“Gut leben” Ein philos. Salon

“Gut leben”: Eine Weisung, ein Ideal, eine Utopie, die mit der Philosophie als  praktischer und kritischer Lebensorientierung eng verbunden ist. In diesem Salonabend ist unser besonderer Gast Thomas Fatheuer, der viele Jahre für die Heinrich Böll Stiftung in Rio de Janeiro arbeitete und gut die lateinamerikanisch – “indigene” “buen vivir” Konzeption kennt, vor allem in Ecuador und Bolivien. Was ist gut leben dort,was ist gut leben hier? Ein spannender Disput, diesmal in der Galerie FANTOM in der Hektor str. 9 in Wilmersdorf. Bushaltestelle Joachim Friedirch Str. oder U Bahnhof Adenauer Pl.

Wir freuen uns, eine neue “Bleibe” für unseren Salon zu haben. Am Freitag, 24. 8. 2012; Beginn um 19 Uhr, Getränke können in der Galerie erworben werden. Für die Raummiete: 5 Euro Eintritt. Wer diesen Eintritt nicht zahlen kann, ist auch willkommen.  Anmeldung bitte an christian.modehn@berlin.de   Wer sich anmeldet, erhält Infos vorweg.

Pilgern – eine Inspiration: Auch für Arbeitslose

Pilgern wird heute immer beliebter, oft in touristischem Zusammenhang, manchmal in religiösem, seltener noch wird auf die “therapeutische” Wirkung des Pilgerns hingewiesen. Noch seltener sind die Einladungen auch an “Nichtkirchliche” (“Atheisten”), sich aufzumachen und los – zu pilgern. Wir stellen im Re­li­gi­ons­phi­lo­so­phi­sch­en Salon einmal eine praktische religiös  – humanistische Initiative dar, etwas Neues im weiten Feld des Pilgerwesens. Sich der Einsamkeit stellen, auf sich selbst hören lernen, ein Ziel sehen: Entdeckungen, die sich im unermüdlichen Unterwegssein erschließen.

„Du wählst dein Ziel“

Die Berliner Initiative »Gangbar«: Pilgern – eine Inspiration auch für Arbeitslose

Von Christian Modehn

Das Pilgern hat ihm die Lebensenergie wiedergegeben. Als er sich als Webdesigner völlig erschöpft fühlte, wollte Christian Haase aus Berlin-Neukölln nicht einfach faulenzen; er wollte ein Ziel ansteuern, das sich auch spirituell lohnt. Darum entschied er sich fürs Pilgern. Er wollte Orte aufsuchen, die einen Besuch verdienen.

Von Görlitz aus kam er durch Kamenz, die »Lessing-Stadt«; er lernte Naumburg kennen und Erfurt. Auf dieser Etappe des »Ökumenischen Pilgerwegs« nach Vacha in Thüringen, schon beinahe an der Grenze zu Hessen, war Christian Haase meistens allein unterwegs. »Da wird man mit sich selbst konfrontiert«, erzählt der Pilger. Nur abends, in den Herbergen, konnte er sich mit fremden Menschen freundschaftlich austauschen.

Christian Haase sagt: »Mir tat es gut, auch körperlich an die Grenzen meiner Belastbarkeit zu kommen. Das Pilgern begeisterte mich so sehr, dass ich seitdem nicht nur meinen Urlaub pilgernd verbringe, sondern vor allem andere einlade, als Pilger einem Ziel entgegenzugehen.«

Inzwischen hat Christian Haase die Initiative »Gangbar« gegründet: Neben seiner Tätigkeit in einem Job-Center will er in seiner Freizeit Arbeitssuchenden Alternativen zeigen: »Ich habe vor Kurzem ›Gangbar‹ zusammen mit André Kohnert geschaffen als eine Aktivierungshilfe: Im Pilgern testen Menschen ihre Fähigkeiten.« Langzeitarbeitslose neigen zur Resignation, Pilgern kann sie davon befreien. Etliche Arbeitssuchende ließen sich bereits von der ungewöhnlichen Methode begeistern.

Aber es gibt praktische Schwierigkeiten: Wer sich auf den über 2000 Kilometer langen Fuß- oder Fahrradpilgerweg nach Santiago de Compostela im Nordwesten Spaniens aufmacht, braucht die Genehmigung des für ihn zuständigen Job-Centers mit der Zusicherung, dass die Leistungen während der sechs Monate dauernden Tour nicht gestrichen werden.

Um breite Kreise fürs das »heilsame Pilgern« anzusprechen, hat Christian Haase neue Formen des »Probepilgerns« entwickelt. Wer sich bisher nicht »raustraute«, kann ein paar Stunden oder auch ein paar Tage im Berliner Umland einem selbst gewählten Ziel entgegengehen und dabei auch unbekannte Landschaften und Städte entdecken. Für viele »religionsferne« Menschen in Berlin ist dies sicher eine geeignete Form, das Pilgern überhaupt einzuüben.

Wenn Christian Haase als Jakobspilger unterwegs ist, verzichtet er nicht auf sein mittelalterlich wirkendes Gewand mit dem Pilgerhut und dem Stab. »So erkennen mich die Leute; sie sprechen mich an, und ich erkläre, wie zeitgemäß diese uralte Tradition ist.«

Kontakt: http://gangbar.wordpress.com

Dieser Artikel erschien in der empfehlenswerten Zeitschrift PUBLIK FORUM.

copyright: christian modehn.

Zu einigen Filmen und Radiofeatures für die ARD von Christian Modehn. Sowie zu einigen Buchpublikationen und Aufsätzen…

PHILOSOPHISCHE und THEOLOGISCHE RADIO SALONS von Christian Modehn (zwischen 2005 und 2014)

(Länge : 24 Min.)  im RBB Kulturradio (Redakteurin Anne Winter).

Eine Übersicht:

Ein Radio – Salon über Montaigne

Über Kant

Über Hegel

Über Heidegger

Über Bultmann

Über Tillich

Über Schleiermacher

Über Melanchthon

Außerdem im RBB Kulturradio Features über

Wunderglauben

Fegefeuer

Gottesbeweise

Karl Rahner

Die Jungfrau Maria

Apokryphe Evangelien

Jesus am Kreuz

Anders Trauern

Patchworkreligion

Kreuz oder GLÜCK?

In der Reihe von NDR Kultur “Gaubenssachen” (Sonntags um 8.40 Uhr, Redakteure waren u.a. Bernward Kalbhenn, Florian Breitmeier):

21.7.2002
Coca-Cola zum Abendmahl?
Kirche und Religion als kultureller Mix

20.7.2008
Der philosophische Glaube
Karl Jaspers Angebot ist von bleibender Aktualität

14.6.2009
„Weil so vieles zum Himmel schreit“
Warum der Philosoph Jürgen Habermas auf religiöses Bindungen setzt.

21.3.2010
Eine Frau mit tausend Namen
Wer ist Maria, die Mutter Jesu von
Nazareth?

25. 7.2010
Wegweiser in ein glückliches Leben
Über die „Goldene Regel“

2.1.2011. (Wdh. Am 19.2.2017)
Einfach glauben. Wenn Menschen wieder Wesentliches spüren wollen.

17.4.2011
Leise winken, weitergehen
Leben ist Abschiednehmen

10.7.2011
Muße muss sein
Vom zweckfreien Genießen des Daseins

30.10.2011
Die Götter müssen verschwinden
Warum Atheisten den Glauben fördern können

12.2.2012
Weder zu heiß noch zu kalt
Lob der Lauheit

12.8.2012.
Welcher Geist regiert den Staat
Über das Prinzip der Laizität

9.6.2013
Lässt sich Gott beleidigen?
Sinn und Unsinn der Blasphemie

20.10.2013
„Das Leben ist ein Geheimnis“
Albert Camus – ein frommer Ungläubiger

2.3.2014
Wenn die Lust zur Vernunft kommt
Die Aktualität des Hedonismus

21.9.2014
Von der Frömmigkeit des Denkens
Zum Miteinander von Religion und Philosophie

11.1.2015
Fromme Sprüche reichen nicht
Wer glaubt, will auch verstehen

10.5.2015
„Halten wir uns an das Lichtvolle“
Zum 100. Geburtstag von Frère Roger Schutz (Taizé)

8.11.2015
Zur Vernunft kommen
Unterwegs zu umfassender Menschlichkeit

22.5.2016
Vergiss dich selbst und finde dich
Wege aus dem Egoismus

2.10.2016
Stille und Spiritualität
Erfahrungen in leeren Kirchen

17.4.2017
Befreit von der Macht des Todes
Ostern für Aufgeklärte

10.9.2017
Das umstrittene Kreuz
Christlicher Glaube in der Öffentlichkeit

1.7.2018
Wo ist die heile Welt?
Über die Sehnsucht

20.1.2019
Wenn immer mehr unsicher wird
Über das Haltfinden

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Einige ARD FILME ( 30 Min. Features) von Christian Modehn:
Die im SFB/ARD gesendeten Filme hatten als verantwortlichen Redakteur Johannes Huthmann. Für den Schnitt war im SFB/RBB in den allermeisten Filmen Matthias Spranger verantwortlich.

“Wir haben von Luther gelernt” (mit Beiträgen von Otto-Hermann Pesch, Augustiner Würzburg)

Katholiken und der Reformator 1984.SFB

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“Vom Virus nicht berührt”. AIDS, die Kirche und die Moral”. Im Ersten/WDR. Red. Friedhelm Lange, Sendung am 18.4. 1986. Peter Kurath schrieb in der “Funk-Korrespondenz” (am 25.4.1986):”Die Sendung steht für die Hoffnung, dass journalistische Arbeit auch immer Lebenshilfe sein kann,indem sie Anteilnahme am Schicksal anderer fördert, auch wenn das nicht ohne Kratzer geht”. Mit “Kratzern” ist die Empörung über den Film gemeint, der in den biederen katholischen Kreisen entstand, bis hin zu Polemiken in der katholischen Presse.

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Meine Freunde, die Ungläubigen, Tomas Halik in Prag

1999, (MDR und SFB).

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Momente des Glücks
Wie alte Menschen würdig miteinander leben (etwa die Initiative “Les petits frères des pauvres”, Paris)
SR 2000 (Red. Norbert Sommer)

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Der Reformator mit dem Schwert. Über Thomas Müntzer. WDR 1989, kurz vor der Wende. Red. Friedhelm Lange WDR

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Machtlos und frei

Über den einzigen wahrhaft progressiven katholischen Bischof Europas: Jacques Gaillot (Evreux)

1989 (SR, Red. Norbert Sommer)

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Die Räuberbanden bekehren (SR)

Die problematische “Neue Evangelisierung Europas” (mit Bildern und Interviews mit den Legionären Christi, Rom)

1992

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“Fromme Besserwessis”. Ordensleute im Osten Deutschlands,  auch in verschiedenen 3. Programmen, SFB, 1994.

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“Die Berlin-Amsterdam-Connection”:  Begegnungen in europäischen Metropolen (u.a. mit den Ordensfrauen Michaela Bank und Angelika Kollacks, Berlin-Marzahn) SFB, am 27.8. 1994.

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Manchmal hilft nur noch beten (u.a. mit dem Theologen Klaus Kliesch)

Menschen, die zu Gott sprechen

1995 SFB

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In die Wüste geschickt

Bischof Jacques Gaillot wurde vor einem Jahr abgesetzt. Bischof Gaillot lebt in besetztem Haus in Paris, Partenia,

1995 WDR, Red. Friedhelm Lange (siehe den ersten Beitrag von 1989)

…….

Fitness für die Seele

Wege in die Meditation

1997 SFB

……..

„Da bin ich aber skeptisch“

Junge Theologen in Berlin

1997 SFB

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Paläste für die Armen

Beobachtungen in Berlin und New York (u.a. über das weltweite Nehemia-Projekt)

1998 SFB

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Schwache sind stärker

Kirchentag in Leipzig

1997 SFB

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Ritter, Mönche, Abenteurer

Das Mittelalter lebt

1997 SFB

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Neugierig auf Gott

Wenn Atheisten Christen werden

1997 SFB

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Unter dem Himmel von Amsterdam, WDR

Fromme Huren, neue Mönche, falsche Kirchen    (Kirchenabriß und Neubeginn, Ricus Dullaert Pastor, Oude Kerk usw) 

1998

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Gesund durch Glauben?

Möglichkeiten ganzheitlicher Heilung

1998 SFB

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Himmlisch speisen

Ein Menu für Leib und Seele

1998 SFB

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Der Griff der Krake nach dem Kreuz

Kirche und Stasi (WDR, 1992)

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Kraft und Herrlichkeit

Ein Berliner Vater Unser

1999 SFB

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Unter dem Himmel von Paris

Von Göttern, Zweiflern und frommen Tieren

1999 WDR (Red. Friedhelm Lange)

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Beichten beim Frisör (Ein Versuch, der “weltlichen” Spiritualität auf die Spur zu kommen)

2001 SFB

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Der gute Gott von Mainhattan

Evangelischer Kirchentag in Frankfurt/M.

2000, SFB

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Landungsbrücken

Der Katholikentag in Hamburg

2001, SFB

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Von der Lust zu feiern

Alternative Jugendweihe in Erfurt

2001 SFB

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Auf Ihr Wohl

Vom Geist edler Getränke

2003, SFB

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Die Nacht wandeln

Begegnungen mit Menschen, die das Licht lieben

2002 SFB (Zum ersten Mal ein Beitrag, der die Spiritualität der Nacht darstellt, u.a im Karmel Kloster und mit dem Theologen Hans Peter Hauschild)

Ein weiteres Feature, ebenfalls mit einem Beitrag von Hans Peter Hauschild und Pater Klaus Mertes SJ in einem der ersten Filme, die sich mit AIDS und den Kirchen auseinandersetzten:
“Vom Virus nicht berührt”. AIDS, die Kirche und die Moral (WDR 1. Progr., Red. Friedhelm Lange) 1986

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Laufen, laufen, nichts als Laufen

Die Spiritualität des Marathon

2003 SFB

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Wenn die Kirche kein Geld hat

Christen in der Vorstadt von Paris (Ivry) ein Porträt einer Gemeinde, die von der progressiven katholischen Gemeinschaft “Mission de France” geleitet wird.

2005 SR (Red. Norbert Sommer)

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In letzter Minute
Über die Zukunft der Kirche in Burgund (AUXERRE)
2000 SR

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Engel unter uns

(u.a. auch Engeldarstellungen auf Friedhöfen und einem Interview mit P. Anselm Grün)

2006 RBB, Red. Harald Quist)

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San Lazaro tanzt Salsa und Merengue

Karibik in Berlin

2003 SFB

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Karriere nach unten

Franziskanerinnen in Berlin – Kreuzberg (u.a. mit Schwester Ingrid)

2003, SFB

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Von der Lust zu denken

Philosophie als Lebenshilfe (über den praktischen Philosophen Prof. Lutz von Werder)

2003, SFB

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100 gemeinsame Stunden

Der Ökumenische Kirchentag in Berlin (zus. mit Margarethe Steinhausen) u.a. mit Bildern zu Prof. Gotthold Hasenhüttl)

2003 SFB, Red. Friederike Sittler

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Jeder ist Weltmeister

Brasilien in Berlin, anläßlich der Fußball Weltmeisterschaft in Deutschland

2006 RBB, Red. Harald Quist

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Glauben ohne Gott

Porträt einer Humanistin Ein Film über die vielseitige Tätigkeit von Gita Neumann vom HVD
RBB 2007, Red.Friederike Sittler

 

Dies war mein (aber nur zeitlich gesehen) “letzter” Halbstundenfilm für ERSTE.

 

PS:

Das werde ich manchmal gefragt:

Mein erster Halbstundenfilm fürs ERSTE (SFB 1976) hatte den Titel:

Gott in der Kneipe.

Und:

Mein erster Film für die ARD überhaupt  war ein 10 Minuten dauernder Magazinbeitrag fürs ERSTE, WDR, Reihe Blickfeld, 1975, über die ökumenische und unabhängige, einst röm. katholische Gemeinde DOMINIKUS in Amsterdam. Red. Dietrich P. Winterberg.

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Die meisten Essays und Beiträge habe ich seit 1975 für verschiedene Rundfunksender verfasst, für die Sender der ARD, aber auch für RIAS Berlin sowie gelegentlich auch für den Deutschlandfunk.

Einige Beiträge habe ich für etliche Sammelbände verfasst. Sie sind auf theologische Fragen bezogen. Sie haben sich aber niemals als „Werbung“ für die bestehende römische Kirche verstanden.

Eine Auswahl:

1.
„Apokalypse jetzt?“ Ein Beitrag über die Vorstellungen vom Ende vor allem in Pfingst-Kirchen. In dem Buch „Mythos Jahrtausendwechsel“ Hg. von Norbert Sommer, Berlin 1998 .Dort S. 54 bis 66.
2.
„Joseph Cardijn und die lateinamerikanische Befreiungstheologie“. In: „Zur Arbeiterschaft, zur Arbeiterbewegung entschieden“, hg. von B. Anthony, Mainz 1982, dort S. 113 bis 126. Der Beitrag geht den Spuren nach, die das Denken und Handeln Cardijns bestimmten und die in Richtung Befreiungstheologie weisen. Auf Seite 125 f. schreibe ich bezogen auf kirchliches Leben in Deutschland: „Von der Kirche aus Arbeitern, aus Unterprivilegierten, Subproletariern usw. sind wir hierzulande noch meilenweit entfernt. Arbeiterinteressen stehen im großen und ganzen NICHT im Mittelpunlt kirchlicher Interessen… Ein Militärgeistlicher ist dann wichtiger als ein Arbeiterpriester; ein ruhiges, weltfernes Kloster wichtiger als eine Kommunität von Arbeiternonnen in Neubausiedlungen…“ usw.
3.
„Christen sind Götzendiener. Perspektiven zum Thema Geld und Gold aus Lateinamerika“ in: „Vom Geld und seiner Seligkeit“, hg. von Norbert Sommer, Berlin 2005. S. 97 bis 101. Der Beitrag bezieht sich auf Studien von Bartolomé de Las Casas, Gustavo Gutierrez sowie auf den „indianischen“ Schriftsteller Felipe Guamán Poma de Ayla.
4.
„ Die Gettos überwinden. Der christlich-moslemische Dialog in Frankreich“, in: „Fremde Nachbarn“, E. B. Verlag, Hamburg,1997, hg. von Michael Göpfert, dort S. 187 bis 198.
5.
„Die Kirchen schließen und die Religion lebt auf. Beobachtungen in Amsterdam“. In: „Götter auf der Durchreise“, hg. von Hans W. Dannowski, Michael Göpfer u.a., E.B. Verlag 1993, dort Seite 40 bis 54. Dieser Beitrag, zu Beginn der neunziger Jahre verfasst, weist u.a. auf den Benediktinerabt Kees Tholens hin im Begijnhof; auf die freie ökumenische, einst katholische Gemeinde „de Duif“; die „Studentenecclesia“ mit Huub Oosterhuis; auf die interessante Initiative am Sonntagmorgen „Atheisten deuten die Bibel“ im Kulturzentrum Paradiso (einer ehem. Kirche) sowie auf den unvergessenen Jesuiten Pater Jan van Kilsdonk… Ein Theologe, der nur in der Freiheit einer freien Stadt Amsterdam auch wirklich leben konnte. Und ganz offen zeigte, wie seine besondere Sympathie den Homosexuellen galt, später dann auch in der Begleitung von Menschen mit AIDS.

6.
„Zwischen Gott und der Revolution. Zur Situation christlicher Literatur in Lateinamerika“. In der Zeitschrift „Am Tisch des Wortes, Nr. 146“. KBW Verlag Stuttgart, 1974, S. 95 bis 100.

7.
„Der Traum ist vorbei…Erinnerungen an den Mai 68. In: „Zwischen Medellin und Paris. 1968 und die Theologie“, hg. von Kuno Füssel und Michael Ramminger. Edition Exodus, 2009. Dort S. 11-24.

8.
“Nicht länger bereit, sich zu verstecken. David und Jonathan. Eine Vereinigung homosexueller Christen in Frankreich”. In: “Die Welt ist voller Hoffnung”, hg. von Michael Albus. Mainz 1984, dort S. 109 – 116.

9.
“Im Dienste der Ärmsten der Vierten Welt. Die Bewegung ATD”. ebd., S. 91 – 99.

10.
“Christen und Atheisten. Werden aus Feinden jetzt Partner?” in: “Zugänge und Herwege”, KBW Verlag, Stuttgart, 1977, S. 223 -239.

11.
“Jesus war der erste Sansculotte. Religiöse Tendenzen während der französischen Revolution”. Zeitschrift Refommatio, Schweiz, Juni 1989. S. 192 – 200.

12.
“Katholiken für Luther. Ein Jubiläum, um zu lernen”. In: “Martin Luther”, Goldmann Verlag 1983, Dort S. 102 – 123.(Nebenbei: Dieser Beitrag sollte eine Ergänzung sein zu meinem Film im Ersten/SFB am 26.3.1983 “Wir haben von Luther gelernt”.)

Getrennte Welten? Naturwissenschaften und Religionen

Getrennte Welten? Naturwissenschaften und Religionen

Vorschläge für ein friedliches Nebeneinander: Eine Skizze zur Diskussion

Von Christian Modehn       (aus den Diskussionen des Re­li­gi­ons­phi­lo­so­phi­sch­en Salons)

Zwei unterschiedliche „Welten“ werden noch immer gern vermischt, und wer dieser Vermischung gläubig folgt, erlebt Konsequenzen nicht nur theoretischer Art: Sie führen zu Einseitigkeiten, Dogmatismen, Fundamentalismen: Es geht darum, dass aus den Erkenntnissen der Naturwissenschaften weiterreichend ins Religiöse gehende Schlüsse gezogen werden. Andererseits: Aus uralten (religiösen) Texten werden angebliche Erkenntnisse zur Natur oder der Entstehung der Welt gezogen. Beide Phänomene sind Grenzüberschreitungen, die auch existentielle Verwirrung stiften und auch politische Auswirkungen haben bis hin zur heute noch üblichen gewalttätigen Ketzerverfolgung etwa durch islamistische Kreise. Sie respektieren nicht die unterschiedlichen Argumentationsebenen von Naturwissenschaften und Religion/Weltanschauungen. Zusammenfassend gesagt: Man kann nicht aus naturwissenschaftlichen Erkenntnissen religiöse, weltanschauliche Konsequenzen ziehen. Genauso wenig kann man als religiöser Mensch beanspruchen, Wahrheiten zu haben, die unmittelbar die Wissenschaft der Natur betreffen.

Dabei ist zunächst zu beachten, dass immer von einem zeitlich bestimmten Stand der naturwissenschaftlichen Forschung ausgegangen wird. Jeder Forscher weiß, dass sein Standpunkt immer ein relativer Standpunkt ist. Die Forschung geht weiter. Nur wenige Basis – Erkenntnisse sind definitiv. Wenn etwa Gehirnforscher wissen, dass nervliche und mentale Vorgänge miteinander verbunden sind,  wenn sie wissen, dass geistige Zustände auch in Gehirnprozessen verwurzelt sind, dann reagiert darauf Gerhard Roth, der Leiter des Bremer Zentrums für Kognitionswissenschaften: „Ich glaube nicht, dass wir derzeit entscheiden können, ob alle Gehirnprozesse deterministisch ablaufen. Es ist die Frage, ob dies wegen der ungeheuren Komplexität der Hirnprozesse je möglich sein wird“. So in einem Beitrag für den Tagesspiegel am 23.7. 2012. Neurobiologen wollen und können nach Roth gar nicht das „Wesen des Geistes“ erkunden, es geht ihnen nur um den Zusammenhang  von neuronalen Prozessen und geistigen sowie psychischen Abläufen. Gerhard Roth betont zudem ausdrücklich, die Fragen nach dem Wesen von Licht, Materie und Schwerkraft seien keine naturwissenschaftlichen Fragen. Naturwissenschaftler wollen im Experiment und in Beobachtungen Eigenschaften (!) der Dinge klären, mehr nicht.

Grenzziehungen also sind angesagt: Naturwissenschaft befasst sich mit dem „endlichen“ Bereich des Natürlichen, tiefer reichende metaphysische oder religiöse Fragen liegen außerhalb ihres Blickfeldes. Umgekehrt gilt für die Religionen: Sie versuchen sich dem Gründenden des Menschen zu stellen, das sie als Gründendes und Ewiges nicht als solches umgreifen und erkennen können. So bleiben Religionen immer im Bereich des Hinweisens und des kritischen Begrenzens. Niemals kann eine Religion als Religion eine naturwissenschaftliche Erkenntnis formulieren. Früher haben die Kirchen diese Grenzen maßlos überschritten, heute fordern Evangelikale oder fundamentalistische Muslime die Anwendung der Erkenntnis „heiliger Texte“ auf die Erkenntnis der Welt und damit auf die Welt – Gestaltung.  Diesem Ansinnen muss sich die Vernunft argumentativ widersetzen.

Religionen haben trotz dieser „Verirrungen“ eine bleibende Bedeutung: Auf sie können viele Menschen nicht verzichten, wenn sie sich die Frage nach tragenden Gründen für den Sinn des Lebens stellen. Noch einmal: Aus naturwissenschaftlicher Sicht können diese Fragen nicht beantwortet werden

Religionen werden auf ihre Art die fundamentalen, nicht mehr wissenschaftlich streng und eindeutig zu klärenden Fragen beantworten, eher poetisch und lyrisch, immer mit dem Vorbehalt, keine allgemeinen, letzten Antworten für alle zu haben.

Oder gehört Poesie, die sich dem Ganzen des Daseins stellt, nicht zum Leben? Hat nicht fast jeder Mensch seine eigene, noch so bescheidene Poesie?

Schwierig wird es in dem Zusammenhang, mit Denkern wie Teilhard de Chardin umzugehen, dem Naturwissenschaftler und Jesuiten, der als solcher zu religiösen und ausdrücklich christologischen Überzeugungen fand. Aus unserer heutigen Sicht wurden da ekstatisch poetische Übergriffe aus der Naturwissenschaft ins Religiöse begangen. Aber man wird ihm wohl zubilligen, sozusagen seine persönliche und private Spiritualität formuliert zu haben. In einer privaten Spiritualität kann ein religiöser Mensch die Schönheiten der Natur bewundern und in Verbindung mit einem göttlichen Schöpfer setzen. Diese Naturverehrung hat natürlich keinen naturwissenschaftlichen Wert. Aber sie kann, in der Kunst gestaltet, von einem großen, fürs Dasein relevanten Wert sein. Wer bezweifelt im Ernst die hohe Bedeutung der Natur – Gedichte der Romantik oder die Natur – Haikus japanischer Autoren?

Wenn also Naturwissenschaften und Religionen nebeneinander stehen, heißt das ja nicht, die Wirklichkeit der Welt und des Menschen sei insgesamt sozusagen „gespalten“: Sie wird zusammen gehalten von dem einen Geist, der einen Vernunft, die sich vielfältig aktiviert und äußert.

Hier kommt die Philosophie zum Zuge, sie kennt die Größe und Grenzen von Naturwissenschaft und Religion, weiß von den Eigentümlichkeiten von Wissenschaft ALS Wissenschaft und Religion ALS Religion. Philosophie hat einmal mehr eine immense aufklärerische Bedeutung. Sie führt zur Differenzierung, dadurch erst wird menschliches Leben gewaltfrei möglich.

 

 

Ausgegrenzt, geliebt, mißbraucht: Elemente für naturphilosophische Überlegungen

Ausgegrenzt, geliebt, missbraucht:  Elemente für naturphilosophische Überlegungen

Von Christian Modehn

Der Religionsphilosophische Salon hat am 20.Juli 2012 zu einem „naturphilosophischen Spaziergang“ eingeladen. 12 TeilnehmerInnen waren dabei,  ein Teilstück des Tegeler Fließes Richtung Lübars zu “erkunden”: Laufen, betrachten, nachdenken: Drei „Schritte“, die den kritischen Geist in Schwung bringen. Und der ist im Verhältnis Mensch – Natur mehr denn je gefordert: Die Dürre nimmt zu, ebenso gibt es in diesem Jahr immer mehr heftige Stürme und Überschwemmungen; man muss nur die Zeitungen lesen in diesen Tagen: Außergewöhnliche Überschwemmungen in Peking, tödliche Dürre in den USA, Regenmassen in England usw. Die Lebensmittelpreise steigen, Nahrung wird für die Milliarden verarmter und vom neoliberalen System arm gemachter Menschen weltweit immer unerschwinglicher….

“Seit Beginn der Wetteraufzeichnungen ….“ so beginnen immer die Berichte, wenn sie klar stellen: Viele aktuelle Wetter/Klima Katastrophen sind von Menschen gemacht, sie werden seit Jahrzehnten von Fachleuten besprochen und immer wieder von offizieller politischer Seite ignoriert: Der Fortschritt und das Wirtschaftswachstum dürfen nicht gestört werden. Konsumismus – Kritik bringt, so meinen ignorante Politiker,  weltweit keine Wählerstimmen. Sie halten die Bürger für geistig minderbemittelt, für Menschen, die nur an morgen, nicht an übermorgen denken wollen. Die Aktionen der Naturschutzverbände zeigen das Gegenteil: Viele Menschen wollen den letzten Rest Natur bewahren!

Jedoch: Gegenüber den globalen, alles andere als erfreulichen ökonomischen Trends einen philosophischen Spaziergang in einem der wenigen Berliner Naturschutzgebiete zu machen, kann nur bescheiden das Interesse wecken, um die (philosophischen) Grundeinstellungen zu verstehen, die letztlich zur Ausgrenzung und zum Missbrauch der Natur geführt haben. Parallel zur Missbrauch und zur Ausrottung der Natur gibt es  und gab es ein stetiges Interesse an „der Natur“ im Sinne von idyllischem (Garten/Park) Grün als Kontrast zur vorherrschenden monoton grauen Industrie – Welt. Natur wurde und wird konzipiert als Freizeit – Park, als Ort für kurzfristiges „Aussteigen“ aus der immer mehr städtisch – industriell geprägten Gesellschaft.

Wir nennen nur einige Elemente, die für eine Vertiefung praktischer Naturphilosophie von Interesse sein können, Themen, die wir im Re­li­gi­ons­phi­lo­so­phi­sch­en Salon weiter besprechen werden:

Offensichtlich erleben wir – besonders in den Städten- zunehmend das Verschwinden der Natur – ein Ausdruck für die absolute Vorherrschaft des Menschen und der Industrie. Zur Zeit gibt es in Berlin 40 Naturschutzgebiete, also 2, 2 % der Landesfläche. Und Landschaftsschutzgebiete sind ca. 13 % der Fläche Berlins. Ohne gesetzlichen Schutz wäre wohl Natur längst verschwunden, von der Verstädterung „aufgefressen“.

Philosophisch muss geklärt werden, wie es zu diesem Gegenüber von Mensch und Natur kam. Descartes ist sicher einer der “Väter” der Entgegensetzung von Subjekt – Objekt. Interessant auch die Erkenntnis von Max Horkheimer und Theodor W. Adorno: Sie haben in ihrem Text „Begriff der Aufklärung“ (1947 in Amsterdam erschienen, vorher in den USA verfasst) bestimmte Traditionen des aufklärerischen Denken in ihrem starren Gegenüber von Mensch und Natur kritisiert. Sie verstehen dabei unter Aufklärung „das mathematische – technische Denken, das materialistische Denken, das alles Natürliche zu Dingen macht, über die der Mensch verfügen darf. Aufklärung – in diesem Sinne! – ist totalitär wie nur irgendein System. Problematisch ist …, dass für die Aufklärung der Prozess (der Begegnung mit der Natur) von vornherein entschieden ist: Natur ist dann nur das mathematisch zu Erfassende“. Wie viele Menschen sind von diesem defizienten Aufklärungsbegriff nich heute geprägt?

Die moderne Welt ist also bestimmt durch den „Triumph der Unterwerfung alles Seienden unter den logischen Formalismus“. Natur wird so zur fremden, beherrschbaren und zerstörbaren Gegenstandswelt. Pflanzen werden dann vor allem als künstlich gezüchtete und in Massen ästhetisch produzierte Ziermittel. Tiere werden in Massentierhaltungen um des Konsums willen gequält und ohne jeden Respekt vor ihrer Art „dinghaft“ verwertet. Von Tieren sprechen Metzger gern von „Fleisch -Waren“.

Mit der Objektivierung der Natur geht die Objektivierung des Menschen, des anderen, einher. Der andere wird zum Gegenstand, den man gebrauchen und einsetzen kann und über den man verfügt, den man verkauft usw.

Naturzerstörung ist also auch eine Selbstzerstörung des Menschen. Die „Natur des Menschen“ wird vielleicht gerettet in therapeutischen Sitzungen, wo vergleichbar „seelische Naturschutzzonen“ geschaffen werden, also letzte, heilige und unantastbare Bereiche des Menschlichen.

Ein Gegenmodell könnte die kulturelle Bewegung der Romantik sein: Sie versuchte eher das Miteinander von Natur und Mensch wahrzunehmen, zu spüren, zu denken, künstlerisch auszudrücken. Unter den Theologen und Philosophen nennen wir hier nur Friedrich Schleiermacher, (1768 bis 1834). Entscheidend ist für ihn: Die Teilhabe des Menschen am Göttlichen im Hier und Jetzt, auch im Verschmelzen mit der Natur. Die Natur ist kein Mechanismus, der uns determiniert, sondern ein lebendiges, schöpferisches Geschehen. Natur spüren wir in uns und entdecken diese Schöpferkraft auch in der äußeren Natur wieder.  „Die Unsterblichkeit ist nichts anderes als mitten in der Endlichkeit eins werden mit dem Unendlichen und ewig sein in einem Augenblick“.

Die Wiederentdeckung und Neu – Entdeckung der Romantik ist heute m. E. eine der interessantesten kulturellen Ereignisse. Das wird etwa deutlich, dass man in die dreibändige „Enzyklopädie Philosophie“  (Felix Meiner Vl., Hamburg 2010) einen Beitrag „Romantik“ aufgenommen hat. Dichter, Philosophen, Künstler, usw. charakterisierten sich selbst in dem Sinne, dass sie die Romantik „in einem revolutionierenden, progressiven, neue Standards setzenden Sinne verstanden haben“. (S. 2345) „Die Natur gilt in der Romantik nicht als das Äußerliche, das dem Menschen bestenfalls das Material für sein Tun bereitstellt, sondern als dessen Lebensraum und die Lebensgrundlage. Das romantische Ideal besteht in der Harmonie zwischen Menschen und Natur, nicht in der Herrschaft über die Natur“ (ebd. 2348)…. Die romantische Naturphilosophie ist geprägt von einem ganzheitlich – organismischen Naturverständnis als Gegenmodell zur mechanistischen und mathematisch – Naturerklärung“ (ebd.). Man denke an Novalis, Alexander von Humboldts großes Werk KOSMOS, aber auch an Schelling, selbst an Goethe (so ebd.)

Albert Schweitzer und Hans Jonas sind Philosophen, die die Natur um ihrer selbst willen leben lassen wollen undschützen.

Hans Jonas hat einen neuen kategorischen Imperativ formuliert: „Handle so, dass die Wirkungen deiner Handlungen verträglich sind mit der Permanenz echten menschlichen Lebens auf Erden.“

Zur Religion: Die Religion sollte für die meisten Romantiker keine dogmatische Religion mehr sein! Schleiermacher sagt treffend: „Religion ist Sinn und Geschmack fürs Unendliche“. Beides haben sehr viele Menschen, auch wenn sie sich selbst „nicht – religiös“ oder konfessionell gebunden nennen.

Naturschutz hat heute weltweite Dimensionen. Die Verwüstung von Regenwäldern hat dramatische, irreversible (?), Ausmaße angenommen. Die Natur wird von den unantastbaren und stets anonym bleibenden “Hohenpriestern” des Neoliberalismus dem universalen “Gott Profit” geopfert.

Zum Schluß ein Zitat des großartigen jüdischen Philosophen Hans Jonas (1903 – 1993), er geht der “ewigen” Frage nach, wie das Böse in die Welt gekommen ist und warum es sich weiter verbreitet (siehe Naturzerstörung/Selbstzerstörung des Menschen):

„Im Anfang (…) entschied der göttliche Grund des Seins, sich dem Zufall (…) hinzugeben. Und zwar gänzlich: Da sie einging in das Abenteuer von Raum und Zeit, hielt die Gottheit nichts von sich zurück (…). Damit Welt sei, und für sich selbst sei, entsagte Gott seinem eigenen Sein; er entkleidete sich seiner Gottheit, um sie zurückzuempfangen von der Odyssee der Zeit, beladen mit der Zufallsernte unvorhersehbarer zeitlicher Erfahrung, verklärt oder vielleicht auch entstellt durch sie. (…) Jeder Artenunterschied, den die Evolution hervorbringt, fügt den Möglichkeiten von Fühlen und Tun die eigene hinzu und bereichert damit die Selbsterfahrung des göttlichen Grundes. (…) Die Schöpfung war der Akt der absoluten Souveränität, mit dem sie [Anmerkung: die Gottheit] um des Daseins selbstbestimmter Endlichkeit willen einwilligte, nicht länger absolut zu sein – ein Akt also der göttlichen Selbstentäußerung. (…) Nachdem er sich ganz in die werdende Welt hineingab, hat Gott nichts mehr zu geben: Jetzt ist es am Menschen, ihm zu geben“. (Das Zitat von Hans Jonas wurde gefunden im wikipedia Beitrag zu Hans Jonas).

Was können wir praktisch tun? Auch da kann jeder selbst nachdenken:

Wir weisen empfehlend auf eine von vielen beachtlichen Privaten – Initiativen hin: Rettet den Regenwald. http://www.regenwald.org/

copyright: Christian Modehn

 

 

 

 

 

Flüchtlinge in Deutschland: Nicht länger Menschen zweiter Klasse

Flüchtlinge in Deutschland: Nicht länger Menschen „zweiter Klasse“

Zum Urteil des Bundesverfassungsgerichtes am 18.7.2012

Von Christian Modehn

Nun werden Flüchtlinge in Deutschland endlich mit dem nötigen Respekt behandelt: Endlich gelten Menschenrechte für sie etwas mehr als bisher. Der Religionsphilosophische Salon ist über diese Entscheidung des Bundesverfassungsgerichtes vom 18.7.2012 sehr glücklich, denn Menschenrechte sind der Kern und das unaufgebbare Zentrum humaner Gesellschaften und Staaten. Menschenrechte drücken die „Sakralität der Person, jeder Person“ aus, wie kürzlich Hans Joas, der Philosoph, geschrieben haben.  Menschenrechte sind insofern etwas –säkular – Heiliges.

Tatsache also ist, und das ist eigentlich für die Regierungen in Deutschland, die sich oft christlich nennen, äußerst blamabel: Das Bundesverfassungsgericht hat klar gestellt, dass die Flüchtlinge in Deutschland bisher unter einer offenbar bewusst einkalkulierten und gesetzlich fixierten Missachtung zu leiden hatten. Die Finanzleistungen für Menschen, die aus Verfolgung und Unterdrückung in die Freiheit flüchteten, wurden tatsächlich seit 1993 nicht mehr den Inflationsraten angepasst. Die Leistung für einen Flüchtling beträgt bis jetzt 212, 36 Euro pro Monat plus 28,50 Euro für Fahrgeld, so im Land Berlin.

Sozialverbände sprechen angesichts des Urteils von Karlsruhe zu Recht von einer „Ohrfeige für die Bundesregierung“. Es liege in der rechtlichen Missachtung der Flüchtlinge ein Verfassungsbruch vor: Kann man Schlimmeres Regierungen sagen, die sich christlich oder sozial usw. nennen? Es war offenbar populär, wenn nicht populistisch, die Rechte der Flüchtlinge zu ignorieren. Das scheint in Deutschland immer noch die Gunst der Wähler zu finden. Danach richten sich Politiker, nicht nach den Menschenrechten.

Wir fragen, wird hier einmal mehr eine gewisse Blindheit der Verantwortlichen auf mindestens einem Auge sichtbar, von der schon im Zusammenhang der Ignoranz gegenüber dem rechtsextremen Terror die Rede ist.

Wir bieten eine Presseerklärung eines verdienten Hilfswerkes an, des international tätigen Jesuiten Flüchtlingsdienstes:

Berlin, 18. Juli 2012 – Der Jesuiten-Flüchtlingsdienst fordert die Bundesregierung auf, das Urteil des Bundesverfassungsgerichts unverzüglich umzusetzen. Etwa 130.000 Menschen, darunter viele so genannte „Geduldete“, müssen z.T. rückwirkend mehr Geld erhalten: Die höchsten Richter hatten heute die Leistungen für Asylsuchende und „Geduldete“ als verfassungswidrig verurteilt. Aktuell liegen die Bezüge rund 40 % unter dem Satz für die Sozialhilfe, der als menschenwürdiges Existenzminimum gilt – und das bei einem gleichzeitigen strikten Arbeitsverbot für mindestens ein Jahr, oft deutlich länger. Pater Martin Stark erklärt auch eine weitere wichtige Forderung:

Die Bundesregierung hat schon lange angekündigt, dass sie beim Asylbewerberleistungsgesetz Handlungsbedarf sieht, aber die Anhebung herausgezögert und verschleppt. Diese unwürdige Hinhaltetaktik auf dem Rücken von Menschen, die vor Krieg, Not und Verfolgung nach Deutschland geflohen sind, haben die Richter heute endlich beendet“, so der Direktor des Jesuiten-Flüchtlingsdienstes Deutschland, Martin Stark SJ. „Das Bundesverfassungsgericht hat klargestellt, dass es auf die Menschenwürde keinen Rabatt gibt. Damit Flüchtlinge hier in Würde leben können, muss jetzt auch das Arbeitsverbot fallen. Die gesetzlich verordnete Ausgrenzung Asylsuchender und Geduldeter vom Arbeitsmarkt ist diskriminierend, verstößt gegen die Menschenwürde und wurde schon mehrfach von den Vereinten Nationen gerügt. Es verurteilt sie zu einem Leben in Abhängigkeit und zur Untätigkeit. Das ist seelisch extrem belastend und schürt zudem rassistische und fremdenfeindliche Vorurteile.“

Dr. Dorothee Haßkamp, Öffentlichkeitsarbeit & Fundraising

Jesuiten-Flüchtlingsdienst Deutschland

Jesuit Refugee Service (JRS)

Witzlebenstr. 30a

D-14057 Berlin

Tel.: +49-30-32 60 25 90

Fax: +49-30-32 60 25 92

dorothee.hasskamp@jesuiten-fluechtlingsdienst.de

www.jesuiten-fluechtlingsdienst.de

Noch eine ergänzende Information:

Länder, die Flüchtlinge aufgenommen haben:

(entnommen statista.com in Hamburg)

Man beachte, wie viele tausend Flüchtlinge in Ländern leben, deren Bevölkerung selbst in bitterster Armut lebt:

Pakistan: 1, 7 Millionen

Deutschland 571.000

Kenia 566.000

Jordanien 450.000

Tschad 366.000

Äthiopien 288.000

USA 264.000

Weitere aktuelle Informationen regelmäßig: The UN Refugee Agency: http://www.unhcr.de/unhcr.html

Zum Schluss weisen wir auf eine zentrale Aussage der Bibel hin; man liebt es ja heute, gerade im Zusammenhang der „Beschneidungsdiskussionen“, sich auf „Gottes Wort“ zu beziehen: Man lese etwa Leviticus (19, 33). Die Philosophin und Theologin Katharina Ceming schreibt in ihrem Buch „Ernstfall Menschenrechte“, München 2010: „Die sich immer wieder durch das Alte Testament ziehende Forderung, den Fremden gut zu behandeln, ja ihn zu lieben, wie man sich selbst liebt – wie es im Buch Leviticus heißt – hängt mit der eigenen Erfahrung des Fremdlingseins in Ägypten zusammen. Die Wahrung der Rechte des Fremden erstreckt sich sogar auf ein Asylrecht. Ein fremder Untertan, der nach Israel flieht, darf nicht an seinen Herrn ausgeliefert werden. er genießt Asylrecht und darf sich seinen Wohnort frei wählen“ (S. 78).

 

 

Was ist “Laizität”? Eine Ra­dio­sen­dung

In der Reihe „Glaubenssachen“ auf NDR Kultur

Am 12. August 2012 um 8.40 Uhr

Welcher Geist regiert den Staat?  Die Laizität: Plädoyer für ein tolerantes Miteinander

Von Christian Modehn

Politische Macht darf die Kirche nicht ausüben, „geistlich“ und „weltlich“ müssen im Staat getrennt sein. Diese Überzeugung prägt das europäische Denken seit der Französischen Revolution. „Laizität“, also religiöse Neutralität des Staates, bietet Raum für die freie Entfaltung unterschiedlicher Religionen. Aber wie sollen Staat und Gesellschaft reagieren, wenn Fundamentalisten religiöse Gebote als allgemeine Gesetze durchsetzen? Warum darf die Kirche widersprechen, wenn die Menschenwürde verletzt wird? Braucht der laizistische Staat eine eigene Philosophie oder eine überkonfessionelle „civil religion“, wenn er das friedliche Zusammenleben unterschiedlicher Kulturen garantieren soll? Der Bibelspruch „Gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gebührt und Gott, was Gott gebührt“, muss immer wieder neu interpretiert werden