Menschen werden dumm gemacht – von Populisten, Autokraten und Rechtsextremen, sagt Dietrich Bonhoeffer

Der Theologe und Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer über ein aktuelles politisches Übel.

Ein Hinweis von Christian Modehn am 17. März 2025.

Ein Vorwort:
Der Widerstandskämpfer, der protestantische Theologe Dietrich Bonhoeffer (er wurde am 9. April 1945 von Nazis hingerichtet), hat auch einen Essay über die Dummheit geschrieben. Damit meint er: Wie umgehen mit Menschen, die kritiklos und ohne eigenes Nachdenken ideologischen Parolen von rechtsradikalen Autokraten und Nazi – Populisten folgen. Und die dabei die Demokratie stören und zerstören. Und damit auch die eigenen freien, humanen Lebensbedingungen einschränken. Aber das wissen diese Menschen gerade nicht oder sie verleugnen für sich diese Tatsache. Deswegen nennen kritische Beobachter die politische Haltung dieser Menschen dumm. Also: Nicht der ganze Mensch ist dumm, es geht um die politische Haltung der Gedankenlosigkeit als Dummheit.
Wir empfehlen die Lektüre dieses Textes von Dietrich Bonhoeffer, der unter 17. hier nachzulesen ist.

Aber wir versuchen auch, von einem aktuellen Ausgangspunkt aus die Bedeutung der immer schwierigen Reflexionen über Dummheit hervorzuheben. Dass Dummheit ein philosophisches Thema ist, steht außer Frage. Warum? Weil es zu viele dumme Menschen gibt, die es nicht wagen, „sich des eigenen Verstandes kritisch zu bedienen“, wie Immanuel Kant sagte.
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Dieser Hinweis hat zwei Kapitel: 

Erstens: Allgemeine philosophische Reflexionen über die Dummheit. (Nr. 1-4)

Zweitens: Die Kritik Dietrich Bonhoeffers an der politischen Dummheit. (Nr. 5- 17)

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ERSTENS: Allgemeine philosophische Reflexionen über die Dummheit. 

1.

Nicht zuerst Autokraten sind dumm, sie sind meist sogar sehr raffiniert in ihrer Lügenwelt. Dumm sind auch nicht zuerst die gerissenen ParteiführerInnen von rechtsextremen Parteien inmitten der noch bestehenden Demokratien. Als dumm gelten Menschen, die blind und gedankenlos diese Autokraten wählen bzw. die rechtsextremen Parteien in Demokratien ihre Stimme geben.

2.

Diese Menschen gelten als dumm, weil sie, volljährig, erwachsen, oft mit einem Reifezeugnis ausgestattet usw., also „eigentlich“ bei Sinn und Verstand sind … dann aber Politikerinnen wählen bzw. unterstützen, die – laut öffentlich zugänglichen Parteiprogrammen – die Demokratie letztlich zerstören wollen. Diese so genannten Politiker wollen den Menschen ihre freie Lebenswelt Schritt für Schritt, langsam, aber systematisch, vernichten: Meinungsfreiheit, Pressefreiheit, Pluralität der Kulturen im eigenen Land, … absolute Gültigkeit der Gerichtsurteile des Rechtsstaates soll es nicht mehr geben … Solche PolitikerInnen zu wählen ist manchmal auch Ausdruck von Verzweiflung und Hilflosigkeit …vor allem aber: Ausdruck dafür, dass eigenes umfassendes Nachdenken stillgelegt wurde. Und gerade dies ist der Ausdruck von Dummheit.

3.

Damit soll keineswegs behauptet werden, alle humanen Qualitäten des einzelnen Wählers dieser Parteien seien total zerstört. Nur unter dieser Bedingung meinen wir, das unterstreicht auch Bonhoeffer, diese Menschen wieder für die Werte der Demokratie und des Rechtsstaates zu begeistern, als der einzig humanen Staatsform.

4.

Es gibt längst eine philosophische Debatte über die Dummheit. (Fußnote 1). Einige Autorinnen berufen sich – eher pessimistisch – auf das Sprichwort: „Gegen Dummheit ist kein Kraut gewachsen“.

Der Philosoph Martin Seel hat in einem kleinen Essay (Fußnote 3) Dummheit kurz definiert: “Dumm verhält sich, wer von seinen eigenen geistigen und körperlichen Gaben eine allzu geringe oder nachlässige Verwendung macht.” Und Martin Seel hat eine Verbindung gezeigt zu politischer Dummheit: “Nur was ihren simpen Maßstäben entspricht, halten Dumme für vernünftig. Was in ihrem Horizont liegt, halten sie für den Nabel der Welt, was über ihn hinaus geht, erscheint ihnen abstrus oder bedrohlich. Dumme schlagen um sich, sobald ihnen zugemutet wird, sich einer komplexen Realität zu stellen” (dort S. 63).

Brecht Brecht hat 1933 geschrieben: „ Hinter der Trommel trotten die Kälber, das Fell für die Trommel liefern sie selber“, ein Hinweis auf die deutschen Soldaten im Krieg, die dem „Ruf“ des Metzgers Adolf Hitler und seiner Gesellen folgen… Von der heutigen Psychologin und Autorin Heidi Kastner (Fußnote 1) stammt die Erkenntnis, „dass Nicht – Dumme immer das destruktive Potential der Dummen unterschätzen und immer wieder vergessen, dass es sich immer und überall als kostspieliger Fehler erwiesen hat, mit Dummen gemeinsame Sache zu machen“ (S. 90 im Buch „Dummheit“). Aber: „Gemeinsame Sache“ mit Dummen zu machen ist etwas anderes als mit bestimmten rechtsradikalen Leuten das geduldige Gespräch zu suchen, um sie zur Demokratie einzuladen und zur Demokratie „zurückzuholen“… Das mag als Utopie gelten, aber sie ist unverzichtbar für die Rettung der Demokratie und: der Qualität des humanen Lebens.

……

ZWEITENS: Die Kritik Dietrich Bonhoeffers an der politischen Dummheit. 

5.

Das schwierige Thema Dummheit – vor allem in der Politik – wollen wir also vertiefen durch die Erinnerung an einen Text des Widerstandskämpfers und vielseitig begabten protestantischen Theologen Dietrich Bonhoeffer. Er wurde vor 80 Jahren, am 9. April 1945 im KZ Flossenbürg, Bayern, hingerichtet.
Bonhoeffer hat Ende 1942 für einen kleinen Kreis von Freunden einen nur privaten Text verfasst mit dem Titel „Rechenschaft an der Wende zum Jahr 1943“: „An der Wende“ zum Jahr 1943 gab es an der Ostfront heftigste Kämpfe, der Glaube an den unbesiegbaren Führer begann schon zu schwinden…
Dieser Essay besteht aus mehreren kurzen Kapiteln (der ganze Text hat im Buch 15 Seiten). Er ist eine Art philosophisch – theologische Reflexion auf den eigenen geistigen Standort: „Ohne Boden unter den Füßen“ heißt das erste der siebzehn Kapitel, es folgt „Was hält stand?“, dann „Zivilcourage, „Vom Erfolg“ und gleich danach „Von der Dummheit“. (Siehe Fußnote 2, die Seitenangaben beziehen sich auf dieses Buch).

6.

Für Bonhoeffer drängt sich die Frage auf, in welcher geistigen Verfassung sind eigentlich die meisten Deutschen, als sie Hitler ihren Führer nannten und verehrten und sich in den Krieg stürzten. Die klare Antwort Bonhoeffer: Es war die Dummheit der Deutschen, dass dieser Adolf Hitler Millionen Menschen ins Verderben führen konnte und unter anderen Opfern 6 Millionen europäische Juden vernichten ließ von Deutschen und deren europäischen Kollaborateuren….

7.

Die Überlegungen Bonhoeffers zur politischen Dummheit so vieler Deutscher – als Ausdruck ihrer Ergebenheit für einen populistisch sich gebenden Verbrecher – sind sicher auch von Einsichten Karl Bonhoeffer, des Vaters und Psychiaters inspiriert.

8.

Wir nennen hier nur einige zentrale Einsichten Bonhoeffer, die im Kontext der Nazi – Herrschaft stehen, aber darüber hinaus allgemeine Bedeutung auch heute haben, zumal wenn man auf gegenwärtige Autokraten schaut und deren dumme Gefolgschaft. Nr. 15 bietet den ganzen lesenswerten Text.

9.
Entscheidend ist für Bonhoeffer: „Menschen werden – von Politikern, Autokraten – dumm gemacht, Dummheit ist also nichts Angeborenes.“ (Das gilt etwa für die LeserInnen von primitiven Boulevard – Druckerzeugnissen, CM).
„Jede äußere Machtentfaltung (eines Autokraten, Diktators) schlägt einen großen Teil der Menschheit mit Dummheit“ (also mit blinder Verehrung dieser Verbrecher etc..)
„In Gesprächen mit dem Dummem merkt man, man hat es im Gespräch nur mit über ihn mächtig gewordenen Schlagworten, Parolen etc. zu tun.“ (S. 16).

10.

Der Dumme glaubt an Fakes, so die aktuelle Einsicht Bonhoeffer: „Tatsachen, die dem eigenen Vorurteil widersprechen, brauchen einfach nicht geglaubt zu werden, in solchen Fällen wird der Dumme sogar kritisch – wenn die Tatschen unausweichlich sind, können sie einfach als Nichts sagende Einzelfälle beiseite geschoben werden.“
Die entscheidende Warnung Bonhoeffers vor dem Dummen: „Der Dumme ist gefährlicher als der Mensch der Bosheit. Der Dumme ist mit sich selbst zufrieden, er wird sogar gefährlich…“ (S. 15).

11.
Das Wesen der Dummheit ist ein allgemeiner menschlicher Defekt, nicht ein intellektueller Defekt, also kein Mangel an bestimmtem Wissen. „Selbst intellektuell Schwerfällige sind nicht dumm“, sagt Bonhoeffer, weil sie – etwa als technisch oder mathematisch Unbegabte – eine Weisheit bewahrt haben…

12.

„Der Dumme ist (von den Autokraten, Diktatoren) in seinem eigenen Wesen missbraucht, misshandelt.“ (S, 16). „So zum willenlosen Instrument geworden, wird der Dumme auch zu allem Bösen fähig und zugleich unfähig, dieses als Böses zu erkennen“. Man würde gern diese Erkenntnis Bonhoeffers mit der Erkenntnis Hannah Arendts verbinden, die Adolf Eichmann, den Erz – Verbrecher im Nazi – Staat, als Ausdruck der Banalität des Bösen, also Ausdruck schlimmster Dummheit, interpretierte.

13.

Gibt es für Bonhoeffer eine Befreiung von der Dummheit? Er ist zunächst skeptisch: „Weder mit Protesten noch durch Gewalt läßt sich hier etwas ausrichten… Niemals werden wir mehr versuchen, den Dummen durch Gründe zu überzeugen, es ist sinnlos und gefährlich“ (S. 15). „Dabei ist der Dumme im Unterschied zum Bösen restlos mit sich selbst zufrieden; ja, er wird sogar gefährlich, indem er leicht gereizt zum Angriff übergeht. Daher ist dem Dummen gegenüber mehr Vorsicht geboten als gegenüber dem Bösen.“ (Seite 15, „Widerstand und Ergebung“, auch Fußnote 2)

14.

Und doch glaubt Dietrich Bonhoeffer am Schluss seiner Überlegung an eine innere Befreiung des Dummen, also an eine Art Reinigung des Bewusstseins. Aber die geht nicht ohne die äußere, also politische Befreiung. Erst Demokratie und Rechtsstaat sowie Sozialstaat können politische Dummheit einschränken und überwinden.
Und was die „innere Befreiung“ (vielleicht als Therapie) angeht: Da ist der Theologe Bonhoeffer überzeugt. Ohne Verbindung des Menschen mit Gott, als dem Grund des Daseins und der absoluten Stimme im Gewissen, wird geistige und seelische Befreiung von Dummheit nicht möglich sein.

15.

Dem Kapitel „Von der Dummheit“ folgt gleich die auch theologisch argumentierende Reflexion zum Thema „Menschenverachtung.“ So will wohl Bonhoeffer deutlich machen: Die Kritik an – politisch – dummen Menschen hat nichts mit definitiver Verachtung dieser Menschen zu tun.

 

16. Menschenverachtung? Ein Essay Dietrich Bonhoeffers:
Die Gefahr, uns in Menschenverachtung hineintreiben zu lassen, ist sehr groß. Wir wissen wohl, daß wir kein Recht dazu haben und daß wir dadurch in das unfruchtbarste Verhältnis zu den Menschen geraten. Folgende Gedanken können uns vor dieser Versuchung bewahren: mit der Menschenverachtung verfallen wir gerade dem Hauptfehler unserer Gegner. Wer einen Menschen verachtet, wird niemals etwas aus ihm machen können. Nichts von dem, was wir im anderen verachten, ist uns selbst ganz fremd. Wie oft erwarten wir von anderen mehr, als wir selbst zu leisten willig sind. Warum haben wir bisher vom Menschen, seiner Versuchlichkeit und Schwäche so unnüchtern gedacht? Wir müssen lernen, die Menschen weniger auf das, was sie tun und unterlassen, als auf das, was sie erleiden, anzusehen. Das einzig fruchtbare Verhältnis zu den Menschen – gerade zu den Schwachen – ist Liebe, d.h. der Wille, mit ihnen Gemeinschaft zu halten. Gott selbst hat die Menschen nicht verachtet, sondern ist Mensch geworden um der Menschen willen.

17. Der vollständige Text Dietrich Bonhoeffers „Von der Dummheit“:

Dummheit ist ein gefährlicherer Feind des Guten als Bosheit. Gegen das Böse läßt sich protestieren, es läßt sich bloßstellen, es läßt sich notfalls mit Gewalt verhindern, das Böse trägt immer den Keim der Selbstzersetzung in sich, indem es mindestens ein Unbehagen im Menschen zurückläßt. Gegen die Dummheit sind wir wehrlos. Weder mit Protesten noch durch Gewalt läßt sich hier etwas ausrichten; Gründe verfangen nicht; Tatsachen, die dem eigenen Vorurteil widersprechen, brauchen einfach nicht geglaubt zu werden – in solchen Fällen wird der Dumme sogar kritisch –, und wenn sie unausweichlich sind, können sie einfach als nichtssagende Einzelfälle beiseitegeschoben werden. Dabei ist der Dumme im Unterschied zum Bösen restlos mit sich selbst zufrieden; ja, er wird sogar gefährlich, indem er leicht gereizt zum Angriff übergeht. Daher ist dem Dummen gegenüber mehr Vorsicht geboten als gegenüber dem Bösen. Niemals werden wir mehr versuchen, den Dummen durch Gründe zu überzeugen; es ist sinnlos und gefährlich. Um zu wissen, wie wir der Dummheit beikommen können, müssen wir ihr Wesen zu verstehen suchen. Soviel ist sicher, daß sie nicht wesentlich ein intellektueller, sondern ein menschlicher Defekt ist. Es gibt intellektuell außerordentlich bewegliche Menschen, die dumm sind, und intellektuell sehr Schwerfällige, die alles andere als dumm sind. Diese Entdeckung machen wir zu unserer Überraschung anläßlich bestimmter Situationen. Dabei gewinnt man weniger den Eindruck, daß die Dummheit ein angeborener Defekt ist, als daß unter bestimmten Umständen die Menschen dumm gemacht werden, bzw. sich dumm machen lassen. Wir beobachten weiterhin, daß abgeschlossen und einsam lebende Menschen diesen Defekt seltener zeigen als zur Gesellung neigende oder verurteilte Menschen und Menschengruppen. So scheint die Dummheit vielleicht weniger ein psychologisches als ein soziologisches Problem zu sein. Sie ist eine besondere Form der Einwirkung geschichtlicher Umstände auf den Menschen, eine psychologische Begleiterscheinung bestimmter äußerer Verhältnisse. Bei genauerem Zusehen zeigt sich, daß jede starke äußere Machtentfaltung, sei sie politischer oder religiöser Art, einen großen Teil der Menschen mit Dummheit schlägt. Ja, es hat den Anschein, als sei das geradezu ein soziologisch-psychologisches Gesetz. Die Macht der einen braucht die Dummheit der anderen. Der Vorgang ist dabei nicht der, daß bestimmte – also etwa intellektuelle – Anlagen des Menschen plötzlich verkümmern oder ausfallen, sondern daß unter dem überwältigenden Eindruck der Machtentfaltung dem Menschen seine innere Selbständigkeit geraubt wird und daß dieser nun – mehr oder weniger unbewußt – darauf verzichtet, zu den sich er gebenden Lebenslagen ein eigenes Verhalten zu finden. Daß der Dumme oft bockig ist, darf nicht darüber hinwegtäuschen, daß er nicht selbständig ist. Man spürt es geradezu im Gespräch mit ihm, daß man es gar nicht mit ihm selbst, mit ihm persönlich, sondern mit über ihn mächtig gewordenen Schlagworten, Parolen etc. zu tun hat. Er ist in einem Banne, er ist verblendet, er ist in seinem eigenen Wesen mißbraucht, mißhandelt. So zum willenlosen Instrument geworden, wird der Dumme auch zu allem Bösen fähig sein und zugleich unfähig, dies als Böses zu erkennen. Hier liegt die Gefahr eines diabolischen Mißbrauchs. Dadurch werden Menschen für immer zugrunde gerichtet werden können. Aber es ist gerade hier auch ganz deutlich, daß nicht ein Akt der Belehrung, sondern allein ein Akt der Befreiung die Dummheit überwinden könnte. Dabei wird man sich damit abfinden müssen, daß eine echte innere Befreiung in den allermeisten Fällen erst möglich wird, nachdem die äußere Befreiung vorangegangen ist; bis dahin werden wir auf alle Versuche, den Dummen zu überzeugen, verzichten müssen. In dieser Sachlage wird es übrigens auch begründet sein, daß wir uns unter solchen Umständen vergeblich darum bemühen, zu wissen, was das Volk eigentlich denkt, und warum diese Frage für den verantwortlich Denkenden und Handelnden zugleich so überflüssig ist – immer nur unter den gegebenen Umständen. Das Wort der Bibel, daß die Furcht Gottes der Anfang der Weisheit sei, sagt, daß die innere Befreiung des Menschen zum verantwortlichen Leben vor Gott die einzige wirkliche Überwindung der Dummheit ist. Übrigens haben diese Gedanken über die Dummheit doch dies Tröstliche für sich, daß sie ganz und gar nicht zulassen, die Mehrzahl der Menschen unter allen Umständen für dumm zu halten. Es wird wirklich darauf ankommen, ob Machthaber sich mehr von der Dummheit oder von der inneren Selbständigkeit und Klugheit der Menschen versprechen.

18. Rezeption der Erkenntnisse Bonhoeffers zur Dummheit:

Die TAZ (Autor Stefan Hunglinger) zitiert in ihrem Bericht über den zerstörerischen Umgang  Trumps  mit der Demokratie in den USA auch Dietrich Bonhoeffers Reflexionen  zur Dummheit: TAZ am 15.12. 2025, Seite 16.

Fußnote 1:
Emil Kowalski, Dummheit, Eine Erfolgsgeschichte. J. B. Metzler Verlag 2. Auflage, 2022.
Heidi Kastner, Dummheit. Verlag Kremayr und Scherlau, Wien, 10. Auflage, 2022.

Fußnote 2:
 Dietrich Bonhoeffer, Widerstand und Ergebung. Briefe und Aufzeichnungen aus der Haft. Gütersloher Verlagshaus, 22. Auflage 2019, S. 15.

Fußnote 3: Martin Seel, “111 Tugenden – 111 Laster. Eine philosophische Revue”. S. Fischer Verlag, 2011, der Essay über Dummhei auf den Seiten 62-64. Wir empfehlen ausdrücklich dieses philosophische Buch! LINK

Leider wird in beiden Studien nicht der Essay „Von der Dummheit“ von Dietrich Bonhoeffer diskutiert!

Copyright: Christian Modehn, Religionsphilosophischer Salon Berlin

Trump ist Faschist: Erkenntnisse eines französischen Politologen

Aus einem Interview mit dem Politologen, Prof. Stéphane Audoin-Rouzeau, (S.A.-R.), Paris,  in der Pariser Tageszeitung „La Croix“, am 6.3.2025.   LINK

Stéphane Audoin-Rouzeau (* 1955) ist ein französischer Historiker und Direktor des Centre d’études sociologiques et politiques Raymond Aron in Paris. 

 Am 16.3.2025 notiert: Angesichts der Rücknahme der Bestimmungen zum Schutz der Umwelt und zur Begrenzung des Klimawandels durch Trump wird die Erkenntnis evident: Trump und sein Regime ignorieren den Schutz des Lebens der Bevölkerung zugunsten der Profite von Großunternehmen. Wie nennt man eine solche inhume Haltung?  Wie lange läßt sich die Bevölkerung der USA diese Verbrechen einer “demokratisch” gewählten, aber jetzt diktatorisch agierenden Regierung bieten?

Am 14.3.2025 notiert: Trump einen Faschisten zu nennen, ist sicher gewagt, wenn man “globalen Einordnungen” von Politikern kritisch gegenübersteht .Aber die “Einordnung” ist jetzt nötig, um auf den äußerst verstörenden und äußerst gefährlichen Charakter der Politik von Mister Trump aufmerksam zu machen. Dabei ist klar, dass es Differenzen in den historischen Formen des Faschismus gibt, aber eben auch bleibende Gemeinsamkeiten. Wie Europa mit einem Faschisten Trump umgeht, ist eine Art Balanceakt. Unterwürdigkeit unter diesen All-Herrscher wäre die falsche Antwort. Einzig ein starkes Anti-Trump-Europa ist die Antwort.

Am 2.4.2025 notiert: Auch ein us-amerikanischer Philosoph hält Trump für einen Faschisten:  Der Philosophieprofessor Jason Stanley, Yale- University, verläßt die Trump – USA Richtung Kanada. Jason Stanley hält das Regime Trumps für  klar faschistisch: Aus einem Interview mit spiegel.de am 30. 3.2025 von Tobias Rapp: LINK

SPIEGEL: Ihr Buch »Wie Faschismus funktioniert« ist im vergangenen Jahr auf Deutsch erschienen. Würden Sie die Regierung von Donald Trump so beschreiben: als faschistisch?

Stanley: Die große Faschismus-Debatte tobt nun schon seit Jahren, und ich kenne niemanden, der sich mit dem Thema beschäftigt, der nicht sagen würde: Es ist Faschismus. Alle Kriterien treffen zu. Es gibt die Verklärung der Vergangenheit, die Betonung des Wir-gegen-die, die Kultur der Lüge, das Verdammen von Komplexität, den Glaube an Hierarchien, die Feier einer Ordnung, die von oben festgelegt wird. Es ist alles da.  LINK

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Frage an Prof. Audoin-Rouzeau: Um den Trumpismus, der die Ukraine in die Enge treibt, zu analysieren, bringen Sie den Begriff „Faschismus“ vor. Warum?

S. A.-R.: Zunächst möchte ich klarstellen, dass ich mit diesem Begriff nicht allein bin, er findet sich beispielsweise bei dem großen amerikanischen Historiker Robert Paxton. In den letzten 40 Jahren wurde die Bezeichnung „faschistisch“ immer häufiger gegenüber der extremen Rechten und manchmal sogar gegenüber radikalen Konservativen verwendet und hat sich dadurch abgeschwächt. Doch abgesehen von dieser polemischen Verwendung gibt es eine Einzigartigkeit des Faschismus, die ihn unwiderruflich von anderen Formen der extremen Rechten unterscheidet: seine subversive und revolutionäre Dimension, insbesondere in seiner Anfangszeit. Dies gilt sowohl für den italienischen Faschismus als auch für seine nationalsozialistische Mutation.
Und genau das ist es, was wir derzeit jenseits des Atlantiks am Werk sehen. „Trump 2“ begann bereits während des Wahlkampfs und sogar im Januar 2021 mit dem Sturm auf das Kapitol, der sein Potenzial für Gewalt und sogar ‚Putschismus‘ zeigte. Zwei Monate nach seinem Einzug ins Weiße Haus hat Donald Trump bereits die internationale Ordnung unterwandert, sowohl durch seine imperialistische und eroberungssüchtige Rhetorik als auch durch seine jüngste Umkehrung der Bündnisse. Auf nationaler Ebene hat er die Institutionen unterwandert und sicher geglaubte gesellschaftliche Entwicklungen umgestoßen.

Frage: Welche weiteren Merkmale begründen Ihrer Meinung nach die Bezeichnung „faschistisch“?

S. A.-R.: Eine beträchtliche Aggressivität und Gewalt, die Existenz eines Anführers und eines Eifers um ihn herum, die spektakuläre politische Dramaturgie, wie als Donald Trump am Tag seiner Amtseinführung die Dekrete öffentlich unterzeichnete. Und die während seiner Kampagne verwendete Formel, dass illegale Einwanderer in den USA „das amerikanische Blut infizieren“ würden. Diesen Rassismus in seiner biologischen Version dachten wir, dass er 1945 verschwunden sei.
Drei weitere Elemente scheinen mir den Vergleich mit den historischen Faschismen zu stützen. Zunächst die Subversion der Sprache, die Victor Klemperer für den Nationalsozialismus analysiert hatte. Es entsteht ein trumpscher Diskurs, in dem die Wahrheit keine Rolle mehr spielt, in dem bestimmte Wörter verboten und andere aus dem Nichts geschaffen werden. Dann die Revolution der Eliten, durch die Ernennung von Trump hörigen und völlig inkompetenten Beamten für die wichtigsten Bundesämter. Und schließlich die Tatsache, dass die amerikanische Gesellschaft derzeit das Gefühl vermittelt, sich wie gelähmt zu ergeben.

Frage: Ist das die Rückkehr des Faschismus der 1930er Jahre?
S. A.-R.: Meiner Meinung nach erleben wir die Entstehung eines amerikanischen Faschismus, der an der Schwelle zwischen Trumps erster und zweiter Amtszeit aufgetreten ist. Es ist ein spezifischer Faschismus, auch wenn er viele Ähnlichkeiten mit dem historischen Faschismus aufweist. Die Schwierigkeit, eine solche Diagnose zu stellen, ist die Inkohärenz von Donald Trumps Positionen. Vielleicht wird es nie einen kohärenten ideologischen Korpus des Trumpismus geben. Aber vielleicht wird er sich auch strukturieren, insbesondere mit Hilfe von Vizepräsident J. D. Vance, der in München eine sehr klare Rede gehalten hat, oder anderen Ideologen aus seinem Umfeld. Aber in diesem Moment kann man meiner Meinung nach bereits von einem amerikanischen Faschismus sprechen, und das ist natürlich äußerst ernst.

Frage: Wie kann uns diese Diagnose in diesem so gefährlichen Moment helfen?
S. A.-R.: Wenn es sich tatsächlich um einen amerikanischen Faschismus handelt, ist es dringend geboten, keine Zeit mehr mit Versuchen zu verschwenden, mit Donald Trump zu diskutieren, ihn zu besänftigen oder gar zu verändern, denn diese Versuche sind zum Scheitern verurteilt. In Krisenzeiten ist es entscheidend, die Situation genau in Worte zu fassen und ihr ins Gesicht zu sehen, nicht nur um sie zu verstehen, sondern auch um zu handeln. Dies ist die Aufgabe von Politikern, Forschern und Journalisten. Auch in Europa müssen wir uns unverzüglich auf eine Diagnose einigen. Wir müssen akzeptieren, wie Charles Péguy betonte, „zu sehen, was man sieht“.

Übersetzt mit DeepL.com (kostenlose Version)

Siehe auch unseren Beitrag zum “Ewigen Faschismus”: Einige Thesen von Umberto Eco: LINK

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Der französische Text des Interviews mit Prof. Stéphane Audoin-Rouzeau:  „La Croix“, am 6.3.2025.

Pour analyser le trumpisme, qui accule l’Ukraine, vous avancez le terme de « fascisme ». Pourquoi ?
S. A.-R. : Tout d’abord, je voudrais préciser que je ne suis pas seul à employer ce terme, que l’on retrouve par exemple chez le grand historien américain Robert Paxton. À force d’être employé, depuis quarante ans, envers l’extrême droite, et même parfois envers des conservateurs radicaux, le qualificatif « fasciste » s’est affadi. Mais au-delà de cet usage polémique, il existe une singularité du fascisme qui le distingue de manière irréductible d’autres formes d’extrême droite : sa dimension subversive et révolutionnaire, surtout à son début. C’est le cas du fascisme italien, comme de sa mutation nazie.

Et c’est exactement ce que l’on voit à l’œuvre en ce moment outre-Atlantique. « Trump 2 » a commencé dès la campagne électorale, et même en janvier 2021 avec la prise du Capitole qui a montré son potentiel de violence et même de « putschisme ». Deux mois après son accession à la Maison-Blanche, Donald Trump a déjà subverti l’ordre international, par son discours impérialiste et conquérant comme par son renversement récent des alliances. Au niveau national, il a subverti les institutions et renversé des évolutions sociétales que l’on croyait acquises.
Quelles sont les autres caractéristiques qui fondent à vos yeux cette qualification de fasciste ?
S. A.-R. : Une agressivité et une violence considérables, l’existence d’un chef et d’une ferveur autour de lui, la dramaturgie politique spectaculaire, comme lorsque Donald Trump a signé les décrets en public le jour de l’investiture. Et cette formule utilisée durant sa campagne, selon laquelle les immigrés illégaux aux États-Unis « infecteraient le sang américain ». Ce racisme dans sa version biologique, nous pensions qu’il avait disparu en 1945.
Trois autres éléments me semblent soutenir la comparaison avec les fascismes historiques. La subversion de la langue tout d’abord, que Victor Klemperer avait analysée pour le nazisme. Un discours trumpien se met en place, où la vérité n’a plus aucune importance, où certains mots sont interdits, d’autres créés de toutes pièces. La révolution des élites ensuite, par les nominations aux postes fédéraux les plus importants de responsables inféodés à Trump et complètement incompétents. Le fait, enfin, que la société américaine donne pour l’instant le sentiment de se rendre, comme tétanisée.
Est-ce le retour du fascisme des années 1930 ?
S. A.-R. : Nous assistons selon moi à l’émergence d’un fascisme américain, apparu à la charnière entre le premier et le second mandat de Trump. C’est un fascisme spécifique, même s’il a de nombreuses ressemblances avec le fascisme historique. La difficulté pour poser un tel diagnostic, c’est l’incohérence des positions de Donald Trump. Peut-être n’y aura-t-il jamais de corpus idéologique cohérent du trumpisme. Mais peut-être aussi va-t-il se structurer, notamment avec l’aide du vice-président J. D. Vance, qui a tenu un discours très clair à Munich, ou d’autres idéologues de son entourage. Mais à cet instant, je pense que l’on peut déjà parler d’un fascisme américain, et c’est évidemment d’une gravité extrême.
Dans ce moment si dangereux, en quoi ce diagnostic peut-il nous aider ?
S. A.-R. : S’il s’agit bien d’un fascisme américain, il est urgent de ne plus perdre de temps avec des tentatives pour discuter avec Donald Trump, l’amadouer ou encore le faire évoluer, car elles sont vouées à l’échec. En temps de crise, poser des mots exacts sur la situation est crucial, tout comme la regarder en face, non seulement pour la comprendre, mais pour agir. C’est la mission des responsables politiques, des chercheurs et des journalistes. En Europe, il faut aussi que nous nous accordions sur le diagnostic sans tarder. Il faut accepter, comme le soulignait Charles Péguy, « de voir ce que l’on voit ».

 

Immer mehr “Konfessionslose” in den USA.

Ein Hinweis auf eine neueste Kirchen- Studie in den USA:
Von Christian Modehn, am 27.2.2025.

1.
Eine aktuelle Untersuchung des „PEW Research Center“ hat am 26.2.2026 den zunehmenden Abschied der Bürger der USA von den Kirchen dokumentiert. Die Studie hat den Titel „Studie der religiösen Landschaft“, realisiert durch Interviews mit 36.000 Bürgern der USA. Viele Details: LINK:

2.
Bei jungen Menschen sprechen Analysten von einer „erosion“, einem Zusammenbruch der Kirchenbindung. Nur noch weniger als ein junger Amerikaner von fünf bekennt, eine religiöse Ausbildung erhalten zu haben.

3.
Einige Fakten: Fast sechs von zehn US Amerikanern nennen sich (noch) Christen, das sind jetzt 62 Prozent. Im Jahr 2007 waren es noch 78 Prozent, im Jahr 2014 waren es 71 Prozent.

4.
Der Rückgang an Mitgliedern betrifft alle Kirchen in den USA. Bei den einflußreichen, mit Trump und seinen Republikanern verbundenen „Evangelikalen“ ist der Rückgang am geringsten: Gegenüber 2007 haben sie jetzt nur 3 Punkte weniger, sie bilden einen Anteil von 23 Prozent aller Christen in den USA.
Bei den Katholiken gibt es diese Entwicklung:
24 Prozent och 2007
21 Prozent noch 2014 und
2024 nur noch 19 Prozent.

Zu den klassischen protestantischen Kirchen der USA (Presbyterianer, Anglikaner, Lutheraner, Methodisten usw.) gehören jetzt nur noch 11 Prozent der US Amerikaner an, im Jahr 2007 waren es noch 18 Prozent.

5.
Das ist wirklich von größter Bedeutung: Die so genannten NONES), Leute ohne Mitgliedschaft in einer Kirche, zählen jetzt 29 Prozent der Bevölkerung, 2014 waren es nur 23 Prozent. 5 Prozent nennen sich Atheisten, 6 Prozent Agnostiker innerhalb der NONES. Sie haben ein Durchschnittsalter 38 Jahren; bei den Kirchenmitgliedern ist das Durchschnittsalter 54 Jahre (im Jahr 2007: 46 Jahre).

6.
Unter den jüngsten amerikanischen Kirchenmitgliedern sind mehr Männer als Frauen, die Analysten des PEW Research Centers nennen dies eine Umkehrung gegenüber früher, als Frauen stärkere Kirchenbindung zeigten.
Trotz dieser Erkenntnis: Frauen haben insgesamt noch eine stärkere Bindung an die Kirchen.

7.
Bei den „weißen Amerikanern“ mit Bindung an die klassischen Kirchen ist der Rückgang an Kirchenbindung am stärksten.

8.
Juden nennen sich 2023 1,7 % der Bevölkerung, Muslims 1,2 %, Buddhisten 1,1 % und Hindus 0,9%.

9.
Es ist inzwischen bewiesen, dass Evangelikale und fundamentalistische Christen auch in den anderen Kirchen eine starke Nähe zu Trump und den Republikanern haben. Und dass die Kirchenfernen und Atheisten eine stärkere Bindung an die Demokraten haben.

10.
Darf man als Philosoph und Theologe, der die Metaphysik und auch eine vernünftige (!) Form des Glaubens immer entwickelt und verteidigt, dann in dem Fall doch sagen: Hoffentlich nimmt die Zahl der Kirchenfernen in den USA zu, d.h. hoffentlich verschwindet der Glaube bzw. die Ideologie der Evangelikalen bald und die der Fundamentalisten… damit dadurch auch die Diktatur von Trump und Konsorten verschwindet!
Ein frommer Wunsch, gewiss, aber dieser Wunsch ist richtig. Ohne Evangelikale und ohne christliche Fundamentalisten, aber auch ohne jüdische und muslimische und hinduistische Fundamentalisten und Wahn – Religiöse könnte es in dieser unserer Welt besser aussehen und mehr Gerechtigkeit, mehr Demokratie herrschen. Und natürlich auch ohne radikale Missionare des Atheismus.

11.
Zugespitzt gesagt: Hoffen wir also auf eine weitere Entkirchlichung der USA, um dem Wahn Trumps und seiner Republikaner die Unterstützer zu entziehen. Die wenigen vernünftigen religiösen Menschen werden das alles gut und gern erleben und als Befreiung vom religiösen Opium feiern!

12.

Für Präsident Trump geht es nicht nur um “America first”. Sondern um “Christians first”, gemeint sind immer die evangelikalen und fundamentalistischen, die Republikaner wählenden Christen: LINK.  Nun gibt es auch ein “White House Faith Office” (ein so genanntes “Glaubensbüro im Weißen Haus”) zur Durchsetzung dieses fundamentalistischen Glaubens mit der fundamentalistischen Predigerin Paula White-Cain an der Spitze.  LINK.

Damit folgt Trump dem Diktator Putin, der mit seinem treuen Freund Patriarch Kyrill von Moskau (auch er KGB-Mitarbeiter einst)  ebenfalls eine Art Glaubensbüro unterhält. Das heißt auch hier: Ein ideologisches, nach außen hin “christliches” Amt zur Unterstützung seiner Gewalt/Kriegspolitik in der sich orthodox nennenden russischen Bevölkerung.

Siehe auch über “Religiöse Rechtsextreme in Deutschland und ihr Liebling Trump”: LINK:

Copyright: Christian Modehn, Religionsphilosophischer Salon Berlin.

Die Trump Hymne: Die neue Hymne der USA … mit nur einer Strophe!

„Ich bete an die Macht der Lüge“

Eine Satire von Christian Modehn am 21.2.2025

Die 100 Lügen von Trump in den ersten 100 Tagen seiner zweiten Herrschaft, TRUMP IST DER LÜGNER SCHLECHTHIN: LINK

1. Ein Vorwort:
Wir hatten schon 2017 auf dieser website beim Start von Trump als Herrscher eine kurze, knappe, aber treffende „Trump Hymne“ verfasst. Sie wird nun von allen Trump – Fans weltweit – auch in Deutschland in Kreisen rechtsextremer und konservativer – sich christlich nennender Parteien – immer öfter gesungen, und, bei Rechtsextremen üblich, gegrölt.

Die Melodie der Hymne ist bekannt, einschlägig bekannt, vor allem bei Militaristen unter dem Titel „Ich bete an, die Macht der Liebe!“

2.
Wegen des großen Interesses, in dieser verrückten Situation, heute, Februar 2025, mit sehr erschreckenden politischen Erfahrungen mit Trump und Konsorten: Also:
Noch einmal die „Trump Hymne“ aller Fans mit dem Titel „Ich bete an die Macht der Lüge“.

Und anschließend eine Strophe der eher wenigen verbliebenen, hilflosen Trump – Gegner, wenn nicht Trump – Feinde, unter Nr. 4.

3. DIE TRUMP HYMNE:
Mit dem Titel: „Ich bete an die Macht der Lüge.“

Ich bete an die Macht der Lüge,

die sich in Trump und andren zeigt

Ich geb mich hin den Lügenworten,

wodurch ich Wurm verblödet werd

ich will, anstatt mal nachzudenken

im Meer der Lügen mich versenken…

4.
Und die verbliebenen Trump Gegner und Trump Oppositionellen singen, ebenfalls der Melodie von „Ich bete an die Macht der Liebe“ folgend::

O Trump, dass dein Nam verschwinde

Im Geiste aller ausgelöscht

Möcht deine triste Lügenwelt

Aus Herz und Sinn vernichtet sein.

Im Wort, im Werk, in allen Wesen

Sei Wahrheit und sonst nichts vorhanden.
…………
5.
Der Text des alten, auch militaristisch üblichen “Kirchen-Liedes” … Das alte Lied: „Ich bete an die Macht der Liebe“:

Die erste Strophe:

Ich bete an die Macht der Liebe,
 die sich in Jesus offenbart;
ich geb mich hin dem freien Triebe,

wodurch ich Wurm geliebet ward;
ich will, anstatt an mich zu denken, 
i

ins Meer der Liebe mich versenken.

Die vierte Strophe dieses Liedes heißt im Evangelischen Gesangbuch – in der Neufassung der „Trump Gegner Hymne“ siehe 4.

O Jesu, dass dein Name bliebe
im Herzen tief gedrücket ein;
möcht deine süße Jesusliebe
in Herz und Sinn gepräget sein.
Im Wort, im Werk und allem Wesen
sei Jesus und sonst nichts zu lesen.

…..

Jetzt hat Trump im “Weißen Haus” ein “Glaubensbüro” “White House Faith Office” eingerichtet zur Unterstützung der evangelikalen und fundamentalistischen Christen in den USA. Die evangelikale Rednerin, nein “Predigigerin”, Paula White-Cain leitet dieses religiös-ideologische Büro. LINK: Das Motto von Trump ist bekanntlich auch “Christians First”. Wie er das seinen Freunden im Netanjahu – Regime in Israel erklären mag, ist ungewiss.

 

Copyright: Christian Modehn, Religionsphilosophischer Salon Berlin.

Warum sollten die USA jetzt nicht mehr Demokratie genannt werden?

Die 24. der „unerhörten Fragen“: Warum sollten die USA jetzt nicht mehr Demokratie genannt werden?
Von Christian Modehn am 14.2.2025.

Am 16.3.2025 notiert: Angesichts der Rücknahme der Bestimmungen zum Schutz der Umwelt und zur Begrenzung des Klimawandels durch Trump wird die Erkenntnis evident: Trump und sein Regime ignorieren den Schutz des Lebens der Bevölkerung zugunsten der Profite von Großunternehmen. Wie nennt man eine solche inhume Haltung?  Wie lange läßt sich die Bevölkerung der USA diese Verbrechen einer “demokratisch” gewählten, aber jetzt diktatorisch agierenden Regierung bieten? 

Der deutsch-amerikanische Politikwissenschaftler Karl Kaiser (Prof. an Harvard Unversity) betont: “Trump will den Westen, die freie Welt zerstören”. Am 4. März 2025 notiert, siehe Tagesspiegel 3.3.2025 Seite 7. (Fußnote 6)

Siehe auch den (satirischen) Hinweis auf die neue Hymne der USA: Ich bete an die Macht der Lüge! Das ist DIE TRUMP HYMNE: LINK.

Zum “Umbau der USA zu einem autoritären Führerstaat”: Siehe auch  Fußnote 5: Ein Beitrag von Bernd Pickert vom 22.2.2025.

…………………………..

1.
Die Antwort ist ganz einfach: Weil diese Erkenntnis den Fakten entspricht! Weil Trump und seine Regierung jetzt die Demokratie systematisch und wohl auf längere Dauer zerstört. Und diese Erkenntnis setzt sich immer mehr durch, zumal nach der “Münchner Sicherheitskonferenz” (14., 15.2.2025) mit dem Auftritt von Vizepräsident Vance (siehe dazu Fußnote 4).

Eine weiterführende Frage wäre, notiert am 19.2.2025: Sind notorische Lügner als Verbrecher zu bezeichnen? Ethisch gesehen: Ja. Wie also umgehen mit Verbrechern in der Politik, die sich eine fast totale Macht “demokratisch”, durch Wahlen, mit allerlei Tricks verschafft haben? Was ist, wenn man viele Millionen Wähler eines notorischen Lügners doch, vornehm noch, “ein bißchen verwirrt bezeichnen würde?”  Siehe die Lügen und Unverschämtheiten Mister Trumps gegenüber dem demokratischen Präsidenten der Ukraine: Selenskyj: (FUßNOTE 3:)

Katholische US Bischöfe verklagen Trump: “Die US-amerikanischen Bischöfe beschlossen am Dienstag, den 18. Februar, die Trump-Regierung wegen der Einstellung der Finanzierung der Ansiedlung von Flüchtlingen zu verklagen. Sie bezeichneten diese Maßnahme als illegal und schädlich für neu angekommene Flüchtlinge.” Quelle: Tageszeitung La Croix, Paris, 20.2.2025, Seite 13.

2.
Objektive Beobachter sprechen jetzt tatsächlich von einem Staatsstreich (siehe Fußnote 1) durch Trump, also konkret: Von einem hinterhältigen, systematischen Übergang einer gewählten demokratischen Regierung in eine Diktatur. Der letzte große Staatsstreich geschah in Venezuela durch Maduro 2017 (siehe Fußnote 2).
3.
Wenn die Regierung Trumps, die Exekutive, nicht mehr die für eine Demokratie immer übergeordneten Gerichtsentscheidungen respektiert, spätestens dann sollte von Staatsstreich gesprochen werden. „Am Sonntag (9.2.2025) schrieb Trump Vizepräsident J.D.Vance in einem Post: `Richtern ist es nicht erlaubt, die legitime Macht der Exekutive zu kontrollieren.` Nebenbei: Vance ist tatsächlich Absolvent der Yale – Law – School (!), er hat in den vergangenen Jahren immer wieder argumentiert, dass ein Präsident wie Trump Gerichtsurteile ignorieren sollte, die seine exekutive Macht begrenzen“ (so Amran Coen in „DIE ZEIT“, 13.2.2025, S. 6).
4.
Wenn der Staatsstreich durch Trump also total wird, was wird dann in Staat und Gesellschaft der USA passieren? Russ Miller, Verfassungsrechtler und Jura – Professor, beantwortet diese Frage in der “ZEIT” sehr ehrlich: „Nichts passiert. Die Gerichte haben schließlich keine eigenen Mittel, ihre Urteile durchzusetzen. Die Polizei untersteht der Exekutive. Das Gesetz und die Verfassung, sagt Miller, seien letztlich nur eine Tradition, eine Konvention, an die wir uns als Gesellschaft halten. Ein Mythos, der nur dann wirkt, wenn alle an ihn glauben“ (ebd.).
5.
Auf Seite 1 der “ZEIT” vom 13.2.2025 schreibt Heinrich Wefing: „Ganz offen sprechen konservative Verfassungsrechtler im Blick auf Trump Herrschaft von einer „imperial presidency“, also einer imperialen Präsidentschaft, und diese wäre das Gegenteil der klassischen Gewaltenteilung, also eine Diktatur.
6.
Dieses imperiale Denken der USA und ihrer Politiker ist spätestens seit dem Vietnam Krieg wieder allgemein bekannt und auch in Erinnerung an die Lateinamerika -Politik der USA („Zentralamerika als Hinterhof der USA“, Zusammenarbeit mit Faschisten in Chile unter Diktator Pinochet usw.). Insofern ist die imperiale Präsidentschaft von Trump nur ein zugespitzter radikaler Ausdruck des tief sitzenden imperialen Denkens vieler in den USA und vieler Politiker.
7.
Wer wird den imperialen Präsidenten Trump und seine (Milliardärs)-Clique besiegen und demokratische Strukturen wiederherstellen?
Welche Europäer können dabei helfen, wenn ringsum in Europa sich stolz „nicht – liberale Regierungen“ an der Macht halten und rechtsextreme Parteien in Europa Zuspruch erhalten? Wer wird die Demokratie – nach demokratischen Reformen der Demokratie durch Demokraten – wieder als die einzige heute mögliche vernünftige Regierungsform durchsetzen und prägen? Wo sind diese vernünftigen Kreise? In den etablierten Parteien etwa? Was wäre die noch vorhandene Demokratie ohne die demokratischen Medien? Schützen wir wenigstens noch die freien und kritischen Medien, und: nicht alle Medien in Deutschland sind freie und kritische Medien. (Man erinnere sich an die Forschungen zur BILD Zeitung des Springer Imperiums durch Günter Wallraff…)
Philosophen sollten heute für den Schutz und die Weiterentwicklung der Demokratie eintreten, das tun sie auch, aber  ihre Bücher zum Thema erreichen oft nur Minderheiten – wegen der minimalen Auflage oder der komplexen Sprache der Philosophen.
8.
Und die Kirchen? Immerhin hat Papst Franziskus am 11.2.2025 heftig die Flüchtlingspolitik der Trump – Herrschaft kritisiert und dabei vor allem Vizepräsident Vance gemeint: Er ist seit 5 Jahren heftig überzeugter Katholik und Freund traditionalistischer Theologie. Quelle: LA CROIX, Tageszeitung in Paris, 12.2.2025.

Nebenbei: Die Bischofskonferenz der USA ist gespalten: Und immer wieder ist die Frage: Kann eine bewusst und explizit nicht – demokratisch sein wollende Organisation wie die katholische Kirche glaubwürdig für Demokratie eintreten und Demokratie möglicherweise retten? Oder rettet diese Kirche im Notfall wie üblich in der Geschichte vor allem die Rechte der Kirche?

Ergänzung am 17.2.2025: Die Trump Herrschaft hat die übliche Hilfe der superreichen USA für “Entwicklungs-Organisationen” in der armen und hungernden Welt drastisch gekürzt. Die bekannte und vielfach geschätzte Organisation “Jesuiten – Flüchtlingsdienst” kommentiert: Die USA-Herrscher und ihre Wähler denken jetzt auschließlich noch an sich selbst; das soll ein christlicher Staat sein, gewählt von Alleluja singenden Evangelikalen, die über ihren Reichtum glücklich sind und dafür ihrem (!) Gott danken?LINK:

Fußnote 1.
„Als Staatsstreich wird in der Regel die Aktion einer bereits im Amt befindlichen Regierung oder von einzelnen Regierungsmitgliedern bezeichnet, die darauf abzielt, ihre Macht auf illegitime Weise zu verlängern oder zu festigen, indem sie die Institutionen und das geltende legale Prozedere untergräbt, umgeht oder gänzlich ausschaltet.“ Wikipedia gelesen am 14.2.2025

Fußnote 2:
Zum Staatsstreich in Venezuela durch Präsident Maduro am 30.3 2017: LINK.
Interessanterweise kritisierte der 2017 schon herrschende Trump die, so wörtlich, „Maduro – Diktatur“ . Quelle: LINK.

Jetzt, Februar 2025, wollen die beiden imperialen Herrscher, Trump und Maduro, ihre Beziehungen wieder einvernehmlich verbessern. Quelle. LINK 

FUßNOTE 3 am 15.2.2025:

Das Thema dieser unerhörten Frage wird ständig weiter in der Öffentlichkeit vertieft und unsere Erkenntnis wird immer wieder bestätigt: Die USA sind auf dem Weg, nicht mehr länger als eine Demokratie gelten zu können. Und das sollte man offen sagen!

Sichtbar wurde der anti-demokratische Ungeist der Trump – Herrschaft in der Rede von Vizepräsident J.D.Vance während der Münchner Sicherheitskonferenz am 14.2.2025. Sogar die „Financial Times“ kommentiert zusammenfassend, berichtet die SZ am 15./16. Februar 2025, Seite 7: „Vance hat in München eine Wahlkampfrede für die AFD gehalten.“
Und Vance hat die nicht – liberalen Regime in Europa, wie Orban, förmlich als normale Regierungen hingestellt. Unverschämt, diese Einmischung der USA, und wie hilflos die Reaktionen der demokratischen Politiker. Vance ist aufgrund seiner heftigsten (reaktionär katholisch geprägten Ideologie) wahrscheinlich noch gefährlicher als Trump. Müssen die Europäer Angst vor ihm haben? Zur Angst vor Putin kommt nun die Angst vor Trump/Vance?

In der Süddeutschen Zeitung (SZ) vom 15./16. Februar 2025 Seite 41 nennt der Publizist Hilmar Klute den Präsidenten Trump einen „Autokraten.“ Also einen Allein – Herrscher, den man auch als Diktator bezeichnen kann.
„Donald Trump hat einen Krieg gegen sein eigenen Land entfesselt.“ Und gegen den „Rest“ der Welt, schreibt Hilmar Klute.

Das Dilemma ist: Europa darf es sich wohl aus ökonomischen und militärischen Überlegungen nicht erlauben, den Diktator Trump und sein Regime explizit zu bekämpfen. Aus Gründen der universell geltenden Vernunft und der demokratischen Selbstachtung müsste es Europa (gerade auch in Verbundenheit mit der Ukraine und gegen Putin) aber wohl tun. Es ist aber zu befürchten, dass ökonomische Erwägungen – wie immer in der Politik – den obersten Stellenwert haben.

Hilmar Klute schreibt: „Wir haben die Sprache und die Attitude der Unerbittlichen (also Trump und CO ) noch nicht ganz begriffen.“

FUßNOTE 4: Süddeutsche Zeitung, 19.2.2025, Kommentar von Stefan Kornelius: “Der US-Präsident gibt der Ukraine die Schuld am Krieg und nennt seinen Amtskollegen in Kiew einen Diktator – eine schwindelerregende Wahrnehmung bar jeder Rationalität. Trump schenkt dem Kreml mehr, als der jemals zu hoffen wagte.”

FUßNOTE 5: “Donald Trump, J. D. Vance und Elon Musk stehen für ein Modell der regellosen Interessendurchsetzung. Die USA bauen sie zu einem autoritären Führerstaat um, der Gewaltenteilung nur noch aus den Geschichtsbüchern kennt. Ideologisch ist ihr Handeln eingebettet in antifeministische Männlichkeitsideale aus dem frühen 20. Jahrhundert, gepaart mit der Idee der Aufteilung der Welt in Einflusszonen der Großmächte. Kein Wunder, dass Wladimir Putin verkünden ließ, er stimme mit den Ausführungen Trumps zu 100 Prozent überein.”

Quelle: https://taz.de/US-Aussenpolitik/!6068192/

FUßNOTE 6: “Amerika gibt mit Trump auch seine Rolle als Führungsmacht der freien Welt auf, zumindest solange das Trio Trump, Musk, Vance die amerikanische Politik bestimmt.” Frage: Befindet sich die amerikanische Gesellschaft in einer Art Agonie gegenüber Trump?: “Wenn das katastrophale Ausmaß der Selbstzerstörung Amerikas (durch Trump und Co.) immer deutlicher wird… dürfte es mit der Agonie vorbei sein… DasAnsehen der USA sinkt rapide und dramatisch. Die komplette Einstellung der Entwicklungshilfe (durch Trump) führt dazu, dass Menschen, vor allem in Afrika, sterben.” Der Politikwissenschaftler Prof. Karl Kaiser, Harvard UNI, in: Tagesspiegel am 3.3.2025.

Copyright: Christian Modehn, Religionsphilosophischer Salon Berlin

 

CDU/CSU sollten Christen nicht wählen!

Ein Hinweis auf eine Publikation von kath.de vom 11.2.2025
Von Christian Modehn am 12.2.2025

1.
Die CDU/CSU ist für Christen (die noch wissen, was dieser Titel eigentlich bedeutet) NICHT wählbar. Das “C” dieser beiden Parteien ist bloß noch Kulisse, Irreführung, raffiniert eingesetzter Schein, vielleicht ein Witz.

Zu dieser Erkenntnis kommt – zusammenfassend gesagt und interpretierend –  Christoph Paul Hartmann in seinem Beitrag für die website katholisch.de vom 11.2.2025, gelesen am 11.2.2025 um 14.00 Uhr. LINK.

katholisch.de ist das „Nachrichtenportal der katholischen Kirche in Deutschland“!

Der Beitrag ist sehr erhellend und unbedingt lesenswert, zumal für jene, die noch daran denken, am 23.2.2025 CDU/CSU zu wählen.

Der Beitrag von Christoph Paul Hartmann gehört zu einer Serie“Die Parteiprogramme zur Bundestagswahl“ .

Wir zitieren hier nur einige Erkenntnisse aus dieser Analyse des Parteiprogramms der Unionsparteien zu Bundestagswahl 2025.

„Mehr Markt, weniger Staat” (S. 20) und andere Floskeln bevölkern dieses Programm, in dem statt konkreter Zahlen oder Strategien markige Slogans im Mittelpunkt stehen.
„Den subsidiären Schutz (für Flüchtlinge) an sich (S. 41) wie den Familiennachzug für Menschen mit subsidiärem Schutzstatus abzuschaffen gehört ebenso zum Programm von CDU/CSU wie Asylverfahren außerhalb der EU.“
„Von muslimischen Einrichtungen erwartet die CDU/CSU dagegen eine Art Gesinnungsprüfung: Sie sollen sich zum Existenzrecht Israels und der freiheitlich-demokratischen Grundordnung bekennen. (Warum sagt die CDU/CSU nicht: Nur wer sich zu den universell geltenden Menschenrechten, auch für Palästinenser, bekennt, steht auf dem Boden des Grundgesetzes? Eine ergänzende Frage von Christian Modehn)

Im Text von kath. de heißt es weiter:
„Klar wird: Der Stil der Union ist schärfer und populistischer geworden, auch auf Kosten von Minderheiten. Das zeigt sich auch beim Abschnitt über Bürgergeldempfänger (29), aus dem durchaus eine Art Generalverdacht herausgelesen werden kann. Oder ideologischen Passagen wie der Ablehnung der Gendersprache (wobei die Union nicht definiert, was diese von gendergerechter Sprache abgrenzt, die sie befürwortet).
Zur Klimapolitik schreibt kath.de in seiner Interpretation des CDU/CSU Programms: “Wir sehen in der individuellen Mobilität den Inbegriff von Freiheit und spielen deshalb unterschiedliche Verkehrsmittel nicht gegeneinander aus. Anti-Auto-Haltung, Fahrverbote für Innenstädte, das Umwidmen von Parkplätzen und ein generelles Tempolimit auf deutschen Autobahnen lehnen wir ab.” Man will aber auch weiter chemische Pestizide (S35) auf deutschen Äckern. Das Programm ist hier zwar konservativ, doch dezidiert christlich oder auf Linie der Kirchen ist es nicht.“

Zusammenfassend aus dem Kommentar von kath.de: Die Union nähert sich dem Populismus, was sich nicht zuletzt in nur sehr spärlichen konkreten Maßnahmen ablesen lässt. Christliche Werte als eigene Entität oder als Orientierung in der Sozialpolitik (um die Katholische Soziallehre geht es überhaupt nicht) bleiben außen vor. Als konservatives Merkmal sind die volkskirchlichen Reste noch Teil der Fassade, christliche Inhalte treten dagegen mehr und mehr zurück. Sie taugen nur noch zur Abgrenzung des “wir” von den “anderen”. Im Programm lässt sich nachlesen: Die Union wendet sich von der Merkel-Zeit ab und stellt ihren Kurs auf Populismus. Sie folgt damit anderen konservativen Parteien in Europa, die in der Annäherung an extreme Kräfte ihr Heil suchen. Nicht zuletzt die jüngst entschiedene Ablehnung des Unions-Kurses durch Bischöfe und kirchliche Verbände zeigt, dass sich christliche Überzeugung und die Parteien mit dem C voneinander wegbewegen.“

2.
In einem „Gemeinsamen Aufruf“ mit dem Titel “Einstehen für unsere Demokratie“ ,
unterschrieben von den Vorsitzenden der christlichen Kirchen in Deutschland zur Wahl des 21. Deutschen Bundestages am 23. Februar 2025,
ist mit keinem Wort die Rede von der lächerlichen und inzwischen völlig überflüssigen Verwendung des „C“ in der CDU und CSU.
Dieser offizielle Kirchen – Bischofs – Text enthält das übliche allgemeine BlaBla der ökumenischen „Eintracht“, der intellektuelle Gipfel der bischöflichen Erkenntnis ist: „Bitte wählen Sie Parteien, die sich für unsere Demokratie einsetzen!“
Vor der AFD wird explizit nicht gewarnt, es wird nicht gesagt: Diese Partei ist für Christen nicht wählbar. Es heißt nur in der üblichen Allgemeinheit: „Wir halten daran fest, dass Extremismus und vor allem völkischer Nationalismus mit dem Christentum nicht vereinbar sind.“

3.

Siehe auch unseren Beitrag vom 29.1.2025 zum selben Thema: LINK:

Copyright: Christian Modehn, religionsphilosophischer-salon.de

 

 

 

Warum soll der Superreichtum der Milliardäre öffentlich obszön genannt werden?

Die 23. der „Unerhörten Fragen“

Von Christian Modehn am 29.1.2025

Auch diese „unerhörte Frage“ verlangt Erläuterungen.

Zuerst eine Definition:
Obszön, aus dem Lateinischen obscenus, bedeutet schmutzig, schamlos, unanständig, die guten Normen und Werte brechend und zerstörend.
Wer sich obszön verhält, weckt bei anderen Menschen Gefühle des Ekels.
Die obszönen Superreichen wecken jedoch eher den Neid bei den vielen Millionen „Nicht – Superreichen.“ Und dieser Neid führt zur Überschuldung der „Nicht – Superreichen“. Und Überschuldung sehr vieler führt zu politischen Krisen und zur Akzeptanz von rechtsextremen Populisten.

Auch diese unerhörte Frage ist also alles andere als eine bloße theoretische – philosophische „Spielerei“.

Unsere Frage wird in der kritischen und objektiven Presse noch aktuell dokumentiert, so etwa im Tagesspiegel, 16.2.2025 bitte beachten!  LINK

Die Aussage ist: Angesichts der obszönen ungerechten Verteilung des Eigentums auch und gerade in Deutschland müssten eigentlich “die Bürger auf die Barrikaden gehen.” ….Machen sie aber nicht, weil sie sich permanent von Politikern einreden lassen: Die Grenzschließung und die Abwehr von Geflüchteten sei am dringendsten in Deutchland. Welch eine Verblendung und Irreführung.

Die Erläuterungen:

1.
Die ständige Zunahme des Reichtums der Milliardäre und Multi – Millionäre weltweit wird seit vielen Monaten ebenfalls weltweit ständig wissenschaftlich dokumentiert. Um nur von Deutschland zu sprechen: Hier leben 249 Milliardäre, es sind die Top 10 der Reichsten, und diese Herrschaften kontrollieren 67 % der Vermögenswerte. Hingegen: Die untersten HÄLFTE der Bevölkerung in Deutschland kontrolliert NUR 1 % (in Worten EIN Prozent) der Vermögenswerte.. LINK

Und Carsten Schröder u.a.: MillionärInnen unter dem Mikroskop: Datenlücke bei sehr hohen Vermögen geschlossen – Konzentration höher als bisher angenommen. In: DIW Wochenbericht 29/2020, 511-521.

Weitere Fakten zur Zunahme der Superreichen: Siehe die wichtige OXFAM Studie. 2025: Fußnote 1:
Oder auch den Hinweis der Soziologin Eva Illouz, Fußnote 2:

2.
Diese ungerechte Situation kann und darf nicht nur distanziert und neutral statistisch betrachtet oder als eine Art normale Entwicklung im Kapitalismus beschrieben werden, zu der es – angeblich – keine Alternative gibt. Soviel „Positivismus“ oder „Neutralität“ oder „liberale Großzügigkeit“ ist dem Thema absolut unangemessen: Denn hinter der Statistik verbirgt sich zunehmende Armut weitester Kreise der Bevölkerung, sie können die Miete nicht mehr zahlen, sind vom sozialen Leben ausgeschlossen, weil das Geld für Bildung und Nahrung fehlt usw., die vielen hundert weiteren Beispiele zunehmenden Elends sind bekannt. Vom Hungersterben der Millionen Menschen in der so genannten „Dritten Welt“ ganz zu schweigen, diese erbärmlichsten Menschen in Sudan, Kongo, Haiti usw. sterben auch deswegen, weil die von der reichen Welt (auch den Milliardären) gemachten Wirtschaftsbeziehungen tödlich für sie sind.

3.
Der ganz überwiegende Teil der Menschheit muss sich als Opfer verstehen, und zwar als Opfer des Superreichtums der Superreichen. Es geht also um eine Analyse und Bewertung dieses Täter – Opfer – Verhältnisses, in diesen Begriffen wurde bisher der Superreichtum der Superreichen nicht besprochen. Aber es wird Zeit, dass allgemein erkannt wird: Welchen Schaden der Superreichtum der Superreichen für die Menschheit und – ökologisch – die Welt anrichtet.

4.
Die Superreichen erzeugen durch ihr Verhalten viele Opfer, also Menschen, die unter dem Superreichtum der Superreichen leiden und zu Tode kommen (Hungersterben). Es wird Zeit, dass sich die vielen Millionen Opfer des Superreichtums der Superreichen wehren. Aber diese Herrschaften lassen sich wohl durch Fakten zu ihren Untaten nicht erreichen, sie werden sich deswegen auch nicht schämen. Da werden nur politische Aktionen der Demokraten einen Ausweg bieten. Ob die moderat und so höflich und nett von den vielen Opfern und deren Interpreten geführten Debatten etwa um „Reichensteuer“ da weiter helfen, ist sehr die Frage.

Superreiche erzeugen viele tausend Opfer:
Beispiel: Superreiche verschmutzen die Umwelt wegen ihrer monströsen Autos, ihrer Privatjets, ihrer riesigen Yachten, ihrer vielen nur selten bewohnten Luxuswohnungen in vielen Metropolen oder Villen in bestimmten „äußerst hübschen Gegenden“, Cote d Azur, Mallorca etc…). „Wer viel Geld hat, kann bestehende soziale und ökologische Missstände stabilisieren oder gar vergrößern“ (Jörg Alt). Zu den Super – Luxus-Yachten der Superreichen siehe die Studie des Soziologen Prof. Gregory Selle: LINK. Nur ein weiteres Beispiel: „Große Vermögen im Globalen Norden beruhen oft auch auf sozialer und ökologischer Ausbeutung im Globalen Süden“ (Der Sozialwissenschaftler Jörg Alt, in „Stimmen der Zeit“, Februar 2025.).

5.
Die ständige Zunahme des Reichtums der Milliardäre und Multi-Millionäre ist also ein humanes Problem. Eine Herausforderung für eine halbwegs humane Zukunft. Und das heißt: Der horrende Reichtum der Milliardäre ist auch und vor allem eine Frage der Moral zu diskutieren, des humanen Verhaltens in einer – angeblich – human-sein-wollenden Welt. Diese moralische Betrachtung des Themas ist notwendig, sie erinnert an den nun einmal nur moralisch zu nennenden Skandal, dass einige wenige in absolutem Saus und Braus leben, d.h. in ihrer Langeweile ständig „feiern“ und ihr Geld förmlich verbrennen: Aber nur mit kleinen Spenden (nämlich mal eine Million dort hin, eine andere dahin, je nach Gönnerlaune) ihrer jeden Menschen universell treffenden Verantwortung gerecht werden, also zu teilen. Die Realität des Gemeinwohls, einer der wichtigsten Werte der Menschheit, ist fast verschwunden. Und das darf nicht so bleiben. Ein Beispiel für viele: Für welchen objektiven Unsinn/Blödsinn ein erzkatholischer Millionär in Polen jetzt spendet, siehe den Bau einer monströsen Marienstatue in Polen: LINK:

6.
„CDU/CSU und FDP hatten unter dem Druck der Lobbyisten kein Interesse daran, dem Auftrag des Bundesverfassungsgerichtes von 1995 nachzukommen, Reformen der Vermögenssteuer durchzuführen,“ schreibt der Jesuit und Sozialwissenschaftler Jörg Alt in der Monatszeitschrift „Stimmen der Zeit“, Heft 2, 2025.
CDU/CSU und FDP sind also von Lobbyisten der Ultrareichen abhängig und machen in deren Sinn Politik,

7.
Der CDU/CSU und vielleicht auch der FDP ist es irgendwie dann doch noch etwas peinlich, wenn ihre Abhängigkeit von Lobbygruppen der Reichen zunehmend bekannt wird und damit die demokratische Qualität dieser Parteien auch so „ein bißchen“ in Frage steht. Lobbyabhängigkeit kann man ja schon in Lateinamerika heute nicht mehr ertragen. Im Wahlkampf Februar 2025 wird vor allem von der CDU/CSU nur von „Flüchtlingen“ von den bedrohlichen Andere und einem möglichst totalem Grenzschutz gesprochen, und nicht von Gerechtigkeit, nicht von einer gewissen Beendigung des Superreichtums der Superreichen. Diese Politik ist die Politik der Abschottung, des Sich – Verbarrikadieren in einer Festung, diese Politik hat ihre Grundlage in der Abwehr nicht nur der Superreichen, mit anderen zu teilen und eine für alle (!) humane Welt zu gestalten, in der es dann gar keine Flüchtlinge geben bräuchte.

8.
Unsere unerhörte Frage nennt den Superreichtum der Milliardäre obszön. Damit kommt eine moralische Beurteilung in die Debatte, und das ist gut so: Denn alles humane Handeln der Menschen unterliegt nicht nur rechtlichen Normen, sondern auch moralischen, d.h. universell geltenden humanen Normen.

9.
Das Verhalten von Menschen obszön zu nennen, ist Ausdruck eines kritischen humanen – moralischen Bewusstseins. In dieser „unerhörten Frage“ wird jetzt die Qualifizierung von menschlichem Handeln als obszön aus dem bislang üblichen Rahmen des Sexuellen und Pornografischen herausgenommen: Damals galt als obszön: Heftige Sexszenen im Kino, zur öffentlichen Schau dargestellte Nacktheit oder gar öffentlich gezeigter Sex. Das alles galt bis vor einigen Jahren in Deutschland als obszön. Dann wurden viele toleranter.
Jetzt aber gilt also obszön das zur Schaustellen von absolutem Luxus (Yachten!) durch Milliardäre und Multimillionäre und überhaupt das ethische Verhalten der Superreichen. Wir genießen Champagne und Kaviar in Luxusrestaurants und … vor der Tür dieser Restaurants (er)frieren die Obdachlosen. Sie bekommen beim Weggehen der Pelzmantel-Träger 1 Euro Spende … Obszön wird also zu einem politischen Begriff.

10.
Der Begriff obszön beschreibt jetzt die Zusammenarbeit der Superreichen und der Milliardäre etwa mit dem Regime von Donald Trump: „Eine kleine Gruppe extrem reicher Menschen kooperiert (mit Trump), um die Demokratie und ihre zentralen Prinzipien von Gleichheit und Schutz von Grundrechten abzuwickeln“, schreibt Nicole Deitelhoff treffend im „Tagesspiegel“ vom 27.1.2025, Seite 9.

11.
Das Verhalten der Milliardäre und der sie unterstützenden „gut bürgerlichen- christlichen“ und liberalen Parteien obszön zu nennen, ist natürlich gewagt und gefährlich: Weil ein moralischer Begriff wie obszön die ansonsten streng neutral argumentierende Debatte über Reichtum und Armut („bloß nicht den Superreichen zu nahe treten, sie haben ja so viel Macht, können sich rächen“, was ja leider, siehe Trump Aktionen stimmt) verändert zugunsten einer von Gerechtigkeit bestimmten Gesellschaft und eines gerechten demokratischen Staates. Erinnert wird hier daran, dass Demokratie und Gerechtigkeit austauschbare Werte sind. Wer Demokratie will, der will Gerechtigkeit. Wer populistisch den „Führer“ will, wählt den Niedergang der Gerechtigkeit und der Demokratie.

12.
An der Bewertung des Superreichtums als obszön festzuhalten, bringt Klarheit in die Wahrnehmung unserer heutigen so genannten demokratischen Gesellschaft. Natürlich, das ist auch eine Tatsache: Überall gibt es unmoralische Menschen, in allen Klassen und in allen Organisationen gibt es Leute, die sich obszön (nicht im sexuellen, sondern im politischen Sinne) verhalten. Aber dieses obszöne Verhalten der „kleinen Leute“ erzeugt nicht so viel Opfer wie das obszöne Verhalten der Superreichen.

13.
Dies zu sagen, ist vielleicht ungewöhnlich und und gefährlich, aber es bringt mehr Licht in die beschriebenen Verhältnisse. Die Millionäre von „tax me now“ LINK  sind leider eine Ausnahme, aber sie zeigen, wie ein gerechter Staat, wie eine gerechte Gesellschaft aussehen könnte, wenn Milliardäre human werden.

14.

Der CDU Politiker und Kanzlerkandidat Februar 2025 Friedrich Merz gehört nicht in die Gruppe der Milliardäre. Aber gehört zum erlesenen Kreis der Multi – Millionäre in Deutschland.
Darüber berichtet die TAZ (Autor: Jost Maurin) am 1.2.205 auf Seite 16.
Merz nennt sich als Multimillionär – verlogen – „Teil der gehobenen Mittelschicht“, so die TAZ. Mit dieser irreführenden Bezeichnung will der CDU Chef Merz sich den schlichteren Mittelständlern, den CDU Wählern, anbiedern, will sich ärmer machen als er ist. Nur so kann er diese „Mittelstandspartei“ führen. Die TAZ fragt bei dem Betroffenen nach “Kann sich Merz (auch Söder CSU ist Millionär) die Sorgen der kleinen Leute vorstellen?” Die TAZ schreibt: „Diese Frage der TAZ ließen Merz und Söder bis Redaktionsschluss unbeantwortet.“

Zuvor hatten schon etliche andere Medien über den Multimillionär Friedrich Merz berichtet:
„Das geschätzte Vermögen von Friedrich Merz beträgt 12 Millionen Euro.“
Quelle: LINK https://www.vermoegenmagazin.de/friedrich-merz-vermoegen/. Gelesen am 1.2.2025

„Interessanterweise fühlt sich Merz trotz seines Einkommens nicht der Oberschicht zugehörig. Er hat sein Vermöge nicht nur durch seine politische Tätigkeit, sondern auch als Lobbyist und Berater für verschiedene Firmen erworben.
Laut des Vermögensmagazins beträgt Friedrich Merz` Vermögen um die 12 Millionen Euro.2
So auch FOCUS am 13.2.2024: LINK : Gelesen am 1.2.2025.
Es ist eine Frage an Psychologen, ob diese enorme Selbstsicherheit und Arroganz von Merz (und auch Söder) auch von ihrem „Multi – Millionärsdasein“ stammt? Bei Trump sind diese Zusammenhänge ja evident.

15.
Als nächstes dringendes Thema einer unerhörten Frage steht an: Ist große Privat – Eigentum immer heilig? Ist Eigentum etwa der neue Gott? Dazu haben wir schon eine historische Vor-Studie im Blick auf Proudhon veröffentlicht: „Eigentum ist Diebstahl.“ LINK:

FUßNOTE 1. 
OXFAM: Quelle: Januar 2025 veröffentlicht: https://www.oxfam.de/system/files/documents/oxfam-factsheet-davos-2025-milliardaersmacht-beschraenken-demokratie-schuetzen.pdf
Das lesenswerte Dokument selbst lesen, hier nur ein kurzer Auszug:

„Weltweit ist im Jahr 2024 das Gesamtvermögen der Milliardär*in-
nen um zwei Billionen US-Dollar gestiegen. Ihr Vermögen wuchs
damit 2024 dreimal schneller als 2023. Das Vermögen eines*einer
Milliardär*in vergrößerte sich im Durchschnitt um zwei Millionen
US-Dollar pro Tag. Bei den reichsten zehn Milliardären waren es
sogar 100 Millionen US-Dollar pro Tag. Selbst wenn diese zehn
Milliardäre über Nacht 99 Prozent ihres Vermögens verlieren wür-
den, blieben sie Milliardäre. Im Jahr 2024 kamen insgesamt 204
neue Milliardär*innen hinzu. Dies entspricht durchschnittlich fast
vier neuen Milliardär*innen pro Woche. Damit stieg die Zahl der
Milliardär*innen gemäß Forbes-Reichenliste auf 2.769. In Deutschland stieg 2024 das Gesamtvermögen der Milliardär*in-
nen um 26,8 Milliarden US-Dollar. Es kamen neun neue Milliar-
där*innen hinzu, insgesamt sind es laut Forbes-Reichenliste 130.
Deutschland hat damit nach den USA, China und Indien die meisten Milliardär*innen.
Während Superreiche immer reicher werden, ist die Zahl der Men-
schen, die unter der erweiterten Armutsgrenze der Weltbank von
6,85 US-Dollar leben, seit 1990 unverändert bei fast 3,6 Milliarden
geblieben. Das entspricht aktuell 44 Prozent der Menschheit.
Frauen sind besonders von Armut betroffen. Weltweit müssen
733 Millionen Menschen infolge von Armut hungern – etwa 152 Mil-
lionen mehr als 2019. Die Weltbank geht davon aus, dass es mehr
als ein Jahrhundert dauern wird, die Armut zu überwinden, wenn
die derzeitigen wirtschaftlichen Wachstumsraten anhalten und
die Ungleichheit nicht abnimmt. Laut ihren Berechnungen könnte
Armut dreimal schneller beseitigt werden, wenn die Ungleichheit
verringert würde.
Viele Länder stehen vor dem Bankrott, sind durch Schulden ge-
lähmt und haben nicht die finanziellen Mittel, um Armut und
Ungleichheit zu reduzieren. Länder mit niedrigem und mittlerem
Einkommen geben im Durchschnitt 48 Prozent ihres Haushalts für
die Rückzahlung von Schulden aus. Das ist weit mehr als sie für
Bildung und Gesundheit zusammen aufwenden…..

Fußnote 2:
Fakten zum Reichtum. Eva Illouz, im Buch „Explosive Moderne“, S. 125 f.: „Mitte des 20. Jahrhunderts verdienten die Geschäftsführer großer Firmen im Schnitt 20-mal so viel wie die unter ihnen beschäftigten Arbeiter. Bei heutigen – 2024- CEOs sind es 300-mal so viel“.

Copyright: Christian Modehn, Religionsphilosophischer Salon Berlin. www.religionsphilosophischer-salon.de