Huub Oosterhuis wird 80: Dichter und Theologe, nun auch der “Papst von Amsterdam”?
Eine aktuelle Ergänzung vorweg am 17. 5. 2014: Huub Oosterhuis wird für sein Lebenswerk mit dem ökumenischen Deutschen Predigtpreis ausgezeichnet. Das gab der Stifter des Preises, der Verlag für die Deutsche Wirtschaft mit Sitz in Bonn, bekannt. ‘Oosterhuis zähle mit seinen Liedern, Gebeten und liturgischen Texten zu den wichtigsten Gestaltern des religiösen Lebens auch im deutschsprachigen Raum,’ so die zehnköpfige Jury. ‘Seine Texte drückten das Lebensgefühl von Christen in der Gegenwart beispielhaft aus. … Sein dichterisches Werk und seine Beiträge zur Erneuerung der Liturgie und des Kirchengesangs finden seit 40 Jahren auch in Deutschland weite Verbreitung.’
Huub Oosterhuis: “Ich fühle mich sehr geehrt und freue mich auf die Preisverleihung.” Die Feierstunde findet am Buß- und Bettag, Mittwoch, 19. November 2014 vormittags in der Schlosskirche der Universität Bonn statt.
Inzwischen ist ein kurzer, aber sehr wichtiger TV Beitrag mit Interviews mit Huub Oosterhuis und Kees Kok (dem vertrauten Mitarbeiter in Amsterdam) im Netz, klicken Sie bitte hier. Sie finden den Beitrag am Ende einer Liste von Text Beiträgen anläßlich der Preisverleihung.
…………….
Der religionsphilosophische Salon interessiert sich für neue Formen religiöser Sprache. Auf den niederländischen Dichter und Theologen, den manche auch einen Propheten nennen, also auf Huub Oosterhuis, haben wir mehrfach hingewiesen. Seine Gedichte führen über die banale Alltagssprache hinaus, die nur in Zweck – und Mittelrelationen denkt, die flach ist und abgestumpft und tiefere Gefühle und Einsichten nicht ausdrücken kann. Huub Oosterhuis hat seine Poesie, diese andere Sprache, die niemals esoterisch und hermetisch ist, im Studium der biblischen Texte entwickelt. Er wagt es von Gott zu sprechen. Seine Poesie wird auch gesungen in vielen holländischen Gemeinden, einige wenige Lieder sind sogar auf Deutsch in offiziellen konfessionellen Gesangbüchern zu finden.
Huub Oosterhuis feiert am 1. November 2013 seinen 80. Geburtstag. Wir wollen aus diesem Anlaß herzlich gratulieren. Für alle, die sich für eine moderne Gestalt des christlichen Glaubens interessieren, bleibt er inspirierend, wenn nicht vorbildlich: Oosterhuis hat schon Ende der neunzehnhundertsechziger Jahre erkannt, dass die römische Kirche so lange nicht den Impulsen Jesu und der biblischen Botschaft entspricht, als sie das Papsttum als Papsttum, in welcher (moderneren) Gestalt denn immer, bewahrt. Und solange hierarchische (also klerikale) Strukturen der bekannten Art die Kirche dominieren (und zunehmend lähmen). Huub Oosterhuis hat 1970 den Schritt gewagt, eine eigene, freie Gemeinde zu inspirieren, ohne die Last römischer Gesetze, sondern in stetem Dialog zwischen moderner Lebenswelt und biblischer Botschaft. Diese “Studentenecclesia” besteht bis heute, jetzt in den neuen Räumen von “de nieuwe liefde” in Amsterdam. Von allen Versuchen, die Hierarchie um etwas Reformen zu betteln, hält er nichts: “Das ist vertane Zeit”. “Es gibt Dringenderes!” Diese Worte werden und wurden in sogenannten progressiven Kreisen des Katholizismus etwa in Deutschland nie gehört und wahrgenommen.
Wir haben darüber mehrfach berichtet, zur Lektüre klicken Sie bitte hier.
Nun ist vor einigen Tagen ein Buch erschienen mit dem merkwürdigen Titel “De paus van Amsterdam. Biografie van Huub Oosterhuis’, also “Der Papst von Amsterdam. Biographie Huub Oosterhuis”. Verfasst hat das Buch der Journalist Marc van Dijk, erschienen ist es im Verlag Atlas Contact. Wenn man den tatsächlichen Einfluß von Huub Oosterhuis auf die Lieder und dadruch auch auf die Theologie einiger Amsterdamer Gemeinden andeuten will, erscheint der Titel wohl berechtigt,wenn auch übertrieben. Das Buch hat jetzt viele Diskussionen ausgelöst, weil diese Biographie auch auf die Verbindungen von Oosterhuis mit dem Königshaus eingeht und ausfürlich auch sein politisches Engagement, etwa in der Sozialistischen Partei SP, beschreibt.
copyright: Religionsphilosophischer salon berlin.
Zu einem neuen Buch von Huub Oosterhuis in deutscher Sprache:» Das Huub Oosterhuis Lesebuch «: Essays und Lieder über Bibel, Gott, Jesus, Geist, Tod, Neue Menschheit, Ekklesia, Lehrhaus und Liturgie. Mit Einleitungen, einer Hinführung zur Person und zum Werk des Autors durch den Herausgeber Cornelis (Kees) Kok und einer Würdigung seines Werks durch Alex Stock. 340 Seiten.
Am Montag, 2. Dezember 2013, 20.00 Uhr, spricht Huub Oosterhuis, eingeladen vom Herder Verlag und der katholischen Akademie Freiburg unter dem Titel: ‘Dein Buch, das uns am Leben hält’ über Die Spiritualität der Bibel.
Ort: Katholische Akademie, Wintererstr. 1, 79104 Freiburg
Karten: 6 Euro, erm. 5 Euro. Siehe www.huuboosterhuis.de
Interessant ist der Bericht über diese Tagung in der katholischen Wochenzeitschrift “Christ in der Gegenwart”, Ausgabe 51/2013, Seite 576. Dort schreibt der Redakteur “JPS”: In den Niederlanden gibt es vier “an Oosterhuis orientierte Personalgemeinden”. Mit dem unklaren Begriff “Personalgemeinde” (diese gibt es ja bekanntlich auch im römisch-katholischen Milieu) wird wieder einmal in katholischen Medien Deutschlands die Identität dieser Gemeinden, von Oosterhuis inspriert, verschwiegen und vertuscht: Es handelt sich tatsächlich um unabhängige, von Rom getrennte Gemeinden, die, wie in Amsterdam, seit mehr als 40 Jahren den eigenen theologischen Weg gehen. Huub Oosterhuis hat oft und voller Stolz über diesen eigenen Weg etwa der Amsterdamer Studentenecclesia berichtet. Warum haben katholische Medien (und Verlage) Angst, die Identität dieser Gemeinden zu nennen? Fürchten Sie, dass dieses Modell inspirierend in Deutschland sein könnte? Sollte es eigentlich sein, könnte man denken…. Aber sind für die Gründung solcher Gemeinden “die” Deutschen doch viel zu ängstlich? Und vor allem? Was machen wir dann ohne Kirchensteuer?