„Große Freiheit“: Nur ein Traum für homosexuelle Katholiken. Der § 175 besteht nach wie vor in der römischen Kirche.

Ein Hinweis von Christian Modehn.   Um die wichtigste Erkenntnis kurz, aber wahr vorweg zu sagen: Es sind die maßgeblichen Herren der Kirche(n), die in Europa und Amerika und Afrika bis jetzt immer noch und unverschämt gegen die völlige Gleichberechtigung homosexueller Menschen (abgekürzt bekanntlich: LGBT) agieren und hetzen.  Der demokratische Staat sollte diesen Herren eine Kinokarte schenken, damit sie sich möglichst gemeinsam den Film “Große Freiheit” ansehen und wenigstens mal kurz zu Tränen gerührt werden. Um menschlich und christlich zu werden…Ist aber unwahrscheinlich…

1. Jetzt (am 18.11.2021) kommt der Film „Große Freiheit“ von Sebastian Meise in die Kinos. Der Film erzählt das Leben eines Homosexuellen,  er heißt Hans, der viele Jahre seines Lebens, in der Nazi-Zeit und danach in der BRD, in Gefängnissen zubringen musste. Aus dem „einfachen“ Grund: Er liebte Männer, diese Liebe durfte nicht sein, sie störte die Hetero-Moral und den Männlichkeitswahn….die Liebe galt als „widernatürliche Unzucht“. Liebende Männer wurden zu Verbrechern erklärt. Die BRD – Gesetzgeber und Richter, bekanntlich oft noch Nazis, hatten die Nazi-Gesetze ziemlich unverändert übernommen. Erst 1994 wurde in der BRD dieser verbrecherische Paragraph aufgehoben.

2. Der Film „Große Freiheit“ wurde schon in Cannes ausgezeichnet; er ist ein Meisterwerk, nicht zuletzt durch die großartige Leistung von Hans Rogowski („Hans“) und Georg Friedrich (als „Viktor“, Zellennachbar von Hans).

Der Film wird hoffentlich über das individuelle Schicksal und das Leiden hinaus das Thema Homosexualität in den Mittelpunkt der Diskussionen stellen, hoffentlich. Denn Wichtiges gibt es zu besprechen, zu analysieren, zu kritisieren, anzuklagen. Etwa die Unterdrückung und Ermordung von Homosexuellen weltweit, vor allem in den meisten Staaten Afrikas und Asiens, im arabischen Raum vor allem, in Regimen, die sich islamisch nennen, also angeblich den barmherzigen Gott Allah verehren. Diese, nach außen hin religiösen Regime sind besonders mörderisch gegenüber Homosexuellen. „In 69 Staaten wird gleichgeschlechtliche Sexualität noch strafrechtlich verfolgt, in einigen Ländern sogar mit der Todesstrafe bedroht“, berichtet die Website des Lesben – und Schwulenverbandes LSVD. (https://www.lsvd.de/de/ct/1245-LGBT-Rechte-weltweit-Wo-droht-Todesstrafe-oder-Gefaengnis-fuer-Homosexualitaet). Genauso schlimm ist die Diskriminierung Homosexueller mit Gewaltattacken in so genannten westlichen Staaten, wie Brasilien unter dem de facto-Diktator Bolsonaro (er nennt sich katholisch, aber gleichzeitig auch evangelikal!).

3. Aber man mache sich nichts vor: Auch in Europa, dem freiheitlichen, gibt es noch vielfältige versteckte oder offene Repression gegenüber Homosexuellen. Für den „Re­li­gi­ons­phi­lo­so­phi­sch­en Salon Berlin“  ist besonders interessant: Um von den genauso anzuklagenden evangelikalen, sich evangelisch nennenden Kirchen gar nicht zu sprechen: Der Vatikan und mit ihm die oberste katholische Zentrale der Glaubenslehre und Moralverbreitung kennt bis heute de facto den § 175: Das heißt: Priester und Gemeindemitarbeiter, etwa Pastoralreferenten, die sich als schwul outen, werden entweder gar nicht erst in einem Dienstverhältnis zugelassen. Oder sie werden, etwa als junge Priesteramts-Studenten oder junge Ordensmitglieder, sofort entlassen. Selbst Priester, die sich nach etlichen Jahren der Gemeindearbeit outen, haben es schwer und sind bedroht, aus dem Priesteramt gedrängt zu werden, mit all den finanziellen Problemen, die sich dann ergeben.

4. Der § 175 wirkt in der katholischen Kirche auf subtile, aber skandalöse Weise: Wer sich noch für den geistlichen Beruf entscheidet, verschweigt diplomatischerweise seine Homosexualität, er verleugnet seine eigene Identität, lügt und lebt bis zum Lebensende in ständiger Angst, irgendwann dann doch entdeckt und bestraft zu werden. Die versteckten, also nicht offen homosexuell lebenden Priester und Ordensleute sind dann oft nach außen hin, etwa in Predigten, die größten Feinde von selbstverständlich frei gelebter Homosexualität. Der Soziologe Frédéric Martel hat in seiner großen empirischen Studie „Sodom“ diese Zusammenhänge aufgezeigt, besonders in dem verlogenen Verhalten zahlreicher Priester im Vatikan und in hohen klerikalen Kreisen, man denke an den theologisch reaktionären Kardinal Lopez Trujillo aus Kolumbien. LINK

5. Papst Franziskus, den einige immer noch für insgesamt progressiv halten, fährt auch in dieser Frage einen Zickzack-Kurs, mal sagt er dies, mal jenes zum Thema Homosexualität. Das ist bekannt. Besonders ärgerlich war sein Nein zur Segnung homosexueller Partnerschaften, wohl gemerkt, es ging um eher schlichte, freundliche Segnungen, so, wie die katholische Kirche seit Jahrzehnten Autos segnet und Hunde, Rinder und Handys, selbst ein Walross im Hamburger Zoo hat Bischof Hesse gesegnet.  LINK . Aber nein: Diese eher bloß freundliche Geste einer Segnung darf für Menschen, für Homosexuelle, NICHT sein. Sie sind (als Untermenschen?) weniger wert als Walrösser und Handys, welch ein Skandal für das ohnehin total ramponierte Ansehen der römisch-katholischen Kirche. Bei den Orthodoxen ist es nicht anders… Wie weit diese verkrampften, verlogenen Homo-Prälaten, Kardinäle und der Papst aus der Gegenwart der Vernunft gefallen sind, sieht man daran: Es ging bei den aktuellen Debatten doch gar nicht um das eigentlich heute gebotene Thema der kirchlichen Segnung (katholisch: ein Sakrament) der Ehe, also der Homo-Ehe. Allein diese Homo-Ehe-Debatte wäre interessant gewesen angesichts der Tatsache, dass einige demokratischen Staaten längst per Gesetz die Homo-Ehe eingeführt haben. Bei den gegebenen Verhältnissen also wird die römische Kirche, um nur diese zu nennen, nach wie vor zu den Verteidigern des §175 zählen. Was diese Haltung mit Menschlichkeit, geschweige denn mit der Lehre des Propheten Jesus von Nazareth zu tun, ist klar: gar nichts!

6. Ich habe früher schon zu dem Thema einige Hinweise veröffentlicht, sie zeigen: Fast nichts bewegt sich in der katholischen Kirche.

Am 2. Dezember 2018: LINK :

Am 20.6.2019: LINK

copyright: Christian Modehn, Religionsphilosophischer Salon Berlin

„Unsere Kirche ist ein Ort schwerer Verbrechen“: Die katholischen Bischöfe in Frankreich finden zur Vernunft und zu etwas Mitgefühl.

Ein Hinweis von Christian Modehn am 10.11. 2021.

1. Sie haben doch noch „die Kurve geschafft“, die katholischen Bischöfe in Frankreich: Das heißt: Sie haben die traditionelle und Jahrzehnte übliche Verleugnung und Vertuschung der Tatsachen aufgegeben, der Tatsachen, dass es in ihrer französischen Kirche nachweislich und bewiesen seit 1950 etwa 300.000 Opfer von sexuellem Missbrauch durch Priester und Ordensleute gibt bzw. gegeben hat. Vom 2. bis zum 8. November 2021 trafen sich alle französischen Bischöfe im Marienwallfahrtsort Lourdes, am letzten Sitzungstag hat die Bischofskonferenz hoch offiziell sehr Erstaunliches erklärt. Man kann dies – verglichen mit den Bischofskonferenzen anderer Länder – als kleinen Sieg der Vernunft und des Mitgefühls deuten.

2. Die Bischöfe erkennen unumwunden die Freilegung der Verbrechen an, die eine neutrale Studien-Kommission, abgekürzt CIASE, unter Leitung des Juristen Jean-Marc Sauvé, erarbeitet hat. Von den freigelegten Tatsachen erschüttert, konnte die Bischofskonferenz gar nichts andres sagen: „Es gilt ein kirchliches System zu reparieren, das sich pervertierte und das derartige Fakten möglich gemacht hat, die nicht gesehen und nicht gehört sein sollten“, sagte der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Erzbischof Eric de Moulins-Beaufort.

3. Eine halbe Million Euro wollen die Bischöfe den Opfern „pädokrimineller Gewalt durch Kleriker“ als Entschädigung zur Verfügung stellen, eine Summe, die bei der viel besprochenen Armut der französischen Kirche erstaunt. Aber die Bischöfe wollen ausdrücklich auf Kollekten, also Spenden der Laien in dieser Sache, verzichten und stattdessen Kirchen-Immobilien verkaufen oder aus irgendwelchen „Reserven“ Geld locker machen.

Außerdem soll es eine unabhängige „nationale Instanz“ geben, unter Leitung eines Juristen, eines Laien, diese Instanz soll im Gespräch mit den Opfern die Entschädigung bestimmen, ausdrücklich spricht die Bischofskonferenz von „Entschädigung“. Der kirchlich übliche Wille zu „kleinen Schritten“ der Hilfe, eher widerwillig geleistet hat, scheint zumindest in Frankreich vorbei zu sein. Zu umfassend sind die pädokriminellen Verbrechen, die gerade in letzter Zeit im kirchlich einst so hoch gelobten Milieu der ganz frommen Katholiken, der Charismatiker und der neuen geistlichen Gemeinschaften, freigelegt wurden.

Ihre Neuorientierung bewerten die französischen Bischöfe, so wörtlich, als Befreiung, sie sehen ihre „institutionellen Verantwortlichkeit und auch die systemische Dimension im Auftreten sexueller Gewalt“… „Unsere Kirche ist ein Ort schwerer Verbrechen“, so die Bischofskonferenz!

4. Die Sensation also ist: Die französische Kirche, die sich seit der Revolution von 1789 sehr weitgehend in einer Anti-Haltung zur Republik (und damit zur Demokratie) befunden hat, folgt nun den Weisungen der neutralen, nicht klerikal besetzen und nicht klerikal gesteuerten Forschungsgruppe CIASE. Kirchliche Erneuung folgt sozusagen republikanischen Erkenntnissen! Diese Tatsache ist sensationell. Schon jetzt melden sich Katholiken, etwa aus Chile, sie loben die französischen Bischöfe wegen ihrer Vernunft und verlangen dies auch von ihren Bischöfen. Ob sich polnische Bischöfe so verhalten wie ihre französischen Kollegen? Wohl kaum.

Die französischen Bischöfe bitten sogar um eine vatikanische Equipe von Visitatoren, sie sollen den Fortgang beim Schutz vor klerikaler Pädokriminalität überprüfen und die geleisteten Entschädigungen für die Opfer.

Am 9. Dezember 2021 wird Papst Franziskus die mutigen, zur Vernunft bekehrten französischen Bischöfe empfangen: Wird er sie weltweit als entscheidendes Vorbild loben oder als „regionale Besonderheit“ abtun? Bei Papst Franziskus ist alles möglich, je nach Laune bzw. Angst vor seinen Feinden im Vatikan, möchte man sagen.

5. Denn eines ist klar: Die tausendfachen pädokriminellen Verbrechen durch Kleriker in Frankreich von 1950 bis 2020 sind systembedingt, sie haben mit dem System der katholischen Kirche zu tun, mit der nach wie vor absoluten Hochschätzung des immer männlichen Klerus, mit dem schlicht und einfach nur verrückt zu nennenden Ausschluss von Frauen vom Priesteramt, der absolutistischen Entscheidungsgewalt eines sehr alten Herren, des Papstes, und natürlich… des Zölibat-Gesetzes, das eben junge Männer in den Priesterberuf zieht, die insgesamt unreife Personen sind, und diese gibt es unter Heterosexuellen wie Homosexuellen.

6. Beklagt wird, dass die Debatten und Entscheidungen der Bischofskonferenz in Lourdes hinter verschlossenen Türen, ohne Öffentlichkeit, stattfanden, dass nur gelegentlich die eingeladenen Laien und einige wenige Opfer den Debatten folgen konnten. Die katholische Kirchenführung als klerikale Hierarchie bevorzugt es halt immer noch, unter sich zu bleiben und unter sich Entscheidungen zu treffen. Demokratie sieht anders aus. Aber die katholische Kirche beharrt ja bis heute voller Stolz darauf, eben alles andere als eine Demokratie zu sein. Wie lange sie in dieser Haltung noch Respekt und Zustimmung erlangen kann unter Menschen, die aufgeklärt und demokratisch denken und handeln, ist die Frage: Die Antwort heißt: Wohl nicht mehr lange.

Copyright: Christian Modehn, Religionsphilosophischer Salon Berlin.

Das “Erdbeben” in Frankreichs katholischer Kirche: Mindestens 3000 Priester als “Täter”…

Ein Hinweis von Christian Modehn

Etwa 3.000 Priester und Ordensmitglieder in Frankreich haben zwischen 1950 und 2020 sexuellen Missbrauch an Kindern und Jugendlichen begangen. Die meisten Untaten wurden zwischen 1950 und 1970 begangen, meist mit der Tendenz der Kirchenoberen, die Täter zu „decken“.  Drei Jahre hat die unabhängige Kommission in Archiven geforscht, Interviews gemacht…

Die genauen Ergebnisse der unabhängigen (!) Kommission unter Jean-Marc Sauvé (Beamter, ehem. Vizepräsident des Staatsrates, Jahrgang 1949) werden in einer umfassenden Studie (etwa 2.500 Seiten) erst am 5.10.2021  vorgestellt. Aber diese Zahl wurde schon am 2.10. 2021  veröffentlicht. Sie  übertrifft alle Befürchtungen der französischen Bischöfe. Kirchenkreise sprechen von „Erdbeben“, „wie eine Bombe“,  „Abbrennen“ der Kirche (déflagration)…

Siehe dazu den Beitrag “Das Langsame Verschwinden des Katholizismus in Frankreich”, verfasst von Christian Modehn im September 2021. LINK

Quelle: https://www.la-croix.com/Religion/Abus-sexuels-lEglise-premieres-revelations-rapport-Sauve-2021-10-03-1201178591.

….

Der Beitrag wird fortgesetzt….

Copyright: Christian Modehn, Religionsphilosophischer Salon Berlin

Spiritualität oder Religion? Drei Fragen an den protestantischen Theologen Prof. Wilhelm Gräb, Berlin.

Die Fragen stellte Christian Modehn

1.

Wenn heute von Religionen und Kirchen gesprochen wird, auch vom persönlichen Glauben, wird sehr oft der Begriff Spiritualität verwendet. Selbst Menschen, die sich Veganer, Astrologen, Yoga-Praktizierende usw. nennen, verwenden für ihre eigene Lebensphilosophie den Begriff Spiritualität. Wie beurteilen Sie diesen Trend?

Ich nehme diesen Spiritualitätstrend schon seit längerem wahr. Die Rede von Spiritualität schimmert merkwürdig. Für die einen, die vor allem, die Sie in Ihrer Frage anführen, steht Spiritualität für ein breites Spektrum an Praktiken, die Ausdruck eines bewussten, alternativen Lebensstils sind, bis hin zur Kontaktaufnahme mit einer anderen übersinnlichen Wirklichkeit. Andere wiederum verbinden mit Spiritualität den subjektiven, persönlichen Zugang zum Göttlichen. Diese Rede von Spiritualität, die auf die katholische Ordenstheologie zurückweist, findet sich inzwischen zunehmend auch in den evangelischen Kirchen. Spiritualität hat den Begriff der Frömmigkeit, der einst für die Praxis gelebten Glaubens stand, ersetzt.

Dass Menschen heute, wenn sie auf Religion angesprochen werden, sich eher als spirituell oder spirituell interessiert bezeichnen, hängt, so denke ich, mit zwei Dingen zusammen. Spiritualität bindet zum einen nicht an eine Kirche oder Religionsgemeinschaft. Sie verlangt keine Verpflichtung auf ein vorgegebenes Bekenntnis. Spiritualität weckt die eigene Neugier nach Erklärungen des Unerklärlichen. Zum anderen bieten die gängigen Formen der Spiritualität erlernbare Praktiken an. Sie ermächtigen zum Handeln, auch dort noch, wo wir vor Unerklärlichem und Unverfügbarem stehen. Sie stellen über die Erklärung des Unerklärlichen hinaus, auch noch die Verfügung über das Unverfügbare in Aussicht. Oft verschwimmen dabei die Grenzen zwischen der Religion, zu der die Anerkennung der Transzendenz und damit des Unverfügbaren gehört, und der Magie, die das Unverfügbare durch menschliches Handeln in den Griff bekommen will.

Praktiken der Spiritualität zielen darauf, auf außergewöhnliche Weise handlungsfähig zu bleiben. Ihre Attraktivität gewinnen sie aus dem Versprechen, sein Leben auch noch angesichts der ungewissen Zukunft deuten zu können, sogar selbst etwas tun zu können, um es grundlegend zu ändern.

Im Spiritualitätstrend zeigt sich, bei aller Ambivalenz wie sie der Religion immer eigen ist, dass Menschen auf die Dimension des Religiösen ansprechbar sind, weit über die Kirchen und Religionen hinaus. Bei aller Ambivalenz und auch Gefährlichkeit, der Spiritualitätstrend ist für mich doch der deutlichste Beleg dafür, wie sehr die quantitative Religionsforschung, die nur noch einem Drittel der deutschen Bevölkerung ein Interesse an Religion meint bescheinigen zu können, in die Irre führt. Die Sehnsucht der Menschen nach Lebensdeutungen, die das Unbestimmbare (z.B. Geburt, Krankheit, Liebe, Glück, Verlust, Gelingen, Scheitern, Katastrophen, Tod) bestimmbar machen, ist enorm groß. Die Menschen suchen nach Praktiken, die ein Verhalten zum Unverfügbaren möglich machen (Horoskop, Yoga, Veganismus, Mediation, Gebet). Diese Praktiken sind deshalb sehr viel weiter verbreitet als die Zugehörigkeit zu Kirchen und Religionsgemeinschaften erahnen lässt.

Religionskulturdiagnostisch ist der Spiritualitätstrend deshalb für mich ein ungeheuer interessantes Phänomen.

Neben die Kirchen und verfassten Religionen ist heute eine Fülle anderer Anbieter auf dem religiösen Markt getreten, wobei auch recht obskure Geschäftemacher ihre Dienste anbieten. Es ist dennoch schwierig, Kritik wirksam vorzubringen, da diese sehr schnell sich mit der Frage konfrontiert sieht, ob sie nicht nur der Deutungsmacht der traditionellen Religionsinstitutionen Vorschub leisten möchte. Gibt es auf dem religiösen Markt noch funktionierende Regulierungsinstanzen? Die Kirchen haben diesen Kredit verspielt, aus verschiedenen Gründen, aber auch deshalb, weil sie selbst kein frei zugänglicher und die Menschen eigenaktiv einbeziehender Ort religiöser Erfahrungs- und Deutungskultur mehr sind.

2.

Es fällt in Europa auf, dass politische Praxis zugunsten der Menschenrechte gerade nicht mit dem Begriff Spiritualität beschrieben wird. Dabei haben Menschen, die sich bei „Amnesty International“ oder den „Ärzten ohne Grenzen“ oder den Flüchtlingsrettern engagieren, zweifelsfrei eine „menschenfreundliche Spiritualität“. Falls Sie das bejahen, wie würden sie diese „weltliche“ Spiritualität deuten?

Das wäre eine interessante Weiterführung des Spiritualitätstrends. Ich wäre froh, wenn er sich auch in dieser Richtung durchsetzen würde. Verschiedentlich habe ich von einer universalen Religion der Menschenrechte gesprochen. Dies deshalb, weil sich ja doch Menschen aus den verschiedenen Religion, zusammen mit solchen, die gar keiner Religion angehören, für die Menschenrechte und notwendige Maßnahmen zu ihrer Durchsetzung engagieren.

Die religiöse Dimension im Kampf für die Menschenrechte liegt für mich darin, dass sie auf der Anerkennung der unverletzlichen Würde jedes Menschen aufruhen. Mit den Menschenrechten, so kann man sagen, verschafft sich die Selbsttranszendenz und damit die menschliche Unverfügbarkeit des Menschen Geltung. Die Menschenrechte verlangen anzuerkennen, dass kein Mensch in seinen natürlichen, sozialen, politischen, religiösen, ökologischen und sonstigen Verhältnissen aufgeht. Jeder Mensch ist Zweck an sich selbst (Kant) und darf deshalb nicht zum Mittel der Durchsetzung sozialer, politischer, religiöser, ökologischer oder sonstiger Absichten, und seien sie noch so dringlich, gemacht werden.

Wer sich für die Menschenrechte einsetzt, lebt insofern auch eine Form der Spiritualität. Es wäre besser von der Spiritualität statt von der Religion der Menschenrechte zu sprechen. Damit hätte man die ihnen innewohnende religiöse Dimension zum Ausdruck gebracht, aber sich nicht zugleich dem Verdacht ausgesetzt, man wolle sie letztlich doch für das Christentum vereinnahmen.

3.

Gibt es für Theologen, die sich, wie Sie, der „liberalen Theologie“ verpflichtet wissen, eine Norm, die bei der Fülle der Spiritualitäten innerhalb der weiten Ökumene eine befreiende und eine unterdrückende Spiritualität unterscheidet? Oder sind alle christlichen Spiritualitäten etwa gleichwertig?

Natürlich tun nicht alle Formen der Spiritualität gleich gut. Wir versuchen deshalb ethische Kriterien zu berücksichtigen. Für mich ist die Frage nach der Lebensdienlichkeit ganz wichtig, ob die Spiritualität, die Menschen praktizieren, ihnen und letztlich auch der Gesellschaft und dem Planeten guttut oder eher nicht.

Als Theologe bin ich dennoch vorsichtig, mich zum Richter über gute oder schlechte Spiritualität zu machen. Denn mit dem Spiritualitätstrend verbindet sich zunächst einmal ein großes Freiheitsversprechen. Nicht mehr Theologie und Kirche sollen bestimmen dürfen, welcher Glaube zu leben ist, sondern jeder und jede soll das Recht auf Selbstbestimmung in religiösen Angelegenheiten haben.

Das Recht auf religiöse Autonomie möchte ich als liberaler Theologe anerkennen. Dann, so hoffe ich, eröffnet sich die Gelegenheit zum Gespräch über das, was auf diesem Gebiet guttut, was sinnvoll ist oder wo wir eher auf Abwege und in dunkle oder gar absurde Machenschaften geraten.

Copyright: Prof. Wilhelm Gräb und Religionsphilosophischer Salon Berlin

Die Kaiser Wilhelm I. und II. und ihre Kirche in Berlin, „KWG“ genannt.

Die Evangelische Kirche in Berlin sollte auf den problematischen Titel ihres prominenten „Gotteshauses“ verzichten.

Ein Hinweis von Christian Modehn. (Ich habe schon 2016 und dann noch einmal 2020 für die Umbennung der Kaiser Wilhelm Gedächtniskirche plädiert. Hier nun der wahrscheinlich letzte Hinweis zu dem Thema). Siehe also auch  LINK 

Die Umbennungen von Straßen etc. in Deutschland wegen des sexuellen Missbrauchs von Priestern ist in vollen Gange. Warum dann nicht auch endlich einem Gotteshaus einen Namen geben ohne Verbindungen zu rassistischen, kolonialistischen und antirepublikaischen Herrschern? LINK

1. Die neue, große Studie von Stephan Malinowski, „Die Hohenzollern und die Nazis. Geschichte einer Kollaboration“, (Propyläen-Verlag Berlin 2021, 752 Seiten) führt erneut zum Thema „Umbenennung der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche“ in Berlin. Und diese Forderung wird gleichzeitig heftig unterstützt durch die deutliche Bindung der Kaiser Wilhelm I. und II. an den Kolonialismus. Will sich die Kirche wirklich an kolonialistische Herrscher und antirepublikanische Kaiser auf Dauer binden? Das ist die Frage. Und man bedenke: Wenn die Verbrechen des Kolonialismus, des Antisemitismus und des Antirepublikanismus durch deutsche Könige/Kaiser erkannt sind, dann muss man sich die Mühe machen, auch Kirchen umzubenennen, das gilt auch für Straßen und Plätze, man denke an die 67 „Hindenburg Straßen“ in Deutschland.

2.Diese „Kaiser Wilhelm Gedächtniskirche“, eine Mischung aus Denkmal/Ruine und erstaunlichem Gebäude (eingeweiht 1961, Architekt Egon Eiermann), wird auch kirchlicherseits „schamhaft“ und verlogen oft nur „KWG“ genannt oder, vielleicht angesichts der allgemeinen historischen Vergesslichkeit der Kirchen, nur kurz als „Gedächtniskirche“ bezeichnet. Eine Aufforderung förmlich, das kritische Gedenken zu pflegen. In diesem Hinweis bewahren wir es.

3. Die heftige Debatte über den Kolonialismus der Deutschen, seit König/Kaiser Wilhelm I. , erinnert insgesamt an die rassistisch geprägte Zeit der Herrschaft der Hohenzollern. Diese Debatte wird nicht zur Ruhe kommen, zumal angesichts der Exponate im „Humboldt-Forum“ im wieder aufgebauten Schloss in Berlin, direkt, in theologisch-politischer Eintracht, neben dem monumentalen „Berliner Dom“.

Die postkolonialen Studien werden langfristig die Mentalität der Deutschen zur Wahrheit verändern und in absehbarer Zeit auch zur Umbenennung der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche führen.

4. Aber: Noch ist es leider so, dass die zentrale Kirche in West-Berlin, am Ende des Kurfürsten-Damms, „Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche“ heißt. Die Evangelische Kirche in Berlin/Brandenburg schämt sich nicht, immer noch an diesem abstoßenden und theologisch allmählich unsinnigen Titel für ein GOTTES-Hauses festzuhalten. Sie ist sich wahrscheinlich ihrer Engstirnigkeit und Verkrampfung bewusst und nennt dieses zentrale Kirchengebäude nur noch mit drei Buchstaben KWG, und dies klingt so ähnlich wie AOK, KFZ oder BVG oder XYZ. Manchmal nennt die Kirche dieses Gotteshaus auch noch „Gedächtniskirche“, offenbar allen gewidmet, die mit dem Gedächtnis oder mit dem Gedenken starke Probleme haben…An die unselige enge Verquickung von preußischem Königtum und evangelischer Kirche kann man auch denken, ohne dass diese Kirche im Titel Kaiser Wilhelm führt.

5. Die Neutralisierung des offiziellen Titels „Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche“ zu KWG ist Ausdruck der Angst der Kirchenführung und ihrer Charlottenburger KWG-Gemeinde: Sie haben vielleicht Angst vor der bekannten Prozessfreudigkeit des Hauses Hohenzollern („man stiehlt uns unser Gotteshaus“) und Angst vor dem Protest der Springerpresse und ihrer vielen alten, aber kirchengebundenen LeserInnen in Berlin: „Wie kann die Kirchenführung nur diesen ehrwürdigen und sooo beliebten Namen aufgeben wollen?“ Wahrscheinlich hat die Kirchenführung Angst vor Kirchenaustritten wohlhabender Protestanten…

6. Tatsache ist und das belegt auch die neue Studie von Stephan Malinowski: König / Kaiser Wilhelm I. (1861-1888) war ein nationalistischer Kriegsherr, er war ein Förderer des Kolonialismus (Siehe Kongo-Konferenz 1884-85). Dadurch wurde Deutschland zum drittgrößten Kolonialreich der Welt. „Zur Sicherung der wirtschaftlichen Rentabilität der Kolonien wurde auf ein System der Zwangsarbeit zurückgegriffen. Widerstand wurde brutal unterdrückt, wovon neben dem Völkermord an den Herero und Nama auch die Niederschlagung des Maji-Maji-Aufstandes (1904-1908) in Deutsch -Ostafrika mit geschätzten 300.000 Opfern zeugt“. (Prof. Sebastian Pittl, Tübingen, in „Stimmen der zeit 2020, Seite 908f.).

7. Bei dem Titel Kaiser Wilhelm Gedächtniskirche denken viele BesucherInnen, nachweislich durch spontane Umfragen, auch an Kaiser Wilhelm II. Tatsache ist ja, dass der Titel dieses Gotteshaus im Rahmen der bekannten protestantischen Verquickung mit dem Kaiserhaus zunächst Kaiser Wilhelm I. meinte…Aber welcher Tourist, welcher Berliner kennt dieses Detail, zumal Kaiser Wilhelm II. diese Kirche unbedingt bauen und einweihen wollte. Man denkt also immer auch an Kaiser Wilhelm II., dann kommt die erschütternde Erkenntnis:  Dieser Kaiser Wilhelm II. war ein Anti-Republikaner und ein Antisemit., auch das zeigt die Studie von Prof. Stephan Malinowski. Ihm geht es nicht nur um die erwiesene Kollaboration der Hohenzollern mit den Nazis, sondern um deren Antirepublikanismus. Der Ex-Kaiser Wilhelm II. ließ bekanntlich den Sekt in Strömen fließen, als er von der Ermordung des demokratischen, auf Frieden hin orientierten Politikers Matthias Erzberger erfuhr.

8. Es wird Zeit also Zeit, dass sich in Berlin eine breite Bewegung der Bürger bildet, um die Abschaffung des Namens Kaiser Wilhelm Gedächtniskirche durchzusetzen. Und das wird angesichts der bestehenden Mentalitäten nicht einfach… Aber das wäre ein treffender Abschied von der für üblich gehaltenen Unkultur einer Nähe von Kirche und Staat, von Kirche und Hohenzollern, von Kirche und antirepublikanischem, antisemitischem Denken und Handeln.

Weil der Name „Kaiser Wilhelm Gedächtniskirche“ ohnehin obsolet geworden ist durch die offiziell gern verwendeten Kürzel KWG oder Gedächtniskirche, ist nun die Zeit gekommen, diesem Gebäude einen treffenden, einen tatsächlich für ein kirchliches Gebäude eben spirituellen und religiösen Namen zu geben. Die Debatte über den neuen Namen dieses schönen, neu gebauten Gotteshauses sollte also beginnen. Es wäre ein Zeichen von Selbstkritik, wenn sich die Kirchenleitung für die Umbenennung einsetzt. Aber, meine Skepsis bleibt: Entsprechende frühere Beiträge zu diesem Thema wurden kirchlicherseits ignoriert. Man glaubte, es nicht nötig zu haben, überhaupt darauf zu reagieren. Diese Ignoranz ist vorbei, angesichts der nicht mehr zu stoppenden Debatten über das kolonialistische Erbe Deutschlands und der Kirchen in Deutschland.

9. Ein neuer Name für die Kirche am Breitscheidplatz in Berlin (ehem. KWG) wäre ein Akt der Befreiung, ein Eingeständnis schuldhafter Verquickung der Kirche mit einem Regime, das definitiv vorbei ist.

Copyright: Christian Modehn, Religionsphilosophischer Salon Berlin.

Die neuste Umfrage über „Religion/Gott in Frankreich“ (August 2021)

Ein Hinweis von Christian Modehn am 26.9.2021

Am 23.9.2021 wurden über AFP (aufgrund einer repräsentativen Umfrage, veranstaltet von IFOP am 24.und 25.8.2021) neue Informationen zu „Religion/Gott in Frankreich“, speziell angesichts der COVID 19 Pandemie, publiziert.

1.  51 Prozent der Franzosen glauben 2021 nicht an Gott.

2011 sagten nur 41 %, nicht an Gott zu glauben. 1947 sagten 66 %, sie würden an Gott glauben. Vor 64 Jahren glaubten also nur 34 % er Franzosen nicht an Gott. Am größten ist jetzt die Gruppe der Gläubigen bei Menschen über 65 Jahre. (ABER: Was heißt das konkret, inhaltlich: An „Gott“ glauben…)

2. Die aktuelle Pandemie hat keinen Einfluss auf die religiöse Praxis (gehabt). Das sagen 91 % der Befragten: Sie hätten sich wegen Corona nicht stärker den Religionen angenähert.

Das ist vielleicht die wichtigste Aussage der Umfrage: Und auch in Deutschland haben viele Beobachter die Erkenntnis, dass durch Corona die Religiosität NICHT zugenommen hat. Aber vielleicht lehrte (privat) die Not, dann doch beten im stillen Kämmerlein, wie es Jesus von Nazareth vorschlug.

3. Eine weitere Erkenntnis der Umfrage in Frankreich: In den Familien wird immer weniger über Religion gesprochen: Es sind nur 38 % der Befragten, die über Religion in der Familie sprechen.

4. Religionen können dazu beitragen, jungen Menschen Werte zu vermitteln, wie Respekt, Toleranz, Großzügigkeit, Verantwortlichkeit: Das sagen jetzt 68 % der Franzosen. Im Jahr 2009 waren es noch 77 %, die das glaubten.

5, Für 47 % der Franzosen sind die Werte und die Botschaft des Christentums immer noch von aktueller Bedeutung.

6. 41 % der Franzosen glauben, dass Papst Franziskus eher gut die Werte des Katholizismus verteidigt, 44 % meinen, er verteidige sie weder gut noch schlecht und 15 % meinen, er verteidige die katholischen Werte eher schlecht.

Quelle; REFORME, Protestantische Wochenzeitung, Paris.

Copyright: Christian Modehn, Religionsphilosophischer Salon Berlin.

Das langsame Verschwinden des Katholizismus in Frankreich

Hinweise von Christian Modehn, veröffentlicht am 25.9.2021. Über eine neueste Umfrage zu dem Thema vom August 2021, publiziert Ende Sept. 2021, siehe LINK.

Das entscheidende Stichwort heißt: Frankreich ist “post-katholisch”, notiert am 29.6.2024: LINK

Zwei Bemerkungen am Anfang, als Einführung zum neuen Buch (2021) von Guillaume Cuchet:

–„Das langsame Verschwinden des Katholizismus in Frankreich“ ist kein Sonderthema für einige Spezialisten. Wenn eine Religion aus der Praxis und dem Bewusstsein der Menschen eines ganzen Landes langsam, aber regelmäßig verschwindet, ist das ein kulturelles und soziales Ereignis, das weit über theologische Detail-Fragen hinausweist. Wenn Religionen langsam verschwinden, dann verschwinden bestimmte kulturelle Werte (und Unwerte, die bekanntlich Religionen auch verbreiten).

Es wird hier in aller Kürze gezeigt, wie in einem Land, das Kleriker immer noch gern  „die älteste Tochter der römischen Kirche“ nennen, die bist noch vorherrschende Religion, der Katholizismus, kontinuierlich schwächer wird. In vielen Regionen bzw. Départements (wie Limousin, Guéret, Burgund, Dordogne usw.) ist diese Kirche de facto bereits seit längerer Zeit verschwunden, d.h. fast niemand interessiert sich heute in lebensmäßiger Praxis für sie, bestenfalls im Fall von Bestattungen oder Riten wie Taufen und Hochzeiten. Eine historische Würdigung dieser Tatsache, die weit in die Geschichte ausgreift, hat etwa der bekannte Historiker Jean Delumeau verfasst. LINK

Das ist die Erkenntnis der gut entwickelten religionssoziologischen Forschung in Frankreich: In absehbarer Zeit wird der Katholizismus im ganzen Land zu einer verschwindenden Minderheit werden. Ob dann die von Klerikern viel beschworene „kleine Herde“ noch die Kraft hat, spirituell und sozial relevant zu sein, ist die Frage. Die vielen prächtigen Kathedralen, die romanischen Kirchen und alten Klostergebäude werden bleiben, Zeugnisse einer „anderen“ Zeit. Aber es wird in diesen Gebäuden eher selten noch katholischer Ritus mit Priestern, Mönchen und Nonnen stattfinden. Es ist wohl etwas anderes, Gesänge von wirklichen Mönchen tagaus tagein in einer Abtei mehrmals am Tag zu hören als alle zwei Monate einmal am selben Ort von einem angereisten Chor, um nur ein Beispiel zu nennen

Eine einst katholisch geprägte Kultur verschwindet, die vielen verfallenden Kirchen im ganzen Land werden fotografisch und kunstvoll bereits dokumentiert. LINK.

Und eine von vielen Fragen ist: Ob man in naher Zukunft noch – wie jetzt – ca. 90 Bischöfe mit entsprechenden Diözesen und Diözesan-Verwaltungen braucht. Das wird auch finanziell problematisch werden, weil bekanntlich ein Bischof in Frankreich ca. 1.200 Euro Monatsgehalt (aus Spenden, nicht aus Kirchensteuern oder staatlichen Zuwendungen) erhält…  und nicht wie 12.000 Euro die Erzbischöfe und Bischöfe in Deutschland…

Dieses absehbare Verschwinden des französischen Katholizismus gilt auch für viele andere Länder Europas, wie Irland, die Niederlande, Belgien, sogar Spanien, die Schweiz, die Tschechische Republik …und nun auch in Polen nimmt die Distanz der (jungen) Katholiken von der Kirche immer mehr zu. Ob dieses langsame Verschwinden des kirchlichen, des katholischen Christentums auch für Deutschland gilt, wird noch diskutiert, ist aber sehr wahrscheinlich, wenn man sich die Statistiken kirchlichen Lebens ansieht, vor allem die extrem hohen Austrittszahlen und dabei Vergleiche zieht, für die BRD, etwa von 1950 an. Solange der Katholizismus weltweit stur den zölibatären Klerus absolut ins Zentrum (der Liturgie, der Macht etc.) setzt, ist das Ende auch des Katholizismus in Deutschland allein schon wegen dieser – theologisch unsinnigen – absoluten Bindung an den Klerus sicher.

–Das Thema „Katholizismus in Frankreich“ interessiert mich als Theologe und Journalist seit mehr als 40 Jahren. Dazu habe ich etliche Publikationen vorgelegt, die alle von dem Bemühen geleitet waren und sind, breitere Kreise auf diese Fragen aufmerksam zu machen. Nur ein Beispiel: Von 1989 bis 2005 habe ich ca. 50 Halbstundensendungen fürs Kulturradio des Saarländischen Rundfunks (SR2) gestaltet mit dem Titel „Gott in Frankreich“. Diese Sendung wurde nach der Pensionierung des verantwortlichen Redakteurs Norbert Sommer „einfach so“ und „sang und klanglos“, abgesetzt.

ZUM THEMA: “Das langsame Verschwinden des Katholizismus in Frankreich”:

1. In Frankreich ist die „Die Zukunft des Katholizismus in Frankreich“ eine Art Dauerthema wissenschaftlicher Publikationen. Und es ist keine Übertreibung: Fast unüberschaubar viele Publikationen, Bücher und Zeitschriftenbeiträge, wurden zu unserer Fragestellung in den letzten 100 Jahren geschrieben, seit 1950 kam die Debatte heftig in Schwung nach der Veröffentlichung des Buches (!943) „La France – pays de mission?“, ausgerechnet während des Pétain-Regimes veröffentlicht). Etwa seit 1970 gibt es ständig Neuerscheinungen zu dem Thema….Die Frage wird diskutiert, Vorschläge werden gemacht, aber die Kleruskirche bleibt allmächtig. Laieninitiativen werden als Ausdruck der neuen Liberalität des Klerus willkommen geheißen, aber sie werden niemals die klerikale Macht zugunsten eines demokratischen Miteinanders aller einschränken.

2. Wer eine erste schnelle, zusammenfassende Antwort will: Tatsächlich ist der Katholizismus in Frankreich am Verschwinden, wenn man die Statistiken von Umfragen zur Konfessionszugehörigkeit oder die Statistiken der Teilnehmer an Sonntags-Messen oder die Anzahl der Neupriester pro Jahr studiert. Dieses Urteil bezieht sich notgedrungen auf äußere Vollzüge, „Praxis“ genannt, ins „Innere“ der religiösen oder nichtreligiösen Seele eines jeden einzelnen lässt sich bekanntlich nicht objektiv schauen, so bleiben also vor allem die statistischen Werte, um den Zustand der konfessionellen Bindung in einem Land präzise zu fassen… Wichtig zu wissen ist, dass es aufgrund der Trennung von Kirche und Staat in Frankreich seit 1905 keine vom Staat veranstalteten objektiven Konfessionsstatistiken gibt. Alle Statistiken in unserem Zusammenhang beruhen also auf repräsentativen Umfragen.

3. Pauschal gesagt heißt das Ergebnis:  Die katholische Kirche in Frankeich ist zahlenmäßig gesehen am Verschwinden. Das Ende wäre auch rein rechnerisch fast datierbar, wenn sich nur Religionssoziologen entschließen würden, genau das Durchschnitts-Alter des aus Frankreich stammenden Klerus zu ermitteln und diese Erkenntnis auf die nächsten 20 Jahre zu beziehen. Sehr wahrscheinlich ist das Ergebnis: Der aus Frankreich stammende Klerus stirbt aus, so wie die meisten Frauenorden verschwinden werden. Noch retten sich die Bischöfe, die, wie überall in Westeuropa, auf den sogenannten zölibatären Klerus setzen damit, dass sie Priester aus Afrika und Asien nach Frankreich holen und dies mit dem Euphemismus kaschieren: Diese Priester könnten die internationale Dimension des Katholizismus beweisen. Dass diese Priester in Afrika oder Asien viel eher „gebraucht“ würden, wird dabei diplomatisch verschwiegen.

4. „Hat der Katholizismus noch eine Zukunft in Frankreich?“ ist der Titel des neuesten Buches des Historikers Guillaume Cuchet (erschienen bei Seuil, Paris, im September 2021). Cuchet hat schon mehrfach zum Katholizismus in Frankreich im 19. und 20. Jahrhundert publiziert, diesmal bietet er eine Sammlung seiner Aufsätze aus den letzten Jahren.

5. Mehrfach spricht Cuchet von „rupture,“ von Bruch, der sich in der französischen Gesellschaft ereignet, wenn sich immer mehr, man möchte heute sagen: fast alle jüngeren Franzosen von der Bindung an die katholische Kirche lösen. 1965 wurden noch 94 % der Neugeboren katholisch getauft; 2021 sind es etwa noch 30 %…wobei die heutige Vorliebe für sakrale Feiern, wie Taufen, nicht auf eine dauerhafte religiöse Praxis der Beteiligten schließen lässt. In der Mitte des 20. Jahrhunderts wurden noch ca. 1.500 Männer pro Jahr zu Priestern geweiht; jetzt sind es jetzt etwa 80 bis 100, die in den Klerikerstand als Priester eintreten wollen. Auf Seite 67 nennt Cuchet die Prozentzahl der französischen Katholiken, die sonntags regelmäßig an der Messe teilnehmen: Es sind 2 bis 3 Prozent. Vor zwanzig Jahren waren es noch 8 Prozent, 1950 waren es noch mehr als 30 Prozent. Die meisten TeilnehmerInnen an der Sonntags-Messe sind heute bekanntlich ältere bis sehr alte Menschen. Nebenbei erwähnt Cuchet, dass es heute wohl mehr religiös praktizierende Muslime als religiös praktizierende Katholiken gibt (S.86). Der Islam wird die „zweite Religion in Frankreich“ genannt, zahlenmäßig betrachtet, aber wahrscheinlich sind die Unkirchlichen und Atheisten bereits längst die stärkste, nicht organisierte „Konfession“.

6. Cuchet bietet viele Hinweise auf diese globale rupture, diesen Bruch im religiösen Leben Frankreichs: Er nennt Formen des säkularen Glaubens, der sich äußert in einer großen Vielfalt, sogar das Joggen wird als eine Form der Askese gedeutet (S.69). Cuchet weist ferner auf die große und in sich vielfältige Gruppe der Menschen hin, die sich „sans culte“, ohne Religion, nennen, Leute also, die in England oder den USA  als „nones“ bezeichnet werden, Leute des NON, des Nein zur Religion. Bei der letzten noch staatlich veranstalteten Befragung zur Religionszugehörigkeit im Jahr 1872 (!) nannten sich von den 36 Millionen Franzosen nur 80.00 „ohne Religion“. Heute sind die Menschen mit der Konfession „Ohne Religion“ in Frankreich fast die Mehrheit. Interessant sind die Hinweise Cuchets zur Bedeutung buddhistischer Präsenz in Frankreich, die er vor allem in einer breiten Bewegung der „Meditierenden“ entdeckt. Dabei ist die Frage, welche neue Form des inhaltlich wohl reduzierten Buddhismus in Europa entsteht…Dabei wird die Frage diskutiert, welcher Unterschied heute zwischen dem ständig verwendeten Begriff „Spiritualität“ und dem der „Religion“ bzw. des Glaubens besteht. Von Spiritualität zu sprechen, deckt sozusagen alle Formen einer etwas intensiveren Lebensgestaltung ab, von Meditation über veganes Essen zu Yoga und Astrologie etc.

7. Es gibt freilich auch heute noch Zentren katholischer Präsenz, vor allem in Paris und anderen sehr großen Städten, von einigen gut besuchten Klöstern abgesehen. In Paris sind es vor allem die Angehörigen der gehobenen Mittelschicht aus dem eher vornehmen 14., 15. und 16. Arrondissement, die katholisch „aktiv“ sind, das gilt auch für die vornehmen Quartiers in Versailles, Lyon, Bordeaux usw. Der Rest-Katholizismus ist (groß)bürgerlich, die katholischen Arbeiterbewegungen sind jetzt nur noch marginal vertreten.

Es gab in letzter Zeit große politische Demonstrationen, an denen die großbürgerlichen Katholiken heftig beteiligt waren, also die “Manifestationen gegen die Ehe für alle“, gegen das Gesetz, das die so genannte „Homo-Ehe“ erlaubt. Und die französischen Bischöfe berichten 2021 stolz Papst Franziskus, dass durch die Massendemonstrationen mit heftiger Unterstützung konservativer bis reaktionärer politischer Parteien die Kirche wieder in der Öffentlichkeit sichtbar wurde. Seit 1930 gab es immer wieder linke katholische Bewegungen und linke katholische Theologen, aber die sind inzwischen fast alle … gestorben und haben keine Nachfolger gefunden. Die progressive Gemeinschaft „Mission de France“ gibt es noch oder auch den Orden „Fils de la Charité in der Banlieue, aber diese Gruppen sind fast ohne Einfluss. Angesichts einer Übermacht konservativer und reaktionärer Kräfte (man denke an den einflussreichen, auch politisch -reaktionären Bischof von Toulon, Dominique Rey von der charismatischen Gemeinschaft Emmanuel) sind die linken Katholiken fast verschwunden, sie haben das Feld geräumt. Man bedenke auch, dass die Absetzung des einzig wahrhaftigen progressiven und linken Bischofs, Jacques Gaillot, Evreux, durch den Vatikan im Jahr 1995 einen tiefen Bruch im Katholizismus erzeugt hat. Bischof Gaillot wurde nun zum Titularbischof des längst untergegangenen Bistums Partenia in Algerien ernannt, also buchstäblich in die Wüste geschickt. Und mit ihm viele tausende progressive Katholiken. LINK .Es ist der Vatikan in seinem Wahn, Pluralismus zu verbieten, der die Gläubigen aus der Kirche treibt. Dasselbe lässt sich auch für den Niedergang des holländischen Katholizismus evident zeigen.

8. Zum Ende des französischen Katholizismus: Der Abschied breiter Kreise der Katholiken begann schon vor der Französischen Revolution, begründet im Entsetzen des Volkes über den maßlosen Reichtum der Klöster und der Bischöfe, über die enge Bindung der Kirchenführer und Äbte an das absolutistische Regime der Könige; die Revolution selbst mit der inszenierten Propaganda der Entkirchlichung in vielen Regionen blieb nicht ohne Wirkung. Der gescheiterte Aufstand der Pariser Commune 1871 zeigte die enge Bindung von reaktionärer Herrschaft und reaktionärem Klerus. Im 20.Jahrhundert wurde durch den Vatikan der Versuch zerschlagen, eine aufseiten der Arbeiterklassen angesiedelte Kirche (Arbeiterpriester) zu bilden. Die Einmischung des Klerus in die gelebte Sexualität („Humae Vitae“) förderte den Abschied vom Katholizismus, um nur einige Beispiele zu nennen. Noch einmal: Der Klerus, Bischöfe, Päpste sind für die Entkirchlichung verantwortlich zu machen. Dieses Thema sollte viel stärker in den Focus der Forschung treten.

9. Der ganze Stolz des französischen Katholizismus seit etwa 1970 sind die so genannten „neuen geistlichen Gemeinschaften“, oft charismatischer „pfingstlerischer“ Prägung und mit der ganzen primitiven theologischen Schlichtheit der Evangelikalen ausgestattet. Diese zahlreichen Gemeinschaften hatten um 1980 tatsächlich noch viele jüngere Katholiken angezogen. Aber seit etwa 2015 werden „kleckerweise“ immer neue „Fälle“ von sexuellem Missbrauch durch Führergestalten dieser neuen geistlichen Gemeinschaften bekannt, so dass sich Papst Franziskus einschaltete und die Überwindung der Missstände einforderte. Nun ist also auch der gute Ruf dieser einst so gerühmten neuen geistlichen Gemeinschaften dahin.Eine ziemliche Blamage angesichts des Eifers und des Stolzes derer, die auf den Straßenmissionen ihr Alleluja schmetterten. Hinzu kommen noch die vielen Fälle von sexuellem Missbrauch durch Priester und des Vertuschens durch Bischöfe sowie die zunehmende Macht reaktionärer traditionalistischer Gemeinschaften und Klöster gerade INNERHALB des offiziellen Katholizismus. Es war ja Papst Benedikt XVI., dem es ein Herzensanliegen war, Klöster der Lefèbvre-Getreuen wieder mit Rom zu versöhnen. Aber diese Mönche zeigen sich nicht nur theologisch reaktionär, sie sind es auch politisch, in ihrer Verbindung mit der Partei Le Pens. Darauf habe ich mehrfach hingewiesen.LINK

10. Der französische Katholizismus versucht sich angesichts dieser vielen Probleme und Skandale irgendwie über Wasser zu halten, zum Teil durch merkwürdige Formen der Volksfrömmigkeit, indem man in diesem Jahr 2021 eine Statue des heiligen Josef durchs ganze Land schleppen lässt oder die marianischen Wallfahrtsorte wieder reaktiviert.

11. Und kein Theologe stellt die entscheidende Frage: Ist am statistisch nachgewiesenen Niedergang des Katholizismus in Frankreich auch das starre Beharren auf der uralten Lehre mit den immer selben Formeln und Floskeln der Dogmen schuld? Mit anderen Worten: Die Leblosigkeit und Erstarrung, das zwanghafte Festhalten an den immer selben Formeln des Glaubensbekenntnisses oder der Mess-Feier etwa, sind heftigster Ausdruck dafür, dass kein lebendiges Wagnis der Neuformulierung eingegangen wird, um nur ein Beispiel zu nennen: „Jesus als erlösendes Vorbild“ zu nennen. Oder: Den Abschied von der Ideologie der “Erbsünde“ zu verkünden, wagt kein katholischer Theologe, kein Bischof, kein Papst.

12. Es kann also jetzt die Situation eintreten, dass eine Religion so alt, so starr und stur geworden ist, dass sie de facto verschwindet? Rechnet man heute ernsthaft auch mit dem Tod von Religionen in bestimmten Teilen der Welt?  Etwa in Europa im 21. Jahrhundert? In Nordafrika ist auch im 6. Jahrhundert ein blühendes Christentum verschwunden, durch die Aggressionen der muslimischen Kämpfer gewiss, aber vielleicht war das Christentum dort auch schon “schwach“ gewesen, so dass die Zwangsbekehrungen zum Islam relativ schnell erfolgreich waren…. In der Tschechischen Republik, vor allem in Böhmen, ist das Christentum, auch die katholische Kirche, zahlenmäßig bereits fast verschwunden. Dazu hat Prof. Tomas Halik Wichtiges veröffentlicht…Wie gesagt, auch in Teilen Frankreichs, wie in dem Limousin oder dem Département Creuse ist die Kirche schon verschwunden… Wenn nicht afrikanische Priester nach Frankreich „eingeflogen“ würden, wäre das kirchliche Leben schon viel früher erloschen. Und wegweisende Projekte, wie die Leitung der Pfarrgemeinden durch Laien in Poitiers, haben wenig Resonanz in anderen Bistümern gefunden.

13. Theologisch betrachtet besteht wohl Die Überzeugung: Der humane Geist des Propheten Jesus von Nazareth wird auch in anderen Organisationen als den Kirchen überleben. Er lebt ja bereits, wenn auch unthematisch, unter den Aktivisten der vielen humanitären NGOs, wie Ärzte ohne Grenzen, Medico, Rettung von Flüchtlingen im Mittelmeer usw.

Ohne jede religiöse Vereinnahmung könnte doch einmal die Präsenz des jesuanischen Geistes unter den Mitgliedern dieser Menschenrechts-Bewegungen besprochen werden…

14. Diese Hinweise haben sich auf den französischen Katholizismus konzentriert. Ähnliche Ergebnisse gäbe es auch beim klassischen französischen Protestantismus, also unter Reformierten und Lutheranern. Zahlenmäßig wahrnehmbar ist der französische Protestantismus vor allem wegen der vielen charismatischen und evangelikalen Kirchengemeinschaften.

Eine Auswahl von wichtigen Studien, die zeigen, mit welcher Intensität die Frage nach der Zukunft der katholischen Kirche in Frankreich studiert und debattiert wird:

2018: Guillaume Cuchet, “Comment notre monde a cessé d etre chrétien. Anatomie d un effondrement”. Ed. Du Seuil, Paris.

2018: Jérome Fourquet, “A la droite de Dieu.” Ed. du Cerf, Paris

2015: “Métamorphoses catholiques”, Céline Béraud et Philippe Portier, Ed. de la Maison des sciences d homme.

2012: “A la gauche du Christ. Les Chrétiens de gauche en France de 1945 à nos jours“ (Denis Pelletier et Jean-Louis Schlegel), Ed. du Seuil Paris.

2007: Céline Béraud, “Pretres, diacres, Laics. Révolution silencieuse dans le catholicisme francais”. Presses Universitaires de France, Paris.

2003: Daniéle Hervieu-Léger, Catholicisme, la fin d un monde. Ed. Bayard, Paris.

2002: “Chretiens, tournez la page” (Autoren  R. Rémond, D. Hervieu-Léger u. andere) Ed. Bayard, Paris

1999: Hippolyte Simon (Bischof von Clermont-Ferrand). “Vers une France paienne?” Editions Cana, Paris.

1999: Danièle Hervieu-Léger,“ Le Pèlerin et le converti“. Flammarion, Paris. Auch auf Deutsch: „Pilger und Konveriten“, 2004, Ergon Verlag Würzburg.

1991: „Les Francais sont-ils encore catholique? Analyse d un sondage d opinion“ (4 Beiträge, u.a. Guy Michelat) Ed. du Cerf, Paris.

1991: Gérard Cholvy, “La religion en France de la fin du 18 siècle à nos jours“,Hachette, Paris.

1985: “La Scène Catholique”, Revue Autrement, Paris. Mit 33 Beiträgen z.T. prominenter Autoren (wie Marcel Gauchet) au seiner Zeit, als es noch viele euphorische „Aufbrüche“ im französischen Katholizismus gab.

Copyright: Christian Modehn, Religionsphilosophischer Salon Berlin.