Fördert die Regierung Netanjahu den Antisemitimus?

Die 28. der „Unerhörten Fragen“
Von Christian Modehn

Könnte es sein, dass die Netanjahu-Regierung in Israel in ihrem absolut unmenschllchen Umgang mit den Palästinensern in Gaza (und im Westjordanland) den allgemeinen Antisemitismus weltweit fördert? Antisemitismus in der westlichen Welt also verursacht durch Israels Politiker und durch die jüdischen Bürger Israels, die diese Politiker wählten?

Diese Frage wird in aller Vorsicht gestellt. In dem Wissen, dass gebildete Menschen Antisemitismus von Kritik an einer brutalen Regierung in Israel unterscheiden. Aber auch in dem Wissen, dass diese Unterscheidung bei sehr vielen Menschen leider nicht üblich ist. Und jetzt schwerfällt. Dass diese Regierung Israels de facto Antisemitismus erzeugt, wird verstärkt durch das Wissen: Dass Israel sich ursprünglich als ein „jüdischer Staat“ behauptet. Ein religiöser, biblischer Staat also, der, bei diesem Titel dem eigenen Anspruch folgend, gewisse grundlegende humane Prinzipien etwa der biblischen Propheten respektieren müsste! Der also dem entsprechend mehr auf Dialog mit den Feinden setzen müsste als auf permanente Unterdrückung des Feindes. Fördert also Israels Regierung den Antisemitismus in der “westlichen Welt”? Das ist wahrscheinlich!

Dies wird auch in dem Wissen gesagt, dass die Hamas Israel brutal angegriffen hat. Dies wird auch in dem Wissen gesagt, dass das übliche, angeblich biblisch begründete (aber nicht etwa christlich geltende) Prinzip der Rache „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ gegen den Feind maßvoll eingesetzt werden sollte.
Jetzt aber ist die tötende Gewalt Israels gegenüber dem Feind absolut maßlos geworden. Die Bilder des durch Isarel erzeugte Elends der Menschen in Gaza erinnern an leidende Menschen im KZ!
Hilfsorganisationen nennen das Elend der Palästinenser jetzt „die Hölle“ (Tagesschau 31.7.2025, 20. Uhr). Ist es also für bestimmte Juden normal geworden, dass jüdische Politiker die Hölle für andere erzeugen?
Nein, es gibt Widerspruch unter Juden in Israel und weltweit, aber leider bleibt der Widerspruch bisher wirkungslos. Woran liegt das? Wie weit darf Israel -Kritik durch Juden gehen? Die großartigen Studien des jüdischen Historikers Prof. Shlomo Sand (Tel Aviv) sind leider die Ausnahme, sie werden in Deutschland kaum beachtet, seine Studien verdienen weites Interesse! LINK  Kein deutscher TV Sender fragt Prof. Slomo Sand…Eine Rezension eines der Bücher von Shlomo Sand: siehe die Fußnote 1.

Gott sein Dank wehren sich gegen den Massenmord durch Israels Regierung einige vernünftige europäische Politiker. Deutsche sind bislang deutlich nicht dabei, wenn es jetzt um die Anerkennung eines Palästinenser Staates geht. Deutsche Politiker fördern also auch in dieser ihrer Zurückhaltung, Angst, Staatsräson, den von dieser Regierung in Israel erzeugten Antisemitismus? Darf man diese Situation paradox nennen? Das heißt: Deutsche Politiker (Merz und Co) fördern wieder in dieser ihrer genannten Zurückhaltung eine neue Form des Antisemitismus?

Copyright: Christian Modehn, Religionsphilosophischer Salon Berlin

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Fußnote 1:

Shlomo Sand
Warum ich aufhöre, Jude zu sein
Propyläen Verlag. 156 Seiten. 18 €

Von Christian Modehn , erschienen in der Zeitschrift PUBLIK – FORUM  2014.

Shlomo Sand, Professor für Geschichte in Tel Aviv, bietet mehr als ein persönliches Bekenntnis. Er kann aus objektiven Gründen nicht länger Jude sein, weil er den heutigen Staat Israel ablehnt. Dabei gibt es für ihn keinen Zweifel, als polnischer Jude, 1942 in Österreich geboren, für das Existenzrecht Israels einzutreten. In dem „jüdischen Staat“ lebt er seit 1949. Aber gerade diese Definition findet er unerträglich. Denn Israel bevorzugt die Bewohner, die dem jüdischen Volk zugehören. Dabei ist es ein Mythos, so wörtlich, über die jüdische Rasse den Staat Israel zu definieren. Die „Rasse“ der Hebräer gibt es nicht. Jude, meint Sand, sei man einzig durch sein religiöses Bekenntnis. Als Atheist möchte er aufhören, als Jude zu gelten, kann es aber nicht, weil er vom Staat unaufhebbar dem „Volk“ zugerechnet wird. In dieser „Volksideologie“ sieht Sand zudem die Wurzel der verhängnisvollen Besatzungspolitik. Er plädiert für eine „republikanische Identität“ Israels mit dem absoluten Respekt der Menschenrechte und einer Zweistaatenlösung mit Palästina. Das Buch verdient intensive Diskussionen.

Wer stoppt das Aushungern der Palästinenser im Gaza – Streifen? Werden KZs von Israels Regierung errichtet?

Wenn faschistische Ideologie zur Realität der Regierung Israels wird. Und eine jüdische Regierung KZ ähnliche Siedlungen für Palästinenser bauen will.

Wir veröffentlichen diese 25. unserer “unerhörten Fragen” nun noch einmal als 26. der unerhörten Fragen:

Wir veröffentlichen diese “Unerhörte Frage”, weil die kaum beschreibbare tötende Gewalt des Staates Israel gegen die Palästinenser “himmelschreiend “ist, um ein biblisches Wort zu benutzen. Die aller Humanität (vom biblischen Glauben der Juden in der Regierung Israels sprechen wir schon gar nicht, sie sind offenbar Heiden geworden?)  widersprechende Tötung und die Aushungeraktion, mit dem Bau von KZ ähnlichen Anlagen für die Palästinenser, ist eine Schande des Judentums, eine Schande der der Menschheit, vor allem eine Schande, dass die kleine, demokratisch verbliebene  Welt außer Stande ist, dass Morden der Regierung Israles sofort zu stoppen. Sind die progressiven Juden weltweit,in den USA und Europa so ohnmächtig, dass sie dem Verbrecher – Regime des Staates Israel jetzt kein Stop verfügen können, indem sie dieser Regierung und diesem sich immer jüdisch nennenden Staat mit dieser Regierung keinen Dollar, keinen Euro mehr schenken?

Die 25. unserer „unerhörten Fragen“,  von Christian Modehn am 26.5.2025

Ergänzung am 15.7.2025 aus einem Beitrag des “Tagesspiegel” am 15.7.2025: Ein Interview mit dem Politiker und EX-Premier Ehud Olmert. Darin bezeichnet Olmert den geplanten Bau von Unterbringungen für viele Tausend Palästinenser durch die Netanjahu Regierung als KZ ähnliche Unterbringungen . FUßNOTE 1.

Der Hintergrund: Das Wort „aushungern“ gehört wie „ausmerzen“ und „ausrotten“ zur Sprache der Nazi – Verbrecher.

Vor allem der rechtsextreme Finanz – Minister Israels Bezalel Smotrich hat das faschistisch zu nennende Projekt „aushungern“ (store) für die Palästinenser in die Öffentlichkeit gebracht und durchgesetzt. Sogar der Beauftragte der Bundesregierung gegen Antisemitismus, Felix Klein, kritisiert jetzt öffentlich dieses Programm des Rechtsextremen Belazel Smotrich.

Der Eindruck einiger Menschen in Deutschland:
Die verhungernden Menschen im Gaza-Streifen, ihr Betteln um ein paar Reste Nahrung, ihr Leiden im einzigen verblieben, aber auch schon von Isarelis ruinierten Krankenhaus… Das erinnert deutlich an Bilder in den KZs der Nazis. Die Bilder vom Damals der KZs und vom Heute in Gaza erleben Menschen auch in Deutschland sozusagen als eine Art Überblendung, wenn nicht als Einheit.

Zur Erinnerung: Die Gründer des Staates Israel wollten diesen Staat als einen explizit jüdischen (und demokratischen) Staat. Das heißt: Verpflichtet auch den humanen Weisungen der hebräischen Bibel, vor allem der Propheten. Wie wenig gilt jetzt noch dieser Geist, diese “Spiritualität”? Die Rache Israels – wegen der Verbrechen der Hamas am 7. Oktober 2023 – wird ins absolut Maßloseste übertrieben. Dieser verrückte Spruch der Bibel: „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ meint: Wenn man sich denn rächt, dann nur in GLEICHER HÖHE des Schadens, den der Täter angerichtet hat. Es ist bei diesem Denken gar nicht zynisch, seit dem 7.10.2023 die Zahl der Toten in Israel und die Zahl der Toten im Gaza-Streifen zu zählen und die Zahl der zerstörten Häuser und Hochhäuser in Israel und die Zahl der zerstörten Häuser und Hütten im Gaza-Streifen zu nennen…

Wann kommt es zum Aufstand der Demokraten in Israel gegen diese ihre faschistische Regierung? Ist die in Europa so viel gelobte „Demokratie“ Israels schon zerstört?
Europäer wissen aber nun klar zu unterscheiden: Anti-Israelismus (bei dieser Regierung dort !) hat überhaupt nichts zu tun mit Antisemitismus.
Der erste Schritt Europas zur Rettung der Verhungernden im Gaza-Streifen ist: Keine Waffen mehr für Israel … bei diesen faschistischen Politikern.

Die viel besprochene und durchaus wichtige „Jüdisch – christliche Zusammenarbeit“ (“Woche der Brüderlichkeit”!) müßte unter den aktuellen Bedingungen ab jetzt neu definiert werden. Und bei dieser (!) Regierung in Israel auch das  „Anti-israelische” (gemeint ist diese Regierung) einbeziehen.

Es gibt bekanntlich viele Juden weltweit, die gegen diese eher faschistisch zu nennende Regierung in Israel protestieren. Sie haben sich bis jetzt leider nicht durchgesetzt…

FUßNOTE 1:

Frage: Herr Olmert, der israelische Verteidigungsminister Israel Katz hat vorgeschlagen, in Gaza auf den Ruinen von Rafah eine „humanitäre Stadt“ zu bauen, in der alle Palästinenser wohnen sollten. In einem Interview mit „The Guardian“ haben Sie das mit einem Konzentrationslager verglichen. Warum?

Olmert: Ich habe gesagt, es könnte zu etwas wie einem Konzentrationslager werden. Die Initiative von Verteidigungsminister Katz sieht vor, dass mehr als 600.000 Palästinenser deportiert werden – von dort, wo sie derzeit leben, in ein Sperrgebiet, das von allen Seiten eingezäunt ist. Und das mit angeblich „humanitärer“ Absicht.

Was möchten Sie erreichen?
Ich will mit meinen drastischen Worten warnen: Die internationale Gemeinschaft wird dieses Lager, das jetzt von der Regierung in Erwägung gezogen wird, als etwas Ungeheuerliches empfinden. Zu Recht. Und sollte es tatsächlich eingerichtet werden, werden diese Vergleiche auch von anderer Seite angestellt werden. Denn weltweit kann kaum noch jemand nachvollziehen, was die israelische Regierung derzeit in Gaza macht…

Wenn Menschen im Rahmen eines illegitimen Kriegs getötet werden, muss man das trotzdem als Kriegsverbrechen bezeichnen.

Mit welcher Konsequenz?
Netanjahu und die anderen Verantwortlichen sollten für die Verbrechen verurteilt werden, die sie begangen haben. Aber das muss in Israel geschehen – entsprechend der demokratischen und rechtsstaatlichen Ordnung unseres Staats.

Genau die sehen Sie und viele andere Beobachter aber in Gefahr durch die Netanjahu-Regierung.
Ja. Die Regierung hat den staatlichen Institutionen und der Bevölkerung den Krieg erklärt. Derzeit versucht sie, die Generalstaatsanwältin zu entlassen. Es ist ein weiterer Schritt, um die Justiz zu schwächen, die Gewaltenkontrolle auszusetzen, die Freiheitsrechte der Bürger einzuschränken und immer mehr Macht an sich zu reißen. Wir müssen verhindern, dass unsere Demokratie weiteren Schaden nimmt.

Copyright: Christian Modehn, Religionsphilosophischer Salon Berlin