Recht contra Moral? Gespräch zu einer aktuellen ethischen Debatte

Der religionsphilosophische Salon am Freitag, den  25. April 2014 um 19 Uhr, will das Thema “Recht contra Moral?” aufgreifen und etwas mehr Klarheit schaffen in aktuellen ethischen Debatten. Dabei spielen religiöse Moralvorstellungen gegenüber demokratisch und mehrheitlich beschlossenen Gesetzen auch eine Rolle, man denke etwa an die “Homoehe” oder die Selbstbestimmung hinsichtlich des eigenen Todes schwerstkranker Menschen.

ORT: Galerie Fantom, Hektorstr.9, Berlin – Wilmersdorf. Anmeldung erforderlich wegen der begrenzten Anzahl von Plätzen: christian.modehn@berlin.de   Unkostenbeitrag: 5 Euro.

Einige Hinweise und Fragen aus dem Newsletter:

Wie gehe ich damit um, dass in einer demokratischen pluralistischen Gesellschaft (wir sprechen hier nie von totalitären Diktaturen) Gesetze mehrheitlich im Parlament verabschiedet werden, die den Moralvorstellungen einiger Menschen und Gruppen (Minderheiten) nicht entsprechen? Etwa im Falle der gesetzlichen Freigabe von Schwangerschaftsabbruch oder der sogen. Homoehe. In Holland könnte man an die Euthanasiegesetzgebung denken.

Welchen Einfluss und welche Macht dürfen angesichts dieser Entwicklung Institutionen haben, die für sich beanspruchen, „die Naturrechte“ zu vertreten, zu verteidigen und zu schützen? Hier kommen wir schnell in religionsphilosophische Fragen hinein, etwa im Blick auf die Moralvorstellungen der Katholischen Kirche.

In welcher Weise sind Gesetze auch Ausdruck von Gerechtigkeit? Sie sind ja immer mehr als leere Handlungsanweisungen?

Wie verändern neue Gesetze (siehe die Beispiele oben) auch die Moralvorstellungen der einzelnen und bestimmter Gruppen?

In welcher Weise und warum kann nur ein weltanschaulich neutraler Staat, die Franzosen sprechen so schön und richtig von der laicité, das Zusammenleben wertmäßig unterschiedlich orientierter Gruppen garantieren? Die Vorstellung, dass eine bestimmte Gruppe, etwa religiös fundamentalistischer Prägung, die allen gemeinsamen Gesetze bestimmt, ist ja für viele unerträglich.

In der Hoffnung auf ein lebendiges und kritisches Gespräch grüße ich Sie herzlich verbunden guten Wünschen für ein inspirierendes Osterfest: Ostern bezieht sich auf die Auferstehung, Auferstehung ist ein Aufstehen, Erwachen, Freiwerden, Eintreten in ein gewandeltes Leben; also auch und schon wieder ein philosophisches Thema.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ein Jahr: Papst Franziskus

Am 13. März 2013 wurde Jorge M. Bergoglio zum Papst gewählt. Er gab sich – sensationell – den ungewöhnlichen Titel Franziskus.

Einen ersten Versuch eines Rückblicks außerhalb der jetzt üblichen Lobeshymnen auch von Journalisten können Sie lesen, wenn Sie hier klicken.

Glauben ist einfach. Eine arme Kirche braucht keine mächtige Lehre. Eine Ra­dio­sen­dung am 23. März 2014

Glauben ist einfach. Eine arme Kirche braucht keine mächtige Lehre.

Eine Ra­dio­sen­dung: HR2 am 23.3. 2014 um 11. 30 Uhr

Von Christian Modehn

Papst Franziskus hat gleich zu Beginn seines Pontifikates deutlich gemacht: Die Kirche muss nicht nur die Armen achten und verteidigen. Vielmehr sollte die Kirche selbst arm werden. Franziskus selbst verzichtet bewusst auf viele Symbole päpstlicher Pracht, den barocken Hofstaat lehnt er ab, sein Zuhause ist kein Palast. In seinen Predigten und Rundschreiben fordert der Papst die radikale Hinwendung zu Jesus Christus: Da liegt die Mitte des Glaubens. So ist es nur konsequent weiter zu fragen: Sollte sich der christliche Glaube seinerseits als ein „armer“, d.h. einfacher Lebensvollzug präsentieren? Befreit von uralten Traditionen und Vorschriften, weil diese den Zugang zu Gott heute eher verstellen? So könnte das Wesen des Glaubens wieder in den Mittelpunkt rücken, die Liebe zu Gott und den Menschen. Ein solcher „armer“ Glaube ist einladend für suchende und zweifelnde Menschen von heute.

Die Last mit der Lust. Zur Aktualität des Hedonismus. Eine Ra­dio­sen­dung NDR Kultur

Die Last mit der Lust. Zur Aktualität des Hedonismus. Eine Ra­dio­sen­dung auf “NDR Kultur” von Christian Modehn
Am Sonntag, 2. März 2014 um 8.40 Uhr.    Zur Lektüre des Sende-Manuskripts klicken Sie hier.

Ohne Lust gibt es kein menschliches Leben. Wir alle sind Geschöpfe erotischer Begierde, das vergessen manchmal gewisse Moralapostel. Sinnlich geprägte Lebensfreude kann aber nur von Dauer sein, wenn sie eine Balance findet. Hemmungsloser Genuss fördert kaum das Wohlbefinden. Andererseits darf sich niemand seine Lebensfreude verbieten lassen. „Lust ist eben keine Abkehr vom so genannten Wesentlichen“, betonen klassische Philosophen wie Epikur. Es gilt, die Hedoné, die Lust, geistvoll zu verteidigen. Eine Herausforderung für Theologen und Philosophen.

Thomas Bernhard zum 25. Todestag.

Den 25. Todestag des großen Dichters und Kritikers Thomas Bernhard können wir, vom Re­li­gi­ons­phi­lo­so­phi­sch­en Salon Berlin, aus unserer Perspektive der Religionskritik, einem der wichtigen Themen der Philosophie, “naturgemäß” nicht übersehen. Im Gegenteil, wir wollen gern an sein Werk erinnern und betonen: Thomas Bernhard ist angesichts – auch seiner religionskritischen Perspektiven – nicht tot.
Wir weisen noch einmal auf einen kleinen Beitrag hin, den wir anläßlich seines 80. Geburtstages 2011 publiziert haben.
Klicken Sie hier zur Lektüre.

Gelassenheit: Erkennen und üben, damit wir menschlich leben können

Ein religionsphilosophischer Salon am Freitag, den 14. Februar 2014, um 19 Uhr, in der Galerie Fantom in der Hektorstr. 9 in Berlin-Wilmersdorf.
Das Thema: “Gelassenheit: Erkennen und üben” meint nicht nur eine von vielen “Tugenden”, Haltungen in turbulenten Zeiten. Gelassenheit ist eine Art “Grundoption” für ein reifes Leben im Miteinander, aber auch in der Pflege der je eigenen Spiritualität, der “Sorge um sich selbst”. Nur in einer gelassenen Haltung werden wir überhaupt die Möglichkeiten sehen, an einem Punkt dieser Welt für eine gerechtere Welt einzutreten. Gelassenheit ist kein Selbstzweck, auch darüber werden wir diskutieren. Als Fortsetzung unserer letzten Runde über “Nutzen und Nachteil der Philosopie für das Leben” (im Januar 2014)
Wir wollen auch auf Meister Eckart zu sprechen kommen, auf seine Forderung “Gott lassen” und uns fragen, welcher Gott denn da erfahrbar werden kann, wenn wir (unseren) “Gott” lassen. Aber es soll nicht nur hoch spekulativ zugehen, sondern erste Schritte können besprochen werden, aus den Verklammerungen des Alltags herauszufinden, um ein Stück größere innere wie “äußere” Freiheit zu gewinnen.

Herzliche Einladung.Für die Raummiete erbitten wir -wenn möglich- 5 Euro.
Anmeldungen erbitten wir genauso, wegen der begrenzten Anzahl von Plätzen an: christian.modehn@berlin.de

Johann Gottlieb Fichte: Vor 200 Jahren gestorben

Wir erinnern gern an Johann Gottlieb Fichte, anläßlich seines 200. Todestages. Und wir haben den Eindruck, dass Fichtes Denken noch längst nicht “angekommen” ist in der Gegenwart. Darum zwei Hinweise:

Dabei interessieren uns von der religionsphilosophischen Fragestellung Hinweise, die der Philosoph Kurt Flasch in seinem wichtigen Buch “Meister Eckart, Philosoph des Christentums” (2010) gegeben hat. Im 13. Kapitel seines Buches erinnert Kurt Flasch an die Bedeutung des Johannes-Evangeliums im Denken Fichtes (S. 199f), vor allem in dem Buch “Anweisung zum seligen Leben” (1806). Fichte sieht im Johannes-Evangelium einen fundamentalen Text, der neue Horizonte eröffnet für ein Selbstverständnis des Menschen. Fichte sieht – darin eins mit dem Autor des Johannes-Evangeliums – den Menschen als Wesen, das sich vor jedem verdinglichenden Selbstverständnis bewahren muss. Und da gibt es die Brücke zu Meister Eckart. Kurt Flasch schreibt:”Ich behaupte nicht, Fichte biete den Schlüssel zu Meister Eckart, aber es ist kein Nachteil, über sein Konzept von Mensch und Geist nachzudenken, bevor man über Eckart zu sprechen beginnt” (S. 200). Ausdrücklich warnt Kurt Flasch davor, den Menschen, das Ich, als eine Art “Seelending” zu denken, “dem Denken und Wollen anhaften”(ebd.). Gerade davor warnt aber auch Fichte in seinem Buch.

Dringend empfehlen wir auch die Lektüre des Buches “Der ganze Fichte” von Peter L. Oesterreich und Hartmut Traub. Das Buch ist (2007) im Kohlhammer Verlag in Stuttgart erschienen,es hat 366 Seiten.
Schon früher hatten wir im “Re­li­gi­ons­phi­lo­so­phi­sch­en Salon Berlin” auf Fichte aufmerksam gemacht. Zur Lektüre dieses “Impulses” klicken Sie bitte hier.

Das Buch “Der ganze Fichte” ist wichtig, weil
– es versucht, die transzendentalphilosophischen Wissenschaftslehren mit den “populären” Philosophischen Schriften Fichtes zu vermitteln.
– es darauf hinweist, dass Fichte an einer “Philosophie der Philosophie” interessiert war und dabei auch die “Person des Gelehrten” als Ort dieses Philosophierens einführte.
– auch bislang eher unbekannte Eigenheiten Fichtes deutlich macht, etwa sein Interesse an Rhetorik,ja selbst an Predigt.
– weil es zeigt, wie sich Fichte gegen – konfessionalistische – Dogmatismen und Ideologien wehrte.
– weil es zeigt, dass die Wissenschaftslehre von 1804 wohl als der Mittelpunkt des Fichteschen Denkens anzusehen ist.
– weil es an die enge, kritische Verbindung mit Friedrich Heinrich Jacobi erinnert.
– weil es daran erinnert, dass Fichte leider eine Gesamtidee seiner Philosophie nicht mehr selbst darstellen konnte…
Diese Beispiele zeigen, dass auch für anfänglich Interessierte das Buch lesenswert ist.