Arm an Mitgliedern, reich an Immobilien: Die Kirchen, nicht nur in Berlin…

Die Finanzspekulationen der Kirchen heute: Immer noch ein Tabuthema.

Ein Hinweis von Christian Modehn am 7.8.2024

Ergänzung am 24.8.2024: Eine wissenschaftliche Studie zeigt: 2,3 Prozent der Agrarfläche in Deutschland sind Eigentum der Kirchen, sie können durchaus Großgrundbesitzer genannt werden. LINK

Was die Kirchen in Deutschland an Immobilien und Boden als Eigentum haben, darüber wird jetzt intensiver geforscht. Das Thema ist wichtig, wenn man umfassend den tiefgreifenden religiösen Wandel in Deutschland, etwa auch in Berlin, verstehen will. Wir konzentrieren uns bei der Darstellung der Fakten und Beispiele vor allem auf die katholische Kirche besonders in der deutschen Hauptstadt.

1.
In Berlin lebten 2023 – laut Information des Erzbischöflichen Ordinariates vom 24.6.2024 – 275.399 Katholiken; 31.000 weniger als im Jahr 2020. An der Sonntags-Messe nahmen in Berlin 2023 noch 27.814 Personen teil. Die „Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz“ (EKBO) hatte Ende 2022 in der Hauptstadt 486.899 Mitglieder. Die Teilnahme am Gottesdienst wird – deutschlandweit – durchschnittlich mit etwa 3 Prozent angegeben, in manchen Bezirken Berlins werden es nach meinen Beobachtungen Gottesdienstteilnehmer  sehr viel weniger sein (wenn man von den überfüllten Gottesdienst an Heiligabend absieht).LINK

Jeder fünfte Berliner ist also Mitglied der beiden, einst groß genannten Kirchen. Berlin – ein christliche Stadt? War Berlin etwa früher, in der Weimarer Republik und danach, christlich? Sicher auch nicht, selbst wenn sich viel mehr Leute zu den Gottesdiensten in die großen Kirchen setzten.

2.
Das ist allgemein bekannt: Die Kirchen sind heute – nicht nur in Berlin, sondern in vielen Bundesländern – Organisationen von Minderheiten.
Die Kirchen sind, gegenüber früher, arm an Mitgliedern und TeilnehmerInnen an den Sonntagsgottesdiensten, reich aber an Immobilien und Eigentum an Boden und Gebäuden.

3.
Darüber versuchen jetzt einige Soziologen intensiver zu forschen, um Details zum Kircheneigentum freizulegen. Der TAGESSPIEGEL hat in seinem BERLIN -Teil am 2. August 2024 auf den Seiten B6 und B7 einige Erkenntnisse mitgeteilt, AutorInnen des Berichtes sind Katja Demirci und Nina Dreher. Sie weisen darauf hin, dass sich die entsprechenden Kirchen – Verwaltungen bei genaueren Nachfragen zum Thema sehr bedeckt halten und nicht allzu Konkretes in ihren Statements der Öffentlichkeit mitteilen wollen. Das Verhalten ist also nicht gerade kooperativ, Fachleute und Journalisten, die Fakten freilegen wollen, sind nicht besonders willkommen. Die Autorinnen fühlten sich in zutiefst bürokratische Verhältnisse versetzt, sie schreiben: „Antworten auf die Frage Baut die Kirche sozialen Wohnraum? – da wird bei beiden Kirchen(Behörden) auf einzelne Pfarreien verwiesen, die dann aber wiederum nicht frei sprechen kann, dürfen oder wollen“. Die AutorInnen schreiben weiter: „Jedes offizielle Statement wird intern intensiv abgesprochen, teilweise wochenlang“ (Seite B7 des „Tagesspiegel“ vom 2. 8.2024.

Die AutorInnen des Beitrags wissen natürlich, dass bei ständig sinkenden Mitgliederzahlen und damit auch wohl sinkenden Kirchensteuereinnahmen dieses Immobilien – und Boden – Eigentum den Kirchen als eine gute Vorsorge gilt für spätere, finanziell schlimmere Zeiten. Die dann noch verbliebenen Pfarrer und Prälaten müssen z.B. ihre beträchtlichen Gehälter noch weiter beziehen.
Andererseits wagen die AutorInnen am Ende die entscheidende sozialethische Frage angesichts Wohnungsnot, des Mangels an Mietswohnungen: „Wird auf den Berliner Kirchengrundstücken bezahlbarer Wohnraum gebaut? Oder wird der Profit im Vordergrund stehen?“ Mit dem Wort: „Die Hoffnung stirbt zuletzt“, d.h. die Hoffnung auf ein sozialethisches Verkaufen der kirchlichen Eigentümer stirbt zuletzt. Nicht gerade ermunternd diese Worte, sie legen nahe: Die Kirche klammert sich wie jede andere Organisation in der kapitalistischen Welt ans Eigentum. Eigentum ist heilig, heißt es ja in der klassischen kirchlichen (und kapitalistischen) Ethik. Immerhin werden vielleicht einige Theologen außerhalb Berlins das Thema hoffentlich weiter vorantreiben, wie etwa der katholische Sozialethiker Prof. Martin Schneider in Eichstätt. Er plädiert sogar ausdrücklich „für eine innerkirchliche Bewegung, die sich der Immobilienfrage annimmt“ (Tagesspiegel, 2.8.2024, Seite B6)

4.
Einige Fakten:
„In Berlin lässt sich der kirchliche Bodenbesitz aus Liegenschaftsplänen berechnen: 1206 Hektar. Das sind 1,3 Prozent der Stadtfläche oder 3,4 mal so viel wie das Tempelhofer Feld,“ berichtet der „Tagesspiegel“. Den größten Teil dieser Liegenschaften machen landeskirchlich – evangelische und römisch katholische Grundstücke aus, heißt es dort. Und weiter: „Elf Prozent aller Kirchenflächen sind für Wohnhäuser vorgesehen – fast dreimal so viel Fläche wie der rund 50 Hektar große Park Hasenheide in Neukölln.“ Und dann: „Diese 139 Hektar Wohnbauflächen der Kirchen wären laut aktuellen Bodenrichtwerten rund 1,4 Milliarden Euro wert, wie aus den Berechnungen des Tagesspiegel Innovation Labs hervorgeht. Dafür haben wir die Berliner Bodenrichtwerte für Wohnraum ausgewertet. Besonders viele Flächen gibt es ausgerechnet in den von Wohnungsnot und Mietsteigerungen besonders betroffenen Bezirke: In Friedrichshain-Kreuzberg besitzt die Kirche mit 2,9 Prozent der Gesamtfläche anteilig am meisten Boden, in Mitte am zweitmeisten“, so die „Tagesspiegel“ – AutorInnen auf Seite B 6.
Wir ziehen eine Art Bilanz des ingesamt höchst anregenden Beitrags: „Aus den beiden großen Kirchen ist bezüglich am Gemeinwohl orientierter Planungen nichts Konkretes herauszubekommen. Protestantische wie katholische Verantwortliche für dieses Thema bleiben, so wörtlich, „vage“, sie „verweisen auf den langwierigen Prozess“ (B 7). Jedenfalls gibt es in den Kirchen eine weitgehende Tabuisierung des Themas Immobilienbesitz der Kirchen“ (B7). Und auch ein echter Skandal wird im Tagesspiegel mitgeteilt: Es geht bei der katholischen Kirche wirklich eher um materiellen Profit: Beispiel: Das bistumseigene Wohnprojekt „Petruswerk“ mit seinen 2.300 Wohnungen ging Anfang der 2000 Jahre „in den Besitz des Investors Douglas Fernando (Unternehmen: Avila Management & Consulting GmbH in Potsdam) über“. Und dann diese Information: Der Unternehmer Fernando vermietet sein neues Wohnprojekt in Neukölln „mindestens zehn Euro über dem Mietspiegel für vergleichbare Wohnungen“ (B 7, letzte Spalte). Und das ist ein weiterer Skandal: „Obwohl es damals in der katholischen Kirche Berlins offenbar Zweifel gab – woher kamen Fernandos Millionen ? – verkaufte das Erzbistum an den unbekannten Unternehmer Fernando“ (B 7).
Zum Unternehmer Douglas Fernando (er stammt aus Sri Lanka und ist Dr. theol. In katholischer Theologie, berichtet DIE WELT LINK
Diese Zeitung berichtet weiter: „Die Millionen für den Kauf (der Wohnungen des Petruswerkes) kamen von einer katholischen Hausbank in Essen. Eigentümer wurde die Firma Avila Management & Consulting GmbH, die neben Douglas Fernando zu je einem Drittel den Orden der unbeschuhten österreichischen und deutschen Karmeliter in Linz und München gehört“. Auch in Österreich ist Fernando aktiv, im Verbund mit den armen „Unbeschuhten Karmeliten“: LINK
Zur Karmel-Missionsstiftung: LINK

5.
Zu Gesamt-Deutschland:
„Neben den Kirchenbauten besitzen evangelische und katholische Kirche laut eines zwei jähre alten gemeinsamen Positionspapiers deutschlandweit 142.500 Gebäude!“ Der Religionsphilosophische Salon hat vor Jahren schon zu einem noch schwierigeren Thema recherchiert: 2015 wurde mein Beitrag in PUBLIK FORUM veröffentlicht: LINK :https://religionsphilosophischer-salon.de/6355_ordentliche-orden-neue-sehr-konservative-ordensgemeinschaften-im-katholizismus_religionskritik

Es geht um das absolute Tabuthema Eigentumsverhältnisse der sich arm nennenden katholischen Ordensgemeinschaften, von Frauen und Männern. Diese Orden betteln ja förmlich unter ihren Wohltätern um Geld, oft mit viel Erfolg, sie verschweigen aber, wie hoch ihre Gewinne sind aus dem Verkauf ihrer leerstehenden Klöster. Nur ein Beispiel: Wie viele tausend Euro hat etwa der Augustinerorden erhalten für den Verkauf seiner sehr schönen Klosteranlage im badischen Schloss Messelhausen im Jahr 2013? Das wird natürlich nicht verraten. (Quelle: LINK UND: LINK
Man soll wohl glauben, dass der Gewinn durch Verkauf nur für die Pflege der vielen alten und uralten Mönche und Nonnen verwendet wird? Die sterbenden Orden sorgen sich also nur um ihre Sterbenden? Die Orden mauern noch stärker, absolut möchte man sagen, wenn man es nur wagt, nach der Finanzlage einer Ordensprovinz etwa zu fragen.
Weitere Beispiele anstelle für viele andere: In Italien erlebt man etwa, dass Teile von bestens gelegenen Klöstern,. Jetzt mindestens halbleer wegen „Nachwuchsmangel“ in Luxus – Hotels umgebaut werden, so etwa das große Kloster-Hotel „Residenz Paolo VI“ des Augustinerordens unmittelbar in der Nähe der St. Peter Kathedrale, LINK
Erwähnt werden sollte auch das Luxus – Hotel, das die Augustiner von Prag in einem Teil ihres Klosters einrichteten. LINK

Lediglich von den Eigentumsverhältnissen einiger großer Abteien in Österreich waren damals für mich einige ganz kleine Informationen erreichbar, kurz beschrieben in dem PUBLIK – Forum Artikel aus dem Jahr 2015!

6.
Das ist klar: Die ohnehin schon reichen Kirchen und Klöster wollen mit dem Verkauf ihrer leerstehenden Häuser, Kirchen und Klöster noch mehr Geld für sich selbst ansammeln, wie viel und warum darf niemand wissen. Über die riesigen Eigentumsverhältnisse (Wohnungen!) Des Vatikans in ganz Rom, ist oft geschrieben worden, aber Genaues weiß man bis heute nicht aufgrund der absoluten Verschwiegenheit der Päpste und Prälaten. Immerhin haben sie irgendwie Armut als Ideal, aber diese gilt nur theoretisch, man denke an die Luxuswohnungen der Kardinäle im Vatikan.

7.
Als Berliner will ich doch noch an einige Verkäufe und Abrisse katholischer Gemäuer erinnern:
Die schöne Kirche St. Raphael in Gatow an der Havel wurde unter der Herrschaft von Kardinal Sterzinsky 2005 profaniert, danach vom neuen Eigentümer abgerissen. Wer seitdem als Katholik in dem seit Jahren schon expandierenden Gatow noch an einer Messe teilnehmen will, muss etliche Kilometer bis nach Kladow oder Spandau fahren, laufen, radeln. Für alte fromme Menschen äußerst „angenehm“. Seelsorge sieht anders aus.

Auch das Exerzitien- und Meditationshaus „Maria Frieden“ in Kladow, Lüdickeweg 5, wurde unter der Herrschaft von Kardinal Sterzinsky verkauft, viele Jahre lagen aufgrund eigener Beobachtungen Haus und Grundstück brach. Und es gibt noch einige spirituelle Menschen, die empfinden es als Schande, wie eine Kirche, die Seelsorge angeblich so wichtig nimmt, ausgerechnet dieses wunderbar an der Havel gelegene Meditationshaus verscherbeln konnte. Hätte nicht eine Gehaltskürzung der Prälaten und Pfarrer auf Dauer denselben Effekt gebracht? Aber daran denken diese Herren nicht.
Die Kirche „St. Albertus Magnus“ in Berlin wurde 2021 geschlossen und mit ihr gleich die ganze Gemeinde.., Sollen die Katholiken doch sehen, wo sie in weiter Entfernung noch Treffpunkte haben oder Gottesdienste feiern. An Alternativen wurde offenbar gar nicht erst gedacht, um wenigstens das Gemeindehaus als Treffpunkt zu erhalten, einige Laien hätten sich wohl gefunden, dieses Zentrum zu leiten…

8.
Man beachte: Alle Kirchenschließungen und Kirchenverkäufe oder Klosterverkäufe im katholischen Raum sind immer auch begründet durch den stetig zunehmenden Mangel an Priestern. Nur wenn diese Kleriker vorhanden sind, kann eine katholische Gemeinde – nach dem Kirchenrecht – überhaupt bestehen. Das war ja einst das Verbot der Basisgemeinden in Lateinamerika: Laien dürfen keine Eucharistie feiern, angeblich hat das Prophet Jesus so gewollt, behauptet der allmächtige Klerus allen ernstes bis heute. Wer wagt es, dies verrückte Theologie einen Wahn zu nennen? Luther ist lange tot….Jedenfalls: Nur der Priester darf und kann das angeblich wichtigste in der katholischen Glaubenslehre, nämlich die Eucharistie, feiern. Ist kein Priester da, fehlt der noch so kompetenten Laiengemeinde nach päpstlichem Verständnis eigentlich alles. Darum werden Priester aus aller Welt, aus Indien, Afrika, Philippinen etc. nach Deutschland als Gastarbeiter geholt, um die Lücken im vergreisten klerikalen Betrieb Deutschland (oder Frankreichs usw.) etwas zu füllen. Wie lange dieses misslingende Lückenstopfen geht, ist fraglich: Bald werden auch junge Inder und Philippinen merken, dass der Zölibat doch nicht so menschenfreundlich/männerfreundlich ist…

9.
Zurück nach Berlin: Heute hat die katholische Kirche in Berlin seltsamerweise „Man hat ja keine Geld“, heißt es, doch viele Millionen Euro zur Verfügung, um die St. Hedwigs-Kathedrale in Berlin – Mitte umzubauen, natürlich der Staat hilft kräftig, wir haben ja die offiziell geltende (Nicht-) Trennung von Kirche und Staat. Dieser riesige Umbau wurde von kompetenten Kritikern als sinnloser Eingriff natürlich vergeblich kritisiert, zudem wurde so eine beachtlich schöne Architektur zerstört. Nun steht nach der Renovierung der Altar “ENDLICH“ in der Mitte, weil eben der Priester, der Bischof zumal, nach katholischen Verständnis absolut in die Mitte gehört. Auf ihn sollen sich alle Blicke richten, auf ihn muss man in allem Glanz der Gewänder und Mitren etc., sehen und hören… Zu den Kosten des Umbaus berichtet das „Dom-Radio – Köln: „Weiterhin geht die Diözese von Gesamtkosten für die Sanierung der Kathedrale von rund 60 Millionen Euro aus.“ Zudem wird auch das benachbarte Bernhard Lichtenberg-Haus – wohl auch als Residenz der Herren Bischöfe – für etliche Millionen umgebaut.“  LINK

10.
Repräsentanz in der Mitte Berlins nahe der Oper und der Ministerien ist für Katholiken ganz wichtig. Auch wenn dieses Kirchen – Gebäude, von Friedrich II. einst entworfen, nur noch eine winziger werdende Minderheit beglückt.
Eine katholische Kirche ist nach offizieller Auffassung ein heiliger Tempel, ein „Gotteshaus“: Wer solche Gebäude schafft und restauriert, tut etwas für explizit religiöse Gefühle wahrscheinlich, aber nicht für die Kommunikation der unterschiedlichen Menschen im Sinne der Menschlichkeit Jesu von Nazareth.

11.
Also: Glanz und Gloria werden geschaffen als Illusion: Demnächst wird auch der neu gebaute „authentische“ Turm der evangelischen Garnison-Kirche in Potsdam eröffnet, am 22. August 2024 soll dies geschehen, der Ort des Hitler – Nazi-„Tages von Potsdam“ (21.3.1933) ist also fast original wieder da. So wie ja auch das Schloß der Preußen-Könige, dieser Kolonialherren und Kriegsherren, wieder fast original nachgebaut wurde…“Schöne“ veraltete Welt „Unter den Linden“…

12.
Die Einweihung des Turms der Garnisonkirche: Das überflüssige und hoch umstrittene, öffentlich bekämpfte Projekt wird u.a. von dem evangelischen Ex- Bischof Wolfgang Huber immer unterstützt. Die Initiative für den Wiederaufbau der Kirche ging nach dem Mauerfall von EX Bundeswehroffizier Max Klaar aus, einem Rechtsradikalen, wie die TAZ am 7..8.2024 Seite 2 schreibt. Auch die CDU Frau Gründers hatte sich für das Projekt stark gemacht. Die dort bald stattfinden sollende Friedensarbeit hätte die Kirche an jedem anderen bereits bestehenden Ort gestalten können, diese offizielle Begründung für den Sinn dieses Turms ist eine Farce. Dieses ganze Gerde ist „Versöhnungsrhetorik“ wie der Architekt Philipp Oswalt schon in PUBLIK Forum ausführlich darlegte. „Das Geld, das der Rechtsextremist Klaar für die Garnisonkirche gesammelt hatte, ist über Umwege doch in den Bau des Turms geflossen“, so Oswalt in TAZ, 7.8.2024 Seite 2. Und zu allem: Präsident Steinmeier hat die Schirmherrschaft für dieses verrückte Projekt übernommen….Der Geist soll sich noch rückwärts wenden, ist das die Botschaft dieses Garnison – Kirchen – Turmes???

13.
Dieser Neubau des Turms der Garnisonkirche passt aber sicher sehr „gut“ zu den hohen Wahlergebnissen der rechtsextremen Partei AFD bei den Wahlen in Brandenburg, Sachen und Thüringen wenige Wochen später, im September 2024. Man darf gespannt sein, wie es bei der Eröffnung des Turms der Garnisonkirche gelingt, begeisterte Rechtsextreme in freudigen Wut vom Gebäude fernzuhalten.

14.

Das ist zynisch: Vielleicht gibt es bald wieder einen neuen Tag von Potsdam, etwa mit dem rechtsextremen Herrn Höcke?
Dagegen müsste die Kirche alles tun, und nicht Türme eines widerlichen Nazi-Ortes wieder aufbauen! Gleichzeitig scheinen die Kirchen entschlossen zu sein, AFD – Mitglieder aus kirchlicher Verantwortung (Pfarramt, Gemeindekirchenrat etc.) auszuschließen. Aber das ist wohl nur Symbol – Politik! So kann man öffentlich gut demokratisch dastehen…und gleichzeitig sagen, wie die katholische Kirche ganz offiziell und lautstark: Die Kirche selbst sei selbstverständlich keine Demokratie! Warum? Weil der liebe Gott keine demokratische Kirche will, behaupten die Kleriker, denen eine demokratische Kirche gefährlich werden könnte. Siehe “Synodaler Weg” in Deutschland…

Copyright: Christian Modehn, Religionsphilosophischer Salon Berlin

 

Das “letzte Abendmahl” der Olymischen Spiele und die klerikale Ideologie

Ein Hinweis von Christian Modehn am 4.8.2024

Ergänzung am 5.8.24: Am Sonntag, 4. August, fand vor der Kathedrale Notre Dame de Paris ein interreligiöses Treffen statt, auf Wunsch von Thomas Bach (!), dem Präsidenten des Olympischen Komitees (CIO). Von der Kritik an der Darstellung eines “letzten Abendmahles” zur Eröffnung der Spiele war direkt keine Rede mehr. Man war sich interreligiös einig, wie Thomas Bach sagte: “Sport kann die letzten Fragen der Menschheit nicht beantworten, das kann nur die Religion”. (LINK)

Ergänzung am 6.8.24: Dass es noch vernünftige Theologen in der katholischen Kirche gibt, zeigt ein Kommentar des Benediktinerpaters Martin Werlen (Schweiz) zum Abendmahl bei der Eröffnung der Olympischen Spiele in Paris; dieser Kommentar wurde sogar im Vatikan veröffentlicht: LINK

1.
Die Frage ist dringend: Wie dumm und begrenzt sind eigentlich katholische Oberhirten im Jahr 2024? Haben sie keine anderen Sorgen? Denn jetzt verteidigen immer mehr geistliche Herren, auch Kardinäle, inbrünstig das Gemälde „Das Abendmahl“ von Leonardo da Vinci. Aber dies ist der intellektuelle Skandal: Sie verteidigen dieses Gemälde aus dem 15. Jahrhundert, als sei es DER absolut gültige Ausdruck des letzten Abendmahls Jesu und seiner Jünger. Welch ein Wahn. Eines von vielen Kunstwerken zum Abendmahl zur theologischen Norm zu erklären! Und als DEN Ausdruck der katholischen Eucharistiefeier zu deuten.
Zur Erinnerung: Bei seinem letzten Abendmal feierte Jesus von Nazareth, so die Erzählung, mit seinen 12 Jüngern kurz vor seinem Prozess und der folgenden Hinrichtung noch einmal ein ordentliches Abendessen, selbstverständlich mit Wein…

2.
Die Herren der Kirche fühlen sich also beleidigt und zutiefst empört: Bei der Eröffnungszeremonie der Olympischen Spiele in Paris 2024 seien ganz üble, gotteslästerliche Assoziationen geweckt worden, Erinnerungen an da Vincis Gemälde „Letztes Abenmahl“. Denn die Feiernden in Paris waren Schwule und Lesben. Queers, an einem Tisch vereint zu sehen, wie sie da ordentlich bzw., je nach Wertesytem, „unordentlich“ feierten, tanzten und tranken. Eine nur ferne Assoziation an da Vinci…

3.
Das Problem der geistlichen Herren: Was soll denn da der liebe Gott bloß denken, und vor allem der himmlische Jesus, wenn nun in Paris das da Vinci Gemälde verunreinigt und dadurch (!) die Erinnerung an Jesu Abendmahl beschmutzt wird … auch noch durch diese  “üblen” Queeren – Menschen? Die Eucharistiefeier kann nur mit einem Priester und frommen Leuten dargestellt werden…”aber doch nicht mit diesen zum Teil halbnackten Gestalten”…

Man erinnere sich: Papst Franziskus hatte erst kürzlich gefordert: “Die Olympischen Spiele sollten Frieden vermitteln, nicht Hass”. Nun aber wird Unfrieden gestiftet durch die Intoleranz klerikaler und fundamentalistischen Kreise, sie können die Freiheit der Kunst nicht ertragen und zeigen letztlich ihre Ablehung queeren Lebens.

4.
Einen freien, lockeren und deswegen künstlerisch immer freizügigen Umgang mit dem Gemälde halten die Herren der Kirche in ihrer Ideologie für Blasphemie, für Gotteslästerung.

5.
Lassen wir diese wirre Interpretation, sie ist lächerlich, weil die Herren der Kirche den  Denkfehler begehen und ein Gemälde ALS Ausdruck ihres dogmatischen Glaubens verstehen. Leonardo da Vinci wird sich freuen über so viele  „Ehre“.

6.
Das Abendmahl Jesu war sicher noch einmal ganz anders als das „Abendmahl da Vincis, denn damals haben, kulturell üblich, die Beteiligten zu Tische gelegen, nicht brav am Tisch gesessen. Die Kirche St. Petri in Seehausen, Altmark, zeigt ein solches ungewöhnliches, authentisches Wand – Gemälde, eine noch zu besprechende Rarität.

7.
Man erinnere sich: Schon einmal – wie so oft vorher – regten sich die Kirchenleute maßlos auf und die mit ihnen verbundenen reaktionären Politiker der Weimarer Republik, weil der Künstler George Grosz es wagte: Jesus am Kreuz mit einer Gasmaske angetan zu zeigen.

8.
Die Herren der römischen Kirche sollten sich, ehrlich gesagt, schämen, dass sie nun, nach diesem ihrem Blödsinn, heftige Unterstützung  von rechtsextremen Politikern (Marine le Pen) und sogar von Putins klerikalem Kriegstreiber Patriarch Kyrill I .in Moskau erhalten. (Fußnote 1) Auch der fundamentalistische Präsident Erdogan hat sich eingeschaltet und nach bekannter Sicht behauptet: Durch diese Darstellung des letzten Abendmahls sei die menschliche Würde in den Schmutz gezogen worden. Dass die sehr vielen Diktaturen weltweit die Würde der Menschen  de facto, politisch, in den Schmutz ziehen, wäre das große Thema der Kirche. Aber nein, sie sorgt sich, verblendet, um eine queere Interpretation des Gemäldes da Vincis.

9.
Der Vatikan und die römische Kirche befinden sich im weltweit großen Club der Reaktionären, der Kunst – und Freiheitsverächter. Wollen sie in dieser Position es wagen, das Evangelium des Propheten und Weisheitslehrers Jesus von Nazareth zu verkünden?

Fußnote 1: “Die russisch-orthodoxe Kirche und das Außenministerium in Moskau äußerten sich entsetzt über die Eröffnungsfeier, weil bei einer Darstellung des letzten Abendmahls die Apostel von „Transvestiten“ verkörpert worden seien. „Ein kulturell-historischer Selbstmord geht in einer der einst christlichen Hauptstädte der europäischen Zivilisation vor sich“, sagte der Geistliche Wachtang Kipschidse, der im Moskauer Patriarchat der russisch-orthodoxen Kirche für Kontakte zur Gesellschaft und zu den Medien zuständig ist.” (Quelle: Welt, 27.7.2024, LINK

PS: Wer all das hier Dokumentierte nicht glaubt, lese etwa: LINK
Und LINK.

Und am 5.8.2024 die Päpstliche Kritik am “letzten Abendmahl” in Paris: LINK

10.

Die Katholische Kirche mit ihrem exzessiven Bilder – Kult hatte trotzdem immer schon Probleme, wenn Künstler etwa  – noch recht anständig – halbnackte Jesus Christus Bilder malten. Auf Kreuzesdarstellungen erscheint Jesus sehr oft fast ganz nackt, über die homoerotisch gestylte Figur des heiligen Sebastian ist viel geschrieben worden. Und die hübschen Sebastians – Darstellungen fehlen fast in keiner Kirche in Südeuropa. Hanno Rauterberg, Redakteur in der Wochenzeitung DIE ZEIT schreibt dort am 15.2.2024, Seite 45: “Bei vielen Künstlern wird der Penis Jesu zwar verhüllt, doch notdürftig nur, denn kunstvolle Falten im Lendentuch lenken den Blick erst recht auf die mächtige Beule. Das Leben nach dem Tode – vitaler denn je”.

11.

Angesichts der so oft halbwegs tolerierten Nackheit der größten Gestalten des Christentums fragt man sich, was sollte eigentlich die Aufregung in Paris im Juli 2024 bedeuten über “Das letzte Abendmahl”, gefeiert von Queers? Die Antwort kann nur sein: Eigentlich mag die katholische Kirche offiziell die queeren Menschen ganz und gar NICHT, trotz vieler hübscher Sprüche des angeblich progressioven Papstes Franziskus. Die queeren Menschen sollen brav sein, sich etwa in einem Nebenraum der Kirchen diskret in ihrer Partnerschaft (natürlich NICHT Ehe!) segnen lassen und dann bitte wieder diskret im Untergrund oder Hintergrund verschwinden.

12.

Es reicht also, wenn die noch verbliebene katholische Öffentlichkeit mit weiblich gekleideten, in bunte Gewänder gehüllten Talar-Trägern konfrontiert wird oder den süßlich lächelnden Seminaristen, die selbst verständlich alle gar nicht Tunten sind. Nein, Respekt und Gleichberehctigung gibt es in dieser Kirche faktisch nicht.

Und von der Freiheit der Kunst und der Künstler hat diese Kirche in den allermeisten Fällen  keine Ahnung. Darüber haben schon die wenigen Kunst-gebildeten katholischen Theologen Jahre lang gesprochen. Ihre kreative, aufklärerische Arbeit ist wohl gescheitert…

Copyright: Christian Modehn, Religionsphilosophiischer Salon Berlin.

Jacques Bouveresse, französischer Philosoph, Literaturkenner und Kirchenkritiker

Ein Hinweis von Christian Modehn am 23. Juli 2024.

1.
In Deutschland ist der französische Philosoph Jacques Bouveresse ( 20.8.1940 – 9.5.2021) in weiten Kreisen nahezu unbekannt. In Frankreich gilt er als wichtiger Denker mit einem „Oeuvre philosophique majeure“, wie man dort sagt.
Kaum zu verstehen, dass seine großen Werke nicht ins Deutsche übersetzt wurden.
Jacques Bouveresse, stammt aus einer katholischen Familien im Département Doubs – an der Grenze zur Schweiz gelegen – , er ist auch mit theologischen Themen durchaus vertraut.

Jacques Bouveresse war ein außergewöhnlicher Mensch, nicht nur wegen seiner Sprachbegabung (er hatte z.B. einen akademischen Abschluss in Deutsch). Vor allem: Er hat – nicht nur aus Bescheidenheit, sondern um jegliche Abhängigkeiten zu vermeiden – offizielle „Dekorationen“, wie er sagte, also Orden und (staatliche) Auszeichnungen zurückgewiesen. Selbst die Ernennung zum “Chevalier de la Legion honneur“ lehnte er ab, jeglicher Konformismus war ihm zuwider, allerdings wurde ihm von der ökonomischen Hochschule HEC in Paris der Titel Dr. h.c. verliehen, 2019 empfing er den „Grand Prix de Philosophie“ von der „Académie Francaise“ für die Gesamtheit seines Werkes.

2.
Warum sollten wir uns für Bouveresse interessieren?
Er hat die Grenzen des philosophischen „Betriebes“ gesehen und sich Impulse der Erneuerung und dafür notwendige Ressourcen erhofft … auch von der Literatur. Er suchte Philosophie also auch dort, wo „man“ sie üblicherweise nicht vermutet. Vor allem mit dem österreichischen Schriftsteller Robert Musil und auch mit dem Autor Karl Kraus hat er sich intensiv befasst. Wichtig für Bouveresse ist vor allem der umfangreiche Roman „Der Mann ohne Eigenschaften“. Bouveresse läßt sich von der Literatur anregen, die eigene Philosophie zu gestalten. Diese Erfahrung gilt es festzuhalten, wenn man sich vorstellen will, was Philosophieren und Philosophie heute sein sollte und sein könnte: Als kritisches Interessiertsein an allen Äußerungen, „Objektivierungen“ (Hegel), des Geistes.

3.
Bouveresse ist ein Rationalist, und er nennt sich so und ist stolz darauf und kämpft gegen alles Obskure in der Gesellschaft, gegen fundamentalistische Religionen und Kirchen (etwa in den USA) und gegen die postmodern sich nennenden Philosophen, die seiner Meinung nach die Beliebigkeit des totalen Relativismus pflegen und das „alles geht und alles ist möglich“ propagieren. Der Philosoph Jean -Matthias Fleury nennt Bouveresse einen „kritischen Historiker der Philosophie“: Er war also kritisch gegenüber der Postmoderne und modischen Tendenzen französischer Philosophen, Bernard-Henri Lévy oder Jean Marie Benoit warf er wissenschaftlichen und intellektuellen „Betrug“ vor. „Bouveresse war ein Polemiker und er war sehr bemüht, ein Minimum an praktischen philosophischen Regeln auszudrücken. Er hat Partei ergriffen für einen militanten Rationalismus, kritisierte gelegentlich heftig den Nihilismus à la Nietzsche. Und der schien ihm für eine ganze weite Fläche der französischen Philosophie der 1960- 1970ger Jahre charakteristisch zu sein, etwa in den gestalten Derrida, Lyotard und Foucault“ (siehe Fußnote 2).
Mindestens 50 philosophische Studien hat Jacques Bouveresse veröffentlicht; er war viele Jahre Professor an der Sorbonne und Mitglied des Collège de France, immer interessiert an dem weiten Umfeld der „analytischen Philosophie“ . Seine Doktorarbeit verfasste er 1975 über Ludwig Wittgenstein, damals in Frankreich noch relativ unbekannt. Regelmäßig veröffentlichte er Beiträge in der Monatszeitschrift „Le Monde diplomatique“. Und: „Bouveresse plante die philosophischen Übungen als eine Kunst der Lektüre und des Dialogs und als eine ständige Konfrontation mit dem Gedanken des anderen“, so Florence Vatan (im Vorwort zu Bouveresses Buch „La Passion et l exactitude“, 2024, S. 21., siehe Fußnote 1).

4.
Bouveresse war in seiner Entschiedenheit für möglichst umfassende Klarheit, für die konsequente Suche nach Gründen und Begründungen, der Verpflichtung der Wahrheit zu dienen sozusagen als Mensch bescheiden in seinem Auftreten und Argumentieren, die Ironie schätzend, mit einer Vorliebe für Philosophen, die bisher (in Frankreich) eher wenig Beachtung fanden, vor allem Wittgenstein und die „Wiener Schule“ .
Vor allem war er immer religionskritisch orientiert, gegen alle Irrationale, Frömmelnde, Mystizistische… Für religionsphilosophische Fragen ist besonders wichtig sein Werk „Peut-on ne pas croire? Sur la vérité, la croyance und la foi“, Marseille, 2007, 286 Seiten. Als Einführung in sein Denken empfiehlt sich Bouveresse, „Le Philosophie et le réell. Entretiens avec J.J. Rosat“, Hachette, Paris, 1998.

5.
Warum also ist ein Hinweis auf Bouveresse wichtig, wenn man den Zustand der Religionen vor allem in Europa und den USA kritisch untersucht?
Der zweifelsfreie Ausgangspunkt ist: Trotz aller Säkularisierung in Europa und Amerika gibt es ein deutliches Comeback eher fundamentalistischer Kirchen. Sie betonen übereinstimmend: Der Zusammenhalt ihrer Gesellschaften und ihrer Staaten könne nur durch die praktizierte (fundamentalistische) Religion garantiert werden. Es gebe also diesen Propagandisten zufolge eine Art praktische und auch politische Notwendigkeit, zur alten Religion und den überkommeneren Konfessionen zurückzukehren…

6.
An diesem Punkt der Analyse setzt Bouveresse in einem auf Deutsch publizierten Beitrag für „Le Monde diplomatique“ vom 13.5.2007 an. Der Aufsatz hat den Titel „Annäherung an die Funktion Gott“. Bouveresse bezieht sich dabei auf eine These des Philosophen und Autors Régis Debray: Er hatte behauptet, die „derzeitige Renaissance des Religiösen“ sei ein Beweis dafür, dass der religiöse Glaube überhaupt nicht zum Verschwinden zu bringen sei, auch nicht durch so genannte Ersatzreligionen. Bouveresse kritisiert zunächst, dass es nicht möglich ist, aus dem faktischen Vorhandensein z.B des Phänomens Kirche auf die Notwendigkeit ihres Fort – Bestehens zu schließen. Die Renaissance des Religiösen und auch das Wiedererstarken der alten Konfessionen sind also kein Bewies dafür, dass die klassischen Religionen und Konfessionen nun letztlich doch nicht gescheitert sind und Recht haben. Bouveresse schreibt: „Und selbst wenn die Gesellschaft der Rückkehr zu einem verloren gegangenen Glauben bedürfen sollte, welche Art von Glauben ist es dann genau, zu der sie angeblich zurückfinden muss? Sie einfach an das religiöse Bedürfnis der Gesellschaft zu erinnern, reicht jedenfalls anscheinend nicht, um sie diesen Glauben wiederfinden zu lassen.Noch einmal: Irgendeine Form des Glaubens als Faktum anzuerkennen ist nicht dasselbe wie die Unvermeidlichkeit des religiösen Glaubens zu behaupten, auch wenn Religionsphilosophen wie Debray diesen Unterschied gern herunterspielen.“

7.
Bouveresse deutet nur kurz und knapp an: Welche Religion kann in dieser zerstrittenen Welt und in der säkularen Gesellschaften noch Bestand haben, ohne dabei sinnlose Überlegenheitsansprüche gegen dem säkularen Staat zu betonen? Es kann sich dabei eigentlich nur um eine rational zugängliche Menschheitsreligion für alle Menschen handeln, eine Idee, die für Kant wichtig wurde in seiner Schrift „Die Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft“. Wenn Religionen und Kirchen heute eine Bedeutung haben können, dann so Bouveresse, wenn sie die republikanischen Werte, also die Menschenrechte, höher einschätzen, auch als Kriterium der eigenen Wahrheit als alle konfessionellen und religiösen Lehren und Weisungen. „Was genau brauchen wir eigentlich in religiöser Hinsicht? Könnte es nicht mehr oder weniger objektive Gründe geben, die eher für die eine als für die andere Glaubensentscheidung sprechen? Angenommen, man gesteht zu – was ohne Schwierigkeiten möglich sein sollte –, dass eine „Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft“ (ungefähr im Kant’schen Sinn) immer noch eine Religion wäre. Gäbe es dann nicht ernst zu nehmende (intellektuelle, moralische, politische usw.) Gründe, eine derartige Religion solchen vorzuziehen, die die fraglichen Grenzen überhaupt nicht kennen?“

8. Die alten Religionen, Konfessionen, führen nicht aus der Krise
Wichtig ist dem entsprechend die These Bouveresses:
Hütet euch vor der Wiederkehr der alten Religionen in dieser Zeit, in der angesichts der vielfachen Krisen erklärt und verkündet wird, die Säkularisierung sei vorbei und die Zeit der alten Religionen beginne wieder. Bouveresse schreibt: „Mit Sicherheit wäre es dagegen ein Trugschluss, auf künstliche Weise herkömmliche Religionen in die Institutionen, Verhaltensweisen und Praktiken wieder einführen zu wollen – in der Hoffnung, so den sozialen Zusammenhang herstellen oder festigen zu können.“ In der jetzigen Situation eines globalen gesellschaftlichen Umbruchs mit zahllosen Krisen helfen nur „Veränderung und Reorganisation“ der Gesellschaft weiter. Dabei können die alten Religionen und ihre Lehren gar nicht mehr hilfreich sein, weil ja auch sie zu der tiefgreifenden politischen, ökonomischen und kulturellen Krise geführt haben. Noch einmal: Die alten Religionen und Kirchen sind also Mit – Verursacher des gegenwärtigen heillos wirkenden Zustandes der Welt.
Das heißt: Die altgewordene Religionen und altgewordenen und veraltet erscheinenden Konfessionen haben im globalem gesellschaftlichen Wandel und Zusammenbruch keine inspirierende, hilfreicheKraft mehr.

9.
Bouveresse sieht im Fortbestehen und Überleben der alten Religionen und der alten Götter nur eine Form der „Amnesie“, der Vergesslichkeit und Gedächtnisstörung der Menschen, hofsichtlich der Kraft der Religionen von einst. Er schreibt: „Diese Form der Amnesie lässt nach dem bitteren Scheitern einer Neuerung (der Religion, CM), die eine Zeit lang vielversprechend schien, mit Vorliebe die guten alten, immer bequemeren und beruhigenderen Lösungen wieder aufleben – obwohl man eigentlich weiß, dass diese Versuche, gelinde gesagt, nicht sehr erfolgreich gewesen sind.“ Mit anderen Worten: Die Kirchenführer der alten, aber nachweisbar im politischen und ökonomischen Bereich wirkungslosen Kirchenwelten, machen sich falsche Hoffnungen für eine Zukunft ihrer Kirchen, gerade wenn sie nichts weiter tun, als das Alte und angeblich „Ewige“ und „göttlich Verordnete“ unbeirrt und stur fortzusetzen, siehe etwa die Haltung der katholischen Kirche zur Ordination von Frauen; die päpstliche Ablehnung von Demokratie in der katholischen Kirche usw.. Diese Haltung hat zum langsamen Verschwinden der Kirchen-Bindung und Kirchen-Gläubigkeit in Europa geführt. Siehe die hohen Austrittszahlen aus den Kirchen etwa in Deutschland, Österreich, Holland, Belgien, England, Spanien, der Schweiz usw. ChristenInnen verlassen die Kirchen, weil diese ihnen antiquiert, irrational, bürokratisch, fundamentalistisch, paternalistisch usw. erscheinen. Und es wohl auch erfahrungsmäßig und nachweislich sind.
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FUßNOTE 1:
„La Passion de l Exactitude“ mit dem Untertitel „Robert Musil et la philosophie“, erschienen im Verlag Hors d` Atteinte, Marseille, 2024, mit einem Vorwort von Florence Vatan. 123 Seiten, 17€. Der Text geht auf eine auf Deutsch gehaltenen Vorlesung Bouveresses in Wien im Oktober 2008 zurück.

FUßNote 2:
Cinquante ans de philosophie française.“ Band 4, von Bernard Sichère, Paris 1998, S. 72.
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Copyright: Christian Modehn, Religionsphilosophischer-salon.de

Abbé Pierre: Ein hochverehrter Priester, nun Missbrauchstäter.

Ein Hinweis von Christian Modehn am 12.9.2024

1.

Ich lösche meinen Beitrag vom 18.7.2024 bzw 2.8.2024 über Abbé Pierre als Missbrauchstäter.

2.

Mein Hinweis war von der Hoffnung geleitet, Abbé Pierre habe sich “bloß” “leichte” sexuelle Übergriffe erlaubt…Ich war zudem sehr bewegt  von seinem offenen und öffentlichen Bekenntnis: Er habe dem sexuellen Verlangen nachgegeben… Welcher “Missbrauchstäter” ist so offen und wahrhaftig? Siehe das Buch: Abbé Pierre, “Mein Gott, warum?” (DTV 2007), Seite 32f.

Am 25.1.2025 notiert:

Will man es genau wissen: Abbé Pierre ist als junger Mann von 17 Jahren, wie üblich damals (und bis ca 1970 üblich),in den Orden der Kapuziner eingetreten, der damals sehr strenge Orden hat diesen zweifellos – auch sexuell – unreifen jungen Mann sehr gern aufgenommen (unbedingt will jeder Orden “Nachwuchs”!), und über Sexualiät wurde selbstverständlich im Kloster wie in allen anderen Klöstern und Priesterseminaren nicht gesprochen. So begann der Leidensweg eines sexuell stark interessierten, aber auch fürs Ordensleben, Priestertum ebenso heftig interessierten sehr jungen Mannes. Mit anderen Worten. Es ist auch die klerikale Kirchenführung schuld am “Fall Abbé Perre”, es ist eine klerikale Clique, die nach wie vor sehr junge Männer zu einer angeblich zölibatären Lebensweise auffordert.

Damit wird die subjekive Schuld Abbé Pierres nicht geleugnet, aber sie wird deutlich eingebunden in das klerikale System der “Rekrutierung des Priester – Nachwuches”. Das heißt: Auch das Kirchensystem ist schuld am “Fall Abbé Pierre”. Abbé Pierre war offenbar nicht in der Lage, wie sonst alle zölibatär lebenden katholischen Ordensleute und Priester, sich mit der üblichen Onanie zu begnügen, als der Form von einsamer Sexualität, der sich sonst die meisten anderen katholischen Seminaristen und Priester usw. hingeben (müssen). Dabei sagt der Katechismus von 1993 deutlich: Onanie ist Sünde (§ 2352 dieses Katechismus). Das heißt: Die zölibatäre Lebensweise treibt aufgrund der Zölibatsgesetze die Priester in die Sünde, wenn sie denn noch die Weisungen des Katechismus überhaupt noch ernst nehmen. Dieses Thema wird auch unabhängig vom “Fall Abbé Pierre” nicht in der Katholischen Kirche besprochen: Onanie als Klerus – Sexualität wäre aber ein neues (peinliches) Forschungsthema…

Abbé Pierre, der damals sehr hoch geschätzte “Sozialapostel”, ist eines der Opfer dieses Systems. An dem die Kirchenführung festhielt, weil sein Renommé in der Öffentlichkeit (es ist das Spenden – Geld, das er einspielte) wichtiger war als seine damals schon bischöflich bekannten sexuellen Verirrungen. Dass Abbé Pierre den offen und explizit Homosexuellen Priester Jacques Perotti als seinen Sekratör für viele Jahre ausdrücklich wählte, wird bei all den dramatischen Verirrungen Abbé Pierres mit Frauen vergessen. Komisch. Darauf haben wir immer hingewiesen.

3.

Mich wundert es, dass auf dieses offene und öffentliche Bekenntnis Abbé Pierres in dem genannten, auf Französisch selbstverständlich auch erschienen, Buch jetzt so selten Bezug genommen wird.

4.

Aber: Die Fakten gegen ihn sind jetzt, Mitte September 2024, in dieser Hinsicht offenbar sehr gravierend. Deswegen lesen Sie bitte weiter unten einen Hinweis zur Erklärung der französischen Bischofskonferenz vom 12.9.2024. Sie will ihr gut behütetes (?) auf Abbé Pierre bezogenes Archiv vorzeitig schon zugänglich machen. Wenn solches in katholischen offiziellen Kreisen geschieht, ist das schon außergewöhnlich.

5.

Und es wird weiter eine Art Beben geben nicht nur in katholischen Kreisen, sondern in weiten Kreisen der französischen Gesellschaft, wenn nun auch dieser einst so hoch verehrte Priester in die Kategorie der Verbrecher einsortiert wird und man seinen Namen aus der Öffentlichkeit entfernen wird. Eine Abbé Pierre Säuberung also.

6.

Und nun ist das ohnehin schon absolut angeschlagene Renommée der katholischen Kirche in Frankreich weiter zutiefst beschädigt. Die bekannte und geschätzte linke katholische Wochenzeitung “Témoignage Chrétien (T.C.) ” (jetzt leider nur noch erreichbar im Internet) hat am 12.9.2024 darauf hingewiesen, und das ist ein großer Skandal: Bestimmte Kardinäle (Feltin und Spellmann) und französische Bischöfe Alexandre Renard und André Fourgerat, wussten schon sehr früh, seit Mitte der fünfziger Jahre, von Abbé Pierres sexuellen Übergriffen. Ich zitiere aus T.C.: “Il apparaît en effet, selon des informations concordantes, que l’inconduite – au minimum – de l’abbé Pierre envers les femmes était connue des cercles de ses proches à Emmaüs dès le milieu des années 1950. Étaient également au courant des membres éminents de la hiérarchie catholique, tels que le cardinal Maurice Feltin, alors archevêque de Paris, et le cardinal Francis Spellman, son homologue de New York, ou encore les évêques de Versailles Alexandre Renard, ou de Grenoble André-Jacques Fougerat. Ces prélats ont été alertés après un voyage désastreux de l’abbé Pierre aux États-Unis en avril-mai 1955, au cours duquel au moins deux femmes se sont plaintes de sa conduite, d’après les carnets inédits du philosophe catholique Jacques Maritain. ” Quelle: https://www.temoignagechretien.fr/laffaire-de-labbe-pierre/) Die genannten “Oberhirten” wussten also sehr früh schon Bescheid über Abbé Pierres “inconduite”, harmlos genannt ungewöhnliches Verhalten… und diese Herren der Kirche unternahmen nichts. Denn  am Ruhm eines nun endlich mal katholischen “Helden” im “laizistischen” Frankreich (der “große Sozialapostel”,”Helfer der Menschheit”  etc…) wollten die Oberhirten nicht “kratzen”… Vielleicht gab es andere “Fälle” im Klerus, dier auch verschwiegen wurden… Dabei ist es andererseits unzweifelhaft, dass Abbé Pierre ein bedeutendes internationales Sozial-Werk aufgebaut hat  .. trotz seines Doppellebens” als “Abbé”.

7.

Das ist das Schlimme an den Debatten um Abbé Pierre: Es findet keine  freie und offene Diskussion statt zum Thema Zölibatsgesetz für Priester: Man denke bitte daran, dass der junge Henri Grouès, so der bürgerliche Name Abbé Pierres, als 17 Jähriger (sic) in ein Kapuiner – Kloster eintrat, weil er in dem damals bis heute üblichen katholischen Wahn auch von sich selbst überzeugt war, dem “lieben Gott” und der “Mutter Kirche” auf diese Weise dienen zu können.

Nebenbei: Es ist bis heute in aller Welt, in Indien, Indonesien, auf den Philippinen und soweiter, allüberall, offiziell üblich, junge Männer ab 17 Jahren schon ins Kloster oder ins Priesterseminar als “Novizen ” oder “Seminaristen” aufzunehmen. In den “armen Ländern”  der Armen ist die katholische Priester – Karriere eine gute “Laufbahn”, die zudem immer öfter ins europäische Ausland führt (weil es dort keine “einheimischen” deutschen, französischen Priester mehr gibt). in Europa haben die vielen tausend afrikanischen oder indischen Priester als Afrikaner oder als Inder oder Philippinos keine Probleme, Aufenthaltsgenehmigingen zu erhalten. Priester sind eben aufgrund bester Kirche- Staat- Beziehungen “etwas Besonderes”..

8.

Und man diskutiert bis heute nicht offen und öffentlich in der Kirche die streng -katholische Ideologie, die da meint: Wunderbar, wenn sich so junge Männer, “schon so wunderbar fromm”, mit 17, 18 oder 19 Jahren fürs Kloster oder Priesterseminar entscheiden. Der Klerus freut sich, wenn er “Nachwuchs” bekommt, wie es heißt, zur Stablisierung der ewigen Klerus – Kirche.

9.

Und man diskutiert bis heute nicht offen und öffentlich in der Kirche die Tatsache, dass die kirchlichen Zöibats-Gesetze  junge Männer in der emotionalen Einsamkeit von Kloster und Priesterseminar zur Selbstbefriedigung (manchmal mit anderen) förmlich treiben. Über die  Masturbation im Kloster und im Priesterseminar und später nach der Priesterweihe wird selbstverstädnlich überhaupt nicht offen und öffentlich in katholischen Kreisen gesprochen. Was um so dramatischer ist, weil im offizielen katholischen Katechismus (von 1993) immer noch Masturbation “als schwere ordnungswidrige Handlung gebrandmarkt wird” (so wörtlich in Paragraph 2352 dieses offiziellen Texte, an den sich doch wenigstens Seminaristen und Kosterbürder halten sollen)?

10.

In diesem kletrikal vergifteten Milieu wurde Abbé Pierre zum Täter, in gewisser Weise auch ein Opfer des klerikalen Systems mit seinem Zwangszölibat für Priester. Und Abbé Pierre selbst hat unter diesem menschlich so grausamen  System gelitten, siehe bitte das Buch “Mein Gott, warum?”, “Mon Dieu, pourquoi ?” Warum wird das Buch nicht intensiver gelesen, nicht zitiert??? Darin wird deutlich: Abbé Pierre hat unter dem unmenschlichen Zölibatsgesestz gelitten, er konnte (und wollte?) sich daraus nicht befreien. Deswegen hat er Frauen missbraucht. Es ist die Klerus – Kirche, die eigentlich bei den Frauen um Verzeihung bitten müsste angesichts des Missbrauchs. Dies tut die Klerus Kirche eben ALS Klerus Kirche aber nicht. Und das ist die Schande.

11.

Es bleibt die entscheidende Frage: Ein Missbrauchstäter kann ein umfangreiches, hoch geschätztes internationales Sozialwerk (“Emmaus”) aufbauen, kann die Menschen zur sozialen Hilfe bewegen, als Sozialkritiker in der Öffentlichkeit sprechen, zum “Beliebtesten” aller Franzosen aufsteigen und trotzdem – in einer verschwiegenen Welt des Missbrauchs – sexuellen Missbrauch begehen. Und einige Kirchenführer wussten von diesem Missbrauch, griffen aber nicht ein, weil der “angesehene Priester – Star” in hellem Licht erscheinen musste. Er spielte aufgrund seines Renommes schließlich auch viel Geld, Spenden etc. ein… Auf diese Ikone des Klerus wollte die Klerus – Kirche nicht verzichten…

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Frankreichs Bischöfe öffnen Archive zu Abbé Pierre
Veröffentlicht am 12.09.2024 um 12:44 Uhr –
Quelle: https://www.katholisch.de/artikel/55962-vorzeitig-frankreichs-bischoefe-oeffnen-archive-zu-abbe-pierre

Paris ‐ Die Vorwürfe gegen den französischen Armenpriester Abbé Pierre wiegen schwer. Nun öffnet die Kirche vorzeitig ihre Archive, um den Anschuldigungen gegen die einstige nationale Ikone auf den Grund zu gehen.

Nach schweren Vorwürfen gegen den als “Vater der Obdachlosen” bekanntgewordenen Armenpriester Abbé Pierre (1912-2007) haben die französischen Bischöfe entsprechendes Archivmaterial freigegeben. Es werde ab sofort allen berechtigten Personen zur Verfügung gestellt, insbesondere Forschern und Journalisten, heißt es in einer Mitteilung der Französischen Bischofskonferenz (Donnerstag). Ohne die Freigabe wären die Dokumente erst 75 Jahre nach dem Tod Abbé Pierres – also 2082 – einsehbar gewesen.
Dem Ordensmann werden sexuelle Übergriffe gegen Frauen und Minderjährige vorgeworfen. Erst kürzlich veröffentlichte die von ihm gegründete Emmaus-Bewegung weitere belastende Zeugenaussagen. Eine Expertenkommission soll den Vorwürfen auf den Grund gehen.

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Siehe auch die offizielle Erklärung der französischen Bischofskonferenz:

Communiqué de la CEF à la suite des nouvelles révélations concernant l’abbé Pierre

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“Le Monde”  (Paris)  am 13.9.2024:

Le Vatican était au courant des agressions sexuelles commises par l’abbé Pierre depuis des années, selon le pape François

De retour d’un voyage en Asie, le chef de l’Eglise catholique a reconnu que Rome était au courant des violences sexuelles perpétrées par le fondateur d’Emmaüs, au moins après sa mort. Il a appelé à la transparence et condamné des faits « démoniaques »…

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“Libération” am 14.9.2024: “Abbé Pierre: Comment le silence a-t-il tenu aussi langtemps autour du fondateur d REmmaus?”

Décédé en 2007, l’abbé Pierre est depuis juillet visé par des accusations de violences sexuelles commises entre les années 50 et 2000, avec début septembre une nouvelle salve de témoignages sur des faits gravissimes pouvant pour certains s’apparenter à des viols ou concernant des mineures. Vendredi soir, le pape François a fait savoir que le Vatican avait été informé, a minima après la mort de l’abbé Pierre, des accusations visant le prêtre français qu’il a qualifié «de terrible pécheur».

Pour la présidente de la Conférence des religieux et religieuses de France (Corref), Véronique Margron, «on ne peut sérieusement imaginer une seconde que cela s’est fait à l’insu de tout le monde. Sur une figure aussi connue, aussi publique, aussi repérée, c’est impossible». Mais il fallait sans doute «protéger la naissance de ce qui allait s’appeler Emmaüs», considère auprès de l’AFP la religieuse, selon qui «la figure de l’abbé Pierre était trop forte et le mouvement trop important pour aller au-delà de décisions de conscience personnelle».

Témoignage
Le délégué général d’Emmaüs International, Adrien Chaboche, estimait le 9 septembre sur RTL que «forcément il y a des gens qui ont su ce qui se passait, dans l’Eglise», «le mouvement Emmaüs». Mais quoi exactement, «ça, je ne le sais pas». Emmaüs a depuis ces révélations lancé une commission d’enquête et l’Eglise ouvert ses archives.

«Une machine à cash»

L’ancienne présidente du Secours catholique Véronique Fayet rappelle que l’abbé Pierre rendait bien service à l’institution. «C’était la machine à cash, pour dire les choses crûment» et «sans l’abbé Pierre, les collectes auraient été un peu plus compliquées», ajoute-t-elle. Car le prêtre est au fil du temps devenu une icône de la lutte contre la pauvreté, identifiable immédiatement avec sa cape et son béret. Député dans les années 50, pendant seize ans personnalité préférée des Français, il a même été en 1989 au cœur du film à succès Hiver 54, l’abbé Pierre.

Véronique Fayet, qui fut elle-même «chiffonnière d’Emmaüs» dans les années 70, se souvient : «On avait 18-20 ans, et c’est vrai qu’il nous fascinait, il avait une parole forte, qui nous faisait rêver d’une société juste, fraternelle, généreuse.» Elle n’a pas personnellement souvenir de scènes exaltées à son passage, telles que décrites dans certains ouvrages dès les années 60. Mais elle dépeint un personnage devenu peu à peu «intouchable», voire «quasi-saint de son vivant». «Pour une victime, porter plainte contre un saint, c’est impossible. Elle est quasiment sûre que ça va se retourner contre elle, parce qu’elle dit du mal d’une personne qui est quasiment béatifiée», explique-t-elle.

«Un sentiment de toute-puissance»

Le premier rapport du cabinet spécialisé Egae, en juillet, expose un tel témoignage : «J’ai l’habitude de me défendre. Mais là, c’était Dieu. Comment vous faites quand c’est Dieu qui vous fait ça ?» Dans son essai «Emmaüs et l’abbé Pierre» (2009), l’historienne au CNRS Axelle Brodiez-Dolino explique que le prêtre était «perçu à l’extérieur comme un leader charismatique» et «sans conteste en interne une icône et une figure tutélaire».

L’abbé avait lui-même évoqué en 2005 des expériences sexuelles dans son livre Mon Dieu… pourquoi ?. «Consacrer sa vie à Dieu n’enlève rien à la force du désir, et il m’est arrivé d’y céder de manière passagère», y écrivait-il. Un aveu au goût amer, rétrospectivement : ce qui passait alors pour une allusion au vœu de chasteté évoque immanquablement aujourd’hui des abus plus graves.

Mais le silence a prévalu. Ainsi «vous renforcez le sentiment de toute-puissance, puisque malgré des actes au minimum répréhensibles, pour prendre un euphémisme, il ne se passe absolument rien», souligne Véronique Margron. Exemple de cette «toute-puissance» : des courriers révélés par la cellule investigation de Radio France montrent un abbé Pierre menaçant dans des lettres ceux qui l’accusaient d’agressions sexuelles. Personne n’a alors parlé, «par peur du scandale», disait Axelle Brodiez-Dolino dans le Monde du 1er août. Elle résume ainsi le problème : «L’icône rendait davantage service sur son piédestal.»

……

La Croix (Paris) am 19.9.2024LINK   https://www.la-croix.com/religion/affaire-abbe-pierre-ce-que-revelent-les-archives-de-l-eglise-de-france-20240919?utm_source=newsletter&utm_medium=email&utm_campaign=NEWSLETTER__CRX_ESSENTIEL_SOIR_EDITO&utm_content=20240919

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Copyright: Christian Modehn, www.religionsphilosophischer-salon.de

„Post-Katholisch“: Über das langsame Verschwinden der katholischen Kirche in Frankreich.

Hinweise von Christian Modehn am 28.6.2024.

Ergänzt am 30.6.2024, 19 Uhr:

Ein Freund aus Frankreich sagte mir: “Es gibt im Augenblick zwar politisch gesehen wichtigere Themen für uns Franzosen als dein Thema hier. Aber die so starke Verbundenheit der praktizierenden Katholiken mit den Rechtsextremen, dokumentiert nach der Europawahl am 9. Juni, ist schon erschütternd.”

Ich antwortete ihm: “Weil die katholische Kirche nicht im entferntesten demokratisch strukturiert und organisiert ist, also auch von offizieller Seite keine demokratischen Werte als “göttlich”, als “absolut wertvoll” vertreten kann und so auch predigt, ist die starke Nähe der praktizierenden Katholiken zu Rechtsextremen durchaus verständlich... ”

Anläßlich der Wahlen zum Europaparlament und zu den Parlamentswahlen Ende Juni 2024 sollte sich das Interesse auch auf den Zustand der Religionen in Frankreich richten, etwa auf die katholische Kirche. Und dies nicht nur, weil bei den Europawahlen am 9.Juni 42 Prozent der „praktizierenden Katholiken“ für die rechtsextreme Partei „Rassemblement National” und die noch rechts-extremere Partei „Reconquete“ stimmten. Wichtig ist, dass sich im Jahr 2023 nur eine Minderheit von 29 Prozent der Franzosen „katholisch“ nennt, und: die meisten dieser Katholiken gehören der älteren Generation an…

1.
Die katholische Kirche in Frankreich, als die „älteste Tochter der römischen Kirche“ gepriesen, ist tatsächlich uralt. Seit dem 1. Jahrhundert gibt es in Gallien christliche Präsenz, etwa in Lyon. Und bis heute ist der Katholizismus sichtbar durch zahlreiche gotische Kathedralen, romanische Kirchen und große, zum Teil noch bewohnte Abteien oder auch durch die vielen tausend christlich geprägten, auf Heilige bezogenen Straßen – und Ortsnamen.

2.
An der populären Verehrung der gotischen Kathedrale „Notre Dame in Paris“ gibt es keinen Zweifel. Das uralte Gebäude schätzen die meisten, zumal die 12 Millionen touristischen Besucher etwa im Jahr 2017.
Aber, die permanente „Fotografier – Sucht“ der durch die Kirche Eilenden zeigt: Die Kathedrale wird als Museum, als Monument des Mittelalters und der nationalen Identität wahrgenommen. Von plötzlichen Bekehrungen zum Katholizismus durch einen Besuch in „Notre Dame“ – wie es einst dem Schriftsteller Paul Claudel geschah – wird nichts mehr berichtet. Immerhin, die Kirchenfernen, zumal die materiell stark Begüterten, spendeten für den Wiederaufbau der Kathedrale nach dem verheerenden Brand am 15. Juli 2019. Staatspräsident Macron versprach sofort in seiner übereilten Art, der Wiederaufbau werde etwa ein Jahr dauern, jetzt wird Ende 2024 die Kathedrale feierlich eröffnet.

Nebenbei: Hoffentlich wird dann NICHT im Jahr 2027  Marine Le Pen („Rassemblement National“) als neue Präsidentin um den Segen des Erzbischofs in “Notre – Dame” bitten. Vom katholischen Glauben, so sagte Madame Le Pen bisher, halte sie nicht viel, bestenfalls in der traditionalistischen Variante der Pius-Brüder. Mit denen war ihr Vater Jean-Marie Le Pen als Rassist und Antisemit sehr eng verbunden. Zu Marine Le Pens Beziehung zum katholischen Glauben: LINK

3.
Diese äußere Sichtbarkeit der katholischen Kirche darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass die katholische Kirche in Frankreich – wie in anderen westeuropäischen Ländern – am Verschwinden ist. 1950 nannten sich 90 Prozent aller Franzosen katholisch, 1998 waren es 53 Prozent; 2023 waren es nur noch 29 Prozent der Franzosen, die sich katholisch nannten. (Quelle: https://www.insee.fr/fr/statistiques/6793308?sommaire=6793391)

Nebenbei: Immer waren und handelt es sich um repräsentative Umfragen zur Religion der Franzosen, denn die Republik („laique“!) verbietet sich selbst seit dem 19. Jahrhundert, nach der konfessionellen Bindung seiner Bürger zu fragen.

Auch die Zahlen zur Beteiligung der Katholiken an der Sonntagsmesse sind deutlich:
1946: 37 Prozent regelmäßige Teilnehmer an der Sonntagsmesse,
1969: 25 Prozent,
1975: 16 Prozent. (Quelle: Delumeau, „Stirbt das Christentum?“, Seite 21).
2023: 8 Prozent Katholiken, die mindestens einmal im Monat an der Sonntagsmesse teilnehmen. (Quelle: https://www.insee.fr/fr/statistiques/6793308?sommaire=6793391

Die Zahl der Priester in Frankreich geht ständig zurück: Ein wichtiges Thema, denn ohne immer nur männliche Priester, so die offizielle Lehre, kann die katholische Kirche nicht bestehen.
1965: 40.000 Priester in Frankreich
1984: waren es 30.000.
(Quelle: „Les Francais sont-ils encore catholiques“, S. 41.)
2000: 25.353
2022: 11.644 (Quelle: https://eglise.catholique.fr/guide-eglise-catholique-france/statistiques-de-leglise-catholique-france-monde/statistiques-de-leglise-catholique-france/ministres-ordonnes-religieux/) Der Altersdurchschnitt des französischen Klerus liegt heute bei 70 Jahre. Selbst viele 75 Jährige Pfarrer sind noch „im Einsatz“. Mindestens 1000 Priester aus dem Französisch sprechenden Afrika sind in Frankreich wie „Gastarbeiter“ im Einsatz, sie sind in machen Bistümern, die einzigen, die noch nicht 60 Jahre alt sind. Diese „Gastarbeiter“ ersetzen den aussterbenden französischen Klerus und verlängern so noch einmal um ein paar Jahre die Klerus – Herrschaft.

Die Zahl der neu geweihten Priester ist seit 60 Jahren minimal geworden.
1965: waren es noch 646 Neupriester
1974: nur noch 170. (Quelle Delumeau, Stirbt das Christentum, S. 22):
2010: 96 Neupriester
2022: 114 Neupriester. (Quelle: https://eglise.catholique.fr/guide-eglise-catholique-france/). Die Zahl der Sterbefälle im Klerus ist sechsmal höher als die Zahl der „Neupriester“.

Hinweise zum Ende der Klerus – Kirche werden vertieft in FUßNOTE 2:

Die Zahl der Taufen von Babys und Kindern geht ständig zurück.
2000: 400.000 Taufen
2022: 198.000 Taufen
Quelle: https://eglise.catholique.fr/guide-eglise-catholique-france/statistiques-de-leglise-catholique-france-monde/statistiques-de-leglise-catholique-france/les-sacrements-en-france/)

(Bekannte französische Historiker der religiösen Mentalitäten wie Prof. Jacques Delumeau haben in ihren Studiendarauf hingewiesen: Die Bindung der sich kathaolisch nennenden Franzosen an die Lehren des Evangeliums, etwa seit dem 17. Jahrhundert, war alles andere als vorbildlich. Siehe dazu am Ende dieses Hinweises die Fußnote 1. )

4.
Diese aktuelle Situation sollte man religionsphilosophisch und religionssoziologisch „auf den Begriff bringen“:
In Frankreich ist in der Philosophie der Begriff „postmodern“ für den Zustand der Gesellschaft und der Mentalitäten des 20.Jahrhunderts entstanden. Anderswo spricht man von „post-kolonial“ oder „post-demokratisch“, um den politischen Umbruch der Gegenwart zu bestimmen. Auch wenn das „Post-Moderne“ allmählich an Akzeptanz wegen „allzu heftiger subjektiver Beliebigkeit“ verloren hat: An dem Wort „Post- “, „Nach-“ , steckt ja auch die Einladung, den geistigen Zustand einer Gesellschaft kurz und bündig zu beschreiben.

5.
Nun könnte also für Frankreich ein neuer „Post“ – Begriff gebräuchlich werden: Es ist das Wort „Post – Katholisch“.
Das heißt: Frankreich ist – schon vor einigen Jahren – in eine neue religiöse Epoche eingetreten. Sie ist bestimmt vom stetigen Abschied von katholischen Glaubenswelten und vom Abschied von der Bindung an die katholische Kirche als Institution. Frankreich lebt in Zeiten, in denen Katholisches als gelebte Orientierung weithin Vergangenheit ist: „Post – katholisch“ eben, selbst wenn die französische Kirche noch über ein großes Gerüst an Institutionen verfügt und viele Kathedralen und Abteien Zeugnisse sind für den Glauben „von einst“.

6.
Wer Verantwortung oder gar Schuld hat an diesem „post-katholischen Zustand“, ist eine wichtige Frage. Unsere These: Es ist die klerikale Herrschaftsform dieser Kirche selbst und ihre absolute Unbeweglichkeit, die auf nicht mehr nachvollziehbare Dogmen nicht verzichten kann und die Menschen aus der Kirche treibt… Es ist also die starre Herrschaft erstarrter Kleriker, die diese „post – katholische Epoche“ hervorgebracht hat. Kleriker nennen gern als „schuldig“ für diesen Zustand diffus „die Säkularisierung“, den fehlenden “Respekt vor den Werten“, die „Konsumgesellschaft”, früher sagte man auch gern „das Fernsehen“… Wenn die Kleriker dann heute vornehm „Reformen“ vorschlagen, dann sind es, wie üblich, immer nur solche, die ihre eigene Macht nicht gefährden.

7.
Es ist dabei interessant zu sehen, dass mit diesem post – katholischen Zustand Frankreichs jetzt eine „post – demokratische Zeitenwende“ gleichzeitig korrespondiert, also die wahrscheinliche Machtübernahme durch die nur nach außen hin gemäßigte, nicht-rechtsradikale Partei von Marine Le Pen, das „Rassemblement National“. Das zentrale Motto dieser Partei ist der egoistische Nationalismus, „La France d abord.“ Egoismus zuerst also. Und deswegen die Forderung: Flüchtlinge und Fremde: Raus…
Weil die Katholiken wahrscheinlich besser die Paragraphen des römischen Katechismus kennen als die Menschenrechte und die Werte der Demokratie, haben gerade die „praktizierenden Katholiken“ am 9.Juni bei den Europa-Wahlen sehr heftig die beiden rechtsradikalen Parteien gewählt (42 % aller praktizierenden Katholiken). Die französischen Bischöfe haben nicht explizit die Katholiken vor den Rechtsextremen gewarnt, sie schweigen sich auch jetzt aus, nach den Ergebnissen der Europawahl. Manche kompetente Beobachter meinen: Vielleicht denken ja auch einige Bischöfe so wie die Führer der Rechtsextremen, die Bischöfe sind wie diese Politiker gegen die „Ehe für alle“, für den absoluten Schutz der heteronormativen Familie, der Liebe zum „alten Frankreich“ usw… Von den Bischöfen Rey (Toulon) oder Aillet (Bayonne) kann man das gewiss sagen.

8.
Ob dieser Zustand des „Post-Katholischen“, also der katholischen Minderheit, sich in Zukunft weiter bestätigt, hängt von vielen Faktoren ab: Gibt es Kräfte, die zur grundlegenden Reformation (nicht zur „Reform”, diese ist viel zu bescheiden angesichts der Probleme) in der Lage sind? Sind die engagierten Laien in den Gemeinden in der Lage, eine Präsenz des Katholischen zu garantieren? Bekanntlich sind sie nur HelferInnen des Klerus, die Eucharistie leiten dürfen sie nicht. Die Feier der Eucharistie wird offiziell vom Klerus als der absoluteste aller Mittelpunkte katholischen Lebens behauptet, aber die Eucharistie dürfen nur zölibatäre Priester leiten, so behalten die Priester nach wie vor die Macht in der absolut wichtigsten aller katholischen „Ereignisse“… Wenn der Klerus ausstirbt, sterben also auch die Gemeinden. Das weiß der Klerus, und er akzeptiert diesen Weg ins Ende des Katholizismus.

Und die eigentlich irgendwann einmal etwas prophetisch gesinnten Ordensleute fallen auch in Frankreich weithin aus, nicht nur weil die Orden, männliche wie weibliche, am Aussterben sind in Frankreich, sondern weil auch das Renommee der neu gegründeten, oft charismatischen Ordensgemeinschaften einfach miserabel ist, wegen der vielen Fälle sexuellen Missbrauchs vor allem durch männliche Ordensleute.

9.
Wer heute noch in dieser Kirche mitwirkt, ist meistens dem konservativen Lager zuzurechnen: Und diese Kreise sind froh, dass auch heute alles der Tradition und den angeblich unwandelbaren Dogmen entsprechen… alles Katholische soll also so bleiben, wie es – angeblich – immer schon war.
In dieser versteinerten Haltung wird die katholische Kirche zur sehr „kleinen Herde“, wie man kirchenintern gern voller Trost im Blick auf ein Jesus-Wort sagt, also zur abgeschotteten Sekte in einer „post – katholischen Gesellschaft“.
Noch einmal: Jetzt nennen sich noch 29 Prozent aller Franzosen, vor allem ältere Menschen, katholisch. Die stärkste „Konfession“ sind heute die Religionslosen, mit über 50 Prozent. Und ihr Anteil wächst. Sind diese Religionslosen aber wirklich ohne Religion? Wenn nein, welche Religion haben sie, suchen sie, das sind offene Fragen, die bisher kaum religionsphilosophisch bearbeitet werden.

10.
Mit den Menschen „sans religion“ , „ohne Religion“, sowie den 5 Millionen Muslims sowie den einigen hunderttausend Evangelikalen und 500.000 Juden und den zahlreichen Buddhisten wird sich also der Minderheiten – Katholizismus irgendwie verständigen müssen, in einer Zeit alsbald, die man dann allgemein nur „post-katholisch“ nennen wird. Nietzsche fragte einst: Wird die Kirche zum Grab Gottes? In Frankreich ist man geneigt, diese frage mit Ja zu beantworten. Man lasse sich nur vom schönen Schein der so schönen Kathedralen etc. täuschen oder von den Wallfahrtsorten und Pilgerrouten, die selbst für „Religionslose“ wichtig geworden sind, als Formen des „Besonderen“, „Anregenden“ und durchaus „Unterhaltsamen“…

………………………

FUßNOTE 1:

Man studiere die Katholizismus-Geschichte etwa seit König Ludwig XIV.: Auch wenn es im seit dem 18. Jahrhundert zahlreiche katholische Ordensgründungen und mystische Bewegungen auch volkstümlicher Art (Pascal, Jansenisten etc.) gab: Eine tiefere, reflektierte und bewusst gelebte Orientierung am Evangelium Jesu gab es weithin nicht.
Darauf hat unter anderen der bekannte Historiker der religiösen Mentalitäten Prof. Jacques Delumeau in seinen zahlreichen Studien seit Mitte der 1970er Jahre hingewiesen. Etwa in dem Buch „Stirbt das Christentum?“ (Walter Verlag Olten, 1978).
Delumeaus wichtige Erkenntnis: Die Katholiken der viel gerühmten früheren Zeiten, etwa des Barock und danach, waren nicht vorbildlich christlich oder katholisch-fromm, selbst wenn sie noch in vielen Regionen sehr oft an der Messe teilnahmen.
Man lese in dem Zusammenhang auch die empirischen, schön geschriebenen journalistischen Beobachtungen und Studien von Sébastian Mercier (geb. 1740 – 1814) „Mein Bild von Paris“ (Insel-Verlag, 1979). Darin etwa das Kapitel „Messen“ (s. 134 ff.) „Sonn-und Feiertage“ (235 ff) oder „Beichtväter“: Deutlich wird die Oberflächlichkeit des Glaubens der meisten Katholiken in Paris kurz vor der Revolution (1789). Deutlicher kann der Glaube der „ältesten Tochter der römischen Kirche“ in Paris nicht beschrieben werden.

Bekannt ist auch, dass etliche französische Bischöfe schon seit 1930 deutlich sahen: Frankreich ist wieder Missionsland geworden, weil trotz der formellen Bindung an die Kirche durch die übliche Taufe die wichtige innere Verbundenheit mit dem Glauben fehlt. Das waren und sind religions-soziologische Feststellungen, die das Äußere der „religiösen Praxis“ betreffen, was aber bekanntlich nichts aussagt über den „inneren Glauben“ des einzelnen Menschen.

Jedenfalls wurden dann durch die Bischöfe Initiativen erlaubt, die ein neues Gesicht der Kirche in Frankreich zeigen sollten: Es waren seit 1940 etwa die Arbeiterpriester, die als Pfarrer und Ordensleute als „normale“ Arbeiter in den Fabriken vor allem tätig waren und keine Verantwortung in Pfarrgemeinden hatten. Die Arbeiterpriester und die entsprechenden katholischen Laienbewegungen der Arbeiter (ACO und JOC) wollten durch ihre solidarische Präsenz mit den Arbeitern zeigen: Christen sind nicht nur (groß)bürgerlich, sie stehen an der Seite des Proletariates, bis hin zur Mitgliedschaft von Arbeiterpriestern und Theologen in der Kommunistischen Partei oder der Gewerkschaft CGT, dies als Ausdruck der echten Verbundenheit mit dem Proletariat. Auch aus politischen Gründen wurde es 1954 von Papst Pius XII.Priestern untersagt, in der Fabrik zu arbeite. (das übliche vatikanische Nein zum Kommunismus und Sozialismus mit dem bekannten Ja und milden Nein zum Faschismus (Mussolini-Konkordat usw. )
Erst nach dem 2. Vatikanischen Konzil 1965 erlaubte Rom wieder das „Experiment der Arbeiterpriester“, heute sind nur 20 Priester als Arbeiter tätig, weil es zu wenige Priester heute gibt… Und die wenigen jungen Priester sich in gut ausgestatteten bürgerlichen Pfarreien mit lateinischen Messen möglichst noch am wohlsten fühlen. Dass die jungen französischen Priester eher sehr rechts stehen und konservative Theologien vertreten, wurde in den letzten Monaten oft dokumentiert.

FUßNOTE 2:

Hinweise zum Ende der Klerus – Kirche:

Der Klerus in Frankreich ist noch stärker überaltert als etwa in Deutschland: In Paris und Versailles, dort, wie es schön und bequem ist, arbeiten noch etliche junge Priester. Aber in den kleinen Bistümern in der Provinz ist die Ausstattung mit den im Katholizismus immer noch für unersetzlich gehaltenen Klerikern äußerst prekär. Und dies schon seit Jahrzehnten.

Nur ein Beispiel: Die aktuelle Website des Erzbistums Sens-Auxerre in Burgund nennt in seiner aktuellen Website, gelesen am 26.6.2024, noch 64 Priester. Schaut man aber genauer hin, dann sind 2 Priester in anderen Bistümern tätig, 11 meist noch jüngere Priester stammen aus Afrika, und von den anderen, in Frankreich geborenen, sind nach meiner Recherche mindestens 20 über 70 Jahre. Die Website erwähnt sogar im Bistum tätige Priester im Alter von 94 Jahren oder 85 Jahren oder 92 Jahren.

Ich habe 1998 in dem Bistum Sens – Auxerre einen Film für die ARD realisiert, „In letzter Minute“ war der Titel, der schon das bevorstehende Ende der Kirchenstrukturen im Bistum andeuten sollte. Damals führte das Jahrbuch des Bistums „Eglise dans l Yonne“ (1998) noch etwa 100 Priester auf, wobei viele auch sehr vorgerückten Alters waren.damals lebten 320.000 Menschen im Bistum bzw.im Département. Heute, laut website des Bistum, leben dort 340.000 Menschen. Der Anteil der „praktizierenden, d.h. an der Sonntagsmesse teilnehmenden Katholiken in den ingesamt 30 Pfarreien ist minimal. Manche sprechen von 2 Prozent „praktizierender Katholiken“ in diesen Gegenden Burgunds , oft sind es Pariser mit einer Ferienwohnung dort, die an der Messe teilnehmen. Die absolut minimalen Zahlen der „praktizierenden Katholiken“ ist ähnlich in den Bistümern Troyes, Nevers, Moulins, Limoges (Guéret), Perigeux usw. usw. und es sind ganz überwiegend ältere Menschen, die sich noch in die leeren Kirchen sonntags zur Messe setzen, und es sind ältere Frauen, die in den Dörfern als „Ansprechpartner der Kirche“ noch eine gewisse Präsenz der Kirche zeigen…

Aber wer durchs Land fährt, sieht überall verfallene Kirchen, oft schon Ruinen seit 100 Jahren. LINK.

Eine gewisse Melancholie stellt sich ein: Denn die Frage nach der Schuld an diesem Zustand stellt sich ein. Es evident, dass die Herren der Kirche auch für diesen Niedergang Verantwortung tragen, weil sie katholisches Gemeinde – Leben ohne den zölibatären Klerus für unmöglich halten, also Laien nicht Verantwortung geben, die Eucharistie in neuer Form zu feiern. Selbst wenn das heute ab sofort möglich wäre, diese Reform käme zu spät. Es gibt nur wenige Laien, die diese Reformen – schon altersmäßig – mittragen können und wollen. Es ist also vorbei, mit dem Katholizismus in Frankreich, selbst wenn er nach außen hin noch als alte kulturelle Tradition sichtbar ist.

……

Einige Bücher, die für diesen Hinweis wichtig sind:

Céline Béraud et Philipe Portier, Metamorphosen catholiques. Editions de la Maison des sciences de l` homme, Paris, 2015.

Patrick Cabanel, „Le droit de croire. La France et ses minorités religieuses 16.-21. siècle“. Edition Passés Composés, Paris, 2023.

Guillaume Cuchet, „Comment notre monde a cessé d être chrétien“. Ed.du Seuil, Paris, 2018.
Ders., Le catholicisme a-t-il de l avenir en France?“ Ed. du Seuil, 2021.

Jérome Fourquet, „Á la Droite de Dieu“. Ed. du Cerf., Paris, 2018.

Danièle Hervieu – Léger, „Catholicisme, Fin d` un Monde, Ed. Bayard, Paris, 2003.

Danièle Hervieu – Léger, Jean Louis Schlegel, „Vers l `implosion? L` avenir du catholicisme“. Ed. du Seuil, 2022.

Guy Michelat und andere, „Les Francais sont – ils encore Catholiques?“, Ed. Du Cerf, 1991.

Copyright: Christian Modehn, www.religionsphilosophischer-salon.de

Der ultraliberale Chef Argentiniens Milei erhält den Preis des ultraliberalen Friedrich A. Hayek in Hamburg

Ein Hinweis von Christian Modehn am 20. 6.2024.

Zur Demonstration in Hamburg gegen den Ultraliberalen MILEI in HAMBURG am 22.6.2024: LINK

1.
Der österreichische Ökonom Friedrich August Hayek (1899 – 1992) ist der bis heute, bekanntermaßen, sehr wirksame ökonomische Vordenker des Ultraliberalismus, also des radikalen Neoliberalismus, d.h. des Abbaus des (Sozial)-Staates.

Die neoliberale Zerstörerin des Sozialstaates Madame Thatcher rühmte Hayek ausdrücklich als ihr Vorbild. Reagan war auch Hayek – Fan…

Durch Hayeks Ideologie wird der Sozialstaat nicht nur geschmäht, er wird – zumal aktuell in Lateinamerika – heftigst abgebaut.
An Hayeks Ideologie klammert sich der neue Präsident Argentiniens, Javier Milei. Er vertritt die Ideologie des “Anarcho-Kapitalismus”, zu der auch der Rückbau des Rechtsstaates gehört. Dieser Herr, in Argentinien von den Demokraten verachtet und von einigen kritischen Bischöfen dort nich kritisiert, erhält am Wochenende in Hamburg (22. Juni 2024) die Hayek Medaille der Friedrich A. von Hayek – Gesellschaft. Da erkennt man die geistigen und vor allem ökonomischen Verbindungen! Die Liberalen in Deutschland scheinen sich zweifelsfrei mit diesem Herrn sehr wohl zu fühlen.

Der international bekannte Ökonom, Politologe und Theologe, Prof. Franz Hinkelammert (1931 – 2023) nimmt sich in seinem Buch »Die Dialektik und der Humanismus der Praxis«. VSA, 256 S.  auch Friedrich Hayek vor, der ausgehend von der These der »unsichtbaren Hand des Marktes« das automatische Gleichgewicht aller wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen behauptet. Damit gehe dieser weit über Adam Smith hinaus, der immerhin noch eingestand, dass der Markt zu seiner Zeit nur auf Kosten von ausgebeuteten, hungernden und elend sterbenden Arbeiterkindern stabilisiert werde. Hayek verleiht dem Marktabsolutismus eine religiöse Aura. Damit sanktioniere Hayek quasi jährliches millionenfaches Sterben an Hunger und Armut sowie die weitere Zerstörung der Erde,“ schreibt der Theologe Prof. Ulrich Duchrow.

Papst Franziskus hat jedenfalls im Februar 2024 mit einer sehr freundlichen Umarmung den Anarchokapitalisten und Ultraliberalen Herrn Milei  im Vatikan empfangen und begrüßt! So kann die von Papst Franziskus so oft zitierte Option “eine Kirche für die Armen zu sein”, auch gestaltet werden. Die Hayek – Ideologen befinden sich also in guter päpstlicher Gesellschaft der “Milei – Versteher”… LINK

2.
Mitglieder dieser sozialstaatsfeindlichen Hayek -Gesellschaft sind u.a.:

Der Opus – Dei – Priester Prof. Manfred Rhonheimer,

Die AFD FührerÎnnen Beatrix von Storch sowie Alice Weidel, sie ist allerdings aus diesem Club 2021 ausgetreten.

Der Autor Henryk M. Broder ist Mitglied dieser Gesellschaft.

Der Fürst von Liechtenstein Hans Adam II ebenso usw….

3.
Die Ideologie Hayeks ist die wohl wirksamste und schädlichste ökonomische Ideologie des brutalen Kapitalismus, die in den letzten Jahren formuliert und verbreitet wird … gegen den Sozialstaat und die Fürsorge des Staates für die Armen und an den Rand Gedrängten.

4.
Der liberale FDP Poliiker und jetzt Wirtschaftsminister Christian Lindner ist – immerhin ! – 2015 aus dieser „illustren“ reaktionären Hayek Gesellschaft ausgetreten. Wie viel Geist Hayeks in Lindners  Politik trotzdem steckt, wäre zu prüfen.

Copyright: Christian Modehn, www.religionsphilosophischer-salon.de

PS.:
Die Hayek Gesellschaft begründet die Ehrung des ultraliberalen argentinischen Präsidenten Milei mit den (in unserer Sucht sehr realitätsfernen, ideologisch fixierten) Worten:

„Der Vorsitzende der Hayek-Gesellschaft, Prof. Dr. Stefan Kooths, würdigt Milei als ambitionierten Reformer im Sinne Hayeks und der österreichischen Schule der Ökonomie… Mit seiner klaren Sicht auf die Kraft einer marktwirtschaftlichen Ordnung hat Argentinien die Chance, aus dem Interventionismus der Vergangenheit auszubrechen und wieder die Grundlagen für Freiheit, Wohlstand und sozialen Frieden zu legen. Und so weiter und so weiter… LINK   https://hayek.de/wp-content/uploads/2024/02/Pressemitteilung.pdf

Dass Präsident Milei von weitesten Kreisen der durch seine ultraliberale Politik notleidenden argentinischen Bevölkerung, gelinde gesagt, sehr unbeliebt ist, wird, in diesen liberalen Hayek – Kreisen, verschwiegen.

Siehe auch den aktuellen  Bericht über Milei in der selbst eher liberal eingestellten „DIE ZEIT“ vom 20.Juni 2024, im “Wirtschaftsteil” der Zeitung.

Welttag der Flüchtlinge – Eine Initiative im Berliner Dom! 20. Juni 2024.

100 BOOTE – 100 MILLIONEN MENSCHEN und BEIM NAMEN NENNEN!
Wir geben zunächst eine Information des protestantischen Berliner Doms weiter und dann einige Hinweise von Christian Modehn zum Thema:
Zum BERLINER DOM am 20.6.2024:
Namenslesung und Gottesdienst im Berliner Dom
zum Weltflüchtlingstag am 20. Juni 2024
Inzwischen können mehr als 110 Millionen Menschen nicht bleiben, wo sie leben. Sie fliehen vor Krieg, HungerundNaturkatastrophen, vor Diskriminierung und Armut. Für viele von ihnen endet die Flucht tödlich. 60.620 Opfer der Festung Europa. Stand heute (18. Juni 2024)

Zum Weltflüchtlingstag am 20. Juni setzt der Berliner Dom ein Zeichen der Solidarität mit den Menschen auf der Flucht.Von 10 bis 18 Uhrwerden Namen der auf der Flucht nach Europa Umgekommenen im Berliner Dom verlesen. Begleitend gibt es zu jeder vollen Stunde einen musikalischen Impuls. Wir wollen erinnern und nicht wegschauen. Das ist das Mindeste, was wir tun können. Als Christinnen und Christen glauben wir, dass wir Fluchtursachen bekämpfen müssen, nicht Flüchtende.Um 18 Uhrbeschließt ein Gedenkgottesdienst den Tag und die Aktionen. Es predigt Bischof Dr. Christian Stäblein, der Flüchtlingsbeauftragte der EKD.
Zum Hintergrund
Am 3. Juni begannen zwei Kunstaktionen im Vorfeld des Weltflüchtlingstags im Berliner Dom:
„100 Boote – 100 Millionen Menschen“
Auf eine Initiative der Arbeiterwohlfahrt Sachsen-Anhalt (AWO) wurden 100 XXL-Origami-Boote gefaltet und mit individuellen Botschaften gestaltet. In vielen Einrichtungen bundesweit erinnern sie an die Hoffnungen und Schicksale der Flüchtenden. Auch im Berliner Dom steht ein solches Boot. Es wird am Weltflüchtlingstag in den Lustgarten hinausgetragen, um dort mit den anderen 99 Booten zusammengeführt zu werden. Im Rahmen einer von der AWO organisierten Gedenkveranstaltung erinnern sie an das Elend der weltweiten Flüchtlingsbewegungen.
„Beim Namen nennen!“
Bei der Aktion “Beim Namen nennen!“ werden die Namen der auf der Flucht nach Europa Umgekommenen, ihre Sterbedaten und die Umstände ihres Todes auf Papierbändern öffentlich gemacht. Die von Hilfsorganisationen gesammelten Informationen über die Verstorbenen lassen das Ausmaß ihrer Verzweiflung auf erschütternde Weise spürbar werden. Die Besucher des Berliner Doms waren eingeladen, sich in einer extra dafür eingerichteten „Schreibstube“ einen Moment der Ruhe und Besinnung zu nehmen und die Namen, Daten und Todesumstände auf Papierbänder zu schreiben. Sukzessivewurden alle Bänder in den Arkaden des Domes aufgehängt.
Christian Modehn ergänzt:
1.
Der “Welttag der Flüchtlinge” ist nicht auf diesen einen Tag (20.Juni) begrenzt, jeder Tag sollte in Demokratien ein Tag sein, in dem die universell geltenden Menschenrechte auch für Flüchtlinge erinnert werden. Und Flüchtlinge dürfen nicht pauschal als Gefährder, sondern als Gäste und spätere Mitbürger angesehen und respektiert werden. Dieser Gedanke fällt vielen in Europa schwer, angesichts der zunehmenden rechtsradikalen Hetze und Gewalt gegen Flüchtlinge und “Menschen aus anderen Kulturen. “
2.
Das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) betont jetzt: 120 Millionen Menschen sind auf der Flucht, 120 Millionen Menschen sind Flüchtende.
Ein entscheidender Faktor für diese hohe Zahl leidender, hungernder, vertriebener Menschen ist auch der verheerende Krieg im Sudan, den so wenige in Europa beachten. 10,8 Millionen sind dort auf der Flucht. Wir kennen allmählich in Europa fast jede Stadt und jedes Dorf im Gaza-Streifen (zurecht!) mit Namen, haben aber überhaupt keine genauere Kenntnis, wie es den 10,8 Millionen Flüchtenden dort geht, n welchen Wüstenorten sie hungern und sterben. Es handelt sich offenbar um die “weniger wichtigen Leidenden” in der Sicht vieler… LINK.
Man vergesse auch nicht: Die meisten Flüchtlinge werden in “Zielstaaten” aufgenommen, in denen die Bevölkerung selbst meist in bitterer Armut lebt, etwa West-Afrika.
3.
Ministerin Svenja Schulze (SPD) warnt vor allen Taktiken der sich liberal nennenden FDP, den liberal – dogmatischen Sparkurs auch auf die deutsche Entwicklungshilfe auszudehnen.
4.
Wenn schon die großen Wirtschaftsunternehmen sich für Flüchtlinge interessieren sollten: Dann sollten sie doch bitte wissen: 5,3 Millionen Menschen, “Ausländische Arbeitskräfte”, darunter auch Flüchtlinge, leisten bereits jetzt einen Beitrag in Deutschland angesichts des massiven und größer werdenden Mangels an Arbeitskräften.
Also, liebe Unternehmer, liebe konservative und “liberale” Politiker: Denkt wenigstens strategisch – ökonomisch und laßt mehr Ausländer und Flüchtlinge wenigstens unter dem Titel  “Arbeitskräfte” nach Deutschland. Aber bitte schnell.

Copyright: Christian Modehn, www.religionsphilosophischer-salon.de