Brasilien: Nicht nur Fußball, sondern auch Philosophie!

In Brasilien startet die Fußball WM. Ein Grund mehr, sich für die vielfältigen Kulturen Brasiliens zu interessieren, für die Religionen natürlich auch.

Aber auch für die Philosophie dort. Zur Lektüre eines einführenden Beitrags (2013 verfasst, aber immer noch aktuell) klicken Sie hier.

Zur Vielfalt der Religionen, vor allem der Kirchen dort, klicken Sie hier.

Die “Philosophie der Befreiung”, zuerst wohl vorgeschlagen von Enrique Dussel, Argentinien/Mexiko, hat unseres Wissens in Brasilien bislang keine relevante Rolle gespielt. Nun findet ab 16. September 2014 in Porto Alegre die 2. Tagung über Befreiungsphilosophie für Brasilien statt. Für weitere Hinweise klicken Sie hier.

Wer sich für einige wichtige (allgemeine) Anregungen zur Philosophie und Theologie des Spiels und des Spielens interessiert, sollte das Interview mit Prof. Wilhelm Gräb lesen. Zur Lektüre klicken Sie bitte hier.

Brasilien heute: Kritische Bürger und die Philosophien

Brasilien heute: Kritische Bürger und die Philosophien

Von Christian Modehn

Anläßlich der Fußball WM 2014 in Brasilien machen wir noch einmal auf ein nahezu unbekanntes Thema (in Deutschland !) aufmerksam. Es ist zweifellos wichtig,  um Brasilien und die BrasilianerInnen zu verstehen, es geht um die dort auch an der Basis lebendige Philosophie. Zur Lektüre des Beitrags klicken Sie bitte hier.

Mehr Licht, mehr Aufklärung: Zur aktuellen Diskussion in Frankreich

Lumières, Aufklärung, heißt die Antwort: Zur Diskussion über den Wahl-Erfolg des FN (Le Pen) in Frankreich

Von Christian Modehn

„Ich meine, durch die Konzeption einer auf sich selbst bezogenen und in sich verschlossenen Nation und ihres Kultes einer starken Macht, steht die Partei Front National mehr Vichy nahe als den Ideen der Demokratie, die von der Philosophie der Aufklärung begründet sind. Denn Demokratie bedeutet zuerst: Humanistische und universale Prinzipien, die die Partei FN zurückweist. Wenn die Partei FN in Frankreich die Macht ergreifen würde, dann handelte es sich um ein anderes Frankreich!“ So der (heute in Tel Aviv lebende, in Przemysl geborene) Historiker Zeev Sternhell. Er erinnert in seinem neuen Buch „Histoire et Lumières. Changer le Monde par la Raison“ („Geschichte und  Aufklärung. Die Welt verändern durch die Vernunft“), erschienen bei Albin Michel, Paris, 2014, einmal mehr an die Wurzeln rechtsradikalen Denkens in Frankreich.  Sternhell ist ein Spezialist für die Geschichte Frankreich im 20. Jahrhunderts: Er betont, dass sich das Vichy Regime nur deswegen so schnell etablieren konnte und sich dann so erfolgreich durchsetzte, weil der Geist, l ésprit, vieler Franzosen schon längst antisemitisch verdorben war, vor allem auch vieler so genannter Intellektueller. „Sie waren auch vergiftet vom Hass auf die Demokratie“, so Julie Clarini in “Le Monde” vom 30.Mai 2014. Es gab in Frankreich immer schon einen lang dauernden Kampf gegen die Ideen der Aufklärung und der Philosophie Kants, gegen alles, was das Allgemeine des Menschen, aller Menschen betont, wie die Toleranz usw. Im Katholizismus Frankreichs denke man etwa an die immer noch starke Bewegung der Traditionalisten und die in allen größeren Städten vorhandenen Gemeinden der Piusbrüder. Sternhell meint: Diesen Kampf zugunsten der Aufklärung gelte es jetzt, angesichts der Erfolge des Front National bei den Europawahlen 2014,  neu zu beleben. Es geht um die Demokratie, so gebrechlich sie auch erscheint, so tief reformbedürftig sie auch ist…

Wir haben vor kurzem auf die äußerst einseitigen, eher pro-FN wirkenden Äußerungen des Philosophen Alain Finkielkraut hingewiesen.

Jetzt schlägt der Soziologe, Politologe und Historiker der „französischen Ideen“ Pierre-André Taguieff  in seinem neuesten Buch „ Du diable en politique. Réflexions sur l’antilepénisme ordinaire“  (Über den Tuefel in der Politik. Reflexionen über den  gewöhnlichen Anti – Lepenismus), erschienen 2014 in Paris, bei den CNRS Éditions, eine ungewöhnliche Variante vor, den FN und die Ideen der Familie Le Pen zu „bekämpfen“. Pierre André Taguieff meint, die Verteufelung dieser rechtsextremen Partei in der Öffentlichkeit, in den Medien usw., sollte endlich aufhören zugunsten einer gründlichen Auseinandersetzung. Dass die kritische Auseinandersetzung verstärkt werden muss, ist keine Frage. Aber für Taguieff soll sie die Voraussetzung haben, diese rechtsextreme Partei als eine Partei wie alle anderen, als eine normale Partei, zu verstehen, zu deuten, zu behandeln!  In einem Interview mit der (rechten) Tageszeitung „Le Figaro“ weist Taguieff auf die eher schlichte Erkenntnis hin, dass derjenige, der einen Verteufelnden (also die FN) seinerseits wieder verteufelt, also „die“  Medien, sich auf derselben Ebene wie der Verteufelnde bewegt. Aber haben denn „die“ Le Pen Kritiker die Partei FN immer nur verteufelt, diabolisiert, wie er sagt? Gab es und gibt es nicht gründliche Analysen zu all den Themen, die der FN propagiert, wie Ausländer-„Reduzierung“,  möglichst wenige Muslime in Frankreich, Ausstieg aus dem Euro, gegen die Technokraten, für die gute alte Familie, gegen die Homorechts usw. Wurde da vonseiten der Vernunft wirklich nur ihrerseits wieder „verteufelt“? Was soll überhaupt dieses Wort „verteufeln“ in einer laizistischen Gesellschaft wie in Frankreich, wo selbst die Katholiken kaum noch an den Teufel glauben? Ist es nicht ein gefährliches Spiel, den FN jetzt wie eine Partei neben vielen anderen Parteien betrachten zu wollen? „Völlig ent-diabolisiert, könnte der FN einen großen Teil seiner Attraktivität verlieren“, schreibt hoffend und erwartungsvoll der Politologe. Man stelle sich nur einmal vor, in der Öffentlichkeit würde Antisemitismus nicht mehr als Schande und Verbrechen bewertet, also in gewisser Weise diabolisiert, was wäre da gewonnen? Würden die Antisemiten sich eines besseren besinnen und dann hübsche Humanisten werden?

Uns scheint der Vorschlag des gelehrten Herrn Taguieff doch etwas zu kurz gedacht. Es klingt fast, wie Jean Birnbaum in Le Monde vom 30. Mai 2014 schreibt, als wolle Taguieff „den FN (und die Le Pen Clique) reinwaschen von der schlechten Reputation“.

Wir halten uns lieber an seriösere Studien zu dem durchaus bedrohlichen Phänomen FN und des Le Pen Clan, etwa an das Buch der Historikerin Valérie Igounet, „Le Front National de 1972 a nos jours”. Erschienen bei Seuil, im Juni 2014. Auf dieses Buch werden wir noch zurückkommen. Die Schlussfolgerung der Autorin nach einer Studie von 448 Seiten: „Die Partei Front National ist eine Partei der extremen Rechten, die niemals ihr Wesen verändert hat“.

Copyright: Religionsphilosophischer Salon Berlin

Religion als Rauschmittel der Erfolgreichen. Zu einem Beitrag der panafrikanischen Zeitschrift “Chimurenga Chronic”

Nigerias geldgierige Prediger und die christliche Religion als Opium

Die Zeitschrift „Chimurenga Chronic“ aus Kapstadt bietet vieles, auch Religionskritik

Von Christian Modehn

„Chimurenga Chronic“ – den Namen werden wir uns merken müssen, wenn wir an den Kulturen Afrikas Interesse haben. Und das sollten wir, weil die meisten Europäer sicher einen enormen Nachholbedarf haben an Kenntnis und Verständnis. Afrika ist der nahe liegende Nachbar Europas; ein bis jetzt meist unbeliebter, weil unbekannter Nachbar, das muss sich ändern! Bis jetzt vertreiben wir schändlicherweise, gar nicht humanistisch und schon gar nicht christlich, diese unsere Nachbarn, siehe Mittelmeer, siehe Lampedusa usw.

„Chimurenga Chronic“ bietet monatlich ausführliche Informationen online; alle drei Monate auch als Printausgabe. Die „Chronic“ ist eine großartige Kulturzeitschrift, die seit 2010 in englischer Sprache in Kapstadt erscheint, von afrikanischen Autoren ausschließlich gestaltet. Beiträge kommen aus Kamerun, Mozambique, Benin, Nigeria usw. Ein tolles Panorama! Zur website dieser Zeitschrift klicken Sie bitte hier.

Die „Chronic“ belehrt schon beim ersten Hinblick, dass es „die“ afrikanische Kultur, „den“ afrikanischen Autor usw. selbstverständlich NICHT gibt. In Afrika gibt es, wie auch sonst und überall, alles Kulturelle nur im Plural, bezogen auf ein jeweiliges Land und eine jeweilige Kultur. Es ist der „Kulturstiftung des Bundes“ (Franckeplatz 2, 06110 Halle an der Saale) sehr zu danken, dass der Nr. 22 der  (gratis zu beziehenden!) Hauszeitschrift eine deutschsprachige Ausgabe dieser „panafrikanischen Gazette“ „Chimurenga Chronic“ beigelegt ist.

Aus der Fülle der Beiträge können wir von unseren religionsphilosophischen und damit immer auch religionskritischen Interessen nur auf einen Beitrag hinweisen: Yemisi Ogbe bietet eine gründliche und kritische Reportage über die bei uns schon etwas bekannte schrille Szene der Prediger und Kirchengründer im Umfeld von Lagos,Nigeria, die alle mit einer charismatischen und pfingstlerischen Spiritualität verbunden sind. Sie erreichen vor allem Menschen des aufstrebenden Mittelstandes in ihren riesigen Kirchengebäuden, auch viele Studenten; nur etwa 15 Prozent, so Yemisi Ogbe, seien arme Leute, „die jedes Wort als bare Münze nehmen, das der Prediger von sich gibt“. Auch die anderen glauben an das Wort der feingekleideten, „diamantbesetzte Uhren tragenden“ Predigern: Sie glauben daran, wenn ihnen Wohlstand und Luxus als Gottesgeschenk verheißen wird, wenn denn die Glaubenden selbst erst mal ordentlich spenden… für den Prediger und seine Familien. „Die (theologisch kaschierte) Wohlstandsdoktrin erweist sich für die Prediger selbst als äußerst profitable Ware“, so Yemisi Ogbe.

In der „Chronic“ von April 2014, in der deutschen Ausgabe auf Seite 11, wird nur ein Ausschnitt von dem Reichtum führender Prediger in Nigeria aufgelistet. Wir erwähnen Bischof David Oyedepo, von der Kirche Living Faith World Outreach Ministry, auch Winners Chapel genannt. Dieser Herr Bischof hat ein Vermögen von 150 Millionen US Dollar „erpredigt“. Seine Kirche, The Faith Tabernacle, bietet 50.000 Frommen Betern und damit immer auch Spendern Platz. Der „Pfingst-Bischof“ besitzt eine Universität, er hat Anwesen in London und den USA, einen Verlag, eine Druckerei, vier Privatjets usw. Das Vermögen des Predigers Chris Oyakhilome wird auf 50 Millionen US Dollar geschätzt; das des Predigers Temitope Balogun Joshua auf 15 Millionen US Dollar. Er beansprucht, schwerste Krankheiten heilen zu können. Das Vermögen des Predigers und Kirchengründers Matthew Ashimolowo wird mit 10 Millionen, das Vermögen des Predigers Chris Okotie mit 10 Millionen US Dollar angegeben. Wie gesagt, das alles in einem land, in dem Menschen vor Hunger sterben. In der letztgenannten Kirche sind besonders Mitglieder der high society aus Lagos Mitglieder, auch viele Prominente aus der äußerst aktiven „Nollywood“ Filmszene. All dies ist keine Phantasie: Andere religionssoziologische Studien haben ähnliches aus Nigeria berichtet.

Diese und weitere Fakten können hübsch detailliert nachgelesen werden auf Seite 11 der deutschen Ausgabe von „Chronic“ aus Kapstadt.

Bei der Lektüre dieses Beitrags von Yemisi Ogbe mit dem Titel „Nigerias Superstar-Gottesmänner  (mit dem englischen Obertitel „Gospel Christian Porn Rap“) wird deutlich, wie tief die Religionskritik hierzulande noch auf Europa fixiert ist; wie gering offenbar die reale Bedeutung der klassischen christlichen Kirchen (Katholiken, Lutheraner, Reformierte usw.) in manchen Teilen Afrikas ist. Und wie offenbar in Lagos und Umgebung in deutlichster Form Religion als Aufputschmittel für Erfolgreiche und als Goldquelle für die Prediger verwendet und mißbraucht wird. Vom Gott der Bibel, das sei am Rande bemerkt, ist da nicht mehr die Rede. Diese Christen nehmen es offenbar hin, dass Nigeria „zu den religiösesten Ländern der Welt“ (auch innerhalb des Islam?) gehört,so religionssiologische Studien;  gleichzeitig aber steht Nigeria an zweiter Stelle aller korrupten Staaten,  so “Transparency International”. Korruption und reicher Glaube der Sehr-Reichen sind hier also in einem „vorbildlichen“ Gemisch verbunden. Und Nigeria steht an 153. Stelle (von 186 Staaten) des Human Development Index. Das reiche “Erdöl-Land” ist bettelarm, wenn man die Mehrheit der Bevölkerung betrachtet.

Wir meinen: Weniger fromme Scharlatane, weniger Religion in dem beschriebenen Sinne, mehr Aufklärung, mehr Bildung, mehr Gerechtigkeit und weniger verlogene Kirchen dieser Art würden den allermeisten bitterarmen Menschen in Nigeria sehr gut tun, all das wäre wichtiger. Wir sind gespannt, ob einmal über Religionskritik in Nigeria und anderen afrikanischen Ländern berichtet wird. Vielleicht auch in der guten Zeitschrift „Chronic“ aus Kapstadt.

copyright: christian modehn, religionsphilosophischer-salon.de

27. Juni, Salonabend: Spielerisch leben. Spielerisch glauben? Perspektiven zum “homo ludens”

Zur inhaltlichen Vorbereitung und Einstimmung empfehlen wir die Lektüre des Interviews mit Wilhelm Gräb “Von der Wunderkraft des Spielens” auf dieser website. zur Lektüre klicken Sie bitte hier.

Gott um Gottes willen lassen: Zum Re­li­gi­ons­phi­lo­so­phi­sch­en Salon über Meister Eckart Salon am 30.5.2014

Gott um Gottes willen lassen: Hinweise zu Meister Eckart (1260 bis 1328)  anlässlich des Re­li­gi­ons­phi­lo­so­phi­sch­en Salons am 30.5. 2014

Von Christian Modehn

Der Anspruch des Philosophen (und Mystikers) Meister Eckart ist radikal; auch heute, in einer von religiösen Institutionen geprägten Szene, die noch oft Formen der Herrschaft über den einzelnen religiösen Menschen ausüben. Meister Eckart, der Priester im Dominikanerorden, der hoch gebildete Philosoph und Theologe, zeigt mit Argumenten: Jeder Mensch ist mit dem Göttlichen und dem Ewigen bereits „von aller Ewigkeit her“ verbunden, er ist mit dem Göttlichen eins; der Mensch muss nur diese göttliche Dimension in sich zulassen, freilegen und im Alltag leben. Dies ist der „einzige, der zentrale Gedanke“ Meister Eckarts, dem alle seine Energie als Lehrer und Prediger gilt. Grundlage dafür mag seine persönliche intensive Gottes-Erfahrung sein, die manche mystische Erfahrung nennen. Andererseits ist das Argument bei Eckart so stark und der Hinweis darauf, dass das Göttliche Vernunft, Geist, ist, so deutlich: Dass die Göttlichkeit des Menschen, jedes Menschen, eben doch selbst auch Denken, Vernunft, ist. Warum soll es denn keine „Erfahrung des Denkens“ geben, die den Menschen tief prägt? Eckart erinnert zurecht daran: Was nützt es einem Menschen, der de facto König ist, aber nicht weiß, dass er König ist? Erst das Wissen von sich selbst verändert die “Lebenseinstellung”.

Dies ist die einfache und immer wieder ausgearbeitete Überzeugung Eckarts: Der einzelne und alles in der Welt ist mit Gott verbunden, ist mit Gott eins. Dies ist das Zentrum von Eckarts Theologie der “Schöpfung”!  Im Wesen eines jeden Menschen ist ein göttlicher „Kern“ bereits anwesend. Eckart spricht auch von Seelenfunken“. „Da liegt die Gottförmigkeit des Menschen“ (Quint).

Dieser göttliche, ewige „Kern“ kann durch das reflektierte Handeln der Menschen wirksam werden. Schritte dahin geschehen im Alltag des Menschen: Loslassen von irdischen Bindungen, von Haben, wie Erich Fromm in „Haben oder Sein“ sagt, zugunsten einer Haltung, die das Sein respektiert. „Dieser Funke will nichts als Gott“ (Quint). Er kann zum „Erglühen“ gebracht werden, also wirken, indem er den Menschen die Distanz lehrt zu aller Verklammerung ans bloß Irdische. Der Mensch lässt nicht nur das absolute, krampfhafte und krankhafte Gebundenheit an die Dinge; er wird also im Loslassen frei. Eckart nennt das „arm“, er wird leer von den Dingen, und gewinnt so die Weite des Denkens und Lebens wieder. Er wird eigentlich erst im wesentlichen Sinne lebendig.

Dieser Gedanke Eckarts ist alles andere als “bloß” philosophische Spekulation: Er hat enorme Auswirkungen für den Menschen etwa angesichts der Todesverfallenheit. Anders gesagt: Wer selbst Ewiges und Göttliches in sich „hat“, ist allem Fluss der Zeit enthoben, d.h. er ist ewig. Der Tod ist dann nicht mehr das Fallen in ein tiefes dunkles „Loch“ , ist kein „Schluss, Ende, Aus“.  Eckart hat also die Auferstehungsdimension des Glaubens gedanklich gestaltet und plausibel erklärt. Dadurch dass der Mensch immer schon mit Gott eins ist, ist er als Mensch immer schon auferstanden.

Dadurch erhält das Leben hier in dieser Welt ein anderes Licht. Man macht sich vielleicht keine Vorstellungen von der radikalen, die Wurzeln des Christentums berührenden Erkenntnis Eckarts: Wenn Gott in jedem Leben bereits lebt, seit Anbeginn, in aller Ewigkeit schon, wird die Institution, die Kirche, sehr relativ, und nicht mehr so wichtig. Das hat ja auch damals schon die Bischöfe und Päpste so aufgebracht an der Überzeugung Eckarts;  das führte schließlich zum Ketzerprozeß in Avignon. Hingegen kann im Sinne Eckarts die Gemeinschaft der Denkenden und auf diese Weise Glaubenden als (Gesprächs)-Gemeinschaft wichtig bleiben und hilfreich sein.

Noch einmal: Jesus Christus ist für Eckart nicht der einzige Sohn Gottes. An seinem (historischen) Leben entdecken wir nur, dass alle Menschen Töchter und Söhne Gottes sind, d.h. selbst in Gottes Leben gehören. (Nebenbei: Hier wären Verbindungen zu ziehen zur Christologie Karl Rahners und zur Re­li­gi­ons­phi­lo­so­phie Hegels)

Der Mensch ist also Gott gegenüber kein Knecht, er gehört zu Gott. Von daher ist auch für Meister Eckart auch das Bittgebet eher sinnlos: Wer selbst zu Gott gehört, braucht nicht Gott noch etwas zu bitten. Er ist sozusagen immer „bestens aufgehoben“. Wer Bittgebete noch spontan spricht, bittet dann sozusagen, zu sich selbst, er bittet sich selbst, bei Vernunft zu bleiben und an dieser Dimension der Gottverbundenheit doch festzuhalten.

Es gibt also die alltägliche Lebenswelt, in  der der einzelne noch nicht auf seine göttliche Dimension achtet und sich dann auch nach Menschenart seinen Gott schafft. In dieser Welt bildet der Mensch sich sein Bild von Gott, das auch in religiösen Texten bezeugt wird. Dieses Bild ist eben begrentes Bild, das es zu lassen, loszulassen,aufzugeben, gilt. Gott um Gottes willen lassen, heißt die entscheidende Aufgabe. Ich schiebe meinen (irdischen) Gott beiseite, weg, fort… zugunsten des wahren Gottes, der “Gottheit”, wie Eckart sagt.

Dieser Gott im weltlichen Leben muss als relativer dann auch losgelassen, aufgeben werden. Die Menschen müssen dieses Gottes quitt sein, ledig sein, wie Eckart immer wieder sagt, zumal in der deutschen Predigt “beati pauperes”. . Man könnte durchaus von einer gewissen Gottlosigkeit sprechen. In jedem Fall ist der wahre göttliche Kern so stark im Menschen, dass er dem Menschen sozusagen hilft, die geschaffenen Gottesbilder fortzulassen, wegzuschieben usw. Mit sehr eindringlichen Worten beschreibt Eckart diesen Prozess. Ich muss alles hinauswerfen, was selbstisch ist in mir, sagt Eckart; auch meine Gottesbilder sind noch viel zu selbstisch, viel zu eng, viel zu oberflächlich. Sie können zu Götzen werden, die mein Dasein gerade nicht in die Freiheit führen!  Es ist hier die weiter zu diskutierende Frage, ob diese Gottesbilder selbst noch der biblischen Tradition, der kirchlichen Lehre angehören. Wir haben den Eindruck, dass selbst die kirchlich propagierten Gottesbilder noch wegzulassen und aufzugeben sind im Sinne Eckarts. So radikal war er ja, dass er, mit Tillich gesprochen, den Gott ÜBER Gott, eben die Gottheit andachte.

Diese Befreiung von Gott ist von unglaublicher Radikalität. Sie klingt also durchaus nach einem christlichen Atheismus; das ist dies auch in gewissem Sinne. Eckart weist aber weiter, er weist den Weg von diesem verabschiedeten Gott hin zur Gottheit. Nietzsche spricht von dem durch Menschenhand getöteten Gott. Aber Nietzsche weist nicht mehr den Weg zur Gottheit, sondern zum Übermenschen und der Lehre von der ewigen Wiederkehr des Gleichen….

Wer seinen Gott im Sinne Eckarts gelassen und aufgegeben hat, ist ARM. Es ist bezeichnend, dass der Dominikanermönch Meister Eckart das Ordensgelübde der Armut nicht in materieller Bescheidenheit sieht, nicht im materiellen Verzicht, sondern sozusagen in einem Aufgeben des irdischen Gottesbildeszugunsten des wahren Gottes, mit dem der Mensch “immer schon” als Sohn/Tochter eins ist und verbunden ist. Wir haben den Eindruck: Sehr viele Bibelstellen, sehr viele kirchliche Lehren, deutet Eckart im Licht seiner Überzeigung: dem wahren Gott, der “Gottheit”, nachzustreben…

Wird der “irdische Gott” gelassen, losgelassen, fortgeschobem wie auch immer, dann ereignet sich für Eckart die „Geburt“ des Logos, des Gottessohnes in mir. Eckart spricht auch von dem entscheidenden „Durchbruch“ als dem Abschied von Gott hin zur Gottheit. In der Gottheit bin ich und sind alle Wesen eins mit Gott. Eckart spitzt den Gedanken weiter zu: Wir sind selbst Gott, INSOFERN wir Söhne und Töchter Gottes sind, wie Eckart provozierend sagt. Diese Überzeugung wurde von der Amtskirche verworfen. Eckart, der große christliche Denker, steht bis heute im „Geruch“ der Irrlehre. Diese eilige Behauptung kann aber blind machen für den wahren Gedanken Eckarts. Und bis heute gibt es leider kaum religiöse Orte, Gebäude, Klöster, die seinen, Eckarts, Namen tragen. Die Allmacht der kirchlichen Institutionen ist überdeutlich, radikales Denken ist unerwünscht…

Für heutige Menschen, die immer noch auch das Christentum als Herrschaft von Dogmen und Klerus, als Herrschaft von Institutionen und Lehren usw. erleben, ist die Überzeugung Meister Eckarts eine Befreiung. Als ob man aus einem dichten Waldgestrüpp ins Freie tritt und erst dann ahnt, was eigentlich gemeint ist mit der Lehre von der Liebe Gottes zu allen Wesen.

Alles kommt im Sinne Eckarts darauf an, in dieses ewige Leben der Gottheit zurückzukehren. Er spricht von Wiedergeburt, neuer Geburt. Josef Quint erinnert zurecht an „Stirb und werde“; lass den alten Menschen sterben und werde dann der neue Mensch. Dieser neue Mensch ist „im Wesen“ der (nun bewusst gewordene) frühere Mensch, der ich eigentlich immer schon war.

Dieses Innewerden des Göttlichen in mir, diese Neugeburt, ist nach Eckart jedem Menschen erfahrbar. „Kein Mensch ist so grobsinnig, dass er das nicht versteht“, so Eckart. Und wer es nicht versteht, “bekümmere sich nicht”, tröstet Eckart. Voraussetzung für das Verstehen des naturgemäß schwierigen Werkes des im Mittelalter lebenden, aber modernen Philosophen Eckart ist nur die Einsicht: Selbst wenn man heute sich als Materialist versteht, dann ist dies eine Glaubensentscheidung, keine Wissenschaft, ist eine Möglichkeit, mehr nicht. Ob gut begründet, ist die weitere Frage. Eckart versucht unter der Annahme des erfahrenen Gottes ein grundlegend anderes Konzept, mit guten Gründen, als Gesprächseinladung an alle, auch außerhalb des Christentums.

Der göttliche Gott, die Gottheit, wie Meister Eckart auch sagt, ist reiner Geist, umfassend, ewig, die ganze Welt in sich begreifend. Die Gottheit nennt Eckart auch „stille Wüste“, um andeuten, wie wenig tatsächlich von dieser Gottheit gesagt werden kann aus der Situation des irdischen Menschen.

Wird durch Eckart nun alles Weltliche, alles Leibliche usw. abgewertet? Er selbst schätzt ausdrücklich das weltliche Leben. Er war viel beschäftigt in seinem Orden, als Provinzial, als Lehrer der Theologie, als Prediger, als Organisator usw.. Eckart unterstützt das aktive Tun auch theologisch, etwa am Beispiel der Gestalt Marthas, die er in ihrer umfassenden Fürsorge mehr schätzt als die bloß fromme, mystisch verzückte Maria. Für Eckart gibt es nichts Größeres als die Nächstenliebe und die Hilfe für die Armen. Die Mystiker sollen aufhören zu beten, wenn sie einen armen Menschen sehen, sie sollten anstelle des Gebets helfen, sagt er wörtlich. Eckart war ein sozialer Denker, darauf hat der Spezialist Dietmar Mieth hingewiesen.

Diese Verbindung mit den Dingen und den Menschen in der Welt ist gut, weil auch darin das allumfassend Göttliche anwesend ist. Aber: noch einmal: Zur Erkenntnis dieser von Gott umfassten Wirklichkeit kommt eben nur der gebildete Mensch, der sich aus der Verklammerung an die Welt befreit hat. Hier spielt die Dialektik rein: Annahme und Distanz zur Welt, zum Leib, zum „Ich“.

Wie kann diese Philosophie ins Heute, ins heutige Erfahren und Denken, übersetzt werden? Hat sie Sinn für Menschen, die Mühe haben, von Gott und Gottheit zu sprechen? Wäre die alles gründende Sinnzuversicht die „Gottheit“, dieses Wissen von einem letzten Sinn, der unser aller Sein prägt und trägt…trotz allem? Wäre die Dimension des Göttlichen erfahrbar in den Momenten, wo wir das Gefühl haben, aus der Zeit herauszutreten und ganz gegenwärtig und ganz in der Gegenwart zu sein? Liegt das Unverständnis vieler Zeitgenossen für diese Philosophie Eckarts auch daran, dass sie sozusagen in einer materialistischen Welt längst versinken? Gibt es eine zeitbedingte Blindheit für „metaphysisches“ Philosophieren? Wie könnte diese kulturell bedingte Blindheit korrigiert werden? Sind die religiösen Institutionen, etwa die Kirchen, selbst Orte, wo man das Loslassen der Dinge und das sich Befreien von dem irdischen Gott und seinen Bildern einübt? Fördern die Kirchen aber selbst, auch im Klerus, das egozentrische Klammern, das Anhäufen von Besitz, (siehe Limburg, siehe Vatikan etc.), dann geben sie keinen Raum mehr frei für den göttlichen Gott. Sie werden, wie Nietzsche treffend sagte, zum Grab Gottes.

PS: In unserem Salon am 30.5. bezogen wir uns vor allem auf die Predigt „Beati Pauperes“, „Selig die Armen in Geiste“. Sie nennt einer der Eckart Spezialisten,  Josef Quint, „die tiefsinnigste und klügste Predigt Eckarts“.

Copyright: Christian Modehn, Berlin.

 

 

 

 

Der “Fall Heizer”: Über die Macht der Institution.

Keine Chance für Kreative:

Was der „Fall Heizer“ (Tirol) offenbart: Perspektiven und Fragen des “Re­li­gi­ons­phi­lo­so­phi­sch­en Salon Berlin“

Re­li­gi­ons­phi­lo­so­phie, das haben wir in unserem Studienkreis oft betont, ist immer auch Religionskritik aus der Kraft der Argumente.Dabei müssen selbst „kleinere Ereignisse“ gewürdigt werden, sie könnten sich oft zu Bewegungen größeren Ausmaßes entwickeln, sind zumindest “Symbole” für das Verhalten religiöser Institutionen.

Martha und Gert Heizer haben in ihrer Wohnung in Absam, Tirol, einige Jahre lang regelmäßig Eucharistie gefeiert, ohne offiziellen Auftrag, ohne jegliche Form der Weihe durch die Hierarchie etc. Beide sind tief in der katholischen Tradition verwurzelt. Sie sind wichige Vertreter der Bewegung für eine “Kirche von unten”.

Die Heizers taten das, was die erste Generation der Christen nach dem Tod Jesu tat, nämlich Eucharistie in den Häusern zu feiern. Davon sprechen die Texte des neuen Testaments. Von zölibatären Priestern, die dieser Eucharistie vorstehen, ist da eher am Rande die Rede.

Die Hierarchie hat Martha und Gert Heizer jetzt wegen der privaten Eucharistiefeier exkommuniziert, also mit einer der schwersten Kirchenstrafen belegt. Harte Strafen im religiösen Bereich sind Ausdruck der Hilflosigkeit und Angst. Dabei beruft sich die Hierarchie ebenfalls ständig auf diese frühen neutestamentlichen Texte; einige wenige Verse sind sozusagen die Basis für ihren Anspruch, ausschließlich zu bestimmen, was und wer katholisch ist: Die Hierarchie unterstellt auch heute: Jesus von Nazareth habe „die“ Kirche begründet, die römisch – katholische ist gemeint eben in der hierarchischen Struktur und der Trennung von Laien und Klerus. Jesus von Nazareth soll also in der Sicht der Hierarchie der Gründer der heutigen Kirche sein: Dabei hat der arme Gekreuzigte nur vom baldigen Kommen des Gottes Reiches gesprochen! Das weiß allmählich jeder Oberschüler. Dieser Glaube der Hierarchie (Jesus von Nazareth als Kirchengründer) wird auch seit mindestens 200 Jahren von der kritischen theologischen Bibelwissenschaft abgewiesen sowie von einigen vernünftigen, aufgeschlossenen protestantischen Kirchen: Es waren doch die Gläubigen, die dann die Gemeinden formten und Kirchen gründeten. Von daher entsteht eine große Freiheit in der Lehre und der Gestaltung. Aber wissenschaftliche Erkenntnisse sind der römischen und österreichischen usw. Hierarchie in dem Fall egal. Theologische Erkenntnisse sind offenbar eher banales Glasperlenspiel.

Die Hierarchie glaubt zudem aufgrund eines Bibelverses, dass Jesus von Nazareth den Fischer Petrus zum Papst (Petrus, der “Fels”) erwählt hat. Sie glaubt hingegen nicht, dass man mit der biblisch bezeugten Bergpredigt Politik oder gar Kirchenpolitik machen kann. Diese Bibelstellen sind dann doch etwas zu sehr radikal, … Mit anderen Worten: Die Hierarchie wählt also aus, welche Verse sie im Neuen Testament für sich selbst wichtig findet und welche nicht. „Häresie“, also „Auswahl“ aus bestimmten Bibelstellen, nannte man das früher.

Die Auswahl der relevanten Bibelstellen folgt einem einzigen Kriterium: Was dient der Macht des Klerus und was nicht. das ist die Frage, über die diskutiert werden könnte/müsste.

Wenn nun Laien, sogar Frauen, selbst in bescheidenem, privaten Rahmen, ihre Frömmigkeit pflegen und eben privat Eucharistie feiern, wird die Macht des Klerus in Frage gestellt. Denn noch einmal: Nur die zölibatären Priester dürfen Eucharistie feiern, so sagt das Kirchenrecht, das der Klerus geschaffen hat. Nur das Feiern der Eucharistie „können“ Priester, das unterscheidet sie, macht sie zu einem heiligen Stand. Darum wird die Eucharistie in der offiziellen Theologie in Rom auch nach wie vor für den einzigartigen Mittelpunkt des katholischen Glaubens gehalten, weil eben nur die zölibatären Priester „Messe können“. Darüber darf es keine Diskussion geben, jeder Kreative, jeder Abweichler wird rausgeschmissen, d.h. exkommuniziert. Hat Jesus eigentlich jemanden exkommuniziert? Weiß da jemand eine Antwort? Vielleicht Papst Franziskus, der die Barmherzigkeit so viel bespricht und wegen dieser schönen Worte so bewundert wird?

Die Heizers in Tirol stellen also die letzte verbliebene Kompetenz des Klerus in Frage. Das ist ihr Verbrechen. Weil ihr Tun revolutionär ist und die Kirche reformieren KÖNNTE.

Die Exkommunikation zeigt, dass die neutestamentliche Rede vom „allgemeinen Priestertum aller Gläubigen“ im Vatikan kaum mehr als schönes Gerede ist. Schon das 2. Vatikanische Konzil, das so viel gerühmte, hat das allgemeine Priestertum aller Gläubigen nur UNTER Führung des Klerus überhaupt für der Rede wert gehalten.

Die Exkommunikation der Heizers zeigt weiter: Da wird ein Warnsignal gesetzt angesichts des Priestermangels und der heftig um sich greifenden Zusammenlegung von Pfarr – Gemeinden zu den (immer weiter klerikal geleiteten) Großgemeinden: Nur die Priester werden diese Großgemeinden mit der Eucharistie betreuen, sonst niemand. Bitte keine Laieneucharistie! Sie bleibt streng verboten für  glaubende Laien! Damit niemand auf die Idee kommt, sonntags ohne Priester in der priesterlosen Pfarrgemeinde Eucharistie zu feiern… Nebenbei: Allein das Wort “Laien” ist probelmatisch: Diese Gläubigen werden im alltäglichen sprachlichen verständnis zu Nieten erklärt, zu Nichts-Wissern, zu Inkompetenten. Wenn “Laos” (Laien)  aus dem Altgriechischen übersetzt Volk bedeutet, dann sind auch Kleriker Teil des Volkes, also Laien.

Die Exkommunikation erinnert an ein kürzlich zurückliegendes, leider schon wieder vergessenes Ereignis: 2007 hatten die niederländischen Dominikaner ein wichtiges, viel beachtetes Dokument (“Kirche und Amt. Unterwegs zu einer Kirche der Zukunft”)  herausgegeben, das die “Laien” aufforderte, in den katholischen Gemeinden Hollands eigenständig sonntags Eucharistie zu feiern, falls kein zölibatärer Priester zur Verfügung steht. Das Dokument wurde selbstverständlich von Rom sofort niedergeschmettert, die Dominikaner mussten Abbitte leisten ein entwürdigender Vorgang, der zeigte: Die Christen, selbst die Ordensleute, sind eher dumme Kinder gegenüber dem Vater, dem Papa, dem Papst, der Hierarchie. Jetzt geht der Niedergang der niederländischen katholischen (klerikalen) Kirche weiter.

Auch die Basisgemeinden in Lateinamerika sind durch die Exkommunikation der Heizers eindringlich gewarnt: „Denkt bloß nicht daran, in euren Hütten, in den Favelas oder in den entlegenen Dörfern Eucharistie selbst zu feiern“, heißt die Warnung: Wartet brav auf den zolibatären Priester, der euch zweimal im Jahr besucht. Das muss euch reichen für die Feier dieses Gottesdienstes, den die Herren im Vatikan für den einzigartigen Mittelpunkt des katholischen Glaubens halten. Ihr seid nur dumme Laien, ohne Kompetenz. Viele Katholiken wenden sich den so genannten Pfingstgemeinden evangelikaler Art zu, der Papst bedauert das. Aber die römische Kirche ist selbst “schuld” an diesem Wechsel in andere Konfessionen.

Der „Fall von Martha und Gert Heizer“ ist alles andere als ein banales Ereignis am Rande. Wir haben den Eindruck: Mit der Exkommunikation fügt sich die katholische Hierarchie schweren Schaden zu. Vielleicht fördert auch dieses Ereignis das kritische Nachdenken usw.

Aus historischen Studien wissen wir: Die Kirchen wären nie vorangekommen, wenn es nicht immer Menschen gegeben hätte, die einige der bestehenden Kirchengebote überschritten hätten, also „praeter legem“ gehandelt hätten. Der jetzt so viel zitierte Franziskus von Assisi war so ein Gesetzesbrecher mit der Gründung seiner Armutsbewegung in einer feudalen Kirche. Ohne Gesetzesbrecher, die sinnloses Gesetz überspringen, zugunsten einer neuen Lebendigkeit, gibt es auch in der römischen Kirche kein Leben. Aber so viel Freiheit des Denkens gibt es selbst im Vatikan eines Papst Franziskus nicht.

Copyright: Religionsphilosophischer-salon-Berlin.