Willkommen im Religions-Philosophischen Salon Berlin

Der Religionsphilosophische Salon Berlin. Einige Hinweise von Christian Modehn und Hartmut Wiebus am 3.2.2025.

1.
Der Religionsphilosophische Salon Berlin ist seit 2007 eine Initiative von Christian Johannes Modehn und Hartmut Wiebus. (Biographische Hinweise: Fußnote 1.)
 Übliche, also öffentliche Salon – Veranstaltungen fanden monatlich von 2007 – 2020 statt. Jetzt gestaltet wir philosophisch – theologische Gespräche in kleinerem Kreis. Regelmäßig werden neue Beiträge als Hinweise zur philosophischen und theologischen Debatte auf unserer Website publiziert, bis jetzt sind es 1.680 Beiträge, Hinweise genannt, Stand 24.8.2025.

2.
 Titel und „Sache“ eines „(religions-)philosophischen Salons“ sind alles andere als verstaubt. Das Interesse an philosophischen Gesprächen und Debatten in überschaubarem Kreis, in angenehmer Atmosphäre eines Salons, ist evident. Das gilt, selbst wenn viele Interessierte betonten, „Philosophie“ sei schwierig. Das ist sie vielleicht, nicht aber Philosophieren: Es ist Lebenselement eines jeden.
In unserem religionsphilosophischen Salon wird das möglichst eigenständige Philosophieren (kritische Nach – Denken) geübt.
Philosophische Religionskritik gehört elementar zur Re­li­gi­ons­phi­lo­so­phie. Philosophische Religionskritik kann zeigen, welche Form einer vernünftigen Religion bzw. Spiritualität heute zur Lebensgestaltung gehören kann.

3.
 Re­li­gi­ons­phi­lo­so­phie gibt es nur im Plural, die (Religions-)Philosophien in Afrika, Asien und Lateinamerika dürfen nicht länger als „zweitrangig“ behandelt werden. In welcher Weise Religion dort zum „Opium“ wird angesichts des Elends so vieler Menschen, ist eine relevante Frage, auch angesichts der Zunahme von christlichem und muslimischem Fundamentalisten. Dringend ist die Frage: Inwieweit ist philosophisches Denken Europas eng mit dem kolonialen Denken verbunden?

4. 
In unseren Gesprächen wird oft erkannt: Re­li­gi­ons­phi­lo­so­phien bieten in ihren vielfältigen Entwürfen unterschiedliche Hinweise zur Fähigkeit der Menschen, ihre engen Grenzen zu überschreiten und sich dem im Denken zu nähern, was die Tradition Gott oder Transzendenz nennt.

5.
 Uns ist es wichtig uns zu zeigen, dass Menschen im philosophischen Bedenken ihrer tieferen Lebenserfahrungen das Endliche überschreiten und das Göttliche, das Transzendente, erreichen können. Das Göttliche als das Gründende und Ewige zeigt sich dabei im Denken als bereits anwesend und dieses denkende Transzendieren ermöglichend. Die auf das Wesentliche reduzierte Re­li­gi­ons­phi­lo­so­phie von Kant gilt uns als wichtige Inspiration für eine heutige vernünftige (!) christliche Spiritualität.

6.
 Insofern ist Re­li­gi­ons­phi­lo­so­phie auch eine subjektive Form der Lebensgestaltung, d.h. eine bestimmte Weise zu denken und zu handeln.
Re­li­gi­ons­phi­lo­so­phie kennt keine Dogmen, sicher ist nur das eine Dogma: Umfassend selbstkritisch zu denken und alle Grenzen zu prüfen, in die wir uns selbst einsperren oder in die wir durch andere, etwa durch politische Propaganda, durch Konsum und Werbung im Neoliberalismus, eingeschlossen werden. Der Widerspruch und der Kampf gegen alle Formen des Rechtsradikalismus (AFD, FPÖ, Le Pen, usw.) und Antisemitismus muss zum Mittelpunkt nicht nur unserer, sondern der philosophischen Arbeit insgesamt werden. Es gilt, die Demokratie zu retten.

7.
 Die „Entdeckungsreisen“ der Re­li­gi­ons­phi­lo­so­phien können angestoßen werden durch explizit philosophische Texte, aber auch durch Poesie und Literatur, Kunst und Musik, durch eine Phänomenologie des alltäglichen Lebens, durch die politische Analyse der vielfachen Formen von Unterdrückung, Rassismus, Fundamentalismus, Kapitalismus. Mit anderen Worten: Re­li­gi­ons­phi­lo­so­phie findet eigentlich immer – oft umthematisch – in allen Lebensbereichen statt.

8.
 Wo hat unser religionsphilosophischer Salon seinen „materiellen“ Ort? Als Treffpunkt, als Raum, eignet sich nicht nur eine große Wohnung oder der Nebenraum eines Cafés, sondern auch eine Kunst – Galerie. In den vergangenen 7 Jahren fanden wir in der Galerie „Fantom“ in Charlottenburg freundliche Aufnahme. Zuvor in verschiedenen Cafés. Kirchliche Räume, Gemeinderäume etwa, sind für uns keine offenen und vor allem keine öffentlichen Räume.

9. 
In unserem religionsphilosophischen Salon sind selbstverständlich Menschen aller Kulturen, aller Weltanschauungen und Philosophien und Religionen willkommen. Unser Salon ist insofern hoffentlich ein praktisches Exempel, dass es in einer Metropole – wie Berlin – Orte geben kann, die auch immer vorhandenen „Gettos“ überwinden.

10.
 Darum haben wir in jedem Jahr im Sommer Tagesausflüge gestaltet, mit jeweils 10 – 12 TeilnehmerInnen: Etwa nach Erkner (Gerhart Hauptmann Haus), Karlshorst (das deutsch-russische Museum), Jüterbog als Ort der Reformation, das ehem. Kloster Chorin, Frohnau (Buddhistisches Haus), das Dorf Lübars… Außerdem gestalteten wir kleine Feiern in privatem Rahmen anlässlich von Weihnachten. Auch ein Kreis, der sich mehrfach schon traf, um Gedichte zu lesen und zu meditieren, hat sich aus dem Re­li­gi­ons­phi­lo­so­phi­sch­en Salon entwickelt. Aber alle diese Initiativen waren (und sind wohl) mühsam, u.a. auch deswegen, weil letztlich die ganze Organisation von den beiden Initiatoren – ehrenamtlich selbstverständlich – geleistet wurde und wird. Das ist der Preis für eine völlige Unabhängigkeit.

11.
 Anlässlich der „Welttage der Philosophie“, in jedem Jahr im November von der UNESCO vorgeschlagen, haben wir größere Veranstaltungen mit über 60 TeilnehmerInnen im Berliner AFRIKA Haus gestaltet, etwa mit dem Theologen Prof. Wilhelm Gräb, dem Theologen Michael Bongardt. Der Berliner Philosoph Jürgen Große hat in unserem Salon über Emil Cioran gesprochen, der Philosoph Peter Bieri diskutierte im Salon über sein Buch „Wie wollen wir leben?“, die Politologin Barbara Muraca stellte ihr Buch „Gut leben“ vor, Thomas Fatheuer von der Heinrich – Böll- Stiftung vertiefte das Thema; der evangelische Pfarrer Edgar Dusdal (Karlshorst) berichtete über seine Erfahrungen in der DDR; der Theologe der niederländischen Kirche der Remonstranten, Prof. Johan Goud (Den Haag), war zweimal bei uns zur Diskussion, öfter dabei waren Dik Mook und Margriet Dijkmans-van Gunst aus Amsterdam…

12.
 Es ist uns leider deutlich, dass innerhalb der philosophischen Studiengänge an Hochschulen und Universitäten nicht im entferntesten daran gedacht wird, auch das Berufsbild eines Leiters, einer Leiterin besser „Inspiratorin“ philosophischer Salons zu entwickeln. Damit PhilosophInnen freilich ,als Salonnières arbeiten können, müsste die Kulturpolitik entsprechend handeln. Aber die interessiert sich offenbar absolut vor allem für die so genannte Hochkultur der Oper und der Theater, nicht aber für eine Form der „Basis-Philosophie“ als Möglichkeit, vor Ort unter den vielfältigen Menschen tiefere Kommunikation zu ermöglichen.
Eigentlich bräuchte es etwa in Berlin in jedem Stadtbezirk mindestens einen philosophischen Salon, besser noch ein philosophisches „Haus“ mit öffentlich zugänglicher kleiner Fach – Bibliothek , Lesezimmer, Meditations- Denk-Raum und Tee/ Kaffee-Stube.Viele leerstehenden Kirchen könnten entsprechend umgestaltet werden. Dass dort auch philosophisch – literarische Debatten oder Diskussionen zu Grundfragen der Politik, der Kunst und Musik und Spiritualität stattfinden können, ist keine Frage.

13.
 Die Bilanz: Einige wenige Interessenten außerhalb von Berlin haben die Idee des religionsphilosophischen Salons aufgegriffen. Aber wir können nicht sagen, dass etwa im kirchlichen Bereich, evangelisch wie katholisch, die Idee des freien und undogmatischen und offenen Salon-Gesprächs aufgegriffen und realisiert wurde.
Je mehr Christen aus den Kirchen austreten, um so ängstlicher und dogmatischer werden die Kirchen(führer), also auch ihre Pfarrer usw. Der Weg der Kirche in ein kulturelles Getto scheint vorgezeichnet zu sein, zumindest für die katholische Kirche. Tatsächlich haben sich über all die Jahre unserer Arbeit sehr sehr wenige “Vertreter” der großen Kirchen für unsere Initiative überhaupt interessiert. Wir haben diese Ignoranz auch als Freiheit erlebt.

14.
 Hinweis zu unseren Themen:
Eine Übersicht unserer Themen im Salon von Februar 2020 bis 2015 finden Sie hier. Die Themen von 2009 bis 2015 werden demnächst dokumentiert. Die religionsphilosophischen und religionskritischen Hinweise von Christian Modehn, publiziert auf der Website www.religionsphilosophischer-salon.de, wurden bisher mehr als 2.300.000 „angeklickt“, was immer das inhaltlich auch bedeuten mag. (Stand 3.2.2025).

15.
 Unser letztes öffentliches Salongespräch vor der Corona – Pandemie fand am Freitag, den 14.Februar 2020 , wie immer um 19 Uhr, statt, über das Thema: “Das Kalte Herz”. Mehr als ein Märchen (von Wilhelm Hauff). „Das kalte Herz“ offenbart die “imperiale Lebensweise”. 22 TeilnehmerInnen waren dabei. Leider mussten wir – wie öfter schon – acht Interessierten absagen, weil der Raum eben klein ist und nur eine überschaubare Gruppe eine Gesprächssituation ermöglicht. Aber das große Interesse, ohne jede öffentliche Werbung, allein im Internet, und ohne jede Finanzierung von außen, ist immer wieder bemerkenswert. Für einige vertiefende Hinweise zur imperialen Lebensweise: Beachten Sie diesen LINK.

Wir haben unsere philosophischen, religionsphilosophischen und theologischen Gespräche im Salon als Ausdruck der Spiritualität der freisinnigen protestantischen Remonstranten – Kirche (in Holland) verstanden. Dabei haben wir, ebenfalls der offenen, freisinnigen Theologie der Remonstranten entsprechend, keine Werbung für diese protestantische Kirche “betrieben”.

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Dieser Hinweis vom 7.2.2023 wurde am 3.2.2025 überarbeitet.

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FUßNOTE 1: 
Gründer und Initiatoren des „Re­li­gi­ons­phi­lo­so­phi­sch­en Salon Berlin“:

Christian Modehn,  1948 in Berlin (Ost) – Friedrichshagen geboren, nach dem Abitur am Goethe – Gymnasium in Berlin – Wilmersdorf, Studium der katholischen Theologie (Staatsexamen nach 6 Jahren Studium in München, St. Augustin bei Bonn und der Philosophie (Magister Artium in München, über Hegel). Christian Modehn arbeitet seit 1973 immer als freier Journalist über die Themen Religionen, Kirchen und Philosophien, für Fernseh- und Radiosender der ARD, sowie früher auch für die Zeitschrift PUBLIK – FORUM: LINK, sowie auch für “Deutsches Allgemeines Sonntagsblatt” (Hamburg), “Informations Catholiques Internationales” (Paris), “de bazuin” (Utrecht)  usw.. Zur Information über einige Hörfunksendungen und Fernsehdokumentationen und zu einigen Buchpublikationen klicken Sie  hier.

Hartmut Wiebus, 1944 in Seehausen/Altmark geboren, hat in Berlin (F.U.) Pädagogik (Diplomarbeit über Erich Fromm) und Psychologie studiert, und vor allem als evangelischer Klinikseelsorger gearbeitet. Er hat u.a. viele unserer Themen angeregt und immer als Moderator die Gespräche begleitet.

Copyright: Christian Modehn und Hartmut Wiebus. Religionsphilosophischer Salon Berlin

Edvard Munch in Chemnitz: Die Angst wahrnehmen, ausdrücken! Und überwinden?

Über den großartigen Katalog zur Munch Ausstellung in Chemnitz
Ein Hinweis von Christian Modehn am 29.8.2025

1.
Es ist sehr treffend, dass ausgerechnet in Chemnitz, Sachsen, eine große und bedeutende Ausstellung über ANGST gestaltet wird; sie ist bis zum 2. November 2025 in den „Kunstsammlungen Chemnitz“, Theaterplatz 1, zu besichtigen. Chemnitz hat das große Glück, 2025 eine „Kulturhauptstadt Europas“ zu sein. Und der Höhepunkt ist zweifellos die große Präsentation von etwa 90 Arbeiten des norwegischen Malers Edvard Munch, etwa 50 weitere Werke heutiger Künstler führen die Erfahrungen der ANGST über Munch hinaus … und ins Nachdenken.

2.
Es ist irgendwie auch ein merkwürdiges Zusammentreffen, dass DER moderne Maler der Angst, Edvard Munch, einige Zeit (1905 und 1926) in Chemnitz lebte. Und Tatsache ist auch, dass die Menschen in Chemnitz – wie überall auf unterschiedliche Weise – spezielle Erfahrungen mit Angst haben: Im „realen Sozialismus“ der DDR die Angst der Opposition vor der Stasi. Und dies in einer Stadt, die 1953 nach Karl Marx benannt wurde, mit der monumentalen Marx-Büste bis heute im Zentrum der nun wieder Chemnitz genannten Stadt. Karl Marx hat übrigens, wissenschaftlich erwiesen, mit der Stasi (oder dem KGB) so wenig zu tun wie die Ketzerverfolgung der Kirchen mit dem Evangelium Jesu von Nazareth.

3.
Seit einigen Jahren, nach der so genanten Wende, haben demokratisch gesinnte Chemnitzer eine ganz andere Angst, Angst vor den Aggressionen der verschiedenen rechtsextremen und rassistischen Parteien, wie der AFD: Sie gilt in Sachsen ganz offiziell als „gesichert rechtsextrem“, sie kann aber weiter Demokratie zerstören…Wird aus der Wende von 1989 die Wende Richtung 1933? Dies auch in Chemnitz eine begründete Angst. Die Erinnerung an die gewalttätigen Ausschreitungen der Rechtsextremen im Herbst 2018 in Chemnitz sind hoffentlich noch allen im Gedächtnis. Ebenso wichtig aber auch der bis heute lebhafte Widerstand von Basisgruppen der mehrheitlich noch demokratisch gesinnten Bürger von Chemnitz gegen die Rechtsextremen.

4.
Erst wer diese Zusammenhänge wahrnimmt, kann seine Freude ausdrücken, dass nun, 2025, Edvard Munch nach Chemnitz zurückgekehrt ist mit 90 seiner wichtigen Werke. Wer die Ausstellung in Chemnitz nicht besuchen kann, sollte den großartigen Katalog zur Ausstellung (erschienen im Hirmer – Verlag) studieren, die Bilder betrachten und sich vor allem von den Autoren der sechs erhellenden Essays zu der Frage anregen lassen: Warum können gerade Edvard Munchs Gemälde, seine Graphiken, den Umgang mit Angst inspirieren und vielleicht aus der Angst herausführen?

5.
Zweifellos ist Edvard Munch einer der wichtigsten Maler der Moderne. Und einige seiner Arbeiten , vor allem „Der Schrei“, (1893), gehören geradezu zum „kulturellen Gedächtnis“ sehr vieler Menschen. Angst, Einsamkeit, Verlorenheit sind die Stichworte der eigenen Lebenserfahrungen, die Munch zum Ausdruck bringt. Diana Kopra betont in ihrem Beitrag: dass die Angst im Werk von Edvard Munch stets zugegen“ sei (S. 172). Und dass Munch wesentliche Bedeutung heute darin besteht, „das existentielle Zittern der Angst ausgehalten zu haben.“ Munch sagt: „Ich male nicht, was ich sehe, sondern was ich gesehen habe“ (in dem genannten Buch S. 161), also was er selbst im Leiden seiner Seele „gesehen“ hat. Und Munch ist überzeugt: Die Darstellung der ANGST ist nicht nur die Darstellung seiner eigenen ANGST, sondern sie berührt alle Menschen – in ihrer jeweiligen Lebensangst. In den 1930 Jahren sagt er: „In meiner Kunst habe ich versucht, mir das Leben und seinen Sinn zu erklären. Ich hatte auch die Absicht, anderen zu helfen, ihr eigenes Leben zu verstehen“ (zit. S. 161).

6.
Wir weisen auf den Beitrag des Psychoanalytikers und Psychiaters Borwin Bandelow hin, er hat seinem Essay den Titel gegeben: „Edvard Munch – die Angst des Genies“. Zwei wichtige Zitate:. „Seine Kunst ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie Schmerz und Angst als Quelle von Kreativität genutzt werden können.“ „Nicht trotz, sondern wegen seiner zerbrechlichen Seele gilt Munch als einer der bedeutendsten Maler in die Geschichte“ (S.26).

7.
Edvard Munch war kein politischer Künstler! Seine Arbeiten zeigen in die Seele und ihre Ängste. Sind sie deswegen heute, für Chemnitz und andere Städte, Regionen, mit starker Präsenz rechtsextremer Menschen und deren Parteien, eher irrelevant? Wir meinen: Sicher nicht: Denn Munch fordert Menschen auf, die seine Kunst betrachten und nicht nur flüchtig mal hinsehen, die zerrissene und kranke Welt der eigenen Gedanken und der eigenen Seele wahrzunehmen. Und diese Situation anzuerkennen. Dann kann eine Heilung geschehen, auch eine Heilung der irrigen rechtsextremen Bindungen.
8.
Werden die rassistischen und rechtsextremen Menschen und ihre Parteien in Chemnitz und anderswo diese ihre eigene seelische Zerrissenheit und Krankheit erkennen und anerkennen und mit Hilfe von Psychotherapie bearbeiten und möglicherweise heilen? Werden diese rechtsextremen Menschen überhaupt die Kunst Edvard Munch in Chemnitz betrachten und wahrnehmen? Offene Fragen! Genauso wie die Frage: Werden die auf andere Weise von Angst geplagten demokratischen Bürger Inspirationen von Edvard Munch erhalten? Machen Munch Arbeiten Mut zum Leben, Mut zum Kämpfen für die Menschenrechte, die Demokratie? Vielleicht auch nur in der Hinsicht: Die eigenen Ängste anzunehmen und dabei, in aller reflektierten Schwäche, TROTZDEM Ja zu einem menschenwürdigen Leben für alle in einer Demokratie zu sagen… auch wenn die Feinde dieser Demokratie so stark sind und sich weigern, in eine heilende Psychotherapie ihrer verirrten Seelen einzutreten. Erst wenn auch Rechtsextreme erkennen, dass sie seelisch und geistig krank sind und Therapien brauchen, kann Demokratie gelingen. Das heißt ja nicht, dass alle, die sich in Europa Demokraten nennen (oder “Republikaner” in den USA) seelisch und geistig gesund, geschweige denn vernünftig  sind…

9.
Der ausgezeichnete Katalog bietet alle Essays auf Deutsch und auf Englisch, er hat 336 Seiten mit 170 Abbildungen in Farbe sowie eine Liste der in Chemnitz ausgestellten Werke, zudem bietet das Buch eine ausführliche Daten – Biographie zu Edvard Munch (und einen biographischen Essay).

Der Katalog zur Ausstellung:
”Edvard Munch – Angst”
: Herausgegeben von Kerstin Drechsel, Diana Kopka, Florence Thurmes, Hirmer Verlag
, 336 Seiten, 170 Abbildungen in Farbe
, Klappenbroschur, 50 Euro.

Über die MUNCH -Ausstellung in Berlin, siehe unseren Hinweis: LINK 

Über Edvard Munch, seine Spiritualität und die norweglische Staatskirche, siehe unseren Hinweis: LINK 

Copyright: Christian Modehn, Religionsphilosophischer Salon Berlin.

„Das Christentum ist Platonismus fürs Volk“.

Wie Augustinus das Christentum als eine Theorie etablierte und wie Papst Leo XIV. damit umgeht.

Ein Hinweis von Christian Modehn am 26.8.2025

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Ein Vorwort: Wir haben schon kürzlich vor der Theologie Augustins – vor zentralen Aussagen – gewarnt. LINK 

Und weisen darauf hin, dass von Papst Leo XIV., der sich als “Sohn des heiligen Augustinus” explizit versteht, keine grundlegende Kritik an seinem angeblich so heiligen und so berühmten “Vater” zu erwarten ist und damit keine tiefgreifende Reformation der römischen Kirche, schon gar nicht ein Abschaffen des verheerenden Augustinus – Dogmas der Erbsünde, schon gar nicht eine Ökumene mit den Protestanten als “versöhnte Verschiedenheit Gleichberechtigter”. Mit anderen Worten: Das einzige, was Papst Leo XIV. ständig sagt und ständig täglich mehrfach fordert, ist die Aufforderung zum Bittgebet. Wir würden uns freuen, Positives, Konkretes, Wegweisendes, Praktisches, auch Politisches  von Leo XIV. berichten zu können, erwarten es aber eher nicht. Denn: Was sagt Leo XIV. zum Massaker in der katholischen Schule in Minneapolis: “Betet”. “Die Seelen kommen in den Himmel.” Er sagt als US Amerikaner nicht: Keine Waffen im Privatbesitz! Eigentlich sehr schwach für eine angebliche “hochgeschätzte moralische Autorität.” (siehe auch Fußnote A).  Nun hat der Provinzial der Augustiner in Italien, Pater Gabriele Pedicino, vor großen Erwartungen an Papst Leo gewarnt, “große Knalleffekte sind nicht zu erwarten”, Leo sei sanft und zurückhaltend. Der Jesuit Antonio Spadaro, ein Vertrauter von Papst Franziskus, meinte eher vieldeutig, Papst Leo XIV. kennzeichne eine “kontemplative Nüchternheit”. LINK.  Zur Einschätzung von Gabriele Pedicino: LINK   

Wir schlagen AUCH als Lektüre dringend vor: Die sehr treffende kritische Augustinus-Darstellung des Augustinus-Forschers Kurt Flasch in “Kampfplätze der Philosophie”, Vittorio Klostermann Verlag, 2008, dort die Seiten 11 -41! Ob Papst Leo XIV. und seine Augustiner dieses Buch kennen? Wir empfehlen denen die Lektüre dringend, um die großen “Begrenztheiten” (milde formuliert) dieses Heiligen aus der Spätantike, des 4. und 5. Jahrhunderts, wahrzunehmen.

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1.
„Das Christentum ist Platonismus fürs Volk.“ Ein viel diskutierter Satz Friedrich Nietzsches, notiert in der Vorrede seines Buches „Jenseits von Gut und Böse“ (1885). Ein Urteil Nietzsches, das vielen Christen Probleme bereitet: Kann denn Nietzsche den Christen und ihren Theologen Wahres sagen? Nietzsches Erkenntnis hat aber bei keinem Geringeren als dem Kirchenvater Augustinus ihre Grundlage: Darauf weist der Spezialist für antike Philosophie, Pierre Hadot (Fußnote 1) hin. Hadot bezieht sich auf Augustins Schrift „de vera religione“, einige Monate nach seiner expliziten Hinwendung zum Christentum, im Jahr 390 verfasst. Seine berühmten „Confessiones“ („Bekenntnisse“) verfasste Augustin zwischen 396 und 398. (Zu Nietzsches Identität von Christentum und Platonismus: Fußnote 2).

2. Sich von der sichtbaren Welt abwenden
Unsere Übersetzung der entscheidenden Erkenntnis Hadots: „In den Jahren, die seiner Bekehrung folgen, hat Augustin in seinem Buch „Über die wahre Religion“ den Platonismus und das Christentum konfrontiert. In seinen Augen decken sich das Wesentliche der platonischen Lehren und das Wesentliche der christlichen Lehre…In der Ethik des Platonismus lässt sich entdecken, dass die rationale und intellektuelle Seele in der Lage ist, sich der Kontemplation der Ewigkeit Gottes zu erfreuen und darin das ewige Leben zu finden. Dies ist für Augustin das Wesen des Platonismus. Dies ist für ihn aber auch das Wesen des Christentums, indem er eine Anzahl von Passagen des Neuen Testaments zitiert. Dabei stellt er die sichtbare Welt der unsichtbaren Welt gegenüber, das Fleisch dem Geist. Aber was ist denn dann der Unterschied zwischen dem Christentum und der Philosophie des Platonismus? Für Augustin besteht er in der Tatsache, dass der Platonismus nicht die Massen bekehren konnte. Der Platonismus konnte nicht die Massen abwenden von den irdischen Dingen, um sie auf die spirituellen Dinge hin zu orientieren. Während seit der Ankunft Christi die Menschen aller `Kategorien` diese christliche Lebensform angenommen haben und man so einer wahrlich Transformation der Menschheit beiwohnt. Wenn Platon auf die Erde zurückkäme, würde er (im Blick auf die Kirche) sagen: Voilà, das ist es, was ich den Massen nicht zu predigen wagte…In dieser Perspektive Augustins, hat das Christentum den selben Inhalt wie der Platonismus.
Es handelt sich imChristentum darum, dass sich der Mensch von der sichtbaren Welt abwendet, um Gott zu betrachten und die spirituelle Wirklichkeit. Einzig das Christentum konnte dafür sorgen, dass diese Lebenshaltung auch von den volkstümlichen Massen angenommen wurde.“ Soweit das entscheidende Zitat des schon erwähnten Philosophiehistorikers Pierre Hadot (S. 375, 377).
Nebenbei: Eine Erkenntnis, die auch von anderen Philosophen geteilt wird, etwa von Heinrich Niehues – Pröbsting (Fußnote 3) in „Die antike Philosophie, Frankfurt/M. 2004, S.223).

3. Die Rede von der EINHEIT und die bleibende Hierarchie
Augustin (354-430) kannte Übersetzungen (ins Lateinische) der Griechisch schreibenden so genannten neu-platonischen Philosophen, sie verstanden sich in der Nachfolge Platons. Die Philosophie des Neo-Platonikers Plotin (204 -270 n.Chr.) kannte Augustinus genau, schon in einer seiner ersten Schriften „de ordine“ (386) bezieht er sich auf Plotin. Durch Plotin kommt er zur Erkenntnis eines immateriell zu denkenden Gottes, was Augustin zur Abkehr von seinem bisherigen Glauben im Sinne der Manichäer – Kirche (einer so genannten Sekte) führte. Vor allem lernte Augustin von dem neuplatonischen Philosophen Plotin: Dass in der gesamten Wirklichkeit das Prinzip DES EINEN gilt, d.h. alles ist mit dem EINEN Grundprinzip verbunden, eine Aussage, die Augustin zur Erkenntnis der Übereinstimmung des plotinischen Prinzips mit dem Glauben an den EINEN Gott des Christentums führte. Der Gedanke der EINHEIT wird zum zentralen Wert Augustins – bis heute. Man denke an den Wahlspruch des Augustiners Papst Leo XIV.: „In illo uno unum.“ Dieser Wahlspruch des Papstes ist sozusagen eine auf Christus bezogene Variante der philosophischen Prinzips des Neo – Platonikers Plotin : „Alles Seiende ist durch durch das Eine ein Seiendes.“ (Fußnote 4)

4. Die Praxis der Glaubenden ist: Zur Messe gehen
Durch die ständigen direkten und indirekten Hinweise des Augustiners Papst Leo XIV. auf „seinen“ „Ordensvater“ Augustinus (der gar nicht der Gründer des Augustinerordens ist, sondern nur der Verfasser einer knappen Ordensregel) wird die allgemeine Aufmerksamkeit auf unser Thema verstärkt: Zusammenfassend gesagt: Augustin hat wesentliche Erkenntnisse dieses Neo-Platonismus in seine Theologie integriert, er hat also dafür gesorgt, dass zentrale Aussagen Platons Einzug fanden in die christliche Theologie … bis heute. Der Neo-Platonismus bietet sozusagen den geistigen, theologischen Rahmen für das Verstehen und Deuten des christlichen Glaubens: Dabei wurde christlicher Glauben absolut zuerst als eine geistige, seelische, also letztlich „theoretische“ Haltung der Verbundenheit mit der göttlichen Welt verstanden. Das Christentum also wurde – und wird weithin – als eine theoretische Haltung in der Lebensgestaltung verstanden, als gedankliche und gemütvolle Verbundenheit mit bestimmten, auf die Transzendenz Gottes und seiner Heiligen bezogenen Dogmen und kirchlichen Weisungen. Glauben ist also nicht zuerst und vor allem eine praktische Lebenshaltung, im Sinne eines Handelns, einer Praxis, die Nächstenliebe, Frieden und Gerechtigkeit sichtbar und strukturell spürbar verwirklicht. Natürlich braucht man dafür auch wieder eine Theorie, aber sie dient der wichtigeren Praxis. Die Weisungen Jesu von Nazareth zu dem alles entscheidenden guten, d.h. „gottgewollten“ Leben werden von der Kirchenführung zuerst und vor allem auf die Teilnahme an den sakralen Liturgien und „Gottesdiensten“ bezogen. Bekanntlich wird bis heute von katholischen Kirchenführern, Theologen und Religionssoziologen religiöse PRAXIS als Teilnahme an der Messe am Sonntag definiert. Das heißt: Wer den Glauben praktiziert, geht zur Messe! Nicht das Tun des Gerechten ist der wahre Gottesdienst. Dabei hat Jesus von Nazareth genau das Gegenteil gelehrt: Letztlich kommt es „vor Gott“ nur auf eine humane tätige Praxis der Nächstenliebe an, alles andere ist sekundär. Aber weil nur der zölibatäre Klerus die Messe, die Eucharistie gemäß Kirchen/Klerus-Gesetz leiten darf, wird auch die Messe zum Zentrum des Glaubens erklärt. Wie anders sollte denn sonst die Sonderrolle des Klerus noch aufrecht erhalten werden…

5. Frieden der Seele
Der große Augustinus- Spezialist Kurt Flasch nennt in seiner Studie „Augustin. Einführung in sein Denken“ den Autor von „de vera religione“ explizit platonisch bzw. neoplatonisch (S. 100 und 101). „Der Platoniker Augustin interessierte an Jesus nicht das historische Individuum, sondern seine unwandelbare Weisheit, die im Innern aller Menschen befragt wird“ (S. 103). Selbst wenn Augustinus und andere „Kirchenväter“ die gesamte Philosophie des Neuplatonismus nicht “total“, sozusagen eins zu eins, in die Kirchenlehre überführten, so sind doch zentrale Denkmuster und Prinzipien des Neoplatonismus bis heute selbstverständlich und üblich. Es kam, wie Pierre Hadot betont – zu entscheidenden „Verschiebungen“, „Neuakzentuierungen“ der ursprünglichen Weisungen des Evangeliums. „Die Idee des Evangeliums von der beginnenden Herrschaft des Reiches Gottes auf Erden (immer zu verstehen auch als politisch -soziale Realität, CM) „wurde ersetzt durch das platonische Ideal der Einheit des Menschen mit Gott“. Diese Einheit wurde als eine Vergöttlichung des Menschen verstanden, schreibt Pierre Hadot, und diese erreicht der Mensch durch Askese und Kontemplation. In der Sicht Augustins wird dann das christliche Leben nicht zuerst als ein Leben des konkreten, leibhaftigen Menschen verstanden, sondern eher als das Leben einer Seele. „Es handelt sich bei Augustin, dem Platoniker, darum, den Körper zu fliehen und sich einer transzendenten Welt zuzuwenden und, wenn möglich, sogar in der mystischen Erfahrung diese transzendente Realität zu erreichen.“ Für den Augustin als den Verfasser „de vera religione“: gilt: „Für ihn, von Platon bestimmt, ist die Aufmerksamkeit auf sich selbst, die Suche nach einer Leidenschaftslosigkeit, nach dem Frieden der Seele, der Abwesenheit von Sorgen … das vorrangige Ziel des spirituellen Lebens der Christen.“ (a.a.O.).

6. Immer wieder sagt Papst Leo: Bittgebete helfen
Man denke bloß nicht, dass dieses überlieferte Glaubensverständnis von Papst Leo XIV. korrigiert würde, man glaube bloß nicht, dass ein Augustiner als Papst, „Sohn des heiligen Augustinus“, wie er sich von Anbeginn seines Pontifikates nennt, daran Grundlegendes reformiert. Leo XIV. lässt in seinen Predigten und Ansprachen keinen Zweifel daran, dass der christliche Glaube zuerst und vor allem eine explizit fromme, spirituelle Haltung ist. Dafür anstelle von vielen anderen ähnlichen Zitaten der letzten Wochen nur zwei Beispiele.
Am 25.8. 2025 sagte Papst Leo den versammelten Ministrantinnen: „Liebe Ministranten, die Feier der Messe rettet uns heute!  Sie rettet die Welt heute! Sie ist das wichtigste Ereignis im Leben eines Christen und im Leben der Kirche, denn sie ist die Begegnung, in der Gott sich uns aus Liebe immer wieder schenkt. Der Christ geht nicht aus Pflichtgefühl zur Messe, sondern weil er sie unbedingt braucht; er braucht das Leben Gottes, der sich schenkt, ohne etwas dafür zu verlangen!“ Die uralte Theologie wird also von Leo XIV. eingeschärft: Praxis des Glaubens ist Besuch der Eucharistie, die nur ein Priester feiern darf.
Am 24. 8. 2025 äußerte sich Papst Leo zum Bittgebet auf schlichteste Art, Ausdruck eines theologischen Denkens, das moderne TheologInnen längst als überholt und falsch dargestellt haben. Der Papst sagte anläßlich des Staats-Feiertags der Ukraine: „Ich flehe den Herrn an, die Herzen der Menschen guten Willens zu bewegen, damit der Lärm der „Waffen verstummt und dem Dialog Platz macht, um den Weg zum Frieden zum Wohl aller zu öffnen.” Bei seinem Mittagsgebet am Sonntag auf dem Petersplatz warb der Papst erneut um weltweite Gebete für den Frieden in dem “gemarterten Land“. Man sollte die Frage stellen: Warum sagt der Papst nicht anstelle der üblichen theologischen Floskeln: Der russisch – orthodoxe Patriarch Kyrill von Moskau, Freund von Putin, sollte endlich seine Kirche im Sinne des Evangeliums des Friedens gestalten und als endlich Kriegstreiber aufhören. Aber das sagt der Papst nicht, weil er ja eines Tages die katholische Kirche mit diesen zum Teil theologisch verkalkten Orthodoxen zusammenführen will. So bleibt es also – aus kirchlichen Gründen – alles bei theologischen Floskeln, die politisch und damit faktisch belanglos sind, wenn man denn schon etwas für die Realirstät des Friedens sorgen will.

Glaubt denn der Augustiner Papst Leo XIV. im Ernst, dass sich Gott im Himmel höchst persönlich bewegen lässt und wie durch ein Wunder, wie durch einen göttlichen Blitz, für einen Sieg der ukrainischen Truppen und die hoffentlich Niederlage Russlands sorgt. Was soll denn Gott Vater im Himmel bloß machen, wo doch auch auf der anderen Seite Patriarch Kyrill ebenso inständig Gott im Himmel anfleht, ER möge doch höchst persönlich für den Sieg Putins sorgen. … Darf man, mit Verlaub gesagt, auch als Augustiner – Papst, theologisch so schlicht im 21. Jahrhundert noch über das Bittgebet denken? Nein, sollte ein Papst des 21. Jahrhunderts eigentlich nicht. Wie viele Theologen und Bischöfe werden es wagen, das laut zu sagen?
PS: Ein gewisser Witz ist es vielleicht, dass Papst Leo die aus Frankreich stammenden MinistrantInnen, also Ministranten beiderlei Geschlechts, also auch die Mädchen, aufforderte: darüber nachzudenken, doch Priester zu werden. Meinte er damit auch die Mädchen? Sicher nicht. Oder ignorierte er deren Anwesenheit? Wörtlich sagte der Papst: “Ich hoffe auch, dass ihr auf den Ruf achtet, den Jesus an euch richten könnte, ihm im Priestertum näher zu folgen.“ Es sei “ein wunderbares Leben” als Priester, der jeden Tag in seiner Mitte Jesus auf so außergewöhnliche Weise begegne und ihn der Welt schenke. “Mögt ihr nach und nach, Sonntag für Sonntag, die Schönheit, das Glück und die Notwendigkeit einer solchen Berufung entdecken”, so der Papst. „Ja, ja,“, möchte ich ergänzen, „die zölibatären Priester sind alle so furchtbar glücklich…

7.
Nur wenn man diesen Hintergrund der offiziell etablierten kirchlichen Theorie- Präferenz im „Glaubens-Verständnis“ wahrnimmt, wird unser Blick auf dieses eigentlich „sehr spezielle“ Thema relevant. Man denke daran, wie gerade die protestantische Reformation die Ideologie des Römerbriefes von Paulus in den Mittelpunkt stellte: Der Glaube – als theoretische Haltung – sei absolut entscheidend für die Rechtfertigung des Sünders … und wie diese Reformatoren den Jakobus – Brief total ablehnten, weil der Autor Jakobus die Praxis der Liebe und Gerechtigkeit in den Mittelpunkt des Glaubens stellte…Die von Jesus zentral gestellte Idee des umfassend human – heilenden Reiches Gottes gerät in den Hintergrund, in die „Zweitrangigkeit“… Die Kirche hingegen rückt bei Augustin in den Mittelpunkt. „Die Kirche erhebt den Anspruch, Heilsmittler zu sein, und maßt sich damit `ewige` Bedeutung an und macht sich zum Ziel der Entwicklung… Kirche und Gottesreich rücken nahe zusammen, ja gehen ineinander auf“, was biblisch und theologisch falsch ist, so der katholische Theologe Urs Eigenmann (Fußnote 5). In seiner Sicht wurden seit den Kirchenvätern (Augustin) und den ersten Konzilien „transzendente Wahrheiten formuliert, und nicht mehr den Menschen und Propheten Jesus von Nazareth über alles achtet.

8.
In seinen „Retractationes“ (d.h. in dem kritischen Rückblick aufs frühe, eigene Werk) tadelt sich dann Augustin am Ende seines Lebens dann auch noch, dass er in dem genannten Text „de vera religione“ „an Christus die Gewaltlosigkeit gerühmt habe“, berichtet der große Augustinus – Forscher Prof. Kurt Flasch in „Augustin. Einführung in sein Denken“ (Reclam, 1980, Seite 102). „Der späte Augustin rühmt hingegen an Jesus die Gewalt, etwa im Umgang mit den Händlern im Tempel oder bei der Austreibung der Dämonen…(S. 103). Flasch nennt diese Haltung des späten, des alten Augustin, „antihumanistisch“ (ebd.).

9.
Augustinus hat an einer metaphysischen Grundkonzeption des Christentums immer festgehalten, im Sinne von: das Himmlische ist entscheidend, das innere Leben wichtiger als das politische und soziale. Gott wurde vom alten Augustin als Herrscher verstanden, der seine Gnade einigen wenigen Erwählten nach seiner Laune zukommen lässt, den meisten aber diese Gnade verweigert. Weil Gott in der offenbar allwissenden Sicht Augustins so erzürnt ist über die Erbsünde des ersten Menschen im Paradies… Da darf er als Gott total willkürlich handeln. Von Gott als der „höchsten Vernunft“ ist (noch) keine Rede.
Nebenbei: Dass die Erbsündenlehre, von Augustin erfunden, auch eine endlich abzuschaffende Ideologie ist, haben wir mehrfach im Anschluss an die Studien von Prof. Kurt Flasch betont. LINK

10. Geringe Aussichten auf eine Reformation der römischen Kirche
Bleibt das Christentum, bleiben die Kirchen, also Platonismus fürs Volk? Das ist sehr wahrscheinlich bei einem Papst Leo XIV., der sich als „Sohn des heiligen, aber eben neoplatonischen Augustinus“ versteht und der so viel von (plotinisch – augustinischer) EINHEIT schwärmt, die ja nicht universelle Gleichheit aller Menschen meint, sondern immer auch eine Hierarchie bedeutet. Wer an der Spitze der Kirche steht und von Einheit aller schwärmt, das ist der Papst…

Der Augustiner Martin Luther schaut im Himmel hilflos zu angesichts des ewig fortbestehenden Papsttums mit einem letztlich immer noch ungebrochen totalen Anspruch. Auf die Aufhebung des Zölibatsgesetzes wagen  viele KatholikInnen genauso wenig zu hoffen wie auf die umfassende Gleichberechtigung der Frauen in dieser Kirche, etwa die Zulassung zum Priesteramt. Hat Papst Leo in den nun fast 4 Monaten dauernden Regentschaft ein weiterführendes Wort gesagt zur Zulassung von Frauen wenigstens zum Diakonat und zum Priesteramt? Ich vermute nein. Und wird es so bleiben? Ich vermute Ja, denn Augustin,  der “Vater” des Papstes, liebte zwar als junger Mann eine Frau (das gemeinsame Kind hieß Adeodat, “Von Gott gegeben”), aber Augustin vertrieb dann aber seine Frau, als er Katholik wurde … und sah später in den Frauen eher eine zweitrangige Schöpfung.

Fußnote A: ” Papst Leo XIV. betet für die Opfer des Anschlags auf die katholische Schule in Minneapolis/USA. Er sei allen nahe, die von dieser „schrecklichen Tragödie“ betroffen seien, „insbesondere den Familien, die den Verlust eines Kindes zu beklagen haben. So hieß es in einem vom Vatikan veröffentlichten Telegramm an den Erzbischof von Minneapolis, Bernard Hebda. Die Seelen der Verstorbenen vertraue er der Liebe Gottes an.”  ORF Online seit heute, 28.8.2025 9.07 Uhr.

Fußnote 2: Nietzsche hat sich schon früh, etwa in Basel 1869, mit Platon auseinandergesetzt.. 1871 betonte er, „die echte Lust am Wirklichen sei Platon fremd gewesen“… In seinem Spätwerk verschärfte Nietzsche seine Kritik, auch seine Polemik gegen Platon. Er wehrt sich gegen die Metaphysik Platons, nach der Gott die Wahrheit sei, darin „antizipiere Platon das Christentum“. Damit ist eine Perspektive der heftigsten Einwände gegen das Christentum eröffnet, die im „Antichrist“ formuliert werden. Kaum berührt von Nietzsches Haß auf die Kirche als lebensfeindlicher Macht ist hingegen die Gestalt Jesu, die Nietzsche durchaus schätzt.

Fußnote 3: Heinrich Niehues – Pröbsting, in „Die antike Philosophie“, Frankfurt/M. 2004, S.223).

Fußnote 4:
Plotin lehrt: „Ziel alles Verhaltens und Erkennens, auch höchstes sittliches und religiöses Ziel, ist die Schau des Einen… Am höchsten Punkt der plotinischen Philosophie kommt es in der Ruinen Ekstaae der Schau zur Vereinigung (unio mystica) mit dem Einen, Göttlichen und Guten.“ (Zit in Lexikonartikel „Plotin“ in „Metzler Philosophen Lexikon. Stuttgart-Weimar, 2003, S. 563.) Dass der Körper (und die Sexualität) Quelle allen Leids für Plotin ist, kann hier nur angedeutet werden: Deswegen ist ja für ihn die übersinnliche Welt, das Nicht- Materielle, das Wichtigste. In dem genannten Lexikonbeitrag wird auf S. 562 über Plotin berichtet: „Es heißt, wie Porphyrios, der wichtigste Schüler und Biograph Plotins berichtet, dass Plotin sich schämte, ìm Leib zu sein`. Aufgrund dieser Geringschätzung des Leiblichen und Sinnlichen habe sich Plotin geweigert, etwas über seine Herkunft, seine Eltern und seine Heimat zu erzählen.“

Fußnote 5: Urs Eigenmann, zit in: “Der himmlische Kern des Irdischen“, Edition exodus, 2. Aufl. 2025, S. 163.

Copyright: Christian Modehn, Religionsphilosophischer Salon Berlin

Unmoralische Rechtsextreme: Gegen die Verachtung der universell geltenden Moral

Das Buch „Das M Wort“ von Anne Rabe
Ein Hinweis von Christian Modehn am 20.8.2025

1.
„Moral hat nichts mit Realitätsferne oder Ideologie zu tun“, betont die Schriftstellerin und Essayisten Anne Rabe in ihrem neuen Buch „Das M Wort. Gegen die Verachtung der Moral“. Ein wichtiges Buch, das zur richtigen Zeit veröffentlicht wird, da sich in Deutschland rechtsextremes Denken und Handeln mit einer weithin offiziell als rechtsextrem bewerteten Partei immer schärfer und aggressiver durchsetzen. Und konservative Parteien, wie die CDU/CSU, nichts Dringenderes zu tun haben, als möglichst viel ideologisches Material dieser Rechtsextremen zu übernehmen. Anne Rabes Buch ist eine deutliche Analyse der Gefahren von rechtsaußen. Sie kann sich zur AFD und ihrer Verbündeten kompetent äußern: Denn nicht nur politische Analysen sind für sie wichtig, sie unterstützt den demokratischen Widerstand gegen Rechtsaußen in kleinen und großen Städten, vor allem in Sachsen, sie ist mit den wenigen mutigen Menschen dort so verbunden, dass deren Einsatz ein Hoffnungsschimmer in dunklen Zeiten ist. Wir wünschen dem Buch viele LeserInnen.

2.
In einem Interview mit dem „Tagesspiegel“ (9.August 2025, Seite 24) antwortet Anne Rabe sehr deutlich auf die Frage: „Ist es unmoralisch, AFD zu wählen?“: „Diese Partei stellt die Grundsätze unserer Gesellschaft infrage. Als demokratischer Mensch darüber hinwegzusehen, ist unmoralisch… Wenn jemand auf Dauer die Gleichwertigkeit aller Menschen infrage stellt (wie die AFD), dann bedroht solch ein Menschenbild am Ende auch meine Existenz. Wenn man zur AFD schweigt, rutschen uns im Hintergrund all unsere Grundsätze weg. Wir müssen offen sagen, wer unsere Werte angreift. Und etwas dagegen tun.“

3.
In ihrem neuen Buch „Das M Wort. Gegen die Verachtung der Moral“ entfaltet Anne Rabe diese Erkenntnis faktenreich ausführlich, durchaus „spannend“ zu lesen. Wenn Moral als zentrale Orientierung für humanes menschliches Leben ignoriert wird, setzen sich Nationalismus, ökonomischer Egoismus, Bereitschaft zum Krieg, Frauenverachtung, Queer – Feindlichkeit usw… durch, es herrscht dann das Gesetz des Stärkeren bzw. der stärksten Partei und ihres Führers. In einem solchen Chaos werden dann z. B. kritsch gewordene Parteigänger dieser Ideologie wehrlos zugrunde gehen. Sie haben ja keinen Anspruch auf universell geltende Menschenrechte…
Leider begrenzt Anne Rabe ihre Reflexionen auf Deutschland. Der Niedergang eines eigentlich einmal durchaus demokratischen Staates wie der USA wird nicht thematisiert, dabei ist Trump jetzt wie ein Alleinherrscher ein deutlicher Beweis dafür, das ein eigentlich demokratischer Staat sich zu einer Art Diktatur entwickelt! Und dies, weil der nun (fast) absolute Herrscher und seine Clique moralisches Bewusstsein ignorieren bzw., falls einst vorhanden, verloren haben.

4.
Die LeserInnen in Deutschland werden im Buch auch an „längst vergangene“ und vielleicht schon längst vergessene politische Ereignisse erinnert, etwa im Umgang mit den Fremden, den so genannten „Asylanten“, den Flüchtenden. Dabei ist es nur gut 30 Jahre her, dass die CDU/CSU „eine gravierende Beschränkung des Asylrechts“ (S. 170) durchsetzte: CDU Generalsekratär Volker Rühe hatte damals per Rundschreiben an alle Gliederungen seiner Partei zugunsten dieses Projekts aufgefordert, für die starke Einschränkung des Asylrechts mit allen Mitteln der Propaganda einzutreten „Die CSU übernahm sogar die Parole der rechtsextremen Republikaner und titelte „Das Boot ist voll“ (S. 171, mit Hinweis auf eine Studie zu diesem Thema). Besonders Unmoralisches wird von Anne Rabe benannt: „ Keine extremistische Bewegung hat in Deutschland so viele Todesopfer und Verletzte gefordert wie der Rechtsextremismus. Und für keine andere Bewegung wurde so oft die Schuld nicht bei den Tätern selbst, sondern vorrangig bei den Opfern gesucht“ (S. 172).

5.
Anne Rabe weiß, dass ihre Erkenntnisse zu den von Rechtsextremen schon dominierten Verhältnissen eher zu Resignation und Ohnmacht führen können, auch unter den noch demokratischen LeserInnen, denen die Menschenrechte der unbestreitbare Ausdruck humaner Moral ist.

6.
Deswegen zitiert die Autorin zum Schluß Erich Kästner: „Die Ereignisse von 1933 bis 1945 hätten spätestens 1928 bekämpft werden müssen. Später war es zu spät…Man muss den rollenden Schneeball zertreten. Die Lawine hält keiner mehr auf.“ (S. 200). Und in ihren Worten sagt Anne Rabe: „ Das, was die Rechtsextremen bekämpfen, muss uns das Heiligste sein – eine Gesellschaft , deren höchstes Ziel die Freiheit und Gleichheit aller ihrer Mitglieder ist. Die Herausforderungen unserer unserer Zeit, wie die globale Erwärmung, die Verknappung der Ressourcen, die Verteilung von Macht und Reichtum aber auch der Versuch vieler Menschen, Armut und Gewalt zu entkommen, kennen keine einfachen Lösungen… Aber die Gewissheit, dass alle Menschen gleich sind, muss der Anker sein für unser Denken und Handeln.“ (S. 201)

7.
Und dann der entscheidende Satz: „Die Moral ist keine Last, sie befreit uns von unseren niederen Instinkten. Sie gibt uns die Freiheit zu hoffen, weil wir wissen: Dass eine humane Welt, die wir denken können, auch eine Welt ist, die es wirklich geben kann.“

8.
Philosophisch könnte dieser Gedanke weiter vertieft werden: Denn Moral als zentrale, entscheidende Lebensorientierung der Menschen ist das zentrale Kriterium, unmenschliches Verhalten von menschlichem, also vernünftigem Leben zu unterscheiden. Menschliches Leben als moralisches Leben ist in der treffenden Sicht Anne Rabes der praktische Respekt vor der wesentlichen Gleichheit aller Menschen. Wer darauf hinweist, folgt nicht einer bestimmten politischen Laune, er respektiert das, was in der Vernunft eines jeden Menschen sozusagen “eingeschrieben” ist. Selbst der unmoralisch Handelnde entkommt nicht dem Grundsatz der Moral: Er muss sein Tun für sich selbst als “gut” empfinden…

Legen wir also endlich das populär gemachte Missverständnis beiseite, Moral habe nur etwas mit „sexuellem Leben oder dergleichen“ zu tun, gelte aber nicht in der Politik, der Ökonomie, der staatlichen und gesellschaftlichen Ordnung.

Humane und universell geltende Moral findet ihren besten Ausdruck in den Menschenrechten, formuliert von der UN 1948, sie formulieren zwar Rechte, haben aber als Basis eine universell geltende Idee, eine MORAL vom Menschen. Es war der Philosoph Immanuel Kant, der mit der Entdeckung des universell geltenden “Kategorischen Imperativs” (siehe Fußnote) ein Kriterium formuliert hat, mit dem Menschen ihre persönlichen und politischen und ökonomischen Maximen hinsichtlich ihrer ethischen Gültigkeit überprüfen können und sollen. Also überprüfen, ob sie mit diesen ihren Maximen moralisch, also menschlich handeln oder nicht.

Fußnote:
Den “Kategorische Imperativ” hat Immanuel Kants unterschiedlich, aber mit gleichem Ziel, formuliert: Etwa: “Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, daß sie ein allgemeines Gesetz werde.“  Oder: „Handle so, dass du die Menschheit sowohl in deiner Person, als in der Person eines jeden anderen jederzeit zugleich als Zweck, niemals bloß als Mittel brauchst.“

Anne Rabe, Das M Wort. Gegen die Verachtung der Moral. Klett-Cotta Verlag, 2025, 218 Seiten, 20€.

Copyright: Christian Modehn, Religionsphilosophischer Salon Berlin

 

Wenn rechtsextreme katholische Milliardäre kirchliches Leben bestimmen …

Ein Hinweis zur aktuellen politisch – religiösen Entwicklung in Frankreich
Von Christian Modehn am 13.8.2025

1.
Zwei reaktionäre, rechtsradikale und libertäre Milliardäre versuchen mit ihrem sehr reichlichen Geld, mit ihren entsprechenden Netzwerken und Auftritten in den “Social-Media” das Leben der katholischen Kirche in Frankreich zu prägen und für die Zukunft zu bestimmen. Die ersten erfolgreichen Schritte dieser Herren werden wissenschaftlich dokumentiert. Wichtig ist: Diese Milliardäre unterstützen die immer stärker werdende rechtsextreme Partei „Rassemblement National“ (Le Pen). Und ihre geförderten kirchlichen Projekte sind mindestens „rechtsextrem affin“. Ein Ende dieser gefährlichen Entwicklung ist kaum absehbar: „Der Katholizismus in Frankreich ist dabei, sich neu neu zu ordnen rund um die großen Mäzene.“, schreibt die immer um Objektivität bemühte katholische Tageszeitung „La Croix“., Paris am 11. Juni 2025.

2.
Selbst die immer unbedeutender und kleiner werdende katholische Kirche in Frankreich braucht Geld. Sie überlebt seit 1905 („Trennung von Kirchen und Staat) ohnehin nur von Spenden der „Kirch-Gänger“ und paradoxerweise auch von der finanziellen Unterstützung des Staates: Die manchmal in Deutschland noch „laizistisch genannte“ Republik zahlt einen Großteil des Erhaltes derjenigen Kirchengebäude, die vor 1905 gebaut wurden. Und die „République laique“ (das bedeutet nicht: laizistisch!) unterstützt seit Jahrzehnten mit Milliarden die in katholischer Sicht immer noch so wichtigen katholischen Privatschulen. Offenbar erwarten der Staat und seine Politiker, dass dort die Kinder aus „gutem Hause“ eine entsprechende und durchaus privilegierte Ausbildung erhalten. Den Unterricht in der sehr turbulenten Banlieue mit den vielen Armen und Ausländern überlassen Kirche wie Staat gern den „öffentlichen Schulen“. (Fußnote 1)… aber dies ist ein anderes Thema.

3.
Wir legen hier Fakten vor, die in der demokratischen Presse Frankreichs seit einigen Monaten dokumentiert werden, vor allem beziehen wir uns auf einen wichtigen Aufsatz des Soziologen Pierre Louis Choquet in der Kulturzeitschrift Zeitschrift ESPRIT (Paris), man fragt sich, warum solche wichtigen erhellenden Aufsätze nicht auf Deutsch erscheinen.  (Fußnote 2).

4.
Es geht hier um zwei reaktionär- katholische Milliardären mit starker Bindung an rechtsextreme Parteien und rechtsextremes Denken.
Über den in Frankreich so genannten „Medien – Zaren“ Vincent Bolloré haben wir auf dieser website schon ausführlicher berichtet. LINK.
Zur Erinnerung: Durch sein breites vielfältiges Medien – Imperium von Paris -Match, über den Radiosender Europe 1, die Sonntagszeitung Journal du Dimanche bis zu seinem Fernsehsender CNews verbreitet er auch seine eigene, sehr konservative Theologie. Wenig informierte Leser und Zuschauer werden verführt zu denken: Was Herr Bolloré da an Katholizismus präsentiert, sei DER katholische Glaube.

5.
In der französischen, noch demokratischen Presse wird seit einigen Monaten vermehrt auch auf den katholischen Unternehmer Pierre-Eduard Stérin hingewiesen. Er ist Milliardär, „Libertarien“, wie man in Frankreich „Libertäre“ nennt (der argentinische Staatspräsident Milei ist libertär, auch sehr viele Herrschaften aus der Trump – Clique in den USA sind es). Dabei hat Stérin auch enge Verbindung zur rechtsextremen Partei „Rassemblement National“. Der Soziologe Pierre Louis Choquet schreibt in dem schon genannten Beitrag von „Esprit“: „Sterin will die extreme Rechte unterstützen in ihrem Kampf um die Macht etwa durch sein ideologisch – umfassendes Projekt `Péricles`. (Zu Péricles Fußnote3). Der Unternehmer verbirgt nicht seine Feinschaft gegenüber den Flüchtlingen, und er zögert nicht zu erklären: Flüchtlinge aufzunehmen nützt nichts“ (Übersetzung CM).
Was etlichen noch wachen und kritischen Katholiken Sorgen macht, ist die – natürlich bischöflich – gar nicht kontrollierbare – Auswahl der Wohltätigkeit Stérins für konservative katholische Institutionen: Wer spendet, kann spenden, wem und für was er will, das gilt noch überall. Es sind bei Stérin etwa Häuser für schwangere Frauen in Not (Titel „La Maison de Louise“), für den Erhalt von Heiligenfiguren in der Öffentlichkeit („Calvaires“) oder kleiner Dorfkirchen auf dem Lande.
Zu der großen Menge seines Geldes ist Stérin durch die Restaurant – Reservierungs – Website „La Fourchette“ gekommen oder durch seine „SmartBox“, eine Art Geschenk-Tasche. Er steht jetzt an der Spitze eines Investmentfonds, der ein Vermögen von einer Milliarde 300 Millionen verwaltet. Sein Vermögen hat er einem „Stiftung – Fonds des Gemeinwohls“ übertragen. 80 bis 120 Millionen Euro aus seinem Gewinn spendet er pro Jahr für Projekte – seiner politisch-katholischen Wahl – immer für „das Gemeinwohl“, wie er sagt. Stérin wird in diesem Herbst auch aus eigener Initiative eine katholische Privatschule nur für Jungen eröffnen, ganz seinem konservativen pädagogischen Konzept entsprechend.

Die viel beachtete, kirchenunabhängige französische Internetzeitschrift “Streetpress” hat am 6.3.2025 einen Beitrag veröffentlicht mit dem Titel “Wie der Milliardär der extremen Rechten Stérin die Websites katholisch – reaktionärer Influencer überschwemmt”, Autor ist Nicolas Sonnet. LINK Er weist auf das weite Netzwerk Sterins hin, erinnert an die von ihm organisierten “Nächte der Influencer” im offiziell katholischen “Collège des Bernardins” in Paris (eine Art “Katholische Akademie”). Schon mehrere solcher “Nächte” der wechselseitigen Unterstützung katholischer Rechtsextremer gab es schon, “um gemeinsam mehr zu erreichen in der Evangelisierung”, im Sinne der genannten Herren. Der Einfuß Stérins reicht bis in die Ordensgemeinschaften: Der junge Dominikaner Paul André d Hardemare ist ein äußerst erfolgreicher Prediger in den Sozialen Medien, er ließ sich einige Zeit lang von Stérin finanzieren, nimmt auch an den Wallfahrten der reaktionären Katholiken nach Chartres teil. “Jedes Jahr organisiert Stérin auch die “Nächte des Gemeinwohls”, dies sind Abende der “caritativen Versteigerungen” nach us-amerikanischer Art, dabei kommen viele führende Industrielle (“Patrons”) zusammen, ebenso die alte Aristokratie, Aktivisten katholoischer  Hilsvereine sowie Politiker aus rechten und rechtsextremen Parteien. Mit dem Ziel: Vereine zu finanzieren, die sich in der Galaxiedes Konservativen bewegen.”

6.
Für die katholische Kirche in Frankreich ist die überdimensionale Spendelust der reaktionären Katholiken eigentlich ein großes Problem.
Denn die Kirche in Frankreich kämpft tatsächlich um ihr spirituelles wie damit zusammenhängend um ihr materielles Überleben. Sie hat seit Jahren einen miserablen Ruf aufgrund der zahllosen Fälle von schwerem sexuellen Missbrauch  auch durch z.T. “ultra-prominente” Priester, wie den als “heiligmäßig“ verehrten Sozialapostel Abbé Pierre 1912-2007. Die Zahl der Gottesdienst-Teilnehmer geht (deswegen?) ständig zurück, der französische Klerus vergreist, die kleinen Gemeinden können nur durch die Anwesenheit afrikanischer oder asiatischer Priester noch halbwegs „versorgt“ werden. Angesichts dieses Niedergangs katholischen Lebens gehen auch die Spenden der „normalen“ Kirchgänger zurück. Deswegen sehen sich die Bischöfe gehalten, gute Kontakte mit den staatlichen Behörden auch in der Provinz zu pflegen, also auch mit Politikern aus der rechtsextremen Partei „Rassemblement National“. Sehr bald könnte diese Partei die Regierung in Paris stellen, das ist eine begründete Prognose von Politologen. Die katholischen Bischöfe waren so klug bzw. vorausschauend – raffiniert, bei den letzten Wahlen, die überwältigende Wahlerfolge der Rechtsextremen auch im katholischen Milieu brachten, den Mund zu halten und schon gar nicht allzu kritisch gegen Rechtsextrem zu werden… Einige der Rechtsextremen sind ja nach außen hin sehr fromm, sie machen zu Tausenden Wallfahrten nach Chartres, loben die alte lateinische Messe (nicht nur bei den traditionalistischen Pius – Brüdern!) und als Politiker schätzen sie die Kirchengebäude als Orte des nationalen Gedenkens der nationalen Traditionen, oder sie fördern die katholischen Schulen, dort sollen schließlich christliche, aber vor allem gut – bürgerliche Werte der „anständigen Leute“ (so verstehen sich die Rechtsextremen) gelehrt werden. Und dann gibt es da noch entscheidend die reaktionären katholischen Milliardäre, die ihre Form des Katholizismus ungeniert nach außen in ihren Medien vorstellen und propagieren oder Projekte fördern, die ihrer eigenen begrenzten Theologie entsprechen. Diese Herrschaften darf die Kirchenführung nicht verärgern, sie bringen noch Geld, das heilige Geld zum Überleben der insgesamt so tief ramponierten Kirche.
Die Kirche Frankreichs als verschwindende Minderheit driftet also, „not – gedrungen“ möchte man sagen, immer weiter nach rechts: Die wenigen jungen Priester in Frankreich, die am liebsten in langen Talaren durch die Straßen laufen, stammen denn auch aus dem „gut-bürgerlichem konservativen Milieu“ der Stadt Versailles…Und einzelne Bischöfe, wie in Toulouse oder Angers, sind so unverschämt, wegen sexuellen Missbrauchs verurteilte Priester jetzt mit offiziellen Aufgaben im Bistum zu betrauen. Der moralische Niedergang auch des hohen Klerus erlebt einen neuen, ganz anderen Höhepunkt. Darüber berichtet etwa die ausgezeichnete online Zeitung GOLIAS: LINK.

7.
Der Soziologe Pierre Louis Choquet fasst in der schon erwähnten empfehlenswerten Zeitschrift ESPRIT (gegründet von dem Philosophen Emmanuel Mounier, LINK) die Situation zusammen: „Aufgrund ihres großen Finanz-Vermögens versuchen diese Milliardäre die Kirche neu zu positionieren auf einer antimodernen und Pro – Business Ebene.“ Und in seiner Fußnote 21 schreibt der Autor: „Es gibt in der Kirche Herrschende und Beherrschte“. Und er meint: „Die Milliardäre sind längst zu den herrschenden Laien geworden, es sind ja in der Kirchensprache „Laien“, die da die Kirche auf ihre Weise im Sinne des Rechtsextremen durch ihr Geld bestimmen wollen. Eine einst vielleicht noch in Kirchen-Kreise naive Freude über die „Aktivität von Laien“ muss also doch sehr differenziert werden.

8.

Der Soziologe Pierre Louis Choquet beendet seinen Essay über die katholischen rechtsextremen Milliardäre mit dem Aufruf an die christlichen Gemeinden, “den unheilvollen Einfluss der `frommen Milliardäre`zu “kontern” (contrer auf Französisch). Deren identitäre Religiosität erscheint als ein Symptom des Aufruhrs unserer Epoche”. Heute investieren diese Milliardäre “nur” in ihre Medien oder in ihre sozialen Werke und beeinflussen die pastorale Arbeit der Kirche. Und in Zukunft? Darum fragt Pierre Louis Choquet in dem ESPRIT Aufsatz: “Was wird diese Leute dann hindern, wenn die Spenden für die Kirche durch die Gläubigen immer kleiner werden, so dass diese Milliardäre  dann auch die Priesterseminare und die theologischen Lehrstühle an den katholischen privaten Universitäten finanzieren?” … Und in ihrem theologisch – reaktionären Sinne dort theologisch eingreifen! Wird das Geld und die rechtsextreme Ideologie dieser Herren dann die Kirche vergiften? Man hat den Eindruck, dass die Verantwortlichen in der Kirche (nicht nur Frankreichs) an diese Zukunft nicht zu denken wagen.

Fußnote 1:
80, 5 Millionen Euro gab die französische Republik für den Erhalt der Kirchengebäude kürzlich aus. Und 10 Milliarden Euro hingegen beträgt die staatliche Unterstützung für die Privatschulen, die allermeisten sind katholische. Quelle: Siehe Fußnote 2.

Fußnote 2:
Der Beitrag wurde in der Zeitschrift „Esprit“ im September 2024 veröffentlicht. Der Titel „L Eglise catholique face à la montée de l extreme droite“. Die Zahlen in Fußnote 1 stammen aus diesem Aufsatz, dort die Fußnoten 3 und 4.

Fußnote 3:
„Péricles“ ist ein Think – Tank aus einer Mischung von Libertärem, Liberalem und sehr konservativ – Katholischem. Inspiriert wurde Péricles von der reaktionären „Heritage Foundation“ in den USA, auch zu Victor Orban in Ungarn gibt es enge Verbindungen.
Der Name „Péricles ist ein Acronym für Patriotes / Enracinés / Résistants / Identitaires / Chrétiens / Libéraux / Européens / Souverainistes), also: Patrioten, Verwurzelte, Widerständler, Identitäre, Christen, Liberale, Europäer, Souveränisten. Das heißt: Dieser Think – Tank ist nationalistisch, gegen LGBT, euroskeptisch, gegen Einwanderung usw… Siehe dazu den ausführlichen französischen Wikipedia-Beitrag:LINK.

 

Copyright: Christian Modehn, Religionsphilosophischer Salon Berlin

 

PhilosophInnen verändern die Philosophie … und die politischen Zustände!

Ein wichtiges Buch über „Frauen, die das Denken der Moderne geprägt haben“
Ein Hinweis von Christian Modehn am 10.8. 2025

1.
Es ist ein allgemeines Vorurteil: Es gibt keine Philosophinnen. Schlimmer noch: „Philosophie ist nichts für Frauen.“ Man muss nur den Beitrag „Philosophinnen“ in Wikipedia anschauen: Da werden mindestens 180 Philosophinnen seit der Antike genannt…

2.
Jetzt ist ein Buch erschienen, das sich gut eignet, Philosophinnen kennen zu lernen: Und zwar mit dem Fokus: „Rebellinnen der Philosophie“. Und der Untertitel des Buches grenzt den zeitlichen Rahmen ein: „Frauen, die das Denken der Moderne geprägt haben“. Autorin ist die Philosophin Kristin Gjesdal, sie stammt aus Norwegen und lehrt seit einigen Jahren an der „Temple University“ in Philadelphia, USA. Die Philosophie des 19. Jahrhunderts ist vor allem ihr Schwerpunkt.

3.
Kristin Gjesdal bietet in ihrem neuen Buch keine trockene, abstrakte Geschichte der PhilosophInnen. Sie berichtet über 11 rebellische Philosophinnen in ihren Seminar-Veranstaltungen an ihrer Uni, sie berichtet also von philosophischen Frauen, die sich gegen alle Einschränkungen wehrten, die schon aufgrund ihres „Frauseins“ von der Männerwelt vorgegeben waren. Die Frauen gaben in ihren philosophischen Texten ihrer Rebellion gegen Frauenverachtung, Rassismus, Kolonialismus, Faschismus ihren reflektierten Ausdruck, viele Aspekte ihrer Kritik sind gültig bis heute.

4.
Kristin Gjesdal erzählt also anschaulich von ihren Seminaren zum Thema „Philosophinnen“, spricht von den Fragen und Problemen der StudentInnen, erläutert eigene Schwierigkeiten angesichts mancher Aussagen ihrer Protagonistinnen, stellt aber immer klar und lebendig die Position der Philosophinnen vor: Sie nennt selbst ihr Buch „populärwissenschaftlich“ (S. 285). Tatsächlich bietet sie doch zahlreiche Hinweise zum Weiterlesen, Weiterforschen.

5.
In dem 332 Seiten umfassenden Buch werden vom 18. Jahrhundert (Madame de Stael) bis ins 20/21. Jahrhundert (Angela Davis) 11 Philosophinnen vorgestellt: Germaine de Stael, die bislang weniger bekannte Karoline von Günderrode, dann Bettina Brentano von Arnim, Hedwig Dohm, Anna J. Cooper, und, was erstaunlich ist: Clara Zetkin und Rosa Luxemburg, sowie danach Lou Salomé, Gerda Walter, Simone de Beauvoir und auch Angela Davis (geb. 1944), sie ist als „Aktivistin“ auch oder gerade deswegen Philosophin geworden.

So unterschiedlich die philosophischen und politisch -ethischen Erkenntnisse dieser Frauen auch sind. Sie haben auch literarisch gearbeitet und veröffentlicht, oft Romane geschrieben, was dazu führte, dass in der Männer bestimmten Philosophie und Feuilletonwelt diese Philosophinnen „nur“ als Literaten hingestellt wurden. Alle Philosophinnen mussten sich gegen die Männerwelt behaupten.

6.
Hier können alle der elf „rebellischen Philosophinnen“ im einzelnen nicht vorgestellt werden.

Der Beitrag über Germaine de Stael (1766-1817) zeigt: Sie hat seit ihrem 20. Lebensjahr über Philosophie geschrieben, und auch ihre Romane („Corinne“, „Mirza“…) sind von philosophischen Reflexionen bestimmt. Madame de Stael ist auch wegen ihres „Bestsellers“: „Über Deutschland“ (1814) weltweit bekannt. Aber Kristin Gjesdal zeigt die politische Kritik Madame de Staels etwa zum Kolonialismus und zur Sklaverei. Über die vorgestellten und diskutierten Philosophinnen werden keineswegs „Lobeshymnen“ verbreitet: Madame de Stael etwa „war blind gegenüber ihren eigenen Privilegien“ in der reichen Clique von Paris.

LeserInnen zumal in den USA oder der BRD, die unter antikommunistischen Ideologien denken lernten, wird es verwundern, auch die deutsche Kommunistin Clara Zetkin (1857-1933) in der Reihe der Philosophinnen zu finden. Sie war die Freundin der Philosophin und Politikerin Rosa Luxemburgs. Aus ethischer Haltung zugunsten der Gerechtigkeit fand sie zur Philosophie und zur politischen Aktion. Sie verfasste Texte zur Frauenbefreiung, zum „Frauenstimmrecht“, kurz vor ihrem Tod schrieb sie noch einen antirassistischen Aufruf „Rette die Scotsboto Boys“: Zu Unrecht wurden neun afroamerikanische Männer zum Tode verurteilt, Clara Zetkin legte den Fall als Ausdruck von Rassenwahn der US – amerikanischen Gesellschaft und des Staates frei. Der international Frauentag ist ihre „Erfindung“… Bereits Anfang der 1920er-Jahre sprach sie von den Gefahren
des Faschismus. „Die extreme Rechte verspreche breiten Bevölkerungsschichten das Blaue vom Himmel, versuche aber im Wesentlichen, gute Bedingungen für einige wenige zu schaffen“, so referiert Kristin Gjesdal: „Dem Faschismus müsse mit Stärke begegnet werden , betont Zetkin und nicht mit physischer Gewalt, sondern mit organisiertem Widerstand“ (S. 147): Sozialdemokratischer Politik gegenüber war Clara Zetkin kritisch eingestellt: „Sozialdemokratie auch à la Sanders in den USA heute wäre für Zetkin und Rosa Luxemburg purer Revisionismus, also eine politische Haltung, die das Versprechen einer klassenlosen Gesellschaft zugunsten des Wunsches nach schrittweiser Verbesserung innerhalb der kapitalistischen Ordnung aufgegeben hat“, meint die Autorin (S. 147).
PS: Viele Clara Zetkin Straßen wurden nach der Wende in der ehemaligen DDR umbenannt, in 10 Orten in den „neuen Bundesländern“ gibt es noch Clara Zetkin Straßen. Und : Einige Bücher Clara Zetkins sind noch antiquarisch zu haben…

Uns freut es besonders dass der Philosophin und Sozialistin Rosa Luxemburg eine eigene Seminarstunde gewidmet war und dass Rosa Luxemburg damit in einem Kapitel ansatzweise gewürdigt wird. Rosa Luxemburg, 1871 geboren, wurde 1919 von preußischen Freikorps auf brutalste Weise ermordet. Über die Rolle der Berliner SPD in diesem Zusammenhang hat Sebastian Haffner Wesentliches und Treffendes gesagt! Was viele bis heute ignorieren: Für Rosa Luxemburg ist Sozialismus (damit ist nicht der „Sozialismus“ der SPD gemeint) wesentlich demokratisch. Dass eine Partei, die Bolschewisten Lenins sich anmaßt, die Interessen des Volkes zu vertreten, lehnt Rosa Luxemburg ab. Auch das bekannteste Werk Rosa Luxemburgs „Die Akkumulation des Kapitals“ von 1913 wird im philosophischen Seminar der „Temple University“ diskutiert (s. 165). „Mit ihrer Verteidigung der Macht des Volkes gegenüber der Macht der Partei gilt Luxemburg als Wegbereiterin eines humanistischeren Marxismus“(S. 172). Wir finden es bedauerlich, dass wie so in Publikationen über Rosa Luxemburg die spirituelle Interessiertheit der Sozialistin nicht erwähnt wird. Siehe deswegen unseren wichtigen Beitrag zu „Die Spiritualität der Rosa Luxemburg“: LINK.

Auch auf Angela Davis (geb. 1944 in Birmingham, Alabama, USA) als Philosophin weist das Buch hin. Sie studierte in Frankreich, und als sie 1963 von der Tötung von drei Mädchen in einer Kirche ihrer Heimatstadt durch den Ku-Klux-Klan hörte, kehrte sie in die USA zurück, dort traf sie den marxistischen Philosophen Herbert Marcuse. Angela Davis studierte Philosophie, in Deutschland etwa nahm sie an Vorlesungen von Theodor W. Adorno und Jürgen Habermas teil.
Aber sie hat ihre philosophische akademische Karriere aufgegeben: Sie engagierte sich politisch für die Menschenrechte, wurde wegen ihres politischen Engagements aus der Uni entlassen. „Heute ist Davis eine wichtige Denkerin, deren Werke auf den Leselisten vieler amerikanischer Universitäten stehen, sie ist das bekannteste Gesicht der Linken im US-Imperium“ schreibt Kristin Gjesdal (S. 256). „Angela Davis kann und muss philosophisch gelesen werden“ (S. 259). „Sie beschreibt, wie rassistische Vorurteile eine Art erfahrungsspezifisches a priori bilden, also etwas, das schlichtweg alle Erfahrungen charakterisiert. Eingebettet in Körper und Geist bilden rassistsiche Vorurteil dann den Hintergrund, vor dem die Welt uns erscheint“ (S. 260).

7.
Das Buch „Rebellinnen der Philosophie“ zeigt, dass gerade Frauen, auch gerade weil sie unterdrückt wurden und sich befreien mussten, einen neue Dimension in die Philosophien bringen. Sie lehren: Philosophie ist kein Selbstzweck. Sie hat das Ziel, vom eigenen erlebten Leben und dem Denken inmitten dieses Lebens zu einer umfassenden politischen – befreienden Praxis zu führen… um die Welt (hoffentlich) gerechter zu gestalten. Das letzte Kapitel im Buch „Auf eigenen Beinen“ sollte mit besonderer Aufmerksamkeit gelesen werden: Da reflektiert eine Philosophin über die Bedeutung der Philosophie heute, über ihre Erneuerung und Öffnung … durch das Denken von Frauen.

Kristin Gjesdal, „Rebellinnen der Philosophie. Frauen, die das Denken der Moderne geprägt haben“: Eicbborn Verlag, 2025, 322 Seiten, 24 €. Die Übersetzung aus dem Norwegischen: Sarah Schmidt. Das Buch ist zuerst in Norwegen im Jahr 2024 erschienen!

Copyright: Christian Modehn Religionsphilosophischer Salon Berlin

 

Eine Warnung vor der Theologie des heiligen Augustinus

Papst Leo XIV. ist ein Augustinus-Fan. Sehr viele sind es nicht. Und sie sollten nie Augustinus – Fans werden!

Ein Hinweis von Christian Modehn 8. August 2025, drei Monate nach dem „Regierungsantritt“ von Papst Leo XIV.

1.
Papst Leo XIV. hat seit der ersten Minute seines „Pontifikats“ explizit betont, dass er als Mitglied des Augustinerordens (und früher auch als dessen „Generalprior“ in Rom) ganz eng mit dem Denken Augustins (354 – 430) verbunden ist. Er nennt sich als gerade erst gewählter Papst „einen Sohn des heiligen Augustinus“ (dieser hatte übrigens einen leiblichen Sohn, Adeodat mit Namen).

2.
Der Wahlspruch des Papstes stammt aus der nahezu “mystisch” – verstiegen zu nennenden Theologie Augustins, die Formel heißt: „In illo uno unum“, diese knappe Formel lässt sich so übersetzen: „Wir sind eins in jenem einem (Christus)“. Oder interpretierend: „Obwohl wir als Christen viele sind, sind wir eins in dem einen Christus“. Wie diese Einheit in Vielfalt gelebt wird, sagt diese Formel nicht. Immerhin ist die zentrale Marke „Einheit“ von Leo XIV. gesetzt. Die Vielfalt in der mystischen Einheit mit Christus hat aber bei Augustin eine Einschränkung, wenn er sagt: “‘Mit euch bin ich Christ und für euch Bischof.“ Diese Formel wird auch von Papst Leo XIV. zentral wiederholt. Sie bedeutet wohl: Der Bischof ist ein herausgehobener, ein besonderer Christ, denn er handelt, herrscht, gerade im Gegenüber zu den Christen FÜR die Christen…Das FÜR ist entscheidend: Eine moderne Theologie würde richtiger sagen: „MIT euch bin ich Bischof.“ Das wäre Ausdruck der Gleichheit aller Christen (Katholiken).

Die Hochschätzung und Höherbewertung des Klerus durch Papst Leo XIV. wird deutlich: Den Kandidaten fürs Priesteramt (“Seminaristen”) empfahl Leo XIV., sich an Sprüche Augustins  zu halten und vor allem den Zölibat hochzuschätzen. Mit etwas Anstrengung, bitte schön,  sei doch der Zölibat zu leben, sagte er den 20 -25 Jahre jungen Männern…, man muss diese Empfehlung theologisch falsch und psychologisch naiv nennen. Wer sagt das öffentlich? Von der Abschaffung des Pflichtzölibates sollte er als Papst endlich sprechen, macht er aber nicht, obwohl er sofort dieses Gesetz aufheben könnte . LINK:

Und seine päpstliche Macht zeigte Leo XIV., als er den sehr extrem konservativen Kurien – Kardinal Robert Sarah aus Guinea als seinen päpstlichen Delegaten und Stellvertreter dort in die Bretagne, nach Sainte Anne d Auray, sandte: zu den populären Feierlichkeiten zu Ehren der heiligen Anna, der Mutter Marias. Diese Mutter Mariens wird in der Bibel nicht erwähnt, aber egal, man kann sie ja als Mythos katholisch feiern…Wichtiger ist die übliche Polemik Kardinal Sarahs gegen die modere freiheitliche liberale Demokratie. Die seriöse katholische Tageszeitung “La Croix” (Paris) berichtete:”Der Prälat aus Guinea hat am 26. Juli während einer päpstlichen Messe, in Anwesenheit der Bischöfe von West – Frankreich, dazu aufgerufen: Gott den ersten Platz wieder zu geben. Kardinal Sarah sagte: “Zu oft präsentiert man im Westen (in Europa) die Religion als eine Aktivität, die nur im Dienste des Wohlbefindens des Menschen steht.” Diese Haltung hat der Kardinal ohne Einschränkung verurteilt, bevor er eine Anspielung machte auf die aktuellen politischen Debatten in Frankreich zu Gesetzen zum Ende des menschlichen Lebens. Der von Leo XIV. in die Bretagne gesandte Kardinal Sarah sagte: “Ihr (Katholiken) sollt Frankreich nicht profanieren mit den barbarischen und inhumanen Gesetzen, die nur den Tod predigen, während Gott das Leben will.” Auf diese Weise wird eine sinvolle Debatte und ein sinnvolles  Gesetz zum selbstbestimmten Sterben abgewürgt, wie üblich, hätte Papst Lleo XIV. nicht besser sagen können… LINK.

3.
Nun hat Papst Leo in seinen Ansprachen und Predigten während der Weltjugendtage in Rom (26.7. bis 9.8.) immer wieder den jungen TeilnehmerInnen Weisheiten und Einsichten Augustins nahebringen wollen. Es waren Mahnungen, Empfehlungen, Warnungen, die das private moralische Leben betreffen. Von Einladungen, für die Menschenrechte politisch einzutreten, etwa in NGOs, war keine Rede. Die für radikale Kirchenkritik wahrlich nicht bekannte, aber objektive französische katholische Tageszeitung „La Croix“ (Paris) hat diese Augustinus – Propaganda durch den Papst untersucht:

4.
Dies sind die wesentlichen Erkenntnisse der Recherchen  von „La Croix“: Mikael Corre und Youana Rivallain, Journalisten von „La Croix“, veröffentlichen am 3.8. eine ausführliche Reportage zur Präsenz des Papstes beim Weltjugendtag. Auf der Esplanade von „Tor Vergata“ habe Leo XIV. sehr leise gesprochen und dabei aus den „Konfessionen“ Augustins zitiert: “Du hast mich berührt, und mich begeistert für den Frieden.“ Am Sonntag 3.8. hat der Papst in seiner Predigt eine Meditation des heiligen Augustinus über die Schönheit der Dinge gehalten: „Gold und Geld…  Aber sucht besser nach dem, der dieses gemacht hat, und er ist deine wahrhaftige Hoffnung“. Er lädt die jungen Leute ein, „großen Dingen nachzustreben, vor allem der Heiligkeit. Und zwar dort, wo ihr Jugendlichen seid. Ihr sollt nicht mit wenigem zufrieden sein.“ Der Papst zitiert die Bibel und noch mehr Augustinus, bis zur Übertreibung zitiert er Augustin, mystische, nein seltsame Worte für Jugendliche des 21. Jahrhunderts: „Herr, du warst im Innern und ich war im Äußeren, und da habe ich dich gesucht. Aber du hast gerufen, du hast geschrien, du hast meine Taubheit gebrochen, du hat geglänzt und meine Blindheit aufgelöst und du hast lieblich geduftet, ich habe geatmet und keuchend, habe ich dich gesucht und dich genossen“. Der Kommentar von „La Croix“: „Dieser Satz war es, der anläßlich der Messe am 3.8. im Zentrum der päpstlichen Predigt stand.“ Und diese Predigt war – bei Leo XIV. üblich – wieder voller Mahnungen und Ermunterungen zu einem „inneren Leben“ der Jugendlichen. Dieser Papst wird der Papst der Mahnungen und Warnungen und Empfehlungen in die Geschichte eingehen.

5.
Die häufigen Verweise auf Augustinus durch Leo XIV. sind von besonderer Problematik: Und zwar vor allem deswegen, weil sein hoch verehrter “geistlicher Vater“, der hl. Augustinus, selbst hoch problematisch ist als Theologe und als „bedeutender Kirchenvater.  Augustinus ist ein dermapen vielschichtiger Theologe und Philosoph der ANTIKE, dass sich leicht immer auch heute noch nachvollziehbare Einsichten und Weisheiten empfehlen lassen. Aber niemand darf so tun, als wäre dies der ganze Augustinus: Es gibt den rigiden, strengen, den polemischen, den pessimistischen Ketzerverfolger Augustinus als Bischof im Alter. Wer nette Sprüche Augustins zitiert, sollte immer sagen: Dies ist nur der halbe Augustinus. Der problematische Augustinus aber hat den Katholizismus bis heute bestimmt, und auch die Lutherischen Kirchen sowie die Reformierte Kirche, die sich einst „Calvinisten“ nannten. Bis in die Theologie des berühmten protestantischen Theologen Karl Barth wirkt der problematische Augustin weiter.

6.
Es kann hier erneut auf zentrale  „Problemfelder“ in der Theologie Augustins nur verwiesen werden. Sie haben das Ziel, die Zwiespältigkeit und Widersprüchlichkeit, ja durchaus auch die „Gefährlichkeit“ seiner Theologie  freizulegen mit dem Motto: „Warnung vor der Theologie des alten Augustinus“. Und diese Warnung vor der Theologie zumal des älteren und alten Augustinus wird von verschiedenen kompetenten Seiten ausgesprochen. Der bekannte Autor, Kenner und Forscher zum Thema Islam, Navid Kermani, hat in seinem Buch “Der Schrecken Gottes”, München 2011, ein Kapitel über die “Theologie der Angst” verfasst: Darin zeigt er Parallelen auf im Gottesbild des persischen Dichters ATTAR (“Das Buch der Leiden”) und des katholischen Theologen/Bischofs Augustin (S. 141-148). “In ihren Spätwerken schreiben beide, Attar, der Muslim, und Augustinus, Gott die direkte Verantwortung für das Böse zu…Das Böse ist zumindest für Augustinus notwendiger Teil des Guten” (S. 145).

7.
Ich nenne hier nur Stichworte: Dass Augustinus die Erbsünde erfunden hat und mit Gewalt durchgesetzt hat gegen seine freien und (biblisch) korrekt denkenden Theologen und Bischofskollegen (etwa Julian von Eclanum), ist schon so oft begründet und richtig gesagt worden. Große Verdienste auch zu dem Thema hat der Philosoph und theologisch hoch gebildete Wissenschaftler Prof. Kurt Flasch. Auch im Re­li­gi­ons­phi­lo­so­phi­sch­en Salon Berlin wurde seinen Anregungen folgend diskutiert und publiziert. LINK.

8.
Von einem Theologen der Antike, und das war Augustinus, kann man überhaupt keine kritische Theologie zur „Frauenfrage“ in der Kirche erwarten. Kurt Flasch weist in seiner Studie „Eva und Adam. Wandlungen eines Mythos“ (München 2004) darauf hin: Die Frau soll dienen und gehorchen, und sie soll es mit Hingabe tun, so lautet die schlichte Folgerung Augustinus für die Frau.“ (Seite 41). Übrigens: „Augustin hielt Adam für eine historische Person, er war der erste Sünder.“ (S. 38, 40). Diese Aussage kann man Augustin als einem Theologen der Antike nicht so übelnehmen, aber Christen aller Konfessionen sollten im 21. Jahrhundert diesen Mythos längst überwunden haben. Der Papst lasse also auch hier Augustin beiseite und gebe den Frauen in der Kirche eine volle und ganze Gleichberechtigung auch im Priesteramt. Nur diese Position entspricht dem Evangelium und dem wahren modernen Bewusstsein! Sonst wird die katholische Kirche zurecht von gebildeten Menschen ignoriert.

9.
Dass Augustin insgesamt wohl seine tiefen und leidvollen Probleme mit seiner eigenen Sexualität und der Sexualität im allgemeinen hatte, hat sich inzwischen als gesicherte Erkenntnis herumgesprochen.
Für Augustin wird die Sexualität zur Last, und zwar ist sie dies seit dem Sündenfall im Paradies! Als Bischof war er heftig bemüht, seinen Leuten die Zügelung der sexuellen Begehren zu empfehlen und er fand für „diese Kunst der Körper/Sex-Beherrschung“ erstaunliche Worte, die Kurt Flasch in „Eva und Adam“ notiert hat: Wir zitieren nur zwei Beispiele Augustins für die Kunst, den eigenen Körper selbst in den unmöglichsten Fällen zu beherrschen: “So können einige Leute ihre Ohren bewegen, entweder nur eins oder beide zugleich… Einige können mit ihrem Hinterteil ohne jeden Gestank beliebig viele Töne so hervorbringen, dass man glaubt, sie singen auch mit diesem Körperteil“ (S. 77, Flasch bezieht sich in Fußnote 66 auf eine Aussage Augustins in „De civitate Dei“…)
Also, wenn das alles für den Menschen möglich ist, dann sollte doch auch bitte das sexuelle Begehren möglichst vom Menschen ausgeschaltet werden können…Wunschtraum eines sexuell Frustrierten im 5. Jahrhundert…

10.
Auf Augustinus Höllenlehre muss noch hingewiesen werden: Er war der Überzeugung, dass die Sünder in der Hölle endlos lange Qualen erleiden müssen. Der Mensch verdiene eben wegen der Erbsünde ewiges Leiden in der Hölle…

11.
Über Augustins Verhältnis zu den Juden wäre zu sprechen, er behauptet: “Eure jüdischen Väter haben Christus getötet“, sie seien der „ungeheuren Vergehen der Gottlosigkeit“ schuldig…

12.
Man möchte förmlich den Augustiner Papst Leo XIV. bitten, seinen großen „Meister“ beiseite zu legen und die Augustinuszitate nur noch den Historikern zu überlassen. Denn das theologische Denken des antiken (!) Theologen und Philosophen Augustin taugt wenig für die modernen Herausforderungen der Kirchen, der Politik, der Ökologie und der Kriege. Mit ein paar netten Weisheiten : „nach Innen zu schauen“, „doch bitte wahrhaftig zu sein”, “nicht den Mut zu verlieren”, irgendwie auch gegen die kapitalistische Gier zu sein”  etc. kommt diese verrückte Welt heute nicht zu gerechteren Verhältnissen.

13.
Dieser mögliche Abstand vom „Meister Augustin“ kann den Augustinern um so leichter fallen, als sie eigentlich nur die sehr knappe “Regel für eine gemeinsames Leben im Kloster” von Augustin übernommen haben. Augustinus ist nicht der Gründer des Ordens, dieser Orden ist in der Mitte des 13. Jahrhunderts durch päpstliche Initiative entstanden, unter dem Titel „Augustiner“ wurden verschiedene italienische Eremitengemeinschaften zusammengeführt.

Der Augustiner-Orden hat als einziger in der Kirche keinen persönlichen Gründer, wie Ignatius von Loyola, Franz von Assisi, Don Bosco und so weiter. Es waren einige Päpste, die diesen Orden schufen. Und ausgerechnet ein Mitglied des Augustiner-Ordens war der heftigste Gegner des Papsttums: der Augustiner Martin Luther. Von seinem ketzerischen „Mitbruder“ (und Augustinus – Fan!) hat Papst Leo XIV. bisher (8.8.2025) nicht gesprochen…Seit der Zeit wollen die Augustiner sehr päpstlich – treu ergeben sein und haben (deswegen?) auch sehr wenige bedeutende oder gar kritische Theologen hervorgebracht wie etwa die Dominikaner, Jesuiten, Benediktiner usw… Aufgrund dieser Armut, keinen wirklichen spirituellen Gründer des Ordens zu haben, beziehen sich die Augustiner ständig – wie aus Verlegenheit – auf Augustinus, der nur der Autor ihrer knappen Ordensregel ist…Sie erforschen ihren “Meister” historisch in eigenen Instituten, sie haben aber nicht die Kraft, sich von ihm abzusetzen…

PS: Interessant ist, dass der Augustinerorden (O.S.A.) zwei Reformorden hat, die jetzt kaum – auch nicht von “dem” Augustiner Papst Leo XIV. – erwähnt werden: Die Reformorden wurden gegründet, um dem im 17. Jahrhundert eher “schläfrigen” Augustiner-Orden (O.S.A.) etwas Radikaleres entgegenzusetzen. Es handelt sich um die “Augustiner-Rekollekten” (ca. 1.300 Mitglieder) und die “Unbeschuhten Augustiner” (ca. 150 Mitglieder), zu denen der Prediger Abraham a Sancta Clara in Wien gehört, auch er ein heftiger Antisemit. Es gibt zudem zahlreiche Augustiner-Chorherren – Orden, wie etwa  im Stift St. Florian bei Linz, aber diese monumentalen Chorherren – Klöster glänzen nicht durch mutige Programme der Kirchenreform. Man darf wohl sagen: Wo Augustiner leben und auftreten, da geht es sehr behutsam zu. Sehr treu zur päpstlichen Lehre. Dieses behutsame Lehren und behutsame gemeinschaftliche Leben findet in Westeuropa keinen Anklang mehr: Der Augustinerorden hat jüngere Mitglieder heute nur noch in Lateinamerika, Afrika und auf den Philippinen und in Indonesien…Neue Formen des Ordenslebens mit Laien zusammen werden lediglich in den Niederlanden versucht, um den Augustiner –  Orden vor dem alsbaldigen Aussterben mangels Klerikern zu bewahren…

14.
Es wirkt seltsam, dass die viele Vatikanologen, die sich unter Papst Franziskus fast die Finger wund schrieben, zu Leo XIV. bis jetzt schweigen. Wahrscheinlich warten sie dessen erste Enzyklika ab, den Titel ahne ich schon: „Wir sind doch alles eins“ oder auch „Wir sollten alle die Einheit suchen“. Unvorstellbar der Titel „Einheit der verschiedenen Christen und Kirchen gibt es nur in versöhnter Verschiedenheit. Fördern wir die Vielfalt. Einheit kann zum Schlagwort, zur Ideologie werden“… Dieser Titel wäre richtig, treffend – aktuell, aber leider zu lang und vor allem zu „unkatholisch“…

15.
Unsere Warnung vor der Theologie Augustins bedeutet natürlich keine Warnung vor dem Menschen Leo XIV. Er ist ja um Gespräche mit so vielen so bemüht, und auch seine Mahnungen und Forderungen, bitte bitte Frieden zu schaffen, sind wahrscheinlich schon etwas wertvoll… Konkreteres wünschen sich manche…

16.
Papst Franziskus war knapp vier Monate im Amt, da besuchte er am 8.Juli 2013 die Insel Lampedusa und die dort gestrandeten (und im Meer ertrunkenen) Flüchtlinge aus Afrika. Das war ein starkes politisches Zeichen, für das so viele dankbar sind… Manche fragen: Welches große Zeichen wird Papst Leo XIV., nach 4 Monaten „Pontifikat“ (d.h. doch Brückenbauen) setzen. Eine Idee: Vielleicht reist er als selnbst ernannter “Friedenspapst” bald  nach Kyiv (Kiew)? Ohne konkret Partei zu ergreifen für die Ukraine, gibt es angesichts des Diktators Putin keinen Frieden. Aber der russisch-orthodoxe Patriarch von Moskau und Putin Freund, Kyrill, seit gemeinsamen KGB Zeiten mit Putin verbandelt, wäre bei so viel tatsächlichem päpstlichen Engagement für die Ukraine sicher böse. Und das hätte der Papst gar nicht so gern, denn er will so dringend die Versöhnung mit den orthodoxen Kirchen. Also verzichtet er aus kirchlichen Gründen auf ein präzises politisches Engagement. Dass Putin zu Friedensgesprächen in den Vatikan kommt gemeinsam mit Präsident Selensky, ist ein Wunschtraum des Papstes.

Dieser Hinweis ist nicht unser erster Beitrag zur verheerenden Theologie Augustins und es gilt der Vorschlag, dass sich doch selbst ein Augustiner als Papst von der Theologie des Augustinus befreien könnte und auf die Höhe moderner, kritischer Theologie kommt: Siehe auch: LINK

Copyright: Christian Modehn Religionsphilosophischer Salon Berlin

 

Gefährliche Erinnerung: Die Arbeit von „Memorial“ in Russland und anderswo

Ein Hinweis auf ein wichtiges Buch

Von Christian Modehn am 3.8.2025

1. „Erinnern ist Widerstand:“ Das Motto von „Memorial“, der wichtigen NGO, gegründet in Russland. Eine Basisinitiative von Menschen, denen die Geltung der universellen Menschenrechte am wichtigsten ist: „Memorial“ legt die Verbrechen der russischen Diktatoren frei! Gibt den vielen tausend Ermordeten und Gequälten der Verbrechen Stalins sowie der folgenden Diktaturen bis zu Putin die Menschenwürde zurück, die Würde: einen Namen zu haben, nicht vergessen zu sein. Die kritische Erinnerung dient dem einzigen Zweck: Nie wieder diese Menschenquälerei durch Diktaturen. Nie mehr totalitäre Gewaltherrschaft.

2.
 Memorial ist eine in demokratischen Staaten und unter Demokraten hoch angesehene NGO. „Memorial“ studiert und dokumentiert in aller Objektivität seit mehr als 30 Jahren die Verbrechen der Sowjetherrschaft. Und Putin, der absolute Machthaber der Russischen Föderation, hat genau verstanden: Strukturen totalitärer Herrschaft werden durch die kenntnisreichen und widerständigen Mitarbeiter von „Memorial“ selbstverständlich auch in seinem Herrschaftsbereich freigelegt. Deswegen löste Putin die NGO „Memorial“ im Dezember 2021 auf, zwei Monate vor seinem Angriffskrieg gegen die Ukraine. Am 10. Dezember 2022 erhielt die NGO “Memorial” den Friedensnobelpreis,  „Memorial“ hatte 80 Arbeitskreise in vielen Städten Russland.

3. 
Heute ist die Arbeit von Memorial in Russland sehr schwierig. Die Ergebnisse der aktuellen dortigen Recherchen werden im Exil publiziert.

In Berlin wurde „Memorial e.V.“ gegründet. LINK.
 Wichtig ist auch das große Angebot von Podcasts durch Memorial LINK:

4.
 Wer den Widerstand gegen das Sowjetimperium und die folgenden Diktaturen dort verstehen will, muss sich also mit Memorial befassen. Der C.H.Beck Verlag legt jetzt ein Buch vor, 14 Autorinnen bewerten einige Aspekte der Geschichte von Memorial und nennen den aktuellen Stand der Forschung und Dokumentation. Wir empfehlen das Buch ausdrücklich! Es umfasst 192 Seiten, darunter (auf mehr als 40 Seiten) kommentierte „Bilder und Fotos aus der Memorial-Sammlung“. Sie beziehen sich auf Kunst und Literatur, unter qualvollen Bedingungen in den Lagern entstanden, sowie auf Fotos der ersten öffentlichen Kundgebungen von „Memorial“ in Russland 1988. Die HerausgeberInnen des Buches “Memorial”: Irina Scherbakowa engagiert sich als Gründungsmitglied von Memorial im Exil weiter für die Arbeit Erinnerung und das Eintreten für Menschenrechte, Filipp Dzyadko und Elena Zhemkova sind als Gründungsmitglieder von Memorial in Russland jetzt in Berlin tätig.

5.
 Der Titel „Erinnern ist Widerstand“ ist sehr treffend gewählt, angesichts der von Rechtsextremen seit Jahren schon verspotteten Erinnerung – Kultur! Wer sich an die Verbrechen nicht nur in Russland erinnert, sondern weiter denkend auch an die Verbrechen gegen die Menschheit, verursacht von Staaten, Kulturen, Religionen, Parteien, legt das Negative frei, indem er auch einen Vorschein und Ausblick auf eine bessere, d.h. humane und demokratische Zukunft ermöglicht.
Die Erinnerung ist geistige wie seelische Arbeit, aber auch körperliche Arbeit… bedingt durch die weiten Reisen zu den Orten der Verbrechen und den Recherchen dort! Das Tätigkeit – Wort Gedenken erhält etwa bei Walter Benjamin die Zuspitzung des „Ein-Gedenkens“. Und damit ist wohl gemeint: Das Erinnerte sollte der Mensch in seinen eigenen Geist hin-ein-nehmen, also nicht bloß oberflächlich etwas Vergangenes zur Kenntnis nehmen, also nicht bloß historisch – faktisch an Daten und Namen erinnernd denken, sondern sie ein-gedenken, also das Erinnerte mit dem eigenen Geist eng verbinden, es in den eigenen Geist, ins eigene Leben, in die eigene Gefühlswelt hineinnehmen… und Sich Hineinversetzen…Es ist wohl diese Form des Ein – Gedenkens, die dem Erinnern durch die „Memorial“ Arbeit die wahre Bedeutung gibt.
Ein einzelner kann natürlich nicht überall und zu allen Themen Erinnerungsarbeit leisten. Jeder und jede kann nur an einer Stelle, an seinem Ort, seine Erinnerungsarbeit wählen, zu Russland eben oder zu anderen Diktaturen und autoritären Herrschaftsformen oder zu Religionen und Konfessionen, die im Fundamentalismus der Gewalt versinken.

6.
 Das neue Buch aus dem C.H. Beck Verlag dokumentiert die Rede von Jan Rachinsky anläßlich der Verleihung des Friedensnobelpreises am 10. Dezember 2022 in Oslo. Rachinsky legt allen Nachdruck darauf: Es sei das Gefühl und die Erkenntnis der bürgerlichen Verantwortung, die Menschen zur Memorial Erinnerungsarbeit führen. Es geht um die Verantwortung dafür zu sorgen, dass die leidenden und vernichteten Menschen früherer Generationen nicht dem Vergessen preisgegeben werden, „denn der Mensch empfindet seine Einheit mit vorangegangenen Generationen“ (S. 43). Interessant ist für mich, dass in einigen Beiträgen der „Memorial“ MitarbeiterInnen auf den Philosophen Karl Jaspers verwiesen wird als philosophischen Inspirator…

7.
 Irina Scherbakowa, Mitbegründerin von „Memorial“, berichtet ausführlich über den „Kampf für das Erinnern“. In den 35 Jahren der aktiven Präsenz in Russland konnten die MitarbeiterInnen von Memorial „Informationen aus Geheimarchiven öffentlich zugänglich machen und die Schicksale hunderttausender Staatsterror – Opfer aufklären…In einer Reihe von Städten wurden an Orten von Massengräbern Gedenktafeln und Gedenkzeichen für die Opfer politischer Repressionen angebracht… Das Archiv, das Memorial in den Jahren seiner Tätigkeit aufgebaut hat, umfasst hunderttausend Dokumente …Im Herbst 2021 wurde das Hauptgebäude von „Memorial“ in Moskau von Putin geschlossen, typischerweise ließ der Diktator die Eingangstür mit Handschellen verschließen! Und auch dies: Stalin erlebt in der russischen Gesellschaft seit Jahren wieder ein Come-back…In Berlin setzt Memorial seine Arbeit fort, in Paris befindet sich das Memorial Menschenrechtszentrum, es unterstützt die politischen Gefangenen…

8.
 Nur einige Hinweise zu einigen der 12 AutorInnen, die „Memorial“ kommentieren.
Alida Assmann bezieht „Memorial“ auf Repressionen außerhalb Russlands, sie nennt die Protestbewegung der „Mütter und Großmütter von der Plaza de Mayo“ in Buenos Aires gegen die Militärjunta. „Die Frauen haben für die Menschenrechte gekämpft und die Junta zu Fall gebracht, obwohl sie unbewaffnet waren und die Zivilgesellschaft repräsentierten…Ihre politische Macht lag in der Erinnerung an die Verbrechen der Militärjunta“ (S. 94).

Der Historiker Karl Schlögel zeigt, dass die Erfahrung von Terror und Gewalt in der Gegenwart die junge Generationen sensibel machen sollte für die Gewaltherrschaft, die frühere Generationen ausübten bzw. erleiden mussten. Schlögel hofft, dass durch diese intensive Konfrontation mit früheren Verbrechen „eine apolitisierte und apathische Gesellschaft aus ihrer Gleichgültigkeit herausgerissen wird.“ (S. 98).

Aus der Erfahrung des Leidens und der sinnlosen Gewalt (etwa durch den Diktator Putin) könnte dann im westlichen Europa der Wille zum Widerspruch und zum Widerstanden stehen. Eine Hoffnung!
Auf den Unterschied zwischen Widerstand und Resistenz macht Filip Dzyadko aufmerksam: Widerstand ist für ihn das direkte radikale und auch gewaltsame Vorgehen gegen eine Diktatur. Resistenz hingegen kann sich in verschiedenen noch „milderen“ Formen des Widerspruchs äußern, etwa durch öffentliche Kritik, durch sozialen Ungehorsam, Verweigerung, Ablehnung der Kooperation mit Behörden der Diktaturen…

Auch der Schriftsteller Jonathan Littell (Autor des Romans „Die Wohlgesinnten“) ist mit „Memorial“ verbunden durch seinen Einsatz zugunsten der Menschenrechte in den Tschetschenien Kriegen. Littell meint ziemlich provokativ, dass die heute inszenierten Kriege in der Ukraine, in China, in Israel usw. ablenken von der noch größeren Katastrophe, der „Zerstörung des Planeten durch die Menschheit, die sich im System des Kapitalismus verstrickt hat, in dem wir alle leben.“ ( S.160). Littell meint also, die heutigen Kriege, verursacht von Gewaltherrschern, seien so etwas wie Ablenkungsfaktoren: Sie lenken ab von dem größten aller dringenden Probleme: der Klimakatastrophe (S. 164). Tatsächlich ist das Interesse der Herrschenden an der Verhinderung der Klimakatastrophen jetzt weltweit zurückgegangen. Und fast alle großen Medien sprechen ständig  von Putin, Trump, Xi , der Hamas oder Netanjahu… Littell sagt: „Ich bin keineswegs überzeugt, dass unser Planet im Jahr 2100 noch geeignete Lebensbedingungen bieten wird. ..Ich habe keine Hoffnung, sie geht mir gegenwärtig vollkommen ab“ (S. 165, 164.).

9.
 Der „Tagesspiegel“ hat ein ausführliches Interview mit einem der Mitbegründer von Memorial publiziert: mit Oleg Orlow. Er wurde am 27.2. 2024 wegen eines Anti-Kriegs-Artikels zu zweieinhalb Jahren Lagerhaft verurteilt. Im Rahmen eines Gefangenenaustausches kam er fünf Monte später frei. Er betont, jetzt in Freiheit, in Berlin: Als 2021 Memorial „vom russischen Staat offiziell liquidiert wird, können Menschenrechtler nur noch in losen Vereinigungen tätig sein. Die Kollegen in Russland sammeln und registrieren wieder Informationen über die Menschenrechtslage in Russland. Veröffentlicht werden diese Daten aus Sicherheitsgründen dann von uns aus dem Ausstand heraus. Vor Ort bieten wir nach wie vor Rechtsbeistand für die Opfer staatlicher Repressionen an…“. („Tagesspiegel“ 1. August 2025, Seite 12.)

10.
 Solange es Menschen gibt, die so stark indoktriniert werden, dass sie sich aus Passivität, Faulheit, Bequemlichkeit die menschenfeindliche autoritäre Führung eines Führers wünschen, wird es immer Verfolgung und Unterdrückung der Mensch gebliebenen Menschen geben; wird es Lager geben, die zur umfassenden Vernichtung der so genannten Widerspenstigen, der Demokraten und Verteidiger der Menschenrechte bestimmt sind. Man fragt sich deshalb, ob nicht die Idee der „Memorial Arbeit“ als einer Basis – Initiative von Demokraten (und nicht von Historikern allein) überall wirksam werden sollte.
Die Geschichte der katholischen Kirche z.B. wird nicht umfassend nach Memorial- Art untersucht: Alle die verfolgten, gequälten und verbrannten Ketzer und Hexen, alle ohne großen Namen, alle die gemarterten Irrlehrer, die selbständig und ungehorsam Frommen, alle kirchlich Unterdrückten … sie werden bisher im großen Graben der Vergessenheit belassen. Sie finden keine Erwähnung in den großen Studien der Kirchengeschichte. Sie liebt ohnehin die großen Helden und Heiligen viel mehr als die „kleinen Leute“ in ihrer eigenen Art, ihren Glauben trotz aller Klerus-Herrschaft zu leben. 
Die vielen Namen der seelisch und körperlich Gequälten, der Mißhandelten und Getöteten, müssten natürlich auch in anderen Religionen freigelegt und öffentlich gemacht werden, etwa in der Religion der Muslime oder der Hindus oder der Buddhisten usw.
Die Philosophie und die Arbeitsweise von „Memorial“ sollte “universell” werden, wenn sich denn die Kirchenhistoriker auf diese Arbeit einlassen und vor allem in den Gemeinden entsprechende Memorial – Arbeitsgruppen entstehen. Die langsame und sehr restriktive Öffnung der Archive des Vatikans, auch der einzelnen Diözesen und vor allem der kritisch völlig unerforschten Zentralen der katholischen Ordensgemeinschaften ist bezeichnend.
Eines Tages werden auch die vielen tausend Namen der Missbrauchsopfer durch den Klerus veröffentlicht werden wie die vielen tausend Namen der klerikalen Täter.
Die „Memorial“ – MitarbeiterInnen in Russland waren auch mit heftigem Widerstand konfrontiert bei ihren Recherchen in den Lagern und Zentralen der Kommunistischen Partei usw. Diese mühevolle Arbeit kann katholische „Memorial“ – MitarbeiterInnen „trösten“, wenn sie denn etwa ihre umfassende Freilegung der Erinnerung zur weiter „vergangenen“ oder auch aktuellen Kirchengeschichte beginnen.

11. „Die Wahrheit wird euch frei machen“ sagt Jesus von Nazareth (Johannes-Evangelium 8.Kap., Vers 32). Eine treffende und aktuell bedeutsame Erkenntnis, die allerdings die meisten Hierarchen, Autokraten und alle Führer fürchten, auch in den Kirchen, selbstverständlich auch in den orthodoxen Kirchen, etwa im Patriarchat von Moskau: Dort herrscht der ehemalige KGB Mitarbeiter und Putin Freund Patriarch Kyrill als Kriegstreiber. Und … mit diesen Kirche will sich der Papst unbedingt in einer „Einheit“ zusammen schließen.
Die Kirchen haben Angst vor der Wahrheit, die frei macht. Denn durch die Freilegung von historischer Wahrheit könnten sich die Akteure sinnvollerweise auch von der Kirche als Institution befreien und … trotzdem Christen bleiben! Das würde das Ende dieser Institution befördern, die sich als katholische Kirche bekanntlich selbst und voller Stolz bis heute explizit als „nicht – demokratisch“ definiert; vielleicht will sie jetzt ein bißchen „synodal“ werden, aber ohne eine wirkliche Synode, d.h. ein Parlament mit Mehrheitsentscheidungen der Gleichberechtigten, einzuführen.

Die Adresse: “Memorial e. v. Deutschland”: Greifswalder Str. 5, 10405 Berlin

Memorial. Erinnern ist Widerstand“. C.H. Beck Verlag München, 2025, 192 Seiten, 25 €.

Copyright: Christian Mohn, Religionsphilosophischer Salon Berlin.