Der Bischofsmord von Guatemala: Ein Film über Juan Gerardi

Anlässlich des neuen Films von George Clooney
Ein Hinweis von Christian Modehn

Bei den Filmfestspielen in Cannes 2019 wird der neue Film von George Clooney vorgestellt: Sein Titel: „The Art of Political Murder“. Sein Thema: Der Mord an Juan Gerardi, Bischof im zentralamerikanischen Staat Guatemala, dort geboren am 27. Dezember 1922, dort ermordet am 26. April 1998. Der Film – Titel ist mit dem Titel einer großen Studie von Francisco Goldman identisch (2007 in den USA als Buch erschienen, liegt auch auf Deutsch vor). Über Details aus dem Leben Bischof Gerardis kann man sich etwa bei wikipedia gut informieren. Wichtig ist vor allem seine Tätigkeit als Bischof von El Quiché (1974 zum dortigen Bischof ernannt). Dort gab es heftige Konflikte der indigenen Bevölkerung mit der Regierung. Die Diskriminierung der Armen, der Mayas usw. war total. Im Ort Panzos fanden 1978 Massaker (mehr als 100 Tote unter den friedlich demonstrierenden Indianern) statt, 1980 wurden Priester getötet und zur Ausreise gezwungen, der Bischof ist Attentaten ausgesetzt, Bischof Gerardi muss, um sein Leben zu retten, die Diözese verlassen und sich nach Costa Rica flüchten.
Nach seiner Rückkehr nach Guatemala wird Bischof Gerardi zuletzt auch Leiter der „Wahrheitskommission“ zur Aufdeckung der Verbrechen während der Jahrzehnte dauernden bestialisch agierenden Militärdiktatur: Von 1960 bis 1996 dauerte der Bürgerkrieg. Zwei Tage vor seiner Hinrichtung in einer Garage (sein Gesicht wurde bis zur Unkenntlichkeit entstellt) hatte der Bischof die ersten Ergebnisse der groß angelegten Studie der „Rückkehr zur geschichtlichen Erinnerung an das Geschehene“ öffentlich vorgestellt: 54.000 schwerste Verbrechen gegen die Menschlichkeit wurden zusammengestellt. „80 % aller Menschen­rechts­ver­letz­ungen haben Militärs und Paramilitärs begangen, nur 9 % die so genannten Guerilla“, also die Widerstandgruppen der Armen gegen die Attacken der Militärs (siehe dazu die Studie von Stefan Herbst über Bischof Gerardi, in: „Die Armen zuerst“, Mainz 1999, S.173).
Gerardis Tod löste in Guatemala Entsetzen aus, weil zugleich eine Fülle von widersprüchlichen Behauptungen zur Todesursache verbreitet wurden. Umfassend aufgeklärt wurde der Tod nie. Deutlich aber ist: Der Mord an Bischof Gerardi war kein irgendwie nur persönlich gefärbtes Verbrechen, sondern ein politischer Mord, bestellt von den höchsten politischen Führern im Land. Man machte zwar einen Prozess: Vier Personen wurden als Täter für schuldig befunden, drei Militärangehörige sowie der katholische Priester Mario Orantes, mit dem der Bischof im gleichen Haus der Gemeinde St. Sebastian, Guatemala-Stadt, wohnte. Orantes wurde vorzeitig aus der Haft entlassen.

Der Film von George Clooney erinnert an Guatemala, ein Land, aus dem wie schon seit langem jetzt viele tausend Menschen in die USA flüchten wollen, ein Land, das aber im ganzen gesehen eher am Rande des öffentlichen Interesse steht. Weil die europäische Öffentlichkeit sich z.B. ständig mit dem BREXIT befasst oder – notgedrungen – etwa mit der Zunahme des Populismus und Rechtsextremismus in Europa. „Kleine Länder“ wie Guatemala gelten dann als uninteressant. Das sollte sich ändern in einer Welt, die so gern sich vernetzt, “global”, nennt.

Einige Stichworte zum Mord an dem Menschenrechtsaktivisten Juan Gerardi sind wichtig und sollten breiter studiert und diskutiert werden, gerade angesichts des Clooney-Films:

1. Guatemala hat in seiner Geschichte nur ganz wenige Jahre eine Demokratie erlebt: Etwa 1950: Da wurde mit 63 % der Stimmen Jacobo Arbenz zum Präsidenten gewählt, er setzte sich für Agrarreformen ein. Die katholische Kirchenführung, selbst auch nicht demokratisch verfasst, hat, bis ca. 1970, kein Interesse am Aufbau einer demokratischen staatlichen Ordnung.

2. Ausgerechnet das (heute in Deutschland wieder diskutierte) Thema Enteignung brachliegenden Landes (der us-amerikanischen Bananen- „United Fruit Company“) beendete die demokratische Regierung von Arbenz. Er wollte 162.000 ha brachliegenden Landes für eine Entschädigung von 1 Million US Dollar enteignen: Allein schon dieser Vorschlag galt für die USA und für die reaktionäre Kirchenführung im Land damals als eine Art Verbrechen: Privateigentum ist heilig. Arbenz wurde 1954 vom CIA gestürzt. Die USA setzten, wie üblich, einen ihnen wohlgefälligen Diktator als Staatschef ein.

3. Die rechtsextremen Militärs bedankten sich bei der katholischen Kirche für deren Ablehnung des sozial gesinnten Demokraten Arbenz: Die Kirche durfte nun offiziell auch das Recht auf Grundbesitz haben…

4. Eine winzige Gruppe, weniger als 2 % der Bevölkerung, besitzt 65 Prozent des bewirtschafteten Bodens: Als die arm gemachte Bevölkerung, auch aus dem Volk der Mayas, Gerechtigkeit fordert, oft unterstützt von progressiven katholischen Priestern und Nonnen, schaltet sich der CIA wieder ein und inszeniert einen der blutigsten Bürgerkriege Lateinamerikas. Die USA unterstützen die Gewaltregime der Militärs. (dazu Maria-Christine Zauzich, Guatemala, in: Kirche und Katholizismus seit 1945. Band 6, Lateinamerika und die Karibik, Paderborn 2009, S. 118)

5. Besonders heftig ist das Massenmorden durch den evangelikalen General Efrain Rios Montt, Staatspräsident von 1982 bis 1983. Sein besonderer „Schwerpunkt“ waren die denkbar blutigsten Massaker an der Zivilbevölkerung.

6. Dabei bedienen sich die US Herrscher und ihre Vasallen der Ideologie des Antikommunismus als Argumentationshilfe für das brutale Abschlachten durch Militärs und der mit ihnen verbündeten USA.Der paranoide, von Politikern der USA und vieler lateinamerikanischer Staaten betriebene Antikommunismus, äußerte sich dann auch als „Doktrin der Nationalen Sicherheit“.
Auch viele Bischöfe, auch die Päpste, vor allem der Pole Johannes Paul II., waren Anhänger der antikommunistischen Ideologie, die förmlich als politisches Argument ständig eingesetzt wurde, um die eigene Herrschaft zu begründen. Der päpstliche Kampf gegen die angeblich marxistische Befreiungstheologie und ihre Priester ist wesentlich antikommunistisch geprägt, oft in enger Kooperation mit US amerikanischen „Schulen“ der Ausbildung von lateinamerikanischen Militärs, die speziell Befreiungstheologen ins Visier nehmen sollten. (dazu: Norbert Greinacher, Geschichte des Konflikts, in: „Konflikte um die Theologie der Befreiung“, Benziger Verlag 1985, über das „Santa Fe-Papier, 1980, zur militärischen Auslöschung der Befreiungstheologen, dort S. 61).
Die Behauptung, Kommunist zu sein, wurde als Vorwurf ständig verwendet gegen alle Personen, auch Priester und Bischöfe, die sich für die Menschenrechte einsetzten.

Die Ideologie des Antikommunismus war eine Art Glaubensbekenntnis der reaktionären Kreise des Westens, die nur am Erhalt des (ökonomischen) Status quo Interesse hatten.

7. Als weitere Ideologie unterstützte die US amerikanische Regierung auch die Theologie der evangelikalen und pfingstlerischen Kirchen in ihrer Mission in Guatemala (und anderen lateinamerikanischen Ländern). Diese frommen fundamentalistisch glaubenden, aber politisch reaktionären Evangelikalen/Pfingstler sollten die katholische linke Basisbewegung ausschalten, was in Guatamala auch besonders “erfolgreich” gelang. Diese evangelikal/pfingstlerischen Kreise hatten kein Verständnis für die traditionelle Maya-Religion der Bevölkerung, sie sollte als “heidnisch” ausgerottet werden. General Rios Montt war selbst Mitglied einer Pfingstkirche, er ist als Massenmörder bekannt geworden; er predigte sonntags im Fernsehen. Mit Jorge Serrano wurde 1991 noch einmal ein fundamentalistisch frommer Evangelikaler Präsident.

8. Die Menschen in Guatemala, in ihrem Leiden, in ihrem Hoffen trotz totaler Hoffnungslosigkeit, haben es verdient, endlich einmal im Mittelpunkt öffentlichen Interesses zu stehen. Vielleicht sorgt der Film dafür!!

9. Bischof Gerardi ist ein Märtyrer der Menschenrechte. Ein moderner, obwohl Kleriker, ein weltlicher, weil politischer Heiliger. Ein Vorbild, in der Hinsicht seines Engagements. Wo gibt es solche Bischöfe noch – in Europa, in Deutschland zum Beispiel. Diese klerikalen, bequem lebenden Herren kreisen oft nur um die kleine interne Kirchenwelt ..und ihr Geld/Kirchensteuern. Vielleicht sollten sie mal im Rahmen eines Austauschprogramms 3 Jahre in Guatemala oder anderen lateinamerikanischen Staaten das Leben mit den Armen in den Slums, den Dörfern etc. teilen?

Copyright: Christian Modehn, Religionsphilosophischer Salon Berlin

Sozialismus, Eigentum, Ideale…Eine Debatte

Ein Hinweis von Christian Modehn

Es ist schon ein Zeichen von geringer Vernunft und sogar politischer Demagogie, wenn man beim Begriff Sozialismus jetzt hier in Deutschland nur an den real existierenden Sozialismus in der DDR oder im Ostblock denkt. Diese Polemik betreibt auch der berühmte Herr Joffe, Tagesspiegel, 6.5.2019. Mit solchen Hasstiraden wird nur eine ernsthafte Debatte verhindert über die Frage: Was sollte Sozialismus heute konkret bedeuten, zumal für eine Partei, die sich seit dem Ursprung stolz sozialistisch nannte, vieles Soziale erreicht hat und jetzt im Rahmen der Angst vor Wahlniederlagen dieses Wort Sozialismus offiziell gar nicht hören will. Einst war die SPD Mitglied der „Sozialistischen Internationale“, seit einigen Jahren lässt sie aus taktischen Gründen diese Mitgliedschaft „ruhen“. Bei so viel Ruhe ist den meisten SPD Leuten auch der Gedanke an eine moderne Form des Sozialismus abhanden gekommen. „Ruhe sanft“ … und verliere die Wahlen, auch und gerade wegen des Verzichts auf den Sozialismus. Und mach dich den konservativen Parteien zum Verwechseln ähnlich, dann verschwindest du definitiv, möchte man sagen.

Ohne auf den sinnvollen Vorschlag von Kevin Kühnert für eine tiefer gehende Diskussion über einen modernen Sozialismus in der SPD weiter einzugehen: Ist denn Privateigentum ein so totaler Wert für die reiche Welt, der mit allen Mitteln wie ein Gott verteidigt werden muss? “Unser Gott (d.h. der Gott der wohlhabenden Welt, eine Minderheit unter der Weltbevölkerung) ) ist das Privateigentum”. Das ist das schlichte Glaubensbekenntnis derer, die nicht nachdenken wollen und können, sich ans Gegebene klammern. Voller Angst!
Das polemische Reinprügeln auf Kevin Kühnert ist also nur ein Zeichen von intellektueller Schwäche. Diese Polemiker haben nichts anderes auf „Lager“ als die dummen Hinweise auf die DDR. Diese nannte sich sozialistisch und demokratisch, war aber weder sozialistisch noch demokratisch! Also lassen wir diese Vergleiche. Die Polemiker heute jetzt sehen nicht, dass die reiche Welt, so, wie sie herrscht und sich zeigt, ökonomisch, ökologisch, politisch usw. keine Zukunft hat und haben kann. Der fortgesetzte Kapitalismus und Neoliberalismus führt zur Implosion dieser Welt. Die Liste der kompetenten Wissenschaftler, die das nachweisen, ist ultra-lang. Und sie haben recht. Aber welcher Politiker nimmt sie ernst?
Ist denn nicht auch die westliche Demokratie in gewisser Hinsicht gescheitert, also nicht nur der “reale Sozialismus”? Sind die USA unter Trump als dem Dauer-Lügner eine “echte” Demokratie, etwa, wie oft behauptet wurde, ein Vorbild? Ist Ungarn unter Orban eine Demokratie? Ist Polen jetzt eine Demokratie? Ist Italien – auch damals schon unter Berlusconi – eine Demokratie? Sind die Staaten der EU etwa wahre Demokratien, wenn sie explizit aufgrund ihrer Gesetze Flüchtlinge aus Afrika im Mittelmeer ersaufen lassen? Die Kritiker des Sozialismus sollten bescheidener werden und uns nicht einreden, als hätten wir in Europa Demokratien! Vielleicht ein bißchen. Aber ein bißchen war ja auch der reale Sozialismus auch Sozialismus. Oder? Wie viele Nazis, Juristen, Beamte, Minister haben die ersten Jahrzehnte der BRD oder Österreichs mit bestimmt? War die BRD nicht gerade im Strafrecht auch in gewisser hinsicht ein Nachfolgestaat Hitlers, man denke an die Diskriminierung der Homosexuellen in der BRD bis 1969. Man denke an die ungebrochene Fortdauer des Konkordates (1933) der römischen Kirche mit dem Hitler-Regime usw..

Man sollte also – leider – eher wohl über die nur noch so genannten Demokratien in Europa reden. Ist eine Regierung CDU/CSU/SPD so hundertprozentig demokratisch, wenn sie de facto der verlängerte Arm der Auto-Industrie ist? Wenn sie eine Ausländer- und Flüchtlingspolitik macht, die weithin den Vorstellungen der populistischen AFD entspricht? Wenn inkompetente Verkehrsminister alles tun, damit die Autobahnen absolut vorrangig gebaut werden und der Ausbau des Bahnverkehrs z.B. minimal bleibt? Tausend weitere Beispiele… Wir leben nach dem Ende des so genannten realen Sozialismus leider jetzt in einer so genannten Demokratie, das sage ich um der Rettung der Demokratie willen!! Die populistischen Parteien wollen hingegen die Demokratie langsam vernichten…

EIn Vergleich: Welch einen Aufschrei, welch eine blinde Wut, welche Verdammungsurteile würden die Kirchenbürokraten in allen starken und machtvollen christlichen Kirchen Deutschlands loslassen, wenn jemand ernsthaft heute fordern würde: Das Evangelium Jesu von Nazareth sollten die Kirchen und ihre Bürokraten und Theologen und Festangestellten, Hochbezahlten, Privilegierten, Kardinäle in Luxuswohnungen und Bischöfe mit einem Monatsgehalt von 12.000 Euro (Köln, z.B.)…. als NORM hoch schätzen und zur Leitlinie ihres Lebens und Handelns erklären? Wo gäbe es dann die „Scheiterhaufen“? Die Grundbotschaft des Evangeliums als den entscheidenden Maßstab für die Kirche zu fordern, wäre eine Katastrophe für den, der das fordert. Franziskus von Assisi musste sich dem Papst letztlich unterwerfen, radikale Kirchen-Reformer (Hus, Giordano Bruno usw.) wurden von den Herren der Kirche in trautem Einvernehmen mit dem Staat verbrannt… Dostojewski hat ja bekanntlich beschrieben: Was passiert, wenn Jesus von Nazareth noch einmal auf dieser Welt leben würde…Man kennt das Ergebnis…

Das Evangelium, auch die Bergpredigt Jesu, passt momentan genauso wenig den Funktionären der Kirchenbürokratien wie der Sozialismus der SPD Führung gefällt Beide Institution sind bieder und einfallslos geworden, wollen nur (die wenigen) Mitglieder halten, die obendrein für dumm verkauft werden: Als würden nachdenkliche Menschen nicht eine evangeliums – gemäße Kirche oder eine humane, sozialistische, d.h. solidarische SPD wünschen? Man sollte Sozialismus inhaltlich als politisch gelebte Solidarität definieren…
Was würde passieren, wenn man die CDU auffordern würde, nach den Grundsätzen des Christentums und auch des Evangeliums Politik zu machen? Über das längst vergessene C der C Parteien wurde ja oft geklagt, immer aber von reaktionären Leuten, die meinten, das C sei identisch mit “Pro Life” oder dem Widerstand gegen alle Versuche einer humanen Sterbehilfe…

Was würde passieren, wenn man den emphatischen Begriff „liberal“ auf die sich „liberal“ nennenden Parteien beziehen würde? Diese sind heute oft die heftigsten Gegner einer humanen Flüchtlingspolitik. Liberal heißt aber bekanntlich in der Tradition: Absolute Geltung der Menschenrechte, der Rechte der Individuen (auch der Flüchtlinge?), absolute Verteidigung der Pressefreiheit usw. Nebenbei: Die FPÖ (Freiheitliche Partei Österreichs), seit Jahren eine rechtsextreme Partei, sieht sich immer noch verbunden mit dem „national-liberalen“ Wertesystem.

Philosophisch gesehen geht es um die Frage: Welche Bedeutung geben wir noch den grundlegenden Zielen, also den grundlegenden humanen Vorstellungen einer menschlichen Welt? Man könnte auch klassisch sagen: Welche Bedeutung geben wir noch den Idealen? Den Idealen der Menschenrechte, der Solidarität, der Gerechtigkeit und damit implizit auch des humanen Sozialismus oder dem auch, religiös gesehen, dem Evangelium?
Da kommen aber gleich wieder diese Polemiker und sagen: Ideale sind nur etwas für Idealisten. Was für ein Blödsinn ist es, dies zu sagen. Helmut Schmidt SPD sagte dummerweise: „Wer Visionen hat, gehe zum Arzt“. Er selbst ist aus Mangel an Visionen leider nicht zum Arzt gegangen. Er hätte ihm vielleicht globale sozialistische Visionen verschrieben. Sarrazin SPD oder Schröder SPD haben bekanntlich auch keine globalen humanen Menschenrechts-“Visionen”. Dies ist meine Meinungsäußerung. Wenn man Kevin Kühnert aus der SPD rausdrängt, dann bitte gleich auch die genannten lupenreinen „Visions-Losen“…

Das gilt philosophisch unbedingt: Ideale sind kritisch reflektierte humane Zielvorstellungen für alle Menschen. Diese Ideale als solche kann die Menschheit nie vollständig erreichen. Aber sie sind der innere “Motor” geistigen Lebens. Die Triebkräfte humanen Handelns. Würden wir z.B. den Partner nur lieben, wenn er/sie total dem Ideal der Liebe entspricht? Lebt konkrete Liebe nicht immer von der kreativen Vision, dem wichtigen Ideal, das kaum erreichbar ist? Es hält das Miteinander in Schwung.
Ohne Ideale wie Sozialismus, Geltung der vernünftigen humanen Grundideen des Evangeliums Jesu Christi, Menschenrechte, Gleichberechtigung der Frauen, völlige Normalität homosexuellen Lebens und Liebens usw., also ohne diese Ideale verkümmert unser Denken; wird unsere Welt hässlich, spießig, todlangweilig. Sie wird keine gute Zukunft haben.
Ideale sollten umgesetzt werden, realisiert werden, in kleinen Schritten, gerade dann, wenn die Not groß ist und die Wirklichkeit der Gesellschaft nach qualitativer Verbesserung der Verhältnisse für alle, die Ausgegrenzten und arm Gemachten zumal, förmlich schreit.

Copyright: Christian Modehn, Religionsphilosophischer Salon Berlin

Eine mächtige und korrupte katholische Sekte in Peru kämpft gegen die Freiheit der Presse

Ein Hinweis zur Organisation „Sodalicio“
Von Christian Modehn

Re­li­gi­ons­phi­lo­so­phie ist immer auch Religionskritik. Maßstab ist die selbstkritische allgemeine Vernunft, die bekanntlich auch für Religionen und Kirchen gilt. Ausgangspunkt dieser Religionskritik ist die Freilegung von Fakten! Und die Verteidigung der Menschenrechte, die selbstverständlich auch in der römischen Kirche höher stehen sollten und wichtiger sein sollten als Kirchengebote.

Glauben Sie ja nicht, einzig das Opus Dei, die Neokatechumenalen, bestimmte Charismatiker, „Das Werk“ oder die Legionäre Christi seien fundamentalistisch denkende und oft nach „Sektenmanier“ handelnde, aber machtvolle (auch ökonomisch !) Organisationen innerhalb der römisch katholischen Kirche!
Die Liste entsprechender Organisationen, oft sehr gut angesehen im oberen Klerus, ist lang. Denn diese Kreise stellen immerhin noch junge zölibatär leben wollende Priester der Kirche zu Verfügung. Nichts ist für Papst und Bischöfe wichtiger als das Bewahren der Kirche als Klerus-gesteuerte Organisation!
Jetzt also geht es hier um eine internationale Bewegung, sie ist in Deutschland bislang eher unbekannt, jedoch vor allem in Lateinamerika, besonders in Peru, sehr einflussreich: Die theologisch äußerst sehr konservative Gemeinschaft für Priester und Laien mit dem lateinischen Titel „Sodalitium Christianae Vitae“ (SCV), „Gruppe christlichen Lebens“. Etliche Mitglieder des SCV sind wegen sexuellen Missbrauchs angeklagt worden. Und nur auf diesen Aspekt will ich hinweisen.

Die bewährte und gründliche Informationsstelle PERU in Freiburg im Breisgau hat jetzt einen kritischen Beitrag über die Formen des Umgangs dieses Clubs, besonders des Bischofs von Piura, Peru, veröffentlicht. (http://www.infostelle-peru.de/web/missbrauchs-aufklaerer-wegen-verleumdung-verurteilt/)

Dieser wichtige Beitrag von Hildegard Willer von der Informationsstelle PERU in Freiburg i.Br. verdient viel Aufmerksamkeit, geht es darum wahrzunehmen, wie allmächtig sich einzelne Bischöfe immer noch fühlen. Das Reden von Brüderlichkeit oder Gleichheit im „Volk Gottes“ ist dann eher ein Witz.

Am 26. 4. 2019 erreicht mich aus Peru diese überraschende Nachricht: “Der Erzbischof Eguren von Piura hat am 24. April 2019 bekanntgegeben, dass er die Verleumdungsklagen gegen die beiden Journalisten Pedro Salinas und Paola Ugaz zurückzieht. Es scheint, die nationalen und internationalen Proteste, vor allem aber die Kommuniqués der Bischofskonferenz und von Bischof Nann, haben diesen Sinneswandel eingeleitet”.

Der Beitrag von Hildegard Willer bleibt trotzdem nach wie vor aktuell, zeigt er doch, wie weit der Bischof als soldalicio Mitglied glaubt gehen zu können in seiner “Machtfülle”. Die Rücknahme der Verleumdungsklage gegen zwei Journalisten durch den Bischof ist zudem ein Hinweis, dass es allmählich “eng” wird für diese korrupt eingeschätzte katholische Organisation.

Missbrauchs-Aufklärer wegen Verleumdung verurteilt. Von Hilegard Willer am 16/04/2019
Die Journalisten Pedro Salinas und Paola Ugaz hatten die Machenschaften der rechtskatholischen Gruppierung „Sodalitium“ (span. Sodalicio) aufgedeckt. Der Erzbischof von Piura hat sie deswegen auf Verleumdung verklagt. Die peruanische Bischofskonferenz distanziert sich vom Urteil.
Als Papst Franziskus im Januar letzten Jahres die peruanische Stadt Trujillo besuchte, wurde er vom Erzbischof von Piura und Tumbes, José Antonio Eguren, offiziell begrüßt. Bischof Eguren ist ein Gründungsmitglied der katholischen Bewegung „Sodalitium Vitae Cristianae“. Spätestens seit 2015 wusste jeder in Peru, was hinter der Fassade der einflussreichen katholischen Gruppierung vor sich ging: Gehirnwäsche, psychologische und physische Gewalt, sexuelle Übergriffe bis zu Vergewaltigungen.
Die Journalisten Pedro Salinas und Paola Ugaz hatten in jahrelangen Recherchen Zeugenaussagen ehemaliger Sodalicio-Mitglieder zusammengetragen und veröffentlicht.
Als die beiden Journalisten deshalb vor einem Jahr im Fernsehen sahen, wie der Erzbischof von Piura, Mitglied des Sodalicio der ersten Stunde, neben einem lächelnden Papst Franziskus posierte, als ob nichts geschehen sei, griffen sie zu ihren „Waffen“: Paola Ugaz zur Kurznachricht Twitter und Pedro Salinas zum Meinungsartikel. Dort verglich Salinas Bischof Eguren mit dem wegen seiner Nähe zum Kinderschänder Pater Karadima umstrittenen chilenischen Bischof Juan Barros, der im Juni 2018 schließlich zurücktrat.
Neben der Vertuschung der Straftaten des Sodalicio steht Eguren auch im Verdacht, am Handel mit Ländereien in Piura beteiligt zu sein. Dementsprechende Anschuldigungen waren in zwei voneinander unabhängigen Publikationen gemacht worden.
José Antonio Eguren reichte daraufhin eine Verleumdungsklage gegen die beiden Journalisten ein. Diese erhielten weitreichende Solidaritätsbekundungen. Amnesty International warnte davor, dass das Strafrecht dazu verwendet werde, die Pressefreiheit auszuhebeln. Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens – und dazu gehörten auch Kirchenführer – müssten akzeptieren, dass über sie recherchiert und berichtet werde.
Doch die internationale Solidarität half – vorerst – wenig:
Am 8. April 2019 verkündete Richterin Judith Calle im nordperuanischen Piura das Urteil: der Journalist Pedro Salinas wurde zu einer einjährigen Bewährungsstrafe und einer Entschädigungszahlung von umgerechnet 21 500 Euro verurteilt. Die Richterin gab damit dem Kläger José Antonio Eguren, dem Erzbischof von Piura und Tumbes, statt.
„Damit will sich Sodalicio an uns rächen“, erklärt Pedro Salinas vier Tage später vor der Presse in der Hauptstadt Lima.
Schützenhilfe bekamen Pedro Salinas und Paola Ugaz dagegen von unerwarteter Seite. Der Vorstand der peruanischen Bischofskonferenz und der neue Erzbischof von Lima gaben in einem Kommuniqué bekannt, dass die Sorge um die Opfer des Missbrauchs an erster Stelle stehen müsse, und dass gerade Papst Franziskus immer wieder die positive Rolle des Journalismus bei der Aufdeckung der Missbrauchsfälle innerhalb der katholischen Kirche betont habe.
„Das erste Mal, dass der Korpsgeist innerhalb der katholischen Kirche nicht funktioniert“, kommentierte, noch überrascht, Pedro Salinas.
Die Reaktion des Erzbischofs von Piura ließ nicht auf sich warten: die Kollegen in der Bischofskonferenz sollten doch die genaue Urteilsbegründung abwarten. Diese wird erst am 22. April verlesen. Auch stünden nicht alle Bischöfe hinter dem Kommuniqué, das nur der Vorstand und der Erzbischof von Lima unterschrieben hatten.
Der deutschstämmige Bischof von Caraveli, Reinaldo Nann, machte sich daraufhin auf Facebook seiner Empörung Luft: „ Ich war sehr froh über dieses Kommuniqué“, schreibt Nann. „Denn es sind nicht nur zwei Bischöfe, die nicht mit Erzbischof Eguren einverstanden sind, wir sind viele. Ich will nicht, dass ich in der Öffentlichkeit mit einer Kirche identifiziert werde, die einen umstrittenen Bischof des Sodalicio unterstützt. Persönlich würde ich Erzbischof Eguren raten, dass er sich vom Sodalicio distanziert oder zurücktritt, bevor ihn Papst Franziskus zum Rücktritt auffordert“.

Reinhold Nann geht noch weiter: „Ich weiß nicht, warum der Vatikan so lange braucht, um das Sodalicio aufzulösen“. Bisher läuft ein parlamentarisches Untersuchungsverfahren, sowie ein Strafverfahren gegen das Sodalicio in Peru. Der Vatikan selbst hat – im Zusammenhang mit Mißbrauchsvorwürfen gegen den Sodalitium-Gründer Figari – Sodalicio unter kommissarische Leitung gestellt, seine Existenz selber aber nicht angetastet.
Paola Ugaz erwartet das Urteil ihrer Verleumdungsklage für die nächsten Tage. Pedro Salinas wird in Berufung gehen gegen das Urteil aus Piura. Seine Aussagen zurückziehen will er auf keinen Fall: „Eher zahle ich Bischof Eguren die 21 000 Euro und recherchiere und schreibe weiterhin, was ich für richtig halte“

Hildegard Willer, Informationsstelle PERU, Freiburg i.Br. www.infostelle-peru.de

Informationsstelle Peru e.V.
Kronenstrasse 16
79100 Freiburg i. Br.

Copyright für meinen einleitenden Text: Christian Modehn

Jacques Gaillot – Filme von Christian Modehn, in der ARD

Über Bischof Jaques Gaillot hat Christian Modehn zwei Halbstunden – Dokumentar – Filme für die ARD (Das Erste) realisiert, von Magazinbeiträgen etwa für den HR oder SWF einmal ganz abgesehen.

1. “Machtlos und frei”, Saarländischer Rundfunk, 1989, Red. Norbert Sommer.

2. “In die Wüste geschickt”, WDR 1995, Red. Friedhelm Lange.

Unter zahlreichen Aufsätzen und Ra­dio­sen­dungen von Christian Modehn über Bischof Gaillot möchte ich vor allem aufmerksam machen auf den Beitrag “Aus Gewissensgründen Nein sagen. Die konstruktive Kritik von Jacques Gaillot”.in: “Jacques Gaillot – Die Freiheit wird euch wahr machen”, hg. von Roland Breitenbach, Katharina Haller und Christian Modehn. Dort S.73 – 82. Reimund Maier Verlag, Schweinfurt, 2010.

Notre Dame de Paris wird als ein interreligiöser “Tempel” neu erbaut.

Ein Vorschlag: Die Kathedrale Notre Dame de Paris sollte nicht als römisch-katholische Kathedrale (wie üblich, alten Stils) restauriert werden. Die Kathedrale sollte ein interreligiöser Tempel werden: Als Zeichen einer neuen Ökumene einer versöhnten Menschheit
Ein Hinweis von Christian Modehn am 17.4.2019

Ist es gewagt zu behaupten: Mit dem verheerenden Brand von Notre Dame de Paris ist auch die alte, immer noch bestimmende mittelalterliche Kirchenwelt in Flammen aufgegangen? Und welchen Sinn macht es, dieses Symbol der mittelalterlichen Kirchenwelt so ohne weiteres wieder aufzubauen? Restauration nennt man diesen Vorgang.

Könnte nicht eine neue Zeit beginnen? Man könnte doch die Fassade als Ausdruck gotischer Bauweise beibehalten; innen aber ganz Neues wagen: Die geretteten Objekte von einst sind in einem Museum separat aufgehoben: Könnte nicht im Innern ein neuer vielgestaltiger Raum entstehen, als ökumenischer Tempel der Menschheit und der Menschenrechte? Respektvoll offen für alle Christen, für Muslime und Juden und Buddhisten und Atheisten? Natürlich, viele Menschen bezeugen jetzt ihre, auch nostalgische “Liebe” zur Kathedrale Notre Dame. Sie sind zwar meistens nicht katholisch-gebunden, lieben aber alte Gemäuer! Aber würde die Begeisterung für dieses alte Gebäude nicht noch größer werden, wenn dann ganz Neues in Notre Dame passiert? Will man sich wirklich den Vorwurf der bloßen Restauration gefallen lassen, so wie man alte verfallene Schlösser wieder in den alten Zustand “authentisch” wieder zurück-baut? Werden nicht die Traditionalisten als restaurative Katholiken (also die Leute in der Nachfolge von Erzbischof Marcel Lefèbvre) genauso denken? Will man sich in dieser Gemeinschaft mit den Traditionalisten wohl fühlen?
Die Umgestaltung von Notre Dame ist ein Vorschlag, vielleicht nur ein Traum. Aber eine Forderung, die dem Niveau heutiger Theologie entspricht. Sie wird die Herren der Planung, also der Restauration, vielleicht nur ein Schmunzeln wert sein. Vielleicht aber haben sie dann doch an einer bloßen Restauration des Gewesenen kein Interesse mehr? Werden sich die eher konservativ gesinnten Millionen-Spender für den Wiederaufbauch auch noch gegen “all zu viel Neues” wehren? Freilich: Mut zum radikalen Neubeginn, genannt Reformation, war zwar noch nie Sache der katholischen Kirche. Sonst könnte sie ja, für die Inneneinrichtung der Kathedrale per Gesetz zuständig, sagen: Wir wollen jetzt über unseren eigenen dogmatischen Schatten springen und einen Tempel der Menschheit und der Menschenrechte errichten. Wir wollen als Katholiken die Überwindung der konfessionellen Absonderungen sichtbar an vornehmer Stelle jetzt mitten in Paris ausdrücken. Denn schon oft wurde die Kathedrale Notre Dame für interreligiöse Feiern benutzt, etwa, als man am 3.6.2009 in Zusammenarbeit mit AIR FRANCE (!) der 228 Opfer des Flugzeugabsturzes über dem Atlantik gedachte. Oder als die viel beachtete Trauerfeier für den gar nicht so konfessionell-katholisch gebundenen Staatspräsidenten Francois Mitterrand stattfand. Die Ansätze zur interreligösen Öffnung sind bereits da! Mit einer Neuorientierung der Kathedrale könnte eine Erfolgsgeschichte eingeleitet werden, die dem vielfachen Zuspruch des benachbarten Centre Pompidou ähnlich wäre. Ein interreligiöses Tempel mit vielen entsprechenden Räumen und Angeboten. Das würde die Menschen neugierig machen und begeistern und zum Nachahmen inspirieren… Nebenbei: Explizit katholische Kirchen in der unmittelbaren Nachbarschaft von Notre Dame gibt es ja in ausreichender Zahl: St. Severin, St. Merri, St. Gervais, St. Paul, St. Eustache. St. Germain de l Auxerrois etc…

Copyright: Christian Modehn, Religionsphilosophischer Salon

Der Theologe Johann Baptist Metz: Ein Hinweis auf das Buch „Theologie in gefährdeter Zeit“.

Von Christian Modehn, Religionsphilosophischer Salon Berlin
1.
147 Professoren, zumeist Theologen, unter ihnen 12 Frauen, haben sich einladen lassen, kurze Beiträge über den „politischen Theologen“ Johann Baptist Metz zu schreiben. Anlass ist der 90. Geburtstag des von den Autoren in den meisten Fällen gelobten, wenn nicht bewunderten Theologen in Münster. Im Jahr 2018 feierte er seinen 90. Geburtstag. Herausgekommen ist also eine Art Metz – Schmöker, ein Buch von 580 Seiten Umfang, erschienen im LIT Verlag in Münster.
Niemand wird wohl in absehbarer Lese-Zeit ein vielschichtiges Opus so vieler Theologen angemessen „besprechen“ können.
Vorweg: Die „einfachen Leute“, die Arbeitslosen, die Obdachlosen, die Überlebenden der Elendsviertel, wird man in dieser “Festschrift” zugunsten eines sich „politisch“ nennenden Theologen unter den AutorInnen leider vergeblich suchen, auch „Menschenrechtler“ aus NGOs sind nicht dabei, nicht die Mitglieder militanter ÖKO-Gruppen, nicht die schwulen und lesbischen Aktivisten für die Ehe für alle, auch nicht die Leute der ökumenischen Basisgemeinden: Sie alle sind offenbar von der Metzschen Theologie nicht (so stark) berührt, eigentlich erstaunlich, wenn man an die von Metz selbst viel beschworene theologisch-spirituelle Leidenschaft für „die anderen“, die „Ausgestossenen“ bedenkt.
So also ist eher ein zwar theologiegeschichtlich interessantes Buch entstanden, aber ein Buch wohl von Theologen für Theologen; einige wenige jüdische Autoren sind dabei. Soweit ich sehe, ist aber kein buddhistischer oder muslimischer Gelehrter unter den Autoren oder gar ein expliziter Atheist oder Humanist..
Erstaunlich, wie oft Verehrung für Metz aus manchen Beiträgen vornehmlich katholischer Autoren spricht. Die meisten Autorinnen betonen den globalen und großen prophetischen Gestus ihres Anregers, Doktorvaters, „Meisters“. Rühmen seine Sensibilität, uralte katholische theologische Lehren (wie die Apokalyptik) auf politische Verhältnisse zu beziehen, vor allem aber: Die christliche Botschaft selbst im ganzen als politische Provokation zu deuten, etwa im Sinne eines Eintretens für die Opfer; mit der zentralen Frage, die Metz stets wiederholt: Wie kann man Christ sein und katholische Theologie „treiben“ im Angesicht des von Deutschen begangenen Massenmordes an den Juden. Das KZ Auschwitz wird dabei zum viel beschworenen Symbol für alle Juden-Vernichtung der Antisemiten und ihrer Millionen Mitläufer. Dieses Thema ist enorm wichtig, wird immer wichtiger. Gar keine Frage! Aber wer würde leugnen, dass auch viele andere ganz dringende Probleme, wie die Überwindung der Atomkraft heute, die Klimakatastrophen, die Frage der Geburtenkontrolle angesichts des enormen Bevölkerungszuwachses, oder die Schritte zu einer Überwindung des Neoliberalismus unglaublich viel (mehr) Aufmerksamkeit verdienten von den sich politisch nennenden Theologen. Aber diese Themen werden von Metz und seinen in dem Buch präsentiertem „Schülern“ kaum diskutiert. Insofern wirkt die politische Theologie von Metz doch thematisch sehr „eingegrenzt“.
2.
Hans Küng, nicht gerade ein Intimus von Johann Baptist Metz, weist mit Recht in seinem dann doch etwas – wohl ausnahmsweise – ausführlicheren Beitrag darauf hin: Metz hat sich für die innerkirchlichen Kirchenreformen, etwa zum Papsttum, zur synodalen Struktur der Kirche oder gar zum Zölibat kaum geäußert. Ein großer Kirchen-Reformator im engeren Sinne ist er wohl nicht. Er ist ein Mann der Visionen, der globalen Perspektiven, wie etwa sein Text für die längst vergessene und völlig wirkungslose bundesdeutsche Synode in Würzburg. Aufgrund dieser Begrenzung aufs “Globale”, wie die “Gotteskrise” konnte Metz Gesprächspartner der Hierarchen bleiben, etwa mit dem damaligen Kardinal Ratzinger.
Interessant ist, dass Jürgen Habermas, eigentlich ziemlich wohl gesonnen gegenüber Metz, auf die tiefe emotionale Bindung des Klerikers Metz an die römische Kurie hinweist: Wie Metz also bei einem Besuch von Habermas nervös, offenbar aber durchaus erfreut schien, weil er eine Einladung zu einer gemeinsamen Messe im Vatikan ausgerechnet mit dem polnischen Papst Johannes Paul II. erhalten hatte (S. 159).
Die Vielfalt der Themen, die in dieser „Festschrift“ angesprochen werden, zeigt: Wahrscheinlich ist die entscheidende Leistung von Metz, neue Fragen in dem damals wie heute ziemlich verkrusteten und ängstlichen katholisch – theologischen Milieu gestellt zu haben. Seine Fragen und Visionen passten auch in die Mentalität der damals Studierenden, weckten die Zuversicht, dass mann/frau als katholische Theologin in moderater Form links sein könne. Obwohl, mit Verlaub gesagt, Metz als politischer Theologe und irgendwie dann ja doch wohl auch linker Theologe sich nie persönlich zu einer sozialistischen Position oder gar Partei bekannt hat. Es wäre wohl nicht so klug gewesen. Es ist auch nicht überliefert, dass Metz aktiv an Friedensdemonstrationen in den achtziger Jahren teilgenommen hat. Aber man kann wohl sagen, im katholischen Milieu herrschte (und herrscht) eine solche Tristesse, dass sich so viele leidenschaftlich an diesen so neuen, kreativen und irgendwie progressiven Denker banden und binden. Dabei bleibt Metz stets der Essayist, der Vortragende, der Herausgeber von Aufsätzen, von Fragen, Provokationen.
3.
Die politische Theologie von Metz hatte vor allem in Lateinamerika theologische und politische Auswirkungen, auch das wird in dem Buch (kurz) deutlich, etwa in dem Beitrag es Brasilianers Alberto da Silva Moreira. Einen Beitrag des Peruaners Gustavo Gutierrez (und Metz – Freundes) habe ich in dem Buch vermisst. Wer den grundlegenden theologischen Wandel eines anderen Metz – Freundes nachvollziehen will, lese den Beitrag des Brasilianers und einst führenden Befreiungstheologen Leonardo Boff: Er hat, endlich möchte man sagen, verstanden, dass es heute auf eine einfache, nicht mehr dogmatisch fixierte Theologie ankommt, sondern auf eine einfache spirituelle Lehre, die alle Menschen darauf aufmerksam macht auf die „Urquelle, aus der alle Menschen leben“ (S. 47). Das ist Weisheit, Theo-logia, in meinem Verständnis, für Menschen aller Religionen und Humanismen offen. Das hat Zukunft. Ob Metz und seine Getreuen da mitgehen, wage ich zu bezweifeln. Wahrscheinlich werden politische Theologen diese Position von Boff als „liberal-theologisch“ kritisieren…
Einzelne Beiträge finde ich besonders wichtig, wie den Hinweis zur Misere der „katholischen Soziallehre“, verfasst von Hermann-Josef Große-Kracht (S. 154). Ohne einen unmittelbaren Bezug auf Metz ist der Beitrag des Historikers Hans-Ulrich Thamer über den “Nationalsozialismus als politische Religion” lesenswert. Etwas verstörend und darin doch anregend ist der Beitrag von Hans Conrad Zander über den heutigen „Umgang“ mit Auschwitz…Immerhin fanden sich drei Bischöfe bereit, ein paar Zeilen über Metz zu schreiben. Der Bischof von Münster, Felix Glenn, bekannt sogar: „Ich habe als Student so intensiv (Metz) zugehört, dass ich im Anschluss an die Vorlesung Zeit brauchte, um wieder zu mir kommen“ (S. 144). War es eine politisch-theologische Trance, darf man fragen.
4.
Die Leser werden sich freuen, dass in der 2. Auflage ein kritischer Beitrag des bedeutenden Kenners der Theologie Karl Rahner vertreten ist, nämlich von Albert Raffelt: „Aufgrund eines redaktionellen Versäumnisses fehlte dieser Text in der ersten Auflage“, schreiben die Herausgeber( S. 384). Die Beziehung des Lehrers Rahner zu seinem Schüler Metz und umgekehrt war ja nicht ganz einfach. Rahner sprach in seinem Buch „Bekenntnisse. Rückblick auf 80 Jahre“ (Herold Verlag 1984, S. 37) ziemlich offen von einer gewissen Arroganz des politischen Theologen und Rahner-Schülers Metz ihm gegenüber, ihm, dem „transzendentalen“ (d.h. auch der philosophischen Tradition der Aufklärung verpflichteten) und spekulativen Theologen UND Kirchenreformer. Wahrscheinlich ist die Abwehr der Metaphysik, als “griechisch” fast denunziert, etwas, was mich am meisten an der politischen Theologie ärgert. Die Gottes-Rede einzig mit der Bibel, und dann noch ziemlich unvermittelt, zu begründen, kann meines Erachtens auch für eine christliche Theologie nicht gelingen. Was nicht heißt, dass ich mich jetzt als Ratzinger-Fan oute.
Da und dort sind noch heute TheologInnen tätig, die sich der Grundintention einer politischen Theologie von Metz in ihrem Denken und Handeln (!) bewusst sind. Wo diese etwas jüngeren TheologoInnen Spuren hinterlassen in ihrer Kritik des weltweiten sexuellen Missbrauchs durch Priester, ist unklar; wo sie Spuren hinterlassen in der exakten politisch-theologischen Recherche und Analyse der reaktionären Bewegungen in der römischen Kirche, ist auch unklar. Wo sie sich von Lobeshymnen auf Papst Franziskus, den „Progressiven“, verabschieden, ist ebenso unklar.
5.
War also politische Theologie im Sinne von Metz, trotz aller in dem Buch versammelten interessanten Denkanstöße, nur ein kurzes, kritisches Wehen? Wahrschienlich nicht! Hat „trotzdem“ die Reaktion in der römischen Kirche gesiegt? Ja. Diesen Sieg der politisch agierenden Reaktion im Katholizismus hat Metz nicht vorausgedacht.
Und ein gravierender Mangel dieser politischen Theologie von Metz und seinen Getreuen ist vor allem ihre polemische Abwehr eines liberal-theologischen Denkens, das eben betont: Viele der überlieferten Dogmen und Glaubenslehren sollten wir heute “als freie Christenmenschen” beiseite legen, zugunsten eines humanen, Sinn stiftenden Glaubens, der einfach ist. Welche Befreiung wäre das für die Christen, die in einem diffusen Wunderglauben und Heiligenkult noch verhaftet sind? Und immer noch Kirchenbindung mit Bindung an eine göttliche Wirklichkeit verwechseln….
6.
Was wir heute brauchen meiner Meinung nach, ist eine exoterische, d.h.von möglichst vielen Menschen vernünftig nachvollziehbare, einfache Theologie im Dialog mit anderen Religionen und Humanismen. Diese ist, noch einmal tatsächlich vernünftig, also nachvollziehbar,sicher nicht apokalyptisch aufgeladen. Warum sollten denn in christlichen Gottesdiensten nicht auch meditative Texte der Sufi-Tradition, von Laotse, oder Gedichte heutiger Autoren vorgetragen und meditativ erschlossen werden? Der christliche Glaube ist ein offenes, heilsames Geschehen und, wie viele Mystiker sagen, tatsächlich einfach, wahrscheinlich in drei Sätzen vernünftig sagbar und … wegen der inneren Wandlung des einzelnen dann auch politisch. Vielleicht wäre dies eine politische Theologie 2. Teil, selbstverständlich auch außerhalb der bestehenden römischen Kirche formuiert.
Insofern lohnt die Lektüre des Buches in jedem Fall, weil sie auf neue, bislang eher verdrängte, aber sicher produktive Gedanken bringt.

Hans-Gerd Janssen, Julia D.E. Prinz, Michael J. Rainer, „Theologie in gefährdeter Zeit“, Stichworte von nahen und fernen Weggefährten für Johann Baptist Metz zum 90. Geburtstag“.
LIT Verlag Münster, 2. ergänzte Auflage 2019, 580 Seiten, 39,90€.

Buchmesse Leipzig 2019: An den Philosophen Milan Machovec erinnern

„Es gibt Jesus ähnliche Menschen unter den Marxisten“ (Machovec)

Ein Hinweis von Christian Modehn

Hat er sich dem Marxismus zugewandt, weil er die Lehren der katholischen Kirche ablehnte? Sicherlich. Hat er als Marxist die Herrschafts-Ideologie der Kommunisten abgelehnt und dann die Bedeutung Jesu von Nazareth für unersetzlich gehalten: Wahrscheinlich ist auch das so!
Die dialektische Spannung hat das Leben des Prager Philosophen Milan Machovec ausgezeichnet. Es wird Zeit, sich an ihn wieder zu erinnern. Nicht (nur) deswegen, weil er sich seit dem Prager Frühling 1968 entschieden von der herrschenden Marx-Ideologie der Kommunisten abwandte. Und auch nicht (nur) deswegen, weil er dann die Jesus-Gestalt schätzte: Es ist vielmehr diese Bewegtheit in seinem Leben selbst, sein dauerndes Unzufriedensein mit fix und fertigen Ideologien, heißen sie nun Kommunismus oder Katholizismus, die den Philosophen Machovec so wertvoll machen. Seine Bücher sind Ausdruck für dieses Suchen nach einem möglichst herrschaftsfreien Menschsein in Freiheit und Gerechtigkeit. Machovec ist ein Humanist im umfassenden Sinn. Darum sollten philosophisch und religiös Interessierte ihn wieder beachten. Denn die Zeit der alles erklärdenden, „totalen“ Ideologien ist vorbei: Der marxistisch sich nennende Kommunismus ist vorbei, und die dogmatische Institution der katholischen Kirche besteht zwar noch als (üppiges) Gerippe. Aber wer würde nicht auch sagen: Diese Institution in der jetzigen Form ist am Verschwinden? Falls sie sich nicht zu einer Refomration (nicht bloß Reform !) entschließt.

Geboren wurde Milan Machovec am 23.8.1925 in einer streng -katholischen Familie in Prag, er besuchte das Gymnasium der Benediktiner Mönche, studierte, noch kurz vor der Herrschaft der KP, von 1945 bis 1948 Philosophie und katholische Theologie, obwohl ihn eigentlich auch die Musik sehr faszinierte. Er wendet sich dem Marxismus zu, wird 1953 Dozent für Philosophie an der Prager Karls-Universität, 1968 wird er zum Professor ernannt, aber wegen kritischer Äußerungen zum Kommunismus seines Amtes enthoben. Er engagiert sich zuvor schon im christlich – marxistischen Gespräch, unter anderen mit dem katholischen Theologen Karl Rahner. Danach, als „Dissident“, lebt er unter sehr bescheidenen und bedrückenden Verhältnissen. Als Organist in einer katholischen Kirche Prags kann er etwas Geld verdienen, er gehört zur Charta 77. Erst nach der Wende 1989 kann er frei als Philosophie-Professor arbeiten.
Über sein Leben und seine auch auf Deutsch noch vorliegenden antiquarisch erreichbaren Bücher kann man sich detaillierter informieren.
Ich will hier an den Aufsatz „Die Sache Jesu und marxistische Selbstreflexion“ erinnern, an einen Beitrag, den Machovec für das Buch „Marxisten und die Sache Jesu“ geschrieben hat, das er zusammen mit Iring Fetscher 1974 auf Deutsch (Kaiser-Verlag, Grünewald-Verlag) veröffentlichte.

Warum lohnt es sich, diesen Aufsatz von 17 Seiten noch einmal zu lesen und mit anderen zu diskutieren? Weil da ein Philosoph das Faszinierende des Denkens von Marx (das ja, noch einmal, etwas anderes ist die bolschewistische Ideologie) und das Faszinierende der „Sache Jesu“ (die ja bekanntlich etwas anderes ist als die offizielle Kirchenlehre) konfrontiert. Und zwar auch so, wie sie lebensmäßig von den jeweils Gläubigen „umgesetzt“ werden.
In dem Aufsatz von 1974 sieht sich Machovec immer noch als Marxisten, vom Kommunismus ist keine Rede. Er ist Marxist geworden und geblieben, um es einmal auf eine Formel zu bringen, weil ihm das nette Almosengeben der Christen als Hilfe für die Leidenden absolut nicht ausreicht. Dieser ins „Strukturelle“ reichende, humane Impuls ist bei ihm entscheiden! Er sieht im Marxismus eine Art Leitidee, für die Unterdrückten auf Dauer Humanität zu erreichen. Dabei meint Machovec provozierend: Marxisten seien eigentlich überzeugt, die humanen Forderungen Jesu „besser zu verwirklichen“ (S. 86). Also: Nicht spirituelles kirchliches Schwärmen von der Barmherzigkeit, sondern alles tun, dass die klassenlose Gesellschaft Gestalt annimmt. Man bedauert in dem Zusammenhang, dass Machovec offenbar die lateinamerikanische Theologie der Befreiung nicht kannte.
Machovec kritisiert das kommunistische System, die Kleinkariertheit der Bürokraten, die Verlogenheiten, die Zensur, die Unterdrückung, die Inquisition: Und er zeigt, wie bekannt, wie ähnlich manche Verhältnisse in der katholischen Kirche, und nicht nur in dieser Kirche, sind.
Einen Ausweg aus der inneren Krise des Marxismus als Staats-Kommunismus sieht Machovec kaum: Es sind die „geschlossenen Herrschaftskreise“ (S.97), die im Kommunismus wie im Katholizismus das freie geistige Leben ersticken, so sah das Machovec im Jahr 1974. Ob das heute in der Kirche besser ist?
Aber Machovec schreibt, als ein authentischer Marxist, darin genauso wie ein authentischer Christ oder ein Philosoph (Sokrates): „Lieber sterben, als den Sinn für die Wahrheit und seine Brüder zu verraten“ (S. 100).
Es ist keine Frage: In dem Beitrag zeigt der marxistische (nicht kommunistische!) Philosoph Machovec seine tiefe Sympathie für die Jesus-Gestalt, und das ist bemerkenswert. Die letzten Sätze in dem genannten Aufsatz heißen: „Aber falls ich in einer Welt leben sollte, die die Sache Jesu absolut vergessen könnte, dann möchte ich gar nicht mehr leben…Es scheint mir, dass in einer solchen Welt ohne die Sache Jesu auch der richtig verstandene Sieg der Sache von Karl Marx unmöglich wäre“ (S. 102).
Also: Ohne die Pflege jesuanischer Traditionen wird es auch heute keinen Gedanken mehr geben, dass eigentlich diese verrückte Welt mehr Gerechtigkeit, vielleicht eine klassenlose Gesellschaft als Ziel bräuchte. Für eine humane Revolution brauchen wir also den jesuanischen Geist. Und dies ist, nebenbei gesagt, wiederum ein Gedanke, der heute von Jürgen Habermas auf mildere Weise formuliert wird („Ohne das Christentum entgleist die Gesellschaft“ usw.)… Schon 1972 hatte Machovev ähnliche Gedanken in seinem Buch “Jesus für Atheisten” vorgelegt. Mit einem präzisen,auch theologisch kenntnisreichen Verständnis der Gestalt Jesu will der Marxist Machovec zeigen: Jesus ist nicht etwa (nur) ein Sozialrevolutionär, sondern seine umfassende Forderung heißt:”Der ganze Mensch soll sich wandeln”: “Jesus reißt den Menschen mit, weil er die gelebte Zukunft (des umfassend menschlichen Reiches Gottes) mit seinem ganzen Wesen verkörpert” (S. 103). Sogar über das Gebet Jesu schreibt Machovev:”Es ist das Vermögen ganz bei sich selbst, bei seinem eigenen Ich, zu sein” (S. 104). Auch eine Philosophie des Dialogs hat Machovec vorgelegt: In seinem Buch “Vom Sinn des menschlichen Lebens” (1971) erklärt er: Der Dialog mehr ist als ein oberflächlicher Meinungsaustausch, sondern ein Geschehen, in dem sich die Gesprächspartner voll und ganz selbst einbringen, also auch Menschen zum existentiellen Wandel bereit sind. Es ist traurig, dass die Bücher von Machovec in den Antiquariaten allein noch erreichbar sind. Liegt dies daran, dass den Verlegern die Beziehungen dieser Texte auf den Marxismus obsolet erscheinen? Aber wer sagt denn, dass nicht wichtige Grundideen von Marx (wie Machovec sie präsentiert) “vorbei” und nicht aktuell mehr hilfreich sind? Dann müssten ja auch die neutestamentlichen Texte über Jesus vorbei und wenig hilfreich sein, bloß weil sich die Kirchen(führer) in ihrer Geschichte bis heute total blamieren, was die Lebensgestaltung und Kirchengestaltung aus dem Geiste Jesu angeht…

Ist dieser zentrale Gedanke Machovecs von der humanen Notwendigkeit der Sache Jesu heute verloren gegangen? Man könnte das sicher meinen. In der Tschechischen Republik (und nicht nur dort) verschwindet der jesuanische Geist wahrscheinlich auch mit dem Niedergang und Tod der kirchlichen Institutionen, die diese Sache Jesu eigentlich noch aussagen sollten. Und selbst der kritische Marxismus ist ebenfalls total marginal. Ist es die totale flache Mentalität der Konsumenten, die in Tschechien nach der Samtenen Revolution von 1989 sich durchgesetzt hat? Wo sind die Bewegungen für ein anderes, „alternatives“ Leben?

Copyright: Christian Modehn, Religionsphilosophischer Salon Berlin.