Laien leiten katholische Gemeinden in POITIERS, Frankreich.

Gegen den Trend

Im französischen Bistum Poitiers leiten Laien die Gemeinden. Hier ist der Weg von unten die Antwort auf die Kirchenkrise

Von Christian Modehn.

Dieser Beitrag wurde im Jahr 2009 publiziert. Inzwischen gab es einen Wechsel in der Leitung des Erzbistums Poitiers, nach der altersbedingten Pensionierung des sehr verdienten und mutigen Erzbischofs Albert Rouet. Er hat das Programm “Laien leiten Gemeinden” und “Laien leiten Sonntagsgottesdienste mit Kommunionempfang (!)”  entworfen und immer unterstützt. Manche sahen in dem (unten beschriebenen Projekt) eine Chance, auch kleine Gemeinden, auf dem Land zumal, lebendig zu erhalten und mit dem üblichen (und bei dem zunehmenden Mangel an Priestern für die Gemeinden zerstörerischen) dominanten Klerus-Modell endlich Schluss zu machen. Der neue Erzbischof ist seit 2012 Pascal Wintzer. Er baut dieses stark auf die verantwortliche Mitwirkung der Laien setzende Modell langsam ab und kehrt zur römisch willkommenen Klerus-Vorherrschaft in den Gemeinden wieder zurück. In der vorzüglichen Studie “Trombinoscope des Eveques 2016-2017 (Edition Golias, Villeurbanne, Nov. 2016) wird jeder (!) französische Bischof, wie es sich journalistisch gehört, krititisch, also nicht kirchenabhängig, gewürdigt. Auf den Seiten 316 bis 320 wird über Erzbischof Pascal Wintzer, Poitiers, berichtet; der Beitrag über ihn hat den bezeichnenden Titel “Fossoyeur”, also Totengräber … für diese neuen Gemeindeformen. In diesen Tagen tritt eine Synode in Poitiers zusammen, dort treffen sich die Katholiken, die dem Erzbischof treu ergeben sind (“identitaires”, wie die “Trombinoscope” S. 320 berichtet. Sie sollen die Laien ablösen, die noch für das Laien-Gemeinde-Modell eintreten, schreiben die Autoren der “Trombinoscope” (= “Jahrbuch”)…Wir empfehlen allen Interessierten dieses in unserer Sicht einmalige Buch über den realen Zustand der französischen Hierarchie. Und bitten alle, die enthusiastisch einst die unten notierten Zeilen gelesen haben, und das sind auch in Deutschland viele, mit ihrer (üblichen) Frustration fertig zu werden. Im Reformationsgedenken 2017 gilt das Motto: Der Klerus beherrscht die römische Kirche … nach wie vor. Insofern bleibt Luther aktuell…

Ergänzung im November 2016: Die Gemeinden in Frankreich sterben aus, weil der Klerus ausstirbt. So einfach ist das. Und so schlimm, wenn man an den Tod der Kommunikation dadurch in den Dörfern und den möglichen Verlust an Spiritualität denkt. Über jüngste (2016) Entwicklungen, zum Thema, im Bistum Tulle (Corrèze) klicken Sie hier.

Der publizierte Text von 2009:

Die Vergangenheit wirkt so beruhigend, weil sie tot ist.« Albert Rouet, Erzbischof von Poitiers im Westen Frankreichs, liebt klare Worte, wenn er von der »Pfarrgemeinde« als Organisationsform kirchlichen Lebens spricht: Sie ist für ihn überholt. »Bei der Pfarrei ging es seit Jahrhunderten um Macht: Die Priester bestimmten alles. Jetzt sind sie noch mehr überlastet. Ständig müssen sie Messen feiern. Eine grundlegende Erneuerung ist so nicht möglich.« Weiterlesen ⇘