutsche Hochadel in Ablehnung des eher progressiven „Zentralkomitees der deutschen Katholiken“ und seiner Katholikentage ganz auf die reaktionäre Alternativveranstaltung „Forum deutscher Katholiken“ setzt und dort wiederum auf reaktionäre Gruppen wie die „Legionäre Christi“ oder das „Regnum Christi“: Hubert Gindert, der Organisator dieser alternativen „Katholikentage“, sagte mir schon 2006 in einem Interview für den Deutschlandfunk: „Ich würde sagen, nach meiner Beobachtung, dass es eine über proportionale Zahl von katholischen Adeligen in den neuen geistlichen Gemeinschaften sich findet, zum Beispiel also bei Regnum Christi: Fürst Löwenstein, der also immer durch unsere Kongresse führt, der ist also eng verbunden mit Regnum Christi. Christiana von Habsburg Löwenstein, das ist die Schwester von Fürst Löwenstein, die ist also auch Mitglied in Regnum Christi, ja. Ich hab den Eindruck, dass bei diesen Gemeinschaften der Adel verhältnissmäßig stark repräsentiert ist“. Nebenbei: Inzwischen ist der Priester Paul Habsburg aus dem Orden der Legionäre Christi mit dem exakten Namen: Paul Rudolph Joseph Michael Antal Petrus Maria von Habsburg-Lothringen, offizieller Titel ist Paul, Erzherzog von Österreich, geboren 1968, für die Neuevangelisierung Deutschlands tätig. Ein anderer Legionär Christi aus dem Hochadel ist der ehemalige Provinzial für Deutschland und jetzige Generalvikar des Legionärs Ordens in Rom, Pater Sylvester Heeremann, er entstammt dem alten niederländischen Adelsgeschlecht Heereman von Zuydtwyck, sein Vater ist Chef von „Malteser international“…

5.
Der oben erwähnte Mathias von Gersdorff gehört auch insofern zum Netzwerk derer von Storch/Oldenburg, als er das deutsche Büro der sehr extrem traditionalistischen internationalen katholischen Bewegung „Gesellschaft zum Schutz von Tradition, Familie und Privateigentum“, in Deutschland mit Sitz in Bad Homburg, leitet, zugleich ist er “selbstverständlich“ Aktivist zum Schutz des ungeborenen Lebens. Damit hat er erst mal alle Sympathien vieler katholischer Prälaten und Kardinäle und evangelikaler Führer. Man kann als Reaktionär eben nichts Besseres und diplomatisch/finanziell Wirkungsvolleres tun, als „pro life“ zu sein… Diese Haltung muss man nicht einmal in reaktionären Kreisen begründen. So einfach ist das. Und es ist bezeichnend, dass von Gersdorff sein Buch über den Gründer der weltweiten reaktionären Bewegung für Tradition, Familie und Privateigentum Plinio Correa de Oliveira in der ebenfalls reaktionären Trappistenabtei Mariawald in der Eifel vorstellte, zahlreiche Kardinäle haben sich für dieses Buch über Plinio Correa de Oliveira ausdrücklich bedankt, wie Kardinal Raymond Burke, Walter Brandmüller, Paul Josef Cordes usw… Diesen Plinio Correa de Oliveira folgten zahlreiche Bischöfe, die sich als reaktionäre Gruppe (“Coetus internationalis”) auf dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-65) sammelten, zu ihnen gehörte der Brasilianer Bischof Geraldo de Proenca Sigaud svd, ein militanter Gegner von Erzbischof Helder Camara, und erwartungsgemäß eben Erzbischof Marcel Lefèbvre gehörte zu diesem reaktionären Club, der den Reformern das Leben sehr schwer machte.

Zum weiten Netzwerk von Beatrix von Storch gehört auch Paul von Oldenburg, auch er ein alter Adliger: Ich zitiere aus wikipedia: „Paul von Oldenburg ist Sohn von Friedrich August von Oldenburg und Marie Cäcilie von Preußen. Die Häuser Oldenburg und Hohenzollern sind protestantisch, aber Paul von Oldenburg ist konvertiert und verheiratet mit María del Pilar Méndez de Vigo y Löwenstein-Wertheim-Rosenberg, mit der er fünf Kinder hat“.

Die Cousine Paul von Oldenburgs ist Beatrix von Storch. Und mit ihr ist er in Brüssel am Kämpfen: Sie für die AFD und er, Paul von Oldenburg, als Lobbyist für die „Bewegung für Tradition, Familie und Privateigentum“. Diese drei Begriffe sind raffiniert gewählt: Der Tradition entsprechend soll die klassische (Hetero)-Familie mit der üblichen Rolle der Frau-Mutter gepflegt werden und dabei das Privateigentum durch den fleißigen Mann vermehrt werden. Wer die Familie pflegt und das Privateigentum als göttliche Gabe der Fleißigen und Adligen sieht, der will auch sicher sein, dass die Erbschaftsgesetze zugunsten der Reichen so erhalten werden müssen, dass der alte Adel durch Heirat/Familiengründung niemals verarmt. Paul von Oldenburg ist auch aktiv für das „Herz-Jesu-Apostolat – für die Zukunft der Familie“. Diese Kreise finden volle Unterstützung katholischer Hierarchen. Man denke etwa, mit welcher Begeisterung viele französische Bischöfe an Massendemonstrationen gegen die „Homoehe“ teilnahmen und dabei genau dieselben Argumente vertraten wie diese Herz-Jesu-Fanatiker und Freunde von „Tradition, Familie und privateigentum“, die auch in Frankreich vertreten ist.

Der politische Mittelpunkt dieser Bewegung ist die Ablehnung der wesentlichen Gleichheit der Menschen. Natürlich ist jeder einzelne Mensch in seinem Aussehen usw. vom anderen verschieden und eben nicht gleich. Diese Banalität meinen diese Herrschaften natürlich nicht: Sie behaupten, es gibt wesentliche Unterschiede unter den Menschen, sozusagen Abstufungen von Wertvollen und weniger Wertvollen. Darin entsprechen sie ganz der Logik der „Neuen Rechten“, also einer weit verzweigten präfaschistischen Philosophie, die in den 1980 Jahren von Frankreich aus sich weit verbreitete. Das künftige Parteiprogramm der AFD, das die Rechercheplattform www. Correctv.org publiziert hat, ist wohl von diesem Geist der Ungleichheit der Menschen bestimmt. Und das ist der entscheidende Punkt, an dem alle, denen Menschenrechte und Demokratie noch etwas bedeuten, aufwachen und handeln sollten.

Der reaktionäre Papst Gregor XVI. (1831-1846 als Papst) wird in diesen Kreisen gern erwähnt, er sagte im Sinne der „Bewegung für Tradition, Familie und Privateigentum“: „Es gibt eine von Gott gewollte Ungleichheit im Recht, Besitz, in der Macht“. Wer für die absolute und heilige Bedeutung des Privateigentums (contra Gemeinwohl) eintritt, will eine hierarchische Gesellschaft der Ungleichen.

In welchen Kreisen also bewegen sich Frau von Storch und ihr Cousin? Gustavo A. Solimeo zum Beispiel ist Mitglied der us-amerikanischen „Bewegung für Tradition, Familie und Privateigentum“, er sagt: „Ungleichheit der Menschen ist ein Naturgesetz. Gott erschuf alles mit Ungleichheit. In allen Bereichen der Schöpfung gibt es Ungleichheit. Nur soziale Ungleichheit erlaubt sozialen Fortschritt: Je mehr Abstufungen es auf einer Gesellschaftsstufe gibt, desto leichter ist es, voranzukommen und gesellschaftlich aufzusteigen“.

Die bestens vernetzte Clique um Beatrix von Storch will ein anderes, nicht mehr so menschenrechtsfreundliches  Deutschland (dies ist meine begründete Meinungsäußerung!), und auch ein anderes, eben ein autoritäres Europa, und das wird nach außen hin taktisch geschickt, im Namen des Christentums gefordert. Deswegen auch die freundschaftliche Verbindung mit der FPÖ. Die europäische Flüchtlingspolitik heute ist bereits eine Angst-Reaktion auch der deutschen Regierung auf die „Macht“ der rechtslastigen und rechtsextremen Populisten, auch von der AFD. Sie bestimmen bereits indirekt die Politik.

Wir sollten nicht zulassen, dass diese Kreise mit ihrer umfassenden Lobby und ihrem Geld auch das Gesicht des Christlichen immer weiter prägen. Und das Christliche förmlich vergiften, weil sie es von universaler Menschenfreundlichkeit „befreien“. Dass es de facto AFD nahe Positionen in den Kirchen gibt, und seit langem schon gibt, ist eine Tatsache, siehe eben die Höherschätzung des ungeborenen Lebens vor dem geborenen Leben etwa der Flüchtlinge, die aufgrund heftigster unmenschlicher Politik Europa etwa in Ideomeni, an der Grenze zum abgeriegelten Mazedonien, jetzt krepieren. Es wird eine kalte Politik des alten europäischen Egoismus betrieben, weil viele Politiker vor dieser AFD Partei Angst haben bzw. auch Angst haben, wegen der Erfolge dieser AFD Partei den eigenen Job zu verlieren. Es geht um die Angst, die Angst vor dem Verlust des „Eigenen“, des Besitzes, der angeblich eigenen Kultur, wenn man sie denn überhaupt hat. Nur deswegen sind ja auch die „Wahlerfolge der AFD oder der Le Pen Partei oder der FPÖ oder des Katholiken Wilders (PVV) in Holland zu erklären.

Die Kirchen sollten beginnen, sich von dem AFD – Geist in ihren eigenen Reihen zu befreien. Nur dieser enge, theologisch auch dumme Ungeist in den Kirchen selbst hat ja die AFD-Erfolge mit möglich gemacht.

(1) http://www.freiewelt.net/autor/?tx_ttnews[swords]=sven%20von%20storch

(2) http://www.freiewelt.net/interview/ehe-und-familie-sind-fuer-politik-ein-blinder-fleck-10065130/

(3) Dieser Beitrag ist erschienen auf mathias-von-gersdorff.blogspot.de

Copyright: Christian Modehn Religionsphilosophischer Salon Berlin

 

 

Panama Papers und Legionäre Christi

Die Panama Papiere und die Legionäre Christi

Ein Hinweis von Christian Modehn

Religionskritik ist eine philosophische Aufgabe, gemäß den guten Traditionen der Aufklärung. Bisher ist es den Forschungen des Re­li­gi­ons­phi­lo­so­phi­sch­en Salons Berlin nicht gelungen zu klären, (Stand 6.4.2016), in welcher Weise auch kirchliche und andere religiöse Institutionen von den Briefkastenfirmen in Panama profitieren. Das ist eigentlich ein Thema für einen investigativen Journalismus, der sich mit Religionen selbstverständlich kritisch und im Abstand befasst…Gibt es diesen umfassend kritischen, kirchenunabhängigen Journalismus en in Deutschland? Carsten Frerk vom Humanistischen Verband Deutschlands hat das viel Wichtiges Erhellendes publiziert.

Man muss sich nur mal die Mühe machen und die Bücher des mexikanischen investigativen Journalisten Raul Olmos lesen (2015 publiziert: „El Imperio financiero de los Legionarios de Cristo“, Grijalbo), um festzustellen: Eigentlich ist das Thema Steueroasen bzw. Panama-Papiere auch ein Thema, das den einflussreichen und äußerst finanzstarken, gleichzeitig theologisch äußerst konservativen katholischen Orden der Legionäre Christi betrifft. Details zu diesem Orden und zu Pater Marcial Maciel, ihrem, gelinde gesagt, „unmoralischen“ (so nannte ihn Papst Benedikt XVI.) Gründer und Freund von Papst Johannes Paul II., kann man in meinen Beiträgen seit 2009 auf dieser website nachlesen.

Im Dezember 2015 wurde ein neuer Beitrag über das Buch von Raul Olmos publiziert, auch zur Tatsache, dass diesem Orden, extra,  von Papst Franziskus der päpstliche Ablass gewährt wurde. Klicken Sie hier.

Jetzt nur so viel, noch einmal, zu den Recherchen von Raúl Olmos, es sind Ergebnisse fünfjähriger Arbeit. Zweifelsfrei, und von den Legionären Christi selbst unwidersprochen hingenommen, ist das Recherche-Ergebnis: Dieser Orden (mit nur ca. 1000 Mitgliedern) verfügt über ein Vermögen von mehreren Milliarden Dollar. „Die Legionäre Christi könnten bei ihrem Finanz-Vermögen den ganzen Hauhalt des Vatikans finanzieren… Der Orden der Legionäre Christi verfügt über mindestens 500 Organisationen und Unternehmen, die viel Vermögen erzeugen“, so Raul Olmos in „Aristegui CNN“ am 27.1.2016. Olmos noch einmal wörtlich: „Diese Unternehmen haben nichts mit einer pastoralen Aufgabe zu tun haben, Unternehmen wie etwa in Panama, die schon von Marcial Maciel gegründet wurden. Es handelt sich dabei auch um Unternehmen imaginärer Art („empresas fantasma“, sagt Olmos), es gibt Unternehmen auf einer Insel, und dies wegen der Steuerflucht oder um Geld zu waschen“ („es para evasion fiscal o lacado de dinero“, so Olmos wörtlich).

In einem weiteren Beitrag, publiziert in Eldiario, Madrid, vom 6.1.2016, wird Raul Olmos genauso deutlich: „Im übrigen arbeitet der Orden mit Steuerparadiesen zusammen, etwa mit Jersey oder Panama bis in die Schweiz. Der Orden der Legionäre Christi hat seine Milliarden investiert in die United Technologies Corporation und Ametec Inc.; in die Alkoholproduktion, wie Diageo und Constellation Brands und Heineken sowie in die Produktion von Antibabypillen, wie Johnson & Johnson sowie Pfizer, um nur einige Beispiele zu nennen.
Die Frage, die immer noch nicht umfassend beantwortet wurde: Warum wurde der Orden de Legionäre Christi nach den Enthüllungen zahlreichen sexuellen Missbrauchs, nicht nur durch den Ordensgründer, sondern durch etliche andere Legionäre Christi, nicht aufgelöst, wie man es im 17. Jahrhundert schon einmal mit dem Orden der Piaristen, der Priester der frommen Schulen für einige Jahre getan hatte, weil auch dieser Orden des heiligen José de Calasanz von pädophilen Vergehen geprägt war.

Bei den Legionären kommt hinzu: Sie haben aufrund der Geldgier Pater Maciels Millionen durch Erbschaften und Schenkungen erhalten. Wer würde diese Milliarden dann erhalten, wenn der Orden aufgelöst worden wäre? Die verbliebenen Mitglieder? Oder vielleicht der Vatikan? Aber der Vatikan und mit ihm der Papst haben doch selbst ein Milliarden schweres Vermögen, allein schon durch den Immobilienbesitz in der „heiligen Stadt“ Rom… Nebenbei: Trotzdem sollen die Katholiken aber bitte brav für den Vatikan weiter spenden, den so genannten „Peterspfennig“ entrichten. Und auch die Legionäre Christi erlauben es sich noch, um Spenden zu bitten, etwa durch Einlagen in Kirchenzeitungen.

 

Copyright: Christian Modehn, Religionsphilosophischer Salon Berlin

 

Mexiko: Das Land der Legionäre … Christi

Mexiko: Das Land der Legionäre … Christi

Ein Hinweis von Christian Modehn

Eine Lektürempfehlung für alle, die Spanisch lesen können: Ein Beitrag (2014 publiziert)  von dem berühmten Recherche-Journalisten Raul Olmos (Mexiko)  über das Finanzimperium der Legionäre Christi, klicken Sie hier, auch mit hübschen Fotos.

Papst Franziskus besucht vom 12. bis 18. Februar 2016 Mexiko, sicher mit wichtigen Begegnungen in der Drogen-Stadt Ciudad Juarez oder in Chiapas, wo die Indigenas heftigsten Verfolgungen der Regierungen ausgesetzt waren. Und der “Indio-Bischof” Ruiz vom Vatikan bedrängt, wenn nicht verfolgt wurde. Aber Papst Franziskus besucht auch das Land, das die Opfer des sexuellen Mißbrauchs in der römischen Kirchewelt stets im Kopf und in der verwundeten, zerstörten Seele haben, das Land, in dem der immer noch existierende Orden “Legionäre Christi” von dem mexikanischen jungen Mann Marcial Maciel vor 60 Jahren gegründet wurde. Fehlt nur noch, dass der Papst an Legionärs-Geburtstagsparties in Mexiko-Stadt, etwa an der edlen Privatuni des Ordens, teilnimmt.

Der Ordensgründer Marcial Maciel wurde selbst von dem eher feinsinnigen und moderaten Papst Benedikt XVI. als unwürdiges Geschöpf und gar als Verbrecher bezeichnet, zu lang ist die Liste seiner Jahrzehnte langen Verbrechen an Knaben, zu lang die Liste seiner Betrügereien, seiner grenzenlosesten Habgier .. und die Liste seiner dem Anschein nach frommen Bücher usw. Der Religionsphilosophische Salon Berlin hat über die Gestalt Pater Maciels, eines ganz dicken Freundes von Papst Johannes Paul II. und etlicher Kurien-Kardinäle, seit 10 Jahren berichtet.

Wir weisen anläßlich der Reise des Papstes nach Mexiko, förmlich DAS Legionärsland immer noch, auf ein wichtiges Buch über den Milliarden Dollar-reichen Orden eines mexikanischen TOP-Journalisten hin…. und fragen uns, warum denn eigentlich kein Verlag deutscher Sprache, kein ARD Sender, kein kompetenter Regisseur wie etwa Ulrich Seidl sich dieses Themas annimmt. Nirgendwo ist die Korruption im römischen System deutlicher mit Händen zu greifen als bei den Legionären Christi. Der mexikanische Recherche-Journalist Raul Olmos hat inzwischen (2015) eine umfangreiche Studie als e book über das Finanzimperium der Legionäre Christi publiziert. Bisher hat sich kein Verlag in Deutschland für diese Studie interessiert…Wir erinnern noch einmal daran, dass schon 2001 der spanische Journalist Alfonso Robles Torres in seiner Studie (“La prodgiosa aventura de los Legionarios de Cristo, Madrid FOCA) darauf hinwies, dass der mexikanische (aus dem Libanon stammende) MultiMILLIARDÄR Carlos Slim und seine Familie mit dem korrupten Ordensgründer Marcial Maciel eng freundschaftlich verbunden war, “como el sacerdote de cámara de la familia Slim”, Seite 51, also “wie ein Hausgeistlicher der Familie Slim”. Das Vermögen der mexikanischen Familie Slim wird auf 60 Milliarden Dollar (2008) geschätzt, so die Pariser Zeitschrift aus dem Haus Le Monde, “Manière de voir”, Juin 2008, Seite 45).

Für weitere Informationen klicken Sie bitte hier.

Milliardären wird der Ablass gewährt. Neues zum katholischen Orden “Legionäre Christi”

Milliardären wird der Ablass gewährt. Neues zum katholischen Orden “Legionäre Christi”

Hinweise von Christian Modehn am 2.12.2015

Der Religionsphilosophische Salon arbeitet von seinem philosophischen Anspruch der Aufklärung und der Religionskritik seit einigen Jahren auch kritisch über die katholische Ordensgemeinschaft “Legionäre Christi” und über die mit ihm verbundene Bewegung für Laien „Regnum Christi“. Einige wichtige neue Entwicklungen haben in der deutschen Öffentlichkeit bisher (2.12.2015) wenig Aufmerksamkeit gefunden. CM.

1.

Der katholische Orden „Legionäre Christi“ wird erneut – diesmal aber noch gründlicher und umfassender recherchiert – „ein Finanzimperium“ genannt. Sein Gesamtvermögen beträgt jetzt 43.600 Millionen Dollar. Die Ordensgemeinschaft (1941 gegründet, von dem mexikanischen Marcial Maciel, damals im jugendlichen Alter von 21 Jahren) zählt heute 950 Priester als Mitglieder, hinzukommen ca. 700 junge Männer in der Ausbildung, die man nicht als „vollständige Mitglieder“, also in „ewigen Gelübden“, bezeichnen kann. Mit anderen Worten: 950 Männer, die als Ordensleute wie alle anderen katholischen Ordensleute sonst auch „Armut“ als Gelübde gelobt haben, sind Multi-Milliardäre. Diese Fakten werden reich belegt von dem mehrfach ausgezeichneten mexikanischen Recherche-Journalisten Raul Olmos in seinem neuesten Buch (erschienen am 13. November 2015) „ Una mafia empresarial disfrazada de congregación“, „Ein Mafia-Unternehmen, das sich als religiöse Kongregation verkleidet“. Das Buch ist im Verlag Grijalbo (Madrid und Barcelona) erschienen. Es zeigt das weite Netz der Verbindungen des Ordens zu den Zentren politischer, ökonomischer und kultureller (Medien-) Macht. Hunderte von „Gesellschaften“, „Stiftungen“, „Vereinen“ und Privaten – Hochschulen gehören den Legionären Christi. Zur Ersparnis von Steuern halten sich die Ordensbrüder auch gern in so genannten Steuer-Paradiesen auf. Diese Fakten werden von Raúl Olmos ausführlich beschrieben.

Die schon populär “Milliardäre Christi” genannten Priester können also hübsche Feierlichkeiten ausrichten zum 75. Geburtstag ihres Ordens bzw. Finanzimperiums im Jahr 2016 und können wie üblich ihre zahlreichen Gönner, auch im Vatikan, reich beschenken. Der Orden wie auch das Finanzimperium wurden aufgebaut von dem Mexikaner, Pater Marcial Maciel, der 2006 (als 86 Jähriger) von allen seinen Funktionen der seit 1941 dauernden (!) Ordensleitung befreit wurde, und zwar auf Druck von Papst Benedikt XVI. Papst Benedikt hatte zudem 2010 das Leben des Ordensgründers von einer katholischen Priestergruppe untersuchen lassen, und kam zu dem Schluss:“ „Es ist ein Leben, das jenseits des Moralischen liegt, ein abenteuerliches, vertanes, verdrehtes Leben“. Mit anderen Worten: Der notorische pädophile (vornehm ausgedrückt) Täter Pater Maciel ist in der Sprache der Justiz ein Verbrecher. Er hat zudem viele Millionärswitwen um deren Vermögen erleichtert, weil er sich als charmanter Liebhaber ausgab usw… Aber den (staatlichen) Gerichten wurde der Verbrecher vom Vatikan, wie üblich, nicht übergegeben. Papst Benedikt bat den Ordensgründer im Jahr 2006 nur, Maciel möge sich zur Buße still und schweigend dort zurückziehen… Gestorben ist Maciel nicht als stiller Büßer in seinem römischen Kloster, sondern wie auf der Flucht, im warmen Florida. All das wurde auch von uns dokumentiert, ebenso die vatikanischen „Untersuchungen“ über den Orden insgesamt, nach dem Tod Maciels. Eigentlich hätten die „Untersuchungen“ von 2010 zur Auflösung des Ordens führen müssen. Das forderten viele prominente Katholiken. Denn welcher Orden soll in alle Zukunft einen Verbrecher als Gründer haben, der zudem einst, überall sichtbar, wie ein Heiliger verehrt wurde, obwohl dessen weit reichende finanziellen, sexuellen und drogenabhängigen Aktivitäten allen Mitglieder und vielen Prälaten in Rom bekannt waren. Nur die zahlreichen ehemaligen Mitglieder, die Missbrauchs-Opfer, meldeten sich im Vatikan seit 1989, (!), aber man hörte sie nicht. NICHTS wurde von amtlicher vatikanischer Seite gegen Maciel unternommen, auch nicht von Kardinal Ratzinger damals als Chef der Glaubenskongregation. Maciel hatte tatsächlich zu viele Freunde unter den Kardinälen, und selbst der polnische Papst pries den Verbrecher offiziell und lautstark explizit „als Vorbild der Jugend….“ Die Reisen von Papst Johannes Paul II. wurden immer von dem kundigen Mexikaner Pater Maciel begleitet. Ob die Reise von Papst Franziskus nach Mexiko in 2016 auch wieder von den Legionären betreut wird?  Aber der Orden wurde eben nicht aufgelöst. Er besteht weiter, wenn auch die Begeisterung junger Männer für diesen Orden etwas gebremst ist: Seit 2008 ist die Zahl der Mitglieder in Ausbildung befindlichen Mitglieder von 1.081 auf 693 zurückgegangen, berichtet El Pais. Aber die Geldquellen scheinen trotzdem bestens zu fließen, siehe oben.

2.

Diese Mitglieder dieses Milliardärsordens haben jetzt von Papst Franziskus die Zusage erhalten, in dem nun begonnen Jahr der Gnade den vollkommenen Ablass zu gewinnen. Damit entspricht Papst Franziskus dem Wunsch von Pater Eduardo Robles Gil, dem gegenwärtigen Ordensoberen, der sich, wie für ein Imperium eben passend, wie auch schon sein Vorgänger Pater Maciel, „Generaldirektor“ nennt. Der vollkommene Ablass wird den Mitgliedern der Milliardäre Christi gewährt, “wenn sie ihre Gelübde erneuern, also auch das Armutsgelübde, wenn sie beten, wenn sie sich den Werken der Spiritualität widmen und die christliche Lehre verbreiten“, heißt es in dem päpstlichen Indulgenz – (Ablass) – Schreiben.

Erstaunt ist man abermals, dass der Ablass, DAS Thema Martin Luthers, 2 Jahre vor dem Reformationsgedenken 2017, wieder und wieder selbst von apst Franziskus aufgewärmt wird. Kann man angesichts dieser Vorlieben diesen Papst im Ernst „progressiv“ nennen? Wohl kaum, meinen wir. Will man so für eine neue Ökumene mit den Protestanten sorgen? Warum spricht kein prominenter Protestant von dem aufgewärmten Ablass-Wahn des Katholizismus? Das Heilige Jahr mit Pilger/Touristen-“Strömen” nach Rom hat gerade begonnen. Aber das ist ein anderes Thema.

Die sexuellen Missbrauchsopfer des vom Papst Benedikt so genannten Verbrechers Pater Maciel sehen in dieser überflüssigen Ablass- Gewähr eine Art Anerkennung und Reinwaschung des Ordens. Denn im Jahr der Gnade kann doch eigentlich jeder Katholik, eben auch ein Legionär, sowieso bei Respekt der Vorschriften den Ablass gewinnen. Warum also diese Sonder-Gewähr eines Ablasses für diesen Orden? Besteht ein Grund für den Papst, sich mit dem Orden gut zu stellen?

3.

Viele Beobachter fragen sich erneut bei dieser Entscheidung, wie widersprüchlich eigentlich die theologische Linie des so vielfach gerühmten Papstes Franziskus ist. Wie sehr steht er offenbar unter Druck einer vatikanischen Mafia, dass er diesem “Club”, den Legionären, diese außergewöhnliche Gnade explizit gewähren muss? Kann Papst Franziskus nur noch im Vatikan wohl auch physisch überleben, wenn er auch den umstrittensten Orden, theologisch zudem extrem konservativ, also den Legionären Christi, sein Wohlwollen zeigt? Die Indulgenz-Ablass-Entscheidung des Papstes von Ende Oktober 2015 wirft auch ein Licht auf die dunklen Verhältnisse in den Palästen des Vatikans. Herrschen dort, wieder einmal, vor-reformatorische Zustände? In jedem Fall sind die neuesten Entwicklungen/Erkenntnisse ein interessanter Beitrag zu dem offiziell propagierten “Jahr der Orden 2015”.

4.

Eine Einschätzung des Ordens “Legionäre Christi”, der bekanntermaßen in Mexiko besonders mächtig ist, von dem mexikanischen Religionswissenschafter Elio Masferrer, mitgeteilt in der spanischen Tageszeitung El Pais vom29. Oktober 2015, siehe: http://internacional.elpais.com/internacional/2015/10/28/mexico/1446071736_323939.html

Zu Elio Masferrer: http://www.revistaacademica.com/consejo.asp

Zuerst der spanische Text aus El Pais: “Elio Masferrer, presidente de la Asociación Latinoamericana para el Estudio de las Religiones y profesor e investigador emérito de la Escuela Nacional de Antropología e Historia. “[La Orden] es uno de los problemas más graves del catolicismo. Maciel fue un impresentable, un criminal, y es el paradigma de una Iglesia corrupta, alejada de los feligreses”.

Die Übersetzung ins Deutsche: “Elio Masferrer, Präsident der lateinamerikanischen Vereinigung zum Studium der Religionen und Professor (und Forscher emeritus) de „Nationalen Schule der Anthropologie und Geschichte, sagt in der spanischen tageszeitung El Pais vom 29. Okrober 2015: „ Der Orden der Legionäre Christi ist eines der schwersten Probleme des Katholizismus. Maciel (der Gründer) ist ein „nicht gesellschafäftsfähiger“, d.h : eigentlich ein öffentlich gar nicht vorzeigbarer Mensch gewesen, er war ein krimineller und er ist das Modell einer korrupten Kirche, weit entfernt von den treuen Gläubigen (eigentlich: Pfarrkindern)”.

5.

Die Millionärsfamilie Oriol (Madrid) will ihr Landgut von den Legionären Christi zurückhaben.

Die einflussreiche Unternehmer-Familie Oriol fordert vor Gericht die Rückgabe einer Millionenerbschaft an die Legionäre Christi von diesem Orden zurück. Es handelt sich um die Rückgabe des Landsitzes Cerro del Coto, eines Landgut (9,7 Hektar groß), am Rande von Madrid, im reichsten Viertel der Stadt, in Majadahonda. Besonders interessant ist, dass dieser Prozess der Rückgabe eines Geschenks an den Orden von drei ehemaligen Priestern der Legionäre Christi und einer Frau, die als „geweihte Frau“ dieser Gemeinschaft angehörte, verlangt wird, gerade jetzt, nach den bekannt gewordenen Skandalen des Gründers, Pater Maciel. Diese 4 Personen sind Geschwister, sie gehören zur Familie Oriol, die als eine der besonders begüterten Familien Spaniens gilt. 4 Kinder aus ein und der selben Familie bei den Legionären, und alle 4 treten aus dem Orden aus! Dabei hatte die ultrareiche Familie Oriol dem jungen Pater Marcial Maciel geholfen, als er von Mexiko aus in Spanien Fuß fasste … Daran wird deutlich, dass schon um 1945, als Maciel von Spanien aus nach Rom zog, die reichsten Leute auf ihn „hereinfielen“. Maciel ist von Anfang an planmäßig vorgegangen und sich nur um die Reichsten gekümmert. Sozialarbeit war ein Alibi, sagen Beobachter.

Ob es rechtlich möglich ist, eine Schenkung wieder rückgängig zu machen, ist sehr die Frage. Das Beispiel zeigt nur, in welchen höchsten Finanzkreisen sich die Legionäre Christi immer schon bewegen und wie es ihnen gelingt, z.B. prächtige Ländereien als Erbschaften zu “übernehmen”…

Ein Zitat aus der angesehenen Tageszeitung El Pais, Madrid:

„Promotores de Iberdrola y del tren Talgo, los Oriol encarnan a una de las principales riquezas latifundistas españolas. La fortuna de los cinco hermanos Oriol Muñoz superaría los 30 millones de euros, según el periodista de EL PAÍS Jesús Rodríguez, autor de La Confesión (Debate, 2011). De ese dinero, la familia habría entregado 16 millones al movimiento de Maciel durante tres décadas. Su patrimonio se completa con la finca de 957 hectáreas Los Peñones en Hornachuelos (Córdoba) valorada en 14 millones que gestiona la Fundación San Miguel. Y las inversiones inmobiliarias administradas por Javier Oriol, uno de los cinco hijos de Íñigo María de Oriol que no perteneció a la legión. Según el libro de Rodríguez, la orden urdió una campaña “de acoso y derribo” en 2004 para que los Oriol entregaran a Maciel el resto de una fortuna que suma 25 millones. Esta donación se habría frustrado tras destaparse que Maciel (1920-2008) fue un depredador sexual de seminaristas“.

Eine Zusammenfassung auf Deutsch: Die Familie Oriol ist in Iberdrola und im Unternehmen des Express-Zuges Talgo finanziell beteiligt; die 5 Geschwister haben ein Vermögen größer als 30 Millionen Euro; während drei Jahrzehnten hat die Familie Oriol dem Pater Maciel 16 Millionen Euro geschenkt; nach einer journalistischen Recherche zettelten die Legionäre Christi 2004 sogar eine Kampagne voller Belästigungen an, mit dem Ziel, dass die Familie Oriol noch mal eine Summe von 25 Millionen Euro den Legionären übergab…

 

Copyright: Christian Modehn, Religionsphilosophischer Salon.