Fromme Sprüche reichen nicht. Wer glaubt, will auch verstehen. Eine Ra­dio­sen­dung

Eine Ra­dio­sen­dung auf NDR Kultur, Reihe: Glaubenssachen, am 11.01.2015 um 8.40 Uhr

Fromme Sprüche reichen nicht. Wer glaubt, will auch verstehen

Von Christian Modehn     Zum TEXT der Sendung: Klicken Sie bitte hier.

Religiöse Menschen lieben die Poesie. Sie äußern ihre Erfahrungen und Ahnungen von der himmlischen Wirklichkeit gern in Gedichten und Liedern. Sie sprechen von Jesus als dem „Lämmlein, das geschlachtet wird“ oder preisen Maria als „die Wunderschön-Prächtige“. Auch die offiziellen Glaubensbekenntnisse enthalten mystische Formeln. So heißt es von Christus, dem ewigen Logos, er sei „gezeugt, aber nicht geschaffen“. Was diese Worte bedeuten, erschließt sich nur, wenn sie in allgemeine Begriffe der Alltagssprache übertragen werden. Nur dann vermag Religion modernen Menschen Orientierung zu bieten. Glauben und Verstehen sind kein Widerspruch.

Gotteslästerung: Sinn und Unsinn, ein Interview mit Prof. Wilhelm Gräb

Erneut publiziert – angesichts des Films in ARTE am 14. 12. 2016 um 22.05.

Ein Interview mit dem protestantischen Theologen Prof. Wilhelm Gräb, Berlin. Die Fragen stellte Christian Modehn.

Wenn man beim Thema „Gotteslästerung“ nur die so genannten christlich geprägten Länder beobachtet: Dann fällt auf, dass in letzter Zeit immer wieder Künstler angeklagt wurden (wie in Moskau beim Pussy Riot – „Prozess“), in ihren Aktionen und künstlerischen Arbeiten „Gott zu lästern“. Warum reagieren vor allem Politiker und Kirchenführer so heftig?

Auffällig ist in der Tat, dass immer wieder Künstler der Vorwurf der Gotteslästerung trifft. Denken wir an Madonnas Video-Clip „Like a Prayer“, die Madonna als Gekreuzigte zeigt, an die Jeans-Werbung von Otto Kern, die das „Abendmahl“ von Leonardo da Vinci persiflierte oder an den Film „Die letzte Versuchung“ von Martin Scorsese, in dem Jesus im Liebesakt mit Maria Magdalena gezeigt wird – immer waren Vertreter der Katholischen Kirche und fundamentalistische Protestanten mit dem Blasphemie-Vorwurf zur Stelle. Die Koalition mit der politischen Macht, die jetzt im „Prozess“ gegen Mitglieder der russischen Rockband „Pussy Riot“ offenkundig wurde, ist in den demokratischen westlichen Gesellschaften so allerdings nicht mehr gegeben – bislang jedenfalls nicht.

Nach der Revision des STGB in den 1960 Jahren ist die „Gotteslästerung“ in der Bundesrepublik Deutschland nur noch strafbar, wenn sie den „öffentlichen Frieden stört“.  Es wäre zutreffender gewesen, hätte man damals den Gotteslästerungsparagraphen ganz aus dem Strafgesetz herausgenommen. In dem Zusammenhang wird deutlich:  Der sog. Gotteslästerungsparagraph, also STGB § 166, aber auch § 167, soll den religiösen Pluralismus gewährleisten, nicht aber die freie und kritische Äußerung in Religionsangelegenheiten einschränken. Es sei daran erinnert, dass es gerade protestantische Kirchenführer wie der Präses der Rheinischen Kirche, Joachim Beckmann (1901 – 1987), waren, die anlässlich der Strafrechtsreform in der Bundesrepublik in den frühen 1960er Jahre angemahnt hatten, dass der Gotteslästerungs – Paragraph überhaupt nicht mehr in die Verhältnisse einer pluralistischen Gesellschaft passe, weil er politisch dazu missbraucht werden könne, die Meinung Andersdenkender zu unterdrücken. Präses Beckmann war übrigens ein Mann der „Bekennenden Kirche“ im Kampf gegen das Nazi Regime und die „Deutschen Christen“: Es steht, so sagte Beckmann in den 1960 Jahren, der Kirche gut an, „dass sie von sich aus auf einen weitergehenden strafrechtlichen Sonderschutz gegen Religionsdelikte verzichtet und jede auch nur entfernte Erinnerung an eine strafrechtliche Verketzerung Andersdenkender vermeidet“.

In letzter Zeit mehren sich allerdings auch in Deutschland wieder Stimmen, sie kommen vorwiegend  aus dem katholischen Raum, die das Verbot der Gotteslästerung wieder ernster genommen wissen möchten. Gotteslästerung wittern sie dort, wo christliche Symbole in die Regie freier, kritischer, auch vor der Persiflage nicht zurückschreckender Darstellung genommen werden – also insbesondere in der Bildenden Kunst, in der Literatur, im Film, im freien Journalismus, in der Popmusik. Der renommierte katholische Schriftsteller Martin Mosebach oder auch der katholische Philosoph Robert Spaemann haben sich diesbezüglich zuletzt besonders hervorgetan. Sie meinen daran erinnern zu müssen, dass der Gottesbezug in unserer Verfassung stehe und fordern, da der die Wertgrundlagen der Gesellschaft garantierende Gott nur der christliche Gott sein könne, den politisch und rechtlich sanktionierten Schutz des christlichen Gottes. Es sei, so meinen sie, nicht länger zu ertragen, dass die Muslime ein Anrecht auf den Schutz ihrer religiösen  Gefühle geltend machen könnten, Christen hingegen sich jede öffentliche Schmähung ihres Gottes gefallen lassen müssten. Weiterlesen ⇘

Was ist wesentlich im Christentum? Eine Ra­dio­sen­dung am 4. Januar 2015 um 9.04 Uhr

Der Glaube auf den Punkt gebracht. Über das Wesen des Christentums

Eine Ra­dio­sen­dung im Saarländischen Rundfunk 2. Programm um 9.04 Uhr   Von Christian Modehn

Wenn die Kirchen an der Seite der Armen und Ausgegrenzten stehen wollen, dann wirkt ein umfassendes und „kluges“ System von Dogmen und komplizierten Moralprinzipien eher unpassend. Diese Überzeugung vertritt Papst Franziskus. Dabei wiederholt er die alte theologische Weisheit: Der christliche Glaube ist einfach, was nicht heißt, er sei „schlicht“. Aber: „Man muss nicht Theologie studieren, um glauben zu können“, betont auch der protestantische Theologe Christoph Markschies von der Humboldt Universität, „das Wesen des Glaubens lässt sich auch in wenigen Worten aussagen“. Dadurch werden auch die berühmten „Kurzformeln des Glaubens“ wieder aktuell, die der katholische Theologe Karl Rahner vorgeschlagen hat. Sie sind keineswegs kurze Sprüche, sondern Reflexionen in vernünftiger Sprache, die das Wesen des Glaubens aussagen. So werden Menschen ermuntert, auch persönliche „Glaubensformeln“ zu formulieren, die das aussprechen, worauf es im Leben wirklich ankommt. Ein Beitrag, der anregt, weiter über das “alte Thema” Wesen des Christentums zu diskutieren.

 

Film über Hannah Arendt im Ersten: Am 7.12. 2014

Im Ersten wird am Sonntag, den 7. 12. 2014, der sehenswerte Film über Hannah Arendt gezeigt, Beginn ist 21.45. Schon im Kino war der Spielfilm (Premiere am 11. 9. 2012, Regie: Margarethe von Trotta mit Barbara Sukowa in der Hauptrolle) ein großer Erfolg; er macht vor allem mit einem Aspekt im Leben der Philosophin vertraut: Ihrer Auseinandersetzung mit dem Eichmannprozess in Jerusalem. Zu dem Thema hat der Religionsphilosophische Salon einige Hinweise veröffentlicht, auf die wir im Zusammenhang des Films noch einmal aumerksam machen. Zur Lektüre klicken Sie bitte hier.

Über das Nichts hinaus. Paradoxien des Nihilismus. Eine Ra­dio­sen­dung am 26.10.um 11.30 HR2

Über das Nichts hinaus. Paradoxien des Nihilismus

Eine Ra­dio­sen­dung der Reihe Camino (HR 2) um 11. 30 am Sonntag, 26.Oktober 2014

Der Nihilismus ist zuerst ein Lebensgefühl, bevor er philosophisch und religiös Ausdruck findet. Mitten im Alltag erscheinen Bindungen an Werte banal, Freundschaft und Liebe langweilen, Gottesbilder wirken belanglos. Das Gefühl der Sinnlosigkeit von allem macht sich breit. Wenn nichts mehr Lebendigkeit verheißt, legt sich das Nichtige wie ein Schleier über alles. Ist der Nihilismus eine Art Endstation der Verzagten und Verzweifelten? Oder gibt es inmitten von allem Nein Wege zu einem verwandelten, neuen Leben hin? Der Philosoph Nietzsche war dieser Meinung. Er plädierte nach dem Tod Gottes und dem daraus folgenden Nihilismus allerdings für den „Übermenschen“. Anders die Mystiker wie Meister Eckart. Sie bejahen die Leere, finden gar über das Nichts hinaus den wahren, den „göttlichen Gott“. Im Nein zeigt sich für religiöse Menschen ein Ja, das stärker ist als die negative Kraft des Nichts.

Gut leben. Ein philosophischer Salon mit Barbara Muraca am 20. November um 19 Uhr

Anläßlich des Welttages der Philosophie am Donnerstag, den 20. November, veranstaltet der Religionsphilosophische Salon Berlin zusammen mit dem Wagenbach Verlag ein Gespräch und eine Diskussion mit der Philosophin Dr. Barbara Muraca, Uni Jena, über ihr neues Buch “Gut leben”. Eine Gesellschaft jenseits des Wachstums ist der Untertitel.

Das Thema berührt uns alle, mehr gedankliche Klarheit ist erforderlich. Dazu will dieser Salonabend beitragen. Er findet statt im Kulturzentrum AFRIKA HAUS in der Bochumer Str. 25 in Berlin-Tiergarten . Einlass ab 18.30 Uhr, Beginn um 19 Uhr bis ca. 21 Uhr. Getränke sind dort erhältlich. Eintrittsgebühr: 3 Euro. Die Lektüre des Buches vorher könnte für die Diskussion dann inspirierend sein. Das Buch kostet 9. 90 €. Herzliche Einladung. Für weitere Fragen und Anmeldungen bitte an: christian.modehn@berlin.de

Zur Liste der Veranstaltungen anläßlich des Welttages der Philosophie 2014, siehe die Unesco website, klicken Sie bitte hier.

 

Das Christentum auf den “Punkt gebracht”: Was ist wesentlich, inspirierend, am christlichen Glauben ? Ein Vorschlag im RBB Kulturradio am 12. Oktober um 9.04 Uhr

RBB Kulturradio am 12. Oktober 2014 um 9.04 Uhr

Der Glaube auf den Punkt gebracht

Über das Wesen des Christentums

Von Christian Modehn

Die Frage, was ist denn eigentlich wesentlich im Christentum, im Sinne von entscheidend und damit auch möglicherweise anregend für eine Lebensorientierung, diese Frage bewegt doch noch viele Menschen. Diesem Thema ist die Sendung gewidmet.

Der Hintergrund: Wenn die Kirchen arm werden und an der Seite der Ausgegrenzten leben wollen, dann dürfen sie nicht mit einem komplizierten System aus Dogmen und Moralprinzipien „glänzen“. Diese Überzeugung vertritt mit Leidenschaft Papst Franziskus. Dabei wiederholt er alte theologische Weisheit: Der christliche Glaube ist einfach. Er hat seinen Mittelpunkt in einigen zentralen Erfahrungen von Sinn und Befreiung. „Man muss nicht Theologie studieren, um glauben zu können“, betont der protestantische Theologe Christoph Markschies von der Humboldt Universität, „das Wesen des Glaubens lässt sich in wenigen Worten aussagen“. Die „Kurzformeln des Glaubens“ werden wieder aktuell, der katholische Theologe Karl Rahner hat sie entwickelt. So werden Menschen ermuntert, persönliche „Glaubensformeln“ zu formulieren. Sie nennen das, worauf es wirklich ankommt.

Die zentrale Aussage der Sendung wird damit schon angedeutet: Eigentlich ist der christliche Glaube etwas sehr einfaches, und keineswegs dieses riesige ungetüme Lehrsystem, als das er oft sich präsentiert. Und damit stellt sich das Christentum auch dem philosophischen Gespräch. In diesem Beitrag kommt u.a. der bekannte Theologe Karl Rahner SJ zu Wort sowie der brasilianische Kardinal Evaristo Arns (Sao Paulo), der die Menschenreche als den Kern des Evangeliums versteht … und lebt.