Homosexualität ist kein Verbrechen, bleibt aber eine Sünde. Verworrenes von Papst Franziskus im Januar 2023.

Von Christian Modehn am 30.1.2023.

Die Stellungnahmen von Papst Franziskus zur Homosexualität werden immer zwiespältiger. Sie bestätigen nur das Hin-und Her-Lavieren der katholischen Kirche bei dem Thema.

Ende Januar 2023 hat Papst Franziskus gleich zweimal zu diesem Thema Stellung genommen. In einem Interview für AP am 25.1.2023 LINK und in einem Brief an den US-amerikanischen Jesuiten James Martin. LINK. Siehe auch handschriftlich LINK.

Erstens sagte der Papst: „Homosexualität ist kein Verbrechen“. Also keine Untat, die in mehr als 60 Staaten immer noch gesetzlich verfolgt und bestraft wird.

Kommentar: Eine scheinbar mutige Aussage, in der sich der Papst von den mehr als 60 Staaten und ihrer Politiker absetzt, die immer noch Homosexuelle verfolgen, ausgrenzen, quälen, töten. Damit spricht sich der oberste Chef der römischen Kirche aber endlich nur für den allgemeinen humanen Standard aus, den vernünftige und gebildete Menschen (und deren Politiker) schon seit etlichen Jahren vertreten.
Und die Wahrheit, die immer mehr vernünftige und gebildete Menschen verteidigen, heißt: Homosexualität (um nur von ihr zu sprechen in der Vielfalt queeren Lebens) ist normal, sie ist nichts anderes als eine Variante in den sexuellen Orientierungen. Die universal geltenden Menschenrechte stehen über allen positiven Gesetzen der Staaten und über allen faktischen Lehren, Dogmen der verschiedenen Religionen. Menschenrechte sind der universale Maßstab.
Die päpstliche Aussage „Homosexualität ist kein Verbrechen“ scheint in gewisser Weise mutig zu sein, wenn man bedenkt, dass der Papst Anfang Februar 2023 den Staat Südsudan besucht, deren Bewohner zu 77% sich Christen nennen (39 % nennen sich katholisch). Dieser Staat Südsudan aber hat Gesetze, die Homosexuelle bestrafen und ausgrenzen. Und die dortigen katholischen wie anglikanischen Bischöfe unterstützen diese staatlichen Gesetze. Es wird also nicht leicht sein, wenn der Papst, der ja eigentlich nur für „geistliche“ und „moralische“ Verhalten zuständig ist, nun dort hoffentlich zum leidenschaftlicher Verteidiger der Homosexuellen wird und lautstark verkündet: „Auch die Homosexuellen im Südsudan sind keine Verbrecher“. Wird seine Stimme vernommen? Der Papst wird wohl leider unverrichteter Dinge wieder nach Rom zurückfliegen: Denn die Regierung des Südsudan kann der Papst nicht austauschen, und die Katholischen Bischöfe ebenfalls nicht. Die werden wohl bei ihrer tiefsitzenden, angeblich theologisch begründeten Anti-Gay-Haltung bleiben.
Man möchte man den Politikern und Bischöfen in Südsudan zurufen: Schafft endlich demokratische Gesetze, beendet die Verfolgung von Homosexuellen und sorgt endlich dafür, dass die eigene Bevölkerung nicht länger verhungert… Dies zu sagen hat gar nichts mit Neo-Kolonialismus zu tun. Nur mit der Geltung der universalen (!) Menschenrechte.

Zweitens sagte der Papst: Der Papst ergänzt zur selben Zeit, Ende Januar 2023, ebenfalls gleich zweimal sein erstes Statement und lehrt: „Homosexualität ist Sünde“! Und dies mit der Begründung: „Weil der offizielle Katechismus der römischen Kirchen (verfasst unter Kardinal Ratzinger) Sexualität nur in der Ehe erlaubt“.

Kommentar:
Der Papst stellt also zum hundertsten Male wie seine Vorgänger schon ganz deutlich heraus: Homosexualität ist Sünde. Und damit sind konsequenterweise Homosexuelle auch besonders stigmatisierte Sünder. Vor allem Homosexuelle gelten nun wieder einmal als auffällige Sünder.
Theologisch ist die Aussage verrückt und falsch, sie muss von vernünftigen Theologen energisch zurückgewiesen werden: Denn Sünder kann nur jemand sein, der sich freiwillig für eine bestimmte Tat und Haltung entscheidet, die moralisch verwerflich sind. Aber Homosexualität wurde nie frei gewählt. Homosexualität ist, wenn man es theologisch deuten will, eine Gabe Gottes, die dem Menschen zugewiesen wurde, weil Gott als guter Gott nur Gutes schafft, darum ist also Homosexualität eine „gute Gabe Gottes“. Sie ist nur eine Variante innerhalb der Sexualitäten.

Die Konsequenz:
Wenn der Papst also hoch offiziell immer noch Homosexualität für eine Sünde hält und damit Homosexuelle als die nun öffentlich besonders bekannten Sünder hinstellt, hat er kein Argument mehr, um seine durchaus politische These durchzusetzen: Homosexualität ist kein Verbrechen, nichts, was ein Staat verfolgen darf.
Denn die Staats-Chefs können doch angesichts der „Sünden-Behauptung“ sagen: Wir helfen dir lieber Papst doch nur, die Sünde in der Welt zu besiegen, wenn wir die homosexuellen Sünder bestrafen und verfolgen und auslöschen. Dies ist ein alter Usus der Zusammenarbeit von Staat und Kirche: Die Päpste markieren bestimmte Menschen als schwere Sünder, und der Staat löscht sie dann unter dem Titel „Verbrecher“ aus. Siehe Inquisitionsgeschichte.

Die Lösung:
Eine vernünftige Lösung kann nur bedeuten: Der Papst lehrt kraft seines Amtes verbindlich und ein für allemal: „Homosexualität ist weder ein Verbrechen NOCH eine Sünde“. Er sagt öffentlich und laut und in allen Sprachen: „Homosexualität ist etwas Normales. Und deswegen unterstützen wir gern Homosexuelle, wenn sie eine Ehe schließen wollen, selbstverständlich segnen wir auch homosexuelle Paare, wir wollen schließlich als Kirche nicht länger nur wie üblich Autos, Wohnungen, Handy, Tiere usw. segnen, sondern eben auch alle Menschen“.

Ein – ironischer – Ausweg jetzt schon:
Vielleicht gibt es für einige wenige noch katholisch „gebundene“ Homosexuelle einen Ausweg, den Papst Franziskus selber in seinem Brief an Pater James Martin andeutet: Der Papst schreibt: „I should have said “it is a sin, as is any sexual act outside of marriage.”
Also, das heißt: Wer in einer Ehe lebt, begeht in seinem sexuellen Lieben und Leben keine Sünde. Das heißt dann aber: Homosexuelle, die im Sinne der richtigen Gesetze demokratischer Staaten verheiratet sind, können ohne weiteres mit päpstlichem Segen ihre Sexualität leben. Mit anderen Worten: Der Papst will sagen: Katholische Homosexuelle! Heiratet, folgt den richtigen Gesetzen in euren demokratischen Staaten, dann könnt ihr mit meinem päpstlichen Segen durchaus Sex haben und Liebe empfinden. Ihr seid ja Eheleute und verheiratet!

Weitere Projekte der Forschung:
– Warum wird gerade in Afrika Homosexualität so oft verboten? Wovor haben die Politiker und weite Kreise der unwissenden Bevölkerung Angst, wenn es um Menschenrechte für Homosexuelle geht?
– Folgen die afrikanischen Bischöfe in ihrer Feindschaft auf Homosexuelle nur der alten Lehren der europäischen und nordamerikanischen Missionare im 19. und 20.Jahrhundert, die den armen „Einheimischen“ einbläuten: Homosexualität ist eine Sünde? Man darf vermuten, dass es so war. Das Zerstörerische der Kolonial/Missionsgeschichte wird einmal mehr deutlich.

Katholische Kirche in ihrer Verfolgung der Homosexuellen, Hinweis auf einige Beiträge des Re­li­gi­ons­phi­lo­so­phi­sch­en-Salon Berlin.

Die Studie “Sodom” des französischen Soziologen Frédéric Martel, sie dokumentiert das verborgene, verlogene schwule Leben des Klerus: LINK

Kardinal Sarah (geb.in Guninea) war und ist einer der heftigsten Feinde homosexueller Gleichberechtigung: LINK

Kardinal Pengo aus Tanzania hat Unsägliches über Homosexuelle gesagt:  LINK

Im Jahr 2018 hätte Papst Franziskus in einem Interview am liebsten einen katholischen §175 geschaffen. LINK

Weihbischof Andreas Laun aus Salzburg war so geistig daneben, dass er den Segen für homosexuelle Paare mit einem Segen für KZs verglich. LINK

Dies ist nur ein Ausschnitt über die angestammten Umgangsformen des (hohen) Klerus mit Homosexuellen und Homosexualität. Das Thema bewegt diese Herren, weil sie oft selbst verkrampft schwul sind und alle verachten, die offen diese ihre normale Sexualität leben. Um dies zu erkennen, muss man kein Tiefenpsychologe sein.

Copyright: Christian Modehn, Religionsphilosophischer Salon Berlin.

Benedikt XVI. und Leonardo Boff: “Ein Papst der vergangenen europäischen Christenheit, 
mit ihrem Pomp und ihrem politisch-religiösen Machtanspruch”. Ein Beitrag von Leonardo Boff.

Von Leonardo Boff, Brasilien. Am 5. Januar 2023.

Ein neuer Text, von Norbert Arntz, Kleve, übersetzt.

(Zur Erinnerung: Der Brasilianer Leonardo Boff (Geb. 1938) ist einer der wegweisenden, international hoch geschätzten katholischen Befreiungstheologen, er wurde von Kardinal Ratzinger als Chef der vatikanischen Glaubensbehörde zuerst 1985, dann 1991 von Kardinal Ratinger ausgegrenzt und mit Rede -und Schreibverbot bestraft. Ins Abseits des Vergessens konnten ihn Ratzinger und auch Papst Joahnnes Paul II. nicht drängen, im Gegenteil: Als offiziell von Rom Diskriminierter, als Ketzer, entfaltet er eine große kreative Theologie und Religionsphilosopie. Christian Modehn.)

“Jedes Mal, wenn ein Papst stirbt, ist die gesamte weltweite kirchliche Gemeinschaft und die Weltgemeinschaft bewegt, weil sie in ihm den sieht, der im christlichen Glauben bestärkt und die Einheit zwischen den verschiedenen Ortskirchen gewährleistet. Das Leben und die Taten eines Papstes können auf vielfältige Weise interpretiert werden. Ich werde eine Interpretation aus Brasilien (Lateinamerika) anbieten, die wahrscheinlich unvollständig ist.

Es ist wichtig zu wissen, dass nur 23,18 % der Katholiken in Europa und 62 % in Lateinamerika leben, die übrigen in Afrika und Asien. Die katholische Kirche ist eine Kirche der zweiten und dritten Welt. Künftige Päpste werden wahrscheinlich aus diesen Kirchen kommen, voller Vitalität und mit neuen Möglichkeiten, die christliche Botschaft in nicht-westlichen Kulturen zu verkörpern.
Wenn man sich auf Benedikt XVI. bezieht, muss man zwischen dem Theologen Joseph Ratzinger und dem Papst Benedikt XVI. unterscheiden.

Der Theologe Joseph Alois Ratzinger war ein typischer mitteleuropäischer Intellektueller und Theologe, brillant und gelehrt. Er war kein kreativer Geist, konnte aber hervorragend die offizielle Theologie erklären. Das wurde besonders in den verschiedenen öffentlichen Dialogen deutlich, die er mit Atheisten und Agnostikern führte.
Er entwickelte keine neuen Gesichtspunkte, sondern vermittelte die traditionellen Ansichten in einer anderen Sprache, die sich vor allem auf den heiligen Augustinus und den heiligen Bonaventura stützte. Ein wenig neu war vielleicht seine Vorstellung von der Kirche als einer kleinen, sehr treuen, heiligmäßigen Gruppe, die das Ganze „repräsentiert“. Für ihn war die Zahl der Gläubigen nicht entscheidend. Die kleine, zutiefst spirituelle Gruppe, die stellvertretend für alle da ist, genügte. Das führte dazu, dass sich in dieser Gruppe von Reinen und Heiligen auch Pädophile und in Finanzskandale verwickelte Personen befanden. Damit zerschlug sich seine Repräsentationsidee.

Benedikt XVI. träumte von einer Re-Christianisierung Europas unter der Führung der katholischen Kirche. Dieser Traum aber galt als unrealistisch, weil das heutige Europa mit seinen verschiedenen Revolutionen und der Einführung demokratischer Werte nicht mehr der Vorstellung des Mittelalters mit seiner Synthese von Glaube und Vernunft entspricht. Sein Ideal fand keine Resonanz, weil es seltsam aus der Zeit gefallen schien.

Eine andere eigenartige Position, die zum Gegenstand endloser Polemik mit mir wurde und breite Resonanz in der Kirche hervorrief, war die Behauptung, dass die „allein die katholische Kirche die Kirche Christi“ sei. Die Debatten während des Konzils und der ökumenische Geist hatten das Wort “ist” durch das Wort “besteht in” verändert. Damit wurde der Weg frei für die Vorstellung, dass die Kirche Christi auch in anderen Kirchen „bestehen“ konnte. Ratzinger dagegen behauptete stets, das „besteht in“ sei nur ein Synonym für das „ist“. Das wurde jedoch durch eine detaillierte Erforschung der theologischen Akten des Konzils nicht bestätigt. Aber er bestand weiterhin auf seiner These. Ferner behauptete er, dass die anderen Kirchen keine Kirchen seien, sondern nur über kirchliche Elemente verfügten.
Er ging sogar so weit, mehrfach zu behaupten, man habe meine Position unter den Theologen als Gemeingut verbreitet, so dass sich der Papst zu weiterer Kritik an mir veranlasst sah. Allerdings geriet er zunehmend in die Isolation, denn er hatte die anderen christlichen Kirchen wie die Lutheraner, Baptisten, Presbyterianer und weitere schwer enttäuscht dadurch, dass er die Türen zum ökumenischen Dialog verschloss.

Er verstand die Kirche als eine Art Festung gegen die Irrtümer der Moderne und machte den rechten Glauben zum entscheidenden Bezugspunkt, der stets an die Wahrheit gebunden sei (sein tonus firmus). Obwohl man ihn persönlich als nüchtern und höflich charakterisieren kann, war er als Präfekt der Glaubenskongregation äußerst hart und unnachgiebig. Etwa hundert Theologinnen und Theologen, darunter einige der bedeutendsten, wurden entweder verurteilt und verloren ihren Lehrstuhl, oder ihnen wurde verboten, Theologie zu lehren bzw. theologische Texte zu veröffentlichen, bzw. ihnen wurde, wie in meinem Fall, „ein Schweigegebot“ auferlegt. Dazu gehören in Europa bekannte Namen wie Hans Küng, Edward Schillebeeckx, Jacques Dupuis, Bernhard Häring, José Maria Castillo und andere. In Lateinamerika sind es der Begründer der Befreiungstheologie, der Peruaner Gustavo Gutiérrez, der spanisch-lateinamerikanische Theologe Jon Sobrino, die Theologin Ivone Gebara, die man mit Zensur belegte, sowie der Autor dieser Zeilen. In den Vereinigten Staaten gab es weitere, wie Charles Curran und Roger Haight. Sogar die Bücher des verstorbenen indischen Theologen Pater Anthony de Mello wurden verboten, ebenso wie die von Tissa Balasurya aus Sri Lanka, der exkommuniziert wurde.
Wir Theologinnen und Theologen Lateinamerikas haben nie ganz verstanden, warum er die auf 53 Bände angelegte Sammlung „Theologie und Befreiung“ verbot. Dutzende Theologen waren daran beteiligt (etwa 26 Bände wurden veröffentlicht). Das Ziel dieser Text-Sammlung war es, Seminare, kirchliche Basisgemeinschaften und christliche Gruppen, die sich für die Menschenrechte einsetzen, zu unterstützen. Zum ersten Mal hatte man hier außerhalb Europas ein großes theologisches Werk zustande gebracht, das weltweite Resonanz fand. Doch das Projekt wurde sehr bald abgebrochen. Der Theologe Joseph Ratzinger erwies sich als Feind der Freunde der Armen. Das wird in die Theologiegeschichte eingehen.
Viele Theologinnen und Theologen behaupten, er sei vom Marxismus besessen gewesen, obwohl dieser in der Sowjetunion gescheitert war. Er veröffentlichte ein Dokument über die Befreiungstheologie, Libertatis nuntius (1984), voller Warnungen, aber ohne ausdrückliche Verurteilung. Ein späteres Dokument, Libertatis conscientia (1986), hebt zwar mehr die positiven Elemente hervor, allerdings mit erheblichen Einschränkungen.

Wir können sagen, dass er den Markenkern dieser Theologie nie verstanden hat: die „Option für die Armen gegen ihre Armut und für ihre Befreiung“. Sie machte die Armen zu Protagonisten ihrer Befreiung statt zu bloßen Empfängern von Wohltätigkeit und Paternalismus. Das eben war die Auffassung der Tradition und die von Papst Benedikt XVI. Er hatte den Verdacht, dass sich in diesem Protagonismus der historischen Macht der Armen der Marxismus verbarg.
Als Papst leitete Benedikt XVI. die „Rückkehr zur strengen Disziplin“ ein, mit einer eindeutig restaurativen und konservativen Tendenz, bis hin zur Wiedereinführung der Messe in Latein und mit dem Rücken zum Volk. In der Kirche selbst sorgte er für allgemeines Erstaunen, als er im Jahr 2000 das Dokument „Dominus Iesus“ veröffentlichte. Darin bekräftigte er die alte, mittelalterliche, vom Zweiten Vatikanischen Konzil beendete Lehre, dass es „Außerhalb der katholischen Kirche kein Heil“ gebe. Nichtchristen waren in großer Gefahr. Erneut verweigerte er den anderen Kirchen die Bezeichnung „Kirche“, sie seien nur kirchliche Gemeinschaften. Das rief allgemein Irritationen hervor. Bei all seiner Scharfsinnigkeit polemisierte er mit Muslimen, Evangelikalen, Frauen und der fundamentalistischen Gruppe, die gegen das Zweite Vatikanum war.

Seine Art, die Kirche zu führen, hatte nicht das Charisma, das Papst Johannes Paul II. so stark auszeichnete. Er war mehr von Rechtgläubigkeit und wachsamem Eifer für die Glaubenswahrheiten geprägt als von Weltoffenheit und Zärtlichkeit für die einfachen Christen, wie es Papst Franziskus deutlich zeigt.
Er war ein echter Repräsentant der alten europäischen Christenheit mit ihrem Prunk und ihrer politisch-religiösen Macht. Aus der Perspektive der neuen Phase der Planetarisierung hat sich die auf so vielen Gebieten reiche europäische Kultur in sich selbst verschlossen. Nur selten hat sie sich als offen gegenüber anderen Kulturen erwiesen wie z.B. für die alten Kulturen Lateinamerikas, Afrikas und Asiens. Das wurde im Prozess der Evangelisierung bewiesen, den man als Okzidentalisierung des Glaubens betrieb. Man hat sich nie von einer gewissen Arroganz befreit, der Beste zu sein, und mit diesem Anspruch die ganze Welt kolonisiert. Diese Tendenz ist immer noch nicht ganz überwunden.
Trotz aller Begrenzungen wird er aufgrund seiner persönlichen Tugenden und seiner Demut, mit der er auf das Papstamt verzichtet hat, als er die Grenze seiner Kräfte verspürte, gewiss zu den Seliggepriesenen zu zählen sein.”

Quelle: https://leonardoboff.org/2023/01/05/benedicto-xvi-un-papa-de-la-vieja-cristiandad/
Übersetzung aus dem Spanischen: Norbert Arntz, Kleve

Kritische Stimmen zu Benedikt XVI./Ratzinger: Wird er von allen nur noch gelobt und gepriesen? Gibt es noch vernünftige Kritik?

Hinweise von Christian Modehn, begonnen am 4.1.2022.

Das Motto: “Ratzinger hätte besser nicht Papst werden sollen”, sagt der Jesuit und Vatikan/Papst Kenner Pater von Gemmingen.

Hier werden einige wichtige Texte publiziert,  von Theologen geschrieben anläßlich des Todes von Papst Benedikt XVI.

Erstens: Zur Einstimmung:

Alle oder fast alle so genannten Prominenten, Kardinäle, Bischöfe und andere KLeriker loben und preisen jetzt Benedikt XVI./Joseph Ratzinger. Der Klerus ist bekanntlich zur totalen Konformatität erzogen und verpflichtet, man betrachte nur, wie alle diese Herren bei ihren Messfeiern, etwa am 5.1.2023 auf dem Petersplatz, dieselben Gewänder tragen: Alle sind gleich, alle sind eins in ihrer Konformität.

Eine brausende Symphonie der Lobeshymnen auf Benedikt/Ratzinger wird angestimmt, auch von Leuten, führenden Leuten, wie Politikern, die wahrscheinlich keine einzige Zeile dieses angeblichen “Mozart der Theologie” gelesen haben.

Fast alle übertreiben es in ihrer blinden, aber diplomatisch vielleicht klugen Treue zu dem alten, aber in dieser Allgemeinheit dummen Spruch: “Über Tote soll nur Gutes gesagt werden”.

Nein!  Wenn Leute (auch Päpste) viel Unsinn gemacht haben, den sie bei ihrer Bildung nicht hätten machen dürfen, dann gilt ihnen die Kritik. Selbstverständlich auch Benedikt XVI./Ratzinger. Sollen wir etwa Papst Alexander VI. oder Leo X. oder Gregor XVI. usw. nicht kritisieren?

Wir sind seit dem 31.12.2022 auf der Suche nach kritischen Stimmen zu dem nun schon jetzt fast heilig gesprochenen Benedikt XVI. bzw. dem, wie er von sich sagte, bayerischen Voralpenländler und vor allem langjährigem Büro-Leiter der Obersten Glaubensbehörde im Vatikan Joseph Ratzinger. Wir sind gespannt, ob sich einige wenige kritische Stimmen sammeln lassen.

Und man wird sich auch endlich fragen müssen: Was hat Benedikt XVI/Ratzinger eigentlich “empirisch,  nachweislich” für den Weltfrieden getan? Waren es nur kluge Worte, etwa im Dialog mit Habermas? Was hat er als oberster Chef dieser weltweiten Organisation “katholische Kirche” wirklich für die Gerechtigkeit in der Welt getan? Man wird prüfen, vielleicht war seine Leistung außer großen Worten nicht so nennenswert, Ratunger, ein Mann der Worte also und als Papst Liebhaber der alten klerikalen, päpstlichen Klamotten…

Zweitens: Der Jesuitenpater Eberhard von Gemmingen.

Wir finden es erstaunlich und anerkenntswert, dass der deutsche Jesuitenpater Eberhard von Gemmingen (Jahrgang 1936), von 1982 – 2009 Leiter des Deutsch-sprachigen Programms von RADIO VATICAN, den Mut hat, öffentlich zwar vorsichtig kritische Hinweise zu Papst Benedikt zu äußern. Und zwar auf der offiziellen website des Jesuitenordens in Deutschland. Pater von Gemmingen kennt wie kaum ein anderer auch die Verhältnisse am päpstlichen Hof, der Kurie.

Bevor dieser Beitrag vielleicht auf gewissen “Druck” hin verschwindet, bieten wir einen Link und erlauben uns, den entscheidenden Teil der Ausführungen Pater von Gemmingens SJ zu zitieren.

Ob Erzbischof Gänswein, der sich als enger Freund und Sekretär Ratzingers die Interpretationshoheit über Ratzinger aneignen wird, mit Pater Gemmingens Ausführungen einverstanden ist? Sicher nicht. Gänswein wird demnächst ein Buch “authentischer Erinnerungen” veröffentlichen und gegen Papst Franziskus polemisieren…. Vielleicht wird der Jesuit Pater von Gemmingen als “Nestbeschmutzer” eingestuft, die übliche Masche von Herrschaften, auch im Vatikan, mit Kritik “fertig zu werden”. Der Text Pater von Gemmingens, Link.

Der  behutsam kritische Teil der Ausführungen Pater von Gemmingens, also eines Zeitzeugen, der viele Jahre im Vatikan lebte und auch Ratzinger/Benedikt direkt erlebte. Ein historisches Dokument also:

“Zunächst möchte ich die Grenzen Benedikts benennen:
Er hätte besser nicht Papst werden sollen, denn als Papst musste er eben „führen“, gegen Widerstände ankämpfen, Personal- und Sachentscheidungen treffen. Und hier tat er sich sehr schwer. Er litt mehr als sein Vorgänger unter Entscheidungen, die er fällen musste, und hing wohl auch ab von weniger kompetenten Beratern. Hier zeigte sich auch seine Ängstlichkeit. Er hatte Angst, etwas falsch zu machen. Schon das Bischofsamt war eigentlich nicht seine Sache. Er wollte sicher nicht Papst werden und wusste auch, dass dies nicht seinen Fähigkeiten entsprach.
Seine nicht sehr ausgeprägte Menschenkenntnis zeigte sich auch in unguten Personalentscheidungen. Er ernannte Personen für Ämter aufgrund des Vertrauens in sie und nicht auf Grund von deren Qualifizierungen.
Er schrieb seine großen Reden selbst und ließ sie vermutlich nicht von Fachleuten gegenlesen. Kritische Gegenleser hätten ihn auf Passagen hingewiesen, die später von den Medien zerpflückt wurden und zu groben Fehlinterpretationen führten. Er dachte „geradeaus“ und kam nicht auf die Idee, dass man gewisse seiner Aussagen auch in gegensätzlichem Sinne verstehen konnte. Beispiele: Er sprach von notwendiger „Entweltlichung der Kirche“ ohne es genauer zu erklären. Es entstanden wilde Spekulationen über seine Gedanken. Er zitierte Kritik an Mohammed aus dem Munde eines byzantinischen Kaisers. Viele Muslime verstanden es als seine persönliche Kritik an Mohammed, was eine Falschinterpretation seiner Aussage war. Hätten kritische Gegenleser seine Rede vorher gelesen, hätten sie vermutlich auf die wahrscheinliche Falschinterpretation hingewiesen. Die Schwäche von Papst Benedikt in der Rolle als Papst bestand also m.E. darin, dass er wie in einer Vorlesung vom verständnisvollen Mitdenken der Studenten ausging und auf deren kritische Fragen eingehen konnte.
Sein scharfes Urteil in Sachfragen wurde interpretiert als Härte gegen Menschen.”

Die weiteren Ausführungen Pater von Gemmingens sind diskutabel: Denn es ist sehr die Frage: Ob die Vernunft, von der Ratzinger sprach, nicht eher die mittelalterliche “katholische Vernunft” innerhalb der katholischer Theologie ist, eine Vernunft also, die nicht dem Niveau der Vernuftdebatte der Moderne und des 20. Jahrhundert entspricht. Und mit dieser mittelalterlich – klerikalen Vernunft wird man heute nur einige Eingeweihte, Kleriker, erreichen.

 

DRITTENS:  LEONARDO BOFF, weltweit bekannter brasilianischer Befreiungstheologe, zum Tod Benedikt XVI.: LINK

Den Text übersetzte Norbert Arntz, bester Kenner der Befreiungstheologie und Buchautor: “Der Katakombenpakt”, Topos Taschenbücher 2015 und Autor vieler Zeitschriftenbeiträge, siehe etwa: “Stimmen der Zeit” 2015: LINK

 

VIERTENS: URS EIGENMANN, katholischer Theologe in der Schweiz, Lateinamerika-Spezialist und Buchautor, u.a. zu Dom Helder Camara, LINK

 

FÜNFTENS: Der Jesuitenpater THOMAS REESE,  USA, Theologe und Journalist, LINK. Reeses Erinnerungen an Ratzinger hier in voller Länge dokumentiert, die Übersetzung besorgte wieder Norbert Arntz, Kleve.

Thomas Reese SJ:
Meine Begegnungen mit Kardinal Ratzinger und Benedikt XVI.
Quelle: https://www.ihu.unisinos.br/categorias/625170-meus-encontros-com-joseph-ratzinger-e-o-papa-
Bento-xvi)

Ich lernte Joseph Ratzinger im Juni 1994 kennen, als er Kardinalpräfekt der Kongregation für die
Glaubenslehre war. Nein, ich wurde nicht vom Großinquisitor verhört. Das war lange, bevor ich als
Chefredakteur der Zeitschrift America Ärger mit dem Vatikan bekam. Ich war in Rom, um ihn und
andere Kirchenvertreter für mein Buch Inside the Vatican: The Politics and Organization of the
Catholic Church zu interviewen.
Fast hätte ich das Interview verpasst. Kardinal Ratzinger war am Tag unseres Treffens krank. Als ich
ankam, wurde ich gefragt, ob ich mit dem Sekretär der Kongregation sprechen wolle. Ich stimmte zu,
weil ich dachte, das sei besser als nichts. Als ich zu ihm geführt wurde, hatte ich noch kein Wort
gesagt, Da überfiel mich der Sekretär, Bischof Alberto Bovone, mit Fragen wie: “Wer sind Sie?” “Was
machen Sie hier?” “Ich werde entscheiden, ob Sie Kardinal Ratzinger sehen können.”
“Aber der Kardinal hat bereits zugestimmt, mich zu empfangen”, stammelte ich. Das bedeutete ihm
nichts; er verlangte eine Liste von Fragen, die ich stellen würde. Er beauftragte dann einen jungen
Dominikaner, mich zu befragen.
Dass Jesuiten von Dominikanern, die für die Inquisition arbeiten, verhört werden, hat eine lange und
unglückliche Geschichte. Andererseits kamen uns auch die Dominikaner zu Hilfe. Als Lorenzo Ricci,
der Generalobere der Jesuiten, 1775 nach seiner Verhaftung durch den Papst in der Engelsburg in
Rom starb, war der Generalobere der Dominikaner der einzige, der bereit war, seiner Beerdigung
vorzustehen. Diese Tradition hat sich bis heute gehalten.
Auf jeden Fall wurde ich dem Dominikaner übergeben, der bereits auf meiner Seite zu sein schien.
Während meines Verhörs durch Bovone schnitt er Grimassen und rollte hinter seinem Schreibtisch
mit den Augen. Anstatt mich zu verhören, riet er mir, was ich tun sollte. “Schreiben Sie einen Brief an
den Kardinal. Erklären Sie, dass Sie Ende der Woche abreisen und ihn gerne für 15 Minuten treffen
würden.“
Sobald ich wieder in meinem Zimmer war, schrieb ich den Brief, faxte ihn an die Kongregation und
vereinbarte einen neuen Termin. Ratzinger willigte ein, mich am Nachmittag zu treffen, wenn die
Büros des Vatikans normalerweise geschlossen sind. Das Gespräch dauerte über eine Stunde.
Ich habe viel über Ratzinger gelernt, bevor das Interview überhaupt begonnen hatte. Er war
freundlich und bereit, alles zu tun, um einem jungen Schüler zu helfen, auch wenn es ihm nicht gut
ging.
Andererseits zeigt die Tatsache, dass Ratzinger einen Tyrannen zu seiner Nummer 2 gemacht hat,
entweder seine Blindheit oder eine ungesunde Abhängigkeit von Leuten, die zwar loyal, aber für ihre
Aufgaben nicht geeignet schienen. Weder als Präfekt noch als Papst war er gut darin, seine
Untergebenen auszuwählen.
Als wir uns für das Interview zusammensetzten, fragte Ratzinger, ob ich es auf Deutsch oder
Italienisch führen wolle. Mit Panik in der Stimme sagte ich: “Englisch wäre viel besser”. Er stimmte zu
und sagte: “Mein Englisch ist sehr begrenzt”. Eigentlich war es ausgezeichnet. Nur einmal während
des Gesprächs hatte er Schwierigkeiten, ein Wort auszusprechen.
Er erzählte mir, dass er anfangs unschlüssig war, ob er das Amt des Kongregationspräsidenten
annehmen sollte. Papst Johannes Paul II. musste ihn dreimal fragen, bevor er Ja sagte.

“Gebt mir Zeit, Heiliger Vater”, sagte er zu Johannes Paul. “Ich bin ein Diözesanbischof, ich muss in
meiner Diözese sein”. Schließlich willigte er 1982 ein, nach Rom zu kommen.
In unserem Gespräch sprach er davon, den Dialog zwischen zwischen Theologen und seinem
Dikasterium zu intensivieren, aber die Theologen, die ihre Stelle verloren oder von ihm zum
Schweigen gebracht wurden, haben davon nichts erfahren. Er war verärgert über die offensive
Sprache der Angriffe auf sein Dikasterium, auch wenn er über die Situation lachen konnte.
(Daran hätte ich mich Jahre später erinnern sollen, bevor ich in einem Leitartikel in Amerika
dummerweise auf die “inquisitorischen” Verfahren seiner Kongregation hinwies).
Das Auffälligste an dem Interview war sein Eingeständnis: “Ich habe kein Charisma, um mit
strukturellen Problemen umzugehen.”
Mit anderen Worten: Ratzinger war im Grunde ein Gelehrter, kein Manager, aber er würde das
Oberhaupt einer Milliardenorganisation mit einer hierarchischen Struktur und einer komplexen
Bürokratie in Rom werden.
1998, nach der Veröffentlichung meines Buches, wurde ich Chefredakteur von „America“, einer
Zeitschrift, die 1909 erstmals von den Jesuiten herausgegeben wurde. Mein Ziel war es, daraus “eine
Zeitschrift für denkende Katholiken und für diejenigen, die wissen wollen, was Katholiken denken” zu
machen.
Obwohl ich in den Leitartikeln fast immer darauf achtete, die Linie des Vatikans beizubehalten,
dachte ich, dass ich im Meinungsteil des Magazins alternative Ansichten veröffentlichen könnte,
wenn ich darauf bestehen würde, dass diese Artikel nicht unbedingt die Ansichten des Magazins
wiedergeben. Schließlich waren wir ein Meinungsmagazin.
Während meiner siebenjährigen Tätigkeit als Redakteur hat die Glaubenskongregation wichtige
Dokumente veröffentlicht, zu denen ich von einschlägigen Wissenschaftlern Kommentare erbat. In
der Regel lobten sie die Teile, die ihnen gefielen, und kritisierten die Teile, die ihnen nicht gefielen.
Ich war immer gerne bereit, kritische Reaktionen auf diese Artikel zu veröffentlichen.
Ich veröffentlichte auch Artikel von vielen Bischöfen und Kardinälen, darunter der damalige
Erzbischof Raymond Burke, den ich einlud zu erklären, warum die Kirche katholischen Politikern, die
für die Abtreibung sind, die Kommunion verweigern sollte. Ich habe den Chicagoer Kardinal Francis
George, einen prominenten Konservativen, ein halbes Dutzend Mal gebeten, etwas für uns zu
schreiben, aber er hat immer abgelehnt.
Ein Höhepunkt der Zeitschrift als Dialogforum war ein Artikel von Kardinal Walter Kasper, dem Leiter
der Ökumeneabteilung des Vatikans, der die Ekklesiologie von Kardinal Ratzinger kritisierte. Als der
Artikel in Druck ging, schickte ich eine Kopie an Ratzinger und bat ihn um eine Stellungnahme.
Zunächst lehnte er ab, doch dann änderte er seine Meinung und schickte eine Antwort auf Deutsch,
die wir übersetzt und veröffentlicht haben.
Wir waren hocherfreut, dass zwei prominente Kardinäle auf den Seiten von „America“ über ein
wichtiges Thema debattierten, aber dann erfuhr ich, dass Kardinal George sich über den Austausch
beschwerte und den Staatssekretär des Vatikans bat, die Kardinäle anzuweisen, nicht in „America“ zu
debattieren, da dies die Gläubigen skandalisiere.
Trotz meiner Versuche, fair zu sein, war klar, dass weder Johannes Paul II. noch Kardinal Ratzinger ein
Meinungsmagazin wollten, wenn es nicht ihre Ansichten widerspiegelte. Nach zweieinhalb Jahren als
Redakteur erfuhr ich vom Generaloberen der Jesuiten, Peter-Hans Kolvenbach, dass der Vatikan mit

einem Artikel über AIDS und Kondome, den der Jesuitentheologe James Keenan und der Jesuitenarzt
Jon Fuller geschrieben hatten, nicht einverstanden war.
Ich wollte gerne eine Gegendarstellung von jemandem aus dem Vatikan veröffentlichen, aber ich
habe von der Kongregation nie direkt etwas erhalten. Die Kongregation hat mit mir immer über
meine jesuitischen Vorgesetzten kommuniziert.
Im Juni 2001 wurde mir mitgeteilt, dass die Kongregation die Art und Weise, wie Pater Reese den
Heiligen Stuhl und insbesondere die Kongregation kritisierte, als “aggressiv und beleidigend”
empfand. Sie stellten insbesondere einen Leitartikel in Frage, den wir zum Thema
“Rechtsstaatlichkeit in der Kirche” veröffentlicht hatten (9. April 2001). Man hat uns vorgeworfen,
wir seien antihierarchisch.
Ende Februar 2002 sagte Pater Kolvenbach, dass die Glaubenskongregation beschlossen habe, “auf
Ersuchen der amerikanischen Bischöfe und des Nuntius” eine Kommission von kirchlichen Zensoren
für „America“ einzusetzen. Bei den Zensoren würde es sich um drei amerikanische Bischöfe handeln.
Das war nicht nur eine schlechte Idee, sondern auch völlig unpraktisch, da es sich bei der Zeitschrift
um eine Wochenzeitschrift handelt.
Im April erhielt ich eine Liste von in „America“ veröffentlichten Artikeln, die der Kongregation nicht
gefielen. Dazu gehörten eine Besprechung des Buches des Jesuitenhistorikers John O’Malley über
„Päpstliche Sünde“, der Artikel von Keenan und Fuller, ein Artikel des Jesuiten James Martin über
homosexuelle Priester und verschiedene Artikel über das Dokument „Dominus Iesus“ von Francis X.
Clooney, Michael A. Fahey, Peter Chirico und Francis A. Sullivan.
Ratzinger schien ein feines Gespür zu haben, sobald es um Dokumente ging, die aus seiner
Kongregation stammten.
Nur zwei Leitartikel wurden erwähnt – einer über Dominus Iesus (28. Oktober 2000) und ein weiterer
über die “Abtreibungspille” RU-486 (14. Oktober 2000). Wir verurteilten die Abtreibungspille, wiesen
aber darauf hin, dass es vielleicht an der Zeit sei, die Lehre der Kirche zur Geburtenkontrolle zu
überdenken, um die Zahl der Abtreibungen zu verringern.
Interessanterweise hat die Kongregation die ausführliche und unverblümte Berichterstattung über
die Krise des sexuellen Mißbrauchs in den USA nie erwähnt, obwohl ich wusste, dass einige
amerikanische Bischöfe dies nicht gut fanden. Ratzinger war zwar nicht perfekt, aber in dieser Frage
besser als jeder andere in Rom.
Niemand konnte mir sagen, welche US-Bischöfe die Zensurmaßnahme beantragt hatten. Ich wusste,
dass dieses Thema nie auf einer Tagung der Katholischen Bischofskonferenz der Vereinigten Staaten
zur Sprache gekommen war. Auch im Verwaltungsausschuss der Katholischen Bischofskonferenz der
Vereinigten Staaten wurde das Thema nicht erörtert, so meine Quellen, dazu gehörte auch Erzbischof
Thomas Kelly, der zu dieser Zeit Mitglied des Ausschusses war.
Als ich Erzbischof Donald Trautman, den Vorsitzenden der Glaubenskommission der US-Bischöfe,
befragte, war er wütend darüber, dass ein Zensurgremium eingesetzt wurde, ohne sein Komitee zu
konsultieren. Er hatte vor, sich energisch dagegen zu wehren.
Auch der US-amerikanische Erzbischof John Foley, Leiter einer der Kommunikationsabteilungen des
Vatikans, wurde nicht konsultiert. Er sagte, wenn man ihn fragen würde, würde er sagen, dass es eine
schlechte Idee sei. Er bezeichnete sich scherzhaft als den “linken Flügel der römischen Kurie”.

Ich habe die Erzbischöfe Kelly, John Quinn und Daniel Pilarczyk um Hilfe gebeten, aber sie sagten alle,
dass Rom ihnen nicht vertraue und ihre Unterstützung nichts nützen würde. Quinn und Pilarczyk
waren Vorsitzende der Katholischen Bischofskonferenz der Vereinigten Staaten und Kelly war
Generalsekretär der Konferenz und Mitarbeiter der päpstlichen Nuntiatur in Washington.
Ich wandte mich an den Jesuiten-Kardinal Avery Dulles, der ein Zensurgremium für eine schlechte
Idee hielt. Er versprach, bei Ratzinger gut von mir zu sprechen. “Sie veröffentlichen ja mich”, sagte
der sehr orthodoxe Kardinal.
Irgendwann vor Ende Juli 2003 traf P. Kolvenbach mit Ratzinger zusammen und konnte ihn davon
überzeugen, kein Zensurgremium zu bestallen. Kolvenbach teilte mir mit, dass die Kongregation
abwarten werde, wie „America“ auf das bevorstehende Dokument der Glaubenskongregation zur
Homo-Ehe reagieren werde. Ich bat den stellvertretenden Redakteur James Martin, der ausführlich
über Schwule in der Kirche geschrieben hatte, nichts über das Dokument zu sagen. Ich wollte ihn und
die Zeitschrift schützen. Er stimmte zu.
Unser erster Artikel zu diesem Thema wurde am 7. Juni 2004 von Monsignore Robert Sokolowski
veröffentlicht, einem Philosophen an der Katholischen Universität von Amerika, der sich entschieden
gegen homosexuellen Sex und die Homo-Ehe aussprach. Ich musste ihn davon überzeugen, den
schwulen Sex nicht mit dem Sex mit Tieren zu vergleichen.
Sein Artikel löste erwartungsgemäß heftige Reaktionen aus, eine davon kam von Stephen Pope,
einem Theologieprofessor am Boston College. Obwohl ich Pope dazu brachte, den Artikel
abzuschwächen, und obwohl ich Sokolowski erlaubte, in derselben Ausgabe auf Pope zu antworten,
wusste ich, dass dies der letzte Nagel zu meinem Sarg sein könnte.
Obwohl ich mich nie zu diesem Thema geäußert oder gar dazu etwas veröffentlicht hatte, war klar,
dass bereits die Bereitschaft, einige Themen in „America“ zu diskutieren, mehr war, als Ratzinger
tolerieren könnte.
Fast unmittelbar nach der Veröffentlichung der Ausgabe vom 6. Dezember 2004 erhielt mein
amerikanischer Vorgesetzter Beschwerden vom päpstlichen Nuntius in Washington. Er beschwerte
sich auch über einen Artikel zu Politikern, Abtreibung und Kommunion des US-
Kongressabgeordneten Dave Obey, dem Burke die Kommunion verweigert hatte. Es wurde
anerkannt, dass wir Artikel über beide Seiten des “Hostienkriegs” veröffentlicht haben.
Im Laufe des Jahres 2005 konzentrierte sich die Welt auf die Krankheit und den Tod von Johannes
Paul II. und auf das Konklave, das Ratzinger zum Papst Benedikt XVI. wählte. Während dieser Zeit
arbeitete ich mit der Presse zusammen und erläuterte und kommentierte die Geschehnisse.
Vor dem Konklave, bei einem vertraulichen Abendessen mit einigen Journalisten in Rom, wurde ich
gefragt: “Wie würden Sie reagieren, wenn Ratzinger zum Papst gewählt würde?” Ich antwortete:
“Wie würden Sie sich fühlen, wenn Rupert Murdoch Ihre Zeitung übernehmen würde?”
Am Tag der Wahl Ratzingers hatte ich bereits zugesagt, in der PBS Newshour aufzutreten. In der
Sendung habe ich unverblümt gesagt, dass das Ergebnis einigen Leuten gefallen wird, anderen nicht.
Danach war meine Antwort auf Presseanfragen “kein Kommentar”, weil ich seine Wahl für eine
Katastrophe hielt, aber als Jesuit konnte ich das nicht sagen.
Als ich am 19. April 2005 die Bekanntgabe der Wahl Ratzingers auf dem Petersplatz hörte, wusste ich,
dass meine Amtszeit als Herausgeber von „America“ beendet war. Zum Wohle der Zeitschrift und der
Jesuiten musste ich gehen. Außerdem hatte ich nach sieben Jahren, in denen ich über die Schulter
geschaut hatte, genug davon.

Ich gab keine Interviews mehr und verließ Rom.
Als ich nach New York zurückkehrte, wollten mich die anderen Jesuiten der Zeitschrift nicht kündigen
lassen. Ein paar Tage später traf ich mich mit meinem Vorgesetzten, dem Präsidenten der
Jesuitenkonferenz, und erfuhr, dass meine Zeit als Redakteur vorbei war. Erst dann erfuhr ich, dass
Ratzinger im März dem Generaloberen der Jesuiten gesagt hatte, ich müsse gehen. Aus
verschiedenen Gründen konnten sie mir das nicht sagen. Also habe ich gekündigt.
Meine jesuitischen Vorgesetzten haben meine Arbeit immer sehr unterstützt, aber ich wusste, dass
sie mich letztlich nicht schützen konnten, wenn ich nicht bereit war, meine Werte als Redakteur zu
kompromittieren. Sie waren nicht in der Lage, die zahlreichen Jesuitentheologen zu schützen, die von
der Glaubenskongregation diszipliniert wurden.
Als die Nachricht in der Presse erschien, wurde ich als das erste Opfer von Benedikt XVI. dargestellt;
obwohl ich in Wahrheit das letzte Opfer von Kardinal Ratzinger. Da ich den Medien gut bekannt war
und sie mich oft als Quelle nutzten, war die Berichterstattung über den neuen Papst umfangreich
und negativ.
Die Berichterstattung war so schlecht, dass der Vatikan die geplante Absetzung des jesuitischen
Redakteurs der deutschen Zeitschrift „Stimmen der Zeit“ fallen ließ. Sie ließen ihn sein Mandat als
Herausgeber erfüllen.
Wenn ich ein Einzelfall wäre, wäre meine Geschichte zwar interessant, aber nicht wichtig für die
Beurteilung des Erbes von Joseph Ratzinger. Leider ist mein Fall nur eines von Hunderten von
Beispielen für die Unterdrückung freier Recherchen durch Reporter und Theologen während der
Amtszeiten von Johannes Paul II. und Benedikt XVI.
Einige Monate vor meinem Rücktritt erzählte uns Jacques Dupuis, ein angesehener Theologe, der von
Ratzinger diszipliniert wurde, die Geschichte seiner eigenen Begegnung. Nachdem die Kongregation
eines seiner Bücher verurteilt hatte, verfasste der alte (und kranke) Theologe eine 200-seitige
Antwort. Als er sich mit Ratzinger und der Glaubenskongregation traf, erzählte er der Redaktion von
„America“, überraschten sie ihn mit der Frage nach seinem Text. Dann verwies er sie auf das
Dokument auf dem Tisch vor ihnen, an dem er monatelang gearbeitet hatte. Da spotteten sie: “Du
glaubst, dass wir das lesen werden, oder?” Dupuis starb kurz nach unserem Treffen.
Ob ich mit meiner Meinung richtig oder falsch lag, ist irrelevant.

Entscheidend ist, dass nach dem
Zweiten Vatikanischen Konzil die offene Diskussion von Ratzinger unter Papst Johannes Paul II.
unterdrückt wurde. Wer mit dem Vatikan nicht einverstanden war, wurde zum Schweigen gebracht.
Ohne ein offenes Gespräch kann sich die Theologie jedoch nicht entwickeln und können keine
Reformen durchgeführt werden. Ohne eine offene Debatte kann die Kirche keine Wege finden, das
Evangelium so zu verkünden, dass es für die Menschen des 21. Jahrhunderts verständlich ist.
Das Pontifikat von Papst Franziskus hat die Fenster der Kirche wieder geöffnet, um die frische Brise
des Geistes hereinzulassen. Gespräche und Debatten sind wieder möglich, selbst wenn man mit dem
Papst nicht einverstanden ist. Im Gegensatz zu seinen Vorgängern bringt Franziskus seine Kritiker
nicht zum Schweigen. Für viele in der Kirche wird der Wandel nicht schnell genug gehen, aber es ist
wichtig, dass Gespräche stattfinden können, um sich auf die Reform vorzubereiten.
Übersetzung aus dem Portugiesischen: Norbert Arntz, Kleve

SECHSTENS: BISCHOF PETER KOHLGRAF, Mainz.

“Auch ein großer Theologe und Papst hat Fehler”
Kritisches, aber vorsichtig-diplomatisch formuliert zu Benedikt XVI.  Von Peter Kohlgraf, Bischof von Mainz, dort gesprochen am 6.1.2023:
„Angesichts mancher Themen, die noch vor seiner Bestattung im Raum standen, auch seine mögliche Heiligsprechung, würde ich zur Ruhe ermutigen”, sagte Bischof Kohlgraf laut Manuskript in seiner Predigt und fügte hinzu: “Es gehörte immer zum kirchlichen guten Stil, sich mit abschließenden Bewertungen eines Lebens Zeit zu lassen.”
Sicher seien viele Bilder, die sich die Öffentlichkeit von Benedikt gemacht habe, seiner “komplexen Persönlichkeit” nicht gerecht geworden. Er habe aber auch durch manche Positionen provoziert. Es gehöre “zur Wahrheit, dass sich viele Menschen auch durch ihn verstört fühlten”, sagte der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf.
Es gebe auch Menschen aus dem Umfeld Benedikts, die diesem eine mangelnde Menschenkenntnis unterstellen würden. “Ja, auch ein großer Theologe, Bischof und Papst hat Fehler, und sie sind in das Ganze einzuordnen, auch dafür braucht es Zeit und Abstand, und es braucht Menschen, die sich dieser Bewertung annehmen ohne ein theologisches oder kirchenpolitisches Eigeninteresse”, sagte Bischof Kohlgraf.

 

Copyright: Christian Modehn, Religionsphilosophischer Salon Berlin,  www religionsphilosophischer-salon.de

Superyachten – Obszöne Kapitalisten.

Ein Buch über Milliardäre, die auf den Weltmeeren den Normen der Menschheit entgleiten.

Ein Hinweis von Christian Modehn.

Zur Einstimmung:
Es gibt ganz wenige Leute, die stellen sich allen Ernstes die Frage: Wie kann am besten aus den Duschen ihrer Superyacht außer Wasser auch Champagner sprudeln? Um dieses Problem kümmern sich spezielle Firmen, die ausgefallene Wünsche von Eigentümern der Luxusyachten gewöhnt sind. Die Fachleute für Luxus-Duschen fragen dann nur: Wie stark gekühlt oder wie warm soll denn der Champagner sein, mit dem sich die nackten Herren und Damen Milliardäre erfrischen wollen.
Davon berichtet der Soziologe Grégory Salle in seiner Studie „Superyachten“ auf Seite 24. (Suhrkamp Verlag 2022).

1.
Der Wahnsinn des Neoliberalismus, d.h. der Wahnsinn in der ungerechten Verteilung des Eigentums, ist ein philosophisches Thema. Über die These Proudhon „Eigentum ist Diebstahl“ wurde schon ein viel beachteter Beitrag auf dieser website publiziert. LINK.

2. Das Obszöne ist ethisch und deswegen politisch
Nun wird es noch spannender und von der Lektüre-Erfahrung durch viele Fakten anschaulicher und deswegen schockierender, aber auch fast unterhaltsamer, weil die Tatsachen an eine absurde, surreal wirkende Welt erinnern.
Das Thema ist die Gegenwart des Obszönen in unserer Welt. Das Obszöne ist, ästhetisch gesehen, das Ekelhafte, Abstoßende. Und zugleich für die klassische Moral vor allem das sexuell definierte Schamlose. Die bürgerliche Ethik war bisher so begrenzt und legte das Obszöne auf angebliche oder tatsächliche sexuelle Verfehlungen fest.
Nebenbei: Die heutige Fixierung auf die schamlosen sexuellen Übergriffe durch den Klerus ist zwar notwendig, aber sie lässt auch keine Zeit, sich mit dem Schamlosen des Kapitalismus, etwa mit dem Obszönen der Milliardäre, kritisch zu befassen.
Ein neues Buch sorgt dafür, das Obszöne in dieser Welt des totalen Kapitalismus wahrzunehmen.

3. Eintausend Quadratmeter Wohnfläche
Eine sachlich dokumentierende Recherche berichtet vom schamlosen, schon üblichen Verhalten unter Multi-Milliardären. Es geht nicht um deren sexuelles Vorlieben, es geht um deren SUPERYACHTEN. Diese sind obszöne Symbole des Exzesses einiger Milliardäre.

Superyachten müssen als Symbole gedeutet werden, als Symbole dafür, dass Exzesse, die sich kaum noch steigern lassen, das Lebensgefühl der Milliardäre sichtbar machen. Die eher noch bescheidene Superyacht „Octopus“ hat 235 Millionen Euro gekostet. (S. 35), eine Kleinigkeit für Multi-Milliardäre.
Superyachten – ein Phänomen also, das wahrscheinlich sehr vielen schon irgendwie aufgefallen ist, die sich an der Cote d Azur (speziell St-Tropez) oder in der Ägäis oder im spanischen Mittelmeer aufgehalten haben. Sie sahen Luxusyachten … oder auch vom Untergang bedrohte Kähne von Flüchtlingen aus Afrika. Auf den Luxusyachten von 75 bis 100 Meter Länge mit ca. 1000 Quadratmeter Wohnfläche auf mehreren Etagen wohnen ca. 30 Personen, davon 20 Angestellte in Kabinen, auf den Kähnen aus Afrika kauern manchmal 70-100 Menschen zusammen, alle in Gefahr, kurz vor dem Ertrinken. An eine Champagner-Dusche denken sie nicht. Die Luxusyachten steuern mit Selbstverständlichkeit Häfen an, wo die Luxusrestaurants die internationalen Gäste mit Freuden begrüßen und als alte Bekannte umarmen. Die Flüchtlinge, kurz vor dem Verdursten, sind froh, wenn sie von NGO – Schiffen gerettet werden, die auf der Suche sind nach einem Hafen. Aber am liebsten würden etwa die jetzt regierenden rechtsextremen Politiker Italiens diese „störenden Menschen“ wieder in die „schöne“ afrikanische Heimat zurückschicken…

4. Endlich: Beschlagnahmen!
Manchmal wird von dem eher hilflosen Versuch der westlichen Demokratien berichtet, nach dem Angriffskrieg Putins gegen die Ukraine die Superyachten der russischen Milliardäre zu beschlagnahmen. Beschlagnahmen: Was für ein Wort für die biedere Öffentlichkeit: Die Beschlagnahme! Unerhört, dieses Wort, wo wir doch alle immer an das heilig verstandene Privateigentum glauben.
Der Krieg Putins hat zumindest den bescheidenen positiven Aspekt, dass nun über „Beschlagnahmung von Milliardärs-Eigentum“, also der Superyachten, öffentlich und zwar zustimmend die Rede ist. Welch ein Gewinn! Welch eine Chance, dadurch die Umrisse unserer Zeit als Epoche des finanziellen Exzesses zu verstehen. Die Plutokratie wird zwar fortbestehen, aber eben noch kritischer betrachtet als vorher. Beschlagnahmung also als gerechte Handlungsform eines demokratischen Staates, wenn er sich denn in dem Wirrwarr seiner eigenen Gesetze zum Thema Superyachten auskennt.. In der geistigen Nähe zu diesem Stichwort befindet sich bekanntlich das noch umstrittenere Wort „Enteignung“…Wird man darüber in absehbarer Zeit differenziert diskutieren können, ohne gleich von konservativen und sich FDP-liberal nennenden Herren – auch Herren der Kirche – als Kommunist verdammt zu werden?

5. KAPITALOZÄN
Der französische Soziologe Grégory Selle hat jetzt eine gut lesebare und sehr gut dokumentierte Recherche zu den Luxusyachten von Milliardären vorgelegt, Suhrkamp Verlag, 150 Seiten, 16 Euro. Das Buch verdient viel Aufmerksamkeit vieler Leser. Der Untertitel deutet den Wandel an in der Deutung der globalen Weltstruktur: Grégory Salle spricht von „Kapitalozän“, anstelle des üblichen Begriffs „Anthropozän“: „Luxus und Stille im Kapitalozän“ ist also der Untertitel dieses Buches, das man durchaus eine politische, ökonomische Variante eines authentischen Kriminalromans nennen könnte. Luxus und Stille – ein merkwürdiger Untertitel: Gibt’s diesen Luxus „Superyachten“ vielleicht nur, weil es um ihn bisher in der Öffentlichkeit so viel Stille herrschte, weil die Öffentlichkeit sich um diesen Wahn der Superyachten nicht kümmerte?

6. Grenzenlose Freiheit
Das Buch handelt also von notorischen (nicht nur russischen) Kleptokraten, die ihre Milliarden gern in letztlich bescheidene Multi-Millionen-Objekte investieren, wie eben die Luxusachten mit den hübschen Namen „Graceful“ oder „Scherzende“. Der Vorteil dieser Millionen-Fahrzeuge für ihre Eigentümer: Mit einer Luxusyacht ist man auf den Meeren überall und nirgendwo zuhause, man lebt förmlich außerhalb überschaubarer nationaler Gesetze, kann Steuern enorm sparen, Geldwäsche betreiben, kann zusätzlich Geld machen, wenn man denn die Yacht später teuer vermietet. Und man hat nette gleichgesinnte Milliardärs-Menschen um sich, wenn man sich auf Messen trifft, wie im Amsterdamer „Global Superyacht Forum“.

7. Milliardäre als Zerstörer der Umwelt
Mit einer Luxusyacht kann man ungestraft auch viele gravierende Umweltschäden anrichten, die Natur im Meer zerstören und die Klimakatastrophe beschleunige. Aber das ist den Herrenmenschen, den Plutokraten, völlig egal, dass sie mehr als 20 Liter Treibstoff für ihre Superyachten pro Kilometer verbrauchen, ist ihnen völlig schnuppe. Ihre Öko-Verbrechen werden nicht untersucht und bestraft.

8. Verantwortungslos
Das Buch Superyachten mag zunächst wie ein bizarres Sonderthema erscheinen in der so drängenden Frage nach extremem Reichtum und extremer Armut in dieser neoliberalen globalisierten Welt. Aber die Superyachten sind ein Symbol für die obszöne Mentalität der totalen Verantwortungslosigkeit, der Gier nach „immer mehr“, der ungebremsten egoistischen Haltung der Milliardäre (man lese, wie diese Herrenmenschen mit den Untergebenen umgehen).
Es ist ein Buch, das zu der philosophischen Einschätzung führt: Diese Welt der Eigentümer der Superyachten ist eine nihilistische, von Sinnlosigkeit zersetzte und zerfressene Welt einiger Herrenmenschen. Ihnen steht die demokratische Welt leider bis jetzt weitgehend hilflos gegenüber.

8.
Das Buch „Superyachten“ ist auch ein denkwürdiges Weihnachtsgeschenk.

9. Über die Angestellten auf den Superyachten:
„Das wenige, was durchsickert, entlarvt die Kehrseite dieser Traumwelt: Disziplin, Sonderregelungen bei Arbeitszeiten, strikte Folgsamkeit, beengte Unterbringung in winzigen Kabinen und ein eng getakteter Arbeitsrhythmus, um ständige Verfügbarkeit zu gewährleisten. Und das lächelnd, selbst bei den abstrusesten Aufgaben. In der Karibik verlangte eine Frau einmal auf der Stelle 1000
weiße Rosen, um die Superyacht ihres Ehemanns zu schmücken. Das Personal ließ die Blumen von Miami mit dem Hubschrauber einfliegen“. (S. 60).

Was eine humane Menschheit mit den Ausgaben für die Superyachten machen könnte? 
„In einem Artikel vom Mai 2018 wies der Journalist Rupert Neate darauf hin, dass die kumulierten jährlichen Ausgaben für die ungefähr 6000 in Betrieb befindlichen Superyachten die gesamten Schulden der sogenannten »Entwicklungsländer« tilgen könnten“. (S. 54).

Grégory Salle, „Superyachten. Luxus und Stille im Kapitalozän“, Suhrkamp Verlag, 150 Seiten, 16€. Übersetzt von Ulrike Bischoff.

Grégory Salle ist Soziologe und Politikwissenschaftler.
Er ist Research Fellow am Centre national de la re-cherche scientifique.

Copyright: Christian Modehn, Religionsphilosophischer Salon Berlin

Jesus kommt jetzt nach Rom: Neues vom “Großinquisitor”.

Im November 2022 ist das Buch „Der Sommer des Großinquisitors“ des Literaturwissenschaftlers Helmut Lethen (Rowohlt Verlag Berlin) erschienen.  Im November 2021 wurde vielfach an den 200. Geburtstag von Fjodor Dostojewski erinnert.
Anlass genug, der Spur Dostojewskis im Roman „Die Brüder Karamasow“ zu folgen und jetzt aktuell an die Wiederkehr Jesu Christi in Rom 2021 zu erinnern. Dabei folge ich dicht der Erzählstruktur Dostojewskis.

Von Christian Modehn am 18.11.2022.

Der Beitrag hat vier Teile:
1. Jesus in Rom heute.

2. Jesus wird in den Vatikan gebracht und dem Großinquisitor Ratzinger gegenübergestellt.

3. Jesus und Papst Franziskus werden im Büro der Glaubensbehörde des Vatikans erschossen.

4. Ein Hinweis auf den „Großinquisitor“ Dostojewskis.

1. Jesus in Rom heute

Iwan erzählt im Jahr 2021 seinem Bruder Aljoscha Karamasow sein neues Poem. Wie schon in Dostojewskis Roman aus dem Jahr 1879 ist Iwan der Religionskritiker, Aljoscha der Fromme in der Familie. Aljoscha ist so erstaunt über die Einsichten seines Bruders, dass er diesmal nur selten wagt nachzufragen.  Iwan also erzählt:
„Jesus Christus ist kürzlich in den trostlosen Vorstädten Roms aufgetaucht. Im Viertel Corviale geht er den Hochhäusern entlang, betritt dunkle, schmutzige Hausflure, spricht mit den Alten, den Frauen mit ihren vielen Kindern. Geld hat er nicht, aber er spürt die göttliche Vollmacht, für Gerechtigkeit auf Erden zu sorgen. Darum sammelt er schließlich die Menschen auf einem Platz. Sie erkennen ihn an seiner sanften Sprache, fühlen sich von ihm ernst genommen und verstanden, sie sind erstaunt, wie er, Jesus Christus, die Obdachlosen umarmt, den Flüchtlingen hilft, Zelte zu bauen.

Mit sanfter, aber eindringlicher Stimme fordert Jesus Christus diese Menschen auf, sich gut vorzubereiten, loszuziehen und dann die Paläste im Vatikan zu besetzen. Die Kardinäle sollen aus ihren luxuriösen Wohnungen vertrieben werden. „Vielleicht finden sie als die Nachfolger der armen Apostel Petrus und Paulus bei euch dann eine Bleibe“. Jesus Christus lächelt, nicht ohne Ironie.. Dann fährt er sehr bestimmt fort: „Die berüchtigten Finanzjongleure in der Vatikanbank werden dann zu Altenpflegern umgeschult. Und die vielen hundert Priester und Prälaten in den päpstlichen Behörden werden zu Lehrern ausgebildet für die römischen Vorstädte“. Schließlich fordert er die Flüchtlinge und Obdachlosen auf, mindestens zehn Kirchen und fast leerstehende Klöster in der Innenstadt zu besetzen. „Die stehen ja an jeder Ecke und sind fast nur noch Museen“, sagt Jesus. „Dabei sind Gotteshäuser immer Häuser für die Menschen, die Ausgegrenzten zumal“. Die Leute sollen also, fordert er, die Bänke wegschaffen und Notunterkünfte einrichten. „Für die Besichtigung der Kunstwerke in euren besetzten Kirchen könnt ihr Eintritt verlangen, dann ist für Speis und Trank gesorgt“..

„Jesus Christus weilt in der heiligen Stadt Rom“, das haben die Lokalreporter inzwischen längst dem Vatikan gemeldet. Die Bischöfe und Prälaten in den riesigen Renaissance- und Barock – Gemäuern der kirchlichen Verwaltung sind entsetzt über diese Wiederkunft Jesu Christi in Rom. „Der stört uns doch, der raubt uns die Zeit“, lautet die einhellige Meinung. „Hatte nicht der Großinquisitor in Dostojewskis Erzählung bereits Jesus verboten, sich jemals wieder auf diesem christlichen Boden und dieser kirchlichen Welt zu zeigen?“, fragt ein etwas literarisch gebildeter Substitut der Glaubenskongregation. Er blickt mit müden Augen von einem Papierstapel auf, das sich mit einer erneuten Verurteilung des Frauenpriestertums befasst. Und dabei auch noch den Pflichtzölibat der Priester verteidigen muss.

2. Jesus wird in den Vatikan gebracht und dem Großinquisitor Ratzinger gegenübergestellt.

Mit Hilfe der Mafia sorgen schließlich emsige Beamte der Vatikanbank dafür, Jesus Christus sehr diskret aus der erbärmlichen Vorstadt Roms zu entführen und direkt in den Vatikan zu bringen. Einer der vatikanischen Finanzjongleure hat eine Idee: „Bringt den Kerl bloß nicht in unsere Bank, er soll ins nahe gelegene Gebäude des Heiligen Offiziums, einst die Inquisitionsbehörde, verfrachtet werden“.
Ein obligater SUV der Mafia bringt also Jesus Christus, in einer Jeanshose gekleidet und mit einem Wollpullover, wohlbehalten ins „Heilige Offizium“.  „Am besten gleich ins Büro“ heißt die Devise, in das Büro, in dem Kardinal Ratzinger als Behördenchef und Grossinquisitor viele Jahre wirkte. Aber wie es der Zufall will, schaut Ratzinger, nun als Ex-Papst Benedikt XVI., mal wieder in seiner Behörde nach dem Rechten.

So stehen sich also plötzlich Benedikt XVI. und Jesus Christus gegenüber. Beide schweigen lange Zeit. Und Jesus blickt dann voller Tränen auf den Ex-Papst. „Warum weinen Sie, Herr Jesus“, fragt Ratzinger. Jesus winkt nur ab und flüstert nach einer Weile dem greisen Ratzinger ins Ohr: „Was habt Ihr nur aus meiner so einfachen, so menschenfreundlichen Botschaft gemacht“. EX-Papst Benedikt läuft rot an vor Wut, der Farbe seiner feinen Schuhe übertreffend: „Mit ihrer humanen friedlichen Lehre kommen wir nicht weiter, ihre Bergpredigt taugt nichts im Alltag von Staaten und Kirchen! Sie sind ein naiver Idealist, mein Herr und mein Gott“, schnaubt Benedikt mit letzter Kraft. „Wir als Kirche haben inzwischen unsere eigene Religion geschaffen, wir nennen uns nur noch christlich oder katholisch. Wir haben mit Jesus von Nazareth nichts gemein. Wir wollen nur herrschen, befehlen, verlangen Gehorsam, nicht Glauben“.
Der greise EX Papst Benedikt Ratzinger, der hoch gelobte Theologe dieser Religion, die sich nur noch christlich nennt, greift zum Schreibtisch und übergibt dem leibhaftigen Jesus Christus seine drei dicken Bücher über keinen geringen als …Jesus Christus. „Lesen Sie das“, mahnt der Ex-Papst eindringlich. Aber Jesus Christus greift nach den Druckerzeugnissen und schleudert sie auf den Boden. Eine große goldumrandete Vase aus dem 16. Jahrhundert geht dabei zu Bruch, und ein inzwischen fast blinder Spiegel aus dem Neapel des 17. Jahrhunderts beginnt zu wackeln.

Im Spiegel aber erkennt Jesus Christus, dass Papst Franziskus das Büro des Glaubenshüters betreten hat. Jesus und Papst Franziskus sehen sich schweigend an. Viele Minuten stehen sie einander gegenüber, schauen nicht um sich, blicken sich nur in die Augen. Dann berühren sie einander sanft, streicheln sich am Arm, etwas verlegen auch auf den Wangen. Und Jesus Christus entdeckt, dass Papst Franziskus seine Tränen nicht mehr unterdrücken kann. „Ich bin gescheitert in dieser Welt, in dieser Kirche der verfälschten Religion“, flüstert Papst Franziskus Jesus Christus ins Ohr. „Diese Kirche ist jetzt am Ende, der sexuelle Missbrauch durch Priester hat die Kirche definitiv ruiniert. Es ist aus. Meine Meinung: Die Leute sollen einander lieben und Gott ehren, das ist alles. Aber die Beamten, die Priester, wollen, dass der Betrieb weiterläuft“. Jesus Christus schweigt, aber er nickt mehrmals. Zustimmend.
 Der greise Ex-Papst Benedikt wird ungeduldig und betrachtet von der Seite die beiden. Mit der letzten Energie des obersten Glaubenshüters schreit er: „Jetzt reicht es mir mit euch beiden“.

3. Jesus und Papst Franziskus werden im Büro der Glaubensbehörde des Vatikans erschossen.

An der Stelle der Erzählung wagt es Aljoscha, seinen Bruder zu fragen: „Und wie geht es dann weiter?“ „Du weißt“, sagt Iwan, “dass ich dem Katholizismus und dem ganzen institutionellen religiösen Apparaten kritisch gegenüber stehe. Aber ein bisschen schwer fällt es mir doch, dir als einer frommen Seele das Ende zu erzählen“. „Sag es, bitte“, fleht Aljoscha. „Nun ja, eine geheime Tapetentür hinter dem Rücken des Ex-Papstes Benedikt öffnete sich und … wie von von einem Scharfschützen, aber im Priestergewand, werden beide erschossen, Jesus Christus und Papst Franziskus. Und der Ex-Papst Benedikt? Der hat vor Schrecken einen tödlichen Herzinfarkt bekommen. Die geheime Tür in der Inquisitionsbehörde schloss sich wieder ganz schnell, und das alles geschah sehr diskret, wie üblich, fast wie eingeübt“.
Nach einer Weile sagte Aljoscha kaum vernehmbar: „Und diesen Bericht hast du, Iwan, dir ausgedacht? Oder war es gar ein Traum“?  „Es war gewiss ein Traum, aber ein Traum enthält die Wahrheit.

Aber das Ende habe ich dir noch nicht erzählt: Die drei Leichen waren nämlich ganz schnell aus der Glaubensbehörde herausgeschafft worden, von wem und wohin, das weiß niemand“.
„Und nun?“, fragte Aljoscha. „Alles geht im Vatikan und in Rom wieder seinen üblichen Gang, Nachfragen und Nachforschungen werden nach alter klerikaler Manier unterdrückt“, antwortete Iwan. „Ein paar Arme aus der Vorstadt hatten inzwischen eine Kirche und ein Kloster tatsächlich besetzt, sie wurden aber schnell vom Klerus vertrieben und kehrten in ihr Elend zurück. Alles geht alles im üblichen Ritus weiter, die nächste Papstwahl steht bevor“.
 Und dann sagte Iwan noch sehr bestimmt: „Diese Geschichte kann sich auch in anderen Kirchen, in Genf, in Moskau, in Nigeria, in Washington ereignen.
Und du, Aljoscha, solltest deinen FreundInnen sagen: Denkt euch selbst eine andere Fortsetzung des „Großinquisitors von Dostojewski“: Was geschieht, wenn Jesus Christus plötzlich in unseren Städten herumläuft? Vielleicht ist er auch längst da, und wir sehen ihn nicht, weil wir kirchlich verblendet sind. Und vergessen wir nicht: Dostojewski schrieb die Geschichte vom Großinqisitor als Kritik am römischen Katholizismus.

Heute würde Dostojewski sicher die offizielle russisch-orthodoxe Kirche, vor allem diesen Patriarchen Kyrill als Kriegstreiber dieser Putin-Kirche verurteilen. Auch das sagte Iwan noch, seine Stimme vor Schmerz kaum noch zu hören….Auch Atheisten leiden unter den Verbrechen der Kirchenführer, dachte Aljoscha.

 

 

4. Ein Hinweis auf den „Großinquisitor“ Dostojewskis.

In Fjodor Dostojewskis umfangreichem Roman „Die Brüder Karamasow“ (verfasst 1879-188o) enthält das „Fünfte Buch“ ein Kapitel mit dem Titel „Der Großinquisitor“. Es umfasst in der Neuübersetzung von Swetlana Geier (Fischer-Taschenbuch, 2013) nur 30 Seiten. Das Kapitel erscheint wie eine in sich geschlossene Erzählung:

Iwan, der Atheist, erzählt seinem frommen Bruder Aljoscha, sein „Poem“, wie er sagt. „Glühend vor Eifer habe ich es mir ausgedacht…Mein Poem heißt der Großinquisitor – es ist absurd, aber ich möchte es dir gern erzählen“ (S. 397.)
 Während der Herrschaft der katholischen Inquisition im 16. Jahrhundert erscheint plötzlich und unerwartet Jesus Christus inmitten der Stadt Sevilla. Er wird von den Menschen erkannt, einige bitten um seine heilende Wunderkraft. Der greise Großinquisitor, ein Kardinal, darüber empört, befiehlt, Jesus Christus zu verhaften. Das gläubige Volk protestiert nicht dagegen, es ist dem Kardinal ergeben.
 Jesus Christus wird in einem Verlies untergebracht. Der Großinquisitor besucht nachts den verhafteten Heiland, er wirft ihm vor, überhaupt kein Recht zu haben, hier wieder aufzutreten und so wörtlich, „die Ruhe zu stören“.

Für den Großinquisitor ist Jesus Christus ein Ketzer, den er am nächsten Morgen dem Feuertod übergeben will. In seinem Monolog kritisiert der Kardinal die Auffassung Jesu von der Freiheit eines jeden Menschen…Nur durch die strengen Weisungen der Kirchenführer könnten die Menschen von ihrer individuellen Freiheit befreit werden und zu Untertanen werden.
Die Kirchenfürsten haben also im Laufe der Kirchengeschichte Jesu Lehre von der Freiheit und der Gewissensfreiheit korrigiert bzw. „verbessert“ und so die Menschen zu ihrem Glück gezwungen, und das heißt: Sie folgen nun den kirchlichen Weisungen als unfreie, aber in kirchlicher Sicht glückliche Menschen.
Der Großinquisitor geht so weit, sich zum Antichristen zu bekennen: „Wir sind nicht mit Dir im Bunde, sondern mit ihm, (dem Antichristen), das ist unser Geheimnis!“ Die Kirche folgt also dem Antichristen! Dies ist für die Kirchenführer eine Tatsache, die sie nicht öffentlich preisgeben, selbst wenn sie unter diesem geheim gehaltenen Verrat an der Lehre Jesu leiden.
Der Großinquisitor erwartet eine Antwort Jesu. Er hat während des ganzen Monologs geschwiegen.

Dann aber – ganz überraschend – küsst Jesus Christus den greisen Inquisitor…und der öffnet die Gefängnistür und sagt: „Geh, und komme nicht wieder niemals, niemals. Und er lässt ihn hinaus auf die dunklen Plätze der Stadt. Der Gefangene geht.“ (S. 424).

Copyright: Christian Modehn, Religionsphilosophischer Salon Berlin

Julian Barnes Bekenntnisse: Propaganda für den Polytheismus und das Heidentum.

Der neue Roman von Julian Barnes „Elizabeth Finch“
Ein Hinweis von Christian Modehn.

Eine neue religionsphilosophische und theologische Debatte steht bevor: Die Diskussionen werden sich – wie manchmal schon zuvor – mit dem Rühmen des Polytheismus (Heidentum) befassen und der schon üblichen Verurteilung „des“ Monotheismus, also auch der christlichen Kirchen.

1.
Julian Barnes, weltweit bekannter englischer Autor und Essayist, hat einen neuen Roman publiziert: “Elizabeth Finch“ ist der Titel. Auf Französisch liegt der Roman schon seit dem 1. September. Deswegen hat „Le Monde“ Barnes in London besucht, einen langen Artikel veröffentlicht mit wichtigen Zitaten von Barnes (veröffentlicht am 26. August 2022, S. 12, in der Beilage „Le Monde des Livres“.) Der Roman “Elisabeth Finch” von Julian Barnes liegt nun (Mitte November 2022) auch auf Deutsch vor.

2.
Barnes zeigt sich in dem Beitrag als leidenschaftlicher Verteidiger des Polytheismus, für ihn identisch mit dem Heidentum. Und konsequenterweise als leidenschaftlicher Gegner „des“ Monotheismus. Das Christentum erwähnt er ausdrücklich, er denkt aber wohl auch an die beiden anderen monotheistischen Religionen, das Judentum und das Islam. Aber es ist wohl auch die Verachtung der gegenwärtigen Kirchen (auch der Kirche in England), die ihn zur Verurteilung des Monotheismus motiviert.

3.
Im Roman ist die Protagonistin, Elizabeth Finch, eine Kulturwissenschaftlerin, eine explizite Verehrerin des römischen Kaisers Julian Apostata: Er wandte sich als Christ wieder dem alten römischen und griechischen Glauben des Polytheismus bzw. dem Heidentum zu und wollte die sich herausbildende Vormachtstellung des Christentums zurückdrängen. Er lebte von 331 bis 363, als Kaiser regierte er von 360 bis 363, er starb am Tigris, damals im persischen Reich, im Kampf gegen das Sassanidenreich.
Die Begeisterung der Professorin Finch für den „abtrünnigen“ („Apostat“) Kaiser Julian wird von ihrem Schüler Neil erzählt. Er erinnert sich, wie Elizabeth Finch davon öffentlich sprach, wie der Monotheismus (gemeint ist das Christentum) eine Katastrophe für die Menschheit war, wie der Monotheismus als „Herrschaft und Korruption zur Auszehrung des europäischen Geistes führte“. Auch dies: Dass Julian Apostata moralisch viel höher stand als die ganze Reihe der Päpste. Und dass mit dem Ende des Heidentums, mit seinem Propagandisten Kaiser Julian, die Lebensfreude aus Europa verschwand…

4.
Sehr verwunderlich ist, dass Julian Barnes in dem Interview mit „Le Monde“ selbst sehr heftig Partei ergreift für den Polytheismus und das Heidentum. Zu Beginn gesteht Barnes: „Ich bin überhaupt nicht religiös, alle Religionen sind Fiktionen. Aber ich glaube, unter allen Religionen sind diejenigen, die sich auf den Polytheismus gründen, am besten erfolgreich“. Kaiser Julian Apostat habe mit seiner Toleranz gegenüber allen bestehenden, also heidnischen Religionen, so wörtlich, einen „Supermarkt der Religionen“ erfunden. Das findet Barnes gut, deutet das als Toleranz, laut „Le Monde“.
Das ist der Gipfel der Phantasie: Wenn Kaiser Julian Apostata länger gelebt hätte, dann hätte unsere Welt eine andere, eine bessere Richtung genommen. Julian hätte dann, so der Wunsch des Autors Barnes, das Christentum marginalisiert. Christliche Priester hätten nur noch „eine bescheidene Rolle gespielt neben den Heiden und Druiden, den Anbetern der Bäume usw.“ Dann „träumt“ (so wörtlich) sich der weltbekannte Autor Barnes laut „Le Monde“ in eine heidnische Welt, in der es dann aufgrund der angeblichen Toleranz des Heidentums keine Kriege gegeben hätte, eine bessere Förderung der Wissenschaft ebenso, behauptet Barnes. Und vor allem hätten die Menschen in einer Hoffnung gelebt, die sich ganz ausschließlich aufs irdische Dasein bezieht und nicht, so wörtlich, dem „absurden himmlischen Disneyland im Jenseits nach dem Tod“ geglaubt.
Julian Barnes erinnert sich in dem Gespräch mit Le Monde an die Romanschriftstellerin Anita Brookner (1928-2016), sie hätte so hübsch gesagt: „Monotheismus. Monomanie. Monogamie. Monotonie: Nichts Gutes im menschlichen Zusammenhang beginnt mit der Vorsilbe MONO“.

5.
Die Auseinandersetzung mit diesen Lobeshymnen auf Kaiser Julian Apostata und die angeblich enormen menschlichen und wissenschaftlichen Vorzüge des Heidentums, des Polytheismus, muss ausführlich geführt werden.
Es ist bekannt, dass der Polytheismus auch in philosophischen Kreisen ein gutes Ansehen genießt, man denke an an den Philosophen Odo Marquard, der 1978 einen vielbeachteten Vortrag hielt „Lob des Polytheismus“ (in: „Abschied vom Prinzipiellen“, Reclam, 1981, S. 91 -116). Man denke an die Vordenker der „Neuen Rechten“, etwa an den Franzosen Alain de Benoît, der auf Deutsch 1982 sein Buch „Heidesein. Zu einem neuen Anfang. Eine europäische Glaubensperspektive“ veröffentlichte (Graber Verlag in Tübingen). Zuvor war schon in dem genannten Verlag der Sammelband „Das unvergängliche Erbe“ erschienen, mit dem bezeichnenden Untertitel „Alternativen zum Prinzip der Gleichheit“ (herausgegeben von Pierre Krebs). Damit wurde schon im Untertitel angedeutet: Der zu überwindende Monotheismus, etwa das Christentum, setze stark auf das Prinzip der prinzipiellen rechtlichen Gleichheit aller Menschen. Und das wollen die genannten Herren rund um Alain de Botton nun gar nicht. Antisemitismus und Heidentum/Polytheismus gehören oft zusammen…

6.
Auch das gilt: Der Monotheismus kann selbstverständlich nicht pauschal verteidigt werden. Monotheistisch-fromme Menschen, etwa Christen, Theologen, Päpste usw .haben im Laufe der Kirchengeschichte ihre Haltung bewiesen: „Wir besitzen die absolute Wahrheit, und wir drängen diese unsere absolute Wahrheit allen anderen auf, durch Kolonialismus, Mission, Bekehrung“. Da hat sich also die Überzeugung durchgesetzt, subjektiv etwas Wahres erkannt zu haben, total auf objektive Welt, in die Gesellschaft, die Staaten übertragen. Und die Kirchen als Institutionen haben die nur für den einzelnen Menschen privat mögliche absolute Wahrheit ins Objektive, ins Allgemeine, als allgemeine Lehre, übertragen. Und dann begann die Katastrophe des Kolonialismus usw.

7.
Es muss hier nicht ausführlich besprochen werden, dass selbstverständlich innerhalb des Monotheismus, also der Kirchen, einzelne und Gruppen lebten und leben, die den Respekt der universalen Menschenrechte über ihre subjektive Glaubensform stellen. Man denke an Franz von Assisi oder auch an den Verteidiger der Indigenas, Pater Bartolome de las Casas.
Eine pauschale Verurteilung des Monotheismus, wie sie Julian Barnes versucht, ist schlicht und einfach historisch falsch. Genauso, wie es auch falsch ist, den Polytheismus pauschal gut und prächtig zu finden. Tatsache ist, dass heidnische Religionen, man denke an die Azteken, in ihrer rituellen Praxis nicht gerade ein Inbegriff der Menschlichkeit und Sanftheit waren. Ob der polytheistische Hinduimsus pauschal so menschenfreundlich ist, bleibt angesichts der jetzigen Hindu-Nationalisten sehr fraglich. Und ob die germanischen heidnischen Stämme einst nun große wissenschaftliche Leistungen hervorgebracht hätten, wie Barnes hofft, ist auch fraglich.
Und kann man heute gar nicht davon davon absehen, dass viele Soziologen und Politologen von den neuen Göttern des Kapitalismus und Neoliberalismus sprechen, Götter, die das permanente Wachstum gebieten und die Herrschaft der „Alternativlosigkeit“ predigen. Diese neuen materiellen Götter des polytheistischen Kapitalismus haben bei vielen jedenfalls keine gute Presse. Gott sei Dank, oder den Göttern sein Dank!

8.
Allein differenzierendes Argumentieren hilft bei dem Thema weiter und eine genau Kenntnis der Geschichte des spätrömischen Reiches, als es um das Zusammenleben von Heiden und Christen (und Juden) ging. Dazu gibt es vorzügliche historische Studien von bedeutenden Historikern, ich nenne nur den Engländer E.R. Dodds, Gräzist in Oxford, von ihm liegt auf Deutsch u.a.vor: „Heiden und Christen in einem Zeitalter der Angst“ (Suhrkamp, 1985).

9.
Es wäre im einzelnen zu zeigen, dass die universal geltenden Menschenrechte erst im Zusammenhang des Monotheismus möglich wurden. Die Menschenrechte sind ein Produkt der philosophischen Aufklärung, aber diese lebte von dem Gedanken, dass es ein oberstes Prinzip (manche nannten es noch Gott, die Deisten) geben muss als schöpferische Kraft fürs Entstehen aller Menschen. Über diese oberste schöpferische Kraft (Monotheistisch) sind also alle Menschen über die eine gemeinsame Herkunft miteinander verbunden, als Brüder und Schwestern.

10.
Es muss weiter untersucht werden, wie sich vor allem im Katholizismus eine offiziell nicht eingestandene polytheistische Tradition entwickelt hat, man müsste also ernsthaft über den Marienkult reden als Form der Verehrung einer weiblichen Gottheit; man müsste über den Kult der Engel sprechen, heute sehr beliebt, nicht nur bei den geschätzten 20 Engelbüchern von Pater Anselm Grün, sondern auch bei „kirchenfernen“ Leuten. Man müsste sprechen die Heiligenkulte, die Reliquienkulte, die Segnungen von Bäumen und Autos und Handys und Tieren im Katholizismus. Und vor allem: Allen Ernstes müsste endlich gezeigt werden, wie polytheistische Inhalte im Glauben an die Trinität enthalten sind, der Theologe Edward Schilleeeckx hat drauf hingewiesen. Für Kirchenchefs ein peinliches Thema!

11.
Man ist aber insgesamt sehr erstaunt, wie ein „weltbekannter“ Autor wie Julian Barnes (40 Bücher, übersetzt in 30 Sprachen und vielfach mit Preisen überschüttet) sich derart fürs Heidentum heute einsetzen kann.
Aber Religionsphilosophen können auch dankbar sein, dass durch die ziemlich oberflächlichen Behauptungen und „Träume“, wie Barnes selbst sagt, das Thema „Wie böse ist denn nun =der= Monotheismus“ gründlicher diskutiert wird. Und deutlich werden muss auch: Alle rechtsextremen Kreise heute wie damals schmücken sich gern mit heidnischen Ideologien oder Versatzstücken von Edda und Wotan usw. Und sie sind oft Antisemiten!

Copyright: Christian Modehn, Religionsphilosophischer Salon Berlin.

 

Eine neue Hymne der “Republikaner” in den USA: “Ich bete an die Macht der Lüge”. Anläßlich der „Midterm – Wahlen“ in den USA am 8. November 2022.

Mehr als eine philosophische Satire!
Von Christian Modehn. Zuerst veröffentlicht 2017.

1. Lüge und Wahrheit lassen sich nicht unterscheiden in den Äußerungen von Politikern und Wählern der TRUMP Partei, der Republikaner. Zweifelsfrei dominiert dort die Lüge. Trump selbst schämt sich natürlich auch jetzt nicht, wie vor kurzem schon als Präsident, Lügen lautstark einzuhämmern. Und das Volk zu Schandtaten aufzuhetzen.
Die Lügen der Trump-Leute und ihres Führers vergiften die Menschlichkeit, zerstören die Kultur, spalten die Gesellschaft.

2. Die vielen fundamentalistisch – naiven Frommen unter den Republikanern sollten aus ihrem „eifrigen“ Bibel-Studium wissen: Der Teufel, an den diese Leute ja glauben, wird von Jesus von Nazareth „der Vater der Lügen“ genannt (Johannes Evangelium, 8, 44). Aber diese Frommen, die Lügner, lassen dieses Bibelwort für sich selbst nicht gelten, sie sind im klassischen theologischen Sinn „Häretiker“, d.h. „Auswähler“.

3. Die demokratische Welt weltweit schaut hilflos zu, wie das Lügen Normalität in den USA wird, nicht nur dort freilich, in diesem so genannten christlichen Land. Als Meister der Lügen sind Trump und Putin ganz enge Verwandte.

4. Vielleicht tröstet es die demokratischen Menschen weltweit, wenn sie sich mit einer Satire etwas entspannen können. Es geht also um einen neuen TEXT einer speziellen für Republikaner gedachten US – Hymne.

Diese Hymne hat den Titel: Ich bete an die Macht der Lüge.

5. Ich bete an die Macht der Lüge,
die sich in Trump und andren zeigt;
Ich geb mich hin den Lügenworten,
wodurch ich Wurm verblödet werd;
ich will, anstatt mal nachzudenken,
im Meer der Lügen mich versenken…

Für die Trump-Hymne gilt auch diese Neufassung der 4. Strophe vo “Ich bete an die Macht der Liebe”:

O Trump, dass dein Nam verschwinde
Im Geiste aller ausgelöscht
Möcht deine triste Lügenwelt
Aus Herz und Sinn vernichtet sein.
Im Wort, im Werk, in allen Wesen
Sei Wahrheit und sonst nichts vorhanden.

6. Der Text dieser neuen Trump – Hymne ist inspiriert von einem Choral von Gerhard Tersteegen aus dem Jahr 1750. Dieses Kirchen-Lied spielte schon im 18. Jahrhundert eine “grandiose” Rolle beim militärischen Zapfenstreich. Ohne diesen Song kommt auch heute kein großer Zapfenstreich der Bundeswehr aus.
Eigentlich ist dieser Song eine Schande. Denn in diesem frommen Erguss von Herrn Tersteegen wird der “Mensch als Wurm” bezeichnet. Sicher fühlten sich und fühlen sich viele Soldaten als „arme Würmer“ angesichts bevorstehender, tödlicher Kämpfe gegen „den Feind“. Man denke auch an die russischen Soldaten im Krieg Putins gegen die Ukraine.

7. Dies ist die bekannte Strophe des vertrauten Kirchenliedes von Gerhard Tersteegen:

Ich bete an die Macht der Liebe,
 die sich in Jesus offenbart;

ich geb mich hin dem freien Triebe,
 wodurch ich Wurm geliebet ward;

ich will, anstatt an mich zu denken, 
ins Meer der Liebe mich versenken.

Nebenbei: Das Lied ist noch immer im „Evangelischen Gesangbuch“, Regionalteil Rheinland-Westfalen-Lippe als Nr. 661 vertreten. Arme Würmer, kann man dann nur sagen, die solches noch singen…

Die vierte Strophe dieses Liedes heißt im Evangelischen Gesangbuch:

O Jesu, dass dein Name bliebe

im Herzen tief gedrücket ein;

möcht deine süße Jesusliebe

in Herz und Sinn gepräget sein.

Im Wort, im Werk und allem Wesen

sei Jesus und sonst nichts zu lesen.

Für die Trump-Hymne gilt auch diese Neufassung dieser 4. Strophe:

O Trump, dass dein Nam verschwinde
Im Geiste aller ausgelöscht
Möcht deine triste Lügenwelt
Aus Herz und Sinn vernichtet sein.
Im Wort, im Werk, in allen Wesen
Sei Wahrheit und sonst nichts vorhanden.

8. Trump der Lügner: George Packer, weltweit bekannter Journalist und Autor von “The Atlantic Magazine”, schreibt in der “ZEIT” vom 29.4.2020: “Trumps wichtigstes Werkzeug beim Regieren war die Lüge…”
Der „Tagesspiegel“ hat am 19.1.2020 auf Seite 3 die Anzahl der Lügen dokumentiert, die Trump in der Zeit seiner Herrschaft verbreitet hat: Im Oktober 2018 waren es zum Beispiel 1.288 von Mister Trump verbreitete Lügen; im November 2019 “nur” 900 Fake News. Dabei sind die Lügen nur ein Aspekt dieser insgesamt “unmoralischen, soziopathischen Persönlichkeit”, wie ein hochrangiger Trump-Mitarbeiter in dem neuen Buch “Warnung aus dem Weißen Haus” (Quadriga-Verlag 2020) schreibt: “Trump missbraucht und pervertiert die Demokratie“.9

9. Auch diese neue Hymne kann selbstverständlich in der alten Melodie gesungen werden, die der in St. Petersburg wirkende ukrainische Komponist Dmitri Stepanowitsch Bortnjanski (1751–1825) ursprünglich für Tersteegens Text verfasst hat.

10. Auch dieser Tipp noch: Diese neue Lügen-Hymne “zu Ehren” von Trump sollte Übersetzungen haben ins Türkische, Russische, Englische, Italienische, Österreichische, Koreanische, Chinesische usw.

Copyright: Christian Modehn, Berlin. Religionsphilosophischer Salon Berlin. Die Erstveröffentlichung 2017 fand viel Interesse der LeserInnen dieser Website, deswegen aus aktuellem Anlass eine Neufassung dieses Beitrags.