Wenn ich Nein sage: Mittelpunkt der Lebensphilosophie

Wenn ich Nein sage: Mittelpunkt der Lebensphilosophie

Hinweise anlässlich einer Begegnung mit der Amsterdamer Philosophen-Gruppe aus der Gemeinde „de Vrijburg“ am 17.4.2015 in Berlin.

Von Christian Modehn

Das Nein-Sagen ist meines Erachtens bisher kein explizites Thema in den Philosophien. Wenn ich mich da irre, bitte ich um korrigierende Mitteilungen. Natürlich wird das Nein im Zusammenhang der Dialektik, des Skeptizismus, des Nihilismus diskutiert. Uns interessiert hier das viel elementare Neinsagen als Praxis im Dasein in der Welt, als Vollzug der „Lebensphilosophie“.

Es gibt philosophiehistorische Hinweise, die auch Bausteine bieten könnten für ein systematisches Bemühen um eine Philosophie des Nein. Der bekannte Bonner Philosoph Heinz Robert Schlette bietet in seinem Buch „Notwendige Verneinungen“ (DJRE Verlag, Königswiner, 2010) einige Hinweise: Die Philosophie der Aufklärung hat sich als NEIN- Sagen verstanden, betont er. Ohne das Nein zum autoritären Regime, zum ancien régime, hätte es keine Französische Revolution gegeben. Später wird Albert Camus den rebellischen Menschen (l homme révolté) als den Menschen definieren, der Nein sagt.

Wer das NEIN als Grundvollzug des Philosophierens thematisiert, folgt einer Erkenntnis, die manche vielleicht selbstverständlich, „banal“ finden. Philosophieren bezieht sich aber immer auf das angeblich Selbstverständliche, angeblich so Vertraute, und es zeigt dann aber, wie befremdlich und neu das Vertraute dann doch in vertiefter Reflexion ist.

Es gehört zum Kern des Humanen: Der Mensch kann Nein sagen. Und er kann Nein sagen, weil er reflektiert. D.h., weil er sich auf das bezieht, was er ist, weil er sich selbst „betrachten“ kann als ein Wesen, das sich immer schon in der Welt aufhält und immer schon vor Entscheidungen gestellt ist und sich auch entschieden hat für eine bestimmte Lebenspraxis. In dieser Wahl einer bestimmten, individuellen Lebenspraxis oder eines bestimmten individuellen Lebensentwurfes wird selbstverständlich immer als Voraussetzung dafür NEIN gesagt zu mehreren Möglichkeiten. Mit der Entscheidung selbst wird dann – oft auch nur vorübergehend- Ja gesagt zu einem Lebensentwurf.

In dieser Reflexion wird schon deutlich: Vieles, was uns umgibt, vieles, was uns bestimmt, vieles, was wir bereits selbst leben, ist eigentlich von uns selbst abzulehnen. Weil es nicht unseren aufrechten tiefen Selbstbild entspricht, nicht unsere tief sitzende wahre Vorstellung vom eigenen Leben in Freiheit und Würde fördert. Die Frage ist, warum so viele Menschen diese – traurig stimmende – Erfahrung machen und doch nicht in der Lage sind und die Kraft haben, NEIN zu sagen. Sie folgen vielleicht aus Bequemlichkeit der Anpassungsbereitschaft an die Masse und weigern sich, ihr eigenes und persönliches Nein zu sagen. Sie weigern sich damit aber auch, eigenständige Personen zu werden.

Um so mehr verdienen Menschen, wie jetzt aus aktuellem Kino-Anlass, etwa Georg Elser alle Hochachtung und Zuneigung. Georg Elser hatte die Kraft, gegen alle, die aus Ignoranz, Hass oder Bequemlichkeit Ja sagten zum Wahnsinn der Nazi-Deutschen, eben auch praktisch NEIN zu sagen.

Wichtig ist: Das Neinsagen geschieht nicht um des Neinsagens willen;  das gilt nur für Menschen, die dem Nihilismus verpflichtet sind. Bei den anderen, wohl den meisten, steht das Neinsagen im Dienst eines größeren Ja. Ein Ja zu einer anderen Welt, zu einem besseren Ich. Das Neinsagen ist eine Art geistige Bewegung, die mich zu einer authentischeren Existenz hin führt.

Wer das Nein auf diese Weise schätzen und praktizieren lernt, erlebt wohl ein bewusstes Leben. Ich nehme die Zustände des eigenen Lebens wie der Welt wieder wahr in ihrer Ambivalenz und auch in ihrem negativen Charakter. Ich sehe: Was bisher als normal gilt, muss nicht wahrhaft gut sein und menschenwürdig. Im Nein wird eine Grenze angesprochen. Diese Grenze will ich nicht überschreiten. Sie ist nicht akzeptabel. Ich sage: Das geht zu weit.

Um das Menschliche und Geistvolle in mir zu schützen, muss ich Nein sagen können. Nein sagen zu einer Politik, die von Gerechtigkeit spricht, tatsächlich aber nur das Wohlergehen der ohnehin schon Reichen fördert. Das Neinsagen müssen wir pflegen zu allen propagandistischen Verlogenheiten, etwa wenn groß tönend die Flüchtlinge im Mittelmeer gerettet werden sollen, aber praktisch politisch Monate lang nichts geschieht, diesen armen Menschen umfassend beizustehen.

Wir haben den Eindruck: Das Nein Sagen ist andererseits auch allgegenwärtig in den Gesellschaften, in den Staaten, in den Religionen wohl hoffentlich auch. Es gibt ja auch so wenige Erfahrungen, wo ein halbwegs nachdenklicher Mensch heute noch Ja sagen kann etwa bei himmelschreienden Zuständen in der Gesellschaft, im Staat, den Kirchen als bürokratischen Institutionen usw.

Die Frage bleibt brisant auch angesichts der vielen radikalen, nihilistischen Neinsager aus Kreisen, die eher den Gesamtzusammenhang unserer halbwegs noch zivilisierten Rest – Welt in die Luft sprengen wollen. Auch dieses zerstörerische Nein, das schon kein positives Ja mehr als Zielpunkt ist, das ist gegenwärtig. Dazu gilt es Nein zu sagen, indem man diesen Menschen zeigt, dass eine humane Gesellschaft auch noch ihnen – nach Abkehr vom Wahn – Raum zum Leben bietet…

Die Frage ist also philosophisch brisant: Wie kann ich die richtige Unterscheidung treffen und erkennen, ob ein Nein berechtigt ist, mehr noch: richtig und gut, in dem Sinne, dass es neue humanere Lebensmöglichkeiten erschließt?

Ich habe einen eher „einfachen“ Vorschlag, der sich der Philosophie Kants verdankt: Das Kriterium, ob (m)ein Nein zu bestimmten Zuständen moralisch berechtigt ist, ist der Kategorische Imperativ: Also die Auseinandersetzung mit der Frage: Kann mein Wollen, mein Nein Sagen, auch meine entschiedene Zurückweisung einer Haltung, einer Sache, also meine Lebensmanxime, allgemeines Gesetz werden?

Das kann man natürlich an zahllosen Beispielen des Nein Sagen praktisch durcharbeiten. Nehmen wir als eine beliebige Möglichkeit etwa die Meinung: Tempobegrenzung auf Autobahn sei falsch. Wir sagen dazu Nein, weil es ohne Tempobegrenzung zu viele Unfälle gibt. Und die elitäre Auto-Lobby: Sie tritt für die absolute Tempofreiheit ein, die wiederum von der Regierung (die Autoindustrie schafft ja Arbeitsplätze etc) gestützt wird…Oder: Die Vertreibungen von Mietern aus Wohnungen, aus spekulativen Gründen, seien korrekt, weil sie doch nur Ausdruck des so genannten freien Marktes sind: Wir meinen dazu aus philosophischer Sicht: Da muss Nein gesagt werden, weil auf diese Weise Menschen aus ihrer angestammten Heimat vertrieben werden, sie werden wie Objekte behandelt; kein Spekulant möchte das selbst erleben, siehe Kant: Kategorischer Imperativ. Es könnte eine neue Kultur des NEIN entwickelt werden, wenn die selbstkritische Reflexion einen höchsten Stellenwert hätte, und nicht der ökonomische Profit….

Wir leben aber in einer Welt mit vielen großen weltweiten Bewegungen des NEIN (die den Hintergrund eines großen Ja haben, im Sinne eines Humanismus). Man könnte an die Occupy-Bewegungen denken, an Basisinitiativen, soziale Netzwerke, auch an „Podemos“ in Spanien. Viele folgen noch den Inspirationen von Stephane Hessel und seinem Aufruf „Empört euch“.

Diese und viele andere soziale Bewegungen sagen Nein zu einer weltweit propagierten Ideologie: Es gebe keine Alternative mehr zu der jetzt so bestehenden Welt. Das ist ja das Glaubensbekenntnis von Madame Thatcher gewesen: There is no alternative, abgekürzt: TINA

Philosophien können nicht in die unmittelbare Lebensberatung einsteigen, sie setzen auf die Selbsterkenntnis des einzelnen angesichts der beschriebenen Erfahrungen. Dennoch: Wo und wie kann ich mich in meinem NEIN wirksam gesellschaftlich und für mich seelisch/geistig stabilisierend einsetzen?

1. Jeder und jede sollte sein eigenes soziales und politisches Nein leben, ein konkretes Nein. Und dieses Nein ausdrücken in einer Gemeinschaft, die zu seiner/ihrer persönlichen Biographie passt: Also: Ein Arzt kann sein Nein am ehesten ausdrücken, wenn er sich für medizinische Bewegungen einsetzt, die dem Hungertod Widerstand leisten usw. Was er in diesen Widerstandsbewegungen erlebt, kann ihm persönlich weiterhelfen, er macht neue Erfahrungen, lernt neue Menschen kennen. Das Neinsagen eröffnet einen kreativen Raum eines interessierten Lebens.

2.Tatsächlich ist ein noch umfassenderes Engagement möglich: Warum kann man sich nicht in die Welt der Online Kampagnen einschalten? Siehe etwa change.org .

Wichtig ist, noch einmal gesagt, die Erkenntnis: Wir leben oft unthematisch immer schon im Ja. D.h. wir sagen zu unserem Leben, wie es nun einmal ist, (oft notgedrungen) Ja. Dies ist die Basis allen Lebens und dann auch aller Lebensfreude. Dieses Ja zu vertiefen, zu erweitern, kommunikativ zu pflegen, ist Aufgabe des je neu gesprochenen und gelebten NEIN….

Noch ein Wort zum Thema „Religion und Nein sagen“. Auch das religiöse Leben lebt seit alten Zeiten vom Nein Sagen. Die 10 Gebote sind ja auch Ausdruck des Nein Sagens, ganz elementar: „Du sollst nicht töten“.

Es gibt aber auch gängige und schon selbstverständliche religiöse Werte, die man im Sinne des Nein kritisch hinterfragen muss: Ich denke etwa an den Begriff und den Wert der Toleranz. Er ist nicht mehr als eine erste Stufe im Miteinander der Gesellschaft. Und deswegen als Anfang sicher wichtig. Toleranz heißt aber auch weitergehend, dass ich nicht alles tolerieren darf. Ich kann die Feinde der Toleranz nicht tolerieren.

Aber: Es kommt auf Respekt an, respektieren kann ich nur einen, der den Respekt respektiert. Wir müssen gemeinsam den Respekt lernen.

Nebenbei: Wir Deutsche wissen oft gar nicht, dass wir im Grundgesetz Paragraph 20, Absatz 4, ein Widerstandsrecht haben gegen jene, die die demokratische Ordnung zerstören wollen. Der Absatz heißt: „Gegen jeden, der es unternimmt, diese Ordnung zu beseitigen, haben alle Deutschen das Recht zum Widerstand, wenn andere Abhilfe nicht möglich ist.“

Wir müssen in einer philosophischen und theologischen Spiritualität auch lernen, zu Gott Nein zu sagen: Also: Nein sagen zu den vielen infantilen Gottes-Bildern. Nein sagen zu dem ideologisch missbrauchten Gott. Insofern geht es auch um ein Ja zur Blasphemie!

Zum Schluss ein Hinweis auf KANT: „Eine Regierung, die ihre Bürger wie unmündige Kinder behandelt, selbst wenn es unter dem Titel der Fürsorglichkeit geschieht, ist für Kant der Inbegriff der Despotie“ (in Enzyklopädie Philosophie, S 2993, Beitrag Matthias Kaufmann). Unmündige Kinder sind jene, die nicht qualifiziert Nein sagen können, sondern alles annehmen, was “Vater Staat” oder “Mutter Kirche” befehlen…

Diese wichtige Erkenntnis muss selbstverständlich auch auf die Religionen und Konfessionen angewendet werden:

Viele fromme und auch atheistische Seelen leben auch zweifellos im Zustand der Despotie. Und sie merken es nicht einmal, sondern sind glücklich von Klerikern, Rabbiner, Imams, Gurus, Meistern usw. beherrscht (oder bemuttert) zu werden. Es ist der Fehler religiöser und weltanschaulicher Institutionen und der mit ihnen verbundenen staatlichen Systeme, dass sie aus Gründen des Machterhalts das NEIN SAGEN nicht als einen der höchsten (auch religiösen) Werte lehren, verbreiten, besprechen, pflegen. Wann werden Gottesdienste gefeiert, die die Spiritualität und Mystik des Nein pflegen und feiern?

Ein wahres Ja zum Leben, zu einem freien und humanen Leben, erreichen wir nur im ständigen Nein. Auch zu vielen Aspekten, die wir leben, um ein größeres Ja zu gewinnen, zu dem wir dann eines Tages – um des wachsenden geistvollen Lebens willen – wieder Nein sagen….

copyright: Christian Modehn, Religionsphilosophischer Salon Berlin.

Können wir das Böse verstehen? Hinweise zu einem Salonabend über Attar und Hiob

Können wir Böses verstehen?

Einige Hinweise zu einem schwierigen Thema anlässlich des Re­li­gi­ons­phi­lo­so­phi­sch­en Salons am 27. 3. 2015

Von Christian Modehn  —Zu einigen Hinweisen zu Attars Buch der Leiden und zu Hiob klicken Sie hier

Die Texte Attars und Hiobs zeigen: Die ausdrückliche Klage Gott gegenüber, vor allem auch die explizite und heftige ANklage Gottes als eines ungerechten Wesens hinterlässt die Überzeugung: Bei Attar bleibt es – besonders im definitiven Ende, dem Epilog – bei der Verzweiflung angesichts eines eher menschenfeindlichen Gottes. Bei Hiob folgt nach der Anklage Gottes dann doch zum Schluss der demütige Respekt vor seiner unergründlichen Wirklichkeit.

Welche Konsequenzen ergeben sich für eine philosophische, vernünftig argumentierende Lebensweise aus diesen zweifellos schwierigen und verstörenden Texten?

Das Aussprechen der Anklage Gottes kann dem einzelnen Leidenden helfen, zu einer deutlichen Wahrnehmung seiner Situation zu gelangen. Der leidende Mensch hört sich selbst zu; er nimmt wahr, worunter er leidet. Das kann zur Klärung der eigenen Situation führen. Klage und Anklage Gottes sind poetische Formen, denen sich die Reflexion anschließen muss. Sonst bleiben sie bloße Worte der Erregung.

Wenn man aber nach-denkt: Was zeigt sich dann heute? Gott kann in einem reflektierten, vernünftigen Denken und Fühlen nicht direkt als Subjekt angesprochen und einbezogen werden. Warum soll denn Gott gerade nur mich in meiner Not erhören und direkt eingreifend retten und meinen Nachbarn nicht? Ist Gott also eher willkürlich-launig? Ist dies etwa sein Wesen, seine göttliche „Geheimnishaftigkeit“? Doch wohl nicht. Diese Überzeugung zu haben, ist keine menschliche Arroganz, kein Allmachtsgefühl! Sie ist, wenn man es fromm formuliert, Ausdruck der göttlichen Kraft der Vernunft, die Gott der Schöpfer den Menschen gegeben hat. Und diese Vernunft sollen wir „gebrauchen“, weil sie als Gabe Gottes uns auch dem Göttlichen nahe bringt. Totale Beliebigkeit und Willkür entspricht einem tyrannischen Gottesbild. Aber: „Gott ist Geist“, sagt das Neue Testament…Hegel war deswegen überzeugt: Wenn Gott Geist ist, dann ist er auch Vernunft. Aber das ist ein anderes Thema. Die Überzeugung von Gott als dem Wundertäter, der Leiden aufhebt, ist theologisch und philosophisch heute nicht nachvollziehbar.

Aber damit endet nicht das Nachdenken über die Wirklichkeit des Bösen. Denn „Gott“ kann in dieser Debatte mit dem Begriff „Sinn“ übersetzt werden. Dann wird die „Gottes“-Klage zur Klage über den im Augenblick nicht sichtbaren und spürbaren Sinn, also meinen subjektiven Sinn wie den Sinn überhaupt. Dann wird der klagende Mensch deutlich auf sich selbst reflektierend zurückgeworfen. Es kommt nur darauf an, in dieser Situation sich zu vergewissern: Auch in der Suche nach dem Sinn weiß ich implizit, dass es Sinn gibt. Ich habe ihn ja früher einmal erfahren, ich habe mich an ihm erfreut. Nun ist er entschwunden. Ich kann nur klagen und suchen, weil ich weiß, was ich suchen kann: den Sinn, der mich immer noch auch im verzweifelten Suchen hält. Gottesklage wird zur Sinnsuche. Dadurch wird das Thema besprechbar und in die Argumentation gezogen. Es werden nicht mehr fromme Geschichten erzählt oder autoritäre Weisungen der Vertreter Gottes auf Erden gegeben. Denn der Übergang von göttlichem Wort zu amtlich interpretierten Wort des „Klerus“ ist immer da und fließend. So aber wird ein freier Raum geschaffen in der Erkenntnis: Wir selbst suchen selbständig verzweifelt nach Sinn, weil wir immer noch in ihm stehen und leben, und weil wir ihn einmal in ganzem Licht erlebt haben. Ob wir zu diesem Sinn sprechen (beten) können, ihm Worte der Poesie „widmen“, ist eine andere Frage. Wer aber den Sinn als personal – wohltuende Wirklichkeit erlebt, kann sich dann durchaus zu diesem Grund des Lebens (das ist der Sinn) poetisch verhalten. Oder er kann auf dieser Reflexionsstufe das Symbol „Gott“ (mit dem verwandelten Inhalt) wieder vorsichtig verwenden. In jedem Fall zeigt mir die verzweifelte Suche nach Sinn, nach dem tragendem Grund: Ich habe noch Widerstandsreserven bei mir, das zeigt mir allein schon die Leidenschaft der Frage .Ich bin auch in der Sinn-Suche noch immer vom Sinn als Grund des Daseins getragen.

Manche stellen sich die Frage: Leide ich, weil ich Böses getan habe? Straft mich Gott? Am wichtigsten ist es in einer philosophischen Lebensform, diese volkstümliche Überzeugung abzuweisen: Gott greift nicht als ein strafendes Subjekt aus Himmelhöhen ins Weltgeschehen, in mein kleines Leben, ein. Er bestraft nicht den angeblich oder tatsächlich moralisch böse handelnden Menschen, er bestraft nicht die Welt (-Gesellschaft) mit schlimmen Naturkatastrophen. Das ist ein zu personales, wir meinen infantiles Gottesbild. Die Naturkatastrophen gehören zur bleibenden Unvollkommenheit dieser Welt (und der Erkenntnis des Menschen): Wer in der Welt lebt, muss diese Unvollkommenheit dieser Welt annehmen. Sie ist sozusagen die kosmische Seite der ebenso unveränderbaren menschlichen Endlichkeit, Sterblichkeit. Die wir auch als solche annehmen müssen als Struktur unserer Weltverbundenheit. Das unübersehbare Durcheinander der Natur (Natur ist keineswegs immer verzückend und verzaubernd, wie einige Romantiker glaubten und glauben) gehört zur Struktur der Welt. Diese gegebene Struktur pauschal als „die beste aller denkbaren Welten“ (Leibniz) vorzustellen, führt nicht weiter. Der zwiespältige Zustand der Natur kann nicht verändert werden. Er bleibt die bleibend offene Frage. Diese offene Frage als Existenz-Form anzunehmen ist wohl die entscheidende Leistung eines jeden reifen Menschen. Zum „moralisch Bösen“ siehe Punkt 3.

Wie können wir noch aktiv agieren, wenn sich Sinnloses und Vernichtendes in unserem Leben zeigt: Ein extremes Beispiel: Menschen können inmitten höchster Not und schlimmsten Leidens doch noch rettend, für andere, Nachkommende, sich verhalten. Ich denke etwa an den 11. September, und da besonders an den „flight 93“. Die Piloten wussten bereits kurz nach dem Start, dass andere Flugzeuge in die Tower mit hilflosen Opfern rasten. Diese Piloten verhinderten einen offenbar geplanten Absturz ihrer Maschine im Washingtoner Regierungsviertel und stürzten hingegen auf einem freien Feld ab. Das heißt: In größter Not und größtem Leid kann noch der Verstand bewahrt werden und eine schlimme Massen-Katastrophe verhindert werden, in der Bereitschaft, sich selbst dabei zu opfern.

Das zeigt: Das Böse als erfahrbare Welt-Wirklichkeit hätte wohl kaum eine solche Übermacht in der Gesellschaft und den Staaten, wenn alle Menschen ihre Augen und ihren Verstand vor dem (sich anbahnenden) Bösen offen halten… und widerstehen.

Beispiel: Wie viele Millionen Menschen haben zu Beginn der Nazizeit aus Feigheit und Dummheit weggesehen?

Es hilft ja auch nicht, nach einem Tsunami-Vorfall Gott anzuklagen, wenn etwa dabei Atomkraftwerke zerstört werden. Sinnvoll ist hier nicht die Gottes-An-Klage, sondern die Frage: Wie kommen wir von der Atomkraft los? Wer hat das veranlasst, dass direkt am Meer, etwa in Japan, AKWs gebaut wurden.

Wichtig ist es auf das Wesen der menschlichen Freiheit zu achten und dabei die Frage nach dem „moralisch Bösen“ zu bedenken. Da kann eine Überlegung von Kant hilfreich sein: Im April 1792 publizierte er in der „Berlinischen Wochenschrift“ den Beitrag: „Von der Einwohnung des bösen Prinzips neben dem guten“ (im Menschen). Veröffentlicht dann als erstes Stück in dem immer aktuellen Buch „Die Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft“, Königsberg, 1793. In der Meiner Ausgabe: S. 21 ff.

Nur so viel: Aufgrund der Freiheit des Geistes gibt es – für Kant – einen „Hang“ zum Bösen im Menschen, dieser Hang, diese Tendenz, zeigt sich, wann immer von den vernünftigen Maximen des moralischen Gesetzes abgewichen wird. Dieser Hang zum Bösen als Möglichkeit der Freiheit äußert sich für Kant in Selbstliebe, Eigendünkel, kurz: als bewusste Zurückweisung, dem Spruch des Kategorischen Imperativs zu entsprechen. Diese Möglichkeit, aus freier Reflexion unvernünftig und unmoralisch zu handeln, wurzelt in der Tiefe der menschlichen Freiheit. Freiheit ist also das erste, das Bösesein-Können und tatsächliche böse Leben ist das Zweite. Grundlegend ist die Anlage zum Guten; der Hang zum Bösen ist eine Konkretisierung der Freiheit. Nun hat – theologisch gesprochen – Gott diese Freiheit geschaffen, die in sich die Möglichkeit des Bösen enthält: Hat Gott also dann letztlich doch das Böse mit-geschaffen? Diese Frage zeigt, wie das Denken da an Grenzen stösst.

Auf das kritische Denken kommt es an, auf die vernünftige Fähigkeit, Widerstand zu leisten, wo immer Böses sich zeigt. Ohne dabei zu glauben, dass definitiv Böses aus der Welt geschafft wird. Aber dieser Widerstand kann als Ausdruck der Kraft des Geistes verstanden und erlebt werden: Gibt es Schöneres?  Wer ständig bei diesen Fragen Gott ins Spiel bringt, folgt Phantasien, verbreitet Nebel, erzählt Mythen, analysiert (sich selbst und den Weltzustand) nicht klar. Wobei letzte Klarheit als Durchschaubarkeit niemals erreichbar wird bei dem Thema Freiheit und das Böse. Re­li­gi­ons­phi­lo­so­phie hat also bei dem Thema die Aufgabe, Gott als Argument eher außen vor zu lassen. Philosophie kann begründen, warum es richtig ist, ihn außen vor zu lassen… Philosophisch ist es wohl so: Je mehr wir lernen, die Ursachen des Bösen zu erkennen und verzichten, das Böse religiös/mystisch zu verfärben, um so eher könnte den bösen Tendenzen Einhalt geboten werden.

Wer den SINN als die Basis seines Daseins wahrnimmt, kann sich auch zu dem alles Tragenden Sinn positiv verhalten. Warum nicht: Er kann sich diesem Sinn poetisch nähern, dankend, dass es ihn gibt. Denn das Erfahren, vom Sinn des Ganzen getragen zu sein, wird oft als Geschenk erlebt.

Welche Bedeutung hat dann noch die religiöse Poesie, etwa, wie sie Attar und Hiob vorlegen?

Deren Anklagen Gottes sind verschleierte Anklagen gegen die umgebende Gesellschaft, die als autoritäre Organisationen den Menschen keinen freien Lebensraum lassen. Oder es sind Klagen, dass sich der Sinn momentan entzieht, dass sie ihn aber einmal erlebt haben, denn sonst wüssten sie gar nicht, wonach sie schreien.

Jedenfalls wird man philosophisch nie zu einer schlüssigen und allseits und immer geltenden „Lösung“, Antwort kommen. Denn diese Frage nach dem Sinn des Ganzen bezieht sich eben wirklich auf das Ganze, das Alles- Begründenden, also jenes, das die Religionen Gott nennen. Dieses Ganze und Gründende (Gott) kann der erkennende Mensch, eben weil es das Ganze und Gründende ist, nie erkennend umfassen. Das heißt: Diese Frage bleibt offen. Das Ganze und Gründe kann philosophisch nur berührt, nicht aber definiert, also bestimmt (umfasst) werden.

Mit anderen Worten: Die Frage nach dem Sinn des Ganzen bleibt wesentlich das, was man philosophisch Geheimnis nennt, niemals total aufzuklärendes Gründendes. Insofern ist der erkennende Mensch immer wesentlich auf das Geheimnis verwiesen bzw. mit ihm verbunden.

Wenn Religionen behaupten, sie hätten die Antwort auf das, was das Geheimnis (Gottes) ist: Dann sind diese Antworten eben Antworten frommer und selbstverständlich ernst zu nehmender Menschen: Sie sagen unreflektiert, was sie erlebt haben, etwa die Autoren der Bibel und anderer heiliger Bücher. Sie machen Vorschläge, die beachtet werden können: Etwa die Botschaft Jesu: Gott, das Gründende, der tragende „Sinn“, ist wesentlich Liebe. Es steht jedem Menschen philosophisch natürlich frei, dieses Angebot spiritueller Menschen persönlich geistig und umfassend im eigenen Leben zu prüfen. Das Gefühl, von einer letzten Liebe getragen zu sein, TROTZDEM und TROTZ ALLEM, kann sich dann einstellen. Davon berichten viele Menschen, die als Märtyrer der Menschenrechte (!) ihr eigenes Leben (und nicht wie die Selbstmordattentäter auch noch das vieler anderer Unschuldiger) opfern, etwa die Widerstandskämpfer gegen Hitler, Dietrich Bonhoeffer, Widerstandskämpfer gegen moderne Verbrechersysteme, wie in El Salvador der selige Erzbischof Oscar Romero. Aber auch diese Menschen haben erlebt: Eine definitive runde und umfassende Antwort auf das Böse gibt es nicht. Und Gott kann nicht dazu missbraucht werden, unsere Wünsche nach umfassenden Antworten zu befriedigen. Gott ist bleibend Geheimnis, wie das Leben selbst bleibend Geheimnis ist. Wer solches sagt, weiß, dass Gott Geheimnis, das ist etwas anderes als eine fromme Vision.

Copyright: Christian Modehn, geschrieben am 31.3.2015

 

 

Griechenland in Not: Wider das alte korrupte System und die Allmacht der Banken

Griechenland in Not: Wider das alte korrupte System und die Allmacht  der Banken

Das Motto: Deutschland und die anderen alles bestimmenden europäischen Länder sollten nicht vergessen: EUROPA ist ein Wort und auch eine philosophische Realität, die aus Griechenland stammen. Europa ist insofern griechisch. Dabei ist klar, dass die EU als Wirtschaftsunion, als Finanzwelt, nicht die umfassende Idee Europas abbildet. Europa ist – hoffentlich- mehr als Kapitalismus. Aber man kann Europa kaputt machen.

Von Christian Modehn

Philosophen und philosophisch Interessierte haben häufig eine innere, eine freundschaftliche Nähe zu Griechenland und eine Verbundenheit mit den Griechen. So wie Christen vielleicht eine Nähe zu dem haben, was die Kirchen „Heiliges Land“ nennen, weil dort Jesus von Nazareth lebte und predigte. So haben Philosophen zu Griechenland eine positive Stimmung; dort lebten Sokrates, Platon, Aristoteles, Epikur, dort wurde die Stoa begründet, dort wurde ursprünglich über die Bedeutung der Vernunft im Leben der Menschen gerungen. Gibt es eine Form “philosophischer Dankbarkeit”? Auch wennklar ist, dass Sokrates heute nicht in Athen lebt, genauso wenig wie niemand glaubt, dass Jesus noch in Israel lebt. Oder Goethe oder Heine heute das geistige Klima der Regierung in Berlin prägen.

Von daher also eine bleibende Nähe philosophischer Menschen zu Griechenland, zumal dann, wenn die jetzige Regierung, sechs Wochen im Amt, die ungeheure Aufgabe stemmen will und die Jahrzehnte lange Korruption beseitigen möchte.

In jedem Fall ist meine Sympathie für die neue Regierung in Athen zweifellos vorhanden, auch wenn natürlich jeder weiß, dass auch diese linke Regierung keine absolute Rettung, keine Heilsbringerin usw. ist. Das sind ja auch nicht die Regierungen in Berlin, Washington oder anderswo. Dort mischt sich Demokratie mit unerfreulichem Lobbyismus, durchaus auch mit Korruption, ja, mit Unrecht, wenn man nur an den Irak-Krieg von Mister Bush jun. denkt. Lupenreine Demokratien, das gibt es nicht. Das weiß inzwischen auch Herr Schröder. Aber es gibt sicher Regierungen, die die Korruption der Vorgänger beseitigen wollen, wie die jetzige Regierung in Athen. Sie will einen Neustart und sich von Politikern absetzen, die von vielen westeuropäischen Regierungen, auch von Deutschland, unterstützt wurden, waren diese konservativen Regierungen doch dem Scheine so brav, so angepasst, so christlich oder sie nannten sich sozialdemokratisch. Die ließen sich gerne Waffen deutscher Produktion aufschwatzen, von diesen korrupten Regierungen profitierte nicht nur die deutsche Wirtschaft.

Unsere Sympathie für die neue linke Regierung in Athen findet eine hervoragende Vertiefung in einem Beitrag des ausgezeichneten Berliner Recherche-Journalisten HARALD SCHUMANN vom „Tagesspiegel“ (Ausgabe 16.3.2015). Wir können nur einige Zitate aus diesem hervorragenden Beitrag bieten, eigentlich sollte er Pflichtlektüre aller Politiker in Deutschland sein, vielleicht könnten sie dann noch in ihrer bronierten Haltung ein wenig erschüttern lassen.

Harald Schumann schreibt u.a.:

….“So wird immer klarer, dass es beim Ringen zwischen der Athener Linksregierung und den anderen Euro-Staaten nicht wirklich ums Geld geht. Wäre Kanzlerin Merkel, Minister Schäuble und ihren Kollegen tatsächlich daran gelegen, möglichst viel der an Griechenland ausgereichten Kredite zurückzubekommen, dann würden sie die Chance nutzen, die eine vom Oligarchenfilz und Klientelismus unbelastete Regierung in Athen bietet. Dann würden sie Tsipras und seinen Ministern den finanziellen Spielraum verschaffen, den diese für den Aufbau eines funktionierenden Staatswesens und den Bruch mit dem alten Machtkartell benötigen. Aber die Verwalter der Euro-Krise fürchten den Erfolg einer linken Regierung offenkundig mehr als die milliardenschweren Verluste auf ihre Kredite, die das Scheitern der Regierung Tsipras ihnen zwangsläufig bescheren wird. Schließlich könnte das Beispiel Schule machen. Auch in Spanien, Portugal und sogar in Irland könnten linke Basisbewegungen bei den dort anstehenden Wahlen die Mehrheit gewinnen“.  Und wenn die linke Reform-Regierung von den anderen Europäern und ihrem Geld zerschlagen wird. Was ist dann?

Harald Schumann meint: „Denn der Sieg über die Widerständler wird europaweit ein verheerendes Signal aussenden: Entweder die wirtschaftlich schwächeren Länder kriechen bei den Deutschen und ihren Agenten in Brüssel zu Kreuze. Oder aber diese treiben sie in den wirtschaftlichen Niedergang. Das aber ist die beste Wahlkampfhilfe, die sich Marine Le Pen, ihr Front National und mit ihnen alle Anti-Europäer jemals wünschen könnten. Gegen diese Drohung können sie ihren ebenso einfachen wie verhängnisvollen Ausweg anbieten: Raus aus dem Euro und raus aus der Europäischen Union, weil man sich nur so von den Deutschen unabhängig machen kann. Erringt Le Pen mit dieser Botschaft die Präsidentschaft in Frankreich, wäre das der Anfang vom Ende der Europäischen Integration”…. Das ist die eigentliche Gefahr, aber Wolfgang Schäuble und seine Kanzlerin nehmen sie billigend in Kauf. „Die macht mir mein Europa kaputt“, warnte Altkanzler Helmut Kohl darum schon 2011. Hoffentlich hat er sich geirrt“.

Wir empfehlen dringend die Lektüre seines Texte, veröffentlicht im Tagesspiegel am 16.3.2015: http://www.tagesspiegel.de/politik/griechenland-krise-die-unterwerfung-athens-ist-ein-verheerendes-signal/11506994.html

 

 

 

Zuerst die Menschlichkeit. Danach kommt die Religion

Zuerst die Menschlichkeit: An zweiter Stelle stehen die Religionen

Von Christian Modehn

Eine zentrale Überzeugung unseres „Re­li­gi­ons­phi­lo­so­phi­sch­en Salon Berlin“ wurde mehrfach diskutiert, zuletzt im Salon am 27. Februar 2015: Angesichts der Welle von Hass und Gewalt, im Namen von Religionen, heute wie damals, können wir als Prinzip unseres Denkens und natürlich auch Handelns nur betonen und versichern: „Zuerst kommt die Pflege der Menschlichkeit, an zweiter Stelle die Pflege der Religionen“, also auch meiner Religion und der Religion der anderen.

Mit anderen Worten: Die Religion und das Bekenntnis zu einem konkreten Glauben sollen niemals das Zentrum des Lebens sein, auch nicht des öffentlichen Lebens. Die Trennung der Religionen vom Staat ist ein Gewinn, der niemals aufgegeben werden darf. Die ursprüngliche Laizität in Frankreich ist da maßgeblich.

Die Pflege der Humanität, die sich als solche äußert noch vor aller religiösen Bindung und Indoktrination, ist der Mittelpunkt, das Zentrum des Menschen, jedes Menschen.

Natürlich gibt es unterschiedliche Kulturen. Aber in allen Menschen aller Kulturen gibt es aufgrund der allen gemeinsamen Vernunft eine Überzeugung von dem alle Menschen verbindlichen Ethos, das sich natürlich in verschiedenen Sprachen ausspricht, aber doch eine gemeinsame Grundlage hat. Sie äußert sich praktisch im Alltag, etwa im Nein zu Mord und tötender Gewalt, zu Folter, Frauenverachtung und Verfolgung von Homosexuellen, zu Rassismus usw. In diesem in der Lebenspraxis ausgesprochenen NEIN zeigt sich direkt oder indirekt die Überzeugung: Der praktische Respekt vor den Menschenrechten verbindet alle Menschen. Es gibt eine humane Basis einer allgemeinen, allen Menschen gemeinsamen Menschlichkeit. Es gibt immer wieder bei den Menschen das starke Gefühl und die Überzeugung: Hier handle ich als Mensch, und nicht als Angehöriger meiner Religion mit ihren Grundsätzen. Dies steht an erster Stelle, im Leben in der Gesellschaft, in der Bildung usw.

Darauf hat jetzt auch der in Paris lebende Theaterregisseur und Essayist Benjamin Korn in seinem Beitrag im „Tagesspiegel“ (10. März 2015, Seite 19) hingewiesen. Er erinnerte an den Angestellten Lassan Bathily, ein Muslim aus Mali, der „nur“ menschlich handelte: Er schützte am 7. Januar 2015, schnell entschlossen, im Keller des jüdischen Supermarktes „Hypermarché Cacher“ in Paris mehrere jüdische Kunden vor dem (islamischen) Massen-Mörder, der ebenfalls aus Mali stammt. Als Muslim konnte Lassan Bathily im jüdischen Supermarktes seine Gebete nach Mekka gewandt selbstverständlich immer sprechen. Benjamin Korn schreibt: „Der junge Retter Lassan Bathily führte für seine Tat nicht den Islam ins Feld. Gefragt, woher er den Mut und die Geistesgegenwart genommen habe, in dem von ihm vorher abgeschalteten Kühlraum zu verstecken, sagte er: Er habe nicht lange nachgedacht, er habe auf sein Herz gehört. Und fügte ein paar Sätze hinzu, die man an den Sternenhimmel schreiben könnte: Ich bin kein Held. Ich keine Juden gerettet. Ich habe nur Menschen gerettet”.

Eine wunderbare Formulierung.

Zuerst also die Menschlichkeit! Zuerst das auf das eigene Herz, das Gewissen hören und ihm folgen. Das steht im Mittelpunkt aller Beziehungen in einer multireligiösen Gesellschaft. Fragen wir nicht zu erst, welcher Religion gehörst du an! Fragen wir: Wie können wir gemeinsam unsere Menschlichkeit entwickeln und miteinander pflegen. Erst danach kann man auch über unterschiedliche religiöse Weisungen sprechen. Aber sie dürfen nicht der gemeinsamen Menschlichkeit konträr sein. Wenn sie das sind, sollte man sie beiseite lassen und sich Wichtigerem, eben dem Menschlichen, zuwenden.

In unserer Gesellschaft gibt es leider wenige Orte, die diese Menschlichkeit des Menschen, aller Menschen, ausdrücklich in der Öffentlichkeit pflegen. Es fehlen die Agoras, die Treffpunkte der Bürger, wo jeder und jede kostenfrei debattieren kann. Die modernen Demokratien haben offenbar von sich kein Interesse, solche Agoras zu fördern und zu finanzieren.

Die Schulen sind da gefordert: Aber wahrscheinlich sind sie viel zu sehr aufs Erlernen technischer Fähigkeiten aus. Eher könnten es die Religionen und Kirchen selbst sein. Indem sie erkennen: Der wahre Gottesdienst ist zuerst Menschendienst, im Sinne der Entwicklung der Humanität. Aber welcher Pfarrer, welche Gemeinde, hätte schon den Mut, an einem Sonntag auch einen ganz neu gestalteten „Menschendienst“ anstelle der Messe zu feiern? Welcher Imam würde am Freitag auch mal einen „Menschendienst“ gestalten, als offenes Gespräch der Gemeinde zur Frage: Warum sind wir Muslime zuerst Menschen wie alle anderen und erst an zweiter Stelle selbstkritische Muslime?

Copyright: Christian Modehn

Der Islam gehört nicht zu Deutschland ??? Wenn das logische Denken versagt

Der Islam gehört nicht zu Deutschland ??? Wie bitte ???

Wenn das logische Denken versagt

Von Christian Modehn

In leicht veränderten Form liegt der Beitrag auch auf der website der Zeitschrift PUBLIK FORUM vor, die wir erneut empfehlen! Zur Lektüre dieses Kommentars und anderer aktueller Beiträge klicken Sie bitte hier.

 

„Der Katholizismus gehört nicht zu Deutschland. Allerdings sind Katholiken willkommen und können ihre Religion ausüben“. „Auch der Atheismus gehört nicht zu Deutschland. Allerdings können Atheisten hier ihre Überzeugung ausüben“. Den logischen Unsinn dieser beiden Sätze erkennt jeder noch halbwegs denkende Mensch sofort. Den Katholizismus gibt es nur, weil und wenn es Katholiken gibt. Den Atheismus nur, weil und wenn es Atheisten gibt. „Der Katholizismus“ wie „der Atheismus“ sind allgemeine, rein gedankliche Begriffs-Konstrukte, die als solche und identisch-greifbar gar nicht vorkommen. Es gibt immer nur Menschen, die ihre jeweilige Überzeugung leben und öffentlich zeigen.

Selbst wenn in einer phänomenologischen Betrachtung Religionen analysiert werden, etwa in der Untersuchung ihrer grundlegenden Texte, sind es immer Menschen in unterschiedlichen Situationen und unterschiedlichen Zeiten (und Kenntnissen), die dann ein angebliches “Wesen” ihrer phänomenologisch betrachteten Religion beschreiben. Eine konkrete Religion gibt es also nicht “an sich”, sondern immer nur in Verbundenheit mit Menschen, die diese Religion untersuchen und/oder dieser Religion als Gläubige folgen. Islam ohne Muslime gibt es also genauso wenig wie Muslime ohne Islam! Man kann nicht Muslime schätzen und “den” Islam (naiv als eine Einheit verstanden) verachten.

Nun outet sich der sächsische Ministerpräsident Stanislaw Tillich am Sonntag, den 25. Januar 2015 in einem Interview mit der „Welt am Sonntag“ als treuer Gefolgsmann der nur selten dem logischen Denken verpflichteten Pegida – Bewegung: Der Ministerpräsident sagt: „Muslime sind in Deutschland willkommen und können ihre Religion ausüben. Das bedeutet aber nicht, dass der Islam zu Sachsen gehört“. Falls sich Sachsen nicht wieder als eigenständiges Königreich mit einem König Stanislaw dem Starken etablieren will, gehört Sachsen nach wie vor zum Rechtssystem der Bundesrepublik Deutschland. Dann kann der jedem logischen Denken ferne Satz des Herrn Tillich tatsächlich nur übersetzt werden: „Das bedeutet, dass der Islam nicht zu Gesamt-Deutschland gehört“.

Aber was heißt das eigentlich? Was will Tillich unternehmen, dass „der Islam“ nicht (länger) zu Deutschland gehört? De facto ist der Islam in Deutschland und (zahlenmäßig ganz schwach) in Sachsen vorhanden, in Moscheen, Bildungsinstituten und kleinen oder größeren Gebetsstuben, in Koranausgaben und Treffpunkten, wie Teestuben und Buchhandlungen. Vor allem ist der Islam präsent in den Muslimen. Sollen diese Institutionen also verschwinden, „weil sie nicht zu Deutschland/Sachsen gehören“? Das ist unmöglich, weil ein großer Teil der Muslime diese Institutionen gebaut haben und gebrauchen. Muslime in Deutschland haben zudem in großer Anzahl auch die deutsche Staatsbürgerschaft. Darf man Deutschen ihre eigenen Institutionen nehmen? Bis jetzt ist das unmöglich.

Der Pegida-Satz des Herrn Tillich übersieht zudem, dass es „den Islam“ auch in Deutschland als einen festen einheitlichen Block nicht gibt. Es gibt Theorien und Theologien eines liberalen Islams, eines mystischen Islams, eines konservativen Islams, und, auch das, quantitativ eher schwach vertreten, eines fundamentalistischen Islams. Und es gibt die vielen Türken hier, denen die Bindung an „den Islam“ ziemlich gleichgültig ist, so wie es Hundertausende von Katholiken und Protestanten gibt, denen ihre Kirchenbindung nur am Heiligabend wichtig ist.

Aber diese sehr verschiedenen Ausprägungen des Islams gibt es nur, weil es Menschen gibt, die sie formulieren und zu Papier bringen. Logisch gesehen heißt das: Wer großspurig „den“ Islam hier nicht will, der will auch nicht diejenigen hier, die sich auf vielfache Weise an den Islam binden. Wer sagt, der Islam gehört nicht zu Deutschland/Sachsen, der will, ohne es schon direkt zu sagen, dafür sorgen, dass die Muslime hier verschwinden. Denn, siehe oben, „den Islam“ gibt es nur, weil es Islam-Gläubige gibt. Und er will eine noch rigidere und unmenschliche Asylpolitik, weil etliche Hilfe-Suchende aus islamischen Ländern stammen. Er will das angeblich brave (Pegida) Volk aufhetzen, wenn sich irgendwo „der Islam“ zeigt, etwa im Bau von Moscheen. Hingegen ist wohl Tillich dafür, dass Handelsbeziehungen zu den islamischen Staaten blühen, denn die bringen ja Arbeitsplätze auch in Sachsen.

Was Ministerpräsident Stanislaw Tillich betreibt, ist also eine versteckte Form des Rassismus: Muslime raus, könnte er im Klartext reden, doch dazu fehlt ihm wohl noch der Mut. In diesen Tagen denken wir an die Befreiung des KZ Auschwitz vor 70 Jahren: Dabei denken wir daran, dass schon einmal in Deutschland propagiert wurde: Das Judentum passt nicht zu Deutschland, zum Abendland usw. Daraus wurde dann unverhohlen seit 1933 die tötende Botschaft: Die Juden als Juden passen nicht zu Deutschland. Dann wurden sie vertrieben und vergast.

Wie lange ist ein Ministerpräsident tragbar, der sich jedem logischen und damit humanen Denken verschließt? Der unlogische Propagandasprüche verbreitet? Sind ihm die Pegida Leute parteipolitisch wichtiger als Logik und Menschlichkeit? Wenn es Charlie Hebdo Zeichner in Deutschland gebe, würden sie wohl zeichnen: Eine Demonstration in Dresden, auf der alle die Schilder tragen mit der Botschaft: „Der Vorname Stanislaw passt nicht zu Sachen“.

Copyright: Christian Modehn, Religionsphilosophischer Salon Berlin

 

Als Background:

Quelle: http://www.welt.de/politik/deutschland/article136740584/Der-Islam-gehoert-nicht-zu-Sachsen.html

Welt am Sonntag: Die größte Sorge der Pegida-Bewegung ist die vermeintliche Islamisierung der Gesellschaft. Frau Merkel sagt nun in diesen Tagen ganz offensiv: Der Islam gehört zu Deutschland. Gehört der Islam auch zu Sachsen?

Tillich: Ich teile diese Auffassung nicht. Muslime sind in Deutschland willkommen und können ihre Religion ausüben. Das bedeutet aber nicht, dass der Islam zu Sachsen gehört.

 

 

“Ich bin der andere” Hinweise zum Re­li­gi­ons­phi­lo­so­phi­sch­en Salon am 16. Januar 2015

„Ich bin der andere“

Hinweise zum Gespräch im „Re­li­gi­ons­phi­lo­so­phi­sch­en Salon Berlin“ am 16. 1. 2015

Von Christian Modehn

„Ich bin der andere“: Ein „klassisches“ Thema der Philosophie. Es wird immer dann debattiert, wenn es um die Beziehung eines Individuums zu einem anderen geht: Was verbindet uns, was macht den Unterschied aus zwischen dem Ich und dem anderen?

Das Thema haben wir gewählt auch angesichts der Diskussionen über die so genannten Pegida-Demonstrationen in Deutschland. Da wird der „andere“ als der Muslim gesehen, gegen den man sich wehren muss, weil er, so die Behauptung, unser angeblich christliches Abendland bedroht.

Am Dienstag, den 13. 1. 2015, wurde in Dresden der eritreische Asylbewerber Khaled Idris Bahray (20) durch Messerstiche ermordet aufgefunden. Wer wollte den nicht willkommenen Gast in Dresdens Metropole nicht ertragen?

„Ich bin der andere“: Diese philosophische These hat noch größere Aktualität gewonnen durch die Parole, nicht nur in Frankreich millionenfach verbreitet: „Je suis Charlie“, „Ich bin Charlie“, ich bin also die Zeitschrift „Charlie Hebdo“. Nach der Tötung der Journalisten und Künstler (Zeichner sind Künstler) von „Charlie“ ist eine weltweite Bewegung entstanden, die dieses zentrale Bekenntnis enthält: „Ich bin Charlie“, d.h. „Ich identifiziere mich mit dem Inhalt der Zeitschrift Charlie Hebdo“.

Philosophieren lebt in unserem Verständnis immer auch von den aktuellen Ereignissen. Aber Philosophie leistet darin den ihr eigenen und nur von ihr zu leistenden Beitrag: Sie bietet deswegen nicht weitere historisch-politische Fakten. Sie analysiert eher die allgemeinen Strukturen, die in der gegenwärtigen Konstellation enthalten sind. Sie legt diese allgemeinen Strukturen frei, in dem sie zeigt: Jeder einzelne hat daran Anteil. Dadurch bringt sie mehr Licht und Aufklärung in den Lebenszusammenhang, der von einzelnen oft nicht in Deutlichkeit wahrgenommen wird. Unter dieser Hinsicht kann man durchaus davon sprechen, dass Philosophie dann auch „Lebensorientierung“ anbietet, eben etwas mehr Klarheit. Wer tappt schon gern im Nebel herum?

„Ich bin der andere“. In welcher Hinsicht gilt das? Es geht ja bei der Frage auch um die Einheit der einen Menschheit trotz aller individuellen Ausprägungen. Dabei geht es um die Erinnerung an allen gemeinsame geistige „Strukturen“.

Man denke an die von allen Menschen gemein geteilte Mathematik. Wir alle gehen weltweit davon aus zu wissen: 2 plus 2 ergibt 4. Wer das leugnet, und das kann man grundsätzlich, stellt sich aber außerhalb der Wissensgesellschaft auf.

Wir bewegen uns alle in einer allgemeinen Struktur des Sprechens, der Sprachlichkeit. Wir sind elementar alle sprechfähige Wesen, die sich in unterschiedlichen historischen und konkreten Sprachen ausdrücken. Es gibt also unter uns Menschen eine formale Sprachbegabtheit bei jedem. Wer aus physischen Gründen nicht verbal sprechen kann, bedient sich der Zeichen-Sprache. Und dann gibt es durchaus eine gemeinsame Weltsprache bereits, das ist das Englische. Darin verstehen wir uns heute alle wenigstens elementar, ob wir uns in Kambodscha oder in Patagonien aufhalten. Früher war das Lateinische in gewisser Weise diese „lingua franca“.

Auch das Musikalische, die Begabung zur Musik, zum Singen, ist allgemein menschlich. Etwas „trällern“ kann jeder und will jeder.

Das weitere Beispiel mag für manche Philosophen vielleicht provozierend sein. Aber ich bin überzeugt: Es gibt sehr elementare all-gemeine, also allen gemeinsame ethische Verhaltensweisen. Es gibt einen ethischen, d.h. das Gute meinenden Impuls, der sich in der Praxis ausdrückt. Vor aller theoretischen ethischen Reflexion gibt es eine spontane, oft noch unreflektierte ethische Praxis, die hier gemeint ist. Der Anspruch, der sich etwa im Gewissen meldet, gut zu sein, ist niemals absolut „abschaltbar“, zerstörbar:

Ein drastisches Beispiel: Selbst der größte Mörder behauptet noch (für sich selbst), es wäre (für ihn) gut, diese Untat vollzogen zu haben. Wenn von zwei Verbrechern während der Untat der eine etwa verunglückt, wird der andere, der „Verbrecher-Kumpel“, versuchen, den Verunglückten zu retten. Selbst wenn er ihn zur eigenen Rettung erschießt, glaubt er dabei, das Beste getan zu haben. Wenn es nicht heftige Missbildungen im Gehirn gibt bei einzelnen, und diese seltenen Störungen gibt es, so sind doch offenbar alle Menschen als auch geistige Wesen (sollen wir sagen: geistvolle Tiere ?) doch an den Ruf des Guten gebunden. Dieses „Unabwerfbare“, mit dem Geist als Geist Gegebene, bleibt erhalten, auch noch im Modus der Leugnung.

„Ich bin der andere“: Das heißt: Ich bin durch „allgemeine geistige Strukturen“ mit dem anderen und den anderen (Menschen) „immer schon zutiefst verbunden. Es gibt eine gewisse Einheit der Menschheit. Ich bin in dieser Hinsicht der andere.

Noch ein weiteres konkretes Beispiel, das hier nur angedeutet werden kann: Es geht um die Wahrnehmung des Gesichtes, besser noch des Antlitzes, des anderen. Ich sehe das Antlitz des anderen, das mir trotz aller Differenz in der Hautfarbe oder der Größe usw. doch sehr verwandt ist, mit der Identität zwischen ihm und mir, etwa im Blick auf die zwei Augen, eine Nase usw. Entscheidender noch: Die grundlegende Fähigkeit zu lächeln, zu weinen, zu schreien, all das bin ich –formal gesehen – auch! Das Erstaunliche ist: Ich sehe das Antlitz des anderen als ein menschliches Gesicht. Das gilt für den mongoliden Menschen, für den vor Hunger Krepierenden in einem Dorf im Südsudan, oder den Millionär irgendwo an einem üppigen Buffet.

In eines jeden Antlitz sehen wir uns alle als Menschen. Abstoßend, liebend, gelangweilt, aber immer als Menschen. Der Philosoph Johann Gottlieb Fichte (1762 – 1814) sagte: „Gleich sei alles, was Menschenantlitz trägt“. Man fragt sich, welche soziale Gerechtigkeit wir hätten, wenn man dieser Maxime auch politisch folgen würde.

Es ist das Antlitz, in dem wir einander als Menschen erkennen, in dem wir unsere elementare, nicht mehr überbietbare Gleichheit erleben. Wir werden ein Schwein nicht für einen Menschen halten.

Ich möchte hier nur daran erinnern, dass ein Philosoph das Antlitz des anderen in den Mittepunkt seines Denkens gestellt hat: Es ist Emmanuel Levinas, er stammt aus Litauen, seine Familie kam im KZ um, er lebte in Paris bis zu seinem Tod 1995. Der Philosoph Emmanuel Lévinas hat seine Philosophie ganz auf das Berührtsein des Ich durch den anderen konzentriert. Levinas zeigt: „Ich bin nur, insofern ich für andere da bin“. Das bedeutet: Der andere ruft mich in mein Sein. In der Beziehung und der Verantwortung für den anderen entsteht mein Ich erst. Mein Ich ist nie fertig vorgegeben, es wächst und entwickelt sich in der Begegnung mit dem anderen.

Ein aktuelles Beispiel: Im Tagesspiegel vom 16.1.2015 wird von der Libyerin Jamila Aun in Dresden berichtet, auch von ihrer Erfahrung des „Gemustertwerden“ durch die anderen. Wie sie in der Straßenbahn in Dresden abschätzig betrachtet wird, vom grauen Kopftuch bis zum Wintermantel. Die Blicke signalisieren in Sekundenschnelle, berichtet Jamila Sun, dass sie unerwünscht ist. Sie weiß: „Die Augen reden, und das tut weh“.

Hier könnte das Thema Toleranz weiter vertieft werden. Zur Erinnerung: Toleranz bezieht sich auf tolerare, ertragen. Es geht in der Toleranz tatsächlich zuerst und vor allem darum, den anderen zu ertragen, zu erdulden, gerade deswegen, weil ich ihn nicht mag, weil er so fremd ist, so anders, so abwegig und zuwider. Dennoch habe ich aufgrund der allgemeinen menschlichen Verbundenheit allen Grund, den anderen zu ertragen, d.h. nicht zu töten nicht zu erschlagen usw. Wobei klar ist, es geht bei im Leben der Toleranz zunächst um das leibliche Unversehrtsein, das soll dann weiter entwickelt werden zu Respekt und Mitgefühl und Miteinander.

Unternimmt der andere hingegen alles, mich und meine Freunde totzuschlagen, dann endet die Toleranz meinerseits. Und was ist das Ende der Toleranz? Das sollte man sich immer wieder klar machen: Das ist der Krieg. Darum ist die Schule der Toleranz, das Ertragen des anderen, die elementare Form der Abwehr von Krieg.

Trotz der zentralen Einsicht: „Ich bin der andere, weil auch der andere Menschenantlitz hat,“ folgt aber auch: Es gibt die bleibende elementare Verschiedenheit. Der andere bleibt der individuell andere und Einmalige. Und ich bin für den anderen immer auch der individuell einmalig andere.

Der andere ist für mich zunächst grundlegend zwiespältig: Er kann der Freund sein oder der Feind oder der Fremde. Alle drei Wirklichkeiten sind mit dem Begriff „der andere“ gemeint.

Relativ übersichtlich ist mein Umgang mit einem Menschen, den ich aus der mich umgebenden, aber prägenden Kultur als meinen Feind definiere. Dies kann zurecht oder zu unrecht geschehen, diese Zuweisung: “Dies ist ein Feind“. Im Nationalismus kennen wir den Titel Feind, etwa der so genannte Erbfeind Frankreich im 19. Jahrhundert usw. Der Nationalismus ist Gift für das Verständnis des Menschlichen wie für die Politik im ganzen. Er zieht Grenzen, markiert das Eigene, verteidigt nur das Eigene, sieht sich bedroht. Die EU ist in dem Sinne wieder unsere Art große, neue Nation, die wir unbedingt verteidigen müssen, heißt es. Und innerhalb der EU gibt es noch einmal wichtigere und weniger wichtige Staaten, sagen die Regierenden in den wichtigen Staaten…

Auch der Begriff Freund, verwendet für den anderen, ist relativ leicht zu überschauen: Liebe Menschen, die wir oft schon seit langem mögen, denen wir uns anvertrauen usw.: diese sind als „andere“ dann unsere Freunde.

Schwer zu verstehen ist der andere, wenn er der FREMDE ist.

Dabei lege ich Wert darauf anzuerkennen, dass der Fremde und damit auch das Fremde (an Kultur), das der andere mitbringt, uns selbst immer schon nahe steht, mehr noch: Mit uns verbunden ist. Ich möchte zugespitzt sagen: Der Fremde und das Fremde ist in uns. Von daher haben wir eigentlich schon durch uns selbst einen leichteren Zugang zum Fremden insgesamt. Wir müssen den Fremden nicht nur außerhalb von uns sehen, wir müssen ihn auch in uns selbst sehen. Dann können wir auch mit dem außer uns lebenden Fremden gerechter und freier umgehen.

Für diese Fremdheit in mir einige Hinweise:

Ich bin mir selbst fremd: Ich erlebe, wie Befremdliches in mir selbst aufbricht, nach vorne drängt, zum körperlichen Ausdruck kommt. Das kann mich beunruhigen, weil ich mich etwa befremdlicherweise plötzlich und unerwartet als unduldsam oder gar gewalttätig erlebe. Das kann mir Angst machen, weil es sich um negative Aspekte meines Daseins handelt. Was ich aber nicht abspalten darf, sondern bearbeiten sollte, integrieren sollte.

Ich kann plötzlich meine eigene Heimat fremd finden, ich bin da nicht mehr zu Hause. Oder meine Kirche, meine Gemeinde, alles wird mir fremd. Meine eigene Stadt ist mir fremd: Welcher Berliner aus Dahlem besucht schon freiwillig Berlin-Marzahn, frage ich mal etwas zynisch. Meine Stadt ist also auch meine fremde Stadt.

Ich kann aber auch erfreuliches Befremdliches erleben: Etwa, wenn ich plötzlich Gedichte schreiben kann oder wenn ich überraschenderweise Menschen des gleichen Geschlechts (oder umgekehrt auch Heterosexuelle) erotisch attraktiv finden kann, was mich überrascht. Und bin oft positiv erstaunt, welche bislang fremden „Möglichkeiten“ in mir sind.

Wir haben das Fremde und den Fremden, der wir selbst uns manchmal sind, in unserer vertrauten, „eigenen“ Umgebung.

Etwa am Beispiel der Kunst: Erst nach Wochen geht mir genauer auf, was ich mir da für ein Bild in mein Wohnzimmer hänge, sagen wir eine Kopie von Picasso, ein Frauengesicht, oder ein japanisches Bild, das viel Leere zeigt mit minimalen figurativen Elementen.

Oder der befremdliche Roman, dessen fremde Welt dann unsere Welt wird: Da sind durch die Kunst fremde Welten bei mir, da sind fremde Welten in mir. Die führen mich ins Weite. Das kann auch für Religionen gelten: Wenn ich mich mit dem Buddhismus etwa befasse und plötzlich auch Lao Tse lese, fremd, aber doch so nahe. Dann beginnen wir, manche, in ihrer eigene Spiritualität bislang fremde Erfahrungen, bislang fremde religiöse Texte inspirierend zu finden. Es gibt längst die multireligiösen Menschen; Leute, die mit mehreren, bislang ihnen fremden Religionen verbunden sind.

Das Fremde in der Kunst oder der Religion weitet uns, prägt uns, bereichert uns im geistigen Sinne.

Kann diese Erkenntnis nicht wichtig sein, wenn wir uns mit den Fremden um uns herum befassen?

Fremde Menschen leben unter uns. Menschen, die wir oft nicht verstehen, Flüchtlinge oder Asylsuchende.

Ich werde den Fremden, den Flüchtling, als Menschen, als gleichen Menschen, als Antlitz, wahrnehmen, anerkennen und schützen. Er ist ein Mensch wie ich. Er ist als dieser eine Mensch nicht zuerst Repräsentant einer Religion oder einer Nation oder einer Ideologie. Er ist zu erst elementar ein Mensch. Der ärztliche Notfall in Europa handelt ja wohl nach diesem Prinzip: Da wird jedes menschliche Antlitz – hoffentlich -gleichwertig versorgt. Kein Notarzt fragt, war dieser Verletzte vielleicht ein Moslem oder ein Zeuge Jehovas oder ein Atheist?

Aber der Fremde ist natürlich auch nicht a priori der Heilige, ich bin ja auch nicht ein Heiliger, ein rundum Guter.

Aber ich muss doch wahrnehmen: Niemand verlässt freiwillig seine afrikanische Heimat, um in einem Fischerboot das Mittelmeer zu überqueren, um dann dort von den bewaffneten Streitkräften von FRONTEX wieder zurückgeschickt zu werden. Das etwas humanere „Schutz“ Programm für das angeblich überforderte und bedrohte Europa mit dem schönen Titel „Mare Nostrum“ hat die EU ja wieder aufgegeben und im Rahmen von Frontex den anderen, den Fremden, von vornherein als Bedrohung interpretiert.

Da müssen wir doch politisch werden: Ziel wäre meiner Meinung: Eine Kultur der Vielfalt, die aber in elementaren Überzeugungen und elementaren politischen Haltungen eins ist: Ein konkretes Beispiel: Muslimische Frauen dürfen selbstverständlich in Deutschland ihre Kopftücher tragen. Aber sie sind als Mütter in Deutschland verpflichtet, ihre Kinder zur Schule zu schicken, damit sie auch mit den Werten ihrer neuen Heimat vertraut gemacht werden.

Muslime müssen, aber auch Buddhisten oder Anhänger der Santeria-Religion, das steht nicht zur Disposition, unsere Verteidigung unserer Pressefreiheit akzeptieren.

Es bleibt aber bei allen Bemühungen sicher eine Ambivalenz in meinem Erleben meiner selbst und des Fremden.

Wie kann ich mit dieser Ambivalenz leben, gibt es da einen Vorschlag der Philosophie?

Zunächst ist die Erkenntnis zunächst hilfreich: Die Ambivalenz bestimmt immer schon unser ganzes Dasein und damit auch unser Erkennen. Ja und Nein ist oft die beste Auskunft, das „JEIN“ hat einen gewissen Wert, wenn nicht eine Notwendigkeit. Aber nur unter der Voraussetzung, dass es von uns als den Erkennenden unterschiedliche Standpunkte gibt. Zum Beispiel: Ist der Andere, der Fremde, hilfreich für unsere Gesellschaft? Ja, wenn er denn – wie der „Einheimische“ auch! – gewaltfrei lebt. Nein, wenn er gewalttätig agiert. Also gilt hier wieder das „JEIN“, dieses ambivalente Wort, als Antwort auf eine Frage, die unterschiedliche Rücksicht und Hinsicht voraussetzt.

Müssen wir uns aber mit der offenbar allumfassenden Ambivalenz abfinden? Gibt es einen Ausweg aus der Ambivalenz? Gibt es also keine Eindeutigkeit?

Ein Beispiel: Wie ist es nun mit dem Fremden? Ist er der mögliche Freund oder der mögliche Feind? Kann ich die Ambivalenz des Fremden gedanklich überwinden?

Ein Hinweis: Ich muss mich immer in dieser gedanklichen Verbundenheit mit dem Fremden sehen. Ich denke den Fremden im Moment der Begegnung. Indem ich ihn denke, weiß ich aber auch, dass er mich auch denkt, ich bin auch für ihn in seinem Denken und Fühlen der Fremde.

Das heißt, es gibt eine geistige Wechselbeziehung zwischen uns zwei einander Fremden. Jeder ist dem anderen eigentlich fremd, aber doch erlebt er die geistige und vom Antlitz her leibliche Verbundenheit mit dem jeweils anderen. Der andere sieht mich möglicherweise genauso als Bedrohung wie ich ihn als Bedrohung ansehe. Oder eben auch – wechselseitig – als Freund.

Indem wir einander als Fremde wahr-nehmen, nehmen wir uns darüber hinaus aber auch als Menschen wahr: Denn der andere, der ich selber bin, wird von dem anderen als FREIES Wesen eingeschätzt. Der andere denkt z.B., er kann mich umbringen oder er kann mich einladen und freundlich sein. Dieselben Gedanken habe ich auch. Der andere, also der Fremde, kann sich freundlich oder unfreundlich verhalten, wobei die freien Entfaltungsmöglichkeiten des Fremden hier bei uns schon vom geltenden Recht her sehr eingeschränkt sind.

Darauf kommt es offensichtlich an: Es ist das GEMEINSAME in der Beziehung „Ich und der andere“, „ich und der Fremde“. Es ist wichtig, die immer schon implizit geleistete gemeinsame Anerkennung der Freiheit des je anderen anzuerkennen.

Wer aber die Freiheit anerkennt, erkennt auch den Geist an, die Vernunft, denn Freiheit und Geist (Vernunft) sind ein und dasselbe in der Philosophie von Kant, über Fichte und Hegel. Im Geist liegt sozusagen die unabwerfbare Möglichkeit, dass ich mich geistig spontan, frei, auf mich beziehe

So kann also die Ambivalenz in der Erfahrung des Fremden in der Form überwunden: Der „Einheimische“ und der „Fremde“ nehmen einander als vom gemeinsamen Geist (Vernunft) geprägte freie Wesen wahr.

Daraus folgt Wesentliches und Politisches: Ich erwarte geistvolles Verhalten vom Fremden. Genauso entscheidend ist: Der Fremde darf von mir (und dem demokratischen Staat, in dem ich lebe) geistvolles Verhalten erwarten. Geistvolle Gesetze vor allem. Und was wären geistvolle Gesetze? Die den Fremden nicht als Gegenstand, nicht als Bedrohung sehen, ihn bestenfalls für kurze Zeit hier als billige Arbeitskraft ausnutzen, sondern ihn eben als Menschen behandeln, Chancen eröffnen, Zukunft gewähren.

Wenn der Fremde sich als gewaltbereiter Fundamentalist zeigt: Dann kann noch das Gespräch versucht werden: Indem man zeigt: Wenn Sie so von Ihrer persönlichen absoluten Wahrheit überzeugt sind, warum müssen sie dann andere töten, die dieser Überzeugung nicht folgen. Lassen Sie sie leben und treten in ein Gespräch ein, vielleicht kann man den anderen unter dieser geistvollen Bedingung überzeugen.

Oder ist die Bereitschaft zu Gewalt und zum Töten vielleicht mehr Ausdruck von Schwäche? Der Philosoph Slovoj Zizek schreibt in DIE ZEIT vom 15. Januar 2015, Seite 43 treffend: „Das Problem mit den Fundamentalisten besteht darin, dass sie selbst insgeheim für unterlegen halten. Deshalb macht sie unsere herablassende, politisch korrekte Zusicherung, wir hegten ihnen gegenüber keinerlei Überlegenheitsgefühle, nur noch wütender und ressentimentgeladener. Das Problem ist, dass die Fundamentalisten bereits sind wie wir, dass sie unsere Standards insgeheim verinnerlicht haben und sich an ihnen messen“.

Geistvolles Verhalten, das ist der schwere Weg im Umgang mit dem Fremden: Geistvolles Verhalten gegenüber dem Fremden ist jedenfalls nicht: Ihn verdächtigen, ihn ausgrenzen, ihn rausschmeißen, ihn verteufeln, ihm keine Rechte zubilligen etc.

Philosophieren, das haben diese kurzen Hinweise gezeigt, ist also alles andere als ein abstraktes Spielen mit Worten und Begriffen. Philosophie ist in ihrer Analyse ein Beitrag zur Klarheit und Selbstkritik, ohne die kein menschliches Leben als geistvolles Leben auskommt.

………

Zur Vertiefung:

Die Philosophin Ute Guzzoni paraphrasiert eine Einsicht von Theodor W. Adorno zum Umgang mit dem „Nichtidentischen, dem Fremden“: „Erst wenn die Menschen die Kommunikation des Unterschiedenen gelernt hätten, bräuchten sie das Fremde nicht mehr zu fürchten, eben weil sie gelernt hätten, es als Unterschiedenes zu achten und sich von ihm etwas sagen zu lassen – und sei es auch etwas Fremdes und Fremdartiges, vielleicht Befremdliches. Seiner Nichtidentität würde mit Aufmerksamkeit und zugleich Anteilnahme begegnet“: (Ute Guzzoni, „erstaunlich und fremd“, Verlag Karl Alber,, 2012, S.30)

In seinem Buch „Minima Moralia, Nr. 54, schreibt Adorno wie das Ich dem Fremden begegnen kann:

„Gewaltlose Betrachtung, von der alles Glück der Wahrheit kommt, ist gebunden daran, dass der Betrachtende nicht das Objekt sich einverleibt: Nähe an Distanz“ (zit. in Guzzoni, s 53).

In der „Negativen Dialektik“ schreibt Adorno: Der versöhnte Zustand annektiere nicht mit philosophischem Imperialismus das Fremde, sondern hätte sein Glück daran, dass es in der gewährten Nähe das Ferne und Verschiedene bleibt, jenseits des Heterogenen wie des Eigenen“ (zit in Guzzoni, s 54).

Und Ute Guzzoni fährt fort: „Der gewaltlose Blick begibt sich in die Nähe zu seinem Gegenstand (und dem anderen, CM), aber der Blick wahrt zugleich den Abstand, der jenem Fremden ein eigens Sprechen und Sich-Bewegen erlaubt. Es geht im Denken nicht darum, die fremde Nichtidentität zu tilgen, sondern darum, den Raum zwischen beiden, zwischen Denken und (fremder) Sache (Fremden), auszuloten und fruchtbar zu machen“. Den Raum des Dazwischen fruchtbar machen: Das ist das Ziel.

Copyright: Christian Modehn

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Toleranz – die Kunst den anderen zu ertragen. Zu einem Interview mit Rainer Forst. Philosophie Magazin

TOLERANZ erkennen und tolerant leben: Ein Interview mit dem Philosophen Rainer Forst im PHILOSOPHIE MAGAZIN

Die Zeitschrift Philosophie Magazin veröffentlicht in ihrem Heft 2, 2015 (Seite 70-75) ein Interview mit dem Frankfurter Philosophen Rainer Forst (50). Er ist u.a. Leibniz Preisträger; Schüler von Habermas und Rawls und Spezialist für Fragen aus dem Zusammenhang von Philosophie und Politik.

In dem Interview plädiert er für ein differenziertes Verstehen dessen, was man so allgemein schnell und oberflächlich „Toleranz“ nennt. Rainer Forst zeigt, dass Philosophie in aktuellen Debatten eine wichtige Rolle spielen kann, genauer zu unterscheiden, kritischer auf das zu achten, was in der Öffentlichkeit verbreitet wird und schnell als „Wahrheit“ Beachtung findet.

Das Philosophie Magazin Heft 2/2015 ist auch wegen des Interviews mit Rainer Forst, das auch in Schulen und Gruppen diskutiert werden sollte, empfehlenswert.

Einige inspirierende Zitate aus dem Interview mit Rainer Forst, die Fragen stellte Nils Markwardt.

„Toleranz wird oft mit Gleichgültigkeit gleichgesetzt. Das ist jedoch falsch. Wenn ich andere Überzeugungen oder Praktiken „toleriere“, setzt das immer voraus, dass ich an ihnen etwas problematisch finde. Toleranz müssen wir nur dort aufbringen, wo uns etwas stört. Diese Form der Ablehnung ist die erste von drei Komponenten, die für den Begriff wichtig sind. Um andere zu tolerieren, braucht es dann vor allem die zweite Komponente, die Akzeptanz. Man findet Gründe, weshalb das, was einen stört, dennoch toleriert werden sollte. Dabei verschwindet die Ablehnung jedoch nicht. Obwohl man weiterhin bedenklich findet, was die anderen denken oder tun, erkennt man, wieso es richtig wäre, dies zu tolerieren. Die dritte Komponente besteht in der Zurückweisung. Denn die Akzeptanz reicht nur bis zu einem gewissen Punkt, an dem die Grenzen der Toleranz erreicht sind. Hier kommen noch einmal negative Gründe ins Spiel, nur gravierender, da damit das Ende der Toleranz gefordert wird, etwabei Verletzungen der Menschenrechte“.

……….

„Wir wollen keine toleranten Rassisten, sondern ein Ende des Rassismus. Wir wollen, dass die entsprechenden Leute ihre rassistischen Vorurteile ablegen“.

……….

„Zu glauben, es könnte irgendwo auf der Welt nicht unmoralisch sein, Menschen ihrer grundlegenden Rechte zu

berauben, ist nicht hinnehmbar“.

……….

Copyright: Philosophie Magazine.

Die empfehlenswerte Zeitschrift ist an vielen großen Kiosken zu haben.