Was bringen Gespräche mit Kyrill I., dem Patriarchen von Moskau und ideologisch – theologischem Kriegstreiber Putins? Gar nichts!

Ausführliches über ein Treffen von führenden Theologen des Ökumenischen Weltrates der Kirchen (ÖRK in Genf) mit dem Patriarchen Kyrill in Moskau am 17. Oktober 2022.

Ein Hinweis von Christian Modehn.

Am 27.10.2022 plädiert ein prominenter orthodoxer Erzbischof, Arsenios Kardamakis von Wien, für die Absetzung von Patriarch Kyrill. Es kommt also Bewegung im Umgang mit diesem Putin-Kriegstreiber… wenn sogar ein orthodoxer Amtsbruder, Erzbischof Kardamakis, für die Absetzung von Kyrill plädiert, dann ist das wohl ein Zeichen: Mit diesem Kriegstreiber kann man nicht mehr reden. Er gehört in ein bescheidenes Altersheim …. den Vorschlag der Absetzung Kyrills könnte der Weltrat der Kirchen ÖRK in Genf auch unterstützen …   LINK:

Am 26.10. 2022 wurde noch ein “Exklusives Interview mit Prof. Ioan Sauca” vom ÖRK veröffentlicht: LINK

Sauca ignoriert auch in diesem Interview vom 26.10.2022, dass Kyrill während dieser Begegnung in Moskau am 17.Okt. 2022 seine Kriegsideologie deutlich verteidigt hat: In einem leicht zu überlesenden Zwischensatz sagte Kyrill Wesentliches: „Krieg kann niemals heilig sein. Wenn jemand aber sich selbst und sein Leben verteidigen muss oder sein Leben zum Schutz anderer Menschen geben muss, sieht das anders aus“. WIE anders das dann aussieht, sagt Kyrill nicht explizit, aber der Schluss ist klar: In einem solchen Verteidigungsfall ist der Krieg eben doch heilig: Der Angegriffene muss sich verteidigen. Die früheren Stellungnahmen des geistlichen PUTIN-Ideologen lassen ohnehin keinen Zweifel: Kyrill meint, Russland müsse sich gegen den „Angreifer“ Ukraine verteidigen, dann wird der Krieg also durchaus heilig. Auf diesen entscheidenden Zwischensatz Kyrills ist die Delegation des ÖRK nicht eingegangen und geht auch Sauca am 26.10.nichrt ein. (vgl.Nr. 6 in diesem Hinweis).

1.
Man sollte mit Kriegstreibern und Kriegsherren im Krieg reden, sagen einige. Vielleicht bekehren sie sich zum Frieden, der den Namen verdient?
Unter vernünftigen Bedingungen ist Dialog immer eine gute Lösung.
ABER: Eine Dialog-Begegnung mit Patriarch Kyrill und führenden Vertretern des Ökumenischen Rates ÖRK (Genf) am 17.10.2022 zeigt: Man trifft sich, und Kyrill I. als theologischer Kriegsideologe verbreitet nur banale Freundlichkeiten. Und die Delegation aus Genf reagiert freundlich und milde. Deutlich wird: Zur Kritik an Putin bekehrt sich „Seine Heiligkeit“ , ehemaliger KGB Mann, natürlich nicht. Er denkt gar nicht daran, aus seiner Kirche eine oppositionelle Bewegung zugunsten der Anerkennung der Ukraine als eigenständigem Staat zu machen. Er redet vom Frieden, meint aber den Sieg Russlands über die Ukraine.

Man muss sich die Mühe machen, das nach dem „Dialog“ veröffentlichte offizielle Kommuniqué aus Genf, ÖRK, gründlich zu lesen. Link: https://www.oikoumene.org/de/resources/documents/wcc-communique-his-holiness-patriarch-kirill-meets-with-wcc-acting-general-secretary

2.
Dieser Hinweis hier ist alles andere als marginal. Er zeigt, dass die obersten Gremien der Ökumene in Genf gar nicht daran denken, mit der russisch-orthodoxen Kirche zu brechen, d.h. diese Kirche als Mitglied aus der weltweiten Ökumene derer, die sich Christen nennen und als Christen zu handeln versuchen, rauszuwerfen. Solche ein Schritt würde der weltweiten Isolierung des Putin Regimes nützen und später helfen, auch diese Kirchenführer (Kyrill I)…) zusammen mit Putin und Co. vor das alsbaldige Kriegsverbrecher – Tribunal zu stellen.
Aber der sogenannte Dialog in Moskau am 17.10.2022 mit Vertretern des ÖRK zeigt, soweit aus dem Kommuniqué ersichtlich, dass der oberste Boss dieser russisch-orthodoxen Kirche (und nicht nur er) ein Ideologe Putins ist, selbst wenn er sich geschickt verbal zu verstecken vermag.
Wenn man kritisch wäre in christlichen Kreisen würde man diesen Multi-Millionär nur noch Herrn Wladimir Michailowitsch Gundjajew nennen, geboren in Leningrad am 20.November 1946. Solche Ansprache macht die Delegation aus Genf aber nicht, sondern nennt ihn„seine Heiligkeit“. Wie ehrerbietig! Interessant ist, dass die offizielle Website des Moskauer Patriarchats diesen Herrn Gundjajew sogar wie Gott selbst als seine „allerhöchste Heiligkeit“ anspricht. Ein Skandal der Gotteslästerung, allein schon ein Grund, diesen Patriarchen aus dem ÖRK zu werfen.
Zur Anrede von Herrn Gundjajew als „Heiligster Patriarch“ siehe die offizielle Website: https://mospat.ru/de/news/89724/

3.
Es ist schon erstaunlicherweise so weit gekommen, selbst unter immer politisch-staatlich mild gesinnten Orthodoxen, dass jetzt der Ehrenprimas der christlichen Orthodoxie, Patriarch Bartholomäus, diesen Herrn Gundjajew alias seine Heiligkeit (offiziell in Moskau: Heiligstkeit !) Kyrill zum Rücktritt auffordert. (Link: https://www.domradio.de/artikel/bartholomaios-appelliert-erneut-kyrill). Diese Tatsache darf man sensationell nennen, wollen wir hoffen, dass die Dialog bereiten Herren und Damen im ÖRK in Genf sich dieser Position mit allen Konsequenzen anschließen.

4.
Die Tatsachen: Theologen der Ökumene aus Genf (ÖRK) fahren nach Moskau, sprechen am 17.10. 2022 mit Kyrill I. und „seinen Leuten“, wie er sagt. Dann wird am 20.10.2022 in Genf vom ÖRK ein offizielles Kommuniqué veröffentlicht.
Wer das Dokument liest, ist erstaunt und empört: Über die diplomatisch verschleiernden Worte Kyrills und über die fast angstvoll wirkenden, von Ehrerbietung bestimmten Worte und Fragen der Delegation aus Genf.
Kyrill I. spricht bei der Begegnung oft und freundlich vom Frieden und vom Dialog, sowie, ach das ist zu erwarten, von den üblichen „Missverständnissen“ seiner früheren kriegerischen Worte gegen die Ukraine und den moralisch angeblich total verdorbenen Westen.

5.
Kyrill I. spricht überhaupt nicht vom Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine. Er schwadroniert hingegen von einer „sehr kritischen Lage“, einer „schwierigen Lage“, von einer „schwierigen Situation am Donbas“, er spricht nur vom „politischen Kontext“, den „man beachten“ solle. Wenn der Patriarch und eindeutige Putin-Ideologe die Ukraine erwähnt, dann spricht er, alle wahren Kausalitäten in diesem Krieg verschweigend, von einem „Konflikt in Bezug auf die Ukraine“ oder von einem „Konflikt IN der Ukraine“. Dieses nur Nebel erzeugende Jonglieren mit Begriffen hat er zweifellos mit seinem gemeinsamen KGB Kollegen Putin beim sowjetischen Geheimdienst einst gelernt.

6.
Die „Schaffung von Frieden“ wird von Kyrill mehrfach erwähnt, es sei, klar und eindeutig gesagt: Da redet einer das übliche Bla-Bla, das man etwa aus Zeiten der vorwiegend kommunistisch-gesteuerten „Prager Friedenskonferenz“ schon seit 1960 kennt. In einem leicht zu überlesenden Zwischensatz sagt Kyrill dann doch Wesentliches: „Krieg kann niemals heilig sein. Wenn jemand aber sich selbst und sein Leben verteidigen muss oder sein Leben zum Schutz anderer Menschen geben muss, sieht das anders aus“. WIE anders das aussieht, sagt Kyrill nicht, aber der Schluss ist klar: In einem solchen Verteidigungsfall ist der Krieg eben doch heilig: Der Angegriffene muss sich verteidigen. Die früheren Stellungnahmen des geistlichen PUTIN-Ideologen lassen ohnehin keinen Zweifel: Kyrill meint, Russland müsse sich gegen den „Angreifer“ Ukraine verteidigen, dann wird der Krieg also durchaus heilig.
Komisch ist nur, dass diese Worte Kyrills eigentlich auch auf die von Russland angegriffene Ukraine passen, aber daran denkt der Russe Kyrill „dummerweise“ wohl gar nicht. Denn er ist überzeugt, dass es auch einen von ihm so genannten „metaphysischen Krieg“ gibt, einen Krieg „gegen böse Mächte und Gewalten“, und diese sind ja bekanntlich im dekadenten Westen sehr lebendig, wie Kyrill schon seit langem predigt. Und der Patriarch bezieht sich dabei sogar auf eine Stelle aus dem Neuen Testament, in der der Autor, Paulus genannt, im Epheserbrief – angesichts des nahenden Weltendes – „vom Krieg gegen dunkle Mächte und Gewalten“ spricht (6,12). Den Krieg führt also Russland „metaphysisch“, aber durchaus physisch tötend. Und ich möchte hier nur daran erinnern, wie viel Unsinn diese fundamentalistische Bibellektüre à la Kyrill I. erzeugt. Diese genannten Sätze des Autos Paulus im Epheserbrief werden heute von jedem vernünftigen Theologen beiseite gelegt.
Skandalös ist, dass, soweit aus dem Genfer Kommuniqué ersichtlich, diese Herren vom ÖRK auf diese Worte Kyrills gar nicht reagieren. Haben sie diese Worte überhört? Wollten sie diese Worte überhören?

Zur theologischen Wahnidee des “metaphysischen Krieges” schreibt der Publizist Peter Lachmann (Warschau) in “Lettre International”, 2022, Heft 138, S. 126:” Zu Putin steht denn auch bedingungslos das Moskauer Patriarchat, für das auch die Grausamkeiten der Zaren niemals ein Ärgernis darstellten, weil ihre Herrschaft von Gott komme, so wie des neuen Para-Zaren Putin. Patriarch Kyrill interpretiert Putins Aggression ganz in diesem Sinne: Der Krieg um das heilige Russland habe metaphysische Bedeutung, die Rückeroberung der Ukraine sei eine Sache der ewigen Erlösung“.

Auf diesen Blödsinn fällt der Ökumenische Rat der Kirchen rein und huldigt den metaphysischen Krieger Kyrill, genannt Patriarch,  allein schon durch ihren Besuch am 17.10.2022.

7.
Die Kirchen des Westens, die sich vor allem im ÖRK versammeln, haben nach Meinung Kyrills im Falle des „Konflikts“ sehr löblich “aktiv, aber neutral“ gedacht und gehandelt, sie haben „keine politische Seite gewählt“. Ob man sich als Demokrat darüber freuen soll, ist sehr die Frage. Jedenfalls freut sich Kyrill sehr, dass der ÖRK einstimmig beschlossen hat, die Russisch-orthodoxe Kirche als Mitglied im ÖRK zu belassen. Darüber wurde und wird ja gestritten, leider hat die Führung des ÖRK in Genf das letzte Wort. Genauso groß ist Kyrills Freude darüber, dass diese seine Kirche, die so eindeutig auf Seiten des Kriegstreibers Putins steht, bei der 11. Generalversammlung des ÖRK in Karlsruhe Anfang September 2022 mit einer Delegation vertreten sein durfte, trotz sehr berechtigter Widerstände gegen deren Anwesenheit.
Aber auch schweigt die Delegation aus Genf.

8.
Im ganzen gesehen meint Kyrill I.: Alle Kirchen sollten zusammenarbeiten, den Dialog pflegen, gemeint ist: im Sinne Putins. Kyrill sagte einige Worte, bleibt aber bei seiner kriegerischen Ideologie.
Man fragt sich, müssen zur Entgegennahme solcher bekannter Behauptungen ökumenische Delegationen nach Moskau zum Dialog reisen, lohnt wegen solchen Blablas der Aufwand? Dadurch soll nur der Eindruck geweckt werden: Wir Christen vom ÖRK sind doch soooooo dialogbereit, auch mit theologischen Kriegstreibern.
Seine ganze Verlogenheit fasst Kyrill in seinem Schlusswort zusammen: „Möge Gott uns dabei helfen, dass die christlichen Kirchen der Versuchung widerstehen, Teil einer politischen Macht zu werden“.
Zum Lachen dieser Satz: Die Russisch – orthodoxe Kirche ist unter seinem allmächtigen Chef Kyrill I. alias Gundjajew de facto längst „Teil einer politischen Macht“, nämlich Putins, aber auch diese Tatsache wird nach KGB Art weggelogen.
Aber das wissen doch alle kritischen Beobachter. Nur: Die ökumenische Delegation aus Genf (ÖRK) geht darauf überhaupt nicht weiter ein, jedenfalls berichtet das offizielle Kommuniqué davon nichts. Aber was nutzen mögliche Geheimabsprachen hinter verschlossenen Türen, falls es sie denn in einem Nebenraum des Palastes des Milliardärs und Patriarschen gegeben hat?

9.
Interessant sind die in dem Kommuniqué mitgeteilten Stellungnahmen des „geschäftsführenden Generalsekretärs des ÖRK“, des Rumänisch – Orthodoxen Priesters und Theologen Prof. Ioan Sauca. Im ganzen hat der Leser des offiziellen Kommuniqués den Eindruck: Da spricht ein devoter orthodoxer Theologe der rumänischen Kirche zu dem fast einen Ehrenprimat beanspruchenden Moskauer Patriarchen. Sauca ist sich nicht zu schade, den KGB Mitarbeiter und Putin Ideologen Kyrill mit „seine Heiligkeit“ anzusprechen. Sauca aus Genf spricht selbst nur diplomatisch (freundlich und „neutral“ für Kyrill) von einem „Krieg zwischen Russland und der Ukraine“, von russischem Angriffskrieg traut sich der Herr aus Genf nicht zu sprechen.
Sauca freut sich, dass die Erklärungen zum Krieg durch seine Genfer Kirchenorganisation sogar “unter Mitwirkung der jeweiligen Delegationen der Russisch-orthodoxen Kirche formuliert worden seien, wie nett, die Aggressoren formulieren Friedenserklärungen mit. Sauca betont, durch diese Begegnung in Moskau herauszufinden, was die russische Kirche und der ÖRK tun können, „um dem Blutvergießen ein Ende zu setzen“. Weiter oben habe ich gezeigt, dass Sauca und die Seinen auf diese Frage keine konkrete Antwort vom Herrn Patriarchen erhalten haben. So bleiben den Herren aus Genf nur die freundlichen Worte an die Moskauer Clique: „Wir schätzen die Russisch-orthodoxe Kirche. Sie ist eine der größten Mitgliedskirchen im ÖRK. Und wir alle wollen, dass die Russische Orthodoxe Kirche auch weiterhin Teil des ÖRK bleibt, denn Ihr Beitrag für die ökumenische Bewegung und auch die Einheit der orthodoxen Kirchen ist über die Jahre immer sehr wichtig gewesen.“ Wenigstens ein Hinweis hätte gut getan, welche theologischen, spirituellen, ökologischen Beiträge denn diese russisch-orthodoxe Kirche für die Weltchristenheit bisher geleistet hat. Es sind keine bekannt. Hat nicht die damalige Bischöfin Margot Käßmann im Jahr 2002 ihre Mitarbeit im ÖRK aufgegeben, weil sie förmlich angewidert war von der Frauenfeindlichkeit dieser Moskauer Herren-Patriarchen Clique? (Siehe dazu: https://www.landeskirche-hannovers.de/evlka-de/presse-und-medien/nachrichten/2002/09/04-679)

10.
Was bedeuten also diese demütigen Worte vonseiten Saucas? Will er etwa den Kriegstreiber Kyrill umstimmen? Nein, er will diese Kirche im ÖRK behalten, denn die russisch-orthodoxe Kirche hat im ganzen Bereich Osteuropas ca. 160 Millionen Mitglieder. Wird diese Kirche aus dem ÖRK geworfen, hat dieses oberste ökumenische Gremium dann nur noch bescheidene 400 Millionen Mitglieder weltweit, ein Ungleichgewicht gegenüber der römisch-katholischen Kirche, die jetzt 1,4 Milliarden Mitglieder hat. Das ist für Genfer Ökumeniker vielleicht unerträglich?! Die finanziellen Leistungen der Russisch-orthodoxen Kirchen für den Betrieb des ÖRK in Genf sind äußert bescheiden, wenn man den grandiosen Reichtum allein des Patriarchen Kyrill berücksichtigt: Im Jahr 2020 zahlte die Russisch orthodoxe Kirche 10.229 Schweizer Franken sozusagen als Mitgliedsbeitrag in Genf ein. Im Jahr 2021 waren es 10.618 Schweizer Franken. (Quelle. https://www.oikoumene.org/resources/documents/wcc-financial-report-2020).

11.
Nebenbei: Die „Begegnung Genf-Moskau fand in der „Residenz“ Kyrills, im Danilow Kloster statt, die Barock-Schloss ähnlichen Räumlichkeiten sind absolut glanzvoll und extrem opulent, so richtig passend für Christen, die behaupten, Christen zu sein und dem armen Jesus von Nazareth zu folgen. Und so richtig passend zu den armen Mütterchen, die immer noch in den armseligen Dörfern dem orthodoxen Glauben und seinem Patriarchen -auch noch Geld spendend – anhangen. Das sind Beispiele für die Erkenntnis: „Religion ist Opium des Volkes“…
Und auch dies nebenbei: Wer bei der Begegnung Moskau-Genf diese orthodoxen Gestalten in diesen Prunk-Räumen betrachtet, muss sehr an sich halten, um nicht zu fordern: Mögen doch diese so genannten orthodoxen „Geistlichen-Herren“ für längere Zeit zum Zwecke von geistlichen wie leiblichen Übungen die Lager Putins in Sibirien von Innen erleben. Und den Oppositionellen Nawalny dort treffen. Und mit ihm in aller Lager – Armut und Not debattieren. Dieser Wunsch wird nicht in Erfüllung gehen, selbst wenn, wie schon gesagt, der oberste „Ehren-Chef“ der Orthodoxen, Patriarch Bartholomäus von Konstantinopel, den Rücktritt seines Mitbauer Kyrill I. bzw. Gundjajew, fordert. Aber dieser Herr in Moskau wird dochnicht auf seinen Luxus verzichten, oder diesen ins Ausland, warum nicht nach Deutschland oder nach Zürich, mitnehmen.
Einige hübsche Fotos von der Residenz Kyrills kann man sich anschauen: https://mospat.ru/de/news/89724/. Über den Reichtum des Moskauer Patriarchen: Siehe den Beitrag, Nr. 13.

12.
Diese abstoßenden Gestalten, die sich Patriarchen oder Metropoliten und so weiter zu nennen erlauben, sind, summa summarum, eine Schande für die Christenheit. Auch diese russischen Kleriker vertreiben die letzten Menschen, die noch glauben, in einer christlichen Kirche, auch in der russisch-orthodoxen Kirche, eine Art geistliche, spirituelle und humane Heimat zu finden.
Der Klerus ist, so das Gesamtresultat, das sich auch aus den vielfachen Skandalen der römischen Kirche ergibt, eine Schande für die Christen geworden. Wer diese Schande überwinden will, muss die totale Herrschaft des Klerus, in Moskau wie in Rom und Köln und so weiter überwinden. Und den Leuten in Genf im ÖRK muss man mindestens dies sagen: Seid bitte nicht länger so naiv.

13.
Die beste und sehr lesenswerte Zusammenfassung zur Rolle Kyrills I. als theologischem Ideologen Putins und seines Krieges hat das „Zentrum der liberalen Moderne“ in Berlin verfasst mit allen genauen Details. Siehe den hervorragenden Beitrag von Armin Huttenlocher: https://russlandverstehen.eu/ukraine-krieg-kyrill-huttenlocher/

Nur eine „Kostprobe“als Zitat aus dieser hervorragenden Studie:
Macht­stre­ben und Luxus­le­ben hinter mit­tel­al­ter­li­cher Fassade:
Hinter einer kir­chen­sei­tig gepfleg­ten Fassade vor­mo­der­nen – um nicht zu sagen: spät­mit­tel­al­ter­li­chen – Auf­tre­tens ver­birgt sich ein Apparat, der sich nicht auf eine Pflege des See­len­heils beschränkt: Die Rus­sisch-Ortho­doxe Kirche (ROK) zählt zu den größten nicht­staat­li­chen Land­be­sit­zern in Russ­land, Belarus und der Ukraine. Neben Kirchen, Klös­tern und Land­gü­tern verfügt sie zudem über ein statt­li­ches Immo­bi­lien-Impe­rium. Exper­ten schät­zen die Ein­nah­men allein aus diesem Bereich auf umge­rech­net bis zu 1 Mil­li­arde US-Dollar jähr­lich. Hinzu kommen Gelder, die der ROK ver­fas­sungs­ge­mäß aus der Staats­kasse zuste­hen, und Spenden von Pri­vat­leu­ten und Wirt­schafts­un­ter­neh­men. Das Pres­se­büro von Kyrill I. sah sich vor einigen Jahren ver­an­lasst, nach­träg­lich auf einem bereits ver­öf­fent­lich­ten Foto eine goldene Luxus­uhr vom Hand­ge­lenk des Patri­ar­chen zu retu­schie­ren. Die Ein­kaufs­tou­ren seiner Entou­rage bei Besu­chen von Metro­po­lien (Diö­ze­sen) der ROK in New York, Chicago, London, Paris, Berlin oder Wien sind legendär.
Für aus­rei­chend Beweg­lich­keit des Klerus sorgt eine beein­dru­ckende Flotte aus Fahr­zeu­gen, vor­zugs­weise der geho­be­nen Klasse, Hub­schrau­bern und, Berich­ten zufolge, sogar Flug­zeu­gen. Bei Aus­lands­be­su­chen ist man stets Gast der jewei­li­gen Bot­schaft der Rus­si­schen Föde­ra­tion, wohnt in Vier‑, lieber noch Fünf-Sterne-Hotels und genießt den dazu­ge­hö­ri­gen Service. Die Ver­wal­tung der Besitz­tü­mer und der allein in Russ­land unge­fähr 115 Mil­lio­nen, welt­weit rund 150 Mil­lio­nen Gläu­bi­gen erfolgt ebenso wie die enga­gierte Offline- und Online-Kom­mu­ni­ka­tion der ROK mit­hilfe kirch­li­cher Medien samt eigener Trolle in Sozia­len Netz­wer­ken – soge­nann­ten „Kyrill-Bots“.
Per­so­nell ist die Rus­sisch-Ortho­doxe Kirche seit den 1970er Jahren eng mit den Geheim­diens­ten ver­bun­den. Seit der Bre­schnew-Ära gibt es keinen Patri­ar­chen der ROK, der nicht auch Wurzeln beim KGB bzw. dessen Nach­fol­ge­or­ga­ni­sa­tion FSB gehabt hätte. „Glei­ches gilt für die meisten Metro­po­li­ten (Erz­bi­schöfe) und für min­des­tens ein Drittel aller Pries­ter und Anwär­ter auf ein Pries­ter­amt bei uns“, sagt ein füh­ren­des Mit­glied der ROK im ver­trau­li­chen Gespräch. Und fügt hinzu: „Die Anwer­bung erfolgt im Pries­ter­se­mi­nar. Berichte für den FSB zu ver­fas­sen, gehört so selbst­ver­ständ­lich zum Leben als Pries­ter unserer Kirche, wie die Beichte zum Leben der Gläubigen.“ (https://russlandverstehen.eu/ukraine-krieg-kyrill-huttenlocher/).

Copyright: Christian Modehn, Religionsphilosophischer Salon Berlin

Die Russisch-orthodoxe Kirche ist seit Jahren schon eine Putin-Kirche. Sie sollte also nicht länger Mitglied sein in „Ökumenischen Räten“ Europas und dem „Weltrat der Kirchen” in Genf.

DAS MOTTO: Das es ist eine Schande der Christen und der Kirchen, wenn die Russisch-Orthodoxe Kirche noch länger Mitglied der weltweiten christlichen Ökumene ist.

Ein  Hinweis von Christian Modehn. Zuerst veröffentlicht im März 2022. Überarbeitet am 24.8.2022, wegen des 11. Welt-Treffens des „Ökumenischen Weltrates der Kirchen” (ÖRK)  in Karlsruhe (31.8. bis 8.9.2022.)

Erstens: Zunächst einige Fakten  zur Teilnahme der russisch-orthodoxen Kirche an der Vollversammlung des Ökumenischen Rates ÖRK in Karlsruhe:

1.
Die Russisch-orthodoxe Kirche wird eine Delegation nach Karlsruhe senden, dem Tagungsort der 11. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen. Konkrete Namen wurden bis jetzt (Stand: 25.8.2022) nicht genannt. Wie sich die Teilnehmer aus der Ukraine in Karlsruhe zu ihren russischen Glaubensbrüdern verhalten, könnte spannend werden.
Einige Beobachter sprechen davon, dass etwa 20 (zwanzig) Delegierte der Russisch – orthodoxen Kirche in Karlsruhe dabei sein werden. (Quelle. https://www.sonntagsblatt.de/artikel/kirche/osteuropa-expertin-russische-kirche-weltkirchenrat-nicht-isoliert)

2.
Die EKD Ratsvorsitzende Annette Kurschus sagt:
“Wie die Delegation der russisch-orthodoxen Kirche zusammengesetzt ist, können wir nicht beeinflussen. Aber wir hoffen sehr, dass Menschen dabei sind, die der russischen Kriegsführung kritisch gegenüberstehen, die also nicht die Haltung des Moskauer Patriarchen Kyrill vertreten“. Und weiter sagt die EKD Vorsitzende: “Ich erhoffe mir, dass auf kirchlicher Ebene eine Kommunikation möglich wird, die auch politisch etwas austrägt“. (Quelle: https://www.ekmd.de/aktuell/nachrichten/praeses-annette-kurschus-oekumene-gipfel-soll-friedensimpuls-in-ukraine-senden.html, vom 22.8.2022.

Nebenbei: Wenn diese von Frau Kurschus erwarteten kritischen Russen in Karlsruhe tatsächlich Klartext reden, also die Verbrechen Putins und seines ideologischen Hefters Kyrill benennen, können sie als Asylsuchende gleich in Karlsruhe bleiben. Dann hätte Frau Kurschus noch eine weitere Aufgabe, diese kritischen Russen unterzubringen.

3.
Klare und deutliche Worte, unseres Erachtens sehr richtige Worte, äußert Magdalena Zimmermann, von der weltweiten Organisation „Mission 21“ der Reformierten Kirche in Basel und Basel Land: „Die russische Orthodoxie bildet unter Kyrill ein System mit Putin. Der Patriarch unterstützt das autokratische System und erhält dafür Privilegien. Einem solchen System kann man mit Vermittlung nicht beikommen. Man kann es nur klar ablehnen“.
Der Moskauer Patriarch Kyrill ist zur Vollversammlung in Karlsruhe eingeladen. Doch ob er kommt, bleibt fraglich. Magdalena Zimmermann findet es falsch und realitätsfremd, mit Kyrill das Gespräch zu suchen. «Die russische Orthodoxie bildet unter Kyrill ein System mit Putin. Der Patriarch unterstützt das autokratische System und erhält dafür Privilegien. Einem solchen System kann man mit Vermittlung nicht beikommen. Man kann es nur klar ablehnen.» Der Weltkirchenrat habe eine prophetische Aufgabe, betont sie. «Eine Kirche, die sich auf das Evangelium beruft, kann nicht schweigen und auch nicht neutral sein, wenn ein wesentlicher Repräsentant einer grossen Kirche wie Kyrill die Religion instrumentalisiert und missbraucht.» (Quelle: https://reformiert.info/de/recherche/oekumenische-vollversammlung-klare-worte-gegen-den-krieg-in-der-ukraine-21297.html) publiziert am 22.8.2022.

4.
Die russisch-orthodoxe Kirche mit mehr als 160 Millionen Mitgliedern ist seit 1961 Mitglied im ökumenischen Dachverband des Wellrades der Kirchen in Genf, dazu gehören 352 verschiedene Kirchen mit über 580 Millionen Christen.

5.
Jede Mitgliedskirche zahlt in den großen Topf des Budgets des ÖRK in Genf einen Beitrag ein,:
Im Jahr 2020 zahlte die Russisch orthodoxe Kirche 10.229 Schweizer Franken sozusagen als Mitgliedsbeitrag in Genf ein.
Im Jahr 2021 waren es 10.618 Schweizer Franken. (Quelle. https://www.oikoumene.org/resources/documents/wcc-financial-report-2020)
Wenn man bedenkt, dass Patriarsch Kyrill von Moskau nachweislich Multi-Millionär ist, sind diese Einzahlungen seiner Kirche doch sehr bescheiden.
Es kann also nicht sein, dass der ÖRK in Genf unbedingt aus finanziellen Gründen an der Mitgliedschaft der russisch – orthodoxen Kirche hängt. Warum aber dann?

6.
Ist ein ÖRK ohne die russisch-orthodoxe Kirche etwa nicht denkbar, vielleicht, weil russische Metropoliten schon in der Zeit des Sowjetkommunismus gern gesehene Vertreter ihrer Kirche waren. Nur ein Hinweis:
Die 3. Vollversammlung fand vom 19.11.-5.12.1961 in Neu-Delhi / Indien unter dem Thema statt:
“Jesus das Licht der Welt”. Diese Vollversammlung brachte vielfältige Veränderungen. 23 neue Mitgliedskirchen konnten aufgenommen werden. Unter ihnen die Russisch-Orthodoxe Kirche. Die theologisch konservativen Kirchen des Ostblocks vertraten politisch die Interessen der Sowjetregierung. Fortan wurden die politischen Stellungnahmen immer einseitiger zugunsten der Sowjets. Nach dem Zusammenbruch des Kommunismus wurde die von Kritikern der Ökumene schon lange ausgesprochene Vermutung bewiesen, daß viele orthodoxe Mitarbeiter, die im Stab des Ökumenischer Rat der Kirchen in Genf tätig waren, dem KGB angehörten. Quelle: https://handbuch.bibel-glaube.de/Oekumenischer_Rat_der_Kirchen.html. Gelesen am 25.8.2022.

7.
Die Russisch – orthodoxe Kirche aus dem ÖRK ausschließen? Ist das rechtlich möglich? 
Auf die Frage, ob der ÖRK die russisch-orthodoxe Kirche aufgrund der Haltung des Patriarchen als Mitglied ausschließen oder die Mitgliedschaft suspendieren könne, erklärte Peter Prove vom ÖRK
“Nur der ÖRK-Zentralausschuss kann so etwas unter ganz bestimmten Bedingungen beschließen. Wenn die theologischen Positionen einer Mitgliedskirche nicht mit der fundamentalen theologischen Grundlage für die ÖRK-Mitgliedschaft vereinbar sind, dann liegt ein solcher Fall vor“.

Copyright: Christian Modehn, Religionsphilosophischer Salon Berlin

Zweitens: Das Plädoyer für den Ausschluss der Russisch Orthodoxen Kirche aus den ökumenischen Gremien der demokratischen Welt:

Ich habe auf dieser website seit etlichen Jahren die Entwicklung dieser Putin-Kirche (d.h. der Russisch-Orthodoxen Kirche –  mit dem einstigen KGB Mann, Patriarch Kyrill I.) dokumentiert, siehe am Ende dieses Beitrags die entsprechende Liste!

Die Erkenntnis und die Forderungen:

1.
Die Russisch-orthodoxe Kirche mit ihrem allmächtigen Patriarchen Kyrill I. an der Spitze ist seit Jahrzehnten schon eine „Putin-Kirche“. Auch im Krieg Putins gegen die Ukraine hat die Russisch-orthodoxe Kirche als eine einflußreiche Organisation in Russland (ca. 60 % der Russen gelten als Mitglieder) bisher nur allgemeine Floskeln zum Krieg Putins geäußert. Die Russisch-Orthodoxe Kirche in der Ukraine hat sich von ihrem Moskauer Patriarchen inzwischen getrennt! Einige wenige russisch-orthodoxe Popen im Ausland, etwa in Frankreich und Holland, denken wohl anders als der Patriarch und seine gehorsamen Bischöfe.

2.
Die Forderung ist klar: Eine Kirche, die sich – wie üblich – nur in Worten und feierlicher Liturgie auf das Evangelium Jesu Christi bezieht, aber de facto zur nationalistischen Putin-Kirche entartet ist, gehört nicht mehr in repräsentative christliche ökumenische Gremien (in Genf, auf Landesebene in Europa oder in Landeskirchen/Bistümern).

Diese Kirche kämpft – sehr gut seit Jahrzehnten wissenschaftlich dokumentiert – gegen alle Freiheiten der Bürger, der Frauen, der sexuellen Vielfalt, der Künstler. Und einige ihrer Popen wollen sogar „Väterchen“ Stalin in den Rang eines Heiligen erheben. Das ist kein Witz! Eine solche Organisation sollte von demokratischen und christlich gesinnten Kirchen nicht mehr zu einer christlichen Ökumene gehören, falls diese noch den Anspruch Evangeliums und der Menschenrechte praktisch respektieren will.

3.
Die Forderung also ist: Die Russisch-orthodoxe Kirche sollte – mindestens bis zu der von Russland ausgesprochenen Garantie des unabhängigen Staates Ukraine durch Putin oder dessen alsbaldigem Nachfolger – aus allen ökumenischen, christlichen Gremien entfernt werden.

4.
Ich weiß, Christen schätzen heute nicht den Bruch, die Trennung von einer Kirche aus der Ökumene, denn viel zu lange wurden Ketzer verfolgt von den herrschenden Kirchen. Man könnte – etwas polemisch – meinen, heute herrscht in der evangelisch-bestimmten Ökumene (Genf etc.) das Motto. „Friede-Freude-Eierkuchen“. “Immer nur lächeln, immer nur nett sein“… auch zu Kriegstheologen und Kriegstreibenden Bischöfen. Aber übermäßiges und langes Hoffen auf die Kraft der Vernunft in dieser Putin Kirche Kirche ist naiv. Haben denn die Dialoge in Genf und anderswo mit den Vertretern der Russisch-orthodoxen Kirche nachweislich konstruktive Ergebnisse in Richtung Frieden und Respekt der Menschenrechte gebracht?? Mir ist das nicht bekannt. Fall diese Dialoge stattfanden, sie waren wohl eine Art Dialog-Spielerei.

5.
Es kann also nicht sein, dass die Ökumene der christlichen Kirchen in der demokratischen Welt eine kriegerisch – nationalistische orthodoxe Kirche als Teil der christlichen Welt gelten lässt. Die Sanktionen gegen Putin Russland durch die Wirtschaft, Kulturinstitutionen etc. sind bekannt, sie wirken zum teil, sie isolieren Russland und fördern dadurch hoffentlich den Widerstand der nachdenklichen Russen gegen das Putin Regime. Warum sollte dies bei einer Isolation der Russisch Orthodoxen Kirche anders sein, vielleicht trennen sich dann einige vernünftig gebliebene Fromme von dem einstigen KGB Mitarbeiter Patriarch Kyrill?

6.
Die zentrale Erkenntnis ist: Es muss ein neues Denken beginnen, was Ökumene der vielen verschiedenen Kirchen eigentlich bedeutet, es muss genau gefragt werden, wer dazu gehört und wer eben nicht. Kriterium der Mitgliedschaft einer Kirche kann nicht einfach nur sein, dass diese sich christlich nennt. Kriterium muss sein, dass die Praxis dieser Kirche auch dem Geist und dem Buchstaben der Menschenrechte entsprechen. Nicht nur der Bezug auf das Neue Testament also ist ökumenisch entscheidend, sondern vor allem auch der praktische Respekt der universalen Menschenrechte.

7.
Der Hintergrund: Alle demokratischen Staaten und Gesellschaften bewerten heute den Krieg Putins gegen die Ukraine als eine „Zeitenwende“, als ein Bruch mit bisherigen Üblichkeiten, Mentalitäten und Denkzwängen in den Demokratien.
Die frühere Naivität im Umgang mit Putin wird von den demokratischen Gesellschaften und Staaten überwunden. Sie wissen jetzt: Aus dem Gegner Putin von einst ist jetzt der Feind Putin geworden. Und dieser Feind darf keine Macht mehr behalten.

8.
Ich weiß, bei dem Zustand der Ökumene mit dem Motto „Immer nur lächeln und alles verzeihen“ sind diese Vorschläge natürlich illusorisch. Die Christen und die Kirchen weltweit sind eingeschüchtert und irenisch, d.h. sie wollen Streit und Distanz und Rauswurf um jeden Preis vermeiden, sie werden es doch ihren „Brüdern“ und „Schwestern“ nicht antun, auch einmal eine Strafe auszusprechen. Der Rauswurf der Russisch-orthodoxen Kirche aus den ökumenischen Gremien würde eher dem Frieden dienen, also den Zusammenbruch des Putins Regimes befördern.

9.
ABER: Bei der Mentalität der Kirchen werden diese die einzige gesellschaftliche Gruppe bleiben, die angesichts des Mordens durch Putin keine praktischen Konsequenzen ziehen; sie werden jammern und klagen, aber keine Konsequenzen ziehen, die wirklich den Titel „Zeitenwende“ verdienen. Von Zeitenwende, von einem Umschwung und Umbruch, reden alle Organisationen in den demokratischen Staaten. Nur die Kirchen verschlafen diese Zeitenwende. Sie sind ja, wie sie so gern sagen, mit der Ewigkeit verbunden. Was ist da schon die Zeit?

10. Am Rande noch notiert:
Die Krise der Theologie des Bittgebetes ist evident!
Es kann deutlich werden, welchen Sinn und auch welchen Unsinn bedeuten die Bitt-Gebete und die Bitt-Gottesdienste um Frieden. Verändert der liebe Gott im Himmel die Weltpolitik, je nachdem wie intensiv da Gebete wird? Was für eine blasphemische Vorstellung! Wem soll Gott denn folgen, etwa den betenden Russen oder den betenden Ukrainern?
Gebete um Friede können einzig und allein den einzelnen seelisch stärken, um ihn zur politischen Aktion zugunsten der Menschenrechte zu motivieren. Aber bloße Bitt – Gebete um Frieden werden niemals politischen Frieden bewirken. Zu diesem kritischen Bewusstsein müssen die Kirchen endlich finden.

11.
Und was passiert, wenn Papst Franziskus auch noch einmal (wie schoin einmal in Kuba) Patriarch Kyrill treffen wird? Das ist ja nicht ausgeschlossen, dass die beiden Greise sich in Kasachstan irgendwann im Herbst treffen. Und einander uzmarmen, wie üblich, mit einem Küßchen… Die Päpste lechzen förmlich nach einer „Versöhnung“ mit der Orthodoxie, diese Sehnsucht hatte unter Papst Johannes Paul II. einen Höhepunkt, er sprach von den zwei „Lungen“ „der“ Kirche, die eine Lunge eben katholisch, die andere orthodox. Die protestantischen Kirchen hielt er wohl er für den Blinddarm. Aber Ironie beiseite: Die Versöhnung mit den orthodoxen Kirchen ist gefährlich für Kirchen, die noch den Anspruch haben, dass Menschenrechte genauso wichtig sind wie die Weisheiten der Bibel.

DAS MOTTO: Das es ist eine Schande der Christen und der Kirchen, wenn die “Russisch-Orthodoxe Kirche” noch länger Mitglied der weltweiten christlichen Ökumene ist.

Hinweis auf ältere Studien, “Hinweise” genannt:

Am 11.4.2022: Patriarch Kyrill muss endlich verurteilt werden:

Patriarch Kyrill muss endlich verurteilt werden.

Am 1.4.2022: Jegliche Beziehung mit dem Moskauer Patriarchen abbrechen:

Jegliche Beziehung mit dem Moskauer Patriarchen abbrechen!

Am 10.3.2022: Patriarch Kyrill ist ein Kriegstreiber:

Patriarch Kyrill ist ein Kriegstreiber: Die Fratze der russisch-orthodoxen Hierarchie.

Am 23.2.2022: Putins Aggression: Seine wichtigste Stütze, der Patriarch von Moskau:

Putins Aggression, seine wichtigste Stütze: Der Patriarch von Moskau und die Russisch-Orthodoxe Kirche.

Am 19. Dez. 2021: Russisch orthodoxe Kirche, 30 Jahre nach dem Ende der Sowjetunion – dem Herrscher ergeben:

Die Russisch-orthodoxe Putin-Kirche: 30 Jahre nach dem Ende der Sowjetunion dem Herrscher ergeben.

Unter den zahlreichen älteren Beiträgen nenne ich hier noch den

Beitrag vom 3. Okt. 2013:
Wer sind denn die Gotteslästerer? – Zu den Pussy Riots… :

Wer sind die Gotteslästerer? Zu einer Stellungnahme des Moskauer Patriarchats.

Am 19.8.2012: Der Moskauer Patriarch glaubt an Putin:

“Der Moskauer Patriarch glaubt an Putin”: Religionskritische Hinweise zum Moskauer Schauprozeß im August 2012

 

Copyright: Christian Modehn, Religionsphilosophischer Salon Berlin.

Putin – der Faschist. Und die neue Form eines totalen Krieges.

Der Diktator und seine Ideologie.
Ein Hinweis von Christian Modehn am 22.5.2022.

1.
Eine allgemeine philosophische Erinnerung: Jegliches politisches Tun, also auch jede Untat, also ein Krieg, hat den Ursprung in einer geistigen Haltung, in einer Option bzw. Präferenz für bestimmte Werte und Unwerte. Diese „fügen“ Politiker in reflektierter und freier Entscheidung in die Wirklichkeit „ein“, wie Hegel sagte. Diese Werte bzw. Unwerte werden also politisch bzw. auch kriegerisch verwirklicht.
Diese Einstellungen und Überzeugungen kann man Ideologien nennen. Dabei ist in der demokratischen Welt der Begriff „Ideologie“ eher negativ geprägt, von einer „demokratischen Ideologie“ würde kein Demokrat sprechen, hingegen von einer kommunistischen oder einer faschistischen Ideologie. Kommunisten oder Faschisten würden ihre eigene inhaltliche Überzeugung nicht Ideologie nennen, sondern „Wissenschaft“ bzw. „Weltanschauung“; die Nazis wehrten sich etwa gegen den Einbeziehung ihrer eigenen Ideologie in den allgemeinen Ideologiebegriff. Sie haben deswegen „ideologisch“ durch „theoretisch“ zu neutralisieren versucht.

Hier soll der Begriff Ideologie erneut darauf aufmerksam machen, dass alles Handeln der Politiker und Kriegsherren, von geistigen Konzepten bestimmt ist. Also auch der Krieg Putins gegen die Ukraine oder eben auch die westliche Demokratie und universal geltenden Menschenrechte.

2.
Putin ist von einer Ideologie bzw. von einem Gemisch verschiedener ideologischer Elemente beherrscht. Selbst wenn es in seinem Russland noch eingeschränkt Wahlen gab und bis vor kurzem eine gewisse scheinbare und begrenzte Pressefreiheit, war sein Regime nie eine Demokratie im emphatischen Sinne. Putins alles bestimmende Werte-Ordnung (bzw. Unwerte-Ordnung) als Ideologie formuliert, heißt Faschismus. Ich habe früher schon von Putins Nihilismus gesprochen, LINK, aber Nihilismus ist wohl eher ein zentraler Teilaspekt der umfassenden faschistischen Haltung und Praxis Putins.

3.
Putin – der Faschist: Diesem Urteil stimmen längst viele Politologen und Russland-Kenner (wie etwa der deutsche Politiker und Russland-Kenner Werner Schulz, Bündnis 90/Die Grünen, siehe „Phoenix“ am 20.5. 2022 um 18.00 bis 18.30) zu. Der us-amerikanische Historiker Prof. Timothy Snyder spricht in der ZEIT (vom 19. Mai 2022, Seite 10) eine deutliche Sprache: Auf die Frage, inwiefern und seit wann das russische Regime faschistisch sei, antwortet Snyder: „Seit Februar dieses Jahres 2022 führt Russland einen Zerstörungskrieg mit dem Ziel der Vernichtung eines anderen Volkes. Zudem gibt es immer stärkere Unterdrückung im Innern und einen Kult des Anführers, des Sieges, des Todes…. Putin sprach seit 2010 von kulturellem Raum, Russland müsse andere Räume absorbieren.“ Damit werden wichtige Elemente faschistischen Denkens und Handelns genannt.
Putin ist für Snyder aber mehr als ein „einfacher Faschist“. Vielmehr: Putin denkt und handelt in einer extremeren Form, als „Schizofaschist“. Das heißt: Er handelt selbst nach den Maximen des Faschismus, nennt aber seine nicht-faschistischen Feinde Faschisten, um von seinem eigenen Faschismus abzulenken. Um die Kriegsbegeisterung der Russen gegen die Ukraine zu entfachen und zu stärken, war es für ihn naheliegend, den Feind Ukraine (und sogar den jüdischen Präsidenten der Ukraine, Wolodymyr Selenskyj), faschistisch zu nennen. Eine solche Zuweisung beeindruckt immer in Russland: „Antifaschist“ zu sein, war im Sowjetkommunismus (auch in der DDR) die höchste Tugend.

“Der Spiegel” berichtet  am 22.5.2022, dass zahlreiche Neo-Nazis für Russland und für Putin in der russischen Armee gegen die Ukraine kämpfen. LINK.

In seinem Buch “Über Tyrannen” (C.H.Beck Verlag München, 8. Auflage 2022) betont Timothy Snijder, wie Putin 2015 dem verängstigten Frankreich ein “Cyberkalifat” vorgaugelte, “damit die Franzosen den Terror noch mehr fürchteten, als sie es ohnehin berteits taten. Ziel war es vermutlich, dem rechten (rechtsextremen !, CM) Front National Wähler in die Arme zu treiben, einer Partei, die von Russland finanziell unterstützt wird” (S. 107). Putin hat also als Faschist das ideolohgisch naheliegende Ziel,”ein demokratisches System zu destabilisieren und der extremen Rechten (also seinen Freunden, CM) Rückenwind zu verschaffen” (S. 108).

4.
Weitere Kennzeichnen des Faschismus: Sie nennt der vielfach ausgezeichnete britische Journalist Paul Mason in seinem Buch „Faschismus. Und wie man ihn stoppt“ (Suhrkamp, Berlin, 2022) etwa S. 322 ff. „Da die Entmenschlichung den Kern seiner Ideologie darstellt, beginnt der Faschismus im Verlauf seiner Radikalisierung und Mobilisierung für den Krieg, über einen Genozid nachzudenken…“ (S. 324). Das trifft auf Putin zu…Wer als Faschist denkt und handelt, betont Mason, hat vor allem „Angst vor der Freiheit, die durch eine Ahnung von Freiheit geweckt wird“.Das heißt: Auch der Faschist spürt ansatzweise, was Freiheit (demokratische Freiheit etwa) für ihn bedeuten könnte: Aber davor hat er Angst und schließt sich in einem repressiven und totalitären System ein. Hinweise, die an Putins Angst erinnern vor der demokratischen Freiheit, wie sie die Ukraine und die westliche Welt lebt. Diese demokratischen Werte sollen niemals Russland bestimmen! Das steht für Putin fest, dafür kämpft er. Paul Mason schließt sich der Definition des Faschismus des Historikers Robert Paxton an: „Man muss nicht zusammenfassen, was der Faschismus ist, sondern was er tut“ (S. 326).
Putin als Faschist – diese Erkenntnis wird, um nur ein weiteres Beispiel zu nennen, auch von der Internetzeitung „Infosperber“ aus der Schweiz unterstützt. LINK

Dort wird Jason Stanley zitiert, Professor für Philosophie an der Yale-Universität, USA. Auch er „bezeichnet Putin als faschistischen Autokraten und anerkannten Anführer der weltweiten extremen Rechten“.
Weitere Beispiele: Der „russische Ökonom Wladislaw Inosemzew, Gründer und Direktor des Zentrums für postindustrielle Studien in Moskau, sagt in der NZZ: Putin ist «ein lupenreiner Faschist». LINK

Wikipedia berichtet: Im Frühjahr 2022 erklärte Inosemzew, Putin erfülle „mustergültig den Katalog dessen, was Faschismus ausmacht“ und nannte in diesem Zusammenhang vier Säulen: „Militarisierung als Kernstück der Ideologie; eine fortschreitende Etatisieren der russischen Wirtschaft im Sinne einer durch Bürokraten beherrschten Wirtschaft; eine Umstrukturierung der Verwaltung hin zu einem absoluten hierarchischen Durchgriff von Macht und Gewalt sowieSymbolik und Propaganda“.
Und weiter: Der Historiker Zee Sternhell hat mehrere Studien zum Faschismus veröffentlicht. In der Zeitschrift „Philosophie Magazine“ (Paris) sagte Sternhell schon im Mai 2014: „Der Faschismus will die Welt verändern, (d.h. die Demokratie abschaffen, CM), eine moralische Revolution bewerkstelligen, eine Nation errichten mit Hilfe der Mythen, dabei aber will der Faschismus die ökonomischen Strukturen intakt lassen. Es geht nicht mehr darum, die Bourgeoisie niederzuschlagen, sondern sie in den Dienst der Nation zu stellen“ (S. 44). Sternhell fährt fort: „Die faschistische Ideologie lebt bis heute weiter. Es gibt keinen Grund zu denken, der Faschismus sei mit den Trümmern in Berlin 1945 begraben worden“ (S. 45).

5.
Für den Faschismus (bzw. der Schizo-Faschismus) Putins ist auch auch eine religiöse Überzeugung und eine philosophische Ideologie wichtig: Die Bindung an die zwanghafte Vorstellung, dass allein Russland noch die Welt retten könne angesichts der angeblich moralisch verkommenen westlichen demokratischen Gesellschaften. Diese Überzeugung bindet Putin auch an die Russisch-Orthodoxe Kirche und ihren gleiches denkenden Patriarchen Kyrill I. von Moskau. „Eine der Haupt­quellen Putins sind auch faschistische Denker der russischen Gegenrevolution, insbesondere die Schriften des Philosophen Iwan Iljin. Er war ein adliger russischer Emigrant, der in den Zwanziger- und Dreissiger­jahren in Berlin und danach bis zu seinem Tod 1954 in der Schweiz lebte. Er war ein glühender Verehrer von Mussolini und Hitler und pflegte auch in der Schweiz Verbindungen zu prominenten Nazis.»
„In wichtigen, programmatischen Reden hat sich Putin immer wieder auf Iljin berufen“ (Infosperber).
Iljin (1883-1954) ist sozusagen der beliebte und viel zitierte „Hausphilosoph“ Putins, Iljin hat von Russlands Unschuld geträumt, das von westlichen Herrschern missbraucht wird, er fantasierte, dass Russland ohne die Erbsünde belastet ist usw. Er kann das Trauma Putins überwinden helfen, das er mit dem Zusammenbruch des Sowjetreiches – in Dresden – erlebte. Siehe dazu den instruktiven Beitrag von Norbert Matern: LINK
Timothy Sneijder sagt in der „Zeit“ vom 19.5.2022: „Putins Lieblingsautor Iwan Iljin beschreibt eine verworrene und zerbrochene Welt, die Russland mit Gewalt heilen müsse, und zwar mithilfe eines starken Führers, der die Demokratie zum reinen Ritual macht. Das Projekt heißt: Die Welt ist nicht sie selbst, solange sie nicht russische Werte lebt.“
Das ist interessant und wird viel zu wenig beobachtet: Etliche Bücher von Iljin sind in der Edition „Hagia Sophia“ in Wachtendonk erschienen, ein Verlag, der sich auf der Linie der christlichen Orthodoxie befinden will: Gregor Fernbach Verlag Hagia Sophia in 47669 Wachtendonk, dort erscheinen auch Titel unter der bekannten Putinschen Ideologie „Eurasia“. Das Buch von Georg Redete aus dem Verlag Hagia Sophia wird auch in dem rechtsextremen Antaios Verlag vertrieben. Der Leiter des Verlages „Hagia Sophia“ ,Gregor Fernbach, war ein Referent einer Tagung über Russland, organisiert von der neurechten Zeitschrift „Eigentümlich frei“ am 15. Nov. 2014 in Zinnowitz/Ostsee.

6.
Warum ist es wichtig, Putin als einen Faschisten eigener Prägung zu wissen? Dadurch werden Illusionen endgültig zerstört, die lange Jahre das Denken westlicher Politiker und Bürger bestimmten: Putin sei nur eine Art Nachfolger Jelzins und damit befasst aus dem großen russischen „Reich“ ein demokratisches System zu schaffen. Anders lassen sich auch die in heutiger Sicht total naiven Beifallsstürme im Deutschen Bundestag nach der auf Deutsch gesprochenen, sich demokratisch gebenden Rede Putins nicht bewerten (am 25.9.2001). Später haben westliche Politiker eine Art Putin – Blindheit praktiziert – allein weil sie sich ökonomische Vorteile von guten Beziehungen zu dem „guten Putin“ erhofften. Jetzt sollte Klarheit herrschen: Putin ist ein Faschist, sein Regime ist faschistisch. Entsprechend deutlich und heftig muss er bekämpft werden auch als Kriegstreiber gegen die Ukraine. Die Frage ist also: Wie können demokratische Staaten eine faschistischen Diktator besiegen, der über all die Jahre Krieg in Tschechenien, Georgien, Syrien, Krim, Donbas) führte? Wie kann ein die Ukraine und die ganze westliche Welt bedrohender „infamer“ (sagt Bundeskanzler Olaf Scholz) Diktator besiegt werden? Putin muss immer als KGB Mann verstanden werden, zu den obersten indoktrinierten Untugenden des KGB und seiner Nachfolge-Organisation gehört die Lüge.

7.
Die demokratische Welt erkennt: Dieser Krieg Putins gegen die Ukraine ist nicht regional begrenzt! Dieser Krieg Putins ist ein totaler Krieg, der die ganze Welt durcheinander wirbelt, ökonomisch, ruinös für die Volkswirtschaften mit immer höheren Ausgaben für Waffen, mögliches Ansteigen eines Rechtsradikalismus, Sehnsucht nach dem starken Führer allerorten. Die Hungersnöte in Afrika wegen fehlender Weizenlieferungen werden hoffentlich auch diese bislang sich neutral gegen Putin verhaltenden Staaten zu Putin-Kritikern werden lassen! Sicher aber ist: Putin will in seinem eigenen Krieg, der nur als auf neue Weise totaler Krieg genannt werden kann, Hunger-Flüchtlinge aus Afrika in die westlichen Länder treiben. Auf diese Weise, durch Hungersnöte, von Putin inszeniert, sollen die westlichen Gesellschaften, selbst in finanzieller Bedrängnis wegen der enormen Rüstungsausgaben und der Inflationen, verunsichert werden, d.h. Putin will den Rechtspopulismus und den Rechtsextremismus und den Faschismus in Europa fördern. Und Demokratie auf diese Weise zerstören. In den USA sind faschistische Tendenzen schon jetzt mächtig, bekanntlich auch in Frankreich, Italien, Spanien, Schweden, Österreich, Brasilien … und Deutschland usw…

8.
Für die eher explizit philosophischen Debatten ist wichtig: Paul Mason nennt in seinem genannten Buch „Faschismus. Und wie man ihn stoppt“ als einen philosophischen „Ursprung“ des Faschismus auch die Haltung des „Irrationalismus“ (S. 170 f.) und er denkt dabei vor allem auch an den Philosophen Friedrich Nietzsche. „Nietzsches Werk stellt das umfassendste Bekenntnis zum Irrationalismus dar, das je verfasst wurde“ (S. 173). Irrationalismus bedeutet bei Nietzsches: Es gibt keine allgemeine, universale und kategorisch geltende Wahrheit, es gibt keinen Fortschritt, keinen Sinn in der Geschichte, keine Begründung für die Gleichberechtigung der Frauen, keine Begründung für einen Widerstand gegen den Kolonialismus. „Nietzsche gelangt wieder und wieder zu dem Ergebnis: Die Gewalt der Elite ist gerechtfertigt“ (ebd.) Aber Mason betont: „Wir können Nietzsche – und anderen Philosophen wie Spengler oder Bergson – nicht die Schuld am Faschismus geben… Aber diese philosophische Bewegung des Irrationalismus gab der reaktionären Politik einen modischen, rebellischen Anstrich“. (183).
Diese Interpretation Paul Masons, Nietzsche könne als ein Wegbereiter des Faschismus verstanden werden, wird übrigens von Philosophen unterstützt, etwa von Prof. Vittorio Hösle (Indiana, USA). In seinem Buch „Eine kurze Geschichte der deutschen Philosophie“ (C.H. Beck Verlag München, 2013) ist ein Kapitel Nietzsche gewidmet mit dem Titel „Die Revolte gegen die universalistische Moral: Friedrich Nietzsche“ (S. 185-207). Hösle schreibt: „Warum Nietzsche ein langes Kapitel widmen? Weil dieser Mensch wirklich Dynamit war. Kein anderer Denker hat so viel zerstört wie dieser philosophische Terrorist“ (S. 186). „Ein Widerwillen gegen Demokratie und soziales Denken ist eine der wenigen Konstanten Nietzsches“ (S. 189). „Es liegt nahe, den Nationalsozialismus als Versuch des Heroismus im Bösen zu deuten, von dem Nietzsche auch inhaltlich einige Ideen vorwegnimmt“ (S. 199).

9.
Anstelle eine vorläufigen Schlusswortes: Was können wir gegen den Faschismus (Putins) tun? „Es braucht eine wehrhafte Demokratie mit Gesetzen, die es erlauben, faschistischen Bestrebungen Grenzen zu setzen. Außerdem brauchen wir eine neue Version der Volksfront – ein Bündnis zwischen der Mitte und der Linken ist Erfolg versprechender, als wenn diese einzeln kämpfen. Und es braucht ein antifaschistisches Ethos aller Kräfte. Das ist eine Aufgabe für die gesamte Gesellschaft. Den Linken, die Olaf Scholz und Emmanuel Macron als ihre größten Feinde sehen, will ich sagen: Wacht auf! Der Feind steht schon vor der Tür. Der Feind sind die Leute, die unsere Demokratie zerstören wollen“. Das sagt der Faschismus-Forscher Paul Mason in einem Interview mit der TAZ vom 21.5.2022.

Copyright: Christian Modehn, Religionsphilosophischer Salon Berlin

Die Russisch-Orthodoxe Kirche und ihr Patriarch Kirill I. von Moskau. Ein Gastbeitrag.

Ein Gastbeitrag von Edgar Dusdal, verfasst Ende April 2022.

Edgar Dusdal ist Pfarrer der Evangelischen Gemeinde in Berlin-Karlshorst. Dort befindet sich auch das „Deutsch-Russische Museum“. Seit Beginn des Krieges Russlands bzw. Putins gegen die Ukraine heißt das Haus „Museum Berlin-Karlshorst“. Am Museum wurde mit Kriegsbeginn die Ukrainische Flagge gehisst.

„Russland, Ukraine, Belarus, das ist die Heilige Rus!“ So betont es seit Jahren immer wieder das Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche, der Patriarch Kyrill I. Sogar auf Rockkonzerten tritt er, für uns ungewöhnlich, mit dieser Botschaft auf und wird dafür von seinen Zuhörern gefeiert.
Die russisch-orthodoxe Kirche meint ihre historische Rolle wieder wahrnehmen zu müssen, die sie vor der Oktoberrevolution 1917 innehatte. Aus ihr leitet sie den Anspruch ab, das heilige Russland vor den Versuchungen des Antichristen zu bewahren und die Einheit von Orthodoxie, Autokratie und Volkstümlichkeit zu garantieren – eine Formel, die unter Zar Nikolaus I. erstmals artikuliert wurde und seit Mitte des 19. Jahrhunderts die drei Säulen bezeichnet, auf denen das russische Imperium ruhe: ein starker Staat, eine starke kirchliche Stütze desselben und die Gemeinschaft des gläubigen Volkes.

Die liberale Kirchenhistorikerin Jelena Beljakowa formuliert es für die Entwicklung Ruslands seit dem Ende der Sowjetunion so: „Es hieß immer, Russland brauche eine nationale Idee, die alle eint. Nun ist sie gefunden. Es ist die Orthodoxie. Die Macht nutzt die Kirche als ideologische Basis: Die Idee des Isolationismus, des russischen Sonderweges, der Gegenüberstellung zu Europa. Die Kirche in Person von Patriarch Kirill vertritt diese Ideen aktiv.“

In einer Rede vor der Staatsduma Anfang 2015 sprach Kirill von einer „großen politisch-religiösen Synthese“, die es zu verwirklichen gelte. Den westlichen Gesellschaften stellte er das Ideal einer „Solidargesellschaft“ gegenüber. In diesem Rahmen rief er die politischen Parteien auf, ihren Wettbewerb einzustellen. Kirche und Politik hätten mit einer Stimme zu sprechen. Mit Putin hat Kyrill diese einheitliche Stimme gefunden.
Die westliche Zivilisation sieht Kyrill an sich selbst zugrunde gehen. Dem Kult um eine Freiheit, die alles verspricht, aber nichts hält, stattdessen in ihrem Namen durch Gay Pride-Paraden, eine vorgegaukelte Emanzipation der Frau und die Auflösung der Familie bereit ist, alle moralischen Werte zu zerstören, steht positiv die russisch-orthodoxe Kirche gegenüber. Dazu führte Kyrill aus:
„Den Tendenzen zu Chaos und Konflikt setzten wir eine große religiös-politische Synthese entgegen, ein soziales Ideal. In dieser Synthese arbeiten die verschiedenen ethnokulturellen, sozialen, beruflichen, religiösen Altersgruppen um des Allgemeinwohls willen zusammen. Auch das Volk und die Macht arbeiten zusammen, statt Konflikte auszutragen. Die Ethnien und die Religionen und selbst die politischen Parteien verzichten auf Konflikte. Ich bezeuge und danke Gott, dass die heutige Zusammensetzung der Staatsduma praktisch das verkörpert, wovon ich jetzt gesprochen habe.“
Dass Putin zuvor verhinderte, dass oppositionelle Parteien überhaupt zur Wahl antreten konnten, wird durch Kyrill mit diesen Worten noch einmal religiös legitimiert.

Und so wie Kyrill die Politik Putins religiös beglaubigt, räumt Putin im Gegenzug der Kirche eine wichtige Rolle in der Gesellschaft ein. In einer Rede zur Lage der Nation betont er:
„Die moralischen Grundlagen des orthodoxen Glaubens haben unseren nationalen Charakter und die Mentalität der Völker Russlands in vieler Hinsicht geprägt, haben die besten schöpferischen Eigenschaften unseres Volkes geweckt und Russland geholfen, einen würdigen Platz in der europäischen und in der Weltzivilisation einzunehmen. Für die russische Staatlichkeit, für unser Nationalbewusstsein, ist die Orthodoxie eine geistige Stütze geworden.“ Und weiter: „Wir müssen jene Institute, die für traditionelle Werte stehen und historisch bewiesen haben, dass sie in der Lage sind, sie von Generation zu Generation weiterzugeben, mit allen Mitteln unterstützen.“

Auf dem Allrussischen Weltkongress 2016 in Moskau  betonte Kyrill I. dazu noch: „Die traditionellen Werte des heiligen Russland haben Vorrang vor dem Konzept allgemeingültiger Menschenrechte. Russland befindet sich im Kriegszustand mit dem Westen.“ Seinen Bischöfen gegenüber äußerte Kyrill: „Gegen das russische Volk werde ein gut geplanter, unblutiger Krieg geführt, der seine Vernichtung zum Ziel hat. Im Westen ist eine gewaltige Industrie der moralischen Verkommenheit am Werke. Die russische Orthodoxie ist die einzige Kraft, die dem etwas entgegensetzen kann.“
Putin begrüßt das gedeihliche Wirken der Kirche. Wenn er in Kirchen Kerzen anzündet, für die im Donbass für Neurussland gefallenen Soldaten, dann ermutigt er auch die Freiwilligen, die dort auf russischer Seite kämpfen. Es gibt sogar einen Zusammenschluss von Kämpfern, die sich als „Armee der russischen Orthodoxie“ bezeichnen und meinen, in einem heiligen Krieg zu stehen.

Die Allianz zwischen Kirche und Staat hat also, wie wir gerade sehen, auch außenpolitische Konsequenzen. Denn die russische Führung zieht die Religion heran, um damit Russlands Anspruch auf die orthodoxen Nachbarländer Weißrussland und die Ukraine zu erheben. Besonders auf Kiew, wo einst die heilige Rus, das mittelalterliche russische Reich gegründet wurde. Präsident Putin begründet auch den Anspruch auf die im Frühjahr 2014 annektierte Halbinsel Krim unter anderem mit der Orthodoxie. In seiner Rede zur Lage der Nation Ende 2014 sagte er:
„Auf der Krim befindet sich der geistige Quell der russischen Nation und des zentralisierten Russischen Staates aus den unterschiedlichen Stämmen der slawischen Welt. Denn auf der Krim nahm Fürst Wladimir das Christentum an und taufte dann die ganze Rus. Für Russland hat die Krim eine sakrale Bedeutung. So wie der Tempelberg in Jerusalem für Muslime und Juden. Und ebenso werden wir uns dazu verhalten. Heute und für immer.“
Allerdings, und das muss man wissen, handelt es sich bei der Taufe von Fürst Wladimir I., durch die er 988 auf der Krim den byzantinischen Glauben annahm, eher um eine Legende. Wahrscheinlicher ist es, dass er im Dnepr getauft wurde und im Anschluss an seine eigene Taufe seine Untertanen prügeln ließ, damit auch sie die Taufe annahmen. Es ist erst Katharina die Große, die die Krim 1783 für Russland eroberte.
Bei Kyrill I. liest sich das so: „Die heilige Taufe am Dnepr hat ein großes christliches Volk geboren, das Volk zu dem wir gehören, die heilige Rus, das ist die Kiewer Rus.“
Der ursprüngliche Name des Fürsten Wladimir lautet übrigens Valdamarr Sveinaldsson, handelt es sich bei ihm doch um einen schwedischer Wikinger, oder Waräger, wie sie in Kiew genannt wurden. Denn bei der Kiewer Rus handelt es sich um eine Gründung der Waräger, Kriegshändlern aus Schweden, die in die weitverzweigten Flussnetze Russlands eindrangen und ein riesiges Tribut-Imperium errichteten.
Diese Leute aus dem Land jenseits des Meeres wurden die Rus genannt. Das Wort wurde (wahrscheinlich) von „Ruotsi“ – die Ruderer – abgeleitet. Doch von dieser sogenannten „normannistischen These” möchte Putin nichts wissen. Er renationalisiert diese verrufene Gründungsgeschichte der Kiewer Rus. Deshalb legt er besonders großen Wert auf das Bekenntnis zur Orthodoxie. Denn in ihr findet er die entscheidende Klammer für seine These von der historischen Einheit von Russland, der Ukraine und Belarus, die auch Kyrill I. zu behaupten nicht müde wird.
Der Historiker Leonid Reschetnikow, immerhin Direktor des russischen Instituts für strategische Forschung, äußert sich in einem Film über die Bedeutung der Krim für Russland wie folgt:
„Hier begann die historische Mission des russischen Volkes, das Licht Christi, unser Verständnis vom Leben um unsere orthodoxe Zivilisation der ganzen Welt zu bringen. In dieser Kapelle wurde Fürst Wladimir getauft.  Wir haben diese Quelle lange vergessen und müssen sie säubern, sonst begreifen wir die Mission Christi nicht, mit der er das russische Volk betraut hat, und die durch die Wiedervereinigung mit der Krim  unter Präsident Wladimir erfüllt wurde. Putin ist nicht nur ein geopolitisches Ereignis, es ist ein göttliches Ereignis, ein Neubeginn der göttlichen Mission, die das russische Volk seit 1000 Jahren erfüllt.“
Dass sich Putin ähnlich geschichtstheologisch äußert, konnten wir bereits oben lesen. Es sind diese Elemente, die die Eroberung der Krim legitimieren, ja zu der es sogar einen göttlichen Auftrag gibt: Es ist eine göttliche Mission, mit der Russland betraut ist, denn wie Putin bemerkte, hat die Krim für Russland eine sakrale Bedeutung. Und um die Qualität dieser Bedeutung zu charakterisieren, zieht Putin den Vergleich mit dem Tempelberg und dessen Bedeutung für Juden und Moslems heran.
Und es wirkt wie eine Steilvorlage, dass der Direktor des russischen Instituts für strategische Forschung durch die Namensgleichheit den ersten Wladimir als Begründer der orthodoxen Mission bezeichnet und den zweiten Wladimir (Putin) zum Erneuerer dieser göttlichen Mission stilisieren kann.
Doch nicht die Krim, sondern Kiew ist die Wiege der russisch-orthodoxen Kirche. Dort befindet sich das Patriarchat, Kiew wird zum neuen Jerusalem. Als das ostslawische Reich, die Kiewer Rus, durch die Mongolen zerstört wird, ist das der Anfang für den Aufstieg der Moskowiter, die bald auch das Patriarchat 1589 übernehmen. Russland, Weißrussland und die Ukraine gehen seit der Zerstörung der Kiewer Rus unterschiedliche Wege, die nachzuzeichnen hier nicht der Ort ist.
Der Mönch Filofei formuliert den neuen religiösen Anspruch Russlands und Moskaus 1520 mit folgender Theorie: „Der Zar ist auf der ganzen Erde der einzige Herrscher über die Christen, der Lenker der heiligen göttlichen Throne, der heiligen Kirche, die statt in Rom und Konstantinopel in der gesegneten Stadt Moskau ist. Sie allein leuchtet auf der ganzen Welt heller als die Sonne. Denn wisse: Alle christlichen Reiche sind vergangen gemäß den prophetischen Büchern. Zwei Rome sind gefallen, aber das dritte steht. Und ein viertes wird es niemals geben.“ Moskau ist also das Dritte Rom. Zentrum des wahren Christentums und Erbe und Verfechter des Glaubens in der Welt. Bis 1917 spielte diese Idee eine große Rolle für das Sendungsbewusstsein der Orthodoxie, wie für das Zarentum. Im 19. Jahrhundert verband sich die Rom-Idee mit dem Panslawismus, der Befreiung aller slawischen Völker vom osmanischen Joch durch Russland. Selbst der Sowjetkommunismus kann noch als säkulare Form dieses Sendungsbewusstseins angesehen werden. Der russische Imperialismus speiste sich also schon immer auch aus den Quellen der Orthodoxie. An diese Traditionen knüpfen sowohl Putin als auch Kyrill I. an.
Einen Tag vor dem Angriff Russlands auf die Ukraine, also am Mittwoch den 23.Februar, fand in Russland der „Tag des Verteidigers des Vaterlandes“ statt. Patriarch Kyrill I. gratulierte Putin aus diesem Anlass: Versehen mit der Anrede „Exzellenz, lieber Wladimir Wladimirowitsch“ schreibt der Patriarch: „Heute ehren wir die Leistung derer, die einen verantwortungsvollen Militärdienst leisten, über die Grenzen ihres Heimatlandes wachen und sich um die Stärkung seiner Verteidigungsfähigkeit und nationalen Sicherheit kümmern.“ Eigenschaften wie Tapferkeit, Mut und Entschlossenheit, „glühende Liebe zum Vaterland und Bereitschaft zur Selbstaufopferung“ hätten jahrhundertelang das russische Volk ausgezeichnet, „das durch den Schmelztiegel vieler Prüfungen“ gegangen sei.
Die russisch-orthodoxe Kirche habe immer versucht, einen bedeutenden Beitrag zur patriotischen Erziehung der Landsleute zu leisten, betonte der Patriarch und hebt hervor: „Die Kirche sieht im Militärdienst eine aktive Manifestation der Nächstenliebe,… ein Beispiel für die Treue zu den hohen moralischen Idealen der Wahrheit und Güte.“
Kyrill I. bekundete zwar   seinen „tiefen Schmerz“ über den Krieg, doch äußerte er kein Wort dazu, dass Putin einen ungerechten Angriffskrieg führt. Statt dessen gehören für ihn die ukrainischen Soldaten zu den „Kräften des Bösen“.
So bleiben weiterhin seine Worte bestehen, in denen er die Wahl Putins zum Präsidenten als „Wunder Gottes“ bezeichnete und dessen „Aufmerksamkeit für das spirituelle Leben der Menschen, für Ihr Verhältnis zwischen Politik und Moral“ würdigte. Dass Putin ein auf Geschichtsverfälschungen und Lügen aufgebautes Politikverständnis praktiziert, werden wir von Kyrill wohl kaum erfahren.
Stattdessen betonte er, sich an Putin wendend:
„Sie haben für sich den Weg des spirituellen und moralischen Dienstes gewählt und Sie gehen ihn mit Würde, Weisheit und einem tiefen Verständnis der Verantwortung für das Schicksal unseres Volkes, für das Schicksal Russlands.“ Putin, so Kyrill, sei von Gott gesandt und habe „die schiefe Kurve der russischen Geschichte begradigt“.
In der Christ-Erlöser Kirche nannte Kyrill den Krieg, der Sprachregelung Putins folgend, nicht Krieg, sondern einen Kampf, allerdings einen „Kampf, der keine physische, sondern eine metaphysische Bedeutung hat“. Das heißt, das was wir vor unseren Augen physisch sehen, ist nicht die eigentliche Realität. Diese liegt hinter den Kampfhandlungen verborgen und zeigt sich nur den Wissenden. Und denen offenbart sich, dass hier das Volk Christi gegen die Anhänger des Antichristen kämpft. Damit wird für Kyrill der Krieg zu einem heiligen Krieg, in dem die höchsten Werte der Orthodoxie auf dem Spiel stehen.
Wissen sollte man noch, dass nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion die Kirche, nach dem Soziologen Detlef Pollack „zum Hoffnungsträger einer gedemütigten Nation“ wurde. „Demnach stieg die Zahl derer, die sich mit der Orthodoxie identifizieren, von 1990 bis 2020 von einem Drittel auf mehr als zwei Drittel der Bevölkerung, die Zahl der Gläubigen wuchs von 44 auf 78 Prozent. Die orthodoxe Kirche sei zur Trägerin nationaler Identität geworden. „Seit Jahrzehnten meint eine Mehrheit, um ein wahrer Russe zu sein, müsse man orthodox sein“.
Zu Putins und Kyrills Weltbild gehört es, dass Russland das angegriffene Opfer westlicher Mächte sei. „Kultureller Pluralismus, Homosexualität und Meinungsvielfalt gefährden in diesem Weltbild die Identität der russischen Kultur“, unterstreicht Pollack. „Russland muss sich schützen und für seine bedrohte Identität eintreten.“

Für Putin und Kyrill sei Russland eine unbesiegbare Nation, deren einstige Bedeutung seit dem Ende der Sowjetunion aber bedroht sei. „Aus dem Gefühl der Bedrohung entsteht ein Bedürfnis nach kultureller Selbstbehauptung, eine hochgefährliche Mischung von Demütigungsgefühlen und Überlegenheitsansprüchen.“ „Anstatt die Wirtschaftsleistung zu stärken, verfolgt die Regierung das Projekt einer Stärkung des Nationalbewusstseins, das die eigene Kultur überhöht und für alle Probleme im Land den Westen verantwortlich macht.“
Doch das heilige Russland, und darin stimmen Putin und Kyrill überein, dürfe durch andere Kulturen nicht beschmutzt werden.

Es wäre allerdings eine zu einseitige Darstellung, wenn man es bei diesem Befund beließe. Zumindest unter den russisch-orthodoxen Gemeinden in Deutschland gibt es viele, die sich vom Kurs ihrer Heimatkirche distanzieren, ukrainischen Flüchtlingen in Deutschland helfen, auch wenn sie das nicht groß öffentlich machen, Geld sammeln, Unterkünfte bereitstellen und bei ihrer Integration hier behilflich sind. Dazu zählen auch russisch-orthodoxe Gemeinden in Berlin.

Copyright: Edgar Dusdal, Berlin-Karlshorst.

Patriarch Kyrill von Moskau wird auf eine neue Sanktionsliste der E.U. gesetzt.

Ein Hinweis von Christian Modehn am 4.5.2022

1. Eine Tat der EU, zu der die Kirchen nicht in der Lage sind.

Die Kirchen, ökumenisch halbwegs vereint, etwa im „Weltrat der Kirchen“ (ÖRK in Genf), sind seit Kriegsbeginn am 24.2. 2022 außerstande, klipp und klar und schnell und präzise mitzuteilen: Patriarch Kyrill von Moskau gehört als Kriegstreiber und Ideologe des Kriegsherren Putin nicht mehr zu Ökumene. Das sollte bedeuten: Nach Einschätzung der weltweiten Ökumene kann Kyrill also nicht mehr als christlicher Repräsentant einer Kirche gelten, sein offizieller Titel „Seine Heiligkeit“ ist ein Skandal, bestenfalls ein Witz. Soll er seinen Weihrauch schwenken und Altslawisch singen, das Ganze (Liturgie genannt) ist nichts als Theater, an dem auch Putin teilnimmt. Tatsächlich hat die EU erkannt: Patriarch Kyrill ist so tief mit dem Putin-System liiert, dass er international von der demokratischen Gemeinschaft der Staaten bestraft werden muss, genauso wie Putin selbst und seine Oligarchen. Das heißt: Patriarch Kyrill ist aufgrund seiner eigenen vielen Millionen Dollar selbst ein Oligarch.

2.
Was also die Kirchen weltweit, ängstlich und zaghaft wie üblich, nicht tun können und wollen (immerhin hat die Russisch-Orthodoxe Kirche auch Geld für den ÖRK mit großen Finanzproblemen beigesteuert): Das unternimmt nun die EU: Sie hat vor, Stand: 4.5.2022, seiner „Heiligkeit” Kyrill auf die EU – Sanktionsliste zu setzen.
Bravo. Die religionsunabhängigen demokratischen Politiker der EU sind nach mehr als zwei Monate dauerndem Krieg Putin etwas klüger und mutiger und entschiedener als die Theologen der Ökumene.

3.
Kyrill Sprecher hat, wie erwartet jegliche Betroffenheit von dieser EU Strafe zurückgewiesen. Dabei ist auch auf dieser website dokumentiert worden, im Anschluss etwa an die Recherchen des russischen Philosophen Michel Ryklin, Berlin, dass seine „Heiligkeit“ viele Millionen Dollar sein Eigentum nennt. „Der Kommissions-Vorschlag, der am Mittwoch – 4.5.2022 – geprüft und zur Abstimmung vorgelegt werde, könnte im Rahmen des sechsten Sanktionspakets unter anderem ein Einreiseverbot für das Kirchenoberhaupt sowie das Einfrieren seines Vermögens zur Folge haben.“ (Quelle: https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/russisch-orthodoxer-patriarch-kyrill-soll-auf-eu-sanktionsliste,T4qgJfd)

4.
Wenn diese Sanktion gegen seine „Heiligkeit“ Realität wird, dann werden sicher auch Vertreter der Russisch – orthodoxen Kirche NICHT zur Vollversammlung des ÖRK Anfang September nach Karlsruhe kommen. Eine interessante Entwicklung. Es sind also Politiker der EU, die dafür sorgen, dass Kyrills Kirche nicht in Karlsruhe dabei ist.
Vielleicht könnte als Ersatz Kriegsherr Putin selbst, als Laien-Repräsentant der Russisch – orthoxen Kirche, nach Karlsruhe eingeladen werden, er würde sicher die gleichen Worte wie sein christlicher Ideologe „seine Heiligkeit“, der Patriarch, sprechen. Schließlich sind sie ja beide als ehemalige KGB Mitarbeiter „Brüder im Geiste“.

Copyright: Christian Modehn, Religionsphilosophischer-Salon Berlin.

Fromme Worte und Floskeln zum Ukraine – Krieg. Die Osteransprache von Papst Franziskus am 17.4.2022.

Ein Hinweis von Christian Modehn am 17.4.2022.

Siehe auch diesen Hinweis “Die Osteransprache des Papstes, die nicht gesprochen wurde: LINK:

Es ist die Mühe wert, die Osteransprache von Papst Franziskus am 19.4.2022 genauer anzuschauen.

Vorweg zur Einstimmung diese Frage:

Warum um Himmels willen sagt der Papst in seiner Ostersprache nicht diese wenigen Worte: “Präsident Putin, beenden Sie sofort diesen Krieg!”

Dies ist der Traum: Der Papst wiederholt dann immer wieder diese Worte in allen ihm zur Verfügung stehenden Sprachen, sogar auf Russisch sagt er sie,  selbst die alten Kardinäle an seiner Seite sprechen dann mit, solange, bis die ganze Menge auf dem Petersplatz ebenfalls brüllt und schreit und weint: “Putin, beenden Sie dieses Ihr Morden, beenden Sie sofort diesen Ihren Krieg”. Und dieses Brüllen und Schreien zusammen mit dem Papst wird zu einem großen Spektakel in ganz Rom, nun wirklich “urbi et orbi”. Auf dem Petersplatz dauert es eine ganze halbe Stunde lange, pünktlich bis 12.20 Uhr am Ostersonntag, ein Spektakel, das in die ganze Welt übertragen wird und die Welt erschüttert…Und sehr viele sagen auf einmal: Dieses Spektakel ist doch wirksamer als diese ewig selben frommen Worte und Floskeln und spirituellen Vertröstungen der üblichen Osteransprachen….Aber leider ist dies nur ein Traum!   (Siehe auch eine Kuzfassung dieser nicht gesprochenen Osteransprache des Papstes: LINK).

1.
Der Papst betont zu Beginn im Blick auf den Krieg in der Ukraine: „Wir haben zu viel Blutvergießen, zu viel Gewalt gesehen.“
Wer ist “wir“? Der Papst meint offensichtlich auch sich selbst. Denn es folgt die erstaunliche, nur angedeutete theologische Erkenntnis: „Es fällt uns (deswegen) schwer zu glauben, dass Jesus wirklich auferstanden ist, dass er den Tod wirklich besiegt hat. Ist es vielleicht eine Illusion? Das Ergebnis unserer Einbildungskraft?“
Diese bewegende und für einen Papst außergewöhnliche Frage wird von Franziskus nicht weiter vertieft. Sonst käme er zu der Erkenntnis, dass wahrscheinlich die Gottesfrage der Christen und die Deutung der „Auferstehung Jesu von Nazareth“ ganz anders als bisher dogmatisch üblich besprochen werden sollte.
2.
Davor aber schrickt der Papst zurück. Er beantwortet unmittelbar danach seine provozierende Frage in der Weise der alten, traditionellen Bibeldeutung (im Sinne der ziemlich gedankenlosen, aber so einfachen Wiederholung der biblischen Sprüche) und sagt rigoros und unvermittelt: „Nein, es ist keine Illusion! Heute erklingt mehr denn je die Osterbotschaft, die dem christlichen Osten so teuer ist: Christus ist auferstanden! Er ist wahrhaftig auferstanden!“
Schon zuvor hatte der Papst nach alter Art betont: “Jesus zeigt den Jüngern die Wunden an seinen Händen und Füßen, die Wunde an seiner Seite: Es ist kein Gespenst, es ist er, derselbe Jesus, der am Kreuz starb und im Grab war. Unter den ungläubigen Blicken der Jünger wiederholt er: „Friede sei mit euch!“ (Joh 20,V. 21). Wie bitte? Jesus am Kreuz ist derselbe wie der Auferstandene? Bei der Frage sind die Evangelisten ganz anderer Meinung, fundamentalistisch verstanden wandelt da der Auferstandene durch die Türen, kommt und verschwindet wie ein Geist, wann er sich der Gemeinde zeigen will. Hat der Papst Exegese studiert?
3.
Nach dieser traditionellen Predigt findet der Papst den Bogen zum Krieg in der Ukraine. Dabei fällt auf, dass er den Verursacher des Krieges, und das ist absolut eindeutig und von allen Demokraten geteilt, der russische Staatschef Wladimir Putin, mit keinem Wort erwähnt. Sondern der Papst gleitet in der Reflexion der Schuldfrage in die uralten biblischen Mythen ab und beginnt unvermittelt auch noch von Kain und Abel zu sprechen: Wir, sagt der Papst, „tragen den Geist Kains in uns, der Abel nicht als Bruder, sondern als Rivalen ansieht und darüber nachsinnt, wie er ihn beseitigen kann.“ Schwadronieren über Kain und Abel also, kein Wort zu Putin als Putin!
4.
Wer ist das „Wir“? Auch der „heilige Vater“ ? Oder bloß die auf dem Petersplatz versammelte Gemeinde, oder sogar die Welt der Menschen und damit, ungenannt, eben auch Putin?

Das „Wir“ bleibt aber unklar, eine typische nebulöse Floskel könnte man meinen. Natürlich haben alle Menschen als endliche Menschen Böses getan. Aber hier geht es um Kain, den Brudermörder, und der ist angesichts des Krieges Russland in der Ukraine klar mit einem Namen zu benennen. Davor hat der Diplomat Papst Franziskus noch Angst…
Der Papst weicht wieder ins unverbindliche Spirituelle aus, wenn er fortfährt: „Wir brauchen den auferstandenen Gekreuzigten, um an den Sieg der Liebe zu glauben, um auf Versöhnung zu hoffen. Heute brauchen wir ihn mehr denn je, der zu uns kommt und uns erneut sagt: „Friede sei mit euch!“
5.
Wieder das Übliche, Erwartbare, was schon 10 Päpste vor ihm auch hätten genauso sagen können: Jesus stiftet Frieden, er führt zum Sieg der Liebe etc.. Wie diese himmlische Hilfe Jesu im Verbund mit den Menschen hier geschehen kann, wird noch nicht einmal angedeutet. Und dann folgen sehr merkwürdige Überlegungen: Dass die Wunden Jesu eigentlich unsere (?) Wunden seien. Daraus zieht der Papst einen Schluss, der nicht anders als esoterisch genannt werden kann: „Die Wunden am Leib des auferstandenen Jesus sind das Zeichen des Kampfes, den er für uns mit den Waffen der Liebe geführt und gewonnen hat, auf dass wir Frieden haben, in Frieden sein und in Frieden leben können.“
Also müsste eigentlich angesichts der überwundenen Wunden Jesu allüberall Frieden herrschen … oder was?
6.
Nun wendet sich der Papst wieder der „leidgeprüften“ (wie sanft formuliert, CM) Ukraine zu und sagt: „Gehe bald eine neue Morgendämmerung der Hoffnung über dieser schrecklichen Nacht des Leidens und des Todes auf! Möge man sich für den Frieden entscheiden“.
Anstelle vom Kriegsverbrecher Putin spricht der Papst nur von einem neutralen MAN, das (der) sich zum Frieden bekehre. Noch einmal: Wer ist dieses Man? Doch wohl im demokratischen Verständnis eindeutig Putin und seine Kriegstreiber, wie auch der ehemalige KGB Agent Patriarch Kyrill I.von Moskau. In seiner anonymen Rede von einem „Man“ fährt Papst Franziskus er fort: „Möge man sich für den Frieden entscheiden. Man höre auf, die Muskeln spielen zu lassen, während die Menschen leiden“.
Was soll das denn nun? Wer spielt denn da mit den Muskeln, Krieg als Muskelspiel, welch ein Wahn!
7.
Zum Schluss seiner offenbar von diplomatischen Erwägungen bestimmtenRede (im Hintergrund das Übliche:. „Der Papst muss die katholische Kirche in Russland schützen“) folgt wie erwartbar die spirituelle Zusage, dass der Papst „in seinem Herzen“ (so wörtlich) all die vielen ukrainischen Opfer und die Millionen Flüchtlinge in seinem Herzen trägt… Die Ansprache endet: „Brüder und Schwestern, lassen wir uns vom Frieden Christi überwältigen! Der Frieden ist möglich, der Frieden ist eine Pflicht, der Frieden ist die vorrangige Verantwortung aller!
8.
Der Friede ist also die vorrangige Verantwortung aller, also auch der Kirchen, auch des Papstes. Das klingt gut, ist aber zu allgemein und unverbindlich. Danach hätte es interessant werden können, welchen konkreten politischen Friedensbeitrag denn der Papst, zugleich Chef des Staates Vatikanstadt, denn aktuell zu tun gedenkt. Oder auch: Wie er Friedenserziehung nicht als Blabla einer Spiritualität des Blutes Christi, sondern als politische- ethische Ausbildung aller Katholiken in den Mittelpunkt zu stellen gedenkt. Nichts davon.
9.
Es folgt zum Ende dieser vielleicht weltweit beachteten Rede die übliche Zusage des Ablasses durch einen Kardinal auf der Loggia und dann der übliche Segen des Papstes „Urbi et Orbi“. Wie oft haben Päpste die Stadt und den Erdkreis gesegnet … wurde durch den päpstlichen Segen die Stadt und der Erdkreis (urbi et orbi) nachweislich, empirisch spürbar, friedlicher, berechter? Ich fürchte nein. Diese Segen waren nur etwas sehr Spirituelles“….

10.
Die entscheidende Frage ist noch einmal formuliert:
Warum sagt der Papst nicht in seiner Oster-Ansprache vom 17.4. 2022? Hat er denn keinen politischen Mut mehr? Er hätte doch laut und deutlich sagen können:

“Lieber Patriarch Kyrill, auch du darfst dich, wie ich auch, „Heiligkeit“ nennen.
Sage doch als „Heiligkeit“ bitte deinem angeblich rechtgläubigen, orthodoxen, Weihrauchschwaden und Kerzen liebenden Mitchristen Wladimir Putin: Er solle in Gottes Namen SOFORT diesen Krieg beenden. Wenn nicht, wird er immer mehr zum Völkermörder. Zum Nihilisten, zum Zerstörer. Er stellt sich außerhalb der Humanität.

Und falls du, Kyrill, du Heiligkeit, das nicht willst, weil du aus KGB- Zeiten mit Putin bekanntlich eng verbunden bist:

Dann wende ich mich jetzt eben direkt an den rechtgläubigen Christen, Präsident Wladimir Putin: „Herr Putin, beenden Sie diesen von Ihnen inszenierten Krieg gegen die Ukraine und gegen die Demokratie SOFORT. Beenden Sie in Gottes Namen diesen Krieg!
Wir Katholiken beten ab jetzt nicht nur für den Frieden. Sondern auch: Immer wenn wir einander sehen und begegnen, rufen wir uns zu: „Putin ist ein Kriegsverbrecher. Putin, beende den Krieg.“

Quelle: https://www.vaticannews.va/de/papst/news/2022-04/vatikan-wortlaut-segen-ostern-papst-franziskus.html
Copyright: Christian Modehn, Religionsphilosophischer Salon Berlin

Patriarch Kyrill muss endlich verurteilt werden.

Sind Europas Christen auch ohnmächtig gegenüber dem Putin-Ideologen Kyrill?

Ein Hinweis von Christian Modehn am 11.4.2022.

Und zum orthodoxen Osterfest 2022:

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(Foto: Oleg Varov/AP)

Patriarch Kyrill, Chef der Russisch-Orthodoxen Kirche und wie Pution KGB Mitglied,  gilt als Unterstützer des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Hier beim Ostergottesdienst in der Christ-Erlöser-Kathedrale in Moskau, sie  demonstrierten ihre Verbundenheit.

…………………..

Allmählich wächst die Distanz: Einige orthodoxe Gemeinden in Europa, mit dem russischen Patriarchen verbunden, trennen sich von ihren Bindungen an diesen Kriegstreiber Kyrill., er nennt sich „seine Heiligkeit“.

Seit dem 23.2.2022 haben wir auf dieser Website sieben Beiträge über den Kriegstreiber und Putin-Freund, Patriarch Kyrill, veröffentlicht. Der Inhalt dieser Hinweise ist deutlich: Kyrill ist als Putin-Ideologe und ehemaliges KGB Mitglied ein wichtiger Kriegstreiber.

Wer gegen Putins Krieg kämpft, muss gegen Kyrill kämpfen. Das heißt: Er muss von der Ökumene angeklagt und aus der ökumenischen Gemeinschaft ausgeschlossen werden. Kyrill hat nicht im entferntesten Verständnis oder oder gar Sympathien für die demokratische Welt und die Menschenrechte. Er ist, so möchte man meinen, völlig benebelt, auch von den Weihrauchschwaden die durch seine Kathedralen schweben…

In den obersten Gremien der Kirchen, im Vatikan mit Papst Franziskus, in katholischen Bischofskonferenzen, in protestantisch geprägten ökumenischen Räten (wie dem ÖRK in Genf) herrscht hingegen vornehme Sanftheit gegen ein hartes Vorgehen gegen Kyrill. Papst Franziskus will sehnsüchtig diese andere Heiligkeit (Kyrill) alsbald treffen, er träumt noch immer davon, wie wichtig eine theologischer Versöhnung mit dieser nationalistischen orthodoxen Kirche ist…

Offenbar kann man noch immer (am 11.4.2022) davon ausgehen, dass es sogar eine große russisch-orthodoxe Delegation beim Welttreffen/bei der Vollversammlung des ÖRK in Karlsruhe, Anfang September 2022, geben soll. Wahrscheinlich wollen die Ökumeniker bei dieser Tagung ganz sanft, wie üblich, die frommen Putin – Ideologen aus Moskau von ihrem Weg ein bißchen abbringen…Aber dann wird es schon zu spät sein; dann wird die halbe Ukraine von Putin zerstört sein, mit Unterstützung des Patriarchen und seiner Untergebenen.  Kyrill muss jetzt, sichtbar für die Welt, vor allem die leidende Ukraine, von den Christen weltweit angeklagt und isoliert werden. Er ist alles andere als eine Heiligkeit…

Nebenbei, aber nicht unwichtig: Die Russisch-orthodoxe Kirche zahlte 2020 und 2021 als ihren freiwlligen Beitrag dem “Ökumenischen Weltrat der Kirchen” in Genf (ÖRK) eher einen sehr bescheidenen Betrag (in Schweizer Franken umgerechnet); der finanzielle Beitrag ist bescheiden, wenn man etwa das Luxusleben des Millionärs Patriarch Kyrill betrachtet: 2020 wurden 10.229CHF an den ÖRK überwiesen ; 2021 waren es 10.618CHF. Mit anderen Worten: Wenn die Russisch.orthodoxe Kirche aus dem ÖRK ausgeschlossen wird, wäre dies für diese ökumenische Weltorganisation kein finanzieller Verlust. Quelle: LINK

Inzwischen muss am 11.4.2022 von weiteren Ungeheuerlichkeiten des Putin-Ideologen Patriarch Kyrill berichtet werden:

1.
Den kürzlich verstorbenen sehr rechtsextremen Politiker, Antisemiten und Rassisten Wladimir Schirinowski würdigte der Patriarch als „talentierten und leidenschaftlichen russischen Patrioten“. Kyrill gibt sogar zu, „gute und persönliche Beziehungen zu Schirinowski seit vielen Jahren gehabt zum haben.“ Kyrill attestierte dem Verstorbenen „Gelehrsamkeit, Kenntnisse der Weltgeschichte wie der nationalen Geschichte und der internationalen Beziehungen“. (Quelle: Tagespost, 7.4.2022).
Man lese Beiträge über Schirnowski in der kritischen, demokratischen Presse, um sich von den Lügen des Patriarchen zu überzeugen.

2.
In seiner Sonntagspredigt vom 10.4.2022 sagte der Patriarch u.a.:
“Möge der Herrgott uns allen in dieser schweren Zeit für unser Vaterland helfen, uns zu vereinen, auch um die Staatsorgane herum”, sagte das Kirchenoberhaupt .Und er fuhr fort: “Dann wird unser Volk echte Solidarität und die Fähigkeit haben, äußere und innere Feinde abzuwehren und unser Leben so zu gestalten, dass in diesem Leben so viel Gutes, Wahrheit und Liebe wie möglich gibt”, so Kyrills Predigt. (Quelle: KNA und DOM RADIO, 10.4.2022)

Copyright: Christian Modehn, Religionsphilosophischer Salon Berlin.