Katholischer Bischof als Putin-Freund.

Bischof Marc Aillet, Bayonne, Frankreich und seine katholischen Putin-Freunde

Ein Hinweis von Christian Modehn

1.
Die katholische Tageszeitung „La Croix“ (Paris) berichtet am 31.3.2022 von den zahlreichen Putin-Freunden in Frankreich heute. Die Zeitung nennt an erster Stelle den katholischen Bischof von Bayonne, Marc Aillet. Er hatte am 21.3. 2022 im katholischen Radio-Sender „Présence“ mitgeteilt, dass er „keine autorisierte Wahrnehmung hat von diesem Krieg (Putins gegen die Ukraine)“, er lese zwar die Zeitungen. „Aber ich habe nicht genug Abstand, um zu verstehen, was da passiert“.
Nach einem Monat Krieg hat der 65 jährige Bischof also kein Urteil über den Krieg? Die katholische Tageszeitung nennt diese Auskunft des Bischofs auf ihre vornehm-kirchentreue Art „klug und vorsichtig“ (prudent). Sie wird dafür aber vom Bischof nicht belohn: Aillet weigert sich, Fragen der katholischen Tageszeitung zum Thema zu beantworten!

2.
Dabei weiß diese Zeitung genau, wie stark die Verbindungen des katholischen Bischofs von Bayonne mit Russland und Putin und der Orthodoxen Kirche sind. Und sie erinnert vor allem daran, dass dieser Bischof mit seinen Freunden aus dem katholisch-reaktionären Lager Frankreichs im April 2014 Moskau sozusagen aus eigener Initiative, ohne Auftrag der Bischofskonferenz, besucht hat. Denn, so sagte der Bischof, er suche mit seiner Gruppe „Unterstützung der christlichen Moral in Russland“. Und das sagte er, nach dem Putin kurz vorher die Krim okkupiert hatte…
Begleitet wurde der Bischof von bekannten „Pro-Life-Lebensschützern“, wie Caroline Roux und von Thierry de Villejégu, der Generaldirektor der Stiftung Jerome Lejeune. (Dieser war Genetik und Pro-Life-Anhänger, dicker Freund von Papst Johannes Paul II., bald soll Lejeune selig gesprochen werden!) und von Gregor Puppinck, der in Kontakt steht mit Philippe Ryabykh, dem Repräsentanten des Moskauer Patriarchats beim Europa-Rat! Auch das gibt es. Puppinck steht mit der konservativen Hochschule Stift Heiligenkreuz in Österreich in Verbindung.
Die Gruppe der französischen Katholiken mit Bischof Aillet wurde jedenfalls im April 2014 von hohen Vertretern des Moskauer Patriarchen empfangen, vor allem von dem für Internationales verantwortlichen Metropolit Hilarion, er ist enger Mitarbeiter des Patriarchen Kyrill (ehem. KGB Mitarbeiter) und eine Art Vertrauter von Papst Franziskus: „La Croix“ schreibt: „Metropolit Hilarion hat auf die gemeinsamen (!) Positionen des Moskauer Patriarchats und des Bischofs mit seinen Freunden hingewiesen, diese gemeinsamen Positionen beziehen sich auf die Familie und die Würde des menschlichen Lebens“. Auch eine Begegnung der Franzosen mit Erzpriester Dimitry Smirnov bleibt in Erinnerung, er war Präsident der Kommission für die Familie, die der Patriarch eingerichtet hat: Smirnov erlaubte es sich zu behaupten, dass die Frauen weniger intelligent sind als die Männer, als Beweis dafür nannte er die Tatsache, dass keine Frau Weltmeisterin im Schach-Spiel wurde…(Quelle:https://blogs.mediapart.fr/pierre-haffner/blog/020420/l-eveche-de-bayonne-roule-pour-moscou)
Zu den Begegnungen mit politischen Führern in Moskau sagte Bischof Aillet 2014: Putin bemühe sich, die traditionellen Werte der Heirat und der Familie zu stärken. Und weil Putin gerade kurz vorher die Krim okkupiert hatte, meinte der Bischof wiederum „klug“: „Es war für uns keine Frage, dass wir uns nun in die internationale Politik einschalten“.

3.
Bischof Aillet liebt es nicht, für Klarheit und Transparenz hinsichtlich der Finanzierung seiner Projekte und Reisen zu sorgen. Schon für seinen internationalen Kongress PRO Life 2012 war nur diffus von privaten Spenden die Rede. Der Journalist Jean-Sébastien Mora von „Enbata.Info“ betont: „Wie für die Partei Front National von Marien Le Pen ist auch die Transparenz der Finanzen von Bischof Aillet abwesend“, man denkt daran, dass auch Gelder aus Russland flossen? Die Studie von Jean-Sebastian Mora über Bischof Aillet verdient viel Beachtung. LINK: https://www.enbata.info/articles/mgr-marc-aillet-cheval-de-troie-de-lintegrisme/

4.
Dieser Moskau Besuch von Bischof Aillet und seiner Freunde aus der katholisch-reaktionären Ecke hatte 2014 kurz für Irritationen innerhalb der Bischofskonferenz gesorgt…Aber „dieser Fall“ wurde schnell vergessen, zu viele konservative und reaktionäre Bischöfe gibt es offenbar inzwischen in Frankreich, man denke nur an den Aillet-Freund Bischof Dominique Rey von Toulon, zu viele Skandale wegen sexuellen Missbrauchs durch Priester usw., so dass solch diese bischöfliche Exkursion nach Moskau vergessen wurde.
Nun aber meldet sich Aillet wieder zu Wort und verheimlicht nicht seine Sympathien für Putin und dessen christliches Reich. Denn dass Putin die christlichen Werte fördern will, daran gibt es für den Bischof kaum Zweifel. Er wird dabei unterstützt von Alain Escada, dem Präsidenten der katholisch-integristischen (=kletrikal-reaktionären) Gesellschaft CIVITAS. Escada erklärte: „Wir bedauern, dass Leute (jetzt im Krieg) sterben, aber mit seiner Anstrengungen einer Neuaufstellung der Familienpolitik und der Christianisierung verbleibt Russland auf einem interessanten Weg“. Der Historiker und Russland-Spezialist Professor Yves Hamant (Paris) urteilt über diese Äußerungen:“Heute sehen bestimmte Katholiken in Russland eine Zitadelle der Christenheit, und im weiteren Sinne: Die politische Rechte insgesamt betreffend, diese projiziert auf Russland eher kitschige Bilder und Werte, wie „das heilige Russland“, „die russische Seele“ und „den slawischen Geist“.

5.

Über Bischof Marc Aillet wurde in Frankreich vieles Kritische publiziert… Er ist Mitglied einer konservativen „neuen Gemeinschaft“, der Priester von heiligen Martin, seine extrem-autoritäre Amtsführung hat zu heftigsten öffentlichen Protesten vieler Priester seines Bistums geführt, die den Papst um Absetzung dieses Herrn baten… Aber nichts passierte bis jetzt, Aillet gilt als Schützling von Papst Benedikt XVI, so Christian Terras in „Trombinoscope des Eveques 2016, Edition Golias, S. 65.
Siehe auch zum Protest der Priester gegen ihre Bischof: https://www.la-croix.com/Religion/France/Fronde-dans-diocese-Bayonne-reponse-Mgr-Aillet-2016-12-12-1200809935

6.
Jetzt hat sich die katholische Kirche Frankreichs – kurz vor den Präsidentschaftswahlen im April 2022 – mit einem bischöflichen Putin-Versteher und seinen ebenso gesinnten reaktionären Freunde auseinanderzusetzen. Sehr viele wissen es inzwischen, nur die katholischen Bischöfe nicht: Die meisten der Pro-Life Aktivisten und Pro-Life Ideologen sind zuerst und vor allem politisch reaktionäre Leute, oft den rechtsextremen Parteien nahestehend.

Der Beitrag über die französischen Putin Freunde in “La Croix”: LINK

Copyright: Christian Modehn, Religionsphilosophischer-Salon Berlin.

Weiterreden mit dem Kriegstreiber Patriarch Kyrill von Moskau: Ein Skandal.

Dagmar Heller, evangelische Spezialistin für die Ostkirchen, plädiert für Nachsicht für den nationalistischen Ideologen Kyrill.

Ein Hinweis von Christian Modehn

Siehe auch: “Alle Kontakte mit Kyrill abbrechen”: LINK

1.
Putin führt einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Tausende sterben, Städte (Mariupol usw.) werden von seinem Militär aufs brutalste zerstört, die dort eingeschlossen Menschen krepieren.
Patriarch Kyrill (Kirill) von Moskau unterstützt Putin dabei seit langem ideologisch-religiös.
Beide, Präsident und Patriarch, sind Aggressoren und Kriegsverbrecher.

Darf man, als vernünftiger Mensch, als vernünftige Organisation, auch als religiöse Organisation (Kirche) mit solchen Leuten noch Dialoge führen? Die Antwort ist eindeutig: Nein. Man muss ihnen die Macht nehmen, um der Menschlichkeit und des Friedens willen. Diese Herren im Kreml sind ins Töten, in Kriegführung, vernarrt.

2.
Diese Analyse könnte der Ausgangspunkt sein für einen Beitrag einer evangelischen Spezialistin für die Orthodoxen Kirchen: Die Frage könnte sein: Wie isolieren westliche Kirchen diesen Patriarchen, diesen geistlichen Kriegstreiber, der sich unverschämt auch noch „Heiligkeit“ nennt. Eine solche ökumenische Verurteilung aller Kirchen würde seinen geistlichen Thron ins Wanken bringen. Der Patriarch stände förmlich nackt da. Und das würden die Russen auch erfahren und sich glaubwürdigen Geistlichen anschließen.

3.
Aber was tut die evangelische Spezialistin? Sie plädiert nach traditioneller Masche, üblich in kirchlichen Kreisen: „Weiter reden mit Kyrill“. Sie gibt ihrer Hoffnung Ausdruck, dass dieser Kriegstreiber auf „geschwisterlich mahnende Worte“, so wörtlich, der westlichen Ökumene hört.
Dabei weiß jeder bei gründlicher Zeitungslektüre, dass seine Heiligkeit in Moskau nachweislich absolut unfähig zum Dialog ist. Die Spezialistin nennt auch keine konkreten Schritte, wie denn das „Weiterreden mit Kirill“ gestaltet werden sollte. Man könnte ja auf den Gedanken kommen und fordern: Heiligkeit, öffnen sie alle ihre Kirchen für Gespräche, stellen Sie Weihrauchfässer und Ikonen beiseite, stellen Sie Stühle auf und nehmen die demokratischen Oppositionellen auf in ihren Kirchen, wie dies einst die evangelische Kirche in der DDR tat. Aber nein, soweit reicht die Phantasie nicht. So genannte „Gotteshäuser“ haben doch nur Sinn, wenn sie Häuser für Menschen sind. Oder?
Ich beziehe mich auf einen jetzt publizierten Beitrag der Theologin und Expertin für Ostkirchen (Orthodoxe) Dagmar Heller (Bensheim). Kyrill“. Der Artikel erschien in der Zeitschrift Publik – Forum vom 25.3.2022, S. 35.

4.
Das sind die Fakten: In der Presse demokratischer Staaten ist dies nachzulesen: Die Russisch-orthodoxe Kirche und ihr Patriarch Kyrill sind die ideologische Stütze der Putin Diktatur und der Putin Verbrechen. Diese Kirche und ihren Chef, den Kriegstreiber Patriarchen, auch international zu isolieren, ist eine Hauptaufgabe.
Alle Hoffnungen auf Dialog mit ihm haben sich als Ausdruck naiven Denkens erwiesen. Hätte die Kirche, vergleichsweise mit Stalin Dialoge führen können? Hätte die Kirche mit Hitler Dialoge wegen der Ermordung der europäischen Juden führen können? Nein, für solche netten naiven Dialoge war es immer schon viel zu spät.… Weil die Kirchen und ihre angeblich klugen Theologinnen auch damals vor lauter Angst träumten…

5.
Nun gibt es eine sehr interessante Aussage in dem genannten Beitrag in Publik-Forum: Welches theologische und sicher auch humane Kriterium gilt denn eigentlich, das die Mitgliedschaft einer bestimmten Kirche eines bestimmten Staates im Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) in Genf begründet.
Die evangelische Theologin und Ostkirchen-Spezialistin Dagmar Heller (Bensheim) gibt jetzt darauf die Antwort:
„Kriterium für die Mitgliedschaft im ÖRK ist…das Bekenntnis zu Jesus Christus gemäß der Heiligen Schrift und das gemeinsame Erfüllen dessen, wozu Gott die Kirchen berufen hat“. Mit anderen Worten: Wer die uralten dogmatischen Bekenntnisse der Heiligen Schrift korrekt verbal wiederholt, kann als Kirche zur weltweiten christlichen Ökumene gehören. Kriterium der Mitgliedschaft einer Kirche ist also ein rein spirituelles, dogmatisches Thema.
Wenn eine Kirche sagt: Jesus ist nicht Gottes Sohn, sondern ein inspirierendes Vorbild, würde diese Kirche aus ideologisch-theologischen Gründen NICHT Mitglied im ÖKR werden. Wenn eine Kirche aber einen Kriegstreiber – Patriarchen als Chef hat, was dann? Hinzu kommt dann auch ein zweites, ultrakurz erwähntes Kriterium: nämlich „das Tun dessen, wozu Gott die Kirchen berufen hat“.

6.
Was soll das heißen? „Das Tun dessen, wozu Gott die Kirchen berufen hat“?
Alle ernstzunehmenden heutigen Theologen betonen: Gott hat die Kirchen berufen – wenn man denn fundamentalistisch Gott als Kirchengründer überhaupt ansprechen will – nicht nur feierliche Liturgien zu zelebrieren und diakonisch zu helfen, sondern auch für Frieden, Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung einzutreten.

An dieser Stelle wird für kritische Beobachter der russischen Orthodoxen Kirche und ihre Patriarchen Kyrill klar und deutlich: Für Frieden und Gerechtigkeit tritt diese Kirche unter der Führung dieses Patriarchen jetzt nachweislich NICHT ein. Dafür gibt es viele Belege, die hier als bekannt nicht erwähnt werden müssen; am deutlichsten ist Patriarch Kyrills Brief vom 10. 3.2022, in dem dieses geistliche Oberhaupt betont: Urheber der Auseinandersetzungen jetzt mit der Ukraine seien die politischen Kräfte des Westens, der Westen will Feindschaft schaffen zwischen Russen und Ukrainern. Es sind die Kräfte des Bösen, die sich als Feinde der russischen Armee entgegenstellen, es ist der perverse, z.T. homosexuell geprägte verderbte Westen, der zum Krieg getrieben hat…. Alle diese Äußerungen des Patriarchen sind nichts anderes als ideologisch verkleisterte, lügnerische Worte, die auch Putin wortgleich verbreitet. LINK

7.
Angesichts dieser Analyse müssen kritische Beobachter und kritische Theologen denken: Bei dieser totalen Abweisung eines umfassenden Friedens – Engagements gehören weder der Patriarch noch die Russisch-orthodoxe Kirche zur Weltgemeinschaft der Ökumene. Denn sie missachten das zweite Kriterium der Mitgliedschaft im ÖKR.
Die Russisch-orthodoxe Kirche sollte also auch kirchlich, kirchlich-international-weltweit, wegen ihrer direkten und indirekten Teilnahme an der Zerstörung der Ukraine bestraft werden. Sehr viele Institutionen der demokratischen Staaten in Europa trennen sich jetzt explizit von russischen Organisationen und bestimmten Milliardären aus dem inneren Putin-Zirkel. Die Liste dieser sinnvollen Abbrüche von Zusammenarbeit und Dialog ist lang, sie kennt allmählich jeder. Nur die Kirchen setzen in ihrer Naivität auf die Illusion „Weiter reden mit Kyrill“.

8.
Eines Tages, wenn Putin einmal verschwunden ist und mit ihm sein Freund, Patriarch Kyrill, kann eine erneuerte, dann aber hoffentlich gründlich entstaubte und reformierte Russisch-orthodoxe Kirche wieder Mitglied der weltweiten Ökumene werden. Aber jetzt ist Schluss mit unseren naiven Dialogen! Nur wenn Kyrill international isoliert ist und als Kriegstreiber allüberall geächtet wird, kann eventuell seine Bekehrung zur Vernunft und zum Evangelium stattfinden?
Und auch das: Wer sich als Pope und Mönch, als ROK Mitglied, von dieser Ausgrenzung Kyrills aus der Ökumene nicht berührt sieht, kann sich ja öffentlich melden und sagen: Wir denken anders. Vielleicht wird dann die schwache Opposition in Russland etwas gestärkt.

9.
Das könnte man also denken, wenn man den Hinweis von Dagmar Heller zum Kriterium der Mitgliedschaft einer Kirche im ÖKR liest. Aber nein, es kommt ganz anders: Die Ökumene Spezialistin und Kennerin der Ostkirchen (Orthodoxie), kommt nach ihrer zitierten Aufzählung der Kriterien für eine Mitgliedschaft im ÖKR zu dem Schluss: „Davon hat sich die Russisch-orthodoxe Kirche – bisher jedenfalls – nicht entfernt“.
Solches im Ernst heute zu schreiben und zu veröffentlichen, ist schlicht und einfach und objektiv skandalös! Die Theologin und Spezialistin für die Orthodoxie glaubt allen Ernstes, dass noch immer die Russisch-orthodoxe Kirche ein gutes und braves und treues Mitglied der weltweiten Ökumene ist. „Bisher jedenfalls“, heißt ihre kurze, nicht weiter erläuterte Einschränkung. Unter welchen Bedingungen diese Einschränkung aufgehoben wird, sagt die Theologin aus Bensheim nicht.

10..
Vielleicht besinnt sich seine Heiligkeit bald nach den ersten Giftgas Angriffen seines Meisters Putin dann doch auf das Evangelium des Friedens und der Menschenwürde. Aber wahrscheinlich ist so viel kritische Einsicht bei diesem Typen Kyrill nicht, einem KGB Mann wie Putin und wie sein Meister auch an die ständige Vermehrung des privaten Reichtums gebunden. Diese Fakten wurden und werden von anerkannten und wirklichen Kennern der ROK seit Jahren betont und dokumentiert, man denke nur an die Studien von Prof.Michail Ryklin (Berlin-Moskau), etwa in „Lettre International“.

Erstaunlich: Weder vom KGB Mann Kyrill noch von dessen immensen Reichtum ist in dem Beitrag von Frau Heller die Rede. Und sie erwähnt auch nicht, wie diese orthodoxen Heiligkeiten, Patriarchen genannt, schon seit den neunzehnhundertsechziger Jahren Mitarbeiter im KGB waren und dort als solche den ÖKR bespitzelten und irgendwie auch beeinflussten? Aber das ist anderes Thema.

11.
Dagmar Heller versteigt sich dann noch zu der These, ein Ausschluss der ROK aus der Ökumene würde bedeuten: Auch die Ukraine aus der weltweiten ökumenischen Gemeinschaft auszuschließen. Wie das? Die Orthodoxe Kirche Moskauer Patriarchates in der Ukraine hat sich längst aus dieser Beziehung mit dem Moskauer Patriarchat gelöst und sich dem Patriarchen von Konstantinopel angenähert, wie dies auch eine einige kritische russisch-orthodoxe Gemeinden tun, wie etwa die Gemeinde in Amsterdam.

12.
Die Argumente der Theologin sind zudem etwas verworren, denn sie schreibt auch: „Hier muss man dem Patriarchen (von Moskau) Realitätsferne, wenn nicht gar Verblendung bescheinigen“. Dieses insgesamt sehr treffende Urteil aber bleibt völlig marginal, die Autorin bezieht sich dabei nur auf die Tatsache, dass es längst keine Einheit mehr der einen, russischen Orthodoxie in der Ukraine gibt.

13.
Es muss ein Ende gemacht werden, dass die Herren des Kremls denken:“ Na ja, die Christen in Europa und Amerika sind uns und unserer „Operation“ (d.h. Krieg) so wohlgesinnt, dass wenigstens sie unseren religiösen Ideologen Kyrill schonen. Die westlichen Kirchen wollen mit unserem religiösen Ideologen Kyrill also reden, wie nett“.
Und die Herren des Kremls und seine Heiligkeit in Moskau werden deswegen mittlere Lachkrämpfe bekommen und jubeln. „Weiter so Ihr Lieben, das stärkt uns…“

14.

Es kommt alles darauf an, den Krieg gegen die Ukraine zu beenden, und das heißt zunächst: Den Kriegsherrn Putin und sein Team zurückzudrängen und machtlos zu machen.

Zu diesem Putin-“Team” gehört als ideologisch-religiöser-nationalistischer Antreiber auch der Patriarsch von Moskau, seine “Heiligkeit” Kyrill. Auch dieser Kreml-Herr soll international isoliert werden, indem die Christenheit der Welt in seltener Einmütigkeit bekennt: Dieser Kyrill gehört nicht mehr zu uns, zu einem Christentum, das die Friedensbotschaft Jesu von Nazareth ernst nimmt und genauso der politischen Reflexion und Vernunftm also den universalen Menschenrechten, verpflichtet ist.

Diese Klarheit der Grenzziehung und Abwehr von Kyrill wird in dem genannten Beitrag der Theologin Dagmar Heller nicht erreicht.

Die Zeiten, auf Dialoge mit theologischen Kriegstreibern wie Kyrill zu setzen, sind vorbei. Die ökumenische Naivität ist vorbei. 

Copyright: Christian Modehn, Religionsphilosophischer Salon Berlin.

„Im blinden Glauben an die Patriarchen“. Der Philosoph Hegel kritisiert die orthodoxen Kirchen: „Sie blieben im Traum des Aberglaubens“!

Ein Hinweis von Christian Modehn am 16.3.2022

1.
Kann Hegel, als “Philosoph der Religion“ und „Philosoph der Geschichte“, inspirierend sein für ein aktuelles kritisches Verständnis der orthodoxen Theologie und der orthodoxen Kirchen? Also auch zum Verstehen jener Kirche, die sich in Russland befindet und sich russisch-orthodoxe Kirche nennt?
Diese Frage kann jeder für sich prüfen angesichts der hier vorgestellten Erkenntnis Hegels. Sie trifft sicher wichtige Aspekte der orthodoxen Kirchen.
2.
Zunächst einige Vorbemerkungen:
Seine „Vorlesungen über die Philosophie der Geschichte“ hat Hegel fünfmal in Berlin seit 1822 gehalten. Und dabei wird im Dritten Teil innerhalb der frühen Kirchengeschichte auch die Ostkirche erwähnt, bei Hegel unter den Titel „Das byzantinische Reich“ (in der Hegel-Suhrkamp Ausgabe von 1970, S. 406-412).
Entscheidend ist: Hegel weiß seit 1822: Selbst wenn er über theologische und politische Zustände dieser „Ost-Kirche“ im 4. und 5. Jahrhundert spricht, sind die dort schon sichtbaren Strukturen bis in Hegels eigene Gegenwart gültig. Darum kann Hegel betonen: „Die Christen des byzantinischen Reiches (also die Orthodoxen) BLIEBEN in dem Traum des Aberglaubens versunken, im blinden Gehorsam gegen die Patriarchen und die Geistlichen verharrend“ (S. 411).
3.
Heute können wir diese Erkenntnis Hegels gut verstehen: In einer allgemeinen Einschätzung der so genannten Orthodoxen, also der „rechtgläubigen“ Kirchen im Osten Europas, ist deutlich: Die orthodoxen Kirchen, in Russland, aber auch Serbien, Griechenland, Georgien usw. waren und sind in einer so engen Verflochtenheit mit dem jeweiligen Staat und der Regierung bzw. dem so genannten Volksgeist, dass diese Kirchen außerstande waren und sind, die universalen Menschenrechte als oberstes Prinzip kirchlichen Handelns zu akzeptieren. Es muss nun in aller Deutlichkeit betont werden: Diese orthodoxen Kirchen und ihre Patriarchen waren und sind gut bezahlte Staatsdiener ihrer jeweiligen Länder. Dass damit nicht gesagt ist, die westlichen Kirchen, also der Katholizismus und der vielfältige Protestantismus, seien immer entschiedene Verteidiger der Menschenrechte, steht fest. Aber um diesen Aspekt geht es jetzt nicht.
Andererseits ist heute auch deutlich: Es gibt vereinzelte in Russland lebende russisch-orthodoxe Priester und Theologen, die sich heute gegen die Verbundenheit ihres Patriarchen Kyrill mit Putin öffentlich wehren. Kirchenkritische russisch-orthodoxe Theologen, wie Prof.Cyril Hovorun (Stockholm), leben ist immer außerhalb des Machtbereichs der Patriarchen. Der kirchenkritische Dichter Leo Tolstoi hat sich von dieser Kirche abgewandt, bis heute ist diese Kirche nicht bereit, sich mit ihm zu „versöhnen“. Tolstoi bleibt exkommuniziert!
4.
Hegels Ausführungen zu den so genannten Ostkirchen, den „Orthodoxen“, sind ziemlich knapp, aber wertvoll hinsichtlich der mitgeteilten Perspektiven. Er spricht von dem Bilderstreit und der orthodoxen Vorliebe für die Anschaulichkeit Gottes, Christi, Marias der „Gottesmutter“ und der Trinität in den Ikonen. Hegel kennt alte Kirchenväter wie Gregor von Nazianz und zitiert ihn aus der berühmten Textsammlung „Migne“(S. 410); er zeigt, wie es bei den Auseinandersetzungen über dogmatische Sonderfragen „zu blutigen Kämpfen” unter den Orthodoxen kam; wie sie zwar von „der Idee des Geistes“ sprachen, dieses Dogma aber „völlig geistlos behandelten“ (S. 410). Das heißt für Hegel: Die Orthodoxen haben viel vom heiligen Geist gesprochen, aber nicht verstanden, was Geist meint, also kritisches Selbstbewusstsein der Menschen, sie haben also geistlos vom Geist gesprochen.
5.
Hegel wehrt sich gegen die übliche Vorstellung, im oströmischen Reich, also im Gebiet der Orthodoxie, drehe sich alles Denken und Tun um die behauptete Wahrheit und Reinheit (also „Orthodoxes“) des Christentums. Vielmehr handelt es in Hegels Sicht und Forschung um „eine tausendjährige Reihe von fortwährenden Verbrechen, Schwächen, Niederträchtigkeiten und Charakterlosigkeit, das schauderhafteste Bild…“ (S. 409).
Hegel denkt dabei an die religiösen Führer, die Bischöfe und Patriarchen.
6.
Worin sieht Hegel den Grund für das völlig unchristliche Verhalten? Die orthodoxe Theologie bleibt „abstrakt“, sagt der Philosoph. Und „abstrakt“ meint für ihn: Die Lehre der Orthodoxie verhält sich sozusagen „abgekapselt“, also: „rein und in sich nur geistig“, und das heißt für Hegel: Diese christliche Kirche hat kein Interesse, den Geist des Christentum, die universale Menschlichkeit, also die im Evangelium ausgesprochene Gleichheit aller Menschen, in die politische Wirklichkeit zu „überführen“, also dafür zu sorgen, dass die politische Welt nach gerechten Gesetzen regiert wird. Die orthodoxe Kirche also verhält sich nur „rein“, wie in einer heiligen Sonderwelt; sie kritisiert nicht die politische Welt, und sie bleibt „in sich geistig“, d.h. sie feiert ihre so genannten göttlichen Liturgien in Kirchen, die den Himmel schon symbolisieren sollen in altertümlichen Sprachen, die keiner versteht. Dem stellt Hegel die Aufgabe der Kirche gegenüber: „Der Staat muss eine vernünftige Organisation haben, „das Rechte muss zur Sitte, zur Gewohnheit werden“ (S. 409), auch durch den Beitrag der Kirche! Aber das geschieht nicht in der orthodoxen Kirche.
7.
Ist diese politische „Abstraktheit“ sozusagen der äußere Aspekt, so ist auch innerkirchlich für Hegel die Orthodoxie erstarrt. „Die Besetzung des Amtes der Patriarchen zu Konstantinopel, Antiochien und Alexandrien sowie die Eifersucht und Ehrsucht dieser Patriarchen untereinander verursachte ebenfalls viele Bürgerkriege“ (S. 411). Man denke aktuell nur daran, mit welcher Wut der Patriarch von Moskau und Putin Vertraute, Kyrill I., das Oberhaupt der Orthodoxie, den Patriarchen von Konstantinopel, kritisierte: Dieser hatte den russisch-orthodoxen Erzbischof von Kiew anerkannt, als er sich von der Herrschaft des Moskauer Patriarchen kürzlich befreite.
8.
Hegel bietet in seiner „Vorlesung über die Philosophie der Geschichte“ kein geschichtswissenschaftliches Kompendium. Er deutet auch die Geschichte und Gegenwart der Kirchen normativ, und die Normen entnimmt er den Prinzipen seiner Philosophie: Und deswegen erkennt er auch in der Geschichte der Religionen und Kirchen einen langsam sich durchsetzenden Fortschritt im Bewusstsein der Freiheit. Mit anderen Worten: Die orthodoxen Kirchen lebten für Hegel in einer sehr unterentwickelten, unfreien Theologie des Christentums. Sie dachten und denken und handeln „abstrakt“, wie ich oben erläuterte.
Über den Katholizismus kam dann das christliche Denken im Sinne Hegels erst im Protestantismus zum vollen Bewusstsein der christlichen Freiheit, prinzipiell jedenfalls. Freiheit ist nun die geistige Verbundenheit des einzelnen Menschen mit Gott als Geist, also lebt der Mensch in einem Geist zu Geist-Verhältnis der Freiheit. Und die wesentliche religiöse Gleichheit aller Menschen soll in den Gesetzen des modernen Staates ihren Ausdruck finden. Erst mit der Reformation wird die Erkenntnis formuliert: Zu diesem göttlichen Geist hat der Mensch – ein Teilhaber an diesem göttlichen Geist – ein Verhältnis der Freiheit.
9.
Die Orthodoxie ist also auch eine Art Ansammlung von eifersüchtigen und ehrsüchtigen Patriarchen, die gern die Gläubigen im Aberglauben (Ikonen-Kult, Bilder-Kult) belassen oder im Nichtverstehen der Gebete in der unverständlichen alt-slawischen Sprache während der „heiligen Liturgie“ belassen? Hegel sieht das jedenfalls so!
10.
Die Führung der Russisch-orthodoxen Kirche ist meilenweit davon entfernt, eine wirksame oppositionelle Kraft gegen den Diktator Putin zu sein. Sie könnte die einzige große Opposition gegen Putin sein. Diese Orthodoxie in Moskau ist aber heute meilenweit davon entfernt, eine politisch-kritische Bedeutung zu haben, etwa so, wie sie die Evangelische Kirche in der DDR in den Jahren vor der Wende 1989 hatte. Gar nicht daran zu denken, dass die russischen Kirchen und äußerst geräumigen Kathedralen zu Orten des politisch – kritischen Beten und Diskutieren werden. Dies wäre doch mal ein test, ob Putins Soldaten in die Kirchen eindringen und auch dort Betende während des Gottesdienstes verhaften? Das wird nie passieren, weil der Patriarch vom Putin System auch materiell profitiert. Wer die so genannten Predigten von Patriarch Kyrill I. jetzt, in Kriegszeiten hört, muss erkennen: Dieser Herr, der sich allen Ernstes immer noch als „Seine Heiligkeit“ ansprechen lässt, ist ein Kriegstreiber. Welch ein Wahn, diese Heiligkeit – einst zudem, nachgewiesen, KGB-Mitarbeiter wie Putin – in ökumenischen Gremien auch des Westens noch zu belassen. Auch das muss man der Ehrlichkeit wegen sagen. Kyrill I. macht in seinen Aussagen einen ziemlich verkalkten Eindruck, etwa wenn er behauptet: „Homosexuelle sind schuld am Krieg in der Ost-Ukraine“.
Nietzsche stellte einst die richtige Frage: „Wird die Kirche zum Grab Gottes?“ Im Falle der russischen Orthodoxie und ihrer Patriarchen muss man leider den Eindruck haben. Diese Kirchenführung in Moskau glaubt, folgt man ihren Worten und Taten, nicht an den Gott des Evangeliums, den Gott des Friedens.
11.
Zu einer deutlichen kritischen Analyse der Orthodoxie kann jeder auch ohne die hier mitgeteilten Inspirationen Hegels kommen.

Aber manche tröstet es dann doch, dass schon ein bedeutender Philosoph seit 1822 eine treffende Kritik an der Orthodoxie vortrug. Man findet sich also als Kritiker der russischen Orthodoxie in guter Gesellschaft. Und auch diese Frage: Welcher deutsche oder französische Theologe hat 1822 schon eine deutliche Kritik an der (russischen) Orthodoxie formuliert?

Copyright: Christian Modehn, Religionsphilosophischer Salon Berlin.

Gegen den Moskauer Patriarchen: Die Russisch-orthodoxe Gemeinde in Amsterdam befreit sich von Bindung an Kyrill/Putin.

Ein Hinweis von Christian Modehn am 13. 3. 2022.
1.
In den Hinweisen kürzlich auf dieser website haben wir gefordert, dass sich die westlichen Kirchen endlich deutlich vom Moskauer Patriarchat distanzieren und besonders den Kriegstreiber Patriarch Kyrill I. in der Ökumene isolieren, d.h. seine Mitgliedschaft im “Weltrat der Kirchen” und anderen ökumenischen Gremien aussetzen. Aber die westlichen Ökumeniker sind ängstlich.
2.
In den Niederlanden sind offenbar einige russisch-orthodoxe Christen zuerst Bürger eines demokratischen Staates mit einer demokratischen Gesinung und erst an 2.Stelle Anhänger einer bestimmten Konfession. Diese Niederländer handeln also nicht nach dem sonst in kirchlichen Kreisen – auch in Deutschland – üblichen Prinzip: Zuerst gelten die religiösen, konfessionellen Gebote, erst danach kommt der Respekt der Demokratie und der Menschenrechte.
3.
Immerhin hat sich nun die russisch-orthodoxe Gemeinde „Heiliger Nikolaus von Myra“ in Amsterdam entschlossen, ihre Bindung an das Moskauer Patriarchat aufzugeben.

Vorangegangen war die richtige Entscheidung der Amsterdamer Pfarrer und der Gemeinde, in den Gottesdiensten nicht mehr den Namen des Patriarchen Kyrill von Moskau zu erwähnen, eine übliche Tradition in der Liturgie. Die Amsterdamer Gemeinde war über den Kriegstreiber Kyrill so empört, dass sie zu dieser Entscheidung kam.
Über diese sinnvolle Entscheidung war der zuständige russisch-orthodoxe Bischof Elisey (dessen weltlicher Name: Ilya Vladimirovich Ganaba), Den Hag, nun seinerseits so empört, dass er überraschend die Gemeinde besuchte, berichten verschiedene Medien auch in Deutschland. Sie beziehen sich dabei auf Mitteilungen des “Niederlands Dagblad”und der Website der Gemeinde.
Am vergangenen Sonntag (6.3.2022) hat Erzbischof Elisey die Gemeinde unangekündigt besucht, er sei kurz vor Beginn des Gottesdienstes in einem Diplomatenwagen der russischen Botschaft vorgefahren und habe dann verlangt, dass der Namen des Patriarchen Kyrill während des Gottesdienstes genannt werden muss. Daraufhin habe der Erzbischof zwei Priestern der Gemeinde mitgeteilt: “Die Haltung der Gemeinde ist nicht nur für das Patriarchat, sondern auch für das russische Außenministerium von großer Bedeutung“. Aber diese politischen Warnungen aus dem Mund eines Bischofs (!) veränderten nicht die kritische Haltung der Gemeinde.
Zuvor schon hatten etliche Gemeindemitglieder eine Petition unterschrieben, in der Kyrill aufgefordert wird, sich für ein Ende der russischen Invasion in die Ukraine einzusetzen.
4.
Gemeindemitglieder berichten, die Anwesenheit des Erzbischofs sei für sie eine Art „klerikaler Panzer“ gewesen. Die Gemeinde fühlt sich bedroht von Putin-freundlichen Leuten. Es wurden Sicherheitsmaßnahmen rund um die Kirche eingerichtet, auch die niederländische Ministerin für Justiz und Sicherheit, Dilan Yesilgöz-Zegerius, hat die Gemeinde besucht und lobte deren Engagement.
Nun will sich die russisch-orthodoxe Gemeinde in Amsterdam vom Moskauer Patriarchat lösen und sich dem toleranteren Patriarchat von Konstantinopel unterstellen, das selbst seit einigen Jahren sehr kritisch dem Patriarchen Kyrill gegenübersteht.
5.
Es ist alles andere als eine Kleinigkeit: Symbolisch ist, dass der russisch orthodoxe Bischof aus Den Hag in aller Deutlichkeit in einem offiziellen Auto der russischen Botschaft zur Gemeinde in Amsterdam kam. Deutlicher kann man die Symbiose dieser Kirche mit dem Staat nicht dokumentieren.

Quellen: Aus der Amsterdamer Gemeinde in der Lijnbaansgracht 47: https://orthodox-amsterdam.nl/nl/
Deutsche Quellen u.a.: https://www.domradio.de/artikel/konflikt-amsterdams-russischer-gemeinde-um-kyrill-i

P.S.: Diese Kirche war bis 2004 eine katholische Kirche des Kapuziner Ordens. 2006 übernahmen die Russisch-orthodoxen dieses Gebäude.

Copyright: Christian Modehn, Religionsphilosophischer Salon Berlin

Was ist die Apokalypse? Was die „Apokalypse des Johannes“ im Neuen Testament?

Ein Hinweis von Christian Modehn am 11.3.2022.

Die aktuelle Situation:

Das Ende naht, meinen viele, angesichts des Krieges Putins gegen die Ukraine. (Vom bevorstehenden Ende wegen der Klimakatastrophe einmal abgesehen). Nichts ist ausgeschlossen in diesem Krieg an unberechenbarer Aggressivität durch den russischen Diktator. Und so wird jetzt, wie oft in Krisen und Katastrophen, das Stichwort Apokalypse verwendet als „Verstehenshilfe“ für die aktuelle Situation. Und gemeint ist mit „Apokalypse“, sozusagen „populär“, die von Menschen, etwa von einem Diktator, bewusst inszenierte Zerstörung weiter Teile der Erde und der Menschheit.

Wenn man Apokalypse hingegen im ursprünglichen Kontext verstehen will, und dies ist der biblische, auch der neutestamentliche Kontext, dann muss man beachten: Der im biblischen Text erwartete Untergang der Welt und der Übergang in Neues, Besseres, wird einzig als Tat Gottes erzählt. An diese Differenz im Verstehen des Begriffes Apokalypse sollte man sich erinnern.

Der folgende Hinweis verdeutlicht einige zentrale Aspekte der Apokalypse des Johannes. Es lohnt sich zumal für alle nicht so sehr mit den biblischen Erzählungen Vertrauten, wieder einen Blick in diese befremdliche Welt der Johannes-Apokalypse zu werfen. Dabei muss jede Leserin feststellen: Die Bibel ist gerade hier ein befremdliches Buch, sie ist kein populärer Schmöker, keine unmittelbare, griffige Lebenshilfe. Auch das Neue Testament enthält Erzählungen, wie die Apokalypse des Johannes, die nicht unmittelbar aktualisiert werden können.
Weil dieser Text einem frommen Autor namens Johannes sozusagen göttlich direkt übermittelt wurde, sprechen die Kirchen auch anstelle von Apokalypse des Johannes von „Offenbarung des Johannes“. Klingt weniger bedrohlich vielleicht.
Dieser Beitrag erschien schon in etwas erweiterter Form anläßlich der Veranstaltung des Re­li­gi­ons­phi­lo­so­phi­sch­en Salons Berlin am 22.11.2019!

 ERLÄUTERUNGEN zum Buch „Apokalypse“:
1.
Apokalyptisches Denken bezieht sich im Neuen Testamen auf den Glauben der ersten Christen. Sie waren nach dem Tod Jesu von Nazareth überzeugt: Dieser Jesus lebt unter uns auf neue Weise „anders“ weiter, sie nannten diese Erfahrung: Auferstehung Jesu. Und dieser „auferstandene Neu-Lebendige“ wird wieder kommen auf diese Erde, um die Gläubigen in die Auferstehung, also das nicht mehr endliche, das ewige Leben zu geleiten.

Diese Erwartung des wiederkehrenden Jesus ist prägend bis ins Jahr 95, als der Autor Johannes auf Patmos seinen Text schrieb. Im heutigen Erleben der meisten Christen und ihrer Theologie spielt diese „Naherwartung“ des bald wiederkommenden auferstandenen Jesus Christus keine Rolle mehr. Man glaubt an eine allgemeine Auferstehung, hält sich aber vernünftigerweise mit Detail-Beschreibungen zurück.
 Die Apokalypse des Johannes ist ein Text, eine Predigt, ein Brief, eine Prophetie, wie auch immer: Darin wird den von Verfolgung durch den römischen Staat bedrängten Christen gesagt: Ihr seid „letztlich“ geborgen in dem lebendigen Jesus Christus. Ihr seid, trotz aller Leiden, getragen von einem positiven Sinn-Grund. Ihr seid bestimmt von einer Hoffnung auf eine gerechte Erde und einen neuen Himmel, diese Hoffnung ist größer als alles Leiden unter dem römischen Imperium.
Der Text der Apokalypse will also vor allem betonen: Die göttlichen Kräfte sind stärker als das brutale Imperium mit seinen Allmachtsansprüchen und seiner religiösen Intoleranz gegenüber der Minderheit der Christen.
 Insofern ist das Buch Apokalypse des Johannes auch ein politischer Text: Ein Text des Protestes, der Freilegung der imperialen Macht Roms. Und in der Weise wird er vor allem in Lateinamerika heute unter Befreiungstheologen gelesen: Das Imperium der Diktatoren, auch das Imperium des neoliberalen Systems, auch das Imperium der USA, haben nicht das letzte Wort.

2.

Aber dass man diesen Text des Propheten Johannes einen Text des Widerstandes nennen könnte, ist meines Erachtens falsch. Widerstand ist aktives Handeln gegen ein Unrechtsregime, dazu waren die wenigen Christen in Kleinasien gar nicht in der Lage. Sie konnten von Johannes, dem Autor des Briefes nur zum Durchhalten aufgefordert werden,  auch zum Erleiden, zur freiwllig akeptierten Tötung. Diese Empfehlung ist keine Aufforderung zum Widerstand.

Die Apokalypse des Johannes bedeutet also vor allem Freilegung, Offenbarung, Entbergung der wahren Verhältnisse inmitten des Imperiums Rom. Das ist die formale Seite.
 Aber diese Freilegung geschieht in einer Sprache, die extrem verschlüsselt ist und geheimnisvoll, nur für Insider damals verständlich, um die Gemeinden in Kleinasien, also der heutigen westlichen Türkei, zu schützen vor dem Zugriff des Imperiums der Kaiser in Rom.

3.

Aber das ist entscheidend: Das Buch der Apokalypse ist ein Buch für eine ganz bestimmte Zeit, für ganz bestimmte Leute, die sich zudem auskannten in religiösen Symbolen etc. Die Aussagen der Apokalypse, vor allem ihre Aufforderung, mit Zahlen und Daten zu arbeiten, um irgendwelche historischen Berechnungen des Endes und der Erretteten zu erreichen, sind zeitgebunden. Den Fehler des unmittelbaren Verstehens der Apokalypse im wortwörtlichen Sinne begehen Gemeinschaften wie die Zeugen Jehovas, die Mormonen, die Adventisten und andere…Sie müssen ständig die von ihnen berechneten Daten des Weltuntergangs korrigieren und verzichten nun angesichts der falschen Ankündigungen überhaupt auf Datenberechnungen des Untergangs, insofern haben diese Gemeinschaften doch einen Teil der vernünftigen Reflexion in ihre Spiritualität übernommen…

Nebenbei: Auch in der katholischen Kirche gibt es Orte und Gruppen, die stark im apokalyptischen Denken verwurzelt sind, also in der Vorstellung, bald droht das Ende, und so werden Drohungen an die Menschheit verbreitet: Etwa im Wallfahrtstort Fatima, Portugal, oder im Wallfahrtsort La Salette, Frankreich; oder es gibt Gruppen, wie das katholische „Engelwerk“ und den Kreuzorden, die immer an einem Verbot durch den Vatikan vorbei „geschrammt“ sind…

4.

Warum finde ich den Text „Apokalypse des Johannes“ im NT viele Aussagen problematisch?
 Der Text enthält seitenweise Bilder des Schreckens, die mit einer Symbolik arbeiten, die heute kein Leser versteht. Das heißt: Dieses Buch der Bibel ist ohne einen ausführlichen Kommentar gar nicht zu verstehen. Das mag für andere Texte des NT auch gelten, aber da sind doch auch Erzählungen enthalten, wie die vielen schönen Gleichnis Reden Jesu, die sich einem unmittelbaren Verstehen erschließen.
 Die Apokalypse des Johannes hingegen ist hoch komplex, und manche Symbole, wie die Zahl 666 im Buch, ist selbst für gediegene Forscher, wie die Bibelwissenschaftlerin Prof. Schüssler Fiorenza, nicht mehr „entzifferbar“.
 Aber das ist noch das geringste Problem, das ich mit dem Text habe:
 Das Denken des Autors Johannes ist von absoluten Gegensätzen geprägt: Es gibt “die” Guten und “die” Bösen, es gibt keine Mischformen: Es gibt die Hure Babylon, sie steht der heiligen Stadt Jerusalem gegenüber.
In den 7 Gemeinden in Kleinasien, an die sich Johannes mit seinem Brief wendet, gibt es unterschiedlichen Formen im Umgang mit der römischen Herrschaft: Aber da duldet der Autor keine Kompromisse: Entweder sollen die Menschen in ihrem Denken heiß oder kalt sein, die Mischform lau wird nicht geduldet. Kompromisse sind ausgeschlossen. Abweichler vom offiziellen Glauben werden verdammt. Wer sich nicht verfolgen und töten lassen will vom Imperium, ist in der Sicht des Johannes kein guter Christ.

Immerhin gibt es in der Geschichte der Interpretation und Rezeption des 20. Kapitels der Johannes Apokalypse eine Möglichkeit, doch aktiv tätig zu werden: Da ist die Rede vom „1000jährigen Reich“. Der Engel Gottes wird Satan für 1000 Jahre wirkungslos machen. Dieses 1000jährige Reich wurde dann als die große Heilszeit gedacht. Die Gerechten stehen wieder auf aus dem Tod, es gibt ein neues Glück auf Erden. Das Tausendjährige Reich als Bild wurde dann auch wieder politisch missbraucht, wie überhaupt dieser mysteriöse Text der Apokalypse zu wilden Spekulationen Anlass bietet, die vielleicht in der Seele der Menschen ohnehin angelegte Ängste und Untergangsstimmungen bestätigt.
Schon die ersten Christen sahen das Buch der Johannes Apokalyse als problematisch an. Und sie wollten es nicht in den Kanon des NT aufnehmen. Noch im 3. Jahrhundert war man nicht bereit, die Apokalypse in den offiziellen Kanon aufzunehmen! 
Etwa im Jahr 367 wurde der NT-Kanon festgelegt. In der Ostkirche wurde die Apokalypse noch bis ins 17. Jahrhundert verworfen! (Dazu mehr bei Albert Schweitzer, „Werke aus dem Nachlass,“ Straßburger Vorlesungen).

5.

Es ist das Gottesbild des Buches der Apokalypse, das von mir abgelehnt wird: Gott kann fürchterlich und grausam auf dieser Welt agieren, ehe er für einige Erwählte die Rettung bringt. Und vor allem dies: Gott findet das meiste und die meisten in dieser seiner eigenen Schöpfung schlecht und zur Zerstörung bestimmt. Hat Gott also eine missratene Schöpfung geschaffen?
 Erst eine totale Neuschöpfung mit dem Untergang der bösen alten Welt ist die Erlösung. Auch diese Vorstellung hat sich populär durchgesetzt, auch politisch bei Rechtsextremen, die erst nach einer totalen Zerstörung (dem Endkampf) das „Heil“ für möglich halten. Da sieht man die untergründigen Wirkungsgeschichten dieses biblischen Textes. Er stiftet auch politisch Verwirrung und lähmt viele Gutwillige Leute, noch aktiv vernünftig gestaltend zu handeln.
Also auch politisch wird das Buch der Apokalypse missbraucht: Etwa in der Rede vom Armageddon. Dazu gibt es zahlkreiche Bücher, vor allem in den USA. Die These der (rechts)extremen Evangelikalen ist: Erst wenn Israel stark ist, kann der Messias kommen. Weil die vielen Feinde Israel zerstören werden. Dies gilt diesen Christen als der Beginn der Endzeit, bei der nur die bekehrten Juden Rettung finden….Man lese dazu die Studie des Religionswissenschaftlers Prof. Hans G. Kippenberg (Bremen-Erfurt) „Außenpolitik und heilsgeschichtlicher Schauplatz. Die USA im Nahostkonflikt“ in dem Buch „Apokalyptik und kein Ende“, Göttingen 2007, 7 Euro!) auf Seite 290 zitiert Kippenberg entsprechende kritische Äußerungen von jüdischen Forschern zu diesem sich pro-Israel gebenden Konzept, das tatsächlich aber verdeckt antisemitisch ist.
 Man kann auch zur Erstinfirmation wikipedias Stichwort „Reich des Bösen“ lesen; darin wird u.a. deutlich: „Die verkaufsstarken Romane von Hal Lindsay oder Timothy LaHaye sind ein sehr gutes Beispiel dafür, dass es den evangelikalen Eliten gelang, apokalyptische Vorstellungen aus den Kirchen in die Populärkultur zu transportieren. Lindsay verbreitete Anfang der 1970er Jahre sein Buch „The Late Planet Earth“ (Titel in deutscher Übersetzung von 1971: „Alter Planet Erde wohin? Im Vorfeld des Dritten Weltkrieges“), das bis 1990 in 91 Auflagen erschien, in Supermärkten und Flughäfen auslag, über 28 Millionen Mal verkauft wurde und bis in die höchsten Regierungskreise der Reagan-Administration Einfluss entfaltete.
Auch von Steve Bannon, Katholik und (EX)-Berater von Trump wäre zu reden, der meint, erst eine totale Zerstörung der Welt kann einen Neuanfang bringen….

6.

Die Apokalypse hat meiner Meinung nach heftige mentale Schäden angerichtet. Und man hat auch heute oft den Eindruck, die Menschen befassten sich mehr mit der Apokalypse und ihren diffusen Bildern besessener als mit Bergpredigt und den Gleichnissen Jesu.
 Mit dem Buch der Apokalypse lässt sich keine menschenfreundliche Spiritualität und Theologie gestalten. Von dem z.T. grausamen Gottesbild und der offenbar missratenen Schöpfung Gottes war schon die Rede.
Aktuell hat das Buch Apokalypse des Johannes keine größere Relevanz. Der Appel bis zum Tod durchzuhalten hat allenfalls für die wenigen Christen in Nordkorea Sinn.
Sonst sollten Christen wo auch immer zugunsten der Gerechtigkeit handeln und sich niemals einreden lassen „Es gibt keine Alternative“.

7.

Noch ein Hinweis zu den Christenverfolgungen in den ersten drei Jahrhunderten: Sie verliefen in unterschiedlichen Phasen von unterschiedlicher Grausamkeit.
 Die Juden wurden im römischen Imperium nicht verfolgt, sie waren eine bekannte, „andere“, nicht heidnische, also monotheistische Religionsgemeinschaft.
 Die ersten Christen waren zunächst noch Mitglieder der römischen Synagoge. Dann konnten Juden diese Gruppe der Christen in der Synagoge nicht mehr ertragen. Paulus selbst wurde im Jahr 53 aus der Synagoge in Ephesus rausgeschmissen und fand dann erfreulicherweise Zuflucht bei dem dortigen Philosophen Tyrannus und seiner Schule!
 Der Staat sah also in den Christen zurecht eine eigenständige, aber staatskritische religiöse Gruppe.

Der Text der Johannes-Apokalypse ist bezogen auf die Christenverfolgungen unter Kaiser Domitian, um 95. Und in Erinnerung an Kaiser Nero… Damals schon sagten Historiker: „Diese Christen sind gefährlich“. Das sagten Tacitus, auch Sueton, später auch Kelsus: Christen seien eine Stimme des Aufruhrs; Christen reißen sich von anderen Menschen los, machen nicht mit im „System“ der Herrschenden. Weil sie den Kaiser nicht für göttlich hielten, wuden die ersten Christen „atheoi“, also Atheisten, genannt. Ein hübscher, nachdenkenswerter Titel – auch heute? Gegen welche Götter sind denn heutige Christen? Ist z.B. die westliche Wachstumsideologie ein Gott, gegen Christen und Kirchen und Bischöfe entschieden kämpfen? Wohl kaum.
Aber interessant ist doch die Pluralität der Theologie schon in der frühen Kirche: Was hatte da doch Paulus in seinem Römerbrief etwa 30 Jahre vorher gesagt: «Jedermann ordne sich den staatlichen Behörden unter, die Macht über ihn haben. Denn es gibt keine staatliche Behörde, die nicht von Gott gegeben wäre, die jetzt bestehen, sind von Gott eingesetzt.» (Römer 13, 1)
Diese Pluralität der Theologien ist bemerkenswert: Sie zeigt, wie unterschiedliche Theologen auf gegebene Verhältnisse reagieren…

8.

Für die eigene Lebensphilosophie bleibt angesichts dieser Überlegungen die Frage:
Gibt es auch eine persönliche, individuelle Apokalypse? Diese Frage wird vor allem deswegen interessant, wenn man den Begriff des Gerichts durch Gott in eine philosophische – anthropologische Überlegung übersetzt: Wie beurteile ich mich, durch mein Gewissen, durch meine Selbstkritik, wie beurteile ich mein Leben? Auch wenn das eigene Ende bevorsteht? Aber diese Überlegung muss ja nicht am Ende des Lebens geschehen. Es geschieht wahrscheinlich sowieso oft inmitten des Lebens, als Impuls zur Korrektur, zum neuen Beginnen und zum Eingeständnis von Schuld. Über diese Frage der individuellen Apokalypse, also meines Endes, müsste als philosophisches Thema weiter nachgedacht werden.

Nebenbei: Die bekannte Schriftstellerin Sibylle Lewitscharoff (Berlin) sprach kürzlich in einem Interview mit „Christ und Welt“, der Beilage der ZEIT, am 20.2.2022 angesichts ihrer Krankheit von ihrer Angst vor dem Gericht Gottes „post mortem“: “Mich beschäftigt die Angst, wegen meiner Sünden gerichtet zu werden”.

Copyright: Christian Modehn, Religionsphilosophischer Salon Berlin.

Patriarch Kyrill ist ein Kriegstreiber: Die Fratze der russisch-orthodoxen Hierarchie.

Ein Hinweis von Christian Modehn am 10.3.2022. Bitte beachten Sie auch am Ende dieses Beitrags einen Kommentar von J. Danielowski. Und bitte auch diesen Link beachten: Eine Russ.-orthodoxe Gemeinde In Amsterdam trennt sich vom Moskauer Patriarchen.

Bitte beachten Sie auch den Brief des Patriarchen Kyrill, Moskau, an den Generalsekretär des Ökumenischen Rates in Genf Joan Sauc. In diesem Brief (vom 10.3.2022) hat Kyrill die Putin Ideologie völlig übenommen, siehe Fußnote 1 am Ende dieses Hinweises.

Und Kyrill beweist einmal mehr: Er ist ein Kriegstreiber, der sehr schnell aus dem “Ökumenischen Weltrat der Kirchen”  (Genf) rausgeschmissen werden sollte. Eine Forderung auch des tschechischen Theologe Pavel Cerny, Prag.  Siehe: LINK

Ergänzt am 7.4.2022: Diese Hinweise zu Patriach Kyrill von Moskau, dem Putin – Freund, sind von besonderer Aktualität: Vom 31.8. bis 8. September 2022 wird eine Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (Genf) in Karlsruhe stattfinden. Das katholische DOM-Radio (Köln) berichtet am 6.4.2022, die Katholische Nachrichten Agentur KNA zitierend: “Die russisch-orthodoxe Kirche will daran teilnehmen und hat bereits eine Delegation von 22 Mitgliedern unter Führung von Außenamtsleiter Metropolit Hilarion Alfejew benannt. Dazu gehört übrigens auch der neue Patriarchalexarch von Afrika, Metropolit Leonid von Klein, der eine Parallelstruktur zum eigentlich für Afrika zuständigen orthodoxen Patriarchat von Alexandria aufbauen soll”.

 

Der Hintergrund für diesen erneuten Hinweis auf Patriarch Kyrill, den Putin-Freund:

I.
Re­li­gi­ons­phi­lo­so­phie ist immer Religionskritik, sie ist auch Kritik der heutigen Religionen, Kirchen usw. mit dem Maßstab der universalen Menschenrechte, also der Vernunft und Freiheit. Momentan sollte die Kritik der Russisch-Orthodoxen Kirche ein aktueller Schwerpunkt sein.
II.
Es ist evident: Die westlichen Kirchen Europas sind die einzigen, die bisher (10.3.2022) keine radikalen Abgrenzungen von russischen Organisationen vorgenommen haben. D. h.: Sie haben ihre eigenen so genannten Glaubensbrüder, die russisch-orthodoxen Kleriker, für ihre unerschütterliche Verbundenheit mit Putin nicht bestraft.
Wenn die europäischen Kirchen in der Geschichte nicht als „naive Angsthasen“ im Krieg Putins gegen die Ukraine gelten und „eingehen“ wollen, dann sollten sie jetzt und sofort klare Verurteilungen der Theologie und das ist die Ideologie, des russisch-orthodoxen Klerus aussprechen.
III.
Man könnte auch meinen, dass Kyrill, der Moskauer Kirchenfürst,  auf Putin, seinen Vertrauten, einwirken könnte. Innerhalb der Krieg führenden russischen Clique könnte Kyrill sozusagen als ein letzter Retter im Krieg auftreten. Damit ist nicht aber nicht zu rechnen, denn so christlich und universal-human denkt der Herr Patriarch nicht, er ist nichts als ein polemischer Nationalist und sonntags der Haupt-Darsteller in „göttlichen Liturgien“ in der unverständlichen, altslawischen Sprache. Sonst segnet er und die seinen gern Waffen und Soldaten. Patriarch Kyrill genießt es viel zu sehr, Machtmensch zu bleiben. Kyrill ist bekanntlich nicht mit kritischem Geist, also auch nicht mit dem Geist des Widerstandes gesegnet. Die uralte katholische Lehre vom Tyrannenmord ist ihm total fremd. Dafür geht es ihm und dem hohen Klerus unter Putin materiell zu prächtig.
Diese Situation ist eine Blamage, mehr noch, eine Niederlage des Christentums insgesamt. Der christliche Glaube taugt offensichtlich nichts mehr, um faktisch Frieden zu stiften. Weil für den hohen Klerus, zumal in Russland, das eigene Wohl und der nationalistische Wahn am wichtigsten sind.

IV.

Vladimir Sorokin, der bekannte Autor der russischen Gegenwartsliteratur, hat in der Wiener Kulturzeitschrift FALTER, Nr 11, 2022, Seite 20f. an den Titel seines neuen Buches “Die rote Pyramide” (Kiepenhauwer &Witsch) erinnert: “Gemeint ist die Pyramide der Macht (des Staates), diese Pyramide wurde seit dem 16. Jahrhundert nicht mehr modernisiert, von Iwan dem Schrecklichen über Nikolai I. und Nikolai II. über Stalin …bis zu Putin. Eine Person, die alle Rechte hat, entscheidet alles“.

Diese staatliche Pyramide findet ihre volle Unterstützung und Entsprechung in der Pyramide, die die russisch-orthodoxe Hierarchie mit ihrem Patriarchen von Moskau darstellt. Kyrill hat die höchste Jurisdiktionsgewalt über die große russisch-orthodoxe Kirche, die bekanntlich nicht nur die Russische Föderation umfasst, sondern auch viele europäische Länder, sogar Japan. Vor ihm als dem obersten Chef haben die meisten ihm unterstehenden Bischöfe und Popen Angst, deswegen  gibt es (fast) gar keine wahrnehmbare Opposition innerhalb dieser russisch-orthodoxen Kirche. Lediglich im westlichen Ausland, wie Holland oder auch in Deutschland, trennen sich einzelne Popen von der Macht Kyrills. 

Die Details

1.
Die Mitwirkung des Patriarchen von Moskau, Kyrill I., im Krieg Putins gegen die Ukraine ist evident, aber zu wenig bekannt. Es steht fest und wird jetzt vom russisch-orthodoxen Theologen und besten Kenner der Verhältnisse, Prof. Cyril Hovorun (Stockholm) nachgewiesen: Das Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche Kyrill I. ist ein Kriegstreiber, ein Kriegstreiber auf dem Feld der Ideologie. Dass der Krieg Putins von ideologischem und theologischem Wahn befeuert ist, steht fest.

Kyrill, 1946 in Leningrad geboren, war enger Mitarbeiter des KGB, er wurde als Agent unter dem Namen “Mikhailov” geführt. Als er am 27.1.2009 zum Patriarchen von Moskau gewählt wurde: Die beiden Gegenkandidaten waren ebenfalls Mitglieder des KGB, und Putin, ebenfalls KGB Mitarbeiter,  war sehr glücklich über die Wahl: “He was Putin s Man of Choice”, schreibt Marcel H.Van Hepen in seiner Studie “Putins Propaganda Machine”, 2006 in den USA erschienen. LINK zu KGB-Kyrill.
2.
Seit Beginn der russischen Invasion in die Ukraine hat Patriarch Kyrill von Moskau den Krieg (der Patriarch spricht von „Aktionen“ etc.) unterstützt, er hat dem Krieg die spirituelle und theologisch-ideologische Legitimation zugesprochen.
Diese seine kriegerische, nationalistische, Prof. Hovorun spricht von faschistischer Ideologie verbreitet dieser höchste russische Geistliche seit vielen Jahren. Er hat Putin zu Beginn von dessen Herrschaft eine Ideologie geliefert, Putin brauchte sie, um nach dem Ende der Sowjetunion und der ideologischen Leere unter Jelzin eine Art „geistigen Überbau“ für Russland zu haben. „Die Kirche lieferte dem Putin – Regime eine Art ideales Ziel, also einen metaphysischen Sinn, eine Mission, die dieser politisch nutzt“ (Cyrill Hovorun). Quelle: Cyril Hovorun

3.
Im “Re­li­gi­ons­phi­lo­so­phi­sch­en Salon Berlin” wurde seit längerer Zeit schon (in den Beiträgen zu Prof.Ryklin) und seit Kriegsbeginn dann erneut an den zentralen ideologisch-kriegerischen Begriff der „Russischen Welt“ erinnert. Diese umfasst für Putin und Kyrill nicht nur das Gebiet Russlands, sondern auch die Ukraine und Belarus, zunächst. Diese „russische Welt“ muss um der moralischen Rettung der Menschen willen expandieren, das sind Thesen, die seit ca. 2010 dauernd propagiert wurden. Aber im Westen wurden sie nicht gehört. „Im Jahr 2016 hat sich Putin sehr explizit zu dem Thema geäußert während einer Gala in Moskau. Auf der Bühne fragte der russische Präsident einen Jungen: „Wo enden denn eigentlich die Grenzen Russlands?“Der Junge antwortete: „Auf der Linie der Bering-Straße“. Putin antwortete: „Nein, die Grenzen Russlands haben keine Ende“, so Prof. Hovorun.
4.
Dieses sehr große Russland, diese „russische Welt“, muss von Putin in Zusammenarbeit mit Kyrill vor den schädlichen und schändlichen Einflüssen des Westens geschützt werden.Die Feinde der russischen Welt müssen also vertrieben und ausgelöscht werden. Der Patriarch und seine Führungsclique liefert dieses ideologische Material zur Rechtfertigung des barbarischen Abschlachtens und Zerstören in der Ukraine bis heute, mit verrückt klingenden, absurden Argumenten, die aber diese Patriarch wohl selbst glaubt: Etwa wenn er sagt: Die „Aktion“, also der Krieg, müsse in der Ukraine die Leute vertreiben, die sich für die Gleichberechtigung der Homosexuellen einsetzen; die mutigen Verteidiger der alten russischen Werte (also gegen die Gleichberechtigung etc.) müssten also militärisch unterstützt werden.
5.
Zu Putins Bindung an die russisch-orthodoxe Kirche: Er nimmt bekanntlich oft an den so genannten „Göttlichen Liturgien“ in den Moskauer Kathedralen teil, er küsst die Ikonen, lässt sich mit Kyrill I. gern fotografieren, er besuchte wie ein Pilger schon zweimal den Heiligen Berg Athos, diese Mönchsrepublik in Griechenland, und hörte sich dort die Lobeshymnen der Mönche  auf seine Person an.
6.
Diese Kirche hat unter Kyrill I. hat also nicht nur allen Anstand verloren, allen Sinn für Vernunft und Menschenrechte. Man muss es als Theologe klar sagen: Die Führung der Russisch-orthodoxen Kirche hat sich vom Evangelium Jesu von Nazareth getrennt, denn zum Evangelium gehört bekanntlich zentral die Fürsorge für den anderen, den Fremden, (Barmherziger-Samariter-Gleichnis), sogar die Feindesliebe…Diese Weisungen lässt die russisch-orthodoxe Kirchenführung nicht für die Nachbarn gelten in der Ukraine, wie zuvor schon in Syrien. Die Ideologie der Kirche dient nur dazu, Putin in seinem Wahn zu bestärken.Falls Russland noch einmal demokratische Verhältnisse erleben sollte, wird dann hoffentlich die große historische Abrechnung mit diesen korrupten Patriarschen und Metropoliten usw. geschehen.
7.
Während der Corona-Pandemie haben sich viele Bischöfe und Metropoliten und Popen der russisch-orthodoxen Kirche in Russland wie auch damals noch in enger Verbundenheit die russisch-orthodoxen Bischöfe in der Ukraine (!) gegen den Gebrauch von Masken als Schutz vor dem tödlichen Corona – Virus ausgesprochen. Sie behaupteten, hinter den Schutz-Empfehlungen bzw. Vorschriften ständen Juden, wie der Amerikaner George Soros oder der Vatikan oder sogar der oberste Ehren-Patriarch von Konstantinopel. Selbst der seit einigen Tagen wegen seiner Distanz zu Kyrill gerühmte russisch-orthodoxe Metropolit Onufri (Name: Berezovskij) von Kiew (!) hat immer wieder gegen das Tragen von Schutz-Masken gewettert. Allerdings wurde er in seinem totalen Leichtsinn (manche sagen Schwachsinn) selbst krank am Corona-Virus, allerdings, die geistlichen Herren sind privilegiert:: „Metropolit Onufrij wurde in ein Elitekrankenhaus in der Nähe von Kiew eingeliefert, wo er im Geheimen behandelt wurde. Andere Kleriker und Laien, die seinen Anweisungen folgten und sich ansteckten, hatten weniger Glück. Die meisten von ihnen konnten es sich nicht leisten, in Elitekrankenhäusern behandelt zu werden, und viele starben“ (Prof. Hovorun, in: „Glaube in der 2. Welt“).
8.
Diese klerikale Hierarchie der russisch-orthodoxen Kirche in Moskau ist eine kriegerische, menschenfeindliche Fratze.

Wie kann man diese Kleriker bestrafen, in der Hoffnung, dass noch einige zur Vernunft, d.h. zum Frieden finden? Wir haben schon mehrfach auf dieser Website gefordert, die Mitgliedschaft dieser Kirche im „Weltrat der Kirchen“ (Genf) SOFORT zu beenden. So viel Mut haben die westlichen Christen nicht, in den bunten Topf der Ökumene scheinen also auch ideologische Kriegstreiber zu passen. Man muss das einen Skandal nennen. Spätestens bei der Sitzung des Weltrates der Kirchen in Karlsruhe im August 2022 wird man wohl hören, wie man mit diesen Kriegstreibern. Das Jammern und Klagen wird groß sein, zu spät diese Herren aus der Ökumene rausgeworfen zu haben. Was haben die Kirchen einst gejammert, dass sie nicht früh genug Hitler Einhalt geboten haben? Kirchen können jammern, mehr nicht?
9.
Schon in seinem Beitrag aus dem Jahr 2018 (für Mission Eurasia”) hat der ukrainische Professor Hovorun darauf hingewiesen, dass in Russland Staat und Kirche in einem Verhältnis der gegenseitigen Nützlichkeit handeln: Der Staat bedient sich kirchlicher Ideologien, die Kirche kann deswegen mit umfassenden Privilegien rechnen.
10.
Der kritische russisch-orthodoxe Theologe Prof. Hovoron fasst seine Erkenntnisse zusammen: „Die orthodoxe Theologie muss heute „entputinisiert“ werden (dépoutinisée) und ganz umfassend befreit werden von ihren faschistoiden Entartungen. Die Idee einer russischen Welt ist leider nicht die einzige autoritäre Theologie zu Beginn des 21.Jh, aber sie ist die schlimmste“.
11.
Der Nationalismus hat, wie schon so oft in der Kirchengeschichte (Hitler-Deutschland, Spanien unter Franco, Italien unter Mussolini, Frankreich unter Pétain), auch die russisch-orthodoxe Kirche (vergiftet.
Wozu sind diese Kleriker eigentlich noch gut? Sie können wie seit Jahrhunderten ihr religiöses Opium verbreiten, d.h. göttliche Liturgien in prächtigen Kirchen wie Theateraufführungen in altslawischer Sprache aufführen … und sich von Diktatoren und Zaren einst üppig verwöhnen lassen. Der große russische Schriftsteller Tolstoi wusste schon, warum er sich von diesem Verein trennte.
12.
Wird der Vatikan seine seit langem so innig gesuchte ökumenische Verbindung mit dem russischen Patriarchen abbrechen, wird der Papst sagen: Herr Kyrill, komm zur Vernunft, kehre zum Evaneglium zurück?  Eher unwahrscheinlich, weil der Vatikan vor allem daran denkt, wie üblch die eigene Kirche, die katholische, im Russland Putins zu schützen.

Und viele katholische Theologen und Bischöfe weltweit sind begeistert, dass die orthodoxen Kirchen in ihren Dogmen der katholischen Lehre so nahe stehen, im Unterschied zu den sich modern gebenden, häretischen Protestanten. Weil die russisch-orthodoxen Kirchenführer dogmatisch, in der uralten Lehre aus dem 4.Jahrhundert, so korrekt sind, übersieht Rom gern, dass sie auch Kriegstreiber sind. Sonst wäre es doch Papst Franziskus schon einmal eingefallen, nicht nur allgemein zum Frieden aufzurufen, sondern Putin einen Kriegstreiber zu nennen und Patriarchen Kyrill seine ideologische Stütze. Nein, vor Fakten hat der Vatikan, hat der Papst Angst. Die Leute in Moskau könnten der römischen Kirche ja böse werden und die Vision einer Einheit von katholischer und russischer Kirche zerstören.

Copyright: Christian Modehn, Religionsphilosophischer Salon Berlin.

…………………………..

Der Kommentar von J. Danielowski, vom 12.3.2022:

Lieber Herr Modehn, lieber Herr Wiebus,

vielen Dank für Ihren Newsletter und für die Hintergrundbeiträge, die ich immer wieder sehr anregend finde!

Sie sprechen die Haltung der Kirchen gegenüber dem Kriegsverbrecher Putin an. Gewiss lassen sich “die” Kirchen auch in dieser Frage nicht über einen Kamm scheren. Gewiss ist aber, dass der sog. Patriarch Kyrill in Moskau kein Botschafter des Evangeliums ist. Wer wie er weder mit kritischer Vernunft in Berührung gekommen ist noch den Weisungen des biblischen Gottes folgt, der Menschen aus Sklaverei befreit und zu Recht und Gerechtigkeit führt – ein solcher Kirchenvertreter empfängt seine Botschaften aus irgendeiner Unterwelt, in der die wirren Ideen Putins die Hirne vernebelt haben. Es ist widerlich, dass sich ein Kirchenoberster als maßgeblicher Kriegstreiber betätigt, der über die Leichen seiner ukrainischen Glaubensgeschwister geht.

Einen Aufschrei darüber habe ich in den deutschen Kirchen bisher leider nicht gehört.  Vielleicht bin ich in Finnland zu weit weg. Immerhin haben die Bischöfe der finnischen lutherischen Kirche klar Position bezogen, als sie am 1.3.22 gemeinsam feststellten, dass der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine nicht nur ein Verbrechen gegen das Völkerrecht ist, sondern eine Sünde gegen Gott.  Der finnische Erzbischof hat an Kyrill appelliert, sich gegenüber Putin für ein Ende des Krieges und für den Frieden einzusetzen – was Kyrill bereits gegenüber dem ÖRK zurückgewiesen  hatte. Der russische Patriarch versündigt sich m.a.W. gegen Menschen und gegen Gott. Er muss folglich wie Putin selber als Kriegsverbrecher angeklagt werden.

Der finnische Erzbischof Luoma leitete das Ende der Beziehungen zur russisch-orthodoxen Kirche ein, indem er an Kyrill schrieb: die Kontakte könnten nur fortgesetzt werden, wenn die russisch-orthodoxe Kirche die illegale Invasion Russlands nicht unterstützt. “Ohne diese Bedingung kann die Kommunikation zwischen unseren Kirchen nicht fortgesetzt werden.”

Gott sein Dank gibt auch in der orthodoxen Kirche andere Töne. So haben lt. Medienberichten 286 russische Priester in einem offenen Brief gegen den Krieg protestiert (286 von 36.000) – sie haben mit Verfolgung durch ihren Staat und durch ihre Kirche zu rechnen. Die ukrainisch-orthodoxe Kirche steht geschlossen an der Seite des ukrainischen Volkes und seiner Widerstandskämpfer/innen – und mit ihnen die Mehrheit der Menschen auf diesem Globus.

Mit guten Wünschen

J. Danielowski

………………………………….

Brief des Patriarchen Kyrill von Moskau  an den ökumenischen Weltrat der Kirchen, Genf, beachten Sie besonders die schwarz hervorgehobenen Sätze…..

Response by H.H. Patriarch Kirill of Moscow to Rev. Prof. Dr Ioan Sauca (English translation)

In a 10 March letter, H.H. Patriarch Kirill of Moscow and all Russia responded to a letter sent 2 March by World Council of Churches (WCC) acting general secretary Rev. Prof. Dr Ioan Sauca asking Patriarch Kirill to mediate so that the war can be stopped.
Translated from the Russian
The Very Reverend Archpriest Ioan Sauca
Acting General Secretary
World Council of Churches

Dear Father Ioan,

I thank you for your letter of March 2, 2022. Having known you for many years as a faithful steward of the Church of Christ and tireless worker in the field of education and formation of younger generations, I deeply appreciate your work as Acting General Secretary of the World Council of Churches, which is aimed at promoting accord and mutual respect between representatives of different Christian confessions.
Our Church joined the WCC in 1961, having accepted is renewed basis as “fellowship of Churches” and the Toronto Statement that read, in particular, “The Council as such cannot possibly become the instrument of one confession or school <…> the member churches should recognize their solidarity with each other, render assistance to each other in case of need, and refrain from such actions as are incompatible with brotherly relationship.”
Since 1983, it has been one of the WCC’s priorities to engage its member churches in the process of acknowledging their shared responsibility for justice, peace and the integrity of creation within the world community. That is to say, our WCC membership, dialogues, discussions based on the principle of equality, and cooperation with the entire Christendom were not only an expression of our commitment to the cause of reconciliation between people, but also gave us confidence in the solidarity and support of the world Christian fellowship.
These days, millions of Christians all over the world in their prayers and thoughts turn to the dramatic developments in Ukraine.
As you know, this conflict did not start today. It is my firm belief that its initiators are not the peoples of Russia and Ukraine, who came from one Kievan baptismal font, are united by common faith, common saints and prayers, and share common historical fate.
The origins of the confrontation lie in the relationships between the West and Russia. By the 1990s Russia had been promised that its security and dignity would be respected. However, as time went by, the forces overtly considering Russia to be their enemy came close to its borders. Year after year, month after month, the NATO member states have been building up their military presence, disregarding Russia’s concerns that these weapons may one day be used against it.
Moreover, the political forces which make it their aim to contain Russia were not going to fight against it themselves. They were planning to use other means, having tried to make the brotherly peoples – Russians and Ukrainians – enemies. They spared no effort, no funds to flood Ukraine with weapons and warfare instructors. Yet, the most terrible thing is not the weapons, but the attempt to “re-educate,” to mentally remake Ukrainians and Russians living in Ukraine into enemies of Russia.
Pursuing the same end was the church schism created by Patriarch Bartholomew of Constantinople in 2018. It has taken its toll on the Ukrainian Orthodox Church.
As far back as 2014, when blood was being shed in Kiev’s Maidan and there were first victims, the WCC expressed its concern. Dr Olav Fykse Tveit, the WCC General Secretary at the time, said on March 3, 2014, “The World Council of Churches is deeply concerned by the current dangerous developments in Ukraine. The situation puts many innocent lives in grave jeopardy. And like a bitter wind from the Cold War, it risks further undermining the international community’s capacity to act now or in the future on the many urgent issues that will require a collective and principled response.”

That was also when an armed conflict broke out in the Donbas region, whose population was defending their right to speak the Russian language, demanding respect for their historical and cultural tradition. However, their voices went unheard, just as thousands of victims among the Donbas population went unnoticed in the Western world.
This tragic conflict has become a part of the large-scale geopolitical strategy aimed, first and foremost, at weakening Russia.
And now the Western leaders are imposing such economic sanctions on Russia that will be harmful to everyone. They make their intentions blatantly obvious – to bring sufferings not only to the Russian political or military leaders, but specifically to the Russian people. Russophobia is spreading across the Western world at an unprecedented pace. 

I pray unceasingly that by His power the Lord help establish the lasting and justice-based peace as soon as possible. I ask you and our brothers in Christ, united in the Council, to share this prayer with the Russian Orthodox Church.
Dear Father Ioan, I express my hope that even in these trying times, as has been the case throughout its history, the World Council of Churches will be able to remain a platform for unbiased dialogue, free from political preferences and one-sided approach.
May the Lord preserve and save the peoples of Russia and Ukraine!
With paternal love,
/+KIRILL/
PATRIARCH OF MOSCOW AND ALL RUSSIA

Patriarch Kyrill I. (Moskau) dreht durch: Jetzt ist Homosexualität Schuld an den „schweren Ereignissen“

Ein Hinweis von Christian Modehn am 7.3.2022

Der Chef der Russisch-orthodoxen Kirche, Patriarch Kyrill I. von Moskau, hat erneut bewiesen, dass er den Krieg Putins gegen die Ukraine unterstützt, mit Argumenten, die nun ans Wahnhafte – Verkalkte grenzen.

Am Sonntag, dem 6. März 2022, hielt er wieder eine „Homelie“, eine Art Kurzpredigt, in der „Christus-Erlöser-Kathedrale“ von Moskau. Er bezog sich auf den „Bereich der internationalen Beziehungen“, das Wort Krieg vermeidet er als treuer Verehrer Putins und spricht nur von „schweren Ereignissen“, die leider die Region Donbass treffen. Nur auf diese Region bezieht er sich. Dort leben, so sagt der Patriarch, viele Russen. Und es würde dort seit 8 Jahren versucht, diese russische Kultur zu zerstören. Putin wird so abermals als Retter der Russen und der russischen Ideen auch im Donbass präsentiert. Wie gesagt, von Krieg spricht Kyrill I. nicht, hat er Angst, in ein Putinsches Straflager zu kommen, und dabei das nachzuerleben, was Stalin einst vielen Bischöfen in seinen Lagern antat? Seine Millionen Euro teure Armbanduhr müsste er dann freilich abgeben…

Der deutlichste Ausdruck für die verworrene Denkweise des Putin-Patriarchen ist sein Hinweis auf die Ursache der „Schwierigkeiten in den internationalen Beziehungen“, also im Klartext, des Krieges: Es sind nämlich, so wörtlich am 6.3.2022, metaphysische Ursachen, nicht politische, die da maßgeblich sind, nämlich die Ablehnung des Gesetzes Gottes und die Ablehnung der Sünde.

Es ist also, wie bei Kyrill I. üblich, einmal mehr der Verlust der alten Werte, der zu dieser „Krise“ geführt hat. Die moderne Gesellschaft sei von exzessivem Konsum und der irregeleiteten Freiheit geprägt. Dabei denkt der Patriarch nicht etwa an die Milliardäre und Millionäre aus dem Putin-Freundeskreis.

Nein, es sind ausgerechnet die Homosexuellen, die ihre Gesetze auch in Russland durchsetzen wollen. „Aber diese Leute sind Sünder, sie leben in der Sünde, die von Gottes Gesetz verurteilt wird. Die Homosexuellen wollen mit Gewalt den Russen die Leugnung Gottes und seiner Wahrheit aufzwingen“, so wörtlich der Patriarch. Die „Krise“ (also de facto der Vernichtungskrieg Putins gegen die Ukraine) habe diese metaphysischen – moralischen Ursachen. Bekanntlich hat Putin in bestem Einvernehmen mit Kyrill bei der Revision der Russischen Verfassung im Jahr 2021 die Ehe als ausschließliche Sache der Heterosexuellen definiert, die homosexuelle „Propaganda“ für eine „Ehe für alle“ wird auch von Putin verurteilt. Er tut so, als sei er ein guter orthodoxer Christ, schließlich wurde er schon als Kind in Leningrad heimlich getauft, behauptet er.

Nun also sind die Homosexuelle Schuld an der „Krise“.

Und der Beobachter fragt sich: Wie viel Schwachsinn darf eigentlich ein Patriarch öffentlich verbreiten? Dieser Herr wird ja in Russland noch ernst genommen, bei den vielen Frommen auf dem Lande etwa, die oft sogar noch stolz sind auf ihre religiöse und politische Anhänglichkeit an diese Kirche und ihre Führer Kyrill und Putin…

Und der Beobachter fragt sich weiter: Wann endlich kommt der „Weltrat der Kirchen“ in Genf zu der Entscheidung, diesen Patriarchen und seine Kirche aus der ökumenischen Gemeinschaft der Christen rauszuschmeißen. Es ist eine Schande, mit diesen Leuten ökumenische Gemeinschaft zu pflegen, man denke daran, im Sommer tagt der Weltrat der Kirchen in Karlsruhe: Wird da Kyrill I. seinen Schwachsinn verbreiten?

La Croix, die Tageszeitung aus Paris, schreibt: „Diese Position des Patriarchen hat nur sehr vereinzelt Kritik gefunden. Eine Gruppe von Priestern seiner Kirche hat eine Petition verfasst, in der sie eine sofortige Feuerpause fordert und die Repression gegen gewaltfreien Demonstranten kritisiert und den Frieden fordert“, so La Croix am 7.3.2022.

Quelle. La Croix.
Copyright: Christian Modehn, Religionsphilosophischer Salon Berlin.