Was tun? Ein philosophischer Salon über den Mut, diese schwierige Tugend.

Der nächste religionsphilosophische Salon findet am Freitag, den 15. September 2017 um 19 Uhr in der Galerie Fantom in der Hektorstr. 9 in Berlin-Wimersdorf statt.

Angesichts der allgemein erfahrenen Hilflosigkeit gerade auf dem politischem Feld stellt sich die Frage: Was können wir (noch) tun? Diese Frage wird zu einer Reflexion über die schwierige (politische) Tugend, den MUT. Wir werden uns austauschen und dabei u.a. die Bücher “Was tun ?” des französischen Philosophen Jean Luc Nancy im Hintergrund  mit bedenken (das Buch erschien im Diaphanes Verlag) und der deutschen Philosophin Hilal Sezgim “Nichtstun ist keine Lösung” (Dumont Verlag). Es geht also um mehr Klarheit zu dem Thema: Was tun wir notgedrungen immer schon? Was können wir in unserem gemeinsamen Tun so verändern, dass noch (politische) Verbesserungen in der allgemeinen Misere möglich sind. Aber was wären die Maßstäbe für ein neues, besseres gemeinsames Tun? Und warum tun wir in der Hinsicht so wenig gemeinsam? Fehlt uns der Mut? Es ist so gar ein Zeichen für die gelebte Tugend Mut, in dem Zusammenhang auch über (eigene, gemeinsame) Faulheit, Trägheit, Ausreden, Resignation nachzudenken?  Lassen wir es zu, dass uns die “miesen Verhältnisse” unsere Lebendigkeit abtöten?

Herzliche Einladung. Für die Raummiete bitte ich um einen Beitrag von 5 Euro.

Anmeldundungen sind erwünscht an: christian.modehn@berlin.de

“Die wahren Künstler sind die religiösesten unter allen Sterblichen”: Zum 100. Todestag von Auguste Rodin

Vor 100 Jahren, am 17. November 1917 ist der Bildhauer Auguste Rodin gestorben (geboren am 12. Nov. 1840). Der Religionsphilosophische Salon hat immer Interesse, Spuren des Religiösen und des Christlichen zu entdecken, in welchen Formen und Artikulationen auch immer. August Rodin sagte: “Si la religion n’existait pas, j’aurais eu besoin de l’inventer. Les vrais artistes sont, en somme, les plus religieux des mortels”.

Weitere Hinweise folgen.

Über das Nichts hinaus. Paradoxien des Nihilismus. Eine Ra­dio­sen­dung im RBB

Eine RADIOSENDUNG im RBB Kulturradio am Sonntag, dem 22. Oktober 2017, von 9.04 bis 9.30 Uhr

Von Christian Modehn

Der Nihilismus ist zuerst ein Lebensgefühl, bevor er philosophisch und religiös Ausdruck findet. Mitten im Alltag erscheinen Bindungen an Werte banal, Freundschaft und Liebe langweilen, Gottesbilder wirken belanglos. Das Gefühl der Sinnlosigkeit macht sich breit. Wenn nichts mehr Lebendigkeit verheißt, legt sich das Nichtige wie ein Schleier über alles. Ist der Nihilismus eine Art Endstation der Verzagten und Verzweifelten? Oder gibt es inmitten von allem Nein Wege zu einem verwandelten, neuen Leben hin? Der Philosoph Nietzsche war dieser Meinung. Er plädierte nach dem Tod Gottes und dem daraus folgenden Nihilismus allerdings für den „Übermenschen“. Anders die Mystiker wie Meister Eckart. Sie bejahen die Leere, finden gar über das Nichts hinaus den wahren, den „göttlichen Gott“. Im Nein zeigt sich für religiöse Menschen ein Ja, das stärker ist als die negative Kraft des Nichts.

 

An welchen Gott können wir, sollten wir, heute glauben? Ein religionsphilosophischer Salon anlässlich des “The­sen­an­schlags” vor 500 Jahren.

Der The­sen­an­schlag Martin Luthers vor 500 Jahren kann naturgemäß vom Re­li­gi­ons­phi­lo­so­phi­sch­en Salon Berlin nicht einfach übersehen werden. Das weiß nun jede(r): Am 31.10.1517 wurde eine Wende in der Geschichte nicht nur der Religionen eingeleitet… Wir stellen uns also in unserer Sitzung am Freitag, den 20. Oktober 2017, um 19 Uhr, dieser aktuellen (!) Reformations – Frage, die ein heutiger Luther stellen müsste:

An welchen Gott (Göttin) können wir, sollten wir, wollen wir heute glauben und … diesen Gott (be)denken.

Dabei stellen wir uns auch philosophisch die Frage: Selbst wer sagt, an keinen Gott zu glauben, der also das Glaubens – Bekenntnis des Atheisten ausspricht, hat doch irgendeinen anderen Gott, verstanden als absoluten Mittelpunkt in seinem Leben? Der Salon am 20. Oktober könnte auch zu einem mehr persönlich “gefärbten” Gespräch werden, um einmal den üblichen, richtigen “Abstand” vom eigenen Meinen und Fühlen im philosophischen Reden ein wenig abzuschwächen.

Herzliche Einladung also zu einem Gespräch, das auch der Reformation eigenen Denkens und Handelns dienen kann.

Wir treffen uns in der Galerie Fantom, Hektorstr. 9 in Wilmersdorf. Zur Einstimmung gibt es viele Bücher und Texte. Eine Möglichkeit ist etwa: Die “neun komma fünf Thesen” (anstelle der 95 von Luther), die ich hoffentlich als  Provokation auf diese website vor längerer Zeit schon gestellt habe.

Anmeldung also wegen der begrenzten Anzahl der Plätze erbeten an: christian.modehn@berlin.de

Eine Taube sitzt auf einem Zweig und denkt über das Leben nach. ARTE zeigt einen Film von Roy Andersson.

Religionsphilosophische Hinweise zu Roy Anderssons neuestem Film

Von Christian Modehn

Der Film wird auf ARTE am Mittwoch, den 23. August 2017 um 20.15 gesendet.

Manchmal müssen religionsphilosophisch Interessierte auf ihrer Vermutung beharren und „Religiöses“, vielleicht Christliches, sicher aber allgemein Spirituelles auch in Filmen suchen, die in den Kritiken kaum mit diesem religiösen Hinblick gewürdigt werden.

Das bedeutet selbstverständlich nicht, aus Kunstwerken – und das sind oft Filme, selbstverständlich die von Roy Andersson – religiöse Kunstwerke zu „machen“ oder sie gar in einen christlichen Rahmen zu stellen. Es geht nur darum, dass, oft übersehen, tatsächlich religiöse Elemente im Kunstwerk Film anwesend sind, versteckt, indirekt, in Anspielungen.

Diese religiösen und sogar spezieller christlichen Strukturen sind auch in dem Film „ Eine Taube sitzt auf einem Zweig und denkt über das Leben nach“ sichtbar. Diesen Film „eine schwarzhumorige Komödie“ zu nennen, wie in der Werbung geschehen, ist eine schon fast freche Banalisierung des Films, auch das Klischee „Tragikomödie“ ist unzutreffend. Es ist ein ins Nachdenken führender Film über das existentielle Leiden des Menschen. Andersson ist ein philosophischer Filmemacher!

Es sind die apathischen Menschen, existentiell am Ende, die beim Zuschauer den Wunsch und die Hoffnung wecken, es sollte ihnen besser geht. Das gilt insbesondere für die beiden Protagonisten, die Scherzartikel verkaufen wollen, aber dabei keine Erfolg haben. Sie wollen den Menschen helfen, zu lachen und Spaß zu haben, aber das gelingt nicht. Sie sind ja selbst verzweifelt. Traurig die Leute, die immer anderen am Telefon zurufen: “Ich freue mich zu hören, dass es euch gut geht“. Ihnen selbst aber geht es schlecht. Christlich im ethischen Sinne ist auch die Hilfsbereitschaft, etwa in der Kneipe, wie einem uralten, aber fast tauben Stammgast von allen anderen Gästen umständlich geholfen wird. Man brüllt ihm nach „Gute Nacht“. Oder die Liebe der Mutter zu ihrem Baby. Oder die Großzügigkeit der Kneipenbesitzerin „Humpel Lotte“ in ihrem Lokal in Göteborg: Sie ist über die liebevolle Umarmung der Soldaten so sehr erfreut, dass sie alle mit einem Schnaps belohnt. Auch die Vorstellung von einem göttlichen Gericht nach dem Tod fehlt nicht: Jonathan, einer der Scherzartikel Verkäufer, freut sich beim Hören von Kirchenliedern gar nicht, seine Eltern dort im Himmel wieder zu sehen… Er erlebt später einen schrecklichen Traum: Wie Kolonialherren die schwarzen Einwohner Afrikas, Sklaven, aneinander ketten und dann in einer riesigen Trommel verbrennen. Eine Art KZ im 19. Jahrhundert. Jonathan stellt am Schluss die entscheidende Frage: „Ist es denn richtig, andere Menschen nur zum eigenen Vergnügen zu benutzen?“ Eine Frage, die treffend von Mitbewohnern als philosophische Frage bewertet wird… Aber für eine Debatte sei es am Abend doch zu spät. „Na dann gute Nacht“, sagt Jonathan.

Dieser Film ist eine wunderbar gelungene Sammlung von Tableaus, von Bildern, die man als Standbilder bezeichnen könnte. Walter Benjamin hat „Denkbilder“ verfasst. Der Film enthält auch Denk – Bilder, die ins Religiöse weisen. Zwei Zitate aus einem Interview mit Roy Andersson, das Susanne Burg von DeutschlandRadioKultur am 27.12.2015 führte, sind hier wichtig. Andersson bezieht sich dabei ausdrücklich auf die Bibel, er sagt: „Ich liebe diese Figuren in dem Film, auch wenn ich nicht immer verstehe, was sie tun. In der Bibel, im Neuen Testament, gibt es ja diesen interessanten Satz: Gott, vergib ihnen, auch wenn sie nicht wissen, was sie tun. Und Jesus liebt solche Menschen, und er versucht seinem Vater zu sagen, dass er ihnen vergeben solle“.

Seinen ethischen Anspruch als Künstler beschreibt Andersson in dem Interview so: „Wir leben zurzeit wirklich auf der Welt in schweren Zeiten, Apathie ist eine Konsequenz. „Ich würde ganz gerne das Gegenteil von Apathie verstärken, nämlich Empathie. Ich möchte mit dem Film helfen, dass man wieder mehr Empathie empfindet. Das halte ich für sehr, sehr wichtig in der Kunst, und ich finde, man hat als Künstler Dienst an der Menschheit zu leisten und vielleicht etwas zu tun, dass die Welt weniger apathisch wird“.

Aus der Bibel-Kenntnis von Roy Andersson sollte man nicht den Schluss ziehen, er sei ein hundertprozentig frommer Lutheraner, als der er geboren wurde. Er sieht die Kirche als Organisation und die offiziellen dogmatischen Titel für Jesus Christus als viel zu eng. In „Village Voice“ (New York) schrieb Jessica Winter am 2. Juli 2002: „Born in Gothenburg (Göteborg) to a Lutheran family in 1943, Andersson never found much use for organized religion: “All the church ever told us was to obey, work hard, be loyal to the king, and don’t enjoy anything too much.” More than once in Songs, a character remarks that Christ “wasn’t the son of God—he was just a nice guy,” while an overstock of hideous plastic crucifixes provides a recurring sight gag. “Jesus represents love and generosity, but we use him as a materialistic symbol—the church is a business like any other,” Andersson maintains. “So I’m teasing a little.”

Der Film von Roy Andresson „Das jüngste Gewitter“ (2008) sollte auch auf ARTE oder im Ersten gezeigt werden. Auch dieser Film enthält viele religionsphilosophische und ethische Aspekte: Der Verfall der Menschlichkeit, die Gehässigkeit in den Beziehungen der Menschen untereinander, auch der oberflächliche Umgang mit dem Tod sind dort Themen, die angstvolle Bedrohung durch Bomber, die kein jüngstes Gericht, sondern (bloß?) ein “jüngstes Gewitter” ankündigen. Traurig die Szene, wie aus einer Kirche eine leidenschaftlich betende und bittende Frau vertrieben wird: Sie bittet als einzige lautstark Gott um Verzeihung für all die Sünden der kapitalistischen Gesellschaft, Gier, Geiz, Brutalität usw…Aber der Pfarrer will die berechtigte Klage nicht länger hören, er muss die Kirche schließen und, so wörtlich, “das Licht ausmachen”.

Roy Anderssons erster, schon damals preisgekrönter Film war „A swedish love story“ 1970. Einzigartig ist der Raum, in dem Andersson seine Filme schafft: In seinem „Studio 24“ im Zentrum von Stockholm wird alles gedreht, 200 Meter vom Königlichen Theater entfernt.

Eine Buchempfehlung: Culture, Health and Religion in the Millenium: Sweden Unparadised. Hg. von M. Demker, Y. Leffler und O. Sigurdson, Palgrave. 2014-

copyright: Christian Modehn, Religionsphilosophischer Salon Berlin.

 

“Wir sollen gut und gern in Deutschland leben”. CDU – Sprüche zur Wahl 2017

Deutsche sollen gut und gerne leben: Philosophische Notizen zum CDU Wahl – Programm 2017. Philosophie ist nicht nur Reflexion des Allgemeinen, der allgemeinen Vernunft, sondern gelegentlich auch konkret entschieden…

Damit eines klar ist: Wenn hier populistische Sprüche der CDU aus philosophischer Sicht kritisiert werden, dann ist die gr0ße Gefahr für die Demokratie nicht die CDU, sondern die rechtsextreme AFD. Zur AFD und dem reaktionären Christentum etwa von Frau von Storch, habe ich früher schon, am 28.4.2016, Stellung genommen. Trotzdem muss das schlichte, auf die Lage der Welt bezogene provinzielle Denken der CDU, das sich in den Sprüchen offenbart, kritisiert werden! Und sollte bei der Wahl bedacht werden…

Von Christian Modehn (Religionsphilosophischer Salon Berlin), publiziert am 14.8.2017.

Schlichter geht’s nimmer: „Für ein Deutschland, in dem wir gut und gerne leben“. Mit diesem Versprechen wagt es die Kanzlerin Angela Merkel vor der Bundestagswahl, für die CDU in der Öffentlichkeit zu werben. Dass die meisten Wahlslogans der anderen Parteien genauso oberflächlich, wenn nicht dumm sind, muss nicht eigens betont werden. Hier geht es um die CDU, die mit dem Spruch ein biederes und selbstzufriedenes Milieu bedienen will. Dass das C im Titel dieser Partei (auch der CSU) grundsätzlich nichts mit biederem Sinn Weiterlesen ⇘

Wer ist mit-schuldig am Tod des Menschenrechtlers und Erzbischofs Oscar Romero, El Salvador?

HINWEISE ZUM 100. Geburtstag von Erzbischof Romero am 15. August.

Der Religionsphilosophische Salon Berlin unterstützt die Menschenrechte, sie sind ein Resultat der Aufklärung. Diese Unterstützung ist nicht nur theoretisch, sondern wir haben praktisches Interesse an allen, die für Menschenrechte eintreten, gerade dort, wo es lebensgefährlich ist. Der katholische Bischof Oscar Romero aus dem zentralamerikanischen Staat El Salvador ist ein vorbildlicher Kämpfer für die politische (und kirchliche !) Geltung der Menschenrechte in seiner Heimat und darüber hinaus in Lateinamerika. Warum ist er vorbildlich? Weil er sich, eigentlich konservativ von Herkunft und Ausbildung in der klassischen, abstrakten Theologie, im Alter dann doch durch das erschreckende Leiden der (von den Reichen im Land selbst und in den USA)  arm gemachten Menschen, vor allem der Indigenas, verändern ließ: Hin zur Identifizierung mit diesen Menschen. Oscar Arnulfo Romero wurde am 24. März 1980 in der Hauptstadt San Salvador im Auftrag von sich katholisch nennenden reaktionären Politikern erschossen, am Altar erschossen, während einer Messe. Am 15. August 1917, vor 100 Jahren wurde er geboren. Gegen alle Widerstände reaktionärer Machthaber im Vatikan hatte sich Papst Franziskus durchgesetzt und Romero (endlich sagen Lateinamerikaner) selig gesprochen. Also ist er nun offiziell “ein zu Verehrender”, ein heiliges Vorbild. Nun könnten eigentlich katholische Kirchen nach Oscar Romero benannt werden! Kennt jemand in Europa eine katholische Oscar Romero Kirche? Sie gibt es wohl nicht, weil Romero eben de facto ein linker Theologe war. Solche Zusammenhänge werden in Deutschland verschwiegen, etwa in den offiziellen katholischen Erinnerungsnotizen zum 15. August, Romeros Geburtstag. Genauso wird wohl verschwiegen, wer denn alles unter den machtvollen Prälaten und Kardinälen und Opus Dei Mitgliedern Interesse daran hatte, dass Erzbischof Romero nicht mehr allzu lebhaft und lebendig politische Kritik übt, um es einmal moderat zu formulieren. Es gibt also durchaus die These, dass es katholische und einflußreiche Mitschuldige gibt an der Ermordung Oscar Romeros. Das alles wird kaum untersucht in einer Theologie, die von den Kirchenoberen abhängig ist. Ich habe darauf schon im Mai 2015 , anläßlich der Seligsprechung, auf diese direkte oder indirekte Mittäterschaft hingewiesen, diese Hinweise fanden keinen Widerspruch, so dass meine These wohl stimmt. Und so publiziere ich diese Hinweise erneut und hoffe auf ein breites Interesse und auf ein kritisches “Eingedenken”, wie Walter Benjamin sagen würde.

copyright: Christian Modehn