Ausgegrenzt und totgeschlagen: Zum Welttag für die Beseitigung von Gewalt gegen Frauen

Ausgerenzt und totgeschlagen: Zum Welttag für die Beseitigung von Gewalt gegen Frauen

Der 25. November ist der “Welttag für die Beseitigung von Gewalt gegen Frauen”. Auch an den folgenden Tagen sollte man(n) sich an das Grauen erinnern, das Männer und die mit ihnen verbundenen ökonomisch – politischen Systeme den Frauen zufügen…Lesen Sie einen Bericht in der empfehlenswerten Zeitschrift PUBLIK Forum. Klicken Sie bitte hier.

Dieser Beitrag weist auf die Dominikanische Republik hin. Dort ist der Welttag “entstanden”, durch das Engagement von Weiterlesen ⇘

Die Gewalt gegen Frauen beenden: Hinweise auch zur Dominikanischen Republik

Ausgegrenzt und totgeschlagen
Der Welttag zur Beseitigung der gegen Frauen hat seinen Ursprung in der Dominikanischen Republik
Von Christian Modehn

Soldaten töten. Sie töten einander. Und sie töten Frauen, die sie nicht selten zuvor Weiterlesen ⇘

Luthers religiöses Handeln: Aktueller denn je

Luthers religiöses Handeln: Aktueller denn je
Von Christian Modehn

Es wird – immer häufiger – behauptet: „Was es an der Reformation (Luthers) zu feiern gibt, ist nach wie unklar“. So etwa Wolfgang Thielemann in „Christ und Welt“, der Beilage zur Wochenzeitung „Die Zeit“ vom 7. November 2013.
Prof. Wilhelm Gräb hat in einem Interview mit dem religionsphilosophischen Salon bereits Wesentliches gesagt, zur Lektüre klicken Sie bitte hier.

Weil Religionsgeschichte auch zu den Themen des Re­li­gi­ons­phi­lo­so­phi­sch­en Salons gehört, möchten wir in einigen Thesen noch einmal deutlich machen:

– Martin Luther hat das allgemeine Priestertum aller (!) Gläubigen zu recht als den Kern theologischer, biblisch begründeter Kenntnis wie auch religiöser, kircheninstitutioneller Praxis erkannt. Darüber gibt es unter katholischen und evangelischen Theologen eigentlich keine Debatte mehr. Aber Luthers Hinweis bleibt heute in der Praxis umstritten: Vom Priestertum aller Gläubigen in der Praxis kann in der römischen Kirche nach wie vor keine Rede sein. Die römische Kirche wird in jeder Hinsicht ausschließlich geführt und geleitet vom Amtspriestertum, auch unter Papst Franziskus dürfte das so bleiben. Laien können „helfen“ und dienen, sie haben nichts zu entscheiden in theologischen und moralischen Fragen. Sie werden bestenfalls mal befragt. Also: Über diesen Impuls Luthers könnte man auf Weltebene und auf bundesdeutscher Ebene diskutieren. Oder stört solches Gespräch das angeblich prächtige ökumenische Klima? Meidet man man heute unter Protestanten theologische Themen, um der römischen Kirchenführung nicht zu nahe zu treten? Oder hat sich unter Protestanten selbst eine Art klerikale Hierarchie gebildet?

– Noch mal etwas Theologisches: Luther hat die entscheidende Mitte des Evangeliums, und damit das Kriterium für wichtig und sekundär,in der Lehre von der Rechtfertigung des Sünders durch Gnade erkannt. Nach heutigem modernen theologischen Verständnis sollte man diese Mitte des Evangeliums neu verstehen, etwa in der humanen Praxis des menschlichen Miteinanders, der Solidarität, sowie in dem Respekt vor der spirituellen Haltung des einzelnen religiösen Menschen. Die zentrale Stellung der Theologie der Sünde, auch die verheerende Lehre von der Erbsünde, aber auch die Lehre von der Rettung der Welt durch Christi Blut, der sich seinem erzürnten Vater hingibt, all das lassen wir guten Herzens heute endlich beiseite. Und belasten niemanden mehr damit. Darin werden wir von vielen Theologen und Historikern weltweit unterstützt, die Christen an der Basis glauben etwa an die Erbsünde ohnehin nicht. Die Basis ist bereits häretischer als die Herren in Rom es sich träumen lassen. Darüber könnte man auch im Rahmen der Reformationsgedenken nett diskutieren, sozusagen über theologische Traditionen, die nicht mehr hilfreich, weil nicht mehr verständlich sind. Und die deswegen guten Gewissens beiseite gesetzt werden sollten. Diese Freiheit darf sich ein moderner Christ gern nehmen, das ist für liberale Christen keine Frage.

– Wolfgang Thielemann spricht in dem genannten Beitrag auch davon, dass Luther „ein Kämpfer wider katholischen Aberglauben“ gewesen sei; dass aber diese Haltung heute obsolet, also überflüssig, ist. Genau das Gegenteil ist richtig: Auf den Ablass hat die römische Kirche bis heute nicht verzichtet; dass Heilige im Himmel unsere Gebete hören und uns hilfreich zur Seite stehen, ist Lehre der römischen Kirche heute. Dass es bei einzelnen Super Frommen Stigmata gibt, etwa bei dem heiligen Pater Pio, ist römische Lehre. Dass Gott in seiner Allmacht (und Willkür) Naturgesetze – von ihm selbst geschaffen – auch wieder mal durchbricht etwa in Heilungswundern, ist offizielle Lehre …Ebenso, dass Maria gnadenhaft hilft vom Himmelsthron aus, das wird in jedem zweiten Marienlied heute weltweit gesungen. Dass Jesus den Fischer Petrus zum ersten Papst bestellte, ist offizielle Lehre. Da wird der Spruch Jesu an Petrus „Du bist Petrus, der Fels … usw“ ausnahmsweise mal wörtlich von der Kirchenführung gedeutet. Die Warnung Jesu an die Jünger „Nennt euch nicht Meister“ oder „Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr als ein Reicher ins Himmelreich“ werden selbstverständlich nicht wörtlich verstanden von der Kirchenführung. Was soll man denn dann mit all dem Milliardenbesitz der Kirche machen, mit allem dem Luxus usw… Dieser absolute Interpretationshoheit der Bibel durch die Kirchenführung entspricht die Verachtung – immer noch – der historisch – kritischen Bibelforschung, die selbst im 2. Vatikanischen Konzil noch festgeschrieben wurde. Also, zu diskutieren gäbe es genug … im Sinne des Reformators Martin Luther.

– Und ist die Vision, der Traum, von der institutionellen Einheit einer Kirche nicht der Traum von Herrschaft? Ist eine und einzige christliche Kirche wirklich ein “Gewinn” oder wäre das nur ein monolithischer, leichter beherrschbarer Block? Wir brauchen nicht diesen Traum einer institutionellen Einheit weiter zu träumen, es gibt Wichtigeres. Etwa das Elend der hungernden und sterbenden Kinder endlich zu besiegen, um nur eines von vielen Themen erster Dringlichkeit heute zu nennen. Es ist ja auch die christliche Welt Europas und Amerikas, die diese verheerende Armut mit erzeugt…Vielleicht sollte man in dem Zusammenhang von Sünde sprechen…

Copyright: Christian Modehn, Religionsphilosophischer Salon.

Das argentinische Gesicht von Kard. Bergoglio, jetzt Papst Franziskus

Das argentinische Gesicht von Kardinal Bergoglio, jetzt Papst Franziskus.

Mit Hinweisen von Prof. Fortunato Mallimaci.

Ein Beitrag von Christian Modehn veröffenlicht am 18.3.2013!

Wenn ich jetzt, am 24.1.2025, meinen Text,  am 18.3.2013 veröffentlicht, also wenige Tage nach der Wahl Bergoglios zum Papst, lese: Da ist die Erkenntnis vorherrschend: Über die unheilvolle Rolle Bergoglios als Jesuitenprovinzial und als Erzbischof von Buenos Aires im Umfeld der Militärdiktatur ist nicht mehr wirklich objektiv und kritisch geforscht  worden. Zu viele ließen sich von einem gewissen Charme von Papst Franziskus ins Vergessen treiben. Andere, wie der argentinische Menschenrechtler Adolfo Perez Esquivel, sind nach der Wahl Bergoglios zum Papst in ihrer Bergoglio – Kritik umgekippt und haben sich auf die Seite des Herrschers gestellt.

Ich habe nach dem 18.3.2013 immer wieder weitere Ergänzungen publiziert, sie wurden hundertfach angeklickt, aber haben keine weitere Forchung weiterer Journalisten oder Historiker provoziert.

Bemerkenswert ist, wie Papst Franziskus in seiner so genannten Autobiografie “Hoffe” über seine für ihn katastrophale “Apostolischen Reise” nach Chile spricht, kein Wort, über seinen Irrtum hinsichtlich des sexuellen Missbrauchs durch chilenische Bischöfe. Sondern eine rührselige Story über eine Eheschließung einer gewissen Paula und eines gewissen Carlos im Flugzeug in Chile nach Iquique. (S. 323 ff). Und danach viel Blabla über Hesiod, eine “argentinische Callas”und Charles Peguy und alles hübsch durcheinander. Bloß kein Wort zum Missbrauch vieler chilenischer Bischöfe…Leider erwähnt der Papst nicht Johann Strauß und dessen Weisheit aus der “Fledermaus”: “Glücklich ist, wer vergißt…”

Ergänzung am 24.3. 2013: Am Schluss dieses Beitrags finden Sie einen Hinweis zu einer Stellungnahme von Adolfo Pérez Esquivel vom 5. April 2005 im argentinischen Fernsehen “Canal America” über Kardinal Bergoglio.

Ergänzung am 31.3.2013: Am Schluss dieses Beitrags finden Sie einen Hinweis zur Diskussion in Argentinien unter dem Stichwort: “Von welcher Option für die Armen spricht Papst Franziskus”. Mit einem Hinweis auf die entscheidende Tatsache, dass die Befreiungstheologie in Argentinien fast ganz auf den stets von den Bischöfen bekämpften (zahlenmäßig kleinen) Kreis der “Priester für die Dritte Welt”, “Sacerdotes para el tercer Mundo”, begrenzt war.

Ergänzung am 3. 4.2013: Am Schluss dieses Beitrags finden Sie einen Link zu einem Interview mit dem argentinischen Journalisten und kenntnisreichen und kritischen Beobachter der argentinischen Kirchen- Szene Horacio Verbitzky; das Interview über Kardinal Bergoglio in Argentinien damals sendete der NDR (Fernsehen) am 27.3.2013, das Interview wurde vom NDR übersetzt. Das Interview wird noch einmal wiederholt im NDR (ZAPP heißt die Sendereihe) am 5.4. 2013 um 2.45 (sic).

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Auch in Deutschland ist der argentinische Soziologieprofessor Dr. Fortunato Mallimaci kein Unbekannter. Er hat in der umfangreichen Studie „Kirche und Katholizismus seit 1945“ in Band VI „Lateinamerika und die Karibik“ den Beitrag über Argentinien geschrieben (zusammen mit seiner Kollegin, der argentinischen Soziologin Veronica Gimenez Beliveau). Das Buch ist im Jahr 2009 im katholisch geprägten Schöningh Verlag erschienen, es wurde herausgegeben von dem katholischen Kirchenhistoriker Prof. Johannes Meier und dem katholischen Theologen Veit Strassner. Der Sammelband von 559 Seiten enthält ausschließlich Beiträge von Katholiken, sogar von Mitarbeitern der kirchen- offiziellen bischöflichen “Aktion für Lateinamerika Adveniat”  in Essen. Diese wurde bekanntlich lange Jahre von dem Opus – Dei Mitglied Bischof Hengsbach geleitet.

Also in diesem quasi offiziell katholischen Buch ist – erstaunlicherweise – Prof. Fortunato Mallimaci mit seinem wissenschaftlichen Beitrag über die katholische Kirche in Argentinien von 1945 bis ca. 2008 vertreten; sein Artikel umfasst 23 Seiten und hat 61 umfangreiche Fußnoten: Fortunato Mallimaci hat in Paris studiert, vor allem an der berühmten Ecole des Hautes Etudes en Sciences Sociales. Er ist (geboren 1950) Professor für Sozialgeschichte Argentiniens und Religionssoziologie an der „Universidad de Buenos Aires“. Er hat zahlreiche Gastprofessuren im In – und Ausland wahrgenommen. Erstaunlich ist, dass der Beitrag nicht die Beziehungen der katholischen Kirche zur Regierung Kirchner untersucht, obwohl die Literaturangaben bis ins Jahr 2006 reichen, etwa durch Hinweise der beiden Wissenschaftler auf die Arbeiten des kritischen Journalisten H. Verbitzky “La Argentina católica y militar”, erschienen in Buenos Aires 2006.

Dieser lange Hinweis ist notwendig, um die Seriosität von Prof. Mallimaci von vornherein gegen alle Anwürfe zu betonen. Mallimaci ist einer der wichtigsten Interviewpartner der unabhängigen demokratischen und ökumenischen Presse in Argentinien, in diesen Tagen, nach der Papstwahl. Wir können von seinen zahlreichen ausführlichen Interviews und Beiträgen zum damaligen Kardinal Bergoglio (Buenos Aires) nur schrittweise den deutschen Lesern zugänglich machen. Religionskritik ist ein Teil der Re­li­gi­ons­phi­lo­so­phie.

Noch eine Vorbemerkung:

Für die deutschen Leser muss wohl noch einmal an das wahre, nahezu unsägliche  Ausmaß der Militärdiktatur in Argentinien (1976 –  1983) wenigstens elementar erinnert werden: Der Diktator Jorge Rafael Videla (1976) hatte das Ziel, “die moralische Ordnung der Nation, die wirtschaftliche Effizienz und die nationale Sicherheit wiederherzustellen…Die katholische Kirche war von der Diktatur besonders betroffen, da ihre internen Brüche offensichtlich wurden”, schreiben F. Mallimachi und V. Gimenez Béliveau in ihrer Studie auf Seite 425. Und sie fahren fort, und jetzt wird es wichtig, um die wahre Dimension unseres Themas wahrzunehmen: “Mit aktiver Unterstützung von Mitgtliedern der Kirche wurden Verbrechen an anderen Mitgliedern der Kirche verübt. Die Bischöfe, die den Staatsstreich begrüßten, versuchten die progressiv – christlichen Gruppen zunächst zu isolieren und schließlich aufzulösen. Die Militärs zerschlugen mit bischöflicher Billigung und Unterstützung die aktivsten Gruppen und ermordeten eine Reihe engagierter Christen. Priester, Mitglieder von Basisgemeinden, Ordensfrauen, Laien und sogar einzelne Bischöfe (wie Bischof Enrique Angelelli aus La Rioja  und Bischof Carlos Ponce de Leon aus San Nicolas), die sich für die Verfolgten einsetzten, wurden Opfer des Staatsterrros: Sie wurden verfolgt, ins Exil geschickt, entführt, gefoltert, ermordet”. (ebd., S 425). Über die unmittelbare, wohlwollende Unterstützung der Militärdiktatur durch die meisten Bischöfe schreiben die Autoren u.a.:”Die Machtübernahme durch die Militärjunta unter dem Katholiken Videla wurde von führenden Mitgliedern des Episkopars ausdrücklich begrüßt und unterstützt”,so auf Seite 426 mit ausführlichen Literaturhinweisen, auch zur wohlwollenden Haltung des Nuntius damals, Msgr. Pio Laghi. Bischof Victorio Manuel Bonamin aus dem Salesianerorden etwa forderte schon 1975 die Intervention der Streitkräfte: “Die Armee sühnt die Unreinheit unseres Landes. Die Soldaten wurden im Jordan vom Blut gereinigt, um die Führung unseres Landes zu übernehmen”, zit. ebd. (Nebenbei: Es wird nicht dokumentiert, wie die Bischofskonferenz mit solchen bischöflichen Mitbrüdern umging nach dem Ende der Militärdiktatur). Die beiden Autoren schreiben weiter auf Seite 427: “Die Legitimität, die die Bischöfe der Militärregierung zubilligten, beschränkte sich nicht auf die politische Unterstützung, sondern sie wurde auch auf die Rechtfertigung willkürlicher Folter ausgedehnt….Die Militärs führten ihren Reinigungsprozeß in der Kirche mit der Zustimmung einiger Bischöfe und aktiver Unterstützung einer erheblichen Zahl von Priestern durch. Einige unterstützten sogar Folterer moralisch und waren bei Folterungen in den Haftzentren anwesend. Die Militärregierung dankte der Kirche dafür durch einige Privilegien, die Bischöfe wurden fortan über den Staatshaushalt  finanziert…Das Regime konnte sich (von wenigen Ausnahmen abgesehen) der Untertsützung durch den Gesamtepiskopat gewiss sein” (ebd). Unter den bischöflich geduldeten Massakern an ihren Mitchristen erwähnen wir nur die Ermorderung von drei Ordensleuten und zwei Theologiestudenten aus dem Pallottinerorden sowie die Entführung und das Verschwinden der beiden französischen Nonnen Alice Domon und Léonie Duquet, sie hatten das “Verbrechen” begangen, Familien von Verschwundenen zu unterstützen. Léonie Duqet wurde nach ihrer Ermordung bei einem der üblichen Todesflüge der Mörderbanden ins Meer geworfen. Zu den Opfern gehörte übrigens auch Elisabeth Käsemann, die Tochter des protestantischen Theologen Prof. Ernst Käsemann, Tübingen.

Es ist bezeichnend, dass die beiden Autoren, F. Mallimaci und V. Giménez Béliveau, unter den wenigen mutigen Widerstand leistenden Klerikern nur zwei Bischöfe ausdrücklich erwähnen: Bischof Jorge Novak SVD, Bischof von Quilmes und Bischof Jaime de Nevares SDB, Bischof von Neuquen (Fußnote 49, Seite 427). Der Name Jorge Mario Bergoglio, Provinzial des Jesuitenordens in Argentinien von 1973 bis 1979, taucht in dem Zusammenhang des Widerstandes jedenfalls nicht auf. Das widerständige “Format” von Novak und de Nevares hatte er wohl nicht, sonst hätten ihn die beiden so gründlich recherchierenden Autoren zweifelsfrei in ihrer ausführlichen Studie erwähnt. Bergoglio wird übrigens von beiden nur einmal ganz kurz als Kardinal von Buenos Aires (seit 2001) erwähnt, und zwar als “Kardinal italienischer Herkunft”, dies Ausdruck für die “Italienisierung der argentinischen Amtskirche” (so die Autoren), die knappe Erwähnung Bergoglios befindet sich in der Fußnote 6 auf Seite 411!

Diese Hinweise sind wichtig, um die tiefe Bindung des argentinischen Klerus an die Werte der Nation, die klassischen Familienwerte (gegen Homosexualität etwa) und gegen den angeblich allgegenwärtigen Kommunismus zu vestehen.

Wir beginnen mit einem Beitrag Fortunato Mallimacis, der am 31. Juli 2010 veröffentlicht wurde in dem blog „La Máquina de Escribir“ in der Verantwortung von Anibal Jorge Sciorra. Quelle: http://lamaqdeescribir.blogspot.de/2010/07/entrevista-fortunato-mallimaci-el-rol.html. Der TEXT auf Spanisch: Fußnote 1: “Die unheilbringende Rolle Bergoglios” ist der Titel ins Deutsche übersetzt.

Wir können nicht den langen Beitrag übersetzen, wir bieten nur einige zentrale Aussagen des Religionssoziologen Prof. Mallimaci zu Kardinal Bergoglio von Buenos Aires, dem Vorsitzenden der argentinischen Bischofskonferenz. Es lohnt sich, den ganzen Text auf Spanisch zu lesen!

Hier einige wesentliche Erkenntnisse Mallimacis:

1.“Bergoglio versteht nicht, was heute in der Gesellschaft passiert“.

2.“Die bischöfliche Hierarchie Argentiniens befindet sich in einem fieberhaften, nervösen Zustand. Sie zeigt sich als eine Institution der Macht“.

3.“Das wird deutlich in der Amtsenthebung des progressiven Priesters Nicolas Alessio, Cordoba in Argentinien, der es wagte, sich öffentlich für die Rechte Homosexueller einzusetzen“.

4. „Die argentinischen Bischöfe, auch Erzbischof Bergoglio, setzen ausschließlich auf das unwandelbare und ewige Naturrecht. Sie haben keinen Sinn für den gesellschaftlichen Wandel. Sie fühlen sich wie in einem „Krieg Gottes“ und , verwenden den Begriff inneren „Krieg“, der unter General Videla noch benutzt wurde“.

5. „Die Christen an der Basis sagen angesichts der Bischöfe: „Wir finden in der Haltung der Bischöfe nicht mehr Jesus wieder“.

6. „Die Bischöfe verteidigen die „klassische Familie“ bedingungslos“. Mallimaci spricht von einem „Kreuzzug“ der Bischöfe, Kardinal Bergoglio sei einer der Fahnenträger dieses Kreuzzuges. „El rol que juega Bergoglio es nefasto“, sagte Mallimaci: „Die Rolle, die Bergogio in diesem Kreuzzig (für die alten Familienwerte z. B. und gegen die Moderne) spielt, ist, so wörtlich, =nefasto=, d.h. unheilbringend. Die Bischöfe sprechen eine militärische Sprache…“

7. „Bergoglio hat geschwiegen, als der Militärseelsorger, der Priester Christian von Wernich, verurteilt wurde wegen seiner Mittäterschaft in der Diktatur, ihm wurden Folter und Verbrechen gegen die Menschlichkeit zur Last gelegt“.

8. „Als der Priester Julio Grassi wegen sexuellen Missbrauchs an Kindern angeklagt wurde, hat Bergiglio den Anwalt bezahlt, Grassi wurde zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt“.

9. „Bergoglio hat auch Erzbischof Edgardo Storni von Santa Fé noch unterstützt, als er wegen sexuellen Missbrauchs angeklagt und verurteilt wurde“.

10. „Bergoglio hat die Idee verbreitet: Der Relativismus sei der Hauptfeind der Gesellschaft“, darin in voller Übereinstimmung mit Benedikt XVI.

11.“In der argentinischen Kirche unter dem Chef der Bischofskonferenz Bergoglio gibt es keine öffentliche Meinung, keine Diskussion. Die Angst ist stärker als die Freiheit, wenn sich Kritiker äußern wollen“.

12. „Die Kirche Argentiniens befindet sich im Dauerkonflikt mit der liberalen Welt der Demokratie“.

13. „Bergoglio hat 2004 dafür gesorgt, dass eine Ausstellung des berühmten Künstlers Leon Ferrari wegen Blasphemie für einige Zeit verboten wurde. Später wurde sie gerichtlich doch noch durchgesetzt. Von allen Kanzeln ließ er gegen den Künstler wettern. Das brachte ihm allerdings weiteren Ruhm ein., betonte Ferrari. Jedenfalls wollte Kardinal Bergoglio eine Art Zensur für moderne Kunst durchsetzen“. Siehe dazu einen umfangreichen Beitrag in der spanischen Tageszeitung el periodico vom 14. 3. 2013, zur Lektüre klicken Sie hier.

14. Mallimaci weist ausführlich darauf hin, dass Bergoglio, der Jesuit, und der erzkonservative Opus – Dei Bischof Hector Aguer von La Plata in sehr vielen zentralen Fragen eng verbunden und einer Meinung waren: Mallimaci nennt etwa die gemeinsame Auffassung von der Familie als einer =patriarchalen Struktur=, dass die Frauen an die 2. Stelle gehören, dass Verschweigen besser sei als Aufklären, dass Gehorsam die zentrale Tugend ist, sowie, wörtlich, “dass schmutzige Wäsche besser versteckt werden sollte”.

In einem Interview für die Tagezeitung Pagina/12 vom 17.3. 2013 geht Fortunato Mallimaci erneut auf die Strategie der argentinischen Bischofskonferenz ein, deren Präsident Kardinal Bergoglio war: “Die Bischofskonferenz hat sich weder zur Verurteilung des pädophilen Priesters Julio Grassi noch gegenüber dem (Sexuellen Mißbrauch durch)  Bischof Edgardo Storni noch gegenüber dem Verbrecher, Pfarrer Christian von Wernich,  offiziell ausgesprochen, im Unterschied etwa zu den Bischfskonferenzen in den USA, wo offizielle Statements zur Pädophilie unter Priestern abgegeben wurden. Zur Lektüre des Interviews klicken Sie hier.

Weitere Informationen zur Auseinandersetzung um die Homoehe in Argentinien:

Anlässlich der Debatte über die Homoehe sagte Kardinal Bergoglio: „Es steht auf dem Spiel die Identität und das Überleben der Familie:  Papa, Mama und die Kinder. Seien wir nicht naiv: Es handelt sich hier nicht um einen politischen Kampf. Es handelt sich um einen destruktiven Anspruch gegenüber dem Plan Gottes. Es handelt sich nicht um ein bloßes gesetzliches Vorhaben, sondern um eine Bewegung, die vom Vater der Lüge (dem Teufel) ausgeht, die die Söhne Gottes verwirren und täuschen will.“ Quelle: http://www.elblogoferoz.com/2013/03/15/el-nuevo-papa-colaboro-con-la-dictadura-militar-argentina/Gelesen am 18.3. 2013

Über die Beziehung zu dem “Verbrecher Priester” Christian von Wernich, dem Militärgeistlichen z.Z. der Diktatur und Mörder heißt es weiter: „Es ist erwiesen, dass Pfarrer von Wernich schuldig ist für die Verbrechen, die zu seiner Verurteilung führten. Tatsächlich half die argentinische Kirche ihm, zuerst noch nach Chile zu entkommen, dort lebte er unter einem falschen Namen in einer Pfarrei. Ohne diese Tatsachen zu beachten, spielte Bergoglio auf das Urteil des Gerichts an und nannte es eine verleumderische Verfolgung der Kirche und nannte diejenigen Verräter, die die Vergangenheit nur  verfluchen. Hingegen rief er zur Vergebung auf… Diese Erklärung hängt zusammen mit einer Unterstützung Bergoglios für die Aktionen von Cecilia Pando, die die Straflosigkeit der Militärs damals nachdrücklich forderte unter dem scheußlichen Slogan: memoria completa, d.h. die Erinnerung ist vollständig, sie reicht”.  Quelle: http://www.elblogoferoz.com/2013/03/15/el-nuevo-papa-colaboro-con-la-dictadura-militar-argentina/

Diese rechtsextreme Aktivistin Maria Cecilia Pando hat jubiliert angesichts der Wahl Bergoglios zum Papst: Quelle:   http://www.agenciapacourondo.com.ar/secciones/sociedad/10936-cecilia-pando-festeja-la-eleccion-de-bergoglio.html,  gelesen am 18.3. 2013. Cecilia Pando sagte: “Qué alegría ! Bergoglio Papa !!! Una gran bendición para nuestro país que tanto lo necesita. Bergoglio, el Papa Argentino !!! Bienvenido Francisco I, un orgullo para nuestro país !!! Estaremos a su lado, dándoles fuerzas por medio de la oración”. (Welche Freude. Bergoglio ist Papst. Ein großer Segen für unser Land,  das den (Segen) so dringend braucht. Willkommen Franziskus I., ein Stolz für unser Land. Wir werden an seiner Seite sein, wir werden ihm Kraft geben durch unser Gebet”.

Wir weisen noch auf einen weiteren Beitrag  des religionsphilosophischen Salons vor allem über den inzwischen verurteilten Kollaborateur, den Priester Christian von Wernich, hin, zur Lektüre klicken Sie bitte hier.

ERGÄNZUNG am 24. 3. 2013: Zu den Aussagen von Adolfo Pérez Esquivel über Kardinal Bergoglio.

Horacio Verbitzky hat am 24.3. 2013 in der Tageszeitung “Pagina 12” in Buenos Aires  einen Hinweis zu verschiedenen Aussagen des Friedensnobelpreisträgers Adolfo Perez Esquivel publiziert.

In einem TV Beitrag vom 15. 4. 2005 (drei Tage vor der Wahl von Papst Benedikt XVI.) (zur Ansicht: www.youtube.com/watch?v=Qu2iET8fc5s brachte “Canal Argentina”, Informe special, einen Beitrag mit Interviews u.a. mit A. Perez Esquivel. In dem Beitrag für Pagina/12 bezieht sich H. Verbitzky auf dieses Interview, er schreibt jetzt u.a.: “Perez Esquivel erinnerte damals daran, dass viele Bischöfe zur Zeit der Militärdiktatur einen doppeldeutigen Diskurs hielten. “Als er selbst gefangen war damals, sagten die Bischöfe seiner Frau: Sie würden für ihn, Perez Esquivel, eintreten. Dann taten sie genau das Gegegenteil”. Dann fragten ihn die Reporter konkret zur Haltung des argentinischen Kardinals (Bergoglio). Da antwortete Perez Esquivel, “ohne zu zweifeln, dass die Haltung von Bergoglio “se inscribe”, also dazugehört zur Haltung aller dieser Leute aus der Politik, die da denken: Alle, die sozial mit den Ärmsten und Bedürftigen arbeiteten, waren Kommunisten, Subversive und Terroristen. … Bergoglio ist ein intelligenter Mann, er ist fähig, aber doch eine zweispältige Person. Ich hoffe, dass der Heilige Geist heute (beim Konklave 2005) wach ist und sich nicht irrt” (also Bergoglio sollte nicht Papst werden) .

H. Verbitzky schreibt in dem genannten Artikel weiter: Die erste Erklärung Perez Esquivels nach der Wahl von Bergoglio zum Papst bestand darin zu sagen: Andere Bischöfe hätten mit der Diktatur kollaboriert, aber nicht Bergoglio. Aber er sei nicht allzu energisch gewesen in der Verteidgung der Menschenrechte. Diese Aussage irritierte offenbar den Vatikan: Deswegen:

Am Donnerstag, 21. März, treffen sich Papst Franziskus und Perez Esquivel im Vatikan, sie sprechen über die Menschenrechte, berichtet Perez Esquivel danach, sie hätten sich in der in Buenos Aires üblichen Umarmung verabschiedet und betont: “Vielleicht hat sich Bergoglio damals nicht in den Streit begeben, aber er hat eine schweigsame Diplomatie betrieben”.  Zur Lektüre des Beitrags in Pagina/12 klicken Sie bitte hier.

Der Artikel verweist empfehlend auf das Buch von Mignone, “Iglesia y dictatura”,  El papel de la iglesia a la luz de sus relaciones con el régimen militar.
por Emilio Mignone, Ediciones del Pensamiento Nacional, 4° Edición, Septiembre de 1987.

Ergänzung am 31. 3. 2o13: Wir verweisen auf den ausführlichen theologischen Artikel des Autors Washington Uranga in der Tageszeitung Pagina 12 aus Buenos Aires (31.3. 2013) mit dem Titel: “Von welcher Option für die Armen spricht der Papst”. Der Autor weist nach, wie der religionsphilosophische Salon schon früher, dass sich Kardinal Bergoglio in Buenos Aires eher der caritativen Unterstützung der Armen widmete “und versuchte, diese Position mit der politischen Macht listig und diskret zugleich zu vermitteln”. Bergoglio also dachte (und denkt) eher in der Kategorie “Kirche FÜR die Armen” als in der befreiungstheologischen Kategorie “Kirche der Armen”, im Sinne von: “Kirche gestaltet VON den Armen”. Uranga schreibt:” Bergoglio hat sich der radikalen Position der Befreiungstheologen nicht angeschlossen. Das lag auch daran, dass sich argentinische Theologen, wie etwa der populäre Lucio Gera, niemals mit der Befreiungstheologie anfreunden konnten, weil sie auch Beiträge des Marxismus für richtig befand…Insgesamt hat sich die argentinische Kirche – von der kleinen Bewegung “Priestern für die Dritte Welt” abgesehen – Ende der sechziger und in den siebziger Jahren (Konferenzen von Medellin und Puebla) fremd und fern und mißtrauisch verhalten gegenüber den anderen (oft befreiungstheologisch eher freundlicheren) katholischen Kirchen in Lateinamerika. Und dies waren genau die Jahre, in den Bergoglio als Priester sich bildete und als Theologe. Die argeninischen Bischöfe waren auf den entscheidenden Bischofsversammlungen in Medellin und Puebla wenig “präsent” (im Sinne von aktiv dabei), anders hingegen auf den späteren Konferenzen von Santo Domingo und Aparecida: Diese wurde von Papst Benedikt XVI. geleitet oder stark geprägt, die Endredaktion der Texte von Aparecida (2007) hatte Kardinal Bergoglio.

Wir fragen: Erstaunlich bleibt, dass Befreiungstheologen wie Leonardo Boff (oder auch Bischof Kräutler, beide Brasilien) große Hoffnungen in den eigentlich der Befreiungstheologie gar nicht gewogenen Papst Franziskus setzen. Wissen sie zu wenige Fakten von Bergoglio? Wollen sie den Papst durch allzu heftiges Loben auf ihre Seite ziehen? Oder ist es ein “gesamtlateinamerikanischer Stolz” der beiden, dass nun ein Latino überhaupt einmal Papst geworden ist? Abetr wir stark werden Argentinier im allgemeinen überhaupt als “Latinos” wahrgenommen, das ist eine andere Frage.

Das Interview mit dem argentinischen Journalisten und kritischen Beobachter der Kirchenszene Argentiniens Horacio Verbitzky wurde im NDR am 27. 3. 2013 gesendet; zur Lektüre klicken Sie bitte HIER.

FUßNOTE 1:

sábado, 31 de julio de 2010

Entrevista a Fortunato Mallimaci: “El rol de Bergoglio es nefasto”

Por Néstor Leone. (*)

Doctor en Sociología y especialista en temas ligados a la historia del catolicismo y las distintas formas de religiosidad popular, Fortunato Mallimaci analiza en esta entrevista la forma en que la jerarquía eclesiástica encaró la discusión sobre el matrimonio entre personas del mismo sexo. Además, hace un poco de historia y repasa continuidades y rupturas respecto de la relación entre la Iglesia Católica, los poderes políticos y las cuestiones de Estado. “No comprende lo que sucede en la sociedad”, dice Mallimaci acerca del cardenal primado Jorge Bergoglio. “Creyó que su presencia en el mundo de la política partidaria le iba a dar apoyos, y quedó demostrado que no es tan así”, señala entre las razones de la derrota eclesiástica.

¿Cuál es su primer análisis, luego de la sanción de la ley?
Que la Iglesia jugó a todo o nada, y se quedó con nada. Perdió porque pasó lo que tenía que pasar. La ley de matrimonio igualitario, si no se sancionaba este año, se hubiese sancionado el próximo. O el otro. Estamos en una etapa de nuestra vida democrática en donde el tratamiento de estos temas ya no se puede posponer. El problema es que tenemos una Iglesia que todavía no lo entiende. Pero se están quedando solos. El hecho de que ciertos sectores políticos tomaran distancia es relevante, porque se dieron cuenta de que, a pesar de las presiones, votar a favor de esta ley les generaba más simpatías públicas que votar en contra.
¿Por qué jugaron a todo o nada y endurecieron sus posturas?
La jerarquía está en estado febril. Prefiere el enfrentamiento y dejar atrás el discurso del consenso y la unidad nacional para mostrarse como una institución de poder. Pero nada muestra mejor ese estado febril, que la prohibición al cura Nicolás Alessio de dar misa. Una verdadera locura, y sólo por hacer pública una disidencia.
El lobby sobre los legisladores también puede ser otro punto.
Sobre los legisladores, sobre los medios… El lobby fue muy fuerte, es cierto. Pero muy burdo. En lo personal, pienso que han optado por hacer público su reclamo para hacer crecer el miedo y ganar en legitimidad. El problema para ellos es que, al ser tan burdo, perdieron entre el conjunto de la población por la multiplicación que hicieron los medios de algunas declaraciones inadmisibles. Y esto se relaciona con otra cosa que no es menor. Al no tener movimientos laicales fuertes, al no tener gente porosa en el resto de la cultura social, política y sindical fueron los mismos obispos quienes tuvieron que salir al ruedo. Y a los obispos no les gusta eso. Les gusta estar en las sombras, ser comandantes en jefe, conducir desde el patio trasero. De lo que no se dieron cuenta es que la sociedad argentina cambió mucho en los últimos años en temas de derechos y respeto de la diversidad.
¿Hubo un quiebre, un corte, respecto de lo que venía sucediendo?
Los pronunciamientos hablan de eso. La movilización de los niños en las escuelas es un hecho gravísimo. Parecía un límite infranqueable y, sin embargo, se lo traspasó. Que se haya apelado a eso habla de ese estado febril y habla, también, de que entendieron mal lo que estaba en juego, como leyeron mal lo que pasó con el divorcio y están leyendo muy mal lo que sucede en la cultura dominante. Por ejemplo, los nuevos valores que imperan y el proceso amplio de individuación que atravesamos. Tanto insistir con la ley natural, casi como única manera de entender la misión de la Iglesia, los llevó a callejones sin salida, porque si hay sólo ley natural, no hay historia ni hay presencia de Dios en la historia. Y esto, me parece, ha descolocado a mucha gente internamente.
¿Qué implican, en este contexto, que haya apelado a términos como “guerra de Dios”?
En lo personal, les agradezco esta frase porque me permite insistir con que ese modelo integralista, antiliberal, superortodoxo, conservador, que reacciona contra la modernidad sigue muy vigente. El problema que tienen es que concita mucho rechazo. No sólo de parte de la Presidenta, sino también de la sociedad civil. La sensación es que actúan como si estuviésemos viviendo en época de dictadura. No es casual que hace unos días Videla también hablara de guerra.
¿Piensa que todo esto tendrá consecuencias aún más gravosas para la Iglesia como institución?
Por supuesto. La Iglesia ya viene con un cuestionamiento no menor desde la época de la dictadura, por el tema de los derechos humanos y su complicidad. Ahora, durante estos días también se dio un cuestionamiento importante de parte de sacerdotes y comunidades de base. “No encontramos a Jesús en las posturas de ustedes”, han dicho y es muy fuerte. Y que se haga público es más fuerte todavía. La mayoría de los medios, que son condescendientes con estos obispos, no han tenido otra que empezar a publicar estas cosas… Otro obispo, en estos días, dijo algo muy claro sobre lo que la Iglesia todavía sigue pensando: “el matrimonio merece la tutela del Estado”.
Lo dijo Héctor Aguer.
Lo dijo Aguer, pero lo piensa la mayoría. Es una Iglesia Católica que no puede pensarse sin el Estado, que no distingue entre esfera estatal y propuesta para sus fieles. Claro, si cada vez sus fieles son menos y, de esos que siguen siéndolo, son pocos los que se apegan al dogma…
¿Cómo evalúa el rol jugado por Jorge Bergoglio?
Nefasto. El rol que juega Bergoglio es nefasto.
Fue un abanderado de esta cruzada.
Fue un abanderado, un monje negro, todo junto. No comprende lo que sucede en la sociedad. Creyó que su presencia en el mundo de la política partidaria le iba a dar apoyos, y quedó demostrado que no es tan así. Esta estrategia me recuerda mucho a la que tuvieron los militares durante la Guerra de Malvinas. No sólo repiten el lenguaje militar, como hizo Bergoglio, sino que replican su lógica. Los militares pensaron que, como eran aliados de los norteamericanos, éstos nos iban a ayudar en la guerra. Acá pasó lo mismo: no entendieron la lógica que gobierna lo político-partidario.
¿Cuánto tiene que ver esto con el juego interno de la Iglesia a nivel mundial y las apetencias papales de Bergoglio?
Difícil saberlo. Además, desconozco cuántos votos sacó en la elección papal. Él dice que no lo sabe; su vocero, tampoco. ¿Por qué tendría que confiar en lo que dijeron algunos medios? ¿Cuáles fueron esas fuentes? No dejo de impresionarme por el modo en que se trabajan estas cuestiones. Lo mismo pasó con este tema. Es cierto, la Iglesia tiene un poder simbólico muy fuerte, pero es más lo que ha perdido y lo que siguen perdiendo con manifestaciones de este tipo. La misa de Bergoglio, en Constitución, por ejemplo, por la trata de personas, es otra lectura retrógrada, premoderna de la realidad. ¿Qué dijo? Que la ciudad es el lugar del pecado, cuando, hoy, el noventa por ciento de los argentinos vive en ciudades…
¿Se puede pensar en una sobreactuación?
Si sobreactúa es porque está perdiendo legitimidad y fieles. Sobreactúa para imponerse, porque es su autoridad la que está en tela de juicio. Hasta Mauricio Macri le dijo que no en varias oportunidades. Hasta Macri, y en su propia diócesis. Lo mismo pasa en la Conferencia Episcopal, de la que Bergoglio es presidente. Les repartieron un documento a los sacerdotes para que lo leyeran desde el púlpito, porque no son capaces de mantener una discusión racional en el espacio público. Le están hablando a un pequeño grupo de católicos movilizados, un núcleo duro que pretenden consolidar, pero no le están hablando al resto de la sociedad. Hasta no hace mucho tiempo tenían un discurso para el conjunto de la sociedad, mientras trataban de que esos grupos duros quedasen adentro. Ahora es al revés. Alquilaron ómnibus para que la gente se movilizara. Y actuaron con la misma lógica que dicen ver en otros. Sólo les faltó la chorihostia.
Clientelismo, digamos.
No me gusta utilizar la categoría clientelismo con tanta facilidad, pero si vamos a hablar de clientelismo también les cabe a ellos. Se conciben por encima de la sociedad y del conjunto de los partidos, y terminan actuando como cualquier grupo partidario en búsqueda del poder.
En el caso de Bergoglio, esa lógica política se puede rastrear. Su cercanía con Guardia de Hierro es apenas un primer antecedente.
Pero si piensa seguir con esa lógica está equivocado. Bergoglio está llevando a la Conferencia Episcopal a una de sus mayores pérdidas de credibilidad y derrotas en la historia argentina. Los demás tienen todo el derecho de acompañarlo. Lo que no pueden hacer es querer trasladar eso a la democracia, al Estado.
¿Qué distancia separa a Bergoglio de sectores más integristas, como el que representa Héctor Aguer?
Mi profesor de Historia del Catolicismo, Émile Poulat, le hubiera dicho que ésa no es la pregunta correcta, sino qué los une, qué le permite que sigan estando juntos. Bueno, los une la idea de que la familia es el centro de la sociedad, la concepción patriarcal de la familia, la idea de que la mujer debe permanecer en una segunda posición, la concepción de que los trapitos sucios hay que esconderlos. Y, ahora, los une la condena al sacerdote Alessio, como antes los unió el silencio ante el caso Christian von Wernich, condenado por asesinatos, torturas y crímenes de lesa humanidad. A ver si nos entendemos: tanto Aguer como Bergoglio no sólo no le piden al sacerdote Julio Grassi, condenado por violar a niños, que se vaya de la Iglesia, sino que ponen dinero para pagarle sus abogados. Con el arzobispo Storni hicieron algo parecido.
Son más las cosas que los une, entonces.
Desde ya. Los une la idea de que esto subvierte los valores de la sociedad, una idea de jerarquía que llevan al extremo, la idea de que la obediencia es lo principal y, por supuesto, la idea de que hay que afirmar certezas y que el relativismo es el principal enemigo a combatir. Muchos católicos no entienden este manejo partidario de Bergoglio, de Aguer, de Jorge Casaretto, ese juego en las sombras. Uno hace de bueno y busca sindicalistas. El otro hace de malo y busca tipos más conservadores.
¿Qué pasará de aquí en más?
Los mariscales de la derrota deberían dar un paso al costado y reflexionar por qué perdieron. Deberían preguntarse, por ejemplo, si quieren quedarse con un pequeño núcleo duro que les dé certezas a ellos y a sus afirmaciones o si prefieren dialogar con el conjunto de la sociedad argentina que, sobre estos temas, quiere más derechos, más participación y más pluralidad.
Que esos mariscales de la derrota den un paso al costado, supongo, debe ser más bien una expresión de deseos.
Por cierto. En esta Iglesia no pasan estas cosas, pero no estaría mal que lo hicieran. No estaría mal que esos mariscales guardasen silencio, porque cada vez que hablan atentan contra aquellos que quieren construir diálogo en la diversidad. Por eso valoro mucho la autonomía que se dieron los partidos políticos para votar. Dejaron de lado la amenaza concreta que hizo la Iglesia y eso me parece un paso fundamental para la democracia argentina.

El rol del Opus Dei

¿Qué rol jugó y qué peso tuvo el Opus Dei en la discusión?
En su momento, el Opus Dei, como movimiento laical, denunció cierta clericalización del catolicismo argentino. Incluso, se enfrentó a ese clericalismo porque no los dejaba crecer. Hoy, esas críticas quedaron atrás, en un segundo plano, porque el que estaba en juego era un tema que, para ellos, resulta central. Cuando se trata el tema de la familia y ven que pueden imponer la concepción que ellos tienen del tema, dejan todo lo demás de lado. Por eso, hoy, esa afinidad es muy fuerte. Además, no hay que olvidar que los dos obispos del Opus, el de Santiago del Estero y el de San Juan (ndr: Francisco Polti y Alfonso Delgado, respectivamente), fueron quienes más incitaron a la movilización. Hay una razón instrumental, tantas veces criticada en los demás, que hoy se cumple tanto para el Opus Dei, como para Jorge Bergoglio o Héctor Aguer.
Página/12 informó, en estos días, que a la cruzada se había sumado el supernumerario español Benigno Blanco.
No lo pude chequear, pero puede ser. La transnacionalización de los grupos católicos es un hecho. Los grupos ProVida son los mismos aquí, en Estados Unidos, en España.

Los disensos y los miedos
¿Qué pasa entre los obispos, más allá de Héctor Aguer y Jorge Bergoglio?
En la Iglesia argentina no hay opinión pública posible. Una institución que es incapaz de escuchar el disenso interno, que es incapaz de escuchar la opinión de la sociedad y que, ante algún tipo de declaración pública de un sacerdote, lo único que hace es sancionarlo, está muy dificultada de comprender los cambios en la sociedad y actuar en consecuencia. Es cierto, así como la sociedad contemporánea no vivió nunca tanto tiempo en democracia, la Iglesia tampoco. Pero no se acostumbra. Por eso no entienden, por ejemplo, que los medios tengan su lógica propia y hagan su juego, más allá de sus presiones. Que no entiendan esto los lleva a enojarse con esos medios, porque los creían aliados eternos.
¿Hasta dónde llega el disenso interno, entonces?
Hay cualquier cantidad de obispos que están en contra de que Bergoglio sea el jefe simbólico, mediático o material de la oposición. Pero se animan a decirlo y hablan por debajo. El miedo predomina sobre la libertad o la posibilidad de hacerlo público.
¿Qué pasa con las comunidades de base, con los laicos?
Hay desconcierto. Por eso me parece que lo de Nicolás Alessio es muy importante. Ahí hubo un grupo de sacerdotes muy valientes que hizo pública la diferencia con la autoridad, que es el corazón del poder de la Iglesia. La Iglesia Católica no castiga a un asesino ni a un pederasta mientras diga que respeta la autoridad. Bueno, que haya surgido un grupo de sacerdotes que haya salido a decir en el espacio público y por los medios que estaba en desacuerdo, me parece importante. Pero, más todavía, me parece importante que los medios hayan tenido que difundirlo. ¿Por qué paso? Porque expresó un sentir de muchísima gente que, hasta ese momento, no tenía una expresión pública.
Una historia de enfrentamientos.

No es la primera vez que la Iglesia se enfrenta al poder político. ¿Qué diferencia encuentra con otros hechos?
Es cierto. La Iglesia Católica tuvo conflictos con el mundo liberal cuando se sancionó la educación pública, gratuita y obligatoria. Tuvo conflictos cuando salió la Ley del Matrimonio Civil, la Ley de Registro Civil, la Ley de Cementerios. La diferencia con ese momento es que era una Iglesia con menos peso. En los conflictos con el primer radicalismo y con el peronismo la cosa fue distinta. Y la cosa terminó peor. La quema de Iglesias y el bombardeo a la Plaza con los aviones que tenían la inscripción “Cristo Vence” es un ejemplo. Lo que vino después fue décadas de paz militar-católica, que se interrumpió con el gobierno de Raúl Alfonsín y la Ley del Divorcio, con un nuevo conflicto.
Los argumentos, en cada caso, fueron más o menos similares, ¿no?
Sí, en buena medida: que peligraba la familia, que llegaba el acabose. Como dije, la diferencia es que, en 1880, la Iglesia que se resistía a los cambios era una institución débil. La de estas épocas es una Iglesia más poderosa, sobre todo, luego del proceso de militarización y catolización que vivió nuestra sociedad. Y como tal, no quiere perder los privilegios conseguidos. Yo espero que los obispos, ahora, digan que no aceptan más el salario de este Estado corrupto y pecaminoso, que distorsiona la familia…
No lo van a hacer.
Claro, porque son hipócritas. ¿Por qué este discurso sobre la sexualidad y la familia no penetra tanto? Porque en los últimos dos o tres años lo único que hemos escuchado de la Iglesia son casos de abusos sexuales de curas y obispos. ¿Qué autoridad moral tiene la Iglesia para levantar el dedo? Hay algo ahí muy profundo que habrá que ver si quieren cambiar o no.
Respecto de este gobierno, está el antecedente del caso Antonio Baseotto.
Es cierto, fue casi un símbolo del cambio en el vínculo con el poder político. Por eso es importante lo que pasó con la votación en el Senado. La política debía acompañar las posturas de buena parte de la sociedad para que se diferenciase lo político de lo religioso, para que quedase clara la diferencia entre los preceptos de la Iglesia y las leyes del Estado. Por suerte, hoy estamos en otra era, donde la consolidación de la democracia no deja otra cosa que el debate respetuoso. Pero recuerdo cuando Bergoglio acusó de blasfemo a León Ferrari, calificativo en desuso y totalmente desatinado para un artista. Dijo “blasfemo” y el núcleo duro de fieles rompió toda la muestra. (PE/Debate)

(*) Publicado en la revista Debate, de Buenos Aires, en la edición del 16 de julio de 2010.
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Das mexikanische Füllhorn: Reichtum geht, Armut bleibt. Ein Beitrag von Alfons Vietmeier, Mexiko – Stadt

Alfons Vietmeier hat im Herbst 2013 ein Buch veröffentlicht, das die Beiträge unserer Serie: “Der andere Blick – Alfons Vietmeier schreibt aus Mexiko” enthält, aber auch weitere Aufsätze, die ein recht umfassendes Bild zur sozialen, politischen und vor allem religiösen Situation in Mexiko heute bieten. Das Buch “Mexiko tiefer verstehen” ist im Dialog Verlag Münster erschienen, es hat 192 Seiten mit zahlreichen Fotos. Das Buch eignet sich gut als Einführung in die vielschichtige mexikanische Lebenswelt. Alfons Vietmeier lebt seit vielen Jahren in Mexiko Stadt, er ist als Theologe und als Berater für neue kommunikative Formen in Großstädten vor allem.

Vor kurzem hat unser Freund Alfons Vietmeier regelmäßig für den religionsphilosophischen Salon aus Mexiko berichtet. Jetzt schickt er uns einen Vortrag, den er kürzlich in Emsdetten gehalten hat.

 

Gold und Silber lieb ich sehr: Das mexikanische Füllhorn: Reichtum geht, Armut bleibt.

Von Alfons Vietmeier,  Mexiko – Stadt

Es gibt keinen der zahlreichen Besucher aus Deutschland in Mexiko, der nicht nachdenklich auf das Thema der weltweiten Finanzkrise und konkret auf die Krise des Euro zu sprechen kommt. Auch die Medien sind voll davon, wenn ich im Internet Nachrichten aus Deutschland checke. Die Meinungen gehen weit auseinander über Ursachen und Konsequenzen. Bei den –zig Milliarden, die hin und her geschoben werden, wird es einfachen Menschen schwindelig, die schon wegen eines fehlenden Tausenders schlaflose Nächte haben. Sind solche Mega-Summen was für Zirkus – Jongleure, Spielmarken beim Monopoly oder Seifenblasen, die dann platzen? Allgemeine Ratlosigkeit und oft die Problemverschiebung auf Sündenböcke wie: “Die Griechen, die haben halt nur auf Pump gelebt!” Und wer von uns nicht auch? Mehr als Einer sagt dann, das Sicherste sei, in Gold und Silber anzulegen.

Bei diesem Punkt erzähle ich gerne etwas aus der Geschichte, das mich nachdenklich macht und lade ein, ebenfalls nach- und weiterzudenken.

Das mexikanische Füllhorn.

1803 war das Allroundgenie Alexander von Humboldt über ein Jahr in Mexiko. Er forschte wie wild, unter anderem über die vorhandenen und nicht ausgebeuteten Edelmetalle. Seine Erkenntnis: Mexiko ist wie ein Füllhorn, voll von Silber und Gold. Es muss nur mit moderner Technologie ausgebeutet werden.

In jener Zeit begann im südlichen Ruhrgebiet die deutsche Industrialisierung. Einige Industrielle lasen von Humboldts Forschungsbericht und waren fasziniert: In Mexiko ist schnell und leicht riesiger Gewinn zu machen; der vorhandene Bergbau muss nur modernisiert werden! Dazu werden Geld und damit Inversionisten benötigt! 1824 wurde in Elberfeld (jetzt Stadtteil von Wuppertal) eine “Deutsch – Mexikanische Bergwerksgesellschaft” gegründet, und Aktien wurden ausgegeben; unter anderem kaufte auch Goethe. Mit diesem Kapital wurden in Mexiko soweit wie möglich lokale Minen aufgekauft, die seit Jahrhunderten unter den Spaniern sehr rustikal etwas Bergbau betrieben und insbesondere Silber abbauten. Die anfängliche Euphorie war so groß, dass bis 1827 etwa 30 Silber- und Goldgruben, sowie drei Schmelzhütten erworben wurden, heißt es in einem zeitgenössischen Bericht. Weiterlesen ⇘

Abbé Pierres 100. Geburtstag: Ein Prophet, ein Revolutionär der Solidarität

Abbé Pierre: Ein Prophet der Solidarität

Von Chriostian Modehn.  Anlässlich des 100. Geburtstages von Abbé Pierre,  2012.

Hinweis am 15.9.2024: Dieser Hinweis wurde im Jahr 2012 veröffentlicht, als in der weiten Öffentlichkeit, nicht nur der Kirche, Abbé Pierre hoch geschätzt, wenn nicht verehrt wurde. Seit einigen Monaten ist unzweifelhaft: Abbé Pierre war ein Missbrauchstäter, man lese dazu etwa den Hinweis LINK.

Und nur unter diesen Voraussetzungen sollte der folgende Hinweis gelesen werden.

Es bleibt die Frage: Ein Missbrauchstäter kann ein umfangreiches, internationales Sozialwerk (“Emmaus”) aufbauen, kann die Menschen zur sozialen Hilfe bewegen, als Sozialkritiker in der Öffentlichkeit sprechen, zum “Beliebtesten” aller Franzosen aufsteigen und trotzdem – in einer verschwiegenen Welt des Missbrauchs – sexuellen Missbrauch begehen. Und einige Kirchenführer wussten davon, griffen aber nicht ein, weil der “angesehene Priester – Star” in hellem Licht erscheinen musste. Er spielte aufgrund seines Renommes schließlich auch viel Geld, Spenden etc. ein…

…………..

Während meiner Aufenthalte in Frankreich habe ich mehrfach Abbé Pierre getroffen. Er war mehr als der bewunderte, „welt – berühmte“ „Sozialpriester“. Er war authentisch, mutig, kreativ, unbequem, radikal und heftig, wenn es um die Sache der Armen ging. Er war ein glaubwürdiger Priester, verehrt von Christen wie von Nichtchristen. Ich hatte ihn interviewt, u.a. für das  Radiomagazin „Gott in Frankreich“ (von 1989 – 2005) im Saarländischen Rundfunk, Redakteur war Norbert Sommer.

Anlässlich von Abbé Pierres 100. Geburtstages am 5. August 2012 (gestorben am 22. 1. 2007) biete ich zum Nachlesen drei ältere Ra­dio­sen­dungen, die ihre Aktualität bewahrt haben. Die Form der Texte entspricht der für Hörfunkzwecke üblichen Gestalt. Natürlich können in den drei kurzen Beiträgen nur einige Aspekte im Leben Abbé Pierres erwähnt werden. PS: Immerhin wird jetzt auch auf französischen 2 Euro – Münzen Abbé Pierres gedacht. Dadurch wird er zur bleibenden europäischen “Größe”.

1.

Eine Ra­dio­sen­dung für den NDR

„Mein Gott, warum?“ (2007)

Ein neues Buch des französischen Sozialpriesters Abbé Pierre

Von Christian Modehn

Wenn katholische Pfarrer und Theologen das Greisenalter erreichen und noch klar bei Verstand sind, neigen sie zu ehrlichen, man möchte sagen „radikalen“ theologischen Bekenntnissen. Das gilt etwa für die Professoren Karl Rahner oder Edward Schillebeeckx; das trifft nun auch auf Abbé Pierre zu, den weltbekannten französischen Sozial-Priester. Von ihm ist dieser Tage das Buch „Mein Gott, warum?“ erschienen.

Abbé Pierre gilt neben General de Gaulle und Marie Curie als der berühmteste Franzose. Er ist vor 7 Monaten im Alter von 95 Jahren gestorben (am 22. 1.2007). Er lebte authentisch  als armer Priester an der Seite der Armen. Mit ihnen hat er das weltweite Hilfswerk „Emmaus“ geschaffen, er hat – elementar – Millionen Hilfsbedürftiger mit Essen und Unterkunft versorgt. Vor allem hat er ihnen Mut zum Leben gemacht: „Trotz allem“. Noch als Greis war er dabei, wenn Obdachlose leer stehende Häuser besetzten. Er wollte sie vor der Vertreibung durch die Polizei schützen:

O TON, Abbé Pierre,

Väter und Mütter weinten. Eine Mutter musste in die Klinik eingeliefert werden, weil sie völlig verzweifelt ist. Es ist so: Arbeiter haben einfach die Decken im Haus eingerissen. Das ist kriminell. Ich habe den Premierminister angerufen, ich habe den Justizminister angerufen. Wir lassen uns das nicht bieten. (Applaus).

1. SPR.:

„Wut ist von Liebe nicht zu trennen“ war das Motto Abbé Pierres. Sein neuestes Buch „Mein Gott, warum?“ stört alle fromme Glaubensgewissheit angesichts des Elends in dieser Welt: Gott bleibe ein Geheimnis; nur in der Nächstenliebe können Zweifel und Skepsis überwunden werden, betonte er immer wieder:

 O TON, Abbe Pierre.

Glauben heißt: Gott ist Liebe. Und wir Menschen sind aufgerufen zu lieben. Die Krise der Menschheit und auch die Krise der Spiritualität kommt sicher auch daher, dass den Glaubenden das Elend der anderen Menschen immer noch ziemlich gleichgültig ist.

1. SPR.:

Das neue Buch Abbé Pierres bietet knappe spirituelle Meditationen. Er plädiert er für eine radikale, moderne Deutung alter dogmatischer Lehren und findet etwa den Gedanken „schauderhaft“, dass Gott sozusagen ganz bewusst Jesus am Kreuz leiden ließ. Nicht durch Schmerz und Pein, sondern durch Liebe werde die Menschheit gerettet, betont Abbé Pierre. Liebe war der Mittelpunkt seines Lebens: Sogar als Priester erlebte er für eine kurze Zeit auch die erotische Liebe zu Frauen. Dieses offene Bekenntnis in dem genannten Buch haben ihm die Bischöfe übel genommen. Und manch ein Beobachter meint, dadurch habe Abbé Pierre seine mögliche Heiligsprechung verhindert. Genauso empört waren konservative Kreise, als bekannt wurde: Er finde es ganz normal, Jahre lang einen offen homosexuell lebenden Priester als seinen Privatsekretär beschäftigt zu haben. Es war Abbé Jacques Perrotti, einen der Mitbegründer der Homosexuellen – Vereinigung „David und Jonathan“.

Das neue Buch kann aber auch wie ein kurz gefasstes Reformprogramm der katholischen Kirche gelesen werden. Abbé Pierre fordert die Aufhebung des Pflichtzölibats der Priester und die Zulassung von Frauen zum geistlichen Amt.  Joseph Ratzinger wurde als Kurienkardinal von Abbé Pierre, so wörtlich.  „furchterregend“ empfunden; im Falle Papst Benedikt XVI. hoffte er noch auf Großzügigkeit und Weite des Denkens…

Buchhinweis:

Abbé Pierre, Mein Gott warum? Fragen eines streitbaren Gottesmannes. Aus dem Französischen von Bettina Lemke. 120 Seiten, DTV Verlag, München, August 2007, 12 Euro.

—–WDR (2002)

Abbé Pierre wird 90

Von Christian Modehn

Ausgerechnet einen Priester finden die Franzosen besonders sympathisch. Und das in einer Gesellschaft, die sich rühmt, laizistisch zu sein. Abbé Pierre kennt in Frankreich jeder, den greisen Priester, der heute (5. August 2002) 90 Jahre alt wird: Er ist laut neusten Umfragen für ein 90 Prozent aller Franzosen ein Vorbild; noch vor den Fußballstars und den Filmdiven.

 O TON, Abbé Pierre,  0 43″

Väter und Mütter weinten. Eine Mutter musste in die Klinik eingeliefert werden, weil sie völlig verzweifelt ist. Denn man muss dies einfach anerkennen: Die Arbeiter haben einfach die Decken eingerissen, sie haben die Wände in den Zimmern zerstört, all das ist kriminell. Ich habe den Premierminister angerufen, ich habe den Justizminister, ich habe den Wohnungsbauminister benachrichtigt, auch den Sozialminister. Wir lassen uns das nicht bieten. (Applaus).

1.SPR.:

Paris, Oktober 1993. Applaus für einen greisen Rebellen. In seiner schwarzen Windjacke steht er da und schreit; gestützt auf einen Krückstock; eine Hand hinter dem Ohr, um das Hörgerät besser auf die Fragen der Journalisten einstellen zu können. Ihn kennen hier alle: Abbé Pierre, der Sozialpriester, ist immer zur Stelle ist, wenn Arme und Flüchtlinge bedrängt werden. Wieder einmal wird ein Haus “gesäubert”, wie es in der Amtssprache heißt: Spekulanten vertreiben Familien mit ihren Kindern aus einem Gebäude in der Avenue René Coty; mehr als einhundert Menschen hatten das leerstehende Haus besetzt, sie wollten endlich weg von der Strasse.

Abbé Pierre ist im Jahr 1993 81 Jahre alt. Wie oft hat man schon einen Nachruf auf ihn geschrieben; wie oft glaubte er sich selbst am Ende seiner Kräfte. Aber es ist die Wut, die ihn am Leben hält, die Wut über eine Gesellschaft, in der die Armen ausgegrenzt werden und keine Lebenschancen haben.
Abbé Pierre verdankt seinen Namen dem Widerstand gegen die Nazis in  Frankreich. Seit 1941 half er unter größten Gefahren etlichen Juden, über die Alpen in die Schweiz zu flüchten. “Mein Name ist ein Deck-Name, er ist ein Symbol des Protestes”, sagt Abbé Pierre nicht ohne Stolz. Eigentlich heißt er Henri Grouès ,  am 5. August 1912 wurde er in einer „wohlsituierten“ Lyoner Familie geboren. Wut und Zorn waren nicht gerade die Tugenden, die er bei seinen Eltern lernte; mildtätige Hilfsbereitschaft war ihnen, den strengen Katholiken, am wichtigsten. Sein Vater versorgte “ehrenamtlich” die Armen in der Nachbarschaft mit Spenden, mit Brot und Kleidung. Der Sohn, immer kränklich und vor allem sehr fromm, trat mit 18 Jahren in den Kapuzinerorden ein; das Kloster musste er kurz nach seiner Priesterweihe wieder verlassen: Er war den harten Lebensbedingungen dort gesundheitlich nicht gewachsen. Der Bischof von Grenoble übernahm ihn in sein Bistum auf. Aber der Oberhirte hatte sich geirrt, als er meinte, nun einen sanften und schwächlichen Kleriker bei sich zu haben: Der Priester schloss sich dem Widerstand gegen die Nazis an: Er konnte etliche Juden vor dem KZ bewahren.

Als Mann der Résistance wurde er von General de Gaulle im Jahr 1945 gedrängt, politische Verantwortung zu übernehmen: Als parteiloser Abgeordneter zog er ins Parlament ein.

Aber er entdeckte bald, dass konkrete Hilfe eher seine Sache ist als das endlose Debattieren im Plenarsaal und in den Ausschüssen. Zusammen mit Obdachlosen und Haftentlassenen gründete er 1951 eine Wohngemeinschaft in Neuilly-Plaisance. Die Männer begannen, Schrott zu sammeln, alte Maschinen zu reparieren und gebrauchte Kleider weiterzukaufen: So hatten sie genug zum Leben. Und die “guten Bürger” mussten entdecken: Menschen vom Rande der Gesellschaft haben noch Energie und Phantasie, eigenständig ihr Leben zu gestalten. Unter dem Namen “Emmaus-Bewegung” leben heute in Frankreich mehr als 100 ruppen zusammen; in allen Teilen der Welt gibt es weitere 250 Gemeinschaften mit mehr als 15.000 Bewohnern. Abbé Pierre:

O TON, Abbé Pierre,
“In der Bewegung leben Menschen, die man verzweifelt kennen könnte, zusammen mit festen Mitarbeitern, auch sie wollen nach unseren Regeln leben, die von gemeinsamer Arbeit bestimmt sind. Dabei weisen wir jede offizielle Unterstützung des Staates oder der Kirche oder einer anderen Organisation zurück. Wir haben viel Lebensfreude und auch einen gewissen Stolz. Wenn alle Mitglieder einer Gemeinschaft genug zum Leben haben, dann geben wir das restliche Geld den Armen. Wir wollen Arme sein, die noch etwas geben können, wir wollen dabei durchaus provozieren.

1.SPR.:

Die feinen Bürger in Paris, irgendwie noch religiös erzogen, erinnerten sich beim Namen Emmaus an einen biblischen Ort: Dort soll sich Jesus von Nazareth als der Auferstandene gezeigt hatte. Aber “Emmaus” ist kein “Projekt der Kirche”; es ist religiös neutral und offen für Menschen aller Weltanschauungen. Abbe Pierre galt sofort als “der Lumpensammler-Priester”;  in den Pariser Salons war er Gesprächs-Thema Nummer eins; Frankreich hatte wieder ein leuchtendes Vorbild. Abbé Pierre nützte seine Popularität, so konnte er sich der Medien bedienen:  Am 1. Februar 1954, früh am morgen, erschreckte er 4 Millionen Radio- Hörer mit seiner Botschaft, die bis heute fast Kultcharakter hat; der ursprüngliche Appell wurde über Radio-Luxembourg verbreitet:

O TON, Abbé Pierre,.

Meine Freunde, kommt zu Hilfe. Gerade ist eine Frau gestorben. Sie ist erfroren, heute Nacht um drei Uhr, auf dem Bürgersteig des Boulevard Sebastopol. Sie hatte bei sich ein Papier, das die Vertreibung aus ihrer Wohnung dokumentierte. Jede Nacht liegen mehr als 2000 Menschen auf den Strassen, zusammengekrümmt auf dem kalten Boden, ohne Dach, ohne Brot. Es gibt zu viele Scheußlichkeiten! Notaufnahmelager sind dringender denn je. Hört mich an! In drei Stunden werden zwei Zentren der Hilfsbereitschaft errichtet, das eine in der Nähe des Panthéons, in der Rue Sainte Genéviève, das andere in Courbevoie. Überall in Frankreich und in allen Vierten von Paris muss es Hinweise und Plakate geben, wo man Unterkunft und Essen findet.

1.SPR.:
Der Hilferuf wurde gehört und ernst genommen: Reiche Bürger brachten Decken und Lebensmittel; ehemalige Fabrikhallen wurden in Notunterkünfte umgewandelt: Und vor allem: Die Politiker begannen zu handeln: Sie starteten ein groß angelegtes Programm des Sozialen Wohnungsbaus.  9.000 Sozial-Wohnungen wurden sofort gebaut.

Abbé Pierre, der Star der Armen: Er nahm Verbindung auf mit dem Urwald-Doktor Albert Schweitzer, später mit Mahatma Gandhi, mit Martin Luther King und Papst Johannes XXIII.

Abbé Pierre ist bis heute das soziale Gewissen Frankreichs, eine Art inspirierendes Symbol für alle, die sich dem Dienst an Menschen in Not verschrieben haben, wie die “Ärzte ohne Grenzen” oder das französische “Hilfswerk gegen den Hunger in der Welt”.

Die Armen verehren ihn: René zum Beispiel, der die Strasse sein „Zuhause“ nennt. Er verdient sich ein paar Euros mit dem Verkauf von Réverbère, einer Obdachlosenzeitung in Paris:

O TON: rené

Ich habe keine regelmäßigen Einkünfte, alles wird immer schlimmer. Es ist sehr, sehr hart, so zu leben. Die Leute nehmen die Armen nicht wahr. Sie haben Angst vor ihnen. Abbé Pierre hilft viel, natürlich kann man ihn manchmal auch kritisieren. Aber seit 1954 setzt er sein ganzes Leben ein für die Armen. Er ist für mich ein Symbol. Was zählt, sind Leute die handeln, die etwas tun.

1.SPR.:
Aus der Leitung der weltweiten Emmaus – Bewegung hat sich Abbé Pierre schon in den siebziger Jahren zurückgezogen. Kompetente Sozialmanager leiten heute das Hilfswerk, das in Frankreich sogar ein eigenes Wohnungsbauprogramm auf den Weg gebracht hat für kinderreiche Familien mit bisher 8.000 Unterkünften.

Abbé Pierre lebt in einer Emmaus- Gemeinschaft, er ist mit den Armen also unmittelbar verbunden. Immer wieder meldet er sich mit Vorschlägen zu Wort: Er regte z.B. die Gründung eines Tagesaufenthaltes für obdachlose Menschen an, ein Pilotprojekt für Frankreich: Anne Daloz leitet die Agora im ersten Pariser Stadtbezirk:

O TON:

Die Tagesaufenthalte wurden geschaffen als Ergänzung zu den Übernachtungsmöglichkeiten. Es gibt ja eine ganz beachtliche Zahl von Übernachtungsstätten, da kommen die Leute abends zum Essen und zum Schlafen. Nach dem Frühstück aber müssen sie sich in der Stadt aufhalten. Diese Menschen irren den ganzen Tag durch die Stadt umher. Ihnen wollen wir zeigen, dass sie bei uns ein Zuhause für den Tag finden, nicht um sie zu behüten oder zu “betreuen”, sondern mit ihnen etwas gemeinsam zu unternehmen.

1.SPR.:
In der Pariser „Agora“ haben die Obdachlosen eine Postadresse; sie sind wieder erreichbar für ihre Freunde oder Familien; hier können sie sich waschen, in der Kleiderkammer liegen gut erhaltene Hemden und Hosen bereit; vor allem haben sie die Möglichkeit, sich langsam wieder ein geregeltes Leben zu gewöhnen. :

1.SPR.:
Seit den achtziger Jahren ist Abbé Pierre wieder ständig in den Medien präsent: Als es zu den ersten Massenentlassungen kam, als Familien ihre Mieten nicht mehr zahlen konnten und 4 Millionen Franzosen offiziell als “Arme” eingestuft wurden, war Abbé  Pierre zur Stelle: Er regte die Gründung der „Banque alimentaire“ an, einer Sammelstelle von Lebensmitteln, die an Bedürftige weitergeleitet werden. Der Schauspieler Coluche meldete sich bei ihm: Er wollte während des Winters die Restaurants du coeur eröffnen, Suppenküchen für die Armen: Abbé Pierre unterstützte Coluche, den Schauspieler, der es wagte, mit Spott und Hohn über das Pariser Establishment herzuziehen und dabei eine Politik einklagte, die das Prädikat “sozial” verdient. Coluche, der unnachgiebige Spötter, der Libertinist und Antiklerikale, wird zum Freund des Sozialpriesters. Als Coluche bei einem Unglück plötzlich ums Leben kam, ließ es Abbé Pierre nicht nehmen, bei der Trauerfeier das Wort zu ergreifen:

O TON: Abbé Pierre.

Hören wir wesentliche Worte, die von Jesus überliefert sind: Er sagte: Beim letzten Gericht wird eine einzige Frage gestellt: Ich hatte Hunger, ich habe geweint, ich war im Gefängnis, ich war krank, mir war so kalt. Was hast du  in dieser Situation getan?

Aber jetzt sind wir alle zusammen gestärkt, weil hier uns hier versammeln um einen Menschen, der wirklich sein Leben vorbildlich eingesetzt hat. Darum sind wir ja so zahlreich. Denn ich glaube: Sicherlich war Coluche kein Heiliger. Aber er war ein Mensch, der sein Brot geteilt hat, er hatte klare Prinzipien, er folgte dem Wort Jesu: Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein.

1. SPR.:

Abbé Pierre kennt keine Berührungsängste. Wer auch immer sich an ihn wendet, wird unterstützt, vorausgesetzt, er bringt die Sache der Armen voran. Aber einmal war der alte Sozialpriester auch von Blindheit geschlagen, so etwa, als er Mitte der neunziger seinen alten Freund, den marxistischen Philosophen Roger Garaudy unterstützte: Abbé Pierre hatte nicht mitbekommen, dass aus dem linken Philosophen inzwischen nicht nur ein radikaler Islamist, sondern auch ein militanter Leugner der Naziverbrechen geworden war. Garaudy war es gelungen, den greisen Priester für seine eigene, die antisemitische Sache zu vereinnahmen: Die Öffentlichkeit war entsetzt: Abbé Pierre, der Freund der Juden, soll ein Antisemit sein? Der greise Priester entschuldigte sich für seine Naivität im Umgang mit Garaudy; die Franzosen haben sein “mea culpa” akzeptiert und ihm den faux pas verziehen.

Die Franzosen lieben Abbé Pierre, weil er als katholischer Priester so antiklerikal ist. Er hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass er sich weit reichende Reformen in der katholischen Kirche wünscht. Er verstehe nicht, so sagte er, dass Papst und Bischöfe so oft von den Armen reden, aber nur selten für sie praktisch Partei ergreifen. Er kritisiert, dass immer noch einzig die Männer in der Kirche das Sagen haben; er wünscht sich weniger Pomp und Glanz und Luxus in kirchlichen Kreisen. Um einmal zu zeigen, was Menschlichkeit in einer moralisch rigiden Kirche bedeutet, engagierte er einen umstrittenen Priester als seinen Privatsekretär: Mit dem katholischen Pfarrer Jacques Perotti wollte kein Bischof etwas zu tun haben: Denn Perotti hatte sich in aller Öffentlichkeit als schwul geoutet. Abbé Pierre holte den homosexuellen Priester in sein Haus. Pater Perotti:

O TON,  Perotti:

Ich bin nicht voll in die Strukturen der Kirchen integriert; ich bin Sekretär von Abbé Pierre, und der ist unabhängig von der Kirche und befindet sich selbst eher am Rande der Kirche. Denn die Bewegung Emmaus, die er gegründet hat, ist ja nicht religiös, sondern weltlich, laizistisch. Also wegen Abbé  Pierre, so scheint es mir, lebe ich wie unter einer Art Schirm, der alle Blitze abwehrt aus dem Vatikan, aus Rom und vonseiten der Bischöfe. Abbé Pierre hat es mir erlaubt, dass ich mein Priesteramt leben kann als Vorkämpfer für die Sache der Homosexuellen. Er ist ein Mensch, der gut zuhören kann, er kann alle menschlichen Situationen verstehen. Er hat auch meinen Lebensweg gut verstanden, dass ich einen Kampf führe zur Befreiung der Homosexuellen in der Kirche. Ich habe selbst gehört, wie er mich verteidigt hat bei einer Mahlzeit, als wir mit Bischöfen zusammen an einem Tisch saßen.

1. SPR.:

Abbé Pierre zieht in diesen Tagen Bilanz: Natürlich, er hat vieles bewirkt, sein Werk Emmaus entwickelt sich gut. Aber viele Projekte sind nicht vorangekommen: So etwa sein Bemühen, der Marseillaise, der französischen Nationalhymne, einen neuen, einen friedlicheren Text zu geben. Nicht vorangekommen ist seine Forderung, eine Gesellschaft zu bauen, in der die soziale Gerechtigkeit für alle (auch im Recht auf menschenwürdige Wohnung) tatsächlich gesetzlich verankert ist. Abbé Pierre steigert sich noch heute in eine Wut der Verzweiflung, wenn er sieht, dass die Reichen immer reicher, die Armen immer ärmer werden. Und er kritisiert eine Kirche in Europa und Nordamerika, die immer noch mit ein paar Spenden dem Elend in der Dritten Welt gerecht werden will. Seine Wut bleibt, auch wenn er sich bemüht, wie ein Mystiker, in der unendlichen Liebe zu allen Wesen zu leben:

O TON, Abb´ Pierre
Glauben heißt: Gott ist Liebe! Und wir Menschen sind aufgerufen zu lieben. Die Krise der Menschheit und auch die Krise der Spiritualität rührt sicher auch daher, dass den Glaubenden das Elend der anderen immer noch ziemlich gleichgültig ist.

3. Zum Zöibat

Zur Sexualität und zum Zölibat: Aus einer Ra­dio­sen­dung für den WDR:

Nur wenige Priester haben den Mut, über ihr eigenes Ringen mit der Keuschheit zu sprechen. Zu ihnen gehört der berühmte französische Sozialpriester Abbé Pierre, er ist im Jahr 2007 im Alter von 94 Jahren gestorben. Kurz vor seinem Tod schrieb er in dem Buch „Mein Gott, warum?“

„Mit dem Keuschheitsgelübde hatte ich in gewisser Weise das Leben eines Gefangenen. Ich bezeichne diesen Zustand als freiwillige Unfreiheit. Es kam vor, dass ich der Kraft des erotischen Verlangens nachgab. Aber ich hatte nie eine richtige Beziehung. Da ich nicht zuließ, dass sich das sexuelle Verlangen in mir verwurzelte. Dies hätte zu einer dauerhaften Beziehung mit einer Frau geführt, was jedoch mit meiner Lebensentscheidung zum Priestertum nicht vereinbar gewesen wäre.

1. SPR.:

Abbé Pierre ging so weit einzugestehen, dass er seinen Freundinnen doch nicht gerecht geworden ist: „Folglich machte ich die Frauen unglücklich und fühlte mich selbst zwischen zwei unvereinbaren Lebensentscheidungen hin und her gerissen“.

Zum Schluß möchte ich darauf hinweisen, dass der progressive Bischof Jacques Gaillot, Evreux, 1994 vom Papst abgesetzt, mit Abbé Pierre befreundet war. Er gewährte dem Bischof, 1994 plötzlich ohne Obdach,  viel Unterstützung. Die Kritik an dieser Solidarität vonseiten der Etablierten, auch der Hierarchie, war Abbé Pierre selbstverständlich völlig egal.

Der Link verweist auf einen  Beitrag (von mehreren Artikeln)  von mir zu Bischof Jacques Gaillot auf dieser website. Sie  ist vor allem den Philosophien verpflichtet, aber auch den Religionen wie der selbstverständlichen  Religionskritik aus vernünftigen Argumenten.

copyright: christian modehn, berlin. Religionsphilosophischer-salon.de

 

 

 

 

 

 

 

 

Huub Oosterhuis: Poet, Theologe, Prophet

Huub Oosterhuis: Poet, Theologe, Prophet und sein neues Zentrum in Amsterdam: Die neue Liebe

Von Christian Modehn
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Wir weisen ergänzend zum folgenden Beitrag darauf hin, dass Huub Oosterhuis beim Treffen der Remonstranten – Kirche in Amsterdam (im März 2012)  den Eröffnungsvortrag hielt, in seinem Zentrum “de nieuwe liefde”.
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In Amsterdam wurden in den letzten Jahren vierzig Kirchen abgerissen oder in Büros und Wohnungen umgewandelt. Wer in dieser „säkularisierten Stadt“ ein neues kirchliches Zentrum einrichtet, braucht viel Mut und einen reichen Sponsor: Huub Oosterhuis ist mit beidem gesegnet. Er ist als Theologe, Dichter und Initiator der ökumenischen „Studentenekklesia“ in ganz Holland bekannt. Der Unternehmer und Multimillionär Alex Mulder schenkte vor zwei Jahren der Gemeinde ein Haus mit dem verheißungsvollen Namen „Die neue Liebe“. Das repräsentative Gebäude an der „Da Costakade“ war früher ein katholischer Treffpunkt, es wurde „Die Liebe“ genannt. Jetzt wird „Die Liebe“ „neu“, und sie könnte „beinahe ewig währen“. Denn das Haus macht nach dem Umbau einen gediegenen Eindruck: Auf drei Etagen bietet es Raum für Theateraufführungen, Konferenzen und Gottesdienste. Es gibt eine Bibliothek, ein Café sowie Räume für die Redaktion der politisch – theologischen Hauszeitschrift „De nieuwe liefde . Magazine“ , sie erscheint 4 mal im Jahr. Die 14 festen MitarbeiterInnen werden das Haus zu einer Akademie gestalten, in der sich alles um die Kultur der Bibel dreht. In einer neoliberalen Gesellschaft, die „versucht unseren Verstand zu vernebeln und unser Gewissen zu betäuben“ (H. Oosterhuis) stellt der Amsterdamer Theologe die biblischen Weisungen in den Mittelpunkt. „Hab lieb den Fremden, denn er ist ein Mensch wie du“: Mit diesem Wort aus der Hebräischen Bibel bringt Oosterhuis seine polische Überzeugung auf den Punkt. Sie teilt er mit seinen Freunden in der Sozialistischen Partei (SP). „Hab lieb den Fremden“ ist zugleich das Motto für den Widerstand gegen rechtslastige Populisten, die lange Zeit die Stützen waren einer Christlich – Demokratisch – konservativ – liberalen Regierung. Oosterhuis hat zu dem Thema 2012 eine Art Pamphlet geschrieben mit dem Titel „Red hen die geen verweer hebben“ („Rette diejenigen, die keine Verteidigung haben“). Diese parteilich – solidarische Broschüre zugunsten der Fremden hat viel theologischen Streit verursacht, über den man in der „Neuen Liebe“ offen debattiert. Schon beim „kleinen Kirchentag“ der Freisinnigen protestantischen Kirche der Remonstranten im März 2012 betonte Oosterhuis, dass das Reich Gottes mehr sei als ein schöner frommer Traum. Das Reich Gottes sollte nicht in eine spirituelle Innenwelt eingeschlossen sein. Es wird vielmehr von den Menschen hier und jetzt „gebaut“, wann immer sie sich Gerechtigkeit und gegen die Ausgrenzung der Armen einsetzen. Im „Tun des Gerechten“ werde das Reich Gottes ansatzweise hier geschaffen.
Oosterhuis ist und bleibt eine weithin geachtete poetisch – theologische Autorität: Königin Beatrix ließ es sich nicht nehmen, bei der Eröffnung der „Neuen Liebe“ im Februar 2011 dabei zu sein. Mit ihrem Gatten, dem sozial engagierten Prinz Claus von Amsberg, war Oosterhuis freundschaftlich verbunden. Er hielt für ihn die Ansprache zur Bestattung.

Die Gemeinde, die sich in der „Neuen Liebe“ sonntags um 11 zum Gottesdienst trifft, ist auch als „Studentenecclesia“ bekannt. Es sind Menschen verschiedener Konfessionen, die sich als „Studierende“, als Lernbereite, verstehen. Huub Oosterhuis ist seit 1970 ihr geistlicher Leiter. In dem Jahr kam es zum Bruch zwischen der katholischen Studentengemeinde Amsterdams und der römischen Kirchenführung. Die Bischöfe wollten es nicht hinnehmen, dass die Studentenpfarrer auch nach ihrer Heirat Gottesdienste leiten. Papst Paul VI. wollte sogar die aufmüpfigen Holländer auf die römische Linie einschwören. Als Oosterhuis 1970 heiratete, war er fest entschlossen, die Gemeinde nicht im Stich zu lassen. Ohne Bindung an Rom ist sie seitdem auch ein inspirierendes Vorbild für Katholiken, eigene, rom – unabhängige Gemeinden zu bilden. Mindestens 20 sind es in Holland und Belgien. In anderen Ländern hat dieses „Modell“ unabhängiger, freier progressiver Gemeinden nicht gewirkt. In Deutschland etwa sammelte man lieber Unterschriften zugunsten eines Kirchenvolksbegehrens. Man bittet jetzt wieder („Pfarrerinitiative in Österreich“) die katholische Hierarchie um etwas mehr Reformen. Diese verbalen Auseinandersetzungen mit der letztlich unerreichbaren römischen Macht hält Oosterhuis für sinnlos verbrachte Zeit. „Als kritische Gemeinde stellen wir uns außerhalb des Machtbereichs der römisch – katholischen Kirche auf. Wir haben nicht die Illusion“, so Oosterhuis, „diese Kirche von Innen her verändern zu können. Wir investieren alle Energie in neue Beziehungen zur Bibel“.
Huub Oosterhuis, 1933 in Amsterdam geboren, ist in einem frommen katholischen Milieu groß geworden, schon als Jugendlicher schrieb er seine ersten Gebete als Poesie. 1964 wurde er als Jesuit zum Priester geweiht und bald zum Studentenpfarrer ernannt: Für ihn und seine Kollegen war das Zweite Vatikanische Konzil der Beginn radikaler, grundlegender Kirchenreformen. Die hierarchische Ordnung war genauso wenig akzeptabel wie die nun erlaubte „landessprachliche Liturgie“: Sie ist für Oosterhuis nichts anderes als wörtlich übersetztes Latein, sie bleibt kaum nachvollziehbar und sehr befremdlich – unverständlich.
Um sich gegen die Übermacht Roms all die Jahre zu behaupten, brauchte Oosterhuis „reformatorischen Mut“ und Durchhaltevermögen. Viermal musste die Gemeinde umziehen und eine Bleibe suchen. Die Gestalt der Gottesdienste in der „Nieuwe Liefde“ wie auch schon vorher erinnert von Ferne etwas an die römische Messe. Es gibt Lesungen aus der Bibel, Fürbitten und ausführliche Predigten. Aber es sind Theologinnen und Theologen unterschiedlicher konfessioneller Herkunft, die das Wort ergreifen. „Es gibt bei uns kein Weihrauch, keine sakralen Gewänder und keinen kirchlichen Hofknicks“, sagte Oosterhuis einmal. Die Liturgie ist bei aller Schlichtheit erhebend: Es sind die Gesänge, die Gemeinschaft stiften unter den TeilnehmerInnen und die die Einsicht fördern, „gemeinsam vor Gott zu stehen, fragend und zweifelnd“.
Für die musikalische Gestalt der Oosterhuis Gebete sind mehrere Komponisten verantwortlich, Antoine Oomen und Tom Löwenthal etwa. Man glaubt Anklänge an Kurt Weill zu vernehmen, gelegentlich auch romantische Motive, vor allem in den musikalischen Intermezzi auf dem – hier üblichen – Piano.
In jedem Gottesdienst werden die eucharistischen Gaben von Brot und Wein gereicht. „Das Teilen des einen Brotes und das Trinken aus dem einen Becher erinnert an den Auftrag, unser Leben zu teilen im Dienst an der Gerechtigkeit und dem Frieden“, betont Huub Oosterhuis. Alle Mitfeiernden sind selbstverständlich eingeladen, diese Gaben zu empfangen. Es ist der Chor, der das „Tafelgebet“ singt und dabei die besondere, die „verwandelnde Kraft“ von Brot und Wein hervorhebt. Die „Tafelgebete“ von Huub Oosterhuis bezeugen, dass Eucharistie hier nichts mit einem kultischen „Opfer“ zu tun hat. „Ich bin durch meine Studien in den Sprachraum der ersten Schriften von Jesus von Nazareth gelangt. Und das relativierte für mich die Autorität der späteren dogmatischen und liturgischen Texte“.
Kirchliche Traditionen sind für Oosterhuis zeitbedingte und deswegen auch relative Glaubensäußerungen. Sie können selbstverständlich – nach eingehender Prüfung -beiseite gestellt werden. Die Studentenekklesia verehrt Jesus von Nazareth nicht als allmächtigen „Gottmenschen“, sondern als Propheten und Vorbild für kirchliches und politisches Handeln.
Der katholische Theologieprofessor Alex Stock (Köln) studiert die Arbeiten von Oosterhuis seit vielen Jahren. Er stellt in seinem neuen Buch „Andacht“ die Leistungen des Niederländers „in die Reihe der großen christlichen Dichter, die auf der sprachlichen Höhe ihrer jeweiligen Zeit immer auch Neues aus Altem geschaffen haben“. Alex Stock meint, mit dieser Leistung habe sich diese „ecclesia“ wie „eine wirkliche Stadt auf dem Berge“ plaziert angesichts einer „theologisch etwas flachen Zeit“. Dabei bezieht sich Alex Stock auf die „Reimbemühungen“ deutscher Autoren. Er spricht ausdrücklich „von schwachsinnig zusammengereimten Texten“ etwa der Schriftstellerin Marie Luise Thurmair. Sie ist mit mehr als 30 ihrer frommen Produkte im katholischen Gesangbuch „Gotteslob“ vertreten.
In den Liedern von Huub Oosterhuis wird die „Kultur des poetischen Gebets“ gepflegt: Der einzelne klagt seinen Gott an, er ringt mit Ihm, will Ihn fallen lassen, findet aber doch wieder Zuversicht. „Beten ist viel mehr als Suchen. Beten ist eher Warten. Suchen ist immer noch Aktion und Ungeduld. Warten hingegen ist Aufmerksamkeit“, schreibt Oosterhuis. Seine Gebete erschließen ihre Tiefe erst als Lieder, vor allem beim Mitsingen: “Der da sagt, Gott zu sein, soll er doch zeigen, was wir an ihm haben…“. Man höre einmal Verse aus der „Großen Litanei“: „Du bis unfindbar, Du bist ein Fremder. Deine Torheit, Gott, ist stärker als die Menschen…Gott, komm zurück, und gib uns den Frieden. Wie lange müssen wir auf dich warten?“
Einer bürgerlichen Christenheit kann Oosterhuis nur die prophetische Tradition der hebräischen Bibel als Korrektiv empfehlen: „Wenn die Kirchen sich von der Tradition des lebendigen jüdischen Glaubens inspirieren lassen, werden sie vielleicht weniger schnell den religiösen Marktmechanismen erliegen und weniger Bedürfnisse entwickeln nach Engelerfahrungen, Esoterik und Jenseitsszenarien. Und mit mehr Geisteskraft sich einsetzen für die Zukunft dieser Erde“.

Das Zentrum „Die Neue Liebe“ macht diese Weisungen zum Programm: Es finden Studientage statt, etwa zum neuesten Buch von Oosterhuis, einer Übertragung der Psalmen in die moderne Lebenswelt. In der „Amsterdamer Nacht der Theologie“ am 21. Juni 2012 wurde er für sein umfangreiches Werk geehrt. Viele andere holländische Theologen müssen – vielleicht neidvoll – eingestehen: Es gibt in diesem Land keinen anderen ökumenischen Theologen, der so deutlich das religiöse „Klima“ bestimmt und die biblische Botschaft nachvollziehbar für moderne Menschen zur Sprache bringt – wie Huub Oosterhuis. Und ausgerechnet die Lieder dieses Meisters der Sprache wollen die katholischen Bischöfe Hollands und Deutschlands nicht mehr in ihren Gesangbüchern haben: „Oosterhuis darf nicht mehr gesungen werden“, heißt die Verordnung von Kirchenbürokraten, die in ihrem Getto die unverständlichen Dogmen in uralter Sprache weiterpflegen wollen – letztendlich dann ohne gläubige Menschen, die nicht länger mehr Gottesdienst mit Unverständlichkeit kombinieren wollen.

Informationen über die „Neue Liebe“, zum Teil auch auf Deutsch: http://www.denieuweliefde.com/

Die empfehlenswerte Studie von Alex Stock „Andacht. Zur poetischen Theologie von Huub Oosterhuis“ ist 2011 im EOS Verlag St. Ottilien erschienen.

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