„Ich denke an dich“: Denken in Zeiten der Krise. 5. Teil.

Hinweise von Christian Modehn am 2.4.2020, zu Beginn der Pandemie.

„Ich denke an dich“: Eine Zusage, ein Versprechen, ein Trost. In diesen Tagen müssen das Denken, der Geist, auch die Phantasie, alle Kraft entwickeln. Leibhaftige Begegnungen und Berührungen sind in diesen Zeiten weithin verboten. Um so mehr lebt Nähe und Verbundensein anderswo, tatsächlich im Geist, der sich im Telefongespräch oder in E-mail Briefen äußern kann. „Ich denke an dich“ oder „ich denke an euch“ ist jetzt alles andere als ein Floskel, wie vielleicht einst, in „alten Zeiten“, als man eher gedankenlos so Vieles daher sagte. „Ich denke an dich“ wird in besseren Zeiten sicher weiter gesprochen werden, aber eben besser,reflektierter.

Aber heute ist das „Ich denke an dich“ von einer besonderen Tiefe, einer philosophischen wie spirituellen Tiefe. Die folgenden Sätze sind Hinweise, Anregungen, die jeder und jede aus eigenem Erleben weiter entwickeln wird.

Philosophieren beginnt immer inmitten konkreter Lebenserfahrungen. Und Philosophieren hat nur Sinn, wenn es als Praxis der Philosophie (wie Malen Praxis der Kunst ist) das Dasein erhellt, deutlicher macht, ich hätte fast geschrieben „erleuchtet“, damit unser Leben gut gelingen kann und ein gutes Leben wird.

„Ich denke an dich“ steht in diesem Zusammenhang. Was bedeutet diese Zusage? Da kann jeder und jede einen konkreten Menschen sehen, einen Freund, einen Verwandten, einen Kollegen, Menschen, die mir – einst – leiblich nahe standen.
Die Zusage “Ich denke an Dich” bedeutet: Du bist vor meinen Augen. Ich sehe dich. Du stehst vor mir. Ich nehme dich wahr und höre deine Stimme. Dein Lachen und dein Weinen. Und dein Stillwerden. Paradox: Im Geist bist du doch auch auf andere Art – leibhaftig” – da. Der Geist erweckt förmlich den Leib.

Diese Erfahrung ist nur möglich, weil der Geist uns verbindet: Auch du kannst an mich denken, mich sehen. Mir Gutes wünschen. Und du wirst es tun. Dies denkt man im Denken an den anderen. Denn wir leben in der Einheit des Geistes, der Menschen verbindet.

Und im Denken an dich will ich, dass du bist, dass du da bist, so, wie du bist. Wir sind im AN-Denken, also im Aneinander-Denken, eins. Aber wesentlich bleiben wir doch anders: DU bist einmalig. Und du weißt es von mir.

Unser Geist als das Verbindende vereinnahmt nicht den anderen. Das heißt: Ich will dich nicht für meine Zwecke einspannen, mich vielleicht bewundern, wie toll es ist, dass ich doch an dich denke.

„Ich denke an dich“: Diese Zusage ist nichts anderes als ein Ausdruck einer kontemplativen Haltung. Kontemplare heißt Betrachten, also in Ruhe auf etwas oder auf einen Menschen schauen. Sich dafür Zeit nehmen. In Stille dasitzen und denken, auch an dich denken.

So entsteht ein offener Spielraum des Geistes. In dieser Weite dieses Denkens kann ich mich erinnern, kann ich mir Geschichten erzählen mit dir von einst, vielleicht sogar Pläne entwerfen für später. In diesem Spielraum des Geistes, in der Kontemplation des „Denkens an dich“, kann ich ein paar Zeilen schreiben. Oder mehr. Vielleicht meine eigene Poesie entdecken. Dabei nehme ich sozusagen „objektiv“ wahr: Ich will nur Gutes Dir und mir wünschen. Aber wer soll das Gute geben? Kann ich es allein? Ich will danken, dass es dich gibt und danken, dass wir aneinander denken. Aber wem soll ich meinen Dank ausdrücken?

Ich habe einen philosophischen Vorschlag: Wie wäre es, wenn wir auch öfter dem Geist danken, der uns verbindet in diesem Denken aneinander. Denn es ist der Geist, der die Kraft hat, unsere Distanz, unsere Grenzen zu überschreiten. Der Geist hat die Kraft, die leibhaftige Ferne zu überbrücken zugunsten einer Einheit.

Ich kann ja auch und sollte in der EINEN Menschheit an Unbekannte denken: Etwa an einen Menschen in Afrika, den ich zufällig, durch ein Foto repräsentiert, in einer Zeitschrift entdecke. Ein Foto, das sich jetzt, in dieser Zeit der Langsamkeit, eben nicht – wie einst – übersehe und wegblättere. Also betrachte ich ein Foto eines fremden Menschen in Afrika längere Zeit, etwa diese Frau, die in Burkina Faso auf ihrem Kopf Wasser transportiert aus der weiten Ferne eines entlegenen Brunnens. Sie tut es für ihre Familie. Welche Last, welcher Zwang, täglich der Not zu entkommen. Ich denke an sie. „Ich denke an dich“, sage ich dann. „Mein ganzes Wohlwollen gilt dir. Wenn ich dir doch nur etwas Lebensenergie übermitteln könnte“.
An Spenden für NGOs werde ich später denken.

Warum sollte man nicht lernen, Kontemplation auch mit einem Foto zu entwickeln?

Was ist nun diese universale Kraft des „Denkens an dich“? Es ist die Kraft des Geistes, sie vereint Vernunft, Seele, sie schafft Empathie.

Dieser universale Geist ist allen Menschen gegeben. Noch einmal: Er ist ihnen gegeben! Auf diese Erkenntnis kommt es an. Wir haben den universalen Geist in uns ja nicht selbst gemacht. Er wurde uns gegeben. Von wem gegeben, von wem „geschaffen“? Da kann jeder und jede weiter nachdenken und seine persönliche Antwort finden.

Einige werden, kritisch reflektierend, von einer unendlichen schöpferischen, Leben fördernden Kraft sprechen. Andere werden das alte Symbol: Gott, Göttliches, meinen.
Wie auch immer: Diese schöpferische Kraft hat uns Geist, Vernunft, Seele, Empathie „gegeben“. Schöpferisch eben. Zum Gebrauch, um menschlich zu leben.

In einer christlich geprägten Spiritualität ist die Zusage “Ich denke an dich” oft gemeint als ein schüchternes, fast “verdecktes” Bekenntnis: “Ich bete für dich”, “ich erbitte dich für dich alles Gutes”. So “schamhaft”, so “zurückhaltend”, fast sprachlos sind Christen geworden….Der Historiker und Theologe Hubertus Lutterbach erinnert in dem Zusammenhang an die schon frühchristlich verbreitete Praxis des “Betens für”, “orare pro”, also an das “innere Mittragen anderer in Leben und Gebet“.

Wie auch immer man in einer kritischen Theologie das Bittgebet deutet, denn diese Formel “Ich denke an dich, ich bete für dich”, ist ein Bittgebet: In dem Bewusstsein, dass beide, der Zusagende, Denkende, wie auch der, an den gedacht wird, in einer geistigen Verbundenheit leben, in einem geistigen Sinn- Grund miteinander verbunden sind. Diesen Sinngrund kann man auch Gott nennen.

Wie im einzelnen dann Gott, das Göttliche, ein Bittgebet hört und erhört, ist völlig offen. Weil ja Gott eben Gott ist und nicht der sehr menschlich gedachte himmlische Gesprächspartner eines Telefonanschlusses.

Wichtig ist: Das Bittgebet, das sich im “Ich denke an dich” auch andeutet und ausspricht, ist als Ausdruck der geistigen Kraft zu sehen, einer geistigen Kraft, die uns Menschen miteinander verbindet. Warum kann man nicht darauf gefasst sein, dass gutes Denken und gute Wünsche auch einmal in Erfüllung gehen? Und ich dafür auch sorgen kann.
Und wenn gute Wünsche nicht in Erfüllung gehen? Dann werden wir einmal mehr an daran erinnert, dass wir unser Leben “letztlich” nicht in unserer Hand haben. Das ist vielleicht eine entscheidende, aber immer gültige Erkenntnis, gerade in diesen Corona – Zeiten. In wessen “Hand” dann unser Leben ruht – oder ins Nichts sinkt -: Das kann jeder selbst reflektieren und sich entscheiden.

Copyright: Christian Modehn, Religionsphilosophischer Salon Berlin

Sicherheit oder Freiheit. Was ist wichtiger? Denken in Zeiten der Krise. 3. Teil.

Eine Herausforderung in diesen Zeiten.
Ein Hinweis von Christian Modehn

1.
Die Debatte ist da oder sollte da sein: Sicherheit contra Freiheit. Was ist wichtiger?
Viele meinen jetzt: „Natürlich ist Sicherheit wichtiger. Sogar möglichst viel Sicherheit wollen wir“. Es geht schließlich um die Eindämmung und Überwindung einer Pandemie. Es geht ums Überleben.
In welcher Hinsicht ist es also berechtigt zu sagen: Freiheit, persönliche Freiheit, ist gegenüber der Sicherheit doch nicht so wichtig? Wer das sagt: Ist er sich der Konsequenzen dieser Aussage bewusst?
2.
Wie lange werden diese Einschränkungen gelten? Wer legt die Dauer der Einschränkungen fest? Wie wirksam werden Forderungen sein, zu einem festen Zeitpunkt dann die Einschränkungen wieder aufzuheben zugunsten der allseits geltenden Bürgerrechte in einem Rechtsstaat?
3.
Viele Demokratien stehen angesichts dieses Problems noch recht gut da. Das ist eine Hoffnung. Aber auch in Demokratien kann die demokratische Stimmung umkippen und von Rechtsextremen zur breiten „Bewegung“ manipuliert werden.
Autoritäre Regime nützen schon jetzt ihre Chance: Sie begrenzen mit den Einschränkungen durch das Corona- Virus das freie Zusammenleben auf Dauer noch weiter ein. Oder die Pressefreiheit wird noch weiter durch Zensur behindert. Das wurde schon dokumentiert. Man lese die Studien von „Reporter ohne Grenzen“. Klicken Sie hier. Wie schnell wird sich China zu einem totalitären Regime entwickeln? Haben die Herrscher in Ungarn oder Polen förmlich auf diese Situation gewartet, um nun die Bürgerrechte noch weiter einzuschränken und auf eine Diktatur mitten in Europa hin zu steuern? Werden sich die Leute in den USA an ihren tatsächlich ignoranten Machthaber Mister Trump gewöhnen? Und sogar noch dessen absolut dummen Sprüchen glauben?
4.
Philosophisch und damit einer allgemeinen und begründeten Erkenntnis zugänglich, jenseits von bloßen Meinungen, gilt:
In der Debatte „Was ist wichtiger: Sicherheit oder Freiheit?“ müssen die zentralen Begriffe sozusagen präziser gefasst werden:
Sicherheit meint tatsächlich immer ein Sicherheitssystem, also immer gemachte Gesetze und Bestimmungen. Diese sind selbstverständlich nach einer Reflexion und in einem Willensentschluss bestimmter Menschen in die Wirklichkeit „überführt“ worden. Sicherheit hat eine geistige Basis, und diese Basis ist Reflexion, Vernunft und Wille. Diese Erkenntnis ist elementar, wird aber oft übersehen.
5.
Der gleiche Ansatz gilt auch für den Begriff Freiheit. Freiheit ist das Leben des Geistes: Der Mensch kann sich frei auf sein eigenes Denken beziehen und dabei elementar sein Selbstbewusstsein entdecken als die Basis seiner Reflexionen und Entscheidungen. Aber abgesehen von dieser Basis des inneren geistigen Freiseins als der Form des geistigen Bei-Mir-Selbstsein: Auch diese geistige Freiheit muss sich Institutionen der Freiheit schaffen, in denen diese menschliche Freiheit lebbar und sichtbar wird, dies ist der Rechtsstaat und die sind die Menschenrechte.
6.
So verändert sich unsere Ausgangsfrage zur Erkenntnis: Es geht eigentlich „nur“ um die Institutionen der Sicherheit und um die Institutionen der Freiheit. Beide sind Schöpfungen des menschlichen Geistes und dessen Kraft zur kritischen Reflexion. Beide sind in gewisser Hinsicht „Welten“, in denen man sich bewegt.
7.
Darum kann die Frage nur heißen: Ist die Institution der Sicherheit wichtiger als die Institution der Freiheit? Konkret: Ist die Institution der aktuellen Sicherheitsbestimmungen als Freiheitsbegrenzungen wichtiger als die Institution des Rechtsstaates und der Menschenrechte?
8.
Die Antwort ist klar: Die Institution des Rechtsstaates und der Menschenrechte sind wichtiger, fundamentaler, einzigartig. Die von der Sache her kleinere, weil prinzipiell zeitlich begrenzte Welt der Sonder-Sicherheits-Maßnahmen steht unterhalb der „Welt“ der Demokratie und der Menschenrechte
9.
Die Sicherheitsbestimmungen („Sicherheitsinstitutionen“) haben also nur vorübergehend und sehr genau demokratisch kontrolliert ihr Recht. Demokratisch kontrolliert heißt ja bereits: Es ist die Vernunft, die den Rechtsstaat ja erzeugt hat, diese Vernunft legt nun auch das Ausmaß der durchaus vernünftigen Sicherheitsbestimmungen fest.
10.
Wichtig ist nur zu erkennen: Sicherheit und Freiheit, verstanden als lebendige, wirkliche Institutionen, hängen ab von der Vernunft und leben nur dank der kritischen Kraft der Vernunft. Sie hat das letzte Wort.
11.
Wer nur innerhalb der Sicherheitswelt denkt, sich darin förmlich einschließt, der denkt und lebt begrenzt. Und das ist sogar gefährlich. Denn der Sicherheitsverteidiger/Fanatiker sieht das Ganze nicht. Wer im Horizont der Freiheit denkt und dieses ist ein Denken der Demokratie und der Menschenrechte, der denkt und lebt prinzipiell nicht nur größer, weiter, humaner, sondern auch universaler ist.
12.
Und dieses Denken der Freiheit als Denken der Demokratie und Menschenrechte muss heute aktiver werden: Es gilt nicht nur, an die bleibenden Korrekturen der Weltwirtschaft zugunsten des Klimaschutzes zu erinnern; es gilt zu warnen, dass vor lauter Resignation und „Aufbauwille“ nach überstandener Krise wieder die alten falschen Regeln der Umweltpolitik fortgesetzt werden.
13.
Genauso wichtig ist es innerhalb eines demokratischen Denkens und Handelns zu wissen: Die vielen Millionen Leidenden, also jetzt die Corona – Leidenden und Corona Toten in den armen Ländern dieser Welt (die von ultrareichen Diktatoren, umgeben von der entsprechenden so genannten Millionärs – Elite regiert werden) brauchen auch die Unterstützung der reichen Länder, reich immer noch im Vergleich zur Masse der armen Bevölkerung im Süden. Wer denkt im reichen Europa eigentlich daran? Was sagen wir dazu, wenn etwa das katholische Hilfswerk für Lateinamerika jetzt 100.000 Euro als „Soforthilfe“ für die Corona-Krise (in allen lateinamerikanischen Staaten!) zur Verfügung stellt. Während wir, auch unsere Regierung, mit Milliarden EURO für uns in Deutschland förmlich so um sich wirft. Wie die Lebensbedingungen unter dem Corona Virus in Peru aussehen, zeigt dieser Beitrag.
14.
Es ist nicht also das Denken innerhalb der engen Welt der Sicherheit, das jetzt Europa retten wird: Denn das Denken an die Sicherheit ist (fast) immer das Denken an die eigene Sicherheit, also auch an die nationale Sicherheit. Die Corona-Krise hat zum Aufflammen eines allumfassenden Nationalismus geführt: Aber an die Zukunft Europas, und damit der EU, gilt es zu denken. Und das kann man nur, wenn man aus der engen Welt des Sicherheitsdenkens heraustritt und sich vernünftig argumentierend innerhalb der Demokratie und der Menschenrechte bewegt.
15.
Weil Freiheit im emphatischen Sinne mit Vernunft identisch ist, hat natürlich immer die Freiheit als Vernunft den Vorrang. Denn nur die Vernunft kann die Formen der Sicherheit und der Sicherheits-Bestimmungen reflektieren und festlegen.
16.
Worauf es entscheidend ankommt, ist: Freiheit nicht banal als Freiheit zu verstehen, in der man alles tun und lassen kann. Entscheidend ist zu verstehen: freiheit ist, philosophisch gesehen, ein anderer Name für kriisch reflektierende Vernunft. Und die soll eigentlich das humane Zusammenleben bestimmen, auch die Fragen der Sicherheit.

Copyright: Christian Modehn, Religionsphilosophischer Salon Berlin

“Wer hoffen will, muss durch die Verzweiflung hindurch gegangen sein”: Denken in Zeiten der Krise. 2. Teil

„Wer hoffen will, muss durch die Verzweiflung hindurch gegangen sein“. Oder: Warum Hoffnung kein Optimismus ist.

Ein Hinweis von Christian Modehn

Ein anspruchsvoller, ein irritierender Satz. Er bezieht sich auf das Leben des einzelnen. Jeder Mensch muss durch die Verzweiflung hindurchgehen, so die These, will er Hoffnung erleben, die mehr ist als eine Illusion, mehr ist als Optimismus.

Der französische Schriftsteller Georges Bernanos (1888 – 1948) hat dieses Wort „Wer hoffen will, muss durch die Verzweiflung hindurch gegangen sein“ im Jahr 1945 gesprochen. Er war aus seinem Exil in Brasilien nach Frankreich zurückgekehrt und hatte dort eine viel beachtete Konferenz gehalten. Zum Thema Hoffnung. Wichtig und dringend in der Zeit der Befreiung von der Herrschaft der Deutschen und dem Ende des Hitler-freundlichen Pétain-Regimes.

Bernanos hatte sich während seines Aufenthaltes in Spanien während des Bürgerkrieges aus einem sehr konservativen zu einem demokratischen, kritischen Denker und Schriftsteller entwickelt, zu einer Stütze der Résistance in seinen Essays und Aufrufen.

Sein knapper Satz zur Hoffnung, inzwischen in Frankreich oft zitiert, könnte heute, in Zeiten der Krise, reflektiert und meditiert, hilfreich sein. Denn wir wissen jetzt: Es bringen uns weiter, es stützen uns, auch die Erkenntnisse des Geistes, Weisheiten, alte und neue, philosophische, literarische, religiöse. Und die Musik! Wir sind jetzt bereit, ernsthaft zu sagen: „Vor allem der Geist hilft, nur er kann letztlich trösten, mir meinen Sinn zeigen“.

Für Bernanos ist klar: Hoffen ist kein Optimismus. Hoffen ist kein willkürlicher Entschluss, nur noch das Positive zu sehen, nur das Schöne, nur den Fortschritt. Optimisten glauben: Alles werde schon gut ausgehen, für „uns“ natürlich zuerst. Hoffen als Optimismus verkommt so zu einer gedankenlosen Laune, die sich oft mit magischem Denken verbindet.
Bernanos sagt: „Optimisten sind glückliche Dummköpfe, Pessimisten sind unglückliche Dummköpfe“ („imbéciles).

Aus dieser Verklammerung zweier Haltungen muss man herausfinden als denkender Mensch, meint Bernanos, wenn man tatsächlich Hoffnung verstehen, Hoffnung „erringen“ und leben will. Nur Hoffnung kann eine geistige Basis im Leben sein. Hoffnung ist – im Unterschied zum Optimismus – begründete Zuversicht. Sie kann es deswegen wagen zu sagen: „Trotz allem“.

Und Bernanos macht einen Vorschlag, der eng mit philosophischen und religiösen Traditionen verbunden ist: Nur wer sich dem Negativen stellt, ihm sozusagen bewusst ins Auge sieht, es wahrnimmt und analysiert, wer also das Negative annimmt, durch es „hindurchgeht“ als einen Teil dieses menschlichen Lebens: Nur der kann dann inmitten aller Irritationen und danach auch wieder Licht sehen und Ermutigung zum Leben erfahren. Und zwar bleibend. Selbst, wenn wieder Irritationen kommen.

Der Philosoph Hegel sprach die gleiche Erkenntnis in seiner „Phänomenologie des Geistes“ aus: „Nicht das Leben, das sich vor dem Tode scheut und von der Verwüstung rein bewahrt, sondern das ihn erträgt und in ihm sich erhält, ist das Leben des Geistes.”
Hegel wusste: Die Stärke des menschlichen Geistes kommt nur daher, dass er mit dem Geist des Unendlichen verbunden ist. Nur deswegen konnte Hegel im Bedenken des Todes und der Auferstehung Jesu von Nazareth sagen: Der Geist des Ewigen, als eine Art „Funken in der menschlichen Seele, als das Ewige im Menschen, überdauert den Tod.

Ähnlich denkt Bernanos, der bei aller Kritik an der katholischen Kirche seit seinen Erfahrungen im Spanischen Bürgerkrieg mit dem christlichen Glauben verbunden blieb.

Was uns belastet, das Negative, würde Hegel sagen, nennt Bernanos Verzweiflung: Das Gefühl, den Boden unter den Füßen zu verlieren. Abzurutschen, abzustürzen. Das Ende zu ahnen. Dies heißt dann für Bernanos in seinem Vortrag von 1945: „Bis zum Ende der Nacht gehen“. Und wenn die totale Finsternis sogar noch mit der Metapher „Hölle“ bezeichnet wird, dann habe diese „Hölle“ einen Namen, meint Bernanos: „Nicht mehr zu lieben“.

Das ist das entscheidende Stichwort: Die Überwindung der Verzweiflung, dieser „Hölle“ bietet die Liebe. Liebe hat viele Namen, viele Bedeutungen, zurecht: Caritas, Amor, Wohlwollen, Fürsorge, Erotik, Solidarität….Sie ist ist die geistige Energie des Lebens. Wer wieder hoffen will, sollte sich an diese geistige Liebe „anschließen“, sie zu leben versuchen.

Man möchte im Sinne von Bernanos hinzufügen: Zur Liebe sind wir sogar noch im Zustand der Verzweiflung fähig. Wahrscheinlich liebt sogar der Verzweifelte sich selbst immer noch, ein bisschen. Er will sich erhalten. Wie auch immer. Aber die Selbstliebe als mögliche Rettung des eigenen Lebens hat nur Sinn und „Erfolg“, wenn in höchster Not auch noch andere Menschen beistehen. Und wir mit dem letzten Rest der Kraft auch wieder zu lieben beginnen. Man sieht den Abgrund, ist aber nicht bereit, alles sinnlos zu finden. Man ist in der Verzweiflung, aber hat noch die Kraft, an der Allmacht der Verzweiflung zu zweifeln. Zweifeln an der Verzweiflung? Ist das schon „zu viel“ Philosophie?

Aber es gilt: Man kann in der Verzweiflung noch Gutes erwarten. Nämlich Liebe. Und ist auch bereit, gut zu sein. Liebe zu leben.

Liebe rettet den Verzweifelten „auf dem Weg durch die Nacht“, sagt Bernanos.

Copyright: Christian Modehn, Religionsphilosophischer Salon Berlin.

Eine Reise in unserer Wohnung. Denken in Zeiten der Krise. 1. Teil. Von Christian Modehn.

Liebe Freundinnen und Freunde,

ich schicke Euch einen lieben Gruß von meiner Reise. Früher hatten Worte auf den üblichen Ansichtskarten nicht viel Platz. Jetzt kann ich etwas ausführlicher schreiben.
Ich meine es ernst: Ich reise nämlich in meiner Wohnung. Und da ergeben sich wahre Entdeckungen, Momente der Freude, Momente der Stille, wie hoch oben, einst, im Gebirge. Ich möchte Euch von meiner Reise gestern berichten.

Ich breche spät am Morgen auf. Ich lebe ja hier „auf Vollpension“. Man kann ausschlafen. Zum Frühstück höre ich gern Haydn, mein Mann übrigens auch. Vor ein paar Tagen haben wir unsere CD Sammlung mal sortiert und dabei die Cellokonzerte entdeckt. Wieder entdeckt.
Danach gehe ich zuerst zu meinem Schreibtisch, notiere ein paar Sachen, blättere in der Zeitung. Aber es zieht mich dann doch in die Ferne, ich mache mich auf den Weg, zum Bücherregal gegenüber. Eigentlich habe ich ein Buch über Hegel gesucht, bleibe dann bei anderen Büchern hängen. Und staune, fast schäme ich mich: Da stehen ja so viele Bücher, die ich noch nicht oder so lange Zeit nicht beachtet habe. Dabei hatte sie doch einst aus Interesse gekauft. Bildbände, Kataloge von Ausstellungen. Ich greife zu den „Aquarellen von Cézanne“. Verstaubt ist nur der Umschlag. Und dann setze ich mich gleich wieder, das Buch in den Händen. Und blättere, im Urlaub habe ich ja auch bei Wanderungen viel Zeit. Was fällt mir auf? Ich fasse mich kurz: Mit wenigen Farben deutet Cézanne das Wesentliche an in der Berglandschaft von Sainte – Victoire, Provence. Irgendwie erinnern die Aquarelle an alte chinesische Natur – Malereien. Sie zeigen das Wesentliche, gerade, weil das Wesentliche nur zu ahnen ist. Das kann ich euch, liebe Freundinnen und Freunde nicht verschweigen: Eine Frage drängt sich auf: Was ist eigentlich für mich, für uns, das Wesentliche jetzt? Werde ich, werden wir, wie Cézanne, zum Meister der Einfachheit werden können? Diese Frage können wir ja weiter besprechen, wenn wir uns wieder sehen oder zwischendurch wieder schreiben.

Nun muss ich doch weiterwandern. Im Nebenzimmer ist ein sehr üppiges, ich würde sagen, farbenfrohes Bild, eigentlich nicht zu übersehen. Aber wie oft habe ich es übersehen, ignoriert? Der Maler nannte es „Herbstlandschaft im Harz“, ein Erbstück meiner Tante Maria. Wie sehr sie das Bild liebte. Ich setze mich. Und sehe sie vor mir in ihrer Begeisterung für das Bild. Bin dankbar für Ihre gleich bleibende Freundlichkeit. Wie oft hat sie mir als Kind schon gesagt: „Verweile nicht nur vor dem Bild, sondern trete ein in das Bild“. Ich versuche es. Im stillen Sitzen bin ich dann doch irgendwie im Harz gelandet, zumindest in mitten in der Natur. Wenn ich dann aus dem Fenster schaue, sehe ich schon die ersten Forsythien. Die Natur lässt sich nicht „unter kriegen“, bis jetzt.

Mein Mann ruft mich in die Küche. Wir trinken Kaffee mitten in unserer „Urlaubs-Pension“ . Neben den Tassen liegt noch die Verpackung: „Herkunftsland El Salvador“. Wir sprechen jetzt nicht vom sinnvollen Zwang, zuhause zu bleiben … und dort zum Beispiel Reisen zu unternehmen. Wir sprechen von El Salvador, dem Bürgerkrieg dort, der Ausbeutung, den Armen, den Basisgemeinden. Und dann schweigen wir. Schließlich frage ich: „Warum geht es uns – trotz allem – doch noch besser als den vielen Armen in Lateinamerika? Warum hatten wir in Europa uns eigentlich daran gewöhnt, dass es uns meist gut, den meisten dort aber sehr oft sehr schlecht geht?“
Wir beide müssen verstummen. Irgendwie bestimmt uns die Phantasie. So, als würden wir auf einer Bank in den Bergen verweilen. Werden wir melancholisch? Vielleicht. Den Verlust bedenken, den Abschied annehmen, das tut gut, ist heilsam. Nichts kommt so wieder, wie es einmal war. Eine Binsenweisheit.

Aber wir reisen weiter und wandern zu einem anderen Regal in einer Ecke. Da lächeln uns kleine Statuen von Buddha und Jesus an. Sie sind dicht bei einander. Unser Hausaltar, könnte man sagen, zumindest eine Art spiritueller Rückzugsort. Früher, in Bayern oder Frankreich, haben wir ja auch gern leere Kirchen besucht. Hier sind wir sozusagen in einem multireligiösen Ort. Was für ein Geschenk: Buddha und Jesus stehen friedlich nebeneinander, wie gute Freunde, wie es sich eigentlich gehört.
Ich frage: “Was würden Buddha und Jesus uns wohl jetzt sagen?“

Auf dem Sofa bleiben wir vielleicht eine gute Stunde im Schweigen sitzen. Die Zeit steht still. Reine Gegenwart.

PS.: Wir werden weitere Reisen in der Wohnung machen, Entdeckungsreisen. Und, liebe Freundinnen und Freunde: Wir freuen uns über Eure Briefe über eure aktuellen Reisen. In der eigenen Wohnung, versteht sich.

Liebe Grüße erst mal nach unserer Reise, von Christian und Hartmut.

Nebenbei: Die Anregung für „Eine Reise in meiner Wohnung“ habe ich von dem französischen Schriftsteller Xavier de Maistre (1763- 1852) erhalten, von seinem Buch „Voyage autour de ma chambre“.

Copyright: Christian Modehn, Religionsphilosophischer Salon Berlin.

Wer tötete Erzbischof Romero? Über die Mitschuld des Vatikans.

Wer tötete Erzbischof Oscar Romero? Über die Mitschuld des Vatikans.

Einige Hinweise und kritische Fragen von Christian Modehn. Erneut publiziert anläßlich des 40. Todestages von Oscar Romero (am 24.3.1980)

Ein Vorwort, geschrieben am 21.3. 2020:
Schon wieder ein Gedenktag, also ein Tag des expliziten Denkens an einen Menschen, einen wegweisenden, vorbildlichen. Am 24. März 1980 ist Erzbischof Oscar Romero in San Salvador, im zentralamerikanischen Staat El Salvador, von rechtsextremen Militärs, Angehörigen der ebenso rechtsextremen, von den USA unterstützten Regierung, erschossen worden, am Altar, während der Messe. Oscar Romero war die wichtigste Stimme der vielen Armen und Unterdrückten in seinem Land. Er stand ihnen tatkräftig, man darf sagen aufopfernd zur Seite. All das ist noch bekannt? Wahrscheinlich noch in Lateinamerika, in seiner Heimat San Salvador. Es hat sehr lange gedauert, ehe sich der Vatikan und die Päpste entscheiden konnten, diesen vorbildlichen, schon Lebzeiten wie einen Heiligen verehrten Oscar Romero, tatsächlich öffentlich zu ehren und heilig zu sprechen. Denn dies ist ein politischer Akt!
Und vergessen wir nicht die bleibende, fundamentale Erkenntnis Erzbischof Romeros: Es ist die maßlose Gier der Herrschenden, also der (Super-)Reichen, nach “immer mehr”, nach immer mehr Geld, nach immer mehr Eigentum, nach immer mehr Privilegien, die tödlich ist für die Menschen. Diese Gier der “kalten Herzen” hat ein menschenwürdiges Leben der meisten Menschen in El Salvador unmöglich gemacht. Diese Gier hat Erzbischof Romero getötet. Und: Diese maßlose Gier der “kalten Herzen” wurde nicht überwunden, sie regiert weltweit. Das ist ein Thema des Gedenktages!

In diesen Zeiten der Corona-Pandemie haben “wir” andere Sorgen, als an einen heiligen Befreiungstheologen in El Salvador zu denken, könnte man meinen. Aber vielleicht ist es gerade eine sinnvolle Erweiterung unseres Denkens und Fühlens in diesen Tagen, mal längere Zeit “etwas anderes” zu denken und auch anderes zu lesen als die vielen erschütternden Neuigkeiten rund um die Pandemie. Ich empfele also die Lektüre nicht nur meines kritischen Hinweises, sondern auch die Lektüre des Buches von James R. Brockman “Oscar Romero. Anwalt der Armen”. Erschienen im TOPOS Verlag! Brockman war Jesuit (gestorben 1996); er kannte Oscar Romero persönlich; konnte auch dessen Tagebuchaufzeichnungen lesen, daraus ist eine umfangreiche Biographie entstanden, alles andere als eine übliche kirchenfromme “Heiligenlegende”! Sondern eine Art politischer Biographie eines Mannes, der sich von einem “klassisch Konservativen” zu einem Befeiungstheologen und Verteidiger der Armen entwickelte. Ich möchte auch noch auf meinen Beitrag hinweisen: Erzbischof Romero und das Opus Dei.
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Für ausführliche biographische Informationen über Oscar Romero kann jetzt online ein neu erschienenes Buch gelesen werden:”Oscar Romero und die Kirche der Armen”.

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Zur Einstimmung ein allgemeiner Hinweis aus der Ethik: Wenn dort von Verantwortung und Verantwortlichkeit gesprochen wird, ist nicht nur die “responsability”, sondern auch die “accountability” gemeint. Im Englischen wird diese Unterscheidung gern gemacht. “Accountabilty” meint dabei vor allem die “soziale Verantwortung”, also das Verantwortlichsein dafür, was in einem bestimmten Umfeld durch das eigene Tun (oder durch das eigene Unterlassen) geschieht oder nicht geschieht. Der Berliner katholische Ethiker, Prof. Andreas Loib Hüdepohl, schreibt: “Verantwortlich ist der, der durch sein Handeln und Verhalten einen beklagenswerten Zustand selbst herbeigeführt oder zumindest zugelassen und nicht verhindert hat, obwohl es in seiner Macht gestanden hätte” (Zitat in: “Rechtsextremismus als Herausforderung für die Theologie”, Herder 2015, S. 296). Diese allgemeinen Hinweise haben ihre Gültigkeit auch im Umgang des Vatikans und vieler Bischöfe, auch in El Salvador, mit dem mutigen Menschenrechtskämpfer und Befreiungstheologen, dem “Märtytrer wegen seines befreidenden Glaubens”, Erzbischof Oscar Romero.

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Der Religionsphilosophische Salon Berlin befasst sich auch mit Religionskritik. Deswegen werden manchmal auch Hinweise publiziert und dabei Fragen gestellt, die in der eigentlich dafür zuständigen kritischen Theologie und deren Publikationen einen Platz haben sollten, aber leider nicht haben. Offenbar sind den immer noch kirchenamtlich-gebundenen katholischen Theologen diese Themen „zu heiß“, also zu gefährlich (auch für die eigene Karriere). Zur politischen “Neutralisierung”  Oscar Romeros durch das Opus Dei (in Rom) jetzt klicken Sie bitte hier zur Lektüre des umfangreichen Beitrags.

Die folgenden Hinweise beziehen sich auf ein wichtiges, bisher kaum diskutiertes Thema: Auf die Mit-Schuld des Vatikans und des heiligen Papstes Johannes Paul II. an der Ermordung von Erzbischof Oscar Romero am 24. März 1980. Leitend ist dabei die allgemein bekannte und unumstrittene Erkenntnis, dass Ideologien und religiöse Propaganda das reale politische Handeln der Menschen prägen, inspirieren, anfeuern und auch bestimmen. Dafür gibt es zahlreiche historische Beweise, etwa im Zusammenhang der Kreuzzüge, der missionarisch-kolonialistischen Eroberung Amerikas oder jetzt der Niederschlagung von Menschenrechtsbewegungen in den Ländern, die islamistisch beherrscht, d.h. tyrannisiert werden.

Es geht also um die indirekt wirkende, sicherlich schwer zu „fixierende“, aber doch faktische Mitschuld der „offiziellen Kirche“ an der Ermordung Erzbischof Romeros. Anlässlich seiner (35 Jahre ! nach seinem Tod erreichten) Seligsprechung am 23. Mai 2015 in San Salvador wird diese Frage sicher vermehrt öffentlich diskutiert: Wer tötete – eigentlich- den Erzbischof, also den frommen Priester, den Verteidiger der Armen, den Kritiker des rechtsextremen Militärregimes, den Befreiungstheologen? Diese Frage bleibt auch nach seiner offiziellen Heiligsprechung im Jahr 2018 durch Papst Franziskus.

Über die tatsächlichen Mörder als Individuen kann man sich umfassend informieren, etwa schon auf wikipedia: „Am 23. September 2004 wurde Álvaro Saravia, Leiter des Sicherheitsstabs von D’Aubuisson und Kommandeur der Todesschwadronen, in einem Zivilprozess in Kalifornien in Abwesenheit als einer der Drahtzieher des Mordes an Romero von Richter Oliver Wanger schuldig gesprochen. Danach müsste er 10 Millionen US-$ an einen anonymen Hinterbliebenen Romeros zahlen. Es ist international das erste Mal, dass im Fall Romero irgendjemand verurteilt wurde.“ (Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/%C3%93scar_Romero#Hergang_und_T.C3.A4ter). Hingegen: Das Parlament El Salvadors erließ 1993 eine Generalamnestie für die Verbrecher des Bürgerkrieges….

Es ist dort aber auch weithin unstrittig, dass Oscar Romero auf Veranlassung des Mayors des El Salvadorianischen Heeres, Roberto d Aubuisson, durch einen Scharfschützen am Altar während der Messe getötet wurde. D Aubuisson ist der spätere Gründer der rechtsextremen ARENA Partei, die noch heute, 2015, eine sehr starke politische Kraft (in der Opposition) ist. Sie vertrat und vertritt eindeutig die Interessen der wenigen etablierten Herrschenden, die sich im Bürgerkrieg gewaltsam gegen alle Respektierung der Menschenrechte für die armen Indígenas durchsetzten; diese Clique ist mitverantwortlich, dass mindestens 75.000 El Salvadorianer im Bürgerkrieg – auf bestialische Art – getötet wurden, darunter auch viele Priester, Gemeindemitarbeiter und zuerst und vor allem: sehr viele Arme… und Erzbischof Romero.

D Aubuisson (1944-1992) ist Katholik gewesen; er hat, für Mitglieder der gehobenen Klassen wie überall üblich, katholische Privat-Schulen (der Maristen und Jesuiten) besucht. Außerdem hat er im Jahr 1972 an der berüchtigten us – amerikanische „School of the Americas“ studiert; dort wurden rechtsextreme Militärs aus ganz Lateinamerika für den Krieg gegen die Kommunisten in Lateinamerika ausgebildet. Für die USA gab es seit dem Sieg Castros auf Kuba und dem Sieg der Sandinisten in Nicaragua und später dann dem Sieg Allendes in Chile nur eine Idee: Den Kommunismus, wo immer er sich (angeblich) versteckte mit brutaler Gewalt auszulöschen, also Menschen zu töten. Jegliche Forderung nach sozialer Gerechtigkeit wurde als kommunistisch diffamiert und Menschen, die diese Forderungen vertraten, ausradiert. Weite Kreise der offiziellen Kirche haben dieser Ideologie den theologischen Segen gegeben. Sie haben sozusagen den blinden Wahn der USA religiös-ideologisch befeiert. Das hatte Auswirkungen: Oscar Romero war als Erzbischof von San Salvador weitgehend von seinen bischöflichen Kollegen im Land isoliert, auch sie betrachteten sein Engagement als marxistisch und diffamierten ihn sogar im Vatikan.

Wer die Frage „Wer tötete Erzbischof Romero?“ umfassend beantworten will, kann also, das ist evident, nicht nur punktuell auf die Tat des Scharfschützen schauen oder nur die individuelle Gestalt Romeros sozusagen als jetzt „seliges“ bzw. heiliges Individuum betrachten. „Wer tötete Erzbischof Romero?“ Das kann nur beantwortet werden, wenn das extrem ideologisierte und religiös aufgeladene politische – geistige Klima in El Salvador und Lateinamerika insgesamt in den Jahren zwischen 1970 und 1980 (dem Todesjahr Romeros) und darüber kritisch analysiert wird.

Solche kritischen Fragen müssen gestellt werden, weil bei allem Jubel über den „seligen Oscar Romero“ das kritische Denken nicht eingeschläfert werden kann. Und spannend bleibt, wie die reaktionäre ARENA Partei sich am Tag der Seligsprechung verhalten wird und wie das Opus Dei reagieren wird, das neuerdings die absurde These weltweit verbreitet, Erzbischof Romero sei eigentlich einer vom Opus Die gewesen. Damit will diese rechte katholische Geheimorganisation den bleibenden politischen Anspruch Romeros neutralisieren, sie will den Befreiungstheologen Romero zu einem braven, frommen Bischof herabsetzen. Lesen Sie dazu einen ausführlicheren Beitrag und klicken Sie hier.

Papst Johannes Paul II. (seit 1978 Papst) aus dem kommunistisch regierten Polen stammend, erklärte zumal in den ersten Jahren seiner Herrschaft, den Anti-Kommunismus zu einer Art Dogma für die ganze Kirche. Den Antikommunismus (so, wie er ihn verstand) zu bekämpfen war für ihn eine völlige Selbstverständlichkeit, die er später bei seinen Besuchen bei den rechtsradikalen Diktatoren in Chile, Argentinien und in Paraguay (General Stroessner) usw. dokumentierte.

Das bedeutete: Es gab für Johannes Paul II. – zumal zu Beginn seiner Herrschaft – nur „den“ (einen), eben den teuflischen Marxismus als Kommunismus. Linke Positionen, die an die tatsächliche, bereits immer schon tötende Gewalt der bestehenden (diktatorischen) Regierungen erinnerten, konnte er nicht akzeptieren. Der polnische Papst glaubte: Wenn eine rechte/rechtsextreme Militärregierung sich fromm-katholisch und der rechten päpstlichen Lehre nach außen hin folgsam zeigt, ist das in Ordnung und unterstützenswert. Der Diktator Pinochet in Chile war ja bekanntlich ein fleißiger Kirchgänger, ihm reichte der Papst bei seinem Besuch in Chile gern die Kommunion… Deswegen sprach der polnische Papst auch den bekanntermaßen äußerst rechtslastigen Franco-Freund und Opus Dei Gründer Josemaria Escriva in kürzester Zeit, entgegen allen Regeln und kirchlichen Gesetzen, nach dessen Tod heilig.

Diese offizielle pauschale, deswegen unkritische antikommunistische „Stimmung“ im Vatikan und damit die offizielle römische Befürwortung bzw. kirchliche Unterstützung alles Antikommunistischen bekam Erzbischof Romero im Vatikan selbst 1979 ausdrücklich zu spüren. Der damals schon von rechtsradikalen Militärs und Paramilitärs (Todesschwadronen) bedrohte Erzbischof Romero wollte 1979 dringend dem Papst vom Bürgerkrieg in diesem katholischen Staat berichten. Aber er wurde nicht zum Gespräch mit Johannes Paul II. vorgelassen. Erst als sich Romero wie ein einfacher Gläubiger in die Gruppe der Wartenden bei einer so genannten Generalaudienz einreihte und dabei dann den Papst direkt um ein persönliches Gespräch bat, wurde er gnädigerweise danach zum Papst vorgelassen. Der Theologe und Lateinamerika-Spezialist Dr. theol. Willi Knecht hat diese Situation dokumentiert: „während der Generalaudienz, als Romero die Hand des Papstes ergriff und sich vorstellte. Ehe Romero mehr sagen konnte, warnte ihn der Papst: „Hüten Sie sich vor dem Kommunismus“! „Aber (wollte Romero sagen) …“ Und der Papst sagte erneut: „Hüten Sie sich vor dem Kommunismus!“ Über die würdelose Umgangsform des Papstes mit Erzbischof Romero am folgenden Tag kann die Journalistin María López Vigil, (in: „Piezas para un retrato”, UCA Editores, San Salvador 1993) berichten, weil sich ihr Erzbischof Romero kurz danach anvertraut hat; ein Zitat aus dem längeren Beitrag, den Willi Knecht dokumentiert: „Während sie sich gegenüber sitzen, beharrt der Papst auf einer einzigen Idee: „Sie, Herr Erzbischof, müssen sich um eine bessere Beziehung zur Regierung ihres Landes bemühen!“ (Der Papst hält also die regierenden Mörderbanden in El Salvador für eine legitime Regierung, CM). Monseñor Romero hört ihm zu und seine Gedanken schweifen nach El Salvador und er denkt daran, was die Regierung seines Landes mit dem Volk seines Landes anstellt. Die Stimme des Papstes bringt ihn zur Wirklichkeit zurück. “Eine Harmonie zwischen Ihnen und der Regierung von El Salvador ist das, was Christen in dieser Zeit der Krise am meisten befolgen müssen“. Bischof Romero hört weiter zu. Es sind Argumente, mit denen er bis zum Überdruss schon von anderen kirchlichen Würdenträgern angegriffen worden war. (Quelle: http://williknecht.de/index.php/kirche/kirche-3/81-en-memoriam-oscar-romero-seine-audienz-beim-papst-1979-16)

Der Lateinamerika – Spezialist Dr. theol. Willi Knecht kommentiert diese unglaublich arrogante Belehrung des heiligen Papstes: „In der vom Militär kontrollierten Presse von El Salvador (und von Lateinamerika) wurde diese Zurechtweisung Oscar Romeros durch den Papst als “grünes Licht” (als Erlaubnis) interpretiert, Oscar Romero nun endlich zum Schweigen bringen zu können – ohne dass der Vatikan deshalb intervenieren würde. Auch Regierungskreise der USA haben dies als Bestätigung bzw. Rechtfertigung aufgefasst, nun mit allen Mitteln gegen die von Oscar Romero geführte Kirche in El Salvador vorgehen zu dürfen“. (Quelle ebd,). Der Slogan „Sei ein Patriot und töte einen Priester“ hatte sich inzwischen in den Köpfen der Todesschwadronen festgesetzt…

Mit anderen Worten: Der blinde Antikommunismus des polnischen Papstes, artikuliert wie ein Dogma, hat das gesellschaftliche Klima in El Salvador soweit mit-bestimmen können, dass Erzbischof Romero am 24. März 1980 erschossen wurde. Die Täter fühlten sich subjektiv als Wohltäter des Vaterlandes, als Hüter der rechten (katholischen) Ordnung, ja als treue Nachahmer päpstlicher Weisungen.

Noch einmal: Innerhalb katholisch-theologischer Reflexionen ist diese Erkenntnis bisher nicht verbreitet worden, weil sie peinlich ist: Die Erkenntnis heißt: Das vom Vatikan und Papst Johannes Paul II. erzeugte pauschale antikommunistische Klima mit dem Verdacht des Marxismus und Kommunismus bei angeblich „linken“ Priestern und Theologen, ist, mitschuldig und mitverantwortlich für die Ermordung Erzbischof Romeros und später dann (1989) für die Ermordung von Romeros Freunden, der Jesuiten an der katholischen Universität San Salvador. Am 23. Mai 2015 wird also ein Erzbischof von der Kirche selig gesprochen, als Märtyrer, als Glaubenszeuge, der einer blinden Ideologie der Kirche selbst seinen grausamen Tod zu „verdanken“ hat. Dass der Vatikan niemals Erzbischof Romero und seiner Theologie und seiner Pastoral traute (etwa die Einrichtung eines Büros für Menschenrechtsfragen), zeigt sich daran, dass 1995 ein spanischer Priester des Opus Dei Erzbischof von San Salvador wurde. Er hat, das sagen alle Historiker, das Werk Romeros im Erzbistum vernichtet.

Werden diese Perspektiven am 23. Mai 2015 in San Salvador von dem päpstlichen Delegaten angesprochen? Wird sich die römische Kirche zu einem Schuldbekenntnis aufraffen und sagen: Ja, auch wir, im Vatikan und den vatikanischen Behörden, wir sind zumindest indirekt mitschuldig am Tod Oscar Romeros, weil wir die tödliche ideologische Verblendung mit gefördert und wie ein Glaubensbekenntnis verbreitet haben?

In dem Zusammenhang ist ein Beitrag eines anderen Lateinamerika-Spezialisten wichtig, des Theologen aus dem Dominikanerorden, Pater Ignace Berten. Er schreibt in seinem Beitrag “La théologie de la libération: Est-elle encore d actualité?  (in “Lumiere et vie, heft 273, 2007, Seite 97), aus dem ich übersetze: “Die Befreiungstheologie stört vor allem die Machthaber vor Ort, die sie als subversiv denunzieren. Die Regierung der USA, der CIA und die =Schule der Americas=, die lateinamerikanische Militärs in ihrem subversiven Kampf ausbilden, realisieren Strategien des Kampfes gegen die Befreiungstheologie… Es gibt eine gewaltige Repression …selbst gegen Bischöfe, die dann ermordet werden. Bischof Romero ist wahrscheinlich das stärkste Symbol dieser Generation von Märtyrern”. Und der Theologe Pater Berten fährt fort.”Aber die Theologie der Befreiung hat auch zu kämpfen mit dem Mißtrauen und der Repression (sic!) aufseiten der Kirche, vor allem in den sehr konservativen Flügeln, bei denen Msgr. Lopez Trujillo die markanteste und aktivste Gestalt ist. In Rom ist man besorgt über die Gefahr des Kommunismus, und in dieser Sorge verbündet sich der Vatikan mit der Sorge der USA: Gemeinsam glaubt man, dass die Theologie der Befreiung eine Art Umschlagstelle sein könnte, um kommunistische Regime in Lateinamerika zu etablieren…”   An dieser Stelle wäre weiter über die politische Naivität des Vatikans im allgemeinen nachzudenken, man könnte an Pius XII. erinnern (der den Nazi-Faschismus weniger schlimm fand als den Stalinismus) oder an die heutige ideologisch geformte Zurückweisung der Gender-Theorien.  Indem der Vatikan und die meisten Bischöfe eine rechtslastige-konservative Schlagseite hatten und haben, werden sie Bündnispartnern von Systemen, bei denen sie christlichen Glauben vermuten, wie den USA, die aber nichts als Machtpolitik, sagen wir für die damaligen USA durchaus Imperialismus im Sinn haben. Auf die so genannten theologischen Forschungszentren, die in den USA seit 1970 entstanden waren, weist Franz Hinkelammert hin: Es entstand das “Department of theology” im “American Enterprise Institute”, Leitung Michael Novak: “Sein Ziel war die Bekämpfung der Befreiungstheologien Lateinamerika”. Dann wurde das “Institute for Religion und Democracy” geschaffen, geleitet von Peter Berger mit demselben Ziel. /in: Theologies de laliberation, L Harmattan, Paris, 2000). Die Bücher von Micheel Novak wurde ins Spanische übersetzt und fanden weite Verbreitung auch in kirchlichen Kreisen…

Zurück zu Erzbischof Romero: In diesem Sinne, also einer Mitschuld des polnischen Papstes an der Ermordung Romeros, schreibt der Lateinamerika Spezialist Dr. theol. Willi Knecht sehr treffend persönliche Gedanken anlässlich des Todes von Papst Johannes Paul II.: “Auch der Papst wird sich nun vor seinem Gott verantworten müssen – wie jeder von uns. Und er wird diesem Gott, dem Gott von Abraham und von Jesus, erklären müssen, warum er Menschen wie Bischof Romero seinen Mördern überließ und warum er einen Befürworter von Massenmorden – Josemaría Escrivá – zum Heiligen erhebt. (gemeint ist der Gründer der katholischen Geheimorganisation Opus Dei, CM). Menschen wie Oscar Romero und alle Ausgestoßenen dieser Welt mögen bei Gott dann Fürsprache für Karol Wojtyla einlegen. Möge Gott ihm seine Gnade erweisen und ihn bei sich aufnehmen!“

Quelle: http://williknecht.de/index.php/kirche/kirche-3/81-en-memoriam-oscar-romero-seine-audienz-beim-papst-1979-16

Diese Erkenntnis einer Mitschuld führender vatikanischer und bischöflicher Kreise, an der Niederschlagung und Ausgrenzung von Befreiungstheologen wäre natürlich noch viel weiter zu dokumentieren und auszuführen. Es wäre an den kolumbianischen Kardinal Lopez Trujillo zu erinnern: „Er sagte in einer Gruppe, er werde mit den Befreiungstheologen Gustavo Gutierrez, Leonardo Boff und Jon Sobrino ein Ende machen“ (so Jon Sobrino SJ, in „Die Freiheit der Theologie“ (Mainz 2008, S. 29). Der kolumbianische Kardinal hat nie die Vorwürfe einer engen Zusammenarbeit mit kolumbianischen Drogen-Bossen wirksam entkräften können, er war später organisatorisch für die gesamte lateinamerikanische Bischofskonferenz CELAM zuständig und schließlich in Rom als oberster Kardinals-Beamter für Familienfragen verantwortlich; zudem war er ein Freund des polnischen Papstes usw.

An den damaligen ADVENIAT Chef, Bischof und Kardinal und Opus Dei Mitglied Franz Hengsbach (Essen) wäre zu erinnern, vor allem an seinen politisch äußerst rechtslastigen Studienkreis „Kirche und Befreiung“, der ebenfalls den blinden Antikommunismus wie ein Dogma propagierte und als Kampfmittel gegen die Befreiungstheologie einsetzte. Engster Mitarbeiter des sogen. Studienkreises war der Lopez Trujillo Intimus Pater Roger Vekemans SJ. Es gab eine widerliche Nähe zu den Militärdiktaturen Bischof Hengsbachs, die meines Wissens von ADVENIAT bis heute nicht öffentlich in Publikationen von dort aufgearbeitet wird bzw. aufgebarbeitet werden darf: Hengsbach empfing von dem damaligen bolivianischen Diktator Banzer eine hohe staatliche Auszeichnung. Dieser Adveniat-Chef Hengsbach sagte 1977: „Die so genannte Befreiungstheologie führt ins Nichts“ (siehe, „Konflikt um die Theologie der Befreiung“, Benziger, 1985, Seite 55). Wenn diese Befreiungs-Theologie und damit die Theologen ins Nichts führen, dann kann man sie doch auslöschen, wäre die ungesagte Konsequenz. Sozusagen als geistlicher Kampf gegen den Nihilismus. Ist das nicht die Konsequenz solcher Behauptungen?

Vor allem wäre auf die enge Verquickung des Vatikans und der antikommunistischen Militär-Zentralen in den USA zu verweisen, auf die enge Freundschaft Johannes Paul II und Staatspräsident Reagans. Erwähnt werden muss hier das berühmte „Dokument von Santa Fé“ (USA), es enthält Empfehlungen an die Reagan-Administration, wie mit US-Waffen die lateinamerikanischen Militärs am besten die Befreiungstheologie bekämpfen und auslöschen können.

In seiner Studie „Johannes Paulus II., de onfeilbare“ (Johannes Paul II., der Unfehlbare) schreibt der belgische Vatikanspezialist und Theologe André Truyman (sein Buch erschien 2003 in Leuven): „Am wichtigsten ist, dass der konservative Katholik Wojtyla und der konservative Protestant Reagan einander fanden in ihrem Hass gegen den verwerflichen atheistischen Kommunismus. Das war für beide in den Worten Reagans das „das teuflische Reich“ ( S. 129). Demgegenüber schrieb noch Erzbischof Romero an den damaligen us amerikanischen Präsidenten Carter, „er solle doch damit aufhören, weiterhin Waffen und militärische Berater nach El Salvador zu senden“.

In dem Buch „El Salvador-Massaker im Namen der Freiheit“ (Rowohlt Verlag, 1982, hg. u.a. von Helmut Frenz) wird von Eliteeinheiten des el salvadorianischen Militärs berichtet, die die blutrünstigen Massaker an den Armen verursachen. „Solche Massaker sind nicht zufällig, sondern das konsequente Ergebnis der Anti-Guerilla-Ausbildung in den USA, dort werden zur Zeit (also 1981) 1.500 salvadorianische Soldaten ausgebildet… Präsident Reagan hat erklärt, er werde einen Sieg der Befreiungsbewegung in El Salvador niemals zulassen. Wenn er dieses Versprechen erfüllen will, muss er zum Mittel des Völkermordes greifen“ (S. 32).

Die Seligsprechung bzw. dann auch die Heiligesprechung von Erzbischof Oscar Romero ist also überhaupt kein Endpunkt, kein feierliches Halleluja, dem dann ein begeisterter Heiligen-Kult folgen kann! Die Seligsprechung bzw. Heiligsprechung ist vielmehr der Beginn einer umfassenden historisch-kritischen Aufarbeitung der jüngsten Kirchen- und Papstgeschichte, unter Einbezug aller Verblendungen, die im Vatikan als Dogma ausgegeben wurden. Ob diese Arbeit wohl geleistet wird? Gibt es dazu den Willen und den Mut?

Copyright: Christian Modehn, Religionsphilosophischer Salon Berlin

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Lob der Langeweile: Von der leeren Zeit zum Lebenssinn.

Gerade inmitten der Corona – Krise sind viele Menschen auf sich selbst zurückgeworfen, weil sie etwa in Quarantäne leben müssen, isoliert von anderen. Viele Betroffene klagen ausdrücklich, “unter Langeweile zu leiden”. Philosophische Reflexionen auf die Stimmung der Langeweile kann ein anderes Licht werfen auf diese Situation und sie dadurch vielleicht wandeln.

Der folgende Text einer Ra­dio­sen­dung von Christian Modehn kann wie eine philosophische Reflexion, wenn nicht wie eine philosophische Meditation gelesen werden. Dazu laden vor allem auch die in der Sendung vertretenen Philosophen und Theologen ein!
Der Text geht auf eine Ra­dio­sen­dung im WDR, Programm Lebenszeichen auf WDR 3, im Jahr 2011 zurück. Die Redaktion hatte Theodor Dierkes. Seit der Zeit (2011) haben sich viele andere auch genau für den Titel “Lob der Langeweile” entschieden… Die äußere Gestalt des Textes wurde in der für den Hörfunk üblichen Form belassen. C.M.

Lebenszeichen WDR:
Lob der Langeweile
Von der „leeren Zeit“ zum Lebenssinn

Von Christian Modehn

1. SPR.: Erzähler
2. SPR.: Zitator
3. SPR.: Übersetzer des Französischen O Tons

1. Musikal. Akzent.

2. SPR.:
Langeweile ist gewiss die Qual der Hölle. Nenn mir eine Pein, die diesem Krebse gleichkäme: So wie ich dasitzen und im Zimmer die Nägel betrachten, auf – und niedergehen, aus dem Fenster sehen, um sich wieder hin zu setzen, um sich auf etwas zu besinnen …und man weiß nicht worauf:

1.SPR.:
Der Dichter Ludwig Tieck in seinem Roman „William Lovell“.

2. SPR.:
Nenn mir eine Pein, die diesem Krebse gleichkäme. Der nach und nach die Zeit verzehrt, wo die Tage so lang und der Stunden so viele sind.

1. SPR.:
Schriftsteller und Theologen, Künstler und Philosophen schreiben über die Langeweile, weil es für sie ein absonderliches und deswegen „spannendes“ Phänomen ist. Aber auch weil es sie selbst wie auch so viele andere betrifft. Der Philosoph Emil Cioran hat sich schon als junger Mensch fast zu Tode gelangweilt; er nahm die Langeweile als „Hohlheit des Herzens“ wahr, als gähnende Leere. Bis ins hohe Alter hat ihn diese Qual geprägt, betont der Berliner Philosoph Jürgen Große :

2. O TON, Jürgen Große
Langeweile ist für ihn vielleicht eher die triviale Form des Verzweifeltseins, also ein allgemeines Nicht – Engagement, eine emotionale Unbetroffenheit von der Welt, in der man sich aber sehr verankert fühlt. Also: Man sieht alles, aber wie durch wie durch eine Glasscheibe. Man sieht alles, man kann alles intellektuell usw. einordnen, man weiß den Nutzen von allem zu benennen, aber für einen selbst hat es keine emotionale Herausforderung.

1. SPR.:
Langeweile ist nichts Beiläufiges, sie gehört zum „Wesen des Menschen“, sagen schon die frühen christlichen Theologen. Die Mönche im vierten Jahrhundert sprechen vom Leiden an der acedia (sprich Azéhdia), dem Lebens – Überdruss. Wenn die Arbeit in den Klostergärten getan und die Zeit des Studiums beendet war, beteten sie zur Mittagszeit gemeinsam den Psalm 91. Ein Vers wurde mit aller Inbrunst gesprochen:

2. SPR.:
Des Herrn Wahrheit ist Schirm und Schild vor der Pest, die im Finstern schleicht und die am Mittag Verderben bringt.

1. SPR.:
Diese Pest „am Mittag“ nannten Mönche den „Mittagsdämon“.

2. SPR.:
Diese verführerische Stimmung der Langeweile ist gefährlich wie die Pest: Sie kann alle geistigen Interessen still legen und töten.

1. SPR.:
Der Mönch Cassian berichtet im 5. Jahrhundert, wie er diesen „Dämon“ mit allerlei Ablenkungen abzuwehren versucht:

2. SPR.:
In solcher Anfechtung besucht der Mönch die anderen Kloster – Brüder. Er besucht die Kranken in der Ferne; er legt sich religiöse Pflichten auf; er beschließt, Verwandte wieder zu sehen und die Menschen in der Umgebung zu begrüßen.

1.SPR.:
Die Mönche ahnen, dass allerlei Tätigkeiten diese öden Stunden der Langeweile überbrücken können; bloß irgendetwas tun, damit man nicht auf „dumme Gedanken“ kommt. Damals wie heute wollen Menschen die Langeweile durch aktives Tun überspielen, berichtet Michael Bongardt, der gebürtige Bonner ist Theologe und Ethiker an der Freien Universität Berlin:

3. O TON, Michael Bongardt,
Langeweile ist etwas, was zu überwinden ist. Das ist im Umkehrschluss deshalb interessant, weil wir damit eine ganz klare Wertigkeit in unsere Lebensgestaltung reinbringen:, die man ganz kurz beschreiben kann: Der größte Wert ist das ständige Beschäftigtsein. Nietzsche macht deutlich, dass er sagt: Wenn ich einmal meine ganzen Beschäftigungen unterlasse und im Wald spazieren gehe. Und in diesem Wald trifft mich dummerweise ein Bekannter, der mich da spazieren gehen sieht, werde ich ihm sofort antworten: Ich tue es nur zur Erholung, d.h. ich tue gerade mal nichts, um ganz bald wieder etwas tun zu können.

1. SPR.:
Nietzsche sieht genau, wie sich moderne Menschen förmlich genieren, in der Muße, beim Nichtstun, „ertappt“ zu werden. Wie blamabel ist es doch, die höchsten Werte zu ignorieren, das Arbeiten und Tätigsein. Heilig ist doch einzig das Tun, so ein Dogma der westlichen, der christlich geprägten Welt seit der Reformation.

4. O TON, Petra von Morstein.
Wir sind ja alle unter immensem Druck, von einem Termin zum anderen zu kommen, Leistungen zu erbringen, viele Aufgaben mehr oder weniger auf einmal zu erfüllen. So dass die Zeit gleichsam segmentiert wird, in Stücke zerschnitten wird.

1.SPR.:
berichtet die Berliner Philosophin Petra von Morstein. In den „modernen Zeiten“ absoluter Betriebsamkeit sei es selbst für Rentner schwer, die eigene Lebenszeit noch als eine Einheit zu erfahren:

Fortsetzung O TON:
Ich lebe ja jetzt pensioniert, aber sehr tätig. Und bin immer noch in der Arbeit, mein Leben so zu balancieren, dass meine Zeit fließt, nicht zerstückelt ist.

1. SPR.:
Unser „normaler Tag“ besteht aus unterschiedlichen Bruchstücken, etwa aus den kurzen Fristen familiären Zusammenseins, aus den langen Zeiten unterschiedlicher Beschäftigungen, den Fahrten hin und her oder den Momenten der Erholung. Auch die Freizeit wird wie die Arbeitszeit vom Terminkalender bestimmt. Bloß keinen Leerlauf zuzulassen, vor allem am Abend oder am Wochenende. Darum müssen auch viele Menschen in ihrer freien Zeit „auf Hochtouren“ laufen. Sie müssen für Ablenkung sorgen, damit sich niemand langweilt, hat Jürgen Große beobachtet:

5. O TON, Jürgen Große
Diese Überlegung geht ungefähr so: Wenn die größten materiellen Bedrängnisse geschwunden sind, also wenn die Notdurft des Leibes, der Wohnung, die materiellen Grundbedürfnisse erfüllt sind, dass dann alle weitere Tätigkeit nur aus Langeweile erfolgt, oder um so eine gewisse flaue Unruhe von Innen her zu vertreiben.

2. musikalischer Akzent

1. SPR.:
Viele Menschen versuchen auf Dauer die Stimmung der Langeweile, diese „flaue Unruhe“, zu überspielen. Einigen gelingt das nicht. Sie erleben dann ihre Langeweile wie eine Krankheit. Der Psychologe Erich Fromm:

2. SPR..
Die Langeweile als Krankheit ist das Gefühl, dass wir freudlos in der Fülle leben, dass das Leben uns wie Sand durch die Finger rinnt, dass wir verwirrt und ratlos sind.

1. SPR.:
Diese Menschen brauchen Hilfe und Begleitung. Die Psychotherapeutin Verena Kast aus Zürich unterstützt Patienten, die aus dem Schmerz der langen und öden Zeit ohne Sinn herausfinden wollen.

6. O TON. Verena Kast.
Wenn wir uns langweilen, dann fühlen wir uns gequält; wir sind ohne Inspiration, wir sind ohne Interessen. Wir fühlen uns auch sehr wenig lebendig.
Und das ist halt ein Zustand, dem wir abhelfen wollen. Wenn wir ihm aber zu schnell abhelfen, also wenn wir z. B. einfach Aktionen machen, action, wie die Jungen sagen, dann können wir im Grunde genommen nicht von dieser Situation der Langeweile profitieren.

1. SPR.:
Mit Nachdruck weist Verena Kast auf ihren therapeutischen Ansatz hin: Wir können von der Langeweile „profitieren“, also Nutzen ziehen für unser weiteres Leben:

7. O TON, Verena Kast
Wenn es uns gelingt, uns mal darauf zu konzentrieren, dass uns jetzt gar nichts anspricht, dann kann eine neue Idee auftauchen. Dann merken wir plötzlich, wo eigentlich unsere Interessen wären, was uns von Innen her wirklich ansprechen würde. Aber dazu es eben einen Mut zur Langeweile. Also: Das wissen Menschen verhältnismäßig gut, die kreativ sind; die haben etwas gemacht, die haben eine Idee ausgearbeitet. Und dann fällt ihnen zunächst mal nichts ein. Und dann langweilen sie sich: Und sie wissen aber aus Erfahrung: Wenn ich mich auf diese Langeweile konzentriere, dann wird wieder etwas Neues.

1. SPR.:
Aber der Weg zu einem „neuen“ Leben kann sehr mühsam sein. Therapeuten berichten, wie Menschen in dieser Stimmung tiefer Verlassenheit auf sich selbst zurück fallen; sie kreisen nur noch um ihr eigenes Ich; interessieren sich für nichts anderes mehr als für die Bedürfnisse des eigenen Körpers … und die sexuelle Gier. Der Sexualtherapeut Johannes Wahalla begleitet in Wien diese Patienten:

8. O TON, Johannes Wahala
Zu mir kommen sehr viele und sagen: Ich habe das Gefühl, ich bin sexsüchtig, ich kann es nicht mehr kontrollieren Die Leute berichten mir oft und sagen: Es ist ein innerer Drang, so ein ständiges Suchen nach Sexualkontakten. Dass sie aber erleben, dass sie sagen: Obwohl ich gar nicht jetzt Lust habe ja, sind sie aber ständig z.B. im Internetforen, in Sexforen, oft auch abgespalten vom eigenen Gefühl, was sie nicht benennen können, ja.

1. SPR.:
Im geduldigen Gespräch, gemeinsam mit dem Therapeuten, können die seelischen Ursachen aufgedeckt werden:

9. O TON, Johannes Wahala
Langeweile ist eigentlich für alle meine Klienten etwas sehr belastend Depressives, dass viele nicht gelernt haben, wirklich ihre Bedürfnisse, ihre Gefühle wahrzunehmen. Und das scheint mir ein sehr wesentlicher Prozess zu sein, dass Menschen wieder so einen Zugang zu sich selbst bekommen, dass sie ihre Wünsche, ihre Gefühle, wieder spüren, wieder wahrnehmen: Was will ich mir gern in diesem Leben verwirklichen. Denn eines müssen wir sagen: Das Leben ist uns nur eine begrenzte Zeit zur Verfügung gestellt.

1. SPR.:
Die eigene Lebenszeit wieder wahrnehmen; respektieren, dass ich meine Lebenszeit nicht wie eine unerschöpfliche Quelle verplämpern und vergeuden sollte. Carpe Diém, sagte der römische Dichter Horaz, nütze den Tag, gestalte deine Zeit. Der Psychologe und Sozialarbeiter Kazim Erdogan arbeitet im sozialen Brennpunkt Berlin – Neukölln. Er wäre schon froh, wenn die Jugendlichen dort diese alte Lebensweisheit entdecken könnten.

10. O TON, Kazim Erdogan
Ich höre immer wieder von den Jugendlichen, wenn sie negativ auffallen, mit Gewalt zu tun hatten, das mit Langeweile auch begründen. Dass sie sagen: Ich hab nicht gewusst, was ich am Samstag mache und ich bin rausgegangen. Dann bin ich auf diese komische Idee gekommen, das höre ich immer wieder.
Ich möchte das unter den Oberbegriff Kommunikations – und Sprachlosigkeit rein tun. Wir reden immer weniger mit unseren Kindern, mir unseren Jugendlichen. Die Eltern entlassen die Kinder zu früh vor die Glotze oder sie sagen: Geh in dein Zimmer, und dann mach mal am Computer was. Es fehlt an sozialer Kontrolle, dass die Eltern nicht mitbekommen: Mit wem sind unsere Kinder, wo halten sie sich auf, was machen sie. Und in dem Moment, wenn die Jugendlichen eine Lücke finden, die man Langeweile nennen kann, dann sind sie gefährdet.

1. SPR.:
Kazim Erdogan leitet in Berlin – Neukölln einen „sozial – psychologischen Dienst“; die kürzlich verstorbene Richterin und Autorin Kirsten Heisig hat mit ihm eng zusammengearbeitet. Auch sie war überzeugt: Wenn junge Männer ihre Langeweile aggressiv und besinnungslos austoben wollen, dann sind vor allem praktische, „präventive“ Hilfen zur Freizeitgestaltung geboten! Kazim Erdgan hat „Projekte gegen die Langeweile“ gegründet:

11. O TON, Kazim Erdogan
Die Jugendlichen des Vereins machen ehrenamtlich Nachhilfeunterricht für die Grundschüler sozusagen als Vorbilder. Und das kommt sehr, sehr gut an. Und sie engagieren sich auch politisch; sie mischen sich in die bildungspolitischen Debatten; sie haben auch ein Fest organisiert, sie haben gemeinsam Musik gemacht. Wir versuchen, dass wir nicht von trennenden Wänden ausgehend operieren, sondern die Elemente, die uns verbinden, sind ausschlaggebend bei allen Projekten, die wir machen.

1. SPR.:
So wichtig eine sinnvolle Freizeitgestaltung auch sein mag: Ein gewisser „Schuß“ philosophischer Bildung sei doch immer hilfreich, meint Petra von Morstein. Denn nur wer als junger Mensch selbständig denken lernt, kann später, als Erwachsener, sein eigenes Leben gestalten und mit der eigenen Lebenszeit sinnvoll umgehen.

12. O TON, Petra von Morstein
Da wehre ich mich eigentlich gegen den Ausdruck „Zeit haben“. Es ist nicht der Fall, dass wir Zeit haben und es ist nicht der Fall, dass wir Zeit nicht haben. Es ist kein Haben. Wir sind in der Zeit.. Das spielt natürlich darauf an, dass die Zeit keine objektive Größe ist, also eine von uns getrennte, sondern etwas in uns. Zeit ist, sagte schon Kant, der innere Sinn. Und der innere Sinn hängt mit allem, was innerlich ist, zusammen, mit unseren Empfindungen, mit unseren Wünschen, mit unseren Zielen, mit unseren Tätigkeiten. Also bin ich ja auch dafür verantwortlich zu einem gewissen Grade, wie ich Zeit erlebe.

1. SPR.:
Eine philosophische Einsicht, die unmittelbar im Alltag von Jugendlichen gilt. Wie viele behaupten doch immer wieder ganz „cool“, sie müssten „halt mal wieder“ ihre freie Zeit „totschlagen“:

13. O TON, Petra von Morstein
Wenn die Zeit wirklich der innere Sinn ist, Zeit ist immer erlebte Zeit, dann schlagen wir uns wörtlich, das ist ein logischer Schluss, selbst tot, wenn wir Zeit totschlagen.

1. SPR.:
Eltern wünschen in der Regel, dass ihre Kinder zu glücklichen, zu friedfertigen Menschen heranwachsen. Dabei kann die Erkenntnis hilfreich sein: auch junge Menschen brauchen Momente des Nichtstuns, also Zeiten der Langweile.
Eltern können ihre Kinder vor einem vollen Terminkalender bewahren, in dem dann keine freie Minute bleibt angesichts von Schule und Sport und Reiten und Musizieren und Yoga, betonen Pädagogen. Wenn es dann plötzlich eine Unterbrechung dieser Betriebsamkeit gibt, werden die Kinder irritiert von der leeren Zeit des Nichts-Tuns. Dorothea Waag wollte das ihren Töchtern ersparen:

14. O TON, DOROTHEA WAAG.
Ich fand es ganz schön, sie darin zu unterstützen, Langeweile auszuhalten und hab das dann auch erlebt, dass kreative Kräfte dadurch freigesetzt wurden. Langeweile tut nicht weh, in diesem Ton habe ich das damals sicherlich nicht gesagt. Aber dass Langeweile etwas ganz wichtiges ist, um etwas zu entdecken, was ich selber was machen kann, selber was gestalten kann, hab gesagt: Ihr habt Sachen da, ihr könnt auch was malen. Es war nicht so, es muss nicht alles gestaltet werden und die Kinder müssen dauernd unterhalten werden. Kurzweil ist nett, ist amüsant, aber hat im allgemeinen großen Unterhaltungswert, hält nicht an, hat keine Tiefe. Und in der Langeweile, hab ich erlebt, kann Tiefe entstehen.

3. musikalischer Akzent,

1. SPR.:
Aber welche Tiefe kann uns die Langeweile lehren? Michael Bongardt empfiehlt, sich an die Meister des Denkens zu halten, zum Beispiel an den dänischen Philosophen Sören Kierkegaard:

15. O TON, Bongardt
In seinen Überlegungen zur Langeweile kommt es in einer sehr schönen Gegenüberstellung heraus, dass er sagt: Es gibt zwei Formen von Langeweile, es gibt zum einen die Menschen, die andere langweilen, durch das was sie tun, durch das, was sie erzählen, durch da, was sie sind. Diese negative Form des Langweilens setzt Kierkegaard ab von einer positiven Form, die er ausdrücklich eine Kunst nennt, nämlich die Kunst, sich selbst zu langweilen, und das ist schon wieder ein bewusster Akt. Die Langeweile ist ein Wert an sich, ist eine Form von Menschsein, die für sich selbst wertvoll ist. Und wenn sie dann nur damit gefüllt wird, dass einem spontan Bilder, Ideen, Gedanken kommen, die man für nichts brauchen kann, die einfach aber auch ihre Qualität darin haben, dass sie etwas Bereicherndes für mich haben. Punkt. (Lachen.)

1. SPR.:
Kierkegaard empfiehlt also einen Wechsel der Perspektive: Warum können wir die Langeweile nicht auch als ein unvorhergesehenes Geschenk verstehen? Die lange, ausgedehnte Weile kann man doch auch schätzen und lieben lernen. Petra von Morstein hat sich von diesem Gedanken faszinieren lassen:

16. O TON, Petra von Morstein
Ich komme jetzt gerade aus den Ferien zurück. Und da habe ich mich gehen lassen, im wahrsten Sinne des Wortes, ich bin viel gegangen, in wunderbarer Frühlingslandschaft, ohne Druck. Ich brauchte nicht zu wissen, wie spät es ist, wann es Mittagessen gibt. Und das hat die Aufmerksamkeit, das hat die Sinne so belebt, dass ich mich einfach nur freuen konnte. Und gar nicht genau wusste, worüber ich mich eigentlich freue. Und ich war einfach da, völlig wach mit allen Sinnen im Da. Und das war Langeweile, erfüllt in jedem Augenblick. Hab mich nicht gelangweilt.

1. SPR.:
Aber auch die lange, ausgedehnte „Weile“ der Ferien geht einmal zu Ende; dann beginnt wieder die Monotonie des Alltags; dann leben wir wieder in einem Rhythmus, den andere vorgeben, die Arbeitgeber oder die so genannten „Sachzwänge“ der Gesellschaft. Aber dürfen wir uns davon wirklich bestimmen lassen?

17. O TON, Petra von Morstein.
In mir wehrt sich schon, nicht nur seit ich älter bin, sondern auch schon in jüngeren Jahren, immer etwas dagegen zu sagen: Hoffentlich ist bald Sommer, hoffentlich kommt bald das Wochenende. Ich will Zeit nicht wegwünschen. Ich hab wirklich eine persönliche Furcht davor, Zeit wegzuwünschen. Das ist nicht nur eine Sache des Alterns, das einfach ist eine Sache des Im-Leben-Seins. Selbst wenn Zeit, die vor mir liegt, belastet ist, mit schwierigen, traurigen Erfahrungen und ich das weiß, will ich sie trotzdem so erleben, dass ich sie nicht wegwünsche, sondern bejahe.

1. SPR.:
Den Alltag annehmen, heißt: Die Langeweile ist ein Teil von mir. Ich kann ihr sogar „ins Gesicht zu schauen“. Darauf hat der Philosoph Martin Heidegger immer wieder hingewiesen; er ist einer der wichtigen Denker, der die Langeweile als positive Chance für die Menschen gedeutet hat. Dabei dachte er nicht an seelisch kranke, sondern an die vielen, sich gesund fühlenden Menschen. Michael Braun, Philosoph in Berlin, findet diese Perspektiven sehr hilfreich:

18. O TON, Michael Braun
Wir handeln ganz oft so, dass wir ständig bemüht sind, Probleme aus dem Weg zu räumen. Und Heidegger sagt, dieses ständige Bemühtsein, Probleme aus dem Weg zu räumen, alles in den Griff zu bekommen, dass das eigentlich nichts anderes ist, wie vor dieser Langeweile davon zu laufen.

1. SPR.:
Die Erfahrung der Langeweile, so Heidegger, stellt die Menschen vor entscheidende Fragen: Worauf wollen wir eigentlich hinaus in unserem Dasein? Worin sehen wir den Sinn des Lebens? Gibt es wichtigere Fragen? Vor der Langeweile sollten wir deswegen nicht panikartig flüchten, wenn sie uns packt. Geradezu blitzartig, meint Heidegger, kann uns dann aufgehen: Der Beginn der Langeweile kann der entscheidende Augenblick sein, unsere eigene Freiheit wahrzunehmen; sie allein ist die Basis für ein glückliches Leben.

19. O TON, Michael Braun
Die tiefe Langeweile führt uns an diesen Punkt, wo wir erfahren: Nur wenn wir im Augenblick in ein wesentliches Handeln kommen, brechen wir diese Langeweile auf. Und im Augenblick greifen wir sozusagen unsere eigene Zeit wirklich auf, weil wir es sind, die handeln. Wir sind nicht mehr gebunden an Parolen, an politische Meinungen, an Dogmen.

1. SPR.:
Nimmt man die Langeweile wie einen Freund an, kann sie unser Leben erneuern: Heidegger wird nicht müde zu betonen: Unser Leben ist allein uns selbst aufgegeben. Angesichts der Langeweile meldet sich diese Einsicht mit voller Wucht. Diese Erkenntnis muss Teil von uns selbst werden, sie kann wie in einer „philosophischen Therapie“ eingeübt werden:

20. O TON, Michael Braun.
Insofern ist natürlich Heidegger jemand, der einen Raum eröffnet, wie er es nennen würde, besinnlich diese ganzen Fragen zu stellen. Wichtig ist es überhaupt, erst einmal heraustreten aus diesem ganzen Betrieb, aus diesem ganzen gewöhnlichen Alltag. Und das kann eigentlich jeder. Das Wesen der Philosophie ist das Philosophieren, und das Wesen des Philosophierens ist das Fragestellen. Und das kann auch jeder.

4. Musikalischer Akzent,

1. SPR.:
Religiöse Menschen werden die Vorschläge Martin Heideggers nur als einen ersten Schritt betrachten, zu einem „eigentlichen“, also authentisch freien Leben zu gelangen. In der buddhistischen Tradition werden praktische Übungen angeboten, die Zerstreutheit und Zerrissenheit, also die Auswirkungen der Langeweile, meditativ zu bearbeiten. Wichtig ist der praktische Ausstieg aus den Alltagsrhythmen, und der beginnt mit der „Geh-Meditation“, berichtet die buddhistische Autorin Ursula Richard:

23. O TON, Ursula Richard,
Wir gehen dabei auch in ganz normalem Tempo, also nicht im Hetztempo, sondern verlangsamt. Und versuchen dabei, den Körper und den Atem und den Geist zu harmonisieren. Indem sie zum Beispiel auch ihre Schritte zählen und versuchen mit dem Atem in Verbindung zu bringen. Oder indem sie auch so kurze Sätze sagen: Friede ist in mir. Oder: In mir ist ein Lächeln, oder wie auch immer. Wo sie auch versuchen diese Harmonie zwischen Atem und den Schritten hin zu kriegen. Und das ist unglaublich erholsam, und das können sie überall machen, wo immer sie gerade sind.

1. SPR.:
Mit jedem meditativen Schritt wollen buddhistische Lehrer ihre Schüler aus der Zerrissenheit befreien. Im Achten auf den eigenen Atem sollen sie ihr eigenes Dasein spüren; dann schwindet das Klammern an negative Lebenserfahrungen, wie Leere, Zerstreuung, Getriebensein, betont der Zen–Meister Willigis Jäger:

24. O TON, Willigis Jäger
Dieser Weg besteht in nichts anderem als im Loslassen, und das ist schwer. Weil unser Ich so aktiv ist, uns ständig hierhin und dorthin treibt. Alles, was ich machen kann, ist loslassen. Und sich dem zu überlassen, jetzt nicht noch tausend andere Dinge nebenher denken, sondern wirklich ganz da drin zu sein, das ist die Kunst.

1. SPR.:
In der christlichen Spiritualität hat sich vor allem Blaise Pascal, der vielseitig begabte Denker im 17. Jahrhundert, mit der Langeweile auseinandergesetzt. In seinem wichtigsten Werk, den nach seinem Tod veröffentlichten „Pensées“, den „Gedanken“, mahnt er wie ein Prophet, nicht in blinder Betriebsamkeit und Unterhaltung die Langeweile zu überspielen:

2. SPR.:
Als ich es unternommen habe, die ruhelose Geschäftigkeit zu betrachten, denen sich die Menschen zu Hofe und bei Kriege aussetzen, woraus so viele Streitigkeiten, Leidenschaften erwachsen, hab ich mir gesagt: Das ganze Unglück der Menschen rührt aus einem einzigen Umstand her, dass sie nicht ruhig in einem Zimmer bleiben können.

1. SPR.:
Eine beinahe verhaltenstherapeutische Empfehlung: Bleib in deinem Zimmer und schau dort den Krisen deines Lebens ins Auge, fordert Pascal, sieh die Langeweile an! Dieser Vorschlag findet noch heute viel Aufmerksamkeit, etwa bei dem Pariser Philosophen Jean Mesnard:

21. O TON, Jean Mesnard

3. SPR.:
In der Unterhaltung und Zerstreuung wenden wir uns vom Wesentlichen ab. Diese Ablenkungen sind das Gesetz des menschlichen Lebens. Der Begriff Unterhaltung gilt ja für Feste, Spiele und alle möglichen Ablenkungen. Das ist durchaus ein modernes Thema. Es ist absurd, dass der Mensch die Unterhaltung sucht, denn damit wendet er sich von den wahren Problemen ab.
Übrigens ist die menschliche Arbeit auch eine Form der Unterhaltung. Im allgemeinen denkt man, arbeiten und sich unterhalten seien Widersprüche. Für Pascal handelt es sich um dieselbe Sache. Wir arbeiten, meint er, um unsere Lebensangst loszuwerden. Dabei ist die Angst doch eine gute Sache. Denn in der Angst gelangen wir zum Wesentlichen, zum Absoluten. So drückt die Unterhaltung nur die Tatsache aus, dass wir uns vom Absoluten entfernen.

1. SPR.:
Die Distanz vom „Absoluten“, von Gott, gilt es zu überwinden. Für Pascal wie für seinen Interpreten Jean Mesnard wird in den Erschütterungen des Lebens deutlich: Einzig die innige Bindung an Gott bewahrt vor den Schrecken der Langweile und den Wirrnissen, die Unterhaltung und Zerstreuung erzeugen. Die Langeweile wird also in die Ewigkeit Gottes einbezogen, die Ödnis des Daseins erhellt. Und so verliert sie ihren Schrecken, meint Pascal in seinen Pensées:

2. SPR.:
Das wahre Glück des Menschen ist in Gott zu finden, und Gott ist weder nur außerhalb von uns noch nur in uns. Gott ist das höchste Gut. Folgen wir unser Sehnsucht und unserem Drang, in der Unendlichkeit unser Glück zu finden. Dann bessert sich die Lage des Menschen, nämlich Unbeständigkeit, Ruhelosigkeit, Langeweile.

1. SPR.:
Diese Vorschläge haben auch bei den Dichtern der Romantik viel Sympathie gefunden; nicht von ungefähr verstanden sich viele Schriftsteller damals als gläubige Christen. Sie wollten mit der äußerlich perfekt geordneten und verwalteten Welt nichts zu tun haben. Das oberflächliche Geplauder der braven Bürger, die sie Philister nannten, erzeugte bei ihnen nur ein gelangweiltes Gähnen. Der Philosoph Rüdiger Safranski betont:

2. SPR.:
Es kommt den Romantikern darauf an, dem Gewöhnlichen ein geheimnisvolles Ansehen, dem Bekannten die Würde des Unbekannten, dem Endlichen einen unendlichen Schein zu geben.

1. SPR.:
Denn allein der kunstvoll gestaltete Glaube an das himmlische Geheimnis befreit aus der Öde des grauen Alltags. Das wahre Leben ist dann nicht mehr nur „irdisch“. Joseph Eichendorff schreibt in dem Gedicht „Mondnacht“.

2. SPR.
Es war, als hätt der Himmel
Die Erde still geküsst
Dass sie im Blüten – Schimmer
Von ihm nur träumen müsst.

4.Musikal. Intermezzo,
1.SPR.:
Die Bücher der Bibel kennen das Wort „Langeweile“ nicht. Aber die Autoren des Neuen Testaments beschreiben in vielen Farben, wie ein glückliches Leben im Angesicht Gottes aussehen könnte. Und im Kontrastbild dazu wird die Gefahr eines existentiellen Dahindämmerns beschworen; etwa wenn Jesus dazu aufruft, „wach zu bleiben“ und „nicht zu schlafen“. Er preist jene Menschen selig, die im Zustand gedanklicher Klarheit leben und wachsam sind. „Immer können wir mit einem Augenblick intensiven Erlebens konfrontiert werden, mit einem JETZT, das auch aus den Bedrängnissen der tiefen existentiellen Langeweile herausruft“, betont der protestantische Theologe und Psychotherapeut Günter Funke:

22. O TON, Günter Funke.
Ich denke natürlich auch, dass im Christentum, auch im Judentum, das Jetzt eine favorisierte Stelle hat: Heute ist der Tag des Heils, JETZT ist deinem Hause Heil widerfahren, also wir könnten das an einander reihen. Auch da ist die Gegenwärtigkeit, sich seiner selbst und seines Lebens gegenwärtig werden, das ist der erste Schritt zum Glück, und nicht irgendwelchen Vorstellungen nachhängen. Denn die Vorstellungen sind immer Projekte in die Zukunft oder ein Nachhängen in der Vergangenheit. Der Augenblick hat in sich die Fülle. Und deshalb haben die Mystiker immer gesagt, dass das Leben selbst die Quelle des Glücks ist.
5. musikal. Akzent.

Copyright: Christian Modehn, Berlin

Ernesto Cardenal gestorben: Der Poet, Mönch, Priester, Politiker ist am 1.3. 2020 in Managua, Nicaragua, gestorben.

Hinweise von Christian Modehn

In die sich auch in Deutschland bildende Trauergemeinde reiht sich auch der „Haupt-Geschäftsführer“ des katholischen Hilfswerkes für Lateinamerika „ADVENIAT“ (Essen) ein.
Pater Michael Heinz svd schreibt in einer knappen offiziellen Erklärung: „Mit dem Tod von Ernesto Cardenal verlieren wir einen bedeutenden Fürsprecher und Anwalt der Armen. Mit ihm ist eine einflussreiche Stimme für Frieden und Gerechtigkeit in Lateinamerika verstummt.“ „Völlig verstummt“ ist Cardenal, wie alle großen Poeten, sicher nicht; seine Werke, seine Bücher, stehen nach wie vor zur Lektüre auch auf Deutsch bereit.
Bedenklicher, wenn nicht gar zynisch, ist die Formulierung von Pater Heinz: „…verlieren wir“… Wer ist dieses „Wir“: Offenbar auch das katholische Hilfswerk Adveniat? Es ist wohl so, dass die heutigen Verantwortlichen von „Adveniat“ jetzt Ernesto Cardenal als einen der „ihren“ betrachten.
Aber bei so viel Vereinnahmung des Dichters, Priesters, Kulturministers und Befreiungstheologen durch „Adveniat“ heute wäre es dringend geboten gewesen: Zu erinnern, wie dieses Hilfswerk für Lateinamerika früher den Aufstand, die Revolution in Nikaragua gegen den Diktator Somoza bewertet hat. Vor allem, wie Adveniat“ dann mit seinem tatsächlich hoch umstrittenen „Studienkreis Kirche und Befreiung“ unter der Leitung des Adveniat-Chefs damals, Bischof Franz Hengsbach, Befreiungstheologen wie Ernsto Cardenal pauschal und dumm als „Kommunisten“ schlecht zu machen versuchte und mit allen Mitteln der Medien (auch dann mit Hilfe der Reagan-Regierung) verteufelte. Das ist alles bekannt und wissenschaftlich nachgewiesen und dokumentiert worden!

Man lese etwa in der Zeitschrift der Jesuiten „ORIENTIERUNG“ (Zürich) von Ende Dezember 1977 nach, LINK, wie es heftige, aber wirkungslose Proteste vonseiten prominenter Theologen in Deutschland gegen diese Verbindung von „Adveniat“ mit den reaktionären katholischen Kräften in Lateinamerika gab. Bischof Hengsbach, Adveniat-Chef, ließ es bekanntlich auch nicht nehmen, vom bolivianischen Diktator Banzer eine hohe Ehrung entgegen zu nehmen usw…

Es hätte anlässlich des Todes von Ernsto Cardenal den „Geschäftsführern“ und „Hauptgeschäftsführern“ von Adveniat gut getan, sich für diese mit viel Spenden-Geldern betriebene Campagne gegen die Befreiungstheologen – auch gegen Ernesto Cardenal – zu entschuldigen. Dass dem Priester Ernesto Cardenal 1985 die Ausübung des priesterlichen Amtes verboten wurde in einer gemeinsamen Aktion von Papst Johannes Paul II. mit dem erklärten Gegner der Befreiungstheologen Kardinal Joseph Ratzinger (Chef der Glaubenskongregation) ist bekannt. Priester, die in Polen das kommunistische Regime kritisierten, wurden auch finanziell kirchlich sehr deutlich unterstützt. Priester, die das Elend des armen Volkes in Nicaragua endlich beseitigen halfen, wie Ernsto Crdenal, wurden vom Vatikan bestraft, lächerlich gemacht und verunglimpft, isoliert.

Heute ist es allen katholischen Führern in Nicaragua peinlich, dass ausgerechnet der damals größte Feind Cardenals, Erzbischof Obando von Managua, den heutigen Diktator Daniel Ortega ins Präsidentenamt gehieft hat. Warum? Weil Daniel Ortega dem Kardinal im Falle seiner Wahl versprach, ein totales Verbot der Abtreibung in Nicaragua zu betreiben. Das tat dann Ortega auch als Präsident sofort. Nebenbei: Bekanntlich ist der absolute Schutz des ungeborenen Lebens vielen katholischen Führern bis heute absolut wichtiger als der Schutz des geborenen Lebens.

Dass sich Cardenal von dem einstigen revolutionären Führer und heutigen Diktator Ortega deutlich distanzierte, hat sich allgemein herumgesprochen.
im Peter Hammer Verlag, Wuppertal, sind viele Werke Cardenals noch zu “haben”. Dass Cardenal eng mit dem Mystiker Thomas MERTON verbunden war, kann hier nur erwähnt werden. LINK.
Kurzum: Etwaa mehr Selbstkritik hätte den Geschäftsführern von Adveniat jetzt gut getan, haben sie Angst vor Spenden-Einbußen?

Ein Lektüre-Tipp in dem Zusammenhang: “Wer tötete Erzbischof Romero? Klicken Sie hier.

PS.: Ich habe am 23. 11. 1975, S. 373, einen etwas längeren Beitrag über Ernesto Cardenal “Mönch – Dichter – Revolutionär” in der katholischen Wochenzeitung des Herder Verlages “Christ in der Gegenwart” veröffentlichen “können”, muss ich sagen, dank der eher “liberalen” Haltung des Chefredakteurs Manfred Plate.
Und dann noch am 25.2.1979 einen zweiten Beitrag “Den Stacheldraht zerschneiden”, ebenfalls in “Christ in der Gegenwart”, S. 65 f. Freiburg i.Br.

Copyright: Christian Modehn, Religionsphilosophischer Salon Berlin.