Katholische Kirche in Deutschland – vor der Abspaltung von Rom?

Ein Hinweis von Christian Modehn

Dieser kurze Hinweis ist interessant, weil er das mögliche Scheitern des „Synodalen Weges“ der katholischen Kirche in Deutschland heute mit einem Hinweis auf das tatsächlich Scheitern des „Niederländischen katholische Pastoralkonzils“ und damit der katholischen Kirche der Niederlande insgesamt begründet. Nebenbei: Bekanntlich hat Philosophie immer die Aufgabe, Religionskritik zu lehren.

Dieser knappe Hinweis hat sechs kleine Kapitel:

1. Die heutige Angst im Vatikan vor einem Schisma.
2. Was ist ein Schisma, bzw. damit eng verbunden, was bedeutet der Häresie-Vorwurf?
3. Der „Synodale Weg“ der Kirche in Deutschland.
4. Das Scheitern der „Synode der katholischen Kirche in den Niederlanden“ als Hinweis auf das Scheitern (die Erfolglosigkeit) des „Synodalen Weges“ in Deutschland.
5. Warum die römische Kirche außerstande ist, tiefgreifende Reformen, die den Wert einer Reformation haben, zu gestalten.
6.
Warum wollen die Herren der Kirche in Rom kein Schisma in Deutschland?

1.
Die katholische Tageszeitung „La Croix“ (Paris) ist meist gut informiert über das, was die päpstliche Kurie und der Papst über die katholische Kirche in Deutschland denken. Der Vatikan-Korrespondent dieser Zeitung Loup Besmond de Senneville publizierte am 26.6.2021 einen Beitrag mit dem Titel: „Deutschland, die große Angst (des Vatikans) vor einem Schisma“. Dieser Titel deutet schon an, wie die Kirchenführer im Vatikan nun in Deutschland Angst erzeugen wollen: Denn nichts ist für „normale“ Katholiken belastender, als eines Schisma bzw. der Häresie angeklagt zu werden.
2.
Schisma ist ein Wort aus dem Griechischen und bedeutet Abspaltung von einer bestehenden Kirchenorganisation. Ein Schismatiker wird aber schnell zu einem Häretiker in der Sicht des katholischen Kirchenrechts, weil etwa die Ablehnung des päpstlichen Primates nicht nur ein Schisma bewirkt, sondern eine Irrlehre ist, also eine Häresie. Es gibt also nur eine geringe Trennschärfe zwischen dem mehr aufs Institutionelle abzielenden Schisma und der Ablehnung bestimmter Dogmen, also der Haltung der Häresie.
Es gab bedeutende Abspaltungen von der römischen Kirche in den letzten Jahrzehnten, etwa die Gründung der Alt-Katholischen Kirche in Deutschland als Protest einiger Theologen gegen das Dogma der päpstlichen Unfehlbarkeit 1871. Es gab die, in Deutschland kaum bekannte, Abspaltung von Rom durch zahlreiche Pfarrer, die 1920 die von Rom unabhängige „Tschechoslowakisch-Hussitische Kirche“ gründeten, die in den ersten Jahren einen starken zahlenmäßigen Zuspruch fand. Diese Kirche besteht bis heute. Man denke an die unabhängige katholische Kirche auf den Philippinen, die Aglipayan – Kirche. Und es gab kürzlich die Spaltung, die der ursprünglich römisch- katholische, dann aber traditionalistische Erzbischof Marcel Lefèbvre 1988 vollzog, als er ohne die Erlaubnis Roms vier seiner traditionalistischen Priester zu Bischöfen weihte. Diese Gemeinschaft besteht bis heute und die römischen Gelehrten sind sich nicht im klaren, ob diese Pius-Brüder nun bloß Schismatiker oder schon Häretiker sind. Viele Kenner meinen, die Traditionalisten sind Häretiker.
Man sieht bei diesem Thema, dass es fürs katholische Denken tatsächlich eine Art „Wahrheits-Zentrale“ im Vatikan gibt, die einfach verfügen kann: „Du bist Häretiker, du bist Schismatiker“. Dass diese Wahrheitszentrale („Glaubenskongregation“, einst „Inquisition“) selbst häretisch sein kann bzw. auch ist, liegt außerhalb des selbstherrlichen Blickfeldes der „Mitarbeiter der Wahrheit“ (so der Wahlspruch von Kardinal Joseph Ratzinger). Man denke nur daran, mit welcher Bravour der Vatikan den Wahn der Erbsündenlehre aus dem 4. Jahrhundert bis heute pflegt und verteidigt….Aber dies ist ein anderes Thema.
3.
Der „Synodale Weg“ der katholischen Kirche in Deutschland, 2019 begonnen, ist durchaus bekannt, es handelt sich um einen „Gesprächsprozess eigener Art“, an dem Laien und Kleriker beteiligt sind. Werden Beschlüsse gefasst, die tatsächlich dringende Reformbeschlüsse wären, wie die Aufhebung des Pflichtzölibates, müssen diese Beschlüsse „selbstverständlich“ in den Vatikan zur Überprüfung und Genehmigung geschickt werden. Nun weiß jedes Kind, dass grundlegende Reformwünsche, wie etwa zum Zölibat oder zum Priestertum der Frauen, von den Herren der Kirche a priori abgeschmettert werden, auch von Papst Franziskus, der bekanntlich alles andere als ein deutlicher und präziser Reform-Theologe und Reformpapst ist.
Der Synodale Weg kann also als eine Art Freizeitbeschäftigung diskussionsfreudiger, oft frustrierter Katholiken, ohne weitreichende Bedeutung, interpretiert werden. Man denke etwa auch an die mit großem Aufwand betrieben, aber ziemlich wirkungslose „Synode der deutschen Bistümer“ in Würzburg (1971 -1975) oder an spätere Beratungsrunden in vielen einzelnen Bistümern, wie auch in Berlin unter Bischof Joachim Meisner, die nichts anderes waren als zeitraubende Debatten. Der Autor dieses Textes, damals noch Mitglied der römischen Kirche, hat selbst an solchen Tagungungen teilgenommen, da wurden Laien vom Klerus mit leeren Versprechen schlicht und einfach in die Irre geführt. Ich denke an die von mir inszenierten Debatten über Kirchenreformen in der Großstadt, die nichts anderes waren als hübsche Plauderstündchen.
Führende vatikanische Kleriker warnen jedoch seit langem vor dem heutigen „Synodalen Weg“: „Niemand weiß, wie weit die Deutschen gehen werden, aber es ist potentiell explosiv“, zitiert der Korrespondent von „ La Croix“ vatikanische Herren, auch Kardinal Pietro Parolin, Staatssekretär des Heiligen Stuhles, hat mehrfach seine Sorgen geäußert, dass der Synodale Weg die Einheit der Kirche störe. (Mit Einheit der Kirche meint er natürlich die vom Vatikan definierte Einheit der Kirche).
4.

In den Niederlanden wurde das Zweite Vatikanische Konzil (1962 – 65) und dessen Reformbeschlüsse mit besonders großem Enthusiasmus aufgenommen. Katholiken veranstalteten von 1966 – 1970 das „Pastoraal Concilie“, das niederländische Pastoralkonzil, ein Beratungsgremium aus Laien, Priestern und Bischöfen. Sie waren entschlossen, auf ihre Weise die Reformvorschläge des Zweiten Vatikanischen Konzils für ihre Kultur und ihr Land umzusetzen und zu erweitern. Am 7.1.1970 wurde etwa vom Pastoralkonzil mit überwältigender Mehrheit beschlossen, dass Priester heiraten dürfen und als verheiratete Priester weiterhin in ihren Gemeinden arbeiten sollten. Dieses Thema war nur eines, das, dem römischen Rechtssystem entsprechend, nur von den Herren der Kirche im Vatikan genehmigt werden konnte. Der Beschluss der katholischen Niederländer wurde selbstverständlich im Vatikan abgelehnt. Zuvor hatten sich die niederländischen Katholiken in Rom total unbeliebt gemacht wegen ihres neuen Glaubensbuches, den sie „Neuen Katechismus“ nannten, ein Buch, das den christlichen Glauben in moderner Sprache nachvollziehbar beschreibt, ohne auf Kirchenkritik explizit zu verzichten, etwa was den Zentralismus der Kurie angeht. Dieses Glaubensbuch wurde in 34 Sprachen übersetzt und zu hunderttausenden von Exemplaren verbreitet. Das waren Zeiten, als einige progressive Geistliche in Deutschland  aus purer Neugier plötzlich begannen, Niederländisch zu lernen, um dieses Buch zu lesen.
Aber Rom hatte nicht das geringste Interesse, in einen Dialog mit den sehr reformbegeisterten Niederländern einzugehen. Der Vatikan hörte damals wie heute auf die Stimmen der Reaktionären und setzte den Niederländern dann Bischöfe vor, die ganz stramm und extrem auf römischem Kurs standen und entsprechend autoritär handelten.
Mit anderen Worten: Das Niederländische Pastoralkonzil war ein begeistertes Unternehmen, auch von den damaligen Bischöfen, wie Kardinal Alfrink oder Bischof Bluyssen unterstützt, aber es war eine Art Spielwiese, die Beschlüsse des Pastoralkonzils konnten nicht Wirklichkeit werden. Immer mehr Katholiken zogen sich enttäuscht von der Kirche zurück, heute (2021) nennen sich noch etwa 23 Prozent katholisch, zur Messe am Sonntag gehen (2021) regelmäßig etwa 1 Prozent. Die katholische Kirche der Niederlande wurde vom Papst (Johannes Paul II. und Benedikt XVI.) de facto als progressive Kirche zerstört, vor allem durch zahlreiche sehr konservative Bischöfe, am bekanntesten wurden Simonis und Gijsen, aber es sind noch viele andere. „Diese reaktionären Bischöfe haben ihre Gläubigen im Stich gelassen“, sagen niederländische Katholiken seit langer Zeit, resigniert. Und die Gläubigen sind „ausgewandert“, aber wohin? In kleinere eigenständige Basisgemeinden (etwa die Gemeinde, die Huub Oosterhuis gegründet hat) oder in progressive protestantische Kirchen (wie die Remonstranten) oder in spirituelle Gruppen, die noch sehr zahlreich sind in Holland. Ein explizit progressiver niederländischer Katholizismus (im „Synodalen Geist“) ist fast nicht mehr vorhanden. Die großen Orden, wie die Franziskaner, Dominikaner, Jesuiten oder Augustiner stehen kurz vor dem Verschwinden, falls nicht polnische oder indische „Mitbrüder“ noch ein leerstehendes Kloster bewohnen wollen. Jedenfalls ist die Kultur der Orden und Klöster, auch der Frauenorden, so gut wie tot. Ursache dafür ist nicht etwa (nur) der vom Rom viel genannte säkulare Ungeist, sondern vor allem das reaktionäre und sture Verhalten Roms und der meisten Bischöfe. Sie haben die Katholiken aus ihrer Kirche vertrieben, das ist klar. Der niederländische Katholizismus wurde von Rom und den meisten Bischöfen „platt“ gemacht, Tendenz „scheintot“, sagen manche. Das wäre ein Thema für deutsche Historiker, die nicht der Kirche und ihrer Kontrolle verpflichtet sind, also keine Theologen, sondern Historiker sind. (Zur führenden progressiven Gestalt unter den niederländischen Bischöfen: Über Kardinal Alfrink : Siehe den Beitrag von Walter Goddijn (1988) in der Zeitschrift Orientierung, Zürich: http://www.orientierung.ch/pdf/1988/JG%2052_HEFT%2001_DATUM%2019880115.PDF

NOCHMAL direkt zu Kapitel 4:
Die Strukturen der römisch-katholischen Kirche sind so, dass die herrschenden Kleriker über alle Gewalten verfügen. Sie haben sich selbst zu den einzig maßgeblichen Interpreten der Bibel und der Kirchenlehre gemacht, der Papst hat sich mit seinem Anspruch, in Glaubens-und Sittenfragen unfehlbar gemacht und ins Getto eingemauert. Nun gibt es zwar die ca. mehr als eine Milliarde katholischer Laien: Aber die haben in der Kirche nichts zu bestimmen, können nicht mitbestimmen und mitentscheiden. Sie sind wie immer die gehorsamen Schäfchen, denen der Klerus jetzt, weil alles andere total blamabel wäre, gewisse Debattiermöglichkeiten freistellt. So weckt diese autoritäre und, was Demokratie angeht, wahrlich aus der Zeit gefallene religiöse Großorganisation nur den Anschein, dialogbereit und lernfähig zu sein. Sie ist es aber gar nicht. Dies nicht nur zu erkennen, sondern auch mit allen Konsequenzen für einen anderen religiösen Weg anzunehmen, fällt sehr vielen Katholiken schwer. Sie begeben sich gern auf die Spielwiese und fühlen sich aufgewertet, weil sie ein paar Worte sagen, die bei den ewigen Strukturen dieser Klerus beherrschten Kirche aber letztlich keinerlei Rolle spielen. Masochismus und katholische Kirchenbindung waren und sind oft eine innige Einheit.
Um wirklich frei und befreit zu sein, muss ein Schisma doch auch mal gewagt werden. Davon hat der große Reformtheologe Hans Küng leider nie gesprochen. Hätte Luther ewig Angst vor dem Papst gehabt, wäre die Papstkirche entweder verschwunden (was Nietzsche bereits voller Freude andeutete) oder sie würde als riesiges Renaissance – und Barock – Theater noch fortbestehen, zur Erbauung aller Theaterfreunde.
6.
Warum also wollen die Herren der Kirche in Rom kein Schisma der deutschen Katholiken? Nicht nur aus theologisch – ideologischen Gründen, damit des Vatikans Herrschaft universal bleibt.
Die Antwort ist auch und sehr materiell: 6,76 Milliarden Euro hat die katholische Kirche im Jahr 2019 an Kirchensteuern eingenommen. Auch die Spenden für den Vatikan, „Peterspfennig“ genannt, sind beträchtlich. Bricht diese ultrareiche deutsche Kirche für den Vatikan weg, wird sie schismatisch, geht sie eigene Wege, wäre dies auch ein finanzielles Desaster für den Vatikan, auch darauf weist der Korrespondent von „La Croix“ ausdrücklich hin.

Copyright: Christian Modehn, Religionsphilosophischer Salon Berlin

Katholische Kirche ist am toten Punkt: Kardinal Marx beurteilt den Zustand der katholischen Kirche.

Ein Hinweis von Christian Modehn am 5. Juni 2021.

1.
In einem Brief bittet Kardinal Reinhard Marx den Papst, seinen Rücktritt als Erzbischof von München und Freising zu akzeptieren.
Dieser Brief und die Erklärungen von Marx zu seinem Rücktritt am 4.6.2021 enthalten wichtige Aspekte vor allem zur immer noch nicht umfassend bearbeiteten „Katastrophe des sexuellen Missbrauchs durch Amtsträger der Kirche in den vergangenen Jahrzehnten“, so Kardinal Marx wörtlich.
Auch die Auswirkungen des Rücktritts von Marx auf die anderen Bischöfe in Deutschland bleiben wichtiges Thema: Wie lange wird etwa der von den meisten Kölner Katholiken nicht mehr respektierte Kardinal Woelki sich noch mit aller Macht an sein Amt klammern können? An eine Vertreibung Woelkis aus seinem Bischofspalais in Köln denken die Kölner wohl noch nicht.
2.
Viel wichtiger und ganz zentral und bedenkenswert sind drei Worte in dem Brief von Marx an den Papst: Es handelt sich um den „gewissen toten Punkt“, an dem sich für Kardinal Marx die katholische Kirche jetzt befindet.
3.
Die Katholische Kirche also: An einem “toten Punkt”! Das hat man in der Deutlichkeit noch nicht von einem der prominentesten Kardinäle gehört. Klingt entfernt etwas nach Martin Luther. Was für eine treffende und wahre Analyse der Zustände der römischen Kirche heute. “Am toten Punkt”, das könnte heißen: Diese Kirche ist zwar noch vorhanden, als Organisation, als Macht rituellen Geschehens, als Repräsentation des Klerus mit allem üblichen „Brimborium“ der Mitras und Hirtenstäbe, umwölkt von Weihrauch-Schwaden. Aber, wie gesagt, diese Kirche ist weithin nur noch vorhanden, sie lebt nicht mehr, ist nicht mehr kreativ, ist nicht mehr lebendig. Und lebendig heißt: Mutig auch inhaltlich den christlichen Glauben neu aussagen. D.h: Alten dogmatischen und kirchenrechtlichen “Schrott”,könnte man diese dogmatisch ausgetüftelte System nennen, also entrümpeln, wie etwa das Zölibatsgesetz, den Ausschluss der Frauen vom Priesteramt, die “Ehe für alle” als Sakrament (nicht nur als “Segnung”) gestalten usw. Alte Traditionen mögen zwar alt sein, aber sie sind keineswegs noch “ehrwürdig” für eine aufgeklärte Theologie und für demokratisch fühlende Menschen. Und ist es nicht geradezu lächerlich, wenn Kleriker so viel von Gott wissen und arrogant behaupten: Gott höchst persönlich will diese unsere Kirchengesetze?
4.
Der Duden belehrt uns, genau das von Kardinal Marx zitierte Wort „toter Punkt“ zu verstehen: „Die Wendung der tote Punkt kann zwei Bedeutungen haben:
– Ein Stadium, im dem keine Fortschritte mehr erzielt werden, in dem etwas stagniert: Die Verhandlungen waren auf dem toten Punkt angelangt.
– Ein Zustand stärkster Ermüdung, Erschöpfung: Ein starker Kaffee sollte ihr über den toten Punkt hinweghelfen“.

Die „Stagnation“ ist katholische Realität. Und sie ist von den Päpsten und den Klerikern seit Jahrzehnten und Jahrhunderten als solche gewollt. Natürlich gab es im Gefolge des 2. Vatikanischen Konzils (1962 -1965) kleine Reförmchen und Schönheitsreparturen, aber an den alten Dogmen (wie etwa dem furchtbaren Wahn der Erbsünde) wurde nichts verändert. Die unsäglich altertümliche Sprache der Messe wurde aus dem Lateinischen wortwörtlich in die modernen Sprachen übersetzt: Unverständlich fremd und störend ist diese Übersetzung aus dem Lateinischen bis heute.
Dies sind nur zwei Beispiele von vielen. Stagnation wird von den Hierarchen heute klein geredet mit dem Hinweis auf Reförmchen, etwa dass Laien ihre Meinung sagen dürfen (in „Laiengremien“), aber selbstverständlich nichts entscheiden dürfen (bestenfalls, ob die Sonntags-Messe um 11 Uhr statt um 10 Uhr beginnt). Von demokratischer Kultur keine Spur in dieser Kirche. Und die Päpste und Prälaten sind stolz darauf und sagen das so, dass ihre Kirche nicht demokratisch ist. „Gott will keine demokratische Kirche, wir Bischöfe reden zwar vom allgemeinen (!) Priestertum aller katholischen Gläubigen, aber wir Kleriker halten uns nicht daran”. Das ist die Realität, die jeder Aufmerksame kennt.

In der zweiten Duden-Definition des „toten Punktes“ wird auf eine mögliche Schocktherapie gegen den toten Punkt im Alltag verwiesen: Etwa Koffein bei starker Müdigkeit.
Im Falle der römischen Kirche heißt die „Schocktherapie“ gegen den Null-Punkt: Gebt der Vernunft, dem Geist, dem Verstand, den absoluten Vorzug in allen kirchlichen und theologischen Fragen. So wie die Missbrauchskatastrophe nicht von Klerikern wegen deren theologischer Befangenheit „gelöst“ werden kann, sondern nur von „auswärts“, also von vernünftigen Spezialisten, so kann auch der „tote Punkt“, an dem sich die Kirche theologisch befindet, nicht von der Theologie überwunden werden. Denn Theologie als „kirchliche, d.h. kirchen-amtliche „Wissenschaft“ ist befangen, wenn nicht blind, zumindest immer verängstigt.
Eine grundlegende Reformation einleiten kann allein eine kirchenamtlich unabhängige Vernunft. Sie allein ist imstande, den Wahn mancher Dogmen und Gesetze zu erkennen und deren Abschaffung zu fordern. Dieser Verzicht als Befreiung macht die Glaubens“lehre“ einfach und nachvollziehbar. Und weiter reformierbar und wieder neu aussagbar für spätere Generationen.
5.
Wird es dazu kommen, wird also „der tote Punkt“ überwunden werden? Kardinal Marx als frommer Theologe setzt erwartungsgemäß, so wörtlich, „auf den österlichen Glauben“, also auf eine Art Auferstehung der Kirche von den Toten. Dieser Glaube aber setzt bei der Überwindung des toten Punktes auf eine Aktivität Gottes. Aber Gott kann bekanntlich gemäß altem dogmatischen Denken „handeln“ wann und wie und wo er “wunderbar” will. Reformen geraten aber damit ins Willkürliche, in den Wartestand auf ein Wunder (der erneuten Auferstehung). Vielleicht will aber dieser Gott gar nicht mehr diese Kirche. „Wird die Kirche zum Grab Gottes?“, fragte schon Nietzsche, vieles spricht heute dafür.
6.
Wer aber noch als Mensch auf seine Vernunft setzen will, hält an der Erkenntnis fest: Tote Punkte können NUR mit dem Mut der Vernunft überwunden werden. Vorausgesetzt: Alle Interessierten handeln vernünftig in ihren Reformen, und vernünftig heißt, philosophisch gesehen, immer auch frei und demokratisch.

Zur Vertiefung zu dem Thema: “Es ist vorbei”: Katholische Kirche in Europa: LINK
Und auch:LINK

Zum neuen Buch von Hubertus Halbfas, Säkulare Frömmigkeit: LINK

Copyright: Christian Modehn, Religionsphilosophischer Salon Berlin

Der unbekannte Comenius ist der Theologe Comenius

Das neue Buch von Manfred Richter
Ein Hinweis von Christian Modehn

1.
Keine Frage: Jan Amos Komensky ist nicht nur ein bedeutender Intellektueller Tschechiens. Er ist unter dem Namen Comenius weltweit bekannt als ein bis heute inspirierender Pädagoge, deswegen gilt er als „Lehrer der Völker“. Comenius lebte von 1592 bis 1670, er wurde von den katholischen Habsburgern in seiner Heimat verfolgt, flüchtete nach Polen und in die Niederlande, in Amsterdam ist er gestorben. Er hat ein sehr umfangreiches Werk hinterlassen, und darunter zahlreiche theologische Studien, die stets mit seiner kirchlichen Praxis verbunden sind. Und darum geht es hier.
2.
Jetzt hat der Berliner Comenius-Spezialist, Pfarrer Dr. Manfred Richter, erneut in einem umfangreichen Buch einige seiner gründlichen Studien zu dem hierzulande eher unbekannten Theologen und Bischof der protestantischen „Brüderunität“ Jan Amos Comenius vorgelegt: Der Untertitel macht von vornherein die ökumenische Energie dieses tschechischen Theologen deutlich: “Ein Bischof fordert: Ökumene radikal“. Warum radikal? Weil Comenius überzeugt ist: Eigentlich könnten die unterschiedlichen, verfeindeten protestantischen Kirchen mit gutem Willen und in friedfertigem Geist zur Versöhnung finden. Dabei werden auch die spirituellen Verbindungen von Comenius mit dem großen böhmischen Reformator Jan Hus deutlich: „Die Gemeinsamkeit liegt in der Bereitschaft, auf Gott selbst sein Vertrauen zu richten, nicht auf die abgeleitete Autorität der Kirche, die freilich ihre gottgewollte Bedeutung behält“ (S. 39).
3.
Zuflucht fand der aus dem katholischen Böhmen vertriebene Comenius auch in Polen. Mit den damals dort dialogfreundlichen Katholiken suchte er das ausdauernde, geduldige Gespräch, etwa im „Religionsgespräch in Thorn“ im Jahr 1645. Dort forderte er als Weg zur Versöhnung mit den Katholiken ein universales Konzil. Darüber hat Manfred Richter ein eigenes Buch verfasst.
Nebenbei: Heute hat das katholisch reaktionäre, antisemitische Medienimperium Radio Maryja in dieser Stadt Thorn (Torun) seine Zentrale, die beste Stütze der PIS Regierung. Ob der Manager, der Redemptoristen-Pater Rydzyk, schon mal den Namen Comenius gehört hat?
4.
Für viele LeserInnen neu dürfte sein, dass auch der Philosoph Leibniz den Theologen und Pädagogen Comenius schätzte, was sich in seinem Abschiedsgedicht zu Ehren von Comenius etwa ausdrückte (S. 359). Auch zum Thema „Leibniz und Comenus“ bietet das empfehlenswerte Buch von Manfred Richter viele Informationen.
5.
Comenius konnte als ökumenischer Vermittler wirken, weil er das Dogma der damals starken und mächtigen Kirchen teilte, das Trinitäts-Dogma, also den Glauben an den dreifaltigen, dreieinigen Gott. An diesem Bekenntnis hielt Comenius unerschütterlich fest in den Auseinandersetzungen mit der kleinen kirchlichen Bewegung der Sozzinianer, benannt nach den italienischen Juristen und Theologen aus der Familie Sozzini: Sie wollten und konnten nicht anerkennen, dass Jesus von Nazareth als Gott und damit als eine zweite Person in der Trinität betrachtet wird. Die Sozzinianer fanden ebenfalls Zuflucht in dem damals toleranten Polen. Comenius begegnete ihnen, den „Anti-Trinitariern“, also. Manfred Richter spricht von „aggressiven Bekehrungsbemühungen“ seitens der Sozzinianer. Und er nimmt als Historiker selbst persönlich Stellung, wenn er die Sozzinianer Christen nennt, aber Christen in Anführungszeichen, so werden diese verfolgten anders denkenden Christen erneut verurteilt. Gut, dass wenigstens die niederländischen Remonstranten die Sozzinianer immer noch schätzen. Woher kommt denn diese Arroganz zu wissen, dass der arme Prophet Jesus von Nazareth zur zweiten Person der Gottheit erklärt werden kann. Geht es nicht auch einfacher? Muss man einen lebendigen Gott immer trinitarisch denken? Sicher nicht, Gott „nur“ als Geist verstanden ist auch immer schon als Geist lebendig.
Manfred Richter schreibt etwa, die Sozzinianer hätten „die komplexe religiöse Logik des Heilsgeschehens (was ist denn das?, CM) nicht nachvollziehen können und eine „plumpe Eindimensionalität vertreten“ (S. 229, Fn. 16). Die Sozzinianer hätten also nicht die (offenbar trinitarische?) Qualität der Texte der Bibel gekannt, behauptet er. Als würde es im Neuen Testament auch nur einen einzigen bescheidenen Hinweis geben auf das Trinitätsdogma! Dieses ist ein Produkt des 4. Jahrhunderts, unter allerhand politischem Druck zustande gekommen, was hier nicht vertieft werden kann.
Über die Sozzinianer hat sich treffend und richtig der Philosophiehistoriker Kurt Flasch geäußert in seinem neuen empfehlenswerten Buch „Christentum und Aufklärung“.
Auch die in dem Buch „Der unbekannte Comenius“ geäußerte Liebe zu dem Kirchenvater Augustin, dem Erfinder der ebenfalls unbiblischen Erbsündenlehre, wirkt befremdlich, dass christliches Leben ohne die Erbsünden-Ideologie möglich ist, kann man anderswo nachlesen, LINK.
Aber Manfred Richter zweifelt offenbar dann doch an seinem Bravour-Urteil gegen die Sozzinianer und deren angeblicher Liebe zur willkürlichen Auswahl der Bibeltexte. Richter schreibt also in seinem Buch etwas später sehr richtig: „Allerdings muss die Frage erlaubt sein, taten es (also die willkürliche Auswahl) die orthodoxen Christen nicht auch, und bis heute? (S. 241.) Wohl wahr!
Nebenbei. Bei einer willkürlichen Auswahl der Bibeltexte wären dann also auch die so genannten orthodox glaubenden Christen Häretiker, also Leute, die auswählen.
Comenius sprach von einer triadischen Struktur der Wirklichkeit, die ein stummes Zeugnis biete für den dann doch auch triadisch gedachten Gott. Also weil Gott triadisch ist, ist die Wirklichkeit triadisch? Ist es nicht umgekehrt: Das Triadische wird von Menschen auf Gott übertragen, wie es später dann Hegel in seiner Logik der Dialektik tat: Weil der menschliche Geist (!) dialektisch, also irgendwie „trinitarisch“ ist, muss auch Gott als der absolute Geist, dialektisch, also „trinitarisch“, verstanden werden… Aber das nur am Rande, von Hegel ist in dem Buch Manfred Richters keine Rede.
6.
Weil das Thema der dogmatisch gefassten Trinität ja durchaus ein ökumenisches Thema sein sollte, das gegenüber den Festlegungen aus dem 4. und 5. Jahrhundert debattiert werden sollte: ein Zitat des großen katholischen (sic) Theologieprofessors und Dominikanermönchs in Nijmegen Edward Schillebeeckx: Er wollte und konnte ehrlicherweise von Gott nicht „zu viel wissen“. Er sah sich verpflichtet, Gott eben Gott sein zu lassen, als ein bleibendes Geheimnis. Darum sagte Schillbeeckx: „Ich bin im Hinblick auf eine Trinitäts-Theologie fast ein Agnostiker. Ich bekenne die Trinität, aber ich übe gleichzeitig eine gewisse Zurückhaltung gegenüber Anstrengungen, die Beziehungen zwischen den drei (göttlichen) Personen rational zu erfassen“. („Edward Schillebeeckx im Gespräch“, Luzern 1994, S. 107).
7.
Ich habe im Oktober 2017 ein Interview mit Manfred Richter über seinen Vorschlag publiziert, eine „Erste gesamtökumenische Enzyklika“ zu verfassen. Das Interview ist nach wie vor interessant, es wird in dem Buch nicht erwähnt, siehe: LINK.

Manfred Richter, „Der unbekannte Comenius. Ein Bischof fordert – Ökumene radikal“. LIT Verlag Berlin 2021, 406 Seiten, 29,90 Euro.

Copyright: Christian Modehn, Religionsphilosophischer Salon Berlin

Für den Bruch mit der bestehenden Kirche.

Der katholische Theologe Hubertus Halbfas plädiert für eine “säkulare Frömmigkeit”.
Ein Hinweis von Christian Modehn

1.
Das neue Buch des katholischen Theologen Hubertus Halbfas ist – im ganzen gesehen – ein dringender Aufruf zu einer grundstürzenden Reformation der Kirchen: „Nur ein Systembruch (mit dem dogmatischen Kirchensystem, CM) kann die Kirchen retten“ (S. 139), „sonst bleibt auch das Rest-Christentum entbehrlich“ (S. 200).
2.
Halbfas hat einen radikalen Reformvorschlag, also einen an die Wurzeln des bisher Selbstverständlichen gehenden Vorschlag: Nur eine säkulare Frömmigkeit, die kritische Glaubende wie kritische Nichtglaubende gemeinsam (!) leben und reflektieren können, ist noch relevant für die Menschen von heute. Er denkt dabei an die gebildeten Europäer, nicht aber an die Armgemachten in Afrika oder Lateinamerika, die Religion immer noch als Opium offenbar brauchen und gebrauchen.
3.
Das neue Buch von Halbfas könnte trotz dieser Begrenzung als eine Art Impuls für die aktuellen „Reformbewegungen“ („Maria 2.0“ etc.) und den so genannten „synodalen Weg“ gelesen werden. Diese immer noch ein bisschen hoffnungsvoll gesinnten noch kirchentreuen Katholiken sollten, salopp gesagt, das Buch debattieren und es ihren Bischöfen, Generalvikaren, Ordensoberen usw. schenken „Bitte lesen, Pflichtlektüre“.
4.
Hubertus Halbfas ist ein viel gelesener Autor mit etwa 16, zum Teil sehr umfangreichen Büchern (allein im Patmos Verlag) und ein deutlich schreibender und klar denkender, vor allem umfassend gebildeter Theologe. Er wird sich gesagt haben: Mit meinen 88 Jahren brauche ich jetzt auf keinen Hierarchen mehr Rücksicht zu nehmen. Dies hat er auch nie getan. Er hat die Gabe der Zuspitzung und der Radikalisierung von Erkenntnissen, eher eine Seltenheit unter katholischen Theologen Deutschlands.
5.
Warum ist das Buch „Säkulares Christentum“ so wichtig? Halbfas nennt in aller Kürze die wichtigsten theologischen und bibelwissenschaftlichen Erkenntnisse zur Gestalt Jesu Christi, zu den Kirchen und ihren Dogmen. Es sind Erkenntnisse, die in der theologischen Forschung überhaupt keinem Zweifel unterliegen, die aber von den (an alte Dogmen gebundenen) Hierarchien und ihren Theologen (sollte man besser sagen: Ideologen) ignoriert werden.
6.
Einige Erkenntnisse, an die Hubertus Halbfas in seinem neuesten Buch erinnert:
– Jesus von Nazareth ist nicht der Gründer der Kirche(n).
– Paulus kannte offenbar nur sehr wenige Lehren des historischen Jesus (etwa seine Gleichnisse). Paulus hat autoritär eine Dogmatik entworfen. Zum Beispiel: Gott als Vater im Himmel opfert seinen Sohn zur Erlösung der Menschheit. Es gibt einen „Unterschied zwischen dem Evangelium Jesu und dem Evangelium des Paulus“ (S. 200). Die „paulinische Erlösungskonstruktion ist eine fehlgeleitete Entwicklung“ (S. 162). Nicht erwähnt wird von Halbfas die zweifellos vorhandene poetische Begabung des philosophisch gebildeten Apostels Paulus, etwa sein „Hohes Lied der Liebe“ (1. Korintherbrief, Kap. 13), es sagt in seiner Deutlichkeit einen verwandten Inhalt zum Gleichnis Jesu vom „Barmherzigen Samariter“.
– Jesus von Nazareth, der Prophet, wurde seit dem 4. Jahrhundert als die zweite „Person“ einer göttlichen Trinität gedacht und damit auch als wahrer Gott verstanden und verehrt. „Der Christus ist eine Kunstfigur, ihn braucht die Kirche für ihre eigenen Repräsentation, für Herrschaft und Glanz“ (S. 140).
– Der authentische Jesus von Nazareth hat „mit dem Kirchen- Jesus der meisten Gebete, Lieder und Bilder nichts gemeinsam“ (S.191).
– Jesu Lebensprogramm ist das auch weltlich erfahrbare und realisierbare „Reich Gottes“ als ein Leben der universellen Gerechtigkeit. Das Spezifische an Jesus wird in seiner „offenen Mahlgemeinschaft“ sichtbar, das gemeinsame Speisen an einem Tisch mit unterschiedlichen, zum Teil einander verfeindeten Menschen (S. 176 f.). Diese offene Tischgemeinschaft haben die Kirchen zu einem exklusiven Sakrament umgedeutet und religiös verfremdet. Hier setzt Halbfas seinen Impuls: Erlösung im Sinne Jesu ist nicht ein transzendentes Geschehen, Erlösung als politische Befreiung geschieht auf Erden. Was „post mortem“ für die Menschen kommt, werden wir dann sehen, meint Halbfas….
– Die Dogmatik der ersten Jahrhunderte folgte der Macht, die vor allem ein Augustinus ausübte, etwa, als er seine Erbsündenlehre erfand und gegen Widerstände (gegen Bischof Julian von Eclanum u.a.) durchsetzte. An diesem Wahn des furchtbaren Erbsündendogmas halten die allermeisten Kirchen bis heute fest. Und vertreiben mit diesem Dogma nachdenkliche Christen aus den Kirchen.
– Die (katholische) Hierarchie hat sich also der von ihr erfundenen Christus-Gestalt bemächtigt und schließt in ihrer Herrschaft Frauen vom Priesteramt aus; die Hierarchie verfügt über die Gesetze der Moral, des Zugangs zu den Sakramenten etc. Die Hierarchie hat sich ihre eigene, von außen nicht kontrollierbare Welt aufgebaut.
– Es gibt Menschen, natürlich auch außerhalb der Kirchen, die dem Lebensentwurf Jesu entsprechen, die also als die weiteren Jesus-Gestalten angesprochen werden könnten: Halbfas nennt als Beispiele: Gandhi oder Janusz Korczak, Franz Jägerstätter und Maximilian Kolbe (S. 188f.).
7.
Sein Buch versteht der Autor ausdrücklich, vom Titel her, als Impuls für eine „säkulare Frömmigkeit“: Fromm hat für ihn eine ungewohnte, durchaus merkwürdige Bedeutung. Ich würde den Mut haben, diesen Begriff „säkulare Frömmigkeit“ mit „humanistischer jesuanischer Frömmigkeit zu übersetzen. Halbfas versteht Frömmigkeit als “rechtschaffen, sorgfältig, tüchtig, vortrefflich“ (S.11). Zur säkularen Frömmigkeit gehört selbstverständlich auch der Respekt vor den Ergebnissen wissenschaftlicher Forschungen, der Biologie, der Geschichte, der Religionsgeschichte usw. Ich persönlich finde dieses Verständnis von Frömmigkeit noch zu eng, denn zum Menschen gehört auch das Transzendieren, die Erfahrung des unendlichen Geborgenseins in einer göttlichen „Hand“. Halbfas spricht selbst später davon, wenn er etwa ein Gedicht des Romantikers Eichendorf bewegend findet. Warum also diese enge Definition von Frömmigkeit?
8.
Wichtig bleibt der Hinweis von Halbfas: Ein Glaube, der an den Realitäten der heute erkennbaren Wissenschaften „vorbei-glaubt“, ist existentiell nicht hilfreich und deswegen auch sinnlos. „Nicht Flurprozessionen, sondern der chemisch richtige Dünger sichert eine gute Ernte. Nicht Gelübde schützen vor Diphterie und Scharlach, sondern eine Forschung, die den schützenden Impfstoff erfand“ (S. 47).
9.
Diese säkulare Frömmigkeit verbindet Glaubende wie Nichtglaubende. Insofern kann sich Halbfas selbst auch als säkular verstehen. In diesem Sinne benutzt er das Wort Gott nicht mehr als Titel, der reserviert wäre allein für Glaubende: “Ein Atheist kann das mit dem Wort Gott Gedachte als geistigen Entwurf des Weltganzen nehmen…“ (S. 171).
10.
Der Glaubende im Sinne von Halbfas erlebt eine innere, bleibend-geistig-seelische Präsenz. Dabei beruft sich der Autor auch auf den mittelalterlichen Philosophen Meister Eckart. Dessen Hinweis auf den „Göttlichen Funken“ in der Seele eines jeden Menschen findet Halbfas sehr angemessen für ein „aufgeklärtes Christentum“, wie das Buch im Untertitel fordert.
Interessant und weiter sehr bedenkenswert in dem Zusammenhang auch der viel zu knappe Hinweis: “Wir können auch die Stimme unseres Gewissens … als Stimme Gottes ansehen“ (S. 57). Leider werden diese Einsichten wie auch die zu Meister Eckart nicht vertieft. Das bestätigt den eher thesenartigen Charakter des Buches und weist auf einen Mangel an philosophischer Reflexion hin (Kant, Hegel etc.)
11.
Dies empfinde ich als überflüssig, wenn nicht störend: Der Text stellt sich als Dialog dar. ABER: Die Fragen stellt der Autor selbst. Gerade bei dem Thema und dem Titel wäre eine echte Person als Fragende sehr sinnvoll gewesen.
12.
Zur weiteren Debatte regen die Hinweise zum Sinn des Betens, vor allem der Fürbitte an; dazu hat sich Halbfas schon vor Jahrzehnten geäußert. Für ihn sind Bittgebete immer irgendwie egozentrisch und Ausdruck eines magischen Denkens. „Man kann nicht dafür beten, dass Borussia Dortmund gegen Bayern München gewinnt“ (S. 49). Beten für etwas hat bei Halbfas vor allem den Sinn: „Ich muss mich fragen, was ich etwa für einen Kranken tun kann, für den ich bete“ (S. 49).
13.
Problematisch finde ich, dass Halbfas nicht sieht: Das „klassische“ Beten, auch das Bittgebet, kann die Bedeutung einer persönlichen Poesie haben, auf die sich die Betenden dann noch einmal nachdenkend beziehen. Dabei könnten sie entdecken, dass sie durch diese Gebete in ihrem Wünschen und Fragen über alles weltlich Verfügbare hinausreichen, dass sie sich in ihrem Denken von sich selbst befreien und dem anderen denkend und liebevoll gesinnt zuwenden, dessen Stärke und Schwäche sehen. Solch ein Beten für einen anderen in diesem Sinne hat nicht den Charakter eines „magischen Denkens“. Es führt zur inneren Reife und Selbstfindung und „Nächsten-Findung“.
14.
Problematisch finde ich das erste Kapitel des Buches, das stark eintritt für den Glanz der griechischen Götterwelt. Halbfas spricht da von „poetischer Gültigkeit der altgriechischen Welt“ und dem „darin aufleuchtenden Geheimnis“ (S. 19). Kann man ja mal behaupten, aber es sei daran erinnert: Die ersten Philosophen Griechenland, wie Platon, waren froh, die griechischen Göttermythen im Logos hinter sich gelassen zu haben. Die Schönheit der Götter in ihren Statuen wird dann philosophisch vermittelt! Wir wissen heute aus vielerlei Mythen, wie diese Götter unter sich verfeindet waren, wie widersprüchlich ihr Charakter, wie verworren die Erzählungen sind. Diese Götterwelt muss nun wirklich nicht herhalten für ein heutiges Gespür von Heiligem und von Frömmigkeit. Von Kleists „Amphytryon“ usw. will ich lieber gar nicht sprechen. Ebenso wenig, inwiefern sich da Türen zum Polytheismus öffnen. Den muss man ja nicht verteidigen, wenn man den fundamentalistischen Monotheismus ablehnt. Das gilt allgemein und ist nicht auf Halbfas bezogen.
15.
Wie schon gesagt: es fällt auf, dass bei Halbfas doch eine gewisse Liebe zur Romantik durchbricht. So ganz rationalistisch will er dann doch nicht sein. Er will ja nicht nur die antike (also altgriechische) Naturfrömmigkeit, sondern auch das romantische Naturgefühl in den Diskurs über Religion einführen“ (S. 74). Halbfas spricht voller Achtung und Verehrung von Eichendorffs Gedicht „Mondnacht“, er sieht darin “mehr Frömmigkeit als in kirchlichen Gebetbüchern“ (77). Es gibt ja nun auch vernünftige Gebete, die sich auf einen personal gedachten Sinngrund („Gott“) von allem beziehen und nicht in einem stimmungsvoll schönen Mondnacht-Erleben verbleiben, ich denke an Bonhoeffers späte Gebete. Aber vielleicht, ironisch gefragt, können die Menschen auch zum Mond ein personales Verhältnis entwickeln, der Mond, der ihnen letzte Geborgenheit vermittelt…Wer weiß… darüber wäre zu diskutiere.
Deutlich ist jedenfalls: Auch die rationalistische Theologie kommt nicht ohne einen Rest von Verzauberung und romantischen Gefühlen aus. Das ist, philosophisch gesehen, nicht „schlimm“, wenn denn gesagt würde: Der menschliche Geist steuert den Umgang mit wissenschaftlichen Erkenntnissen und romantischen Gefühlen. Von dieser koordinierenden, steuernden Funktion des Geistes ist leider keine Rede.
16.
Dass von der Evolution gesprochen wird, ist natürlich richtig und selbstverständlich. Ich hätte mir nur mehr präzisere Formulierungen gewünscht: Auf Seite 30 schreibt Halbfas: „Wir sind mit zwingender Konsequenz Geschöpfe der Evolution“ (S. 30). Wir sind Geschöpfe der Evolution, heißt das: Also hat uns die Evolution geschaffen? Aber: Wer oder was hat denn die Evolution erschaffen? Ein paar Zeilen weiter heißt es: „Auch der Geist ist ein Produkt des evolutionären Geschehens. Er ist bereits in der toten Natur mit angelegt und insgesamt dem Universum inhärent“. Woher aber kommt dieser richtig erkannte „inhärente Geist“, dieses „Produkt des evolutiven Geschehens“?
17.
Vieles andere bleibt merk-würdig im kritisch – fragenden Sinne: Die globale politische Ungerechtigkeit des Neoliberalismus wird nicht umfassend angesprochen, auch nicht das Miteinander der verschiedenen Religionen, Islam, Buddhismus, Judentum, Hinduismus usw.
18.
Wichtig sind die Hinweise etwa zur theologischen Rechtfertigung der Kriege und der kirchlichen Abweisung von Wehrdienstverweigerern (S. 111 f). Seit Kaiser Konstantin stehen die Kirchen auf der Seite der Machthaber. Davon werden sie sich „nie mehr erholen können“ (S. 113), betont Halbfas. „Der jesuanische Ursprung und sein Reich-Gottes-Konzept sind in der kirchlichen Realität verblasst“ (ebd.).
19.
Welcher Gesamteindruck bleibt nach der Lektüre dieses Buches? Selbstverständlich wird jede LeserIN eigene Konsequenzen ziehen. Viele werden wohl die Konsequenz ziehen und die Institution Kirche als (zahlendes) Mitglied verlassen. Das geschieht ja auch. Aber was dann? Fühlen sich doch viele der „Ausgetretenen“ durchaus als spirituelle, vielleicht sogar als jesuanisch interessierte Menschen. Werden sie die Kraft haben, eigene Gemeinden der kritischen religiösen Vernunft zu schaffen? Oder sich den wenigen bestehenden „freisinnigen“ Kirchen anzuschließen?
20.
In jedem Fall wird aber deutlich, dass Halbfas die humane, „humanistische“ Lebenspraxis (im Sinne eines ursprünglichen Jesus von Nazareth) über alles geschätzt und empfiehlt. Explizit religiöse Kulte, Gebräuche, Riten hingegen bleiben unter dem Verdacht, nur die Herrschaft des Klerus zu stützen und Menschen von einem authentischen Leben abzulenken.
Religiöse Kulte, wie Wallfahrten, Prozessionen, Reliquienverehrungen, in den südeuropäischen und osteuropäische Ländern üblich, werden schnell missbraucht zur Verschleierung realer Zustände. Diese Kulte und Prozessionen, fördern, wenn sie denn mehr sind als touristische Folklore, nur die Scheinheiligkeit der Herrschenden. Und trotzdem werden sie vom Klerus weiterhin dem „Volk“ aufgedrängt. In Süd-Italien hat die Mafia ihre bis vor kurzem noch offiziell – kirchlich unterstützten Wallfahrtsorte. Und die katholische Volksfrömmigkeit in vielen Staaten Lateinamerikas hat auch nicht gerade demokratische und weithin gewaltfreie Verhältnisse geschaffen. Katholische Länder sind kaum Vorbilder der Demokratie, das liegt -psychologisch betrachtet – auch daran, dass die Leute wissen: Die „heilige römische Kirche“ ist selbst nicht demokratisch organisiert, sie kennt keine Gleichberechtigung von Frauen. Wenn das bei einer „von Gott gestifteten“ Institution Kirche so ist: Warum soll denn unser Staat demokratisch sein? Warum sollen die Männer aufhören extrem machistisch zu sein und Gewalt gegen Frauen normal zu finden? Diese Zusammenhänge sollten diskutiert werden.
So wie auch der evangelikale Glaube oder der Glaube vieler Pfingstgemeinden etwa in Nigeria den Zustand politischer und ökonomischer Ungerechtigkeit eher verfestigt. Christliche Religion ist also weithin oft Opium des Volkes, was selbstverständlich auch für alle anderen Religionen gilt. Ohne Religionen als Klerus-Herrschaft religiös sein und ohne Kirchenbindung jesuanisch sein – das ist wohl die Herausforderung religiös bzw. spirituell interessierter Menschen heute und morgen.

Hubertus Halbfas, „Säkulare Frömmigkeit. Gespräche über ein aufgeklärtes Christentum“. Patmos Verlag, 2021, 208 Seiten, 18 Euro.

Copyright: Christian Modehn Religionsphilosophischer Salon Berlin.

Beten um ein Wunder in der Pandemie: Über die Macht des Glaubens und des Aberglaubens.

Ein Hinweis von Christian Modehn am 25.4.2021.

1.
Am 1. Mai 2021 startet ein Marathon: Alle Katholiken sollen im Mai, dem Marien – Monat, so wünscht es Papst Franziskus, täglich den Rosenkrank beten. LINK.
Der „Rosenkranz“ muss vielleicht elementar kurz erklärt werden: Er ist ein traditionsreiches Gebet aus dem Mittelalter, das vor allem aus einer Verbindung von Bibelzitaten und dem „Ave Maria“, also dem „Gegrüßet seist du Maria“, besteht. Diese insgesamt 50 Ave Maria werden 4 mal durch das Vater Unser unterbrochen. Fürs Beten wird eine Gebetskette, der „Rosenkranz“, verwendet. Beim Beten kann durch die vielen monoton wirkenden Wiederholungen eine meditative Stille trotz der Worte entstehen. Wer an gut besuchten Rosenkranz – Andachten in Barockkirchen teilnahm, hörte förmlich das „Seufzen der Kreatur“…

2.
Die „Marathon – Beter“ im Mai 2021 sollen sich dabei in Verbundenheit wissen – auch durch Life-Schaltungen – mit berühmten Marien-Wallfahrtsorten weltweit. Denn dort sind ja schon Wunder geschehen. Und um die geht es in dieser ehrgeizigen Gebets – Veranstaltung. Sie wird ausdrücklich Marathon genannt, also assoziiert mit einer intensiven sportlichen körperlichen Anstrengung. Die alte katholische Maxime „Betet heftig, stark und viel“ wird also aktualisiert. Als Sieger gilt allerdings nicht der menschliche Beter, sondern – hoffentlich – Gott persönlich. Denn er soll sich durch das Beten der Menschen zu einem großen Wunder bewegen lassen. Gott soll der Pandemie bitte schön ein Ende setzen. Auf dieses unbescheidene Ziel setzt das „Marathon -Projekt“ ausdrücklich.

3.
Auf diesen Titel ist der „Päpstliche Rat zur Förderung der neuen Evangelisation“ gekommen. Dieser Behörde gehört seit Dezember 2014 auch der bekannte ehemalige Bischof von Limburg, Franz Peter Tebartz – van Elst, an. Der Begriff „Marathon“ ist ihm wohl in den Sinn gekommen, als er sich daran erinnerte, wie er in einem autoritären Geldverschwendungs – Marathon das Bistum Limburg ins Finanzdesaster stürzte wegen extremer Luxus-Bauvorhaben für die eigene bischöfliche Residenz. Und engagierte Katholiken deswegen wie in einem Marathon – Lauf aus der Kirche fortliefen. Jetzt also „macht er“, im Vatikan arriviert, ganz aufs Beten um Wunder. Und dies nennt er dies „Neuevangelisierung“.

4.
Nun kann jede Glaubensgemeinschaft beten um was sie will. Das ist Ausdruck der Bekenntnisfreiheit. Dieses Grundrecht kann jede religiöse Gemeinschaft beanspruchen, so lange sie dabei nicht das Leben der eigenen Gemeinden wie der anderen, der Menschen in der Gesellschaft, gefährdet. Und das ist bei dem geplanten Marathon wohl nicht der Fall.

5.
Aber es muss theologisch und religionsphilosophisch die Frage gestellt werden: Was soll dieser Marathon, der offenbar davon ausgeht: Da sitzt im Himmel ein allmächtiges göttliches Wesen, das, je nach Laune und unter Druck der Betenden und Bittenden, eben mal auch eine Pandemie beseitigen kann. Fromme nennen diese Erwartung „wunderbares Handeln Gottes“. Dabei ist mir bewusst, wie komplex das Thema Bittgebet ist: Wie viele schöne Gesänge (Gregorianik, Messen, Lieder) wurden als Bitt-Gesänge komponiert und werden noch heute gesungen, zur Erbauung und „Rührung“ der HörerInnen. Wer möchte im Ernst auf diese musikalische Kultur verzichten? Aber, das ist die andere Seite bei dem Thema Bittgebete, es darf nie vergessen werden, wie schnell das Bittgebet in den Aberglauben abgleitet, in das Kleinmachen und Verfügbarmachen der göttlichen, der ewigen Wirklichkeit. Und dieser Missbrauch passiert wohl in dem nun auch technisch perfekt arrangierten Gebetsmarathon mit Lifeschaltungen von Rom nach Lourdes und Fatima und Guadeloupe und so weiter. Mit diesem technischen Aufwand und mit diesem Titel „Marathon“ wird förmlich suggeriert: Massenhaftes Beten bewirkt Wunder. Wir Menschen können Gott beeinflussen! Die frommen Brasilianer wünschen sich vielleicht mehr Impfstoffe, die Polen mehr Betten in den Kliniken, die Deutschen wünschen von Gott vielleicht eine Regierung, die endlich einen harten Lock down beschließt, damit wirklich eine Pandemie- Wende kommt in Deutschland. So viele unterschiedliche Bitten soll Gott im Himmel also erhören, abgesehen von sehr persönlichen individuellen Bitten der Schüler im Lockdown: „Lieber Gott, lass mich meine Mathe-Arbeit bestehen“.
Wehe nur, wenn die Betenden enttäuscht werden. Was passiert dann mit ihrem Glauben?

6.
Das Gebet, vor allem das Bittgebet, ist zweifellos ein spiritueller Mittelpunkt der meisten Religionen. Aber das Gebet und vor allem das Bittgebet muss natürlich auch theologisch und religionsphilosophisch kritisch verstanden werden, bezogen auf das Selbstbewusstsein und Fühlen der Menschen von heute. Ein weites Feld, weil es auch auf tiefsitzende Bindungen an das Göttliche, Allmächtige, verweist, Bindungen, die viele Menschen spüren. Aber bekanntlich gibt es Glauben und Aberglauben. Und dieser ist ein Glauben, der den erwachsenen Menschen religiös auf eine infantile Stufe bindet und Gott zu einem braven Kumpel von nebenan macht. Wer als Kirchenleitung beides vermeiden will, sollte sorgsam mit Bittgebeten umgehen und schon gar nicht einen „Marathon“ organisieren, bei dem man vielleicht beleibte Prälaten und Kardinale hächelnd beim betenden Schnelllauf imaginiert…

7.
Bittgebete sind also schlicht und einfach zwar verständliche, aber genauer betrachtet doch illusorische, manchmal egoistische und sogar krankhafte Formen des Wünschens. Sie haben einen gewissen Sinn, wenn der Bittende dabei seine eigene subjektive Situation klarer sieht und versucht, selbst entsprechend zu handeln, sich neu in der Lebenspraxis zu orientieren. Also nicht Gott um Frieden bittet, sondern selbst alles unternimmt, dass Friede auf Erden wirklich wird. Der Betende muss also sein Beten kritisch betrachten und beobachten, er muss auch aus dem Beten nachdenkend heraustreten. Das lernen Katholiken normalerweise nicht. Wie viele Formen des Aberglaubens werden im Marien – Monat Mai in den alten Marienliedern nur so daher gesungen. Vgl. dazu das Buch „Mythos Maria“, etwa das Lied „Maria, Maienkönig, dich will der Mai begrüßen, o segne holde Mittlerin, uns hier zu deinen Füßen“… Welch eine Poesie! Diese Autoren kannten nur eins: Den Reim-Zwang! LINK

8.
Bittgebet hat also nur einen gewissen Sinn für reife Menschen, wenn er sich meditativ und nachdenkend klar macht: Er ist wie jeder andere Mensch mit dem geheimnisvollen Lebens – Grund verbunden, den man auch göttlich nennen kann. Und diese Verbindung mit dem gründenden Lebenssinn erschließt ihm auch den Sinn des eigenen Lebens. Dies ist die Erfahrung und dann Erkenntnis grundsätzlicher metaphysischer Geborgenheit. Mehr braucht ein Mensch – auch von der göttlichen Wirklichkeit – nicht zu verlangen. Bittgebete sind also poetisch betrachtet vielleicht sinnvoll, wenn sie als ein auch zu therapierender Ausdruck der inneren Befindlichkeiten verstanden werden.

9.
Man bedenke und studiere zudem, wie die Kirchenführung die Wunder in Lourdes und Fatima, Guadeloupe manipuliert hat.

10.
Noch einmal: Bittgebete führen zu der Erkenntnis: Gott sorgt für die Welt und die Menschen, was immer kommen mag. Aber wenn es schlimm kommt, müssen die Menschen selbst Abhilfe schaffen. Mehr ist theologisch nicht zu sagen. Aber Päpste und Prälaten fühlen sich auch heute, im 21. Jahrhundert, berufen viel mehr zu wissen, und die frommen Seelen mit Aberglauben zu verstören. Die Frommen sollen ja, so der offizielle päpstliche Text, „von Gott das Ende der Pandemie fordern und erbitten“. Dass diese Pandemie auch durch menschliches Fehlverhalten im Umgang mit der Natur und den (Wild)-Tieren verursacht wurde, wird von Kardinälen und dem Papst nicht gesagt. Beten hat also für diese Kirchenführer und ihre Behörden (Tebartz – van Elst…) nichts mit politischer und philosophischer Aufklärung zu tun. Und das ist der große theologische Fehler.

11.
Nun fördert also Papst Franziskus erneut populäre, aber letztlich dem Aberglauben verbundene Frömmigkeitsformen. schon früher hatte er zur Verehrung den einbalsamierten Leichnam des populären heiligen Pater Pio im Petersdom aufgebahrt oder in ganz Argentinien die obskure Verehrung von „Maria Knotenlöserin“ (Ursprung dieses Kultes ist Augsburg) verbreitet. Immer deutlicher wird: Dieser Papst ist nach außen hin aufgeschlossen, politisch manchmal mutig, aber theologisch konservativ, wundergläubig, also abergläubisch. Wunder werden vom Papst immer wieder verlangt: Etwa bei Heiligsprechungen müssen Heilungswunder nachgewiesen werden, die nach dem Tod des heilig zu Sprechenden durch dessen himmlische Vermittlung geschehen sind. Überhaupt: Diese Vorstellung, es könnten Heilige, es könnte Maria als Himmelskönigin, durch ihren Einfluss „da oben“, bei Gott, Fürsprecher sein… Das kann man alles glauben, irgendwann ist man aber auch bereit zu glauben, „im Himmel ist Jahrmarkt“, eine Vorstellung, die vielleicht mit der immer noch üblichen katholischen Ablass-Lehre zu verbinden wäre. Wer behauptet, die römische Kirche hätte von Luther gelernt, irrt: Die katholische Ablass -Lehre besteht nach wie vor. Luther dreht sich im Grab um, leider hören das die ewig über Ökumene Debattierenden nicht…

12.
Mit anderen Worten: Der offizielle Katholizismus zeigt auch heute – durch seinen Gebetsmarathon – sein populäres religiöses Profil, das eigentlich vom Ausbleiben kritischer Vernunft bestimmt ist. Dabei ist doch die Vernunft, ist doch der Geist, eine Gabe Gottes! Aber wer einmal Vernunft als erste Tugend im Vatikan zu fordern beginnt, fängt schnell an, die päpstliche Unfehlbarkeit abzuschaffen oder das Zölibatsgesetz…, Vernunft ist gefährlich, das wissen die klerikalen Vatikan – Beamten, darum fördern sie ja auch die Unvernunft, den Aberglauben jetzt mal als „Marathon“.

13.
Das einzige überhaupt diskutable Wunder wird in der philosophischen Frage angesprochen: „Warum ist etwas und nicht vielmehr Nichts?“ Diese Frage ist die einzige philosophisch gesehen legitime Frage nach einem Wunder. Sie bezieht sich auf das „Gegebensein“ von evolutiver Schöpfung in einem Universum… Alle anderen Wunder – Fragen sollte man bitte von uns fernhalten.

14.
Es mag ja angesichts der globalen Hilflosigkeit in der Krise der Pandemie sehr verständlich sein, wenn sich religiöse Menschen allerhand Wunderbares einreden: Und eben auch an einem Gebetsmarathon teilnehmen. Aber: Entscheidend hilfreich wäre es, wenn dies die Kirche leisten könnte: Die Menschen in Gruppen lehren, sich besser um einander zu kümmern, wirksam politisch zu handeln zugunsten der Bereitstellung von Impfstoffen. Katholiken in den reichen Ländern sollten ihre Regierungen kritisieren und bedrängen wegen ihres nationalen Egoismus. Katholiken in Brasilien sollten mit ihren Bischöfen alles tun, dass dieser Präsident Bolsonaro, den sehr viele für einen großen Übeltäter halten, endlich von der politischen Bühne verschwindet. Wie viele sich katholisch nennende Diktatoren und zugleich Pandemie- Leugner gibt es eigentlich, etwa in Afrika? Katholiken sollten überall politische Petitionen unterschreiben, anstatt Petitionen in Richtung in Himmel zu senden. Sie sollten alles tun, um die KrankenpflegerInnen und ÄrztInnen zu unterstützen und dafür kämpfen, dass sie Anerkennung und einen gerechten Lohn erhalten. Politisches Engagement wäre der geforderte Marathon der Katholiken in Pandemie-Zeiten. Religiös sein heißt für Christen immer zuerst und vor (mit-)menschlich sein, auch politisch zugunsten der Leidenden und Armen. Das ist die eindeutige Weisung des Weisheitslehrers Jesus von Nazareth.

Copyright: Christian Modehn, Religionsphilosophischer Salon Berlin

Voltaire zeigt: Der christliche Glaube sollte sich von vielen Dogmen befreien.

Ein Hinweis von Christian Modehn

1.
Gibt es einen einfachen, also einen weithin von Dogmen befreiten und von der Vernunft begründeten christlichen Glauben? Der Philosoph Voltaire ist davon überzeugt und er setzt sich in seinen Büchern dafür ein, meist in Auseinandersetzung mit dem dogmatischen Denken des Philosophen Blaise Pascal.
Es lohnt sich, Voltaires Erkenntnissen zu folgen. Gerade heute, wo die Glaubwürdigkeit der katholischen Kirche in Europa aufgrund eigenen Versagens verschwindet und spirituell Fragende von den vielen Lehren, Moralprinzipien und Dogmen zurecht nichts mehr wissen wollen…

2.
Ich beziehe ich mich auf das neue Buch des bekannten Philosophiehistorikers und Philosophen Kurt Flasch: „Christentum und Aufklärung. Voltaire gegen Pascal“ (2020). Es ist in vielfacher Hinsicht anregend und wichtig, es ist sozusagen eine viel ausführlichere Studie als der Essay: „Voltaire gegen Pascal“ aus dem Buch von Flasch „Kampfplätze der Philosophie“ (2008), dort die Seiten 331 – 347.
Um die durchaus aktuellen Gedanken Voltaires vorzustellen, muss an einige grundlegende Erkenntnisse, „Voraussetzungen“, erinnert werden, die Kurt Flasch in seiner neuen umfangreichen Studie vorstellt.

3.
Grundsätzlich gilt für den Philosophiehistoriker Flasch: Voltaire als Atheisten zu verstehen ist falsch (S. 412). Diese populäre, oberflächliche Deutung ist bis heute in kirchlichen Kreisen noch gängig, dieses Vorurteil verhindert eine für die Kirchen gefährliche, aber fruchtbare Auseinandersetzung mit Voltaire. Er war aber auch kein „Deist“, also ein Denker, der an einen fernen, an der Welt desinteressierten „Uhrmacher – Gott“ glaubt .
Voltaire war nicht nur Theist, (also bezogen auf einen transzendenten Gott, der sich um seine geschaffene Welt kümmert), sondern er war Christ, ein Christ allerdings der besonderen, der kritisch reflektierten Art. „Voltaire hat intensive theologiegeschichtliche Studien betrieben“ (S. 364). „Er hat das Wissen von Lorenzo Valla, Erasmus, Servet, Fausto Sozzini, Denis Pétau und Richard Simon zusammengefasst“ (S. 412), also das Wissen der bekannten Humanisten und historisch – kritisch forschenden Theologen und Bibelwissenschaftler im 16. Und 17. Jahrhundert. Diese genannten Wissenschaftler erschütterten das klerikale und machtvoll durchgesetzte System des veralteten üblichen Wissens. Sie wurden also an den Rand der damaligen Wissenskultur gedrängt, wenn sie nicht sogar als „Irrlehrer“ verfolgt wurden.
Aber „dieses Wissen hat Voltaire gegen Pascal zur Geltung gebracht. Er versuchte, den Grundbestand des Theismus zu sichern, indem er ihn von der Metaphysik auf die Moral herüberzog“ (ebd.). Flasch weist darauf hin, dass dieser Ansatz dann von Immanuel Kant eine ausführliche Vertiefung fand, als dieser Religion in der praktischen Vernunft gegründet wusste.
Noch einmal: Voltaire ist ein theistischer Christ der besonderen, der modernen Art. Jedoch: „Die Dogmen der Welterschaffung, der moralischen Weltregierung und der Gottebenbildlichkeit des Menschen hat er nie aufgegeben, ebenso wenig die christliche Ethik in einer nicht-augustinischen Interpretation“ (402). Voltaire hat sozusagen die Zahl der glaubenden Hypothesen reduziert, er hat dadurch die Menschheit entlastet von allerhand mysteriösem Ballast.
Voltaire weiß, in welchem tiefen geistigen Umbruch er lebt, er will ein vernünftiges Christentum bewahren. „Voltaire hielt das Christentum für gesellschaftlich wünschenswert, sogar für unentbehrlich (290). Und das ist etwas ganz anderes als das leidenschaftliche religiöse Engagement Pascals: Flasch schreibt: „Pascal rettete das Christentum indem er allen blutgetränkten mythologischen Tiefsinn, den er bei Moses, Paulus und Augustin finden konnte, zur Aktualisierung des Christentums aufbot. Vom Irrationalsten (=Erbsünde, C.M.) und Unmöglichen lenkte er dunklen Glanz auf den dogmatischen Altbestand“ (291).

4.
Voltaire will also, wie Pascal hundert Jahre zuvor, den christlichen Glaubens „retten“, so wörtlich Kurt Flasch, und zwar gegen andringende Freigeister und Atheisten, aber auch vor den maßlosen dogmatischen Ansprüchen der Hierarchen und ihrer Theologen. Pascal hatte dies noch auf seine Art etwa in den Notizen, den „Pensées“ versucht. Aber er hatte keinen Respekt vor der historischen Kritik der Bibeltexte oder der philosophischer Religionskritik. Pascal hatte sich absolut an das theologisch wie historisch – kritisch unbegründbare „Mysterium der Erbsünde“ gebunden, die Erbsünde rückte in den Mittelpunkt seines Denkens. „Er machte sie zur zentralen Idee des Christentums“ (S. 414). Die Verdorbenheit der ganzen Menschheit und die Teilhabe nur weniger Erwählter an der Gnade im Sinne des späten Augustinus war für Pascal entscheidend, er wollte das von ihm gedeutete totale Elend der Menschen durch Bezug auf das ideologische Konstrukt Erbsünde des späten Augustinus verstehen. Darin folgte Pascal auch der Bindung an Augustin, die die Reformatoren Luther, Calvin und später auch der katholische Bischof Jansenius bzw. die Jansenisten über alles pflegten und liebten.

5.
Mit vielen Argumenten und Belegen spricht Kurt Flasch auch in seinem neuen Buch von seiner wissenschaftlichen Abwehr der Erbsünden – Ideologie des Augustinus, die sich verheerend auswirkte in der Kirchengeschichte, nicht nur bis zu Pascal, sondern darüber hinaus. „Voltaire ruft Pascal zu, seine Argumentation (bezogen auf die Allmacht des Konstrukts Erbsünde) schaffe Atheisten“ (S. 415). Denn sie mache den Glauben lächerlich, indem behauptet wird: Später Geborene sollen schuldig sein an der Schuld eines Früheren, nämlich des Herrn Adam. Und diese Schuld solle sich durch alle Zeiten aller Völker im „Geschlechtsverkehr“ übertragen. Und überhaupt: Nur wenige Christen werden von diesem Zornes – Gott gerettet. Die meisten sind die „massa damnata“, die verurteilte Masse derer, die zur Hölle bestimmt sind von Gott persönlich.
Was für ein Grauen wird da behauptet, auch durch Pascal. Er mag ja hübsche Sätzchen zitierfähig über das Wesen des Menschen geschrieben haben seinen „Pensées“, aber etwas zynisch gesagt: Wäre er doch bloß nur Mathematiker geblieben…Ohne ihn hätte das Christentum vielleicht einen erfreulichen Anblick erhalten.
Die offizielle dogmatische Lehre von der Erbsünde ist für Voltaire also ein Konstrukt, ein Willkürakt, den Bischof Augustin gegen besser informierte Theologen (wie Bischof Julian von Eclanum) mit Gewalt durchsetzte.
Auch darauf hat Kurt Flasch seit Jahren nun auch in anderen Studien hingewiesen. Wird seine Forschung beachtet? Ich fürchte nein, wenn man nur z.B. bedenkt, dass dem „berühmten“ Eugen Drewermann nichts anderes einfiel, meine Abweisung der Erbsündenlehre in einem Essay für Publik – Forum als „atheistisch“ zu disqualifizieren. LINK
Es ist also immer die alte Leier, die Kirche glaubt, nur Kraft der Erbsünde bestehen zu können, was in diesem System so falsch ja nicht ist: Denn, so die Dogmatik, von der Erbsünde werden Menschen allein durch die Taufe befreit. Die Taufe aber spendet einzig der Klerus. Also ist der Klerus unverzichtbar, der Erbsünden-Erfindung sei Dank, besonders dir, lieber Augustin.

6.
Hier geht es um etwas anderes, genauso Wichtiges:
In seinem genannten neuen Buch befasst sich Flasch mit den hoch gebildeten italienischen Theologen und Reformatoren Sozzini, vor allem mit Fausto Sozzini(1539-1604) und Lelio Sozzini (1525-562). Um diese Reformatoren, die das klassische Trinitätsdogma aus guten Gründen, wissenschaftlich, historisch begründet ablehnten, bildeten sich Gruppen von Gläubigen, die dann Sozzinianer genannt wurden bzw. Polnische Brüder, weil sich die Sozzininis nach Polen flüchten konnten, das damals relativ tolerant war. Dort errichtete diese christliche Gemeinschaft eine viel beachtete Hochschule in Raków. Bekannt ist der polnische Theologe und Philosoph, der Sozzinianer Andreas Wissowatius (Andrzej Wiszowaty) (1608 in Filipów – 1678 in Amsterdam).
Die Sozzinianer bzw. die „Polnischen Brüder“ waren im Studium der christlichen Traditionen schon weiter als Pascal, „sie kannten die Vielfalt der historischen Wirklichkeit aufgrund ihrer Quellenstudien“ (158). Flasch bevorzugt in seinem neuen Buch die Schreibweise „Socinianer“, ich bleibe bei der üblichen.
Es ist wichtig, dass Flasch auf die Wirkungsgeschichte der Sozzinianer auf die Arminianer hinweist. Arminianer ist bekanntlich eine ältere Bezeichnung für die bis heute in den Niederlanden vor allem bestehende humanistische freisinnige christliche Kirche der Remonstranten (vgl. etwa S.352)
Flasch betont eine „Affinitiät“ Voltaires zu den verfolgten Sozzinianern: „Sie sahen Gott … als den Vater aller Menschen, also nicht nur einer Kirche, schon gar nicht mit Jansenius und Pascal als Gott nur der Auserwählten (S 366).

7.
Eine Art Zusammenfassung:
Kurt Flasch zeigt in seinem neuen Buch, wie Voltaire das Christentum und damit die sich „orthodox“ nennenden christlichen Kirchen von vier Dogmen befreite. Sie hätten, so Voltaire, keine Begründung in der Bibel, vor allem im Neuen Testament. Das alles ist keine „theologische Spielerei“! Voltaire betont: Diese Dogmen sind gefährlich, wenn sie gesellschaftlich und politisch gelebt werden.
Diese vier Dogmen sind:
Der Glaube und das Dogma, dass die Bibel wörtlich unmittelbar von Gott selbst stammt, die so genannte Verbalinspiration der Bibel.
Der Glaube und das Dogma, dass Gott eine Trinität ist, bestehend aus drei Personen und dass Jesus von Nazareth ewig-gleich mit Gott-Vater ist.
Der Glaube und das Dogma, das alle Menschen durch die Schuld des einen Manne, Adam, schuldig wurden (Erbsünde) und dass Jesus von Gott (dem liebenden Vater ?) zu einem Sühneopfer am Kreuz zur „Erlösung“ bestimmt wird.
Der Glaube und das Dogma, dass nur einige wenige wegen der Erbsünde von Gott zur Erlösung vorherbestimmt sind.

8.
Kurt Flasch kommentiert lapidar mit Voltaire: „Da ist kein Glaubensartikel dabei, der nicht Bürgerkrieg verursacht hat“ (S. 422). „Die endlosen (dogmatischen) Wortgefechte wurden Kriegsgründe. Nicht das Christentum war abzuwählen, sondern diese vier dogmatischen Unruheherde und die immer noch kampfbereiten Konvulsionäre“ (also Ultrafromme, charismatisch sich begeistert fühlende Christen, die ihren Glauben in Zuckungen und allerhand Geschrei ausdrückten, C.M.) (422).

9.
Kurt Flasch hält sich mit Aktualisierungen seiner Studien zurück. Am Ende seiner großen Studie „Christentum und Aufklärung“ (2020) deutet er seine Skepsis an: Die Kirchen werden sich wohl kaum für den Weg des einfachen und vernünftigen, von Voltaire beschriebenen Glaubens einlassen. Eigentlich bräuchte die moderne Welt ein anderes Christentum als das herschende. Aber das Christentum, also die großen, sich machtvoll gebenden Kirchen, sind alt geworden, starr, können sich nicht aufraffen zu einer dogmatischen Säuberung ihrer ewig mitgeschleppten Lehren. Die allermeisten Kirchen sind erstarrt, haben Angst vor Neuerungen auch dogmatischer Art, weil dies de Eingeständis eines Irrtums gleich käme. Aber dogmatische Irrtümer gibt es in der Ideologie der römischen Kirche nicht, alles einmal definierte Glaubensgut der Dogmen bleibt, auf Teufel komm raus möchte man sagen.

10.
Was bleibt? Daran denken, dass es noch kleine undogmatische christliche Kirchen gibt. Oder: Den eigenen spirituellen Weg allein oder in kleinen Gruppen gehen. Oder: Voltaire lesen oder eben auch die großartigen Studien von Kurt Flasch. Für ihn wie für uns ist Augustin alles andere als ein Heiliger, in seinen letzten 30 -40 Lebensjahren hat er die Kirchen bleibend vergiftet … mit seinem Erbsünden – Wahn. Manche Erkenntnisse aus seinen literarisch so schönen „Confessiones“ bleiben natürlich bedenkenswert.

Kurt Flasch, „Christentum und Aufklärung. Voltaire gegen Pascal“, Verlag Vittorio Klostermann, 2020, 436 Seiten, 49 Euro.

Von Voltaire empfehle ich als Einstieg das „Philosophische Wörterbuch“, das bei Reclam jetzt neu erschienen ist.

Copyright: Christian Modehn, www.religionsphilosophischer-salon.de

Luther auf dem Reichstag in Worms: Der Durchbruch zum Pluralismus im Christentum!

Ein Hinweis von Christian Modehn am 14.4.2021

1.
Warum ist das Ereignis „Luther auf dem Reichstag in Worms“ am 17. und 18. April 1521 von allgemeinem Interesse? Weil mit diesem Ereignis der religiöse Pluralismus in der Christenheit nicht nur begann, sondern von kirchlicher wie von staatlicher Seite, trotz aller Wirrnisse danach, im letzten nicht mehr rückgängig gemacht werden konnte. Und dieser religiöse Pluralismus ist trotz aller Auseinandersetzungen in den folgenden Jahrhunderten tatsächlich eine Wohltat für Europa! Die Vorstellung „Eine einzige Kirche/Religion in einem Staat“ widerspricht jeglicher Vorstellung von Demokratie als einem Staatswesen der Pluralität und Toleranz. Die Idee der Menschenrechte bildete sich also in der Konsequenz der Ereignisse von 1521 als universale Dimension.
Dies anzuerkennen ist die erste und wichtige Erkenntnis, die sich aus der Erinnerung an „Luther auf dem Reichstag von Worms 1521“ ergibt: Weder der (katholische) Kaiser noch die mit ihm verbundene katholische Kirche haben die Allmacht zu bestimmen, was als christlich gelten kann. Ein radikaler Bruch ist geschehen, die Eröffnung eines pluralen Christentums. Was für eine große Tat!

2.
Dieser religiöse Pluralismus, eingeleitet „letztendlich“ durch Luthers Beharren auf dem Wormser Reichstag, hat also innerhalb des Christentums die Stellung der Religionen/Konfessionen im Staat bzw. der Demokratie relativiert. Der religiöse Pluralismus hat dann im 18. Jahrhundert als Folge von Luthers Tat zu der Erkenntnis geführt: Es gibt Menschenrechte und diese stehen ÜBER den verschiedenen konfessionellen Meinungen. Die konfessionellen Lehren sind also für das Wohlergehen und den Frieden der Menschen sekundär. Sie sind eben nur Wahrheiten, die dem einzelnen als einzelnen oder der konfessionellen Gemeinde ein Gefühl von Wahrheit und Geborgenheit geben. Aber konfessionelle Wahrheiten der Religionen, aller Religionen, sind in diesem Sinne immer nur „subjektiv gültige“ Wahrheiten. Von objektiver allgemeiner Gültigkeit kann eine immer begrenzte religiöse Wahrheit niemals sein.

3.
Menschenrechte sind also das, was über allen Religionen steht und von den Staaten/Demokratien gepflegt und geschützt werden muss und glaubhaft politisch gestaltet werden sollte. Das ist leider nicht immer der Fall. Aber eine einzelne Religion kann als einzelne auch nicht für den Frieden in der Welt sorgen. Das kann nur die allgemeine, kritisch reflektierte Vernunft der einen Menschheit, die erkennt: Ohne die gelebten und stets weiter zu entwickelnden Menschenrechten hat die Menschheit keine Chance auf ein menschenwürdiges Überleben.

4.
Hinweise zu den Ereignissen damals:
Martin Luther reist Anfang April 1521 von Wittenberg zum Reichstag nach Worms (Ankunft 16. April) bereits als „Ketzer“ (verurteilt durch den päpstlichen Kirchenbann).
Diese katholische Einschätzung hätte eigentlich schon den Tod, die Hinrichtung, Luthers bedeutet.
Aber es gab Fürsten, die anders dachten, also bereits wirksam Pluralität bezeugten und verlangten: Luther muss vor dem Reichstag seinen Glauben, seine theologischen Einsichten, erläutern. Dafür ist vor allem Luthers Landesherr Kurfürst Friedrich der Weise erfolgreich eingetreten.
Kaiser Karl V. sieht seine Allmacht in Frage gestellt. Er kann den sich durchsetzenden Pluralismus religiöser Auffassungen nicht akzeptieren. Deswegen lässt er also den „Ketzer“ Luther nach Worms zum Reichstag reisen, um ihn für Rom und den Kaiser wieder zu gewinnen. Das Weitere ist bekannt: Luther wiederholt am 17. bzw. am 18. April 1521 vor dem Kaiser seine theologische Grundeinsicht, unter anderem sagt er: „Wenn ich nicht durch Zeugnisse der Schrift und klare Vernunftgründe überzeugt werde, denn weder dem Papst noch den Konzilien allein glaube ich, da es feststeht, dass sie öfter geirrt und sich selbst widersprochen haben, so bin ich durch die Stellen der heiligen Schrift, die ich angeführt habe, überwunden in meinem Gewissen und gefangen in dem Worte Gottes. Daher kann und will ich nichts widerrufen, weil wider das Gewissen etwas zu tun weder sicher noch heilsam ist. Gott helfe mir, Amen!“
Luther betont also, dass er sich von seiner Überzeugung nur abbringen ließe, wenn die Zeugnisse der Bibel gegen ihn sprächen oder „klare und helle Gründe“ genannt würden. Das kann die katholische Seite aber nicht bieten.
Damit ist dann de facto der Bruch zwischen römischer Kirche vollzogen. Die Einheit des westlichen Christentums ist vorbei. Es beginnt die Zeit des christlichen Pluralismus, selbst wenn Karl V. und auch Luther, ihren Äußerungen zufolge, die Einheit der Kirche doch noch anstrebten. Aber bei diesen nun offenkundigen Differenzen auch in Worms konnte Versöhnung nicht mehr eintreten.
Luther kann – wegen eines „Schutzbriefes“ – aus Worms abreisen, er wird durch das Eingreifen Friedrich des Weisen in der Wartburg bei Eisenach versteckt. Dort übersetzt Luther das Neue Testament ins Deutsche.

5.
Viele Herrscher (Könige) in den folgenden Jahrzehnten versuchten noch, mit aller Gewalt nur eine einzige, ihnen gefällige Religion in ihrem Reich zuzulassen, wie in Spanien und Frankreich (dort bis zur Revolution 1789), aber auch in protestantischen Staaten, wie in Schweden gab es die „Staatskirche“. In Preußen ließ erst Friedrich II. (der „Große“) eine gewisse religiöse Pluralität zu. In den Niederlanden hingegen war spätestens seit 1630 konfessionelle Pluralität eine Tatsache, auch innerhalb des Calvinismus wurde dann Vielfalt geduldet (mit den Remonstranten), auch Katholiken hatten im mehrheitlich calvinistischen Holland keine Verfolgung zu befürchten. Remonstranten wie Katholiken konnten ihre eigenen Kirchen bauen, zwar versteckt („Schuilkerken“), aber immerhin, es gab die Freiheit des Glaubens in einem toleranten Pluralismus. Der drückte sich auch aus in der Freiheit niederländischer Verlage, hoch umstrittene, „ketzerische“ Bücher aus dem Ausland zu publizieren und Religionsflüchtlinge etwa aus Frankreich aufzunehmen. Auch wegen der Toleranz als eines Zustandes des innenpolitischen Friedens konnten sich die Niederlande zu einem erfolgreichen Zentrum des Welt – Handels entwickeln.

6.
Der Reichstag zu Worms im April 1521 als dem Start eines pluralen Christentums in Europa kann nicht hoch genug eingeschätzt werden, selbst wenn im „Dreizigjährigen Krieg“ und später noch die Zustimmung zur christlichen Pluralität bekämpft wurde. Es waren absolute Herrscher, die in ihrem einen reich aus machtpolitischen Gründen nur eine Konfession ertragen konnten und Andersdenkende verfolgten. Das galt etwa in Spanien bis kurz vor Ende des katholischen Franco – Regimes, das gilt bis heute in vielen muslimischen Ländern.

7.
Aber die Pluralität IM Christentum hat sich durchgesetzt. Und kein vernünftiger Mensch will mehr die eine und einzige zentralistische Kirche wie im Mittelalter wiedererstehen sehen, selbst wenn solche Vorstellungen in manchen einflussreichen katholischen Kreisen noch heute herumgeistern, unter dem Stichwort „Die katholische Kirche als römische Kirche ist die alleinseligmachende Kirche“.
Christliche Pluralität ist nicht nur ein bleibendes Faktum, sie ist ein Segen. Und die einzige Frage jetzt in der Erinnerung an den Wormser Reichstag ist: Wie kann die Pluralität vor einem Zerfallen in eine widersprüchliche und sich bekämpfende Vielfalt bewahrt bzw. aus einem Zustand der Konkurrenz und der Missgunst herausgeführt werden. Man denke etwa an das konfessionelle Gegeneinander in lateinamerikanischen Ländern, wo fundamentalistische evangelikale oft rabiat Katholiken abwerben.
Die dringende Aufgabe ist: Wie kann es eine Versöhnung der Verschiedenen geben, die sich als bleibend Verschiedene verpflichten, einander zu schätzen, auf Konkurrenz-Verhalten zu verzichten und sich von Feindseligkeiten zu befreien. Dass damit nicht alle, die sich „christliche Kirche“ nennen, vom Ökumenischen Rat der Kirchen als Kirchen anerkannt werden können, ist auch klar. Es gibt ein bleibend normatives Kriterium für Organisationen, die sich christliche Kirchen nennen. Kirchen, die sich in ihrer eigenen Lehre gegen die universal geltenden Menschenrechte aussprechen, sind keine christlichen Kirchen. Die Menschenrechte sind insofern das wichtige Kriterium der Unterscheidung auch für die Kirchen!

8.
Versöhnte Verschiedenheit – darauf wird sich auch die römische Kirche definitiv einlassen müssen, will sie nicht auf Dauer als fundamentalistische, Wahrheitsbesessene Gemeinschaft dastehen und an Respekt verlieren. Vielleicht kommt sie jetzt, angesichts ihrer Identitätskrise nicht nur wegen des sexuellen Missbrauchs durch Priester, dazu, diese theologischen Vernunft zu realisieren. Es gilt wohl anzuerkennen: Das Beten um die Einheit der Christen seit ca. 100 Jahren ist jedenfalls, für Menschen wahrnehmbar, völlig erfolglos. Und auch für die die theologischen Debatten über die feinsten Feinheiten der konfessionellen Unterschiede hat kaum jemand noch Verständnis, Zeit und Interesse. Alles ist in dem Zusammenhang gesagt! Das hat der große katholische Theologe Karl Rahner schon 1983 zusammen mit Heinrich Fries geschrieben in seiner leider vergessenen, verdrängten Studie „Einigung der Kirchen – reale Möglichkeit“ (Herder – Verlag). Alles ist gesagt: Schafft jetzt praktisch die Kircheneinheit der versöhnten Pluralität!

9.
Es gilt also jetzt damit zu beginnen, Kirchen – Einheit als versöhnte Verschiedenheit zu leben. Also auch Anerkennung der Ämter, Zulassung aller Interessierten zu jeder Form des Abendmahls oder der Kommunion. Das zu praktizieren, ist, theologisch gesprochen, eine Wirkung des Heiligen Geistes Sollte die römische Kirche in ihrer dogmatischen Erstarrung verharren, so ist abzusehen, dass sie zumindest in Europa zu einer Sekte der Fundamentalisten und Freunde des uralten Klerikalismus wird.

10.
Luther wurde also exkommuniziert: Diese päpstliche Strafe „erlischt“ mit dem Tod des Ketzers, aber in den Köpfen vieler Katholiken ist Luther immer noch der Ketzer. Unvorstellbar, dass sich eine römisch -katholische Kirche „Martin – Luther – Kirche“ nennen könnte. Katholische Kirchen werden eher nach der Unbefleckten Empfängnis, dem heiligen Papst Pius X. oder der „Heiligen Familie“ benannt…
Einige katholische und protestantische Theologen setzen sich mit dem Mut des Sisyphus,, wie der „Altenberger Ökumenische Gesprächskreis“, dafür ein: Der Papst sollte offiziell verkünden: „Luther ist kein Ketzer!“ (Am 3.1.1521 wurde Luther von Papst Leo X. exkommuniziert). Als „Gegenleistung“ wird den Lutheranern empfohlen zu bekennen: „Der Papst ist für kein Antichrist“. Ob es dazu kommt, ist fraglich.

11.
Zum Schluss die Erinnerung an eine zentrale Einsicht des Philosophen G. W.F. Hegel (1770 – 1831).Er hat als einer der ersten in der Moderne im Pluralismus der Kirchen kein Übel, sondern eine bleibende „Errungenschaft“ gesehen, trotz aller Auseinandersetzungen und Kriege, die eine Konsequenz der Reformation waren. Für diese „Schattenseiten“ sind freilich nicht allein die Reformatoren verantwortlich zu machen.
Hegel meint also: Dadurch, dass sich zwei oder drei verschiedene Kirchen, etwa in Preußen, befinden, also Lutheraner, Calvinisten, Katholiken, ist es Aufgabe des Staates, und prinzipiell als Rechtsstaat dazu verpflichtet, für Frieden in der Gesellschaft zu sorgen. Der Staat muss also aus seinem eigenen Selbstverständnis als Rechtsstaat die Prinzipien der Toleranz und des Miteinanders entwickeln. Der Staat ist für Hegel nicht bloß etwas Funktionales, „Äußerliches“ wie er sagt, der Staat ist vielmehr philosophisch gesehen Ausdruck des Lebens des absoluten Geistes. Er ist als Rechtsstaat nämlich die Wirklichkeit des Geistes! In dieser anspruchsvollen Bedeutung des Rechtsstaates kann der Staat die für alle Menschen gültigen Menschenrechten formulieren und sollte diese auch praktizieren. Hegel spricht in dem Zusammenhang vom Rechtsstaat als der „sittlichen Wirklichkeit des Geistes“, so etwa in seinen „Grundlinien der Philosophie des Rechts“ (1820), dort § 270. Hegel schreibt am Ende dieses Paragraphen: „Es ist daher weit gefehlt, dass für den Staat die kirchliche Trennung (also die Pluralität der Kirchen, CM) ein Unglück wäre oder gewesen wäre; es ist so, dass der Staat nur durch sie, die kirchliche Pluralität, hat werden können, was seine Bestimmung ist: Die selbstbewusste Vernünftigkeit und Sittlichkeit.“ Mit anderen Worten: Die verschiedenen Kirchen mit ihren unterschiedlichen Lehren sind als solche untergeordnet gegenüber dem Rechts – Staat. Die Pluralität der Kirchen hat förmlich die Notwendigkeit eines Rechtsstaates mit erzeugt.
Dieser Staat ist verpflichtet, die universalen, für alle, auch für alle unterschiedlichen Konfessionen, gültigen Menschenrechten auszusprechen, einzufordern und zu realisieren. An ihm, den Rechtsstaat und den von ihm vertretenen Menschenrechten, müssen sich die verschiedenen Religionen orientieren, wenn sie in Gesellschaft und Staat aktiv – gestaltend werden wollen.

12.
Diesen Zusammenhang entwickelt sehr eindringlich der bekannte Hegel – Spezialist Walter Jaeschke in seinem Aufsatz „Staat und Religion“ in: Hegels Philosophie“ (Felix Meiner Verlag, 2020, Seite 263 -280). Walter Jaeschke weist ausdrücklich darauf hin, dass Hegel die Überzeugung der Romantiker entschieden ablehnt, es käme primär auf eine Einheit der christlichen Religion und des Staates an, diesen Zustand lehnt Hegel als „mittelalterlich“ ab. Die Religion als Religion ist gänzlich ungeeignet, „die Verfassung des Staates und die in ihm wirkliche Erkenntnisform vorzugeben“, schreibt Jaeschke (S. 269). Und er fährt fort: „Und deshalb spricht Hegel der Religion nicht das Recht zu, in Fragen der Staatsgestaltung mitzusprechen…“ Das Problem der Überordnung des Rechtsstaates gegenüber den Religionen wird dann von Jaeschke ausführlich weiterentwickelt.

13.
Was bleibt also von „Luther auf dem Reichstag in Worms“? Es bleibt die Einsicht: Gott sei Dank, möchte man sagen, hat sich Luther NICHT der katholischen und kaiserlichen Macht und ihren Lehren gebeugt! Er hat in Worms – vielleicht noch ohne sein explizites Wissen – den Weg in den christlichen Pluralismus eröffnet. Diese wird niemals mehr verschwinden, er bedarf aber der kritisch reflektierten (!) Versöhnung der im christlichen Glauben Verschiedenen.

14.
Was also ist die “Fern-Wirkung” von Luthers Beständigkeit auf dem Reichstag in Worms? Das Christentum konnte sich langsam, aber deutlich als Pluralität entwickeln. Kein Christ wurde, ebenfalls als “Fern-Wirkung”, seit dem 19. Jahrhundert wegen seines “abweichenden christlichen Glaubens” von einer zentralen Staatsmacht oder einer katholischen – römischen Kirche verfolgt. Prinzipiell gibt es keine Staatskirche mehr und es darf keine solche geben.
So sind die Kirchen nun auch befreit und in der Lage, bei heftigem Verletzen der Menschenrechte durch den demokratischen Staat und jeden anderen Staat dagegen öffentlich zu protestieren, unterstützt von den humanen Impulsen des Evangeliums.

Wichtig ist auch: Der demokratische Staat schützt und unterstützt die freie theologische Forschung. Etwa: Liberale Theologie und kritische Bibelforschung konnte sich entwickeln. Und Befreiungstheologen konnten sich ab 1971 in Lateinamerika wenigstens bemerkbar machen, wenn auch viele BefreiungstheologInnen aufgrund des Bündnisses von Vatikan und US-Regierung verfolgt wurden und ihr Leben ließen – im Einsatz für die Armen und für die vom Imperialismus Entrechteten. Die tötende Gewalt (man denke an den Heiligen Erzbischof Oscar Romero, El Salvador) ging noch einmal aus vom ideologischen Bündnis der Einheit von Vatikan (Papst Johannes Paul II. bzw. Ratzinger) UND Reagan und Co (CIA).

15.
Aber die absolute Überordnung der Menschenrechte über alles Konfessionelle, Religiöse, Kirchliche, kann nicht mehr zerstört werden. Diese Überordnung bleibt, auch wenn einzelne christliche, muslimische, jüdische, buddhistische, hinduistische usw. Führergestalten noch dagegen polemisieren…

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