Hannah Bethke und ihre Attacken auf die Evangelische Kirche in Deutschland

„Vom Glauben abgefallen“ – das neue Buch von Hannah Bethke. Eine Einstimmung zum Kirchentag in Hannover 30.4. 2025?
Ein Hinweis von Christian Modehn am 9.3.2025

1.
Hannah Bethke (geboren 1980) will die evangelische Kirche in Deutschland retten, das heißt den kleinen Rest der klassisch – innerlich Frommen. Vor allem aber unpolitisch soll diese wahre kleine „Kirche der Reinen“, d.h. von allem Linken unbefleckte, sein, so, wie es Bethkes konservativem Denken entspricht. Liberal und modern ist die Autorin in sexualethischen Fragen.
Dabei bekennt Hannah Bethke, Nicht – Theologin zu sein (Seite 12), sie ist aber überzeugt, als Journalistin und Kirchenmitglied die Evangelische Kirche heftigst attackieren zu können. Sie meint wohl, ihre verstörende Polemik könnte Reformen einleiten. Der Titel nennt sofort ihr „Dogma“: „Vom Glauben abgefallen. Eine Antwort auf die Krise der evangelischen Kirche“.

2.
Nach beruflichen Intermezzi bei den konservativen Zeitungen FAZ und NZZ, ist Dr. phil. Hannah Bethke jetzt „Politik-Redakteurin“ in den noch deutlicher konservativen Springer – Zeitungen „Die Welt“ und „Welt am Sonntag“. Bethke ist auch oft Talk-show-Gast der ARD.

3.
Um die Rettung der wenigen frommen Seelen inmitten der – auch von ihr – viel zitierten „Säkularisierung“ geht es also. Dass „die Kirche“ für diesen Niedergang des Glaubens und der Kirche mitverantwortlich ist, steht für sie fest. Dabei meint sie mit „die Kirche“ stets ganz allgemein die Amtskirche, die Kirchenleitungen, die Pfarrer, vielleicht auch die (linken?) Gemeindekirchenräte, vielleicht auch die evangelischen Akademien und evangelischen Schulen? Alles ist möglich bei dieser undifferenzierten Rede von „die Kirche“. Vom Kirchentag ist im Buch keine Rede, dabei erscheint doch ihr Opus wenige Wochen vor dem Kirchentag in Hannover. Ein Zufall? Und dann wird ihr Buch in dem einst progressiven katholischen Kösel Verlag verlegt, wo doch Hannah Bethke die katholische Kirche nun öffentlich verachtet wegen „der Beharrungskräfte eines antimodernen katholischen Dogmatismus.“ (Seite 11). Ließe sich für dieses Opus ein evangelischer Verlag nicht finden?

4.
Bei ihrer heftigen Kritik an der Evangelischen Kirche (EKD) und der Hoffnung auf eine rettende kleine glaubende Minderheiten-Kirche spricht Hannah Bethke nicht von ihrer eigenen, unpolitischen Frömmigkeit. Sie sagt z.B. nichts zu ihren liebsten Bibelstellen oder ihrem privaten unpolitischen Gebet, sie verschweigt, welche der immer noch üblichen alten Choräle des 17. Jahrhundert sie vielleicht noch zu Tränen rühren. Das ganze Buch könnte ein polemischer „Schinken“ genannt werden, sagte mir ein Freund. Mit ihrem Buch will Frau Bethke ganz offensichtlich „die“ Kirchenführung verärgern.

5.
Man muss diese ungeheuerliche Polemik von Frau Bethke wirklich dokumentieren, denn so etwas haben meines Wissens selbst die reaktionären Pfarrer der Bewegung „Kein andres Evangelium“ einst nicht geschrieben, etwa in ihrem Hass auf Bischof Kurt Scharf oder den Theologen Prof. Helmut Gollwitzer oder den großen Theologen Rudolf Bullmann. Bethke schreibt: „Die“ evangelischen Kirche in Deutschland „ist am Ende“ (Seite 7), „sie macht so ziemlich alles falsch“, sie verbreitet „weichgespülte Alltagspredigten“. Die beliebte Fernsehsendung „Wort zum Sonntag“ nennt die Autorin „seichte Ansprachen“ (Seite 29). Ziemlich unverschämt erscheint mir die allgemeine Behauptung der Autorin: „Die Kirche erlebt einen Zersetzungsprozess, sie scheint weder willens nicht in der Lage, der opportunistischen Versuchung zu widerstehen, immer mehr von ihrer Identität aufzugeben, um im gesellschaftlichen Mainstream mitzuschwimmen.“ (S. 153-154)… “Die evangelischen Christen haben sich bis Unkenntnis dem atheistischen Zeitgeist angepasst.“ (S. 154). Beispiele der globalen Polemik gleich auf den ersten Seiten: „Die Kirche politisiert anstatt ihr christliches Profil zu schärfen“(Seite 7). Die Kirche „passe sich dem gesellschaftspolitischen Zeitgeist an, etwa im Klima-Aktivismus und der Zustimmung zur „linken Identitätspolitik“ (Seite 9). Sie behauptet gar, die Kirche befinde sich in einem Prozess freiwilliger Selbstauflösung“ (Seite 40).
Der ganze angebliche Niedergang wurde, dreimal darf man raten, von der großen protestantischen, weltweit geschätzten Theologin Dorothee Sölle angestoßen und befördert (Seite 56), das übliche Klischee der Konservativen also. Hannah Bethke wagt allen Ernstes zu schreiben: „Dorothee Sölle liefert im Grunde eine theologische Legitimation für die Abkehr von Gott“ (ebd.). So unverschämt kann nur jemand urteilen, der keinen Sinn für theologische Nuancen und Differenzierungen hat.

6.
Diese Verurteilung der gegenwärtigen Kirche hat ihren Mittelpunkt in der Zurückweisung des sozialen, angeblich immer linken Engagements evangelischer Christen etwa zur Rettung von Flüchtlingen auf dem Mittelmeer oder dem präzisen Eintreten für den Klimaschutz. Frau Bethke behauptet: „Es braucht keinen kirchlichen Aufruf zum Klimaschutz, keine lautstarke Einmischung in politische Belange, sondern einen Ort des Glaubens.“ (Seite 187) Das ist die alte Ideologie der konservativen, sich unpolitisch nennenden Christen: Sie wollen nur die individuelle caritative Geste, etwa in kirchlichen Suppenküchen und Kleiderkammern. Dabei sagen die vielen Ehrenamtlichen, dass das, was sie da mit ihrer Kirche leisten, eigentlich auch Aufgabe des sogenannten Sozialstaates wäre, für die Menschenwürde aller, auch der Hungernden und Obdachlosen, wirksam zu sorgen. Aber Bethke fällt in ihrer Polemik nichts anderes ein:: „Die Kirche darf nicht zu einer austauschbaren Sozialeinrichtung verkommen (sic)“ (S. 190). Ein Schande dieses Wort „verkommen“, angesichts der vielen aktiven ehrenamtlichen evangelischen ChristInnen in diesen „verkommenen“ sozialen Einrichtungen der Kirche.

7.
Der informierte Leser ahnt, dass sich Friede Springer, die Chefin im Springer Imperium, über dieses Opus ihrer Politik – Redakteurin sehr freuen wird. Denn genau dieser „bloß“ fromme christliche Glauben in einer konservativen Kirche ist ihre geistliche Heimat: Friede Springer ist wie ihr Mann Axel Caesar Mitglied der theologisch sehr konservativen“ Selbständigen Lutherischen Kirche“ (SELK), zu dieser kleinen Glaubensgemeinschaft gehört auch die AFD Politikerin Erika Steinbach…(Siehe Fußnote 1).
Nebenbei: Vielleicht findet sich Frau Dr. Bethke auch bald in dieser so gläubigen, angeblich unpolitischen Kirche der Altlutheraner wieder? Bethke schwärmt ja von der Gemeinde als einem „Refugium des Glaubens“ (Seite 16), ein solches Refugium wäre doch diese kleine altlutherische Kirche. Aber noch bekennt Bethke sich zur „liberalen Haltung“ der Evangelischen Kirche (EKD), etwa was die „Segnung oder Trauung gleichgeschlechtlicher Paare“ (s. 39) angeht. Aber diese Liberalität gilt für sie selbstverständlich als nicht links, obwohl der erfolgreiche Kampf um Gleichberechtigung von Homosexuellen in ganz Europa ausschließlich von Linken und linken Parteien geführt wurde!

8.
Über die theologische Unkenntnis der Autorin wäre viel zu sprechen: Sie deutet etwa ihren christlichen Glauben an Jesus von Nazareth ziemlich philosophisch und damit eigentlich als besten Ausdruck einer klassischen modernen liberalen Theologie, die die Autorin ja eigentlich verdammt: Sie wagt also als konservative Protestantin dieses Bekenntnis zu Jesus Christus so zu formulieren: „Es gibt etwas, das höher ist als wir selbst.“ (Seite 11). Dies ist eine metaphysische Äußerung zum geistigen Wesen des Menschen, hat aber – konservativ betrachtet -nicht viel mit dem Glauben an den historischen Jesus Christus zu tun, etwa mit seiner Bergpredigt. Und schon gar nichts mit dem von der Autorin bevorzugten Theologen Karl Barth, der als Autor des Römerbriefes bei dieser Definition des Glaubens an Jesus Christus wohl laut getobt hätte. Schlimmer aber ist eine elementare Unkenntnis der so genannten Kirchenreformerin: Sie weiß offenbar nicht, dass Jesus von Nazareth die Nächstenliebe als das absolut und einzig Entscheidende in der Beziehung zu Gott sieht. Kurz gesagt: Der christliche Glaube ist nur dann die von Bethke viel beschworene „Werteorientierung“, wenn er als den obersten und absoluten Wert die Nächstenliebe anerkennt, die sich heute angesichts der Millionen Hungernden und Armen nur politisch leben lässt.

9.
Es ist natürlich nicht möglich, alle pauschalen Urteile der Autorin über „die“ Kirche konkret zu widerlegen, man wüßte ja gar nicht, wo man anfangen sollte. Insofern hat das Buch „Vom Glauben abgefallen“ keinen konkreten Erkenntnisgewinn. Dennoch stören manche Ahnungslosigkeiten, etwa wenn sie behauptet, „die Kirche hat ihre Geschichte kritisch aufgearbeitet“ (S. 46). Offenbar denkt sie an die Nazi -Zeit oder die Zeit der Staatskirche oder die Verquickung mit dem Kolonialismus? Um nur bei einem Beispiel zu bleiben: Sie kennt also nicht die jüngeren historischen Forschungen etwa zur Verbindung des einst führenden Berliner Bischofs Otto Dibelius mit den Nazis. Frau Bethke könnte ja auch kritisieren, dass die berühmte Kirche am Kurfürsten Damm in Berlin immer noch nach den Kolonialherren und Rassisten, den Kaisern Wilhelm I und II, benannt ist. Heute nennt diese Gemeinde schamhaft ihre Kirche nur noch neutralisiert „Gedächtniskirche“ oder total banal „KWG“. Zur Umbenennung fehlt der Mut der Kirchenleitung: Einfluß der konservativen “unpolitischen” Protestanten und Hohenzollern – Freunde? Wahrscheinlich. Sie verhindern einen würdigen Namen für dieses „Gotteshaus“… Dietrich Bonhoeffer – Kirche wäre ein treffender Name…Nichts als eine Utopie… angesichts der Angst und der Bürokratie der Kirchenleitung. Briefe in dem Zusammenhang an die Kirchenleitung bleiben selbstverständlich unbeantwortet. Da ist man hilflos der Kirchenbürokratie ausgesetzt.

10.
Wie sieht die konservative Haltung der Autorin in ihrer Wertehaltung eigentlich den Umgang der Gemeinden mit AFD Sympathisanten und AFD Mitgliedern? Im Interview auf Radio WDR 3 (am 26.2.2025, Reihe „Mosaik“) wird ihre Toleranz für die AFD deutlich. Bethke sagte in WDR3: “Kirche soll für alle offen sein. Auch für die Sympathisanten und Anhänger der AFD. Solange sich alle an die Regeln der Gemeinde halten, ist jeder willkommen“.
Das muss hervorgehoben werden: AFD-Christen brauchen sich also bloß an die Regeln der Gemeinde zu halten. Und die Gemeindeleitung darf sie nicht daran erinnern, dass sie mit einer – nachgewiesen – rechtsextremen Partei verbunden sind. Dabei müssten die Gemeinden vielmehr deutlich sagen: AFD Christen haben nicht nur irgendwelche frommen Regeln der Gemeinde zu beachten, wie es Frau Bethke vorschwebt, sondern auch das Grundgesetz oder die universell geltende Erklärung der Menschenrechte!
Der von Hannah Bethke so oft beschworene unpolitische Glaube ist also doch sehr politisch und tolerant für die Rechten und Rechtsextremen. Wie sagt die Autorin doch so „liberal“: „Es ist wichtig, dass die Kirche ihren Raum, ihr Wirken, frei hält von parteipolitischen Auseinandersetzungen“. (Seite 191). Mit AFD-Mitgliedern in den Gemeinden also bitte keine tiefergehenden Auseinandersetzungen…

11.
Das steht fest: Das Buch wurde offenbar nur geschrieben, um linke oder bloß angeblich linke Kreise in der evangelischen Kirche zu diffamieren. Die evangelische Kirche möge bitte konservativ sein und für AFD Leute Verständnis zeigen! Darum geht es, bloß nicht zu viel Hilfe für Flüchtlinge, bloß nicht zu viel Engagement für den Klimaschutz: Das hat doch alles nichts mit dem Evangelium Jesu Christi zu tun, behauptet die theologisch ungebildete Autorin.

12.
Theologisch betrachtet, ist das Buch, wie gesagt, uninteressant: Aber das muss in unserer Sicht betont werden: Es gibt tatsächlich eine Krise der Kirchen in Deutschland und in Europa: Aber die Krise der Kirche, etwa als Abkehr so vieler tausend Menschen von den Kirchen, ist begründet durch die immer noch starke Bindung dieser Kirchen an uralte Lehren, Dogmen und Traditionen. Darum wäre das Reformations-Thema jetzt: Der christliche Glaube ist einfach und menschlich: Er ist eine Lehre der Weisheit, eine Lehre und Praxis der Liebe, der politischen Präferenz für die Armen, des Eintretens für universale Gerechtigkeit und Geltung der Menschenrechte für alle Wesen, die Menschenantlitz haben.

13.
Spiritualität bleibt selbstverständlich wichtig: Beten, Bibel Gespräche, Mediationen usw. in Kirchengebäuden oder im privaten Raum sind immer Ausdruck des Glaubens. Eine moderne liberale Befreiungs – Theologie reduziert aber den unsäglichen Wust an uralten Dogmen, Lehren, Moral-Weisungen. Und: Sie sieht diesen elementaren humanen Glauben auch bei vielen, auch bei denen, die die Kirchen längst verlassen haben und sich „anderswo“ den wichtigen humanen Aufgaben der Gegenwart zuwenden.
Spiritualität ohne Engagement („ohne Werke“ wie es im Jakobus-Brief des Neuen Testaments so richtig und so treffend heißt) hat aber keinen Wert. Und diese „Werke“ der Glaubenden können inmitten dieser verrückten Welt meist nur „links“ sein, weil links eben bedeutet: Praktisches Eintreten für die Ethik Jesu von Nazareth und die universelle Gültigkeit der Menschenrechte. Die universell geltenden Menschenrechte sind heute Teil des christlichen Glaubens.

14.
Eins steht fest: Die kleine starke konservative Kirche à la Bethke lassen vor allem  Christen einfach rechts liegen.

Fußnote 1:
Hannah Bethke spricht in ihrem Buch vom Auftrag der Kirche zur „Wertorientierung“, „sie soll für Stabilität und Verlässlichkeit sorgen“ (Seite 9). Darin trifft sie sich völlig mit der Überzeugung von Friede Springer. Die Verlegerin ist Mitglied der kleinen, konservativen „Selbständigen Evangelisch – Lutherischen Kirche“ (SELK): Friede Springer sagt: „Mein Leitspruch ist: Alles ist Gnade. Fürchte Dich nicht! Alles, was ich in meinem Leben bin und habe, verdanke ich Gott.“ (IDEA Pressedienst am 16.8.2022). LINK
Am 14.4.2020 betonte Friede Springer: „Wir haben einen Wertekanon (sic) in unsere Verlagsstatuten integriert. Die deutsch-israelische Aussöhnung beispielsweise, oder eine deutliche Abgrenzung gegen Rechts – und Linksextremismus. Jeder Redakteur verpflichtet sich mit seiner Unterschrift, diese Werte zu achten und dafür einzustehen.“ (Evangelische Zeitung, 14.4.2020).
Nebenbei: Auch Erika Steinbach, einst CDU Politikerin, seit 2022 AFD Mitglied und Vorsitzende der AFD nahen Desiderius Erasmus Stiftung ist Mitglied der „Selbständigen Evangelisch – Lutherischen Kirche“. Axel Caesar Springer war es auch.

Hannah Bethke, „Vom Glauben abgefallen. Eine Antwort auf die Krise der evangelischen Kirche“. Kösel Verlag, München, 2025, 208 Seiten, 20€.

Copyright: Christian Modehn, Religionsphilosophischer Salon Berlin.

Trump ist Faschist: Erkenntnisse eines französischen Politologen

Aus einem Interview mit dem Politologen, Prof. Stéphane Audoin-Rouzeau, (S.A.-R.), Paris,  in der Pariser Tageszeitung „La Croix“, am 6.3.2025.   LINK

Stéphane Audoin-Rouzeau (* 1955) ist ein französischer Historiker und Direktor des Centre d’études sociologiques et politiques Raymond Aron in Paris. 

 Am 16.3.2025 notiert: Angesichts der Rücknahme der Bestimmungen zum Schutz der Umwelt und zur Begrenzung des Klimawandels durch Trump wird die Erkenntnis evident: Trump und sein Regime ignorieren den Schutz des Lebens der Bevölkerung zugunsten der Profite von Großunternehmen. Wie nennt man eine solche inhume Haltung?  Wie lange läßt sich die Bevölkerung der USA diese Verbrechen einer “demokratisch” gewählten, aber jetzt diktatorisch agierenden Regierung bieten?

Am 14.3.2025 notiert: Trump einen Faschisten zu nennen, ist sicher gewagt, wenn man “globalen Einordnungen” von Politikern kritisch gegenübersteht .Aber die “Einordnung” ist jetzt nötig, um auf den äußerst verstörenden und äußerst gefährlichen Charakter der Politik von Mister Trump aufmerksam zu machen. Dabei ist klar, dass es Differenzen in den historischen Formen des Faschismus gibt, aber eben auch bleibende Gemeinsamkeiten. Wie Europa mit einem Faschisten Trump umgeht, ist eine Art Balanceakt. Unterwürdigkeit unter diesen All-Herrscher wäre die falsche Antwort. Einzig ein starkes Anti-Trump-Europa ist die Antwort.

Am 2.4.2025 notiert: Auch ein us-amerikanischer Philosoph hält Trump für einen Faschisten:  Der Philosophieprofessor Jason Stanley, Yale- University, verläßt die Trump – USA Richtung Kanada. Jason Stanley hält das Regime Trumps für  klar faschistisch: Aus einem Interview mit spiegel.de am 30. 3.2025 von Tobias Rapp: LINK

SPIEGEL: Ihr Buch »Wie Faschismus funktioniert« ist im vergangenen Jahr auf Deutsch erschienen. Würden Sie die Regierung von Donald Trump so beschreiben: als faschistisch?

Stanley: Die große Faschismus-Debatte tobt nun schon seit Jahren, und ich kenne niemanden, der sich mit dem Thema beschäftigt, der nicht sagen würde: Es ist Faschismus. Alle Kriterien treffen zu. Es gibt die Verklärung der Vergangenheit, die Betonung des Wir-gegen-die, die Kultur der Lüge, das Verdammen von Komplexität, den Glaube an Hierarchien, die Feier einer Ordnung, die von oben festgelegt wird. Es ist alles da.  LINK

………

Frage an Prof. Audoin-Rouzeau: Um den Trumpismus, der die Ukraine in die Enge treibt, zu analysieren, bringen Sie den Begriff „Faschismus“ vor. Warum?

S. A.-R.: Zunächst möchte ich klarstellen, dass ich mit diesem Begriff nicht allein bin, er findet sich beispielsweise bei dem großen amerikanischen Historiker Robert Paxton. In den letzten 40 Jahren wurde die Bezeichnung „faschistisch“ immer häufiger gegenüber der extremen Rechten und manchmal sogar gegenüber radikalen Konservativen verwendet und hat sich dadurch abgeschwächt. Doch abgesehen von dieser polemischen Verwendung gibt es eine Einzigartigkeit des Faschismus, die ihn unwiderruflich von anderen Formen der extremen Rechten unterscheidet: seine subversive und revolutionäre Dimension, insbesondere in seiner Anfangszeit. Dies gilt sowohl für den italienischen Faschismus als auch für seine nationalsozialistische Mutation.
Und genau das ist es, was wir derzeit jenseits des Atlantiks am Werk sehen. „Trump 2“ begann bereits während des Wahlkampfs und sogar im Januar 2021 mit dem Sturm auf das Kapitol, der sein Potenzial für Gewalt und sogar ‚Putschismus‘ zeigte. Zwei Monate nach seinem Einzug ins Weiße Haus hat Donald Trump bereits die internationale Ordnung unterwandert, sowohl durch seine imperialistische und eroberungssüchtige Rhetorik als auch durch seine jüngste Umkehrung der Bündnisse. Auf nationaler Ebene hat er die Institutionen unterwandert und sicher geglaubte gesellschaftliche Entwicklungen umgestoßen.

Frage: Welche weiteren Merkmale begründen Ihrer Meinung nach die Bezeichnung „faschistisch“?

S. A.-R.: Eine beträchtliche Aggressivität und Gewalt, die Existenz eines Anführers und eines Eifers um ihn herum, die spektakuläre politische Dramaturgie, wie als Donald Trump am Tag seiner Amtseinführung die Dekrete öffentlich unterzeichnete. Und die während seiner Kampagne verwendete Formel, dass illegale Einwanderer in den USA „das amerikanische Blut infizieren“ würden. Diesen Rassismus in seiner biologischen Version dachten wir, dass er 1945 verschwunden sei.
Drei weitere Elemente scheinen mir den Vergleich mit den historischen Faschismen zu stützen. Zunächst die Subversion der Sprache, die Victor Klemperer für den Nationalsozialismus analysiert hatte. Es entsteht ein trumpscher Diskurs, in dem die Wahrheit keine Rolle mehr spielt, in dem bestimmte Wörter verboten und andere aus dem Nichts geschaffen werden. Dann die Revolution der Eliten, durch die Ernennung von Trump hörigen und völlig inkompetenten Beamten für die wichtigsten Bundesämter. Und schließlich die Tatsache, dass die amerikanische Gesellschaft derzeit das Gefühl vermittelt, sich wie gelähmt zu ergeben.

Frage: Ist das die Rückkehr des Faschismus der 1930er Jahre?
S. A.-R.: Meiner Meinung nach erleben wir die Entstehung eines amerikanischen Faschismus, der an der Schwelle zwischen Trumps erster und zweiter Amtszeit aufgetreten ist. Es ist ein spezifischer Faschismus, auch wenn er viele Ähnlichkeiten mit dem historischen Faschismus aufweist. Die Schwierigkeit, eine solche Diagnose zu stellen, ist die Inkohärenz von Donald Trumps Positionen. Vielleicht wird es nie einen kohärenten ideologischen Korpus des Trumpismus geben. Aber vielleicht wird er sich auch strukturieren, insbesondere mit Hilfe von Vizepräsident J. D. Vance, der in München eine sehr klare Rede gehalten hat, oder anderen Ideologen aus seinem Umfeld. Aber in diesem Moment kann man meiner Meinung nach bereits von einem amerikanischen Faschismus sprechen, und das ist natürlich äußerst ernst.

Frage: Wie kann uns diese Diagnose in diesem so gefährlichen Moment helfen?
S. A.-R.: Wenn es sich tatsächlich um einen amerikanischen Faschismus handelt, ist es dringend geboten, keine Zeit mehr mit Versuchen zu verschwenden, mit Donald Trump zu diskutieren, ihn zu besänftigen oder gar zu verändern, denn diese Versuche sind zum Scheitern verurteilt. In Krisenzeiten ist es entscheidend, die Situation genau in Worte zu fassen und ihr ins Gesicht zu sehen, nicht nur um sie zu verstehen, sondern auch um zu handeln. Dies ist die Aufgabe von Politikern, Forschern und Journalisten. Auch in Europa müssen wir uns unverzüglich auf eine Diagnose einigen. Wir müssen akzeptieren, wie Charles Péguy betonte, „zu sehen, was man sieht“.

Übersetzt mit DeepL.com (kostenlose Version)

Siehe auch unseren Beitrag zum “Ewigen Faschismus”: Einige Thesen von Umberto Eco: LINK

……………..

Der französische Text des Interviews mit Prof. Stéphane Audoin-Rouzeau:  „La Croix“, am 6.3.2025.

Pour analyser le trumpisme, qui accule l’Ukraine, vous avancez le terme de « fascisme ». Pourquoi ?
S. A.-R. : Tout d’abord, je voudrais préciser que je ne suis pas seul à employer ce terme, que l’on retrouve par exemple chez le grand historien américain Robert Paxton. À force d’être employé, depuis quarante ans, envers l’extrême droite, et même parfois envers des conservateurs radicaux, le qualificatif « fasciste » s’est affadi. Mais au-delà de cet usage polémique, il existe une singularité du fascisme qui le distingue de manière irréductible d’autres formes d’extrême droite : sa dimension subversive et révolutionnaire, surtout à son début. C’est le cas du fascisme italien, comme de sa mutation nazie.

Et c’est exactement ce que l’on voit à l’œuvre en ce moment outre-Atlantique. « Trump 2 » a commencé dès la campagne électorale, et même en janvier 2021 avec la prise du Capitole qui a montré son potentiel de violence et même de « putschisme ». Deux mois après son accession à la Maison-Blanche, Donald Trump a déjà subverti l’ordre international, par son discours impérialiste et conquérant comme par son renversement récent des alliances. Au niveau national, il a subverti les institutions et renversé des évolutions sociétales que l’on croyait acquises.
Quelles sont les autres caractéristiques qui fondent à vos yeux cette qualification de fasciste ?
S. A.-R. : Une agressivité et une violence considérables, l’existence d’un chef et d’une ferveur autour de lui, la dramaturgie politique spectaculaire, comme lorsque Donald Trump a signé les décrets en public le jour de l’investiture. Et cette formule utilisée durant sa campagne, selon laquelle les immigrés illégaux aux États-Unis « infecteraient le sang américain ». Ce racisme dans sa version biologique, nous pensions qu’il avait disparu en 1945.
Trois autres éléments me semblent soutenir la comparaison avec les fascismes historiques. La subversion de la langue tout d’abord, que Victor Klemperer avait analysée pour le nazisme. Un discours trumpien se met en place, où la vérité n’a plus aucune importance, où certains mots sont interdits, d’autres créés de toutes pièces. La révolution des élites ensuite, par les nominations aux postes fédéraux les plus importants de responsables inféodés à Trump et complètement incompétents. Le fait, enfin, que la société américaine donne pour l’instant le sentiment de se rendre, comme tétanisée.
Est-ce le retour du fascisme des années 1930 ?
S. A.-R. : Nous assistons selon moi à l’émergence d’un fascisme américain, apparu à la charnière entre le premier et le second mandat de Trump. C’est un fascisme spécifique, même s’il a de nombreuses ressemblances avec le fascisme historique. La difficulté pour poser un tel diagnostic, c’est l’incohérence des positions de Donald Trump. Peut-être n’y aura-t-il jamais de corpus idéologique cohérent du trumpisme. Mais peut-être aussi va-t-il se structurer, notamment avec l’aide du vice-président J. D. Vance, qui a tenu un discours très clair à Munich, ou d’autres idéologues de son entourage. Mais à cet instant, je pense que l’on peut déjà parler d’un fascisme américain, et c’est évidemment d’une gravité extrême.
Dans ce moment si dangereux, en quoi ce diagnostic peut-il nous aider ?
S. A.-R. : S’il s’agit bien d’un fascisme américain, il est urgent de ne plus perdre de temps avec des tentatives pour discuter avec Donald Trump, l’amadouer ou encore le faire évoluer, car elles sont vouées à l’échec. En temps de crise, poser des mots exacts sur la situation est crucial, tout comme la regarder en face, non seulement pour la comprendre, mais pour agir. C’est la mission des responsables politiques, des chercheurs et des journalistes. En Europe, il faut aussi que nous nous accordions sur le diagnostic sans tarder. Il faut accepter, comme le soulignait Charles Péguy, « de voir ce que l’on voit ».

 

Immer mehr “Konfessionslose” in den USA.

Ein Hinweis auf eine neueste Kirchen- Studie in den USA:
Von Christian Modehn, am 27.2.2025.

1.
Eine aktuelle Untersuchung des „PEW Research Center“ hat am 26.2.2026 den zunehmenden Abschied der Bürger der USA von den Kirchen dokumentiert. Die Studie hat den Titel „Studie der religiösen Landschaft“, realisiert durch Interviews mit 36.000 Bürgern der USA. Viele Details: LINK:

2.
Bei jungen Menschen sprechen Analysten von einer „erosion“, einem Zusammenbruch der Kirchenbindung. Nur noch weniger als ein junger Amerikaner von fünf bekennt, eine religiöse Ausbildung erhalten zu haben.

3.
Einige Fakten: Fast sechs von zehn US Amerikanern nennen sich (noch) Christen, das sind jetzt 62 Prozent. Im Jahr 2007 waren es noch 78 Prozent, im Jahr 2014 waren es 71 Prozent.

4.
Der Rückgang an Mitgliedern betrifft alle Kirchen in den USA. Bei den einflußreichen, mit Trump und seinen Republikanern verbundenen „Evangelikalen“ ist der Rückgang am geringsten: Gegenüber 2007 haben sie jetzt nur 3 Punkte weniger, sie bilden einen Anteil von 23 Prozent aller Christen in den USA.
Bei den Katholiken gibt es diese Entwicklung:
24 Prozent och 2007
21 Prozent noch 2014 und
2024 nur noch 19 Prozent.

Zu den klassischen protestantischen Kirchen der USA (Presbyterianer, Anglikaner, Lutheraner, Methodisten usw.) gehören jetzt nur noch 11 Prozent der US Amerikaner an, im Jahr 2007 waren es noch 18 Prozent.

5.
Das ist wirklich von größter Bedeutung: Die so genannten NONES), Leute ohne Mitgliedschaft in einer Kirche, zählen jetzt 29 Prozent der Bevölkerung, 2014 waren es nur 23 Prozent. 5 Prozent nennen sich Atheisten, 6 Prozent Agnostiker innerhalb der NONES. Sie haben ein Durchschnittsalter 38 Jahren; bei den Kirchenmitgliedern ist das Durchschnittsalter 54 Jahre (im Jahr 2007: 46 Jahre).

6.
Unter den jüngsten amerikanischen Kirchenmitgliedern sind mehr Männer als Frauen, die Analysten des PEW Research Centers nennen dies eine Umkehrung gegenüber früher, als Frauen stärkere Kirchenbindung zeigten.
Trotz dieser Erkenntnis: Frauen haben insgesamt noch eine stärkere Bindung an die Kirchen.

7.
Bei den „weißen Amerikanern“ mit Bindung an die klassischen Kirchen ist der Rückgang an Kirchenbindung am stärksten.

8.
Juden nennen sich 2023 1,7 % der Bevölkerung, Muslims 1,2 %, Buddhisten 1,1 % und Hindus 0,9%.

9.
Es ist inzwischen bewiesen, dass Evangelikale und fundamentalistische Christen auch in den anderen Kirchen eine starke Nähe zu Trump und den Republikanern haben. Und dass die Kirchenfernen und Atheisten eine stärkere Bindung an die Demokraten haben.

10.
Darf man als Philosoph und Theologe, der die Metaphysik und auch eine vernünftige (!) Form des Glaubens immer entwickelt und verteidigt, dann in dem Fall doch sagen: Hoffentlich nimmt die Zahl der Kirchenfernen in den USA zu, d.h. hoffentlich verschwindet der Glaube bzw. die Ideologie der Evangelikalen bald und die der Fundamentalisten… damit dadurch auch die Diktatur von Trump und Konsorten verschwindet!
Ein frommer Wunsch, gewiss, aber dieser Wunsch ist richtig. Ohne Evangelikale und ohne christliche Fundamentalisten, aber auch ohne jüdische und muslimische und hinduistische Fundamentalisten und Wahn – Religiöse könnte es in dieser unserer Welt besser aussehen und mehr Gerechtigkeit, mehr Demokratie herrschen. Und natürlich auch ohne radikale Missionare des Atheismus.

11.
Zugespitzt gesagt: Hoffen wir also auf eine weitere Entkirchlichung der USA, um dem Wahn Trumps und seiner Republikaner die Unterstützer zu entziehen. Die wenigen vernünftigen religiösen Menschen werden das alles gut und gern erleben und als Befreiung vom religiösen Opium feiern!

12.

Für Präsident Trump geht es nicht nur um “America first”. Sondern um “Christians first”, gemeint sind immer die evangelikalen und fundamentalistischen, die Republikaner wählenden Christen: LINK.  Nun gibt es auch ein “White House Faith Office” (ein so genanntes “Glaubensbüro im Weißen Haus”) zur Durchsetzung dieses fundamentalistischen Glaubens mit der fundamentalistischen Predigerin Paula White-Cain an der Spitze.  LINK.

Damit folgt Trump dem Diktator Putin, der mit seinem treuen Freund Patriarch Kyrill von Moskau (auch er KGB-Mitarbeiter einst)  ebenfalls eine Art Glaubensbüro unterhält. Das heißt auch hier: Ein ideologisches, nach außen hin “christliches” Amt zur Unterstützung seiner Gewalt/Kriegspolitik in der sich orthodox nennenden russischen Bevölkerung.

Siehe auch über “Religiöse Rechtsextreme in Deutschland und ihr Liebling Trump”: LINK:

Copyright: Christian Modehn, Religionsphilosophischer Salon Berlin.

Nur die Reichsten dürfen überleben.

Ein Buch gegen die Tech – Giganten: „Survival of the Richest“ von Douglas Rushkoff.

Ein Hinweis von Christian Modehn am 27.2.2025.

Das könnte das Motto dieses Hinweises sein, notiert am 28.2025 aus einem Interview mit Douglas Ruskoff in “Die Zeit” am 27.3.2025, Seite 7: “Die Techmilliardäre wollen Geld verdienen oder Technogien entwickeln, um den Veränderungen zu entkommen, die sie durch das Geldverdienen und die Technologie selbst verursacht haben… Sie glauben fest daran, dass es einen anderen Ort – außerhalb der Welt – gibt, an dem man leben kann. Sie als Auserwählte können von der Erde ins Universum fliegen….”

Bitte lesen Sie auch unseren Hinweis: “Die USA sind unter Trump und Milliardäts Konsorten jetzt keine Demokratie mehr” : LINK

Als Einstieg ins Thema:
„Die Auswirkungen der Machenschaften der Tech – Giganten – Multimilliardäre können wir eindämmen. Der einfachste Schritt besteht darin, ihre Unternehmen nicht länger zu unterstützen und die von ihnen verfochtene Lebensart abzulehnen….Wir können die Steuerpolitik ändern, damit jene, die Kapitalerträge auf ihr Vermögen erzielen, ohne dabei einen Finger krumm zu machen, höhere Steuern bezahlen als jene, die aktiv für ihr Einkommen arbeiten.“ (S. 252, 253).
Nebenbei: Wer noch nicht weiß, welche die führenden Herrschaften der Tech – Milliardärs – Giganten sind: Der/die sehe sich die offizielle Einführungs-“liturgie“ von Trump am 20. Januar 2025 an: Musk, Zuckerberg, Bezos, sie alle waren an vorderster Front schon dabei und sind es immer noch. Und sie helfen eifrig als Plutokraten, die USA von einer Demokratie in eine Diktatur umzubauen.

1. Das Buch
Das Buch „Survival of the Richest“ („Das Überleben der Reichsten“) wurde schon 2022 in New York veröffentlicht, im Februar 2025 erscheint das Buch im Suhrkamp – Verlag mit dem Untertitel „Warum wir vor den Tech – Milliardären nicht einmal auf dem Mars sicher sind.“ Das Buch ist ein wissenschaftlich fundierter kritischer Essay gegen die zunehmende Macht der Tech – Giganten. Das Buch ist aber auch ein begründeter Aufschrei zur Rettung der Menschlichkeit in einer Welt, in der Tech – Giganten, diese „obszönen Reichen“ (so auch Douglas Rushkoff, S. 253), für sich selbst allein ihren totalen Egoismus pflegen. Nebenbei:
Philosophen sollten die Frage diskutieren: Ab wann wird totaler Egoismus von Milliardären ein Verbrechen?
Unter der jetzt zweiten Herrschaft von Trump seit 2025 gehören Tech – Milliardäre bekanntlich zum engsten Kreis der „Berater“, also der politischen „Gestalter“, auch der Milliardär Elon Musk, der den Mars als Zufluchtsort für sich und die Seinen auserwählt hat.
Von den allerneuesten Entwicklungen und aktuellen politischen Vorhaben der US – Milliardäre im Umfeld von Trump ist in dem Buch zwar keine Rede. Dennoch ist die Lektüre wichtig und, klassisch gesagt, „lehrreich“, um den Mindset, wie Rushkoff in dem Buch ständig sagt, also die Art und Weise, wie diese Milliardäre ihre „Mentalität“ und Ideologie/Weltanschauung gestalten und durchsetzen. Vernünftige, demokratisch gesinnte Menschen haben gegen die Allmacht der Tech – Unternehmer zu kämpfen. Denn die planen, so Rushkoff, alles, um die in ihrer Ideologie „wertlose Masse“ der „normalen Menschen“ hinter sich zu lassen, wenn es denn zu globalen und absolut zerstörerischen Katastrophen auf dieser Erde kommt. Diese Herren planen und gestalten also bereits den einzig und allein nur für sie hilfreichen Exodus … in andere Welten oder seien es „nur“ die bestens ausgestatteten und exklusiv bewachten und geschützten Luxus-Bunker, gern auch unterirdisch, auch entfernt gelegene Privat – Inseln sind als Refugium im Aufbau. Diese Zusammenhänge werden von Douglas Rushkoff, für einen Wissenschaftler üblich, bestens belegt.Rushkoff bietet einen hervorragenden Einblick in die Ideologie bzw das Glaubenssystem der Tech – Milliardäre.

2. Der Autor
Douglas Rushkoff (Jahrgang 1961, geboren in New York City) ist ein vor allem in den USA bekannter und von kritisch Denkenden geschätzter vielseitiger Autor von Büchern und Dokumentarfilmen, Rushkoff ist Medien-Philosoph, Kulturkritiker vor allem zur digitalen Entwicklung. Er ist Professor für Medientheorie und digitale Wirtschaft am Queens College der City -University in New York. Er ist einer der Pioniere des Internet.
Er beschreibt, wie er – paradoxerweise muss man sagen – zu einem exklusiven Treffen in exklusivsten Rahmen von Multimilliardären der Tech – Welt als eine Art Spezialist eingeladen wurde, bezeichnenderweise irgendwo in der Wüste Afrikas: Rushkoff sollte auf die Frage eingehen, welche raffinierten Strategien diese Herrschaften entwickeln können, um im Fall der Apokalypse gut und bequem zu überleben. Die Herren hatten sich offenbar getäuscht in dem philosophisch – politischen Profil von Rushkoff, hatten also wenig Ahnung, dass er ein linker Kapitalismus – Kritiker ist…

3. Die zentrale Erkenntnis des Buches „Survival of the Richest“:
Das wichtige Argument von Rushkoff gegen den absoluten Egoismus der Milliardäre: Die kommende Katastrophe kann nicht eintreten, wenn weltweit die Menschen sicherstellen: Gemeinschaft, gegenseitige Hilfe und menschliche Beziehungen gelten als höchste humane Normen. Technologische Lösungen werden die Welt und die Menschheit nicht retten. Die Botschaft an die LeserInnen: Wenn diese Milliardäre sich als totale Egoisten vom Rest der Menschheit trennen, also offenbar nicht mehr zur Menschheit gehören wollen, dann müssen sich die wirklichen Menschen diesen perfiden Überlebens/Fluchtstrategen entgegenstellen.

4. Einige Zitate aus dem Buch:
Wir wollen hier jetzt keine summarische „Buch – Besprechung“ abliefern, wir empfehlen eher die Lektüre einiger ausgewählter Zitate aus dem Buch. Unsere Zitate sind sicher eine Einladung, das Buch zu lesen und zu diskutieren.

„Dieses Mindset der Multi – Milliardäre beruht auf einem atheistischen und materialistischen Szientismus (d.i.absoluter Glaube an die Wissenschaft, CM), auf einem blinden Vertrauen in das Lösen der Probleme durch Technologie, auf der Befolgung der Schranken des digitalen Codes, auf einem Verständnis zwischenmenschlicher Beziehungen als Markt – Phänomenen….“ (S. 23).

Die Multimilliardäre wollen sich in der bevorstehenden Apokalypse retten durch das “Errichten von einem Zaun um das gesamte Gelände (ihrer privaten Zuflucht)… durch `Zutritt verboten` Schilder, Wachhunde, Überwachungskameras…All diese Abschreckungsmaßnahmen sollten eine gewaltsame Auseinandersetzung (mit den normalen Bürgern) verhindern“ (S. 28, 29). Nebenbei: Zäune und Grenzen und Überwachungskameras: All das sind die Empfehlungen rechtsextremer und bekanntlich auch vieler so genannter konservativer Parteien zur aktuellen Abwehr von Flüchtlingen in Europa … und im Trump – Regime…

„Wir haben uns dazu entschlossen, dass Kapitalismus bedeuten soll, dem Großunternehmen mit Liebe und Mitgefühl, dem einzelnen Menschen hingegen mit darwinistischer Härte zu begegnen“,so wird der Wirtschaftswissenschaftler Scott Galloway von der New York Universität zitiert, S. 55, dort Beleg in Fußnote 19.
Rushkoff nennen diese Mentalität der “Richest“ die „Geringschätzung für Unterlegene…„Die Armen werden für ihre Armut verantwortlich gemacht“ (ebd.).

„Dieser Reichtum (der Multi – Milliardäre der Tech -Industrie) beruht einfach auf Eroberung und Ausbeutung. Entweder man findet ein neues Territorium, das man erobern und beherrschen kann, oder man findet eine neue Technologie, um mehr aus dem bereits beherrschten Territorium herauszuholen“ (S. 110).

Die Bindung an die – von manchen jetzt nicht mehr explizit wahrgenommene, sich spirituell nennende Bewegung NEW AGE ist bei vielen Techno – Multimilliardären in den USA sehr lebendig und für sie sehr attraktiv: Etwa durch Besuche bei Gurus und „Weisen“ in Südamerika, etwa „um an Ayahuasca – Zeremonien teilzunehmen“ (S. 158). (Ayahuasca: ein psychedelischer Tee, CM).

Ein historischer Durchblick: „Jede Gesellschaft, die ein dem gegenwärtigen vergleichbares Maß an wirtschaftlicher UNGLEICHHEIT erreicht hatte, rutschte in den Faschismus ab. Noch nie ist eine Zivilisation, die die ihre physische Umwelt derart ausgebeutet hat, dem Zusammenbruch entgangen.“ (S. 248).

5. Erkenntnisse zu einzelnen TECH-Multimilliardären:

Zu Mark Zuckerberg: „Er ist geradezu besessen vom römischen Kaiser Augustus… Zuckerbergs Bewunderung für Kaiser Augustus grenzt an Besessenheit“ (Seite 114).

Richard Dawkins (ein prominenter szientistischer Ideologe des mechanistischen Weltbildes) meint: „Der Mensch sei nichts weiter als ein Vehikel für seine Gene“ (S. 82)… „Menschen sind für Dawkins „Roboter, die Programme ausführen“ (S. 82). „Dawkins und seine kompatiblen Kollegen wie Daniel Bennett und Steven Pinter setzten sich im Silicon Valley durch“ (S. 90). Denn: Ihre Seminare und Tagungen der „Verhaltensökonomie“ wurden von Jeff Bezos von Amazon, Larry Page von Google, Nathan Myhrvold von Microsoft und Elon Musk von Tesla besucht…Diese Leute saugten die praktisch anwendbaren Erkenntnisse der Autoren wie Nudge und Misbehaving auf“ (S. 90):

Douglas Rushkoff, ein Kritiker der Religionen, zitiert aber zustimmend die Enzyklika von Papst Franziskus „Fratelli tutti“ (S.111): „ Teile der Menschheit scheinen geopfert werden zu können zugunsten einer bevorzugten Bevölkerungsgruppe, die für würdig gehalten wird, ein Leben ohne Einschränkungen zu führen.“ Rushkoff nennt treffend die Aussagen von Papst Franziskus „eine beißende Kritik am Techno-Kapitalismus“ (S.111)

Die Idee Friedrich Nietzsches vom ÜBERMENSCHEN bezieht Rushkoff auf die Multimilliardäre. (S. 112). In seinem Geist können „sie sich auch „über traditionelle religiöse Werte erheben“.

6. Hoffnungszeichen?
Im 13. und letzten Kapitel seines Buches nennt Rushkoff einige Beispiele für einen Widerstand gegen die Allmacht der Tech -Milliardäre (S. 252).
„Die einfachste Art besteht darin, ihre Unternehmer nicht länger zu unterstützen und die von ihnen verfochtene Lebensart abzulehnen.“ (S. 253).

„Seit wann besteht der Daseinszweck des Menschen darin, der Wirtschaft dienen? Diese Vorstellung ist ein Produkt des Mindset der Tech – Milliardäre.“ (S. 254).

„Sofern wir überhaupt irgendwelche Ziele haben, sollten wir nicht nach den vom Mindset der Milliardäre bevorzugten individuellenErfolgen oder profitablen Ausstiegen streben, sondern versuchen, uns schrittweise einem KOLLKEKTIVEN ZUSAMMENHALT anzunähern… Es geht um einen sanftmütigeren, offeneren und verantwortungsbewussteren Umgang miteinander.“ (S. 257).

Douglas Rushkoff, „Survival of the Riches. Warum wir vor den tech – Milliardären noch nicht einmal auf dem Mars sicher sind“. Suhrkamp Verlag, 2025, 282 Seiten, 22€.

COPYRIGHT: Christian Modehn, Religionsphilosophischer Salon Berlin.

 

 

 

Warum sollten die USA jetzt nicht mehr Demokratie genannt werden?

Die 24. der „unerhörten Fragen“: Warum sollten die USA jetzt nicht mehr Demokratie genannt werden?
Von Christian Modehn am 14.2.2025.

Am 16.3.2025 notiert: Angesichts der Rücknahme der Bestimmungen zum Schutz der Umwelt und zur Begrenzung des Klimawandels durch Trump wird die Erkenntnis evident: Trump und sein Regime ignorieren den Schutz des Lebens der Bevölkerung zugunsten der Profite von Großunternehmen. Wie nennt man eine solche inhume Haltung?  Wie lange läßt sich die Bevölkerung der USA diese Verbrechen einer “demokratisch” gewählten, aber jetzt diktatorisch agierenden Regierung bieten? 

Der deutsch-amerikanische Politikwissenschaftler Karl Kaiser (Prof. an Harvard Unversity) betont: “Trump will den Westen, die freie Welt zerstören”. Am 4. März 2025 notiert, siehe Tagesspiegel 3.3.2025 Seite 7. (Fußnote 6)

Siehe auch den (satirischen) Hinweis auf die neue Hymne der USA: Ich bete an die Macht der Lüge! Das ist DIE TRUMP HYMNE: LINK.

Zum “Umbau der USA zu einem autoritären Führerstaat”: Siehe auch  Fußnote 5: Ein Beitrag von Bernd Pickert vom 22.2.2025.

…………………………..

1.
Die Antwort ist ganz einfach: Weil diese Erkenntnis den Fakten entspricht! Weil Trump und seine Regierung jetzt die Demokratie systematisch und wohl auf längere Dauer zerstört. Und diese Erkenntnis setzt sich immer mehr durch, zumal nach der “Münchner Sicherheitskonferenz” (14., 15.2.2025) mit dem Auftritt von Vizepräsident Vance (siehe dazu Fußnote 4).

Eine weiterführende Frage wäre, notiert am 19.2.2025: Sind notorische Lügner als Verbrecher zu bezeichnen? Ethisch gesehen: Ja. Wie also umgehen mit Verbrechern in der Politik, die sich eine fast totale Macht “demokratisch”, durch Wahlen, mit allerlei Tricks verschafft haben? Was ist, wenn man viele Millionen Wähler eines notorischen Lügners doch, vornehm noch, “ein bißchen verwirrt bezeichnen würde?”  Siehe die Lügen und Unverschämtheiten Mister Trumps gegenüber dem demokratischen Präsidenten der Ukraine: Selenskyj: (FUßNOTE 3:)

Katholische US Bischöfe verklagen Trump: “Die US-amerikanischen Bischöfe beschlossen am Dienstag, den 18. Februar, die Trump-Regierung wegen der Einstellung der Finanzierung der Ansiedlung von Flüchtlingen zu verklagen. Sie bezeichneten diese Maßnahme als illegal und schädlich für neu angekommene Flüchtlinge.” Quelle: Tageszeitung La Croix, Paris, 20.2.2025, Seite 13.

2.
Objektive Beobachter sprechen jetzt tatsächlich von einem Staatsstreich (siehe Fußnote 1) durch Trump, also konkret: Von einem hinterhältigen, systematischen Übergang einer gewählten demokratischen Regierung in eine Diktatur. Der letzte große Staatsstreich geschah in Venezuela durch Maduro 2017 (siehe Fußnote 2).
3.
Wenn die Regierung Trumps, die Exekutive, nicht mehr die für eine Demokratie immer übergeordneten Gerichtsentscheidungen respektiert, spätestens dann sollte von Staatsstreich gesprochen werden. „Am Sonntag (9.2.2025) schrieb Trump Vizepräsident J.D.Vance in einem Post: `Richtern ist es nicht erlaubt, die legitime Macht der Exekutive zu kontrollieren.` Nebenbei: Vance ist tatsächlich Absolvent der Yale – Law – School (!), er hat in den vergangenen Jahren immer wieder argumentiert, dass ein Präsident wie Trump Gerichtsurteile ignorieren sollte, die seine exekutive Macht begrenzen“ (so Amran Coen in „DIE ZEIT“, 13.2.2025, S. 6).
4.
Wenn der Staatsstreich durch Trump also total wird, was wird dann in Staat und Gesellschaft der USA passieren? Russ Miller, Verfassungsrechtler und Jura – Professor, beantwortet diese Frage in der “ZEIT” sehr ehrlich: „Nichts passiert. Die Gerichte haben schließlich keine eigenen Mittel, ihre Urteile durchzusetzen. Die Polizei untersteht der Exekutive. Das Gesetz und die Verfassung, sagt Miller, seien letztlich nur eine Tradition, eine Konvention, an die wir uns als Gesellschaft halten. Ein Mythos, der nur dann wirkt, wenn alle an ihn glauben“ (ebd.).
5.
Auf Seite 1 der “ZEIT” vom 13.2.2025 schreibt Heinrich Wefing: „Ganz offen sprechen konservative Verfassungsrechtler im Blick auf Trump Herrschaft von einer „imperial presidency“, also einer imperialen Präsidentschaft, und diese wäre das Gegenteil der klassischen Gewaltenteilung, also eine Diktatur.
6.
Dieses imperiale Denken der USA und ihrer Politiker ist spätestens seit dem Vietnam Krieg wieder allgemein bekannt und auch in Erinnerung an die Lateinamerika -Politik der USA („Zentralamerika als Hinterhof der USA“, Zusammenarbeit mit Faschisten in Chile unter Diktator Pinochet usw.). Insofern ist die imperiale Präsidentschaft von Trump nur ein zugespitzter radikaler Ausdruck des tief sitzenden imperialen Denkens vieler in den USA und vieler Politiker.
7.
Wer wird den imperialen Präsidenten Trump und seine (Milliardärs)-Clique besiegen und demokratische Strukturen wiederherstellen?
Welche Europäer können dabei helfen, wenn ringsum in Europa sich stolz „nicht – liberale Regierungen“ an der Macht halten und rechtsextreme Parteien in Europa Zuspruch erhalten? Wer wird die Demokratie – nach demokratischen Reformen der Demokratie durch Demokraten – wieder als die einzige heute mögliche vernünftige Regierungsform durchsetzen und prägen? Wo sind diese vernünftigen Kreise? In den etablierten Parteien etwa? Was wäre die noch vorhandene Demokratie ohne die demokratischen Medien? Schützen wir wenigstens noch die freien und kritischen Medien, und: nicht alle Medien in Deutschland sind freie und kritische Medien. (Man erinnere sich an die Forschungen zur BILD Zeitung des Springer Imperiums durch Günter Wallraff…)
Philosophen sollten heute für den Schutz und die Weiterentwicklung der Demokratie eintreten, das tun sie auch, aber  ihre Bücher zum Thema erreichen oft nur Minderheiten – wegen der minimalen Auflage oder der komplexen Sprache der Philosophen.
8.
Und die Kirchen? Immerhin hat Papst Franziskus am 11.2.2025 heftig die Flüchtlingspolitik der Trump – Herrschaft kritisiert und dabei vor allem Vizepräsident Vance gemeint: Er ist seit 5 Jahren heftig überzeugter Katholik und Freund traditionalistischer Theologie. Quelle: LA CROIX, Tageszeitung in Paris, 12.2.2025.

Nebenbei: Die Bischofskonferenz der USA ist gespalten: Und immer wieder ist die Frage: Kann eine bewusst und explizit nicht – demokratisch sein wollende Organisation wie die katholische Kirche glaubwürdig für Demokratie eintreten und Demokratie möglicherweise retten? Oder rettet diese Kirche im Notfall wie üblich in der Geschichte vor allem die Rechte der Kirche?

Ergänzung am 17.2.2025: Die Trump Herrschaft hat die übliche Hilfe der superreichen USA für “Entwicklungs-Organisationen” in der armen und hungernden Welt drastisch gekürzt. Die bekannte und vielfach geschätzte Organisation “Jesuiten – Flüchtlingsdienst” kommentiert: Die USA-Herrscher und ihre Wähler denken jetzt auschließlich noch an sich selbst; das soll ein christlicher Staat sein, gewählt von Alleluja singenden Evangelikalen, die über ihren Reichtum glücklich sind und dafür ihrem (!) Gott danken?LINK:

Fußnote 1.
„Als Staatsstreich wird in der Regel die Aktion einer bereits im Amt befindlichen Regierung oder von einzelnen Regierungsmitgliedern bezeichnet, die darauf abzielt, ihre Macht auf illegitime Weise zu verlängern oder zu festigen, indem sie die Institutionen und das geltende legale Prozedere untergräbt, umgeht oder gänzlich ausschaltet.“ Wikipedia gelesen am 14.2.2025

Fußnote 2:
Zum Staatsstreich in Venezuela durch Präsident Maduro am 30.3 2017: LINK.
Interessanterweise kritisierte der 2017 schon herrschende Trump die, so wörtlich, „Maduro – Diktatur“ . Quelle: LINK.

Jetzt, Februar 2025, wollen die beiden imperialen Herrscher, Trump und Maduro, ihre Beziehungen wieder einvernehmlich verbessern. Quelle. LINK 

FUßNOTE 3 am 15.2.2025:

Das Thema dieser unerhörten Frage wird ständig weiter in der Öffentlichkeit vertieft und unsere Erkenntnis wird immer wieder bestätigt: Die USA sind auf dem Weg, nicht mehr länger als eine Demokratie gelten zu können. Und das sollte man offen sagen!

Sichtbar wurde der anti-demokratische Ungeist der Trump – Herrschaft in der Rede von Vizepräsident J.D.Vance während der Münchner Sicherheitskonferenz am 14.2.2025. Sogar die „Financial Times“ kommentiert zusammenfassend, berichtet die SZ am 15./16. Februar 2025, Seite 7: „Vance hat in München eine Wahlkampfrede für die AFD gehalten.“
Und Vance hat die nicht – liberalen Regime in Europa, wie Orban, förmlich als normale Regierungen hingestellt. Unverschämt, diese Einmischung der USA, und wie hilflos die Reaktionen der demokratischen Politiker. Vance ist aufgrund seiner heftigsten (reaktionär katholisch geprägten Ideologie) wahrscheinlich noch gefährlicher als Trump. Müssen die Europäer Angst vor ihm haben? Zur Angst vor Putin kommt nun die Angst vor Trump/Vance?

In der Süddeutschen Zeitung (SZ) vom 15./16. Februar 2025 Seite 41 nennt der Publizist Hilmar Klute den Präsidenten Trump einen „Autokraten.“ Also einen Allein – Herrscher, den man auch als Diktator bezeichnen kann.
„Donald Trump hat einen Krieg gegen sein eigenen Land entfesselt.“ Und gegen den „Rest“ der Welt, schreibt Hilmar Klute.

Das Dilemma ist: Europa darf es sich wohl aus ökonomischen und militärischen Überlegungen nicht erlauben, den Diktator Trump und sein Regime explizit zu bekämpfen. Aus Gründen der universell geltenden Vernunft und der demokratischen Selbstachtung müsste es Europa (gerade auch in Verbundenheit mit der Ukraine und gegen Putin) aber wohl tun. Es ist aber zu befürchten, dass ökonomische Erwägungen – wie immer in der Politik – den obersten Stellenwert haben.

Hilmar Klute schreibt: „Wir haben die Sprache und die Attitude der Unerbittlichen (also Trump und CO ) noch nicht ganz begriffen.“

FUßNOTE 4: Süddeutsche Zeitung, 19.2.2025, Kommentar von Stefan Kornelius: “Der US-Präsident gibt der Ukraine die Schuld am Krieg und nennt seinen Amtskollegen in Kiew einen Diktator – eine schwindelerregende Wahrnehmung bar jeder Rationalität. Trump schenkt dem Kreml mehr, als der jemals zu hoffen wagte.”

FUßNOTE 5: “Donald Trump, J. D. Vance und Elon Musk stehen für ein Modell der regellosen Interessendurchsetzung. Die USA bauen sie zu einem autoritären Führerstaat um, der Gewaltenteilung nur noch aus den Geschichtsbüchern kennt. Ideologisch ist ihr Handeln eingebettet in antifeministische Männlichkeitsideale aus dem frühen 20. Jahrhundert, gepaart mit der Idee der Aufteilung der Welt in Einflusszonen der Großmächte. Kein Wunder, dass Wladimir Putin verkünden ließ, er stimme mit den Ausführungen Trumps zu 100 Prozent überein.”

Quelle: https://taz.de/US-Aussenpolitik/!6068192/

FUßNOTE 6: “Amerika gibt mit Trump auch seine Rolle als Führungsmacht der freien Welt auf, zumindest solange das Trio Trump, Musk, Vance die amerikanische Politik bestimmt.” Frage: Befindet sich die amerikanische Gesellschaft in einer Art Agonie gegenüber Trump?: “Wenn das katastrophale Ausmaß der Selbstzerstörung Amerikas (durch Trump und Co.) immer deutlicher wird… dürfte es mit der Agonie vorbei sein… DasAnsehen der USA sinkt rapide und dramatisch. Die komplette Einstellung der Entwicklungshilfe (durch Trump) führt dazu, dass Menschen, vor allem in Afrika, sterben.” Der Politikwissenschaftler Prof. Karl Kaiser, Harvard UNI, in: Tagesspiegel am 3.3.2025.

Copyright: Christian Modehn, Religionsphilosophischer Salon Berlin

 

Der philosophische Glaube – Eine Alternative für heute!

Die Erkenntnis von Karl Jaspers – provozierend-aktuell!
Ein Hinweis von Christian Modehn am 11.2.2025.

1.
Im Re­li­gi­ons­phi­lo­so­phi­sch­en Salon Berlin haben wir schon oft darauf hingewiesen: Die Krisen der Kirchen (in Europa und der westlichen Welt) sind Krisen der Inhalte, die diese Kirchen immer noch verbreiten. Mit anderen Worten: Wir haben dafür plädiert, einen elementaren, einfachen, vernünftigen Glauben zu entdecken und zu pflegen, indem die vielen unverständlich und unglaubwürdig gewordenen Glaubensinhalte (Dogmen) beiseite gelassen werden. Das tun die Kirchen aber bisher nicht, sie verwenden alle Energie auf so genannte Reformen, die aber nicht mehr sind als bescheidene Struktur-Reformen. Oder glaubt jemand im Ernst, der alles beherrschende Klerus der katholischen Kirche würde jemals Frauen als Priesterinnen zulassen?

2.
In unserem Plädoyer für Diskussionen über die not-wendige Vernunftreligion haben wir an die Re­li­gi­ons­phi­lo­so­phie von Immanuel Kant ausführlich erinnert: Das heißt an seine Form einer elementaren christlichen (!) Religion, wie sie sich aus der Vernunft selbst gestalten und entwickeln lässt. LINK.

3.
In diesem Hinweis jetzt geht es um eine andersartige, aber zum Thema sehr gut passende Erkenntnisse des Philosophen Karl Jaspers. Für ihn stand die Frage nach der Bedeutung von Religion und speziell von Christentum immer im Zentrum seiner Interessen und vielfältigen Publikationen.

4.
Wir wollen erinnern an den „Philosophischen Glauben“ von Karl Jaspers. Vor allem in zwei Büchern hat er sich ausführlich zum Thema geäußert: „Der philosophische Glaube“ (1948) und „Der philosophische Glaube angesichts der Offenbarung“ (1962). Den philosophischen Glauben hat Jaspers durch philosophische Überlegungen freigelegt, das ist die eine Bedeutung des Titels. Aber dieser so entwickelte Glaube hat dann auch – zweitens – bestimmte philosophische Inhalte.

5.
Der philosophische Glaube wird durch philosophische Reflexionen auf die Existenz des Menschen entwickelt. Existenz heißt Sein – Können, Existenz also als Möglichkeit, auf verschiedene Weise meine Freiheit zu gestalten. Und Existenz ist als Bezeichnung für den Menschen immer auch geistiges Überschreiten bestimmter Grenzen. Dieses Grenzen-Überschreiten ist Transzendieren, das im Sinne von Jaspers dann auch als „Ziel“ des Transzendierens eine ungreifbare, undefinierbare Transzendenz („Gott“ möglicherweise genannt) berührt.

6.
Innerhalb der Reflexionen des Menschen auf das, was ihn eigentlich in seinem Dasein im Letzten gründet und begründet, kommt Jaspers zu der Erkenntnis: „Wo ich eigentlich ich selbst bin, bin ich gewiss, dass ich es nicht durch mich selbst bin.“ (Fußnote 1). Ich bin also notwendigerweise auf etwas Gründendes verwiesen. Das mich und das Dasein aller anderen (die Welt) Gründende kann ich nicht als wissenschaftliche, als exakte und beweisbare Erkenntnis vorweisen: Die Annäherung an dieses alles Gründende ist eher eine Form des Glaubens. Darum der Titel „philosophischer Glaube“. Und wenn er sich begrifflich äußert, dann in „Chiffren“, wie Jaspers sagt, in Worten, die nur Hinweise sind, die „vieldeutige Spiegelungen der Transzendenz sind“ (Hans Saner), sie entziffern die Existenz, sie werden der Transzendenz „nie habhaft“ (Hans Saner, Fußnote 3)

7.
Den Menschen zeichnet also die geistige Verbundenheit mit etwas letztlich „Gründendem“ aus, dieses ist aber in seiner universalen Qualität ganz anders als alle Objekte dieser Welt. Für Jaspers ist dieses Gründende die Transzendenz. Und wer diese Erkenntnis vollzieht, sein Leben frei gestaltet, entwickelt in sich selbst den „philosophischen Glauben“.
Und weil Menschen in allem Denken und aller Praxis – auch umthematisch – dieses alles Gründende sozusagen nicht los-werden, also immer von ihm in der geistigen Freiheit begleitet werden, kann Jaspers sagen: „Der philosophische Glaube ist der unerläßliche Ursprung allen echten Philosophierens“ (Fußnote 2). Hans Saner, der langjährige Assistent von Karl Jaspers schreibt: „Jaspers würde sagen: Ich habe mich für (philosophischen) Glauben entschieden, weil das philosophische Denken in einem objektiven Sinn letztlich auf Glauben zurückgeht.“ (Fußnote 4). In seiner großen Studie „Der philosophische Glaube angesichts der Offenbarung“ von 1962 schreibt Jaspers noch deutlicher: „Glaube ist die Kraft, in der ich mir gewiss bin aus einem Grunde, den ich wohl bewahren, aber nicht herstellen kann… Glaube ist der Grund vor aller Erkenntnis. Der Grund wird im Erkennen heller, aber nie bewiesen“ (a.a.o. s 49).

8.
Der philosophische Glaube ist als explizites „Bekenntnis“ Sache einer Minderheit von einzelnen, denn Philosophie ist für Jaspers immer auch Dialog, im letzten ist es aber auch dann der einzelne, der sich selbst in sein Denken vertieft. Dieser philosophische Glaube kennt keine Dogmen wie der kirchliche Glaube, dieser beruft sich auf Offenbarung, auf „heilige Bücher“, auf das Sprechen Gottes selbst und auf die Interpretation dieser Worte allein durch einen erwählten Klerus. Im philosophischen Glauben ist es immer der einzelne, der sich wertschätzen kann, seine eigenen existentiellen Erfahrungen mit der ungreifbaren, aber sozusagen nur „berührbaren“ Transzendenz zu machen. So sehr Jaspers die in Dogmen erstarrte Offenbarungsreligion in den Kirchen kritisiert: Für ihn ist der eigentliche philosophische Gegner der Nihilist, er kapselt sich in seiner Welt ein, ignoriert, dass der Mensch immer wesentlich Grenzen überschreitet, also transzendiert, in der Offenheit lebt.

9.
Von aktueller Bedeutung ist: Jaspers weist explizit jeden Anspruch der Religionen auf Ausschließlichkeit (etwa: „Wir haben die göttliche Wahrheit“) zurück. Diesen „Ausschliesslichkeitsanspruch“ kritisierte Jaspers schon 1948 nicht nur im Christentum, sondern auch „im jüdischen Gesetzesglauben und in der nationalen Religion, im Islam“ (Fußnote 5). Auf S. 89 f. bietet Jaspers eine ganze Liste, welche Dogmen und Lehren der monotheistischen Religionen aus der Sicht des philosophischen Glaubens „preiszugeben“ (so wörtlich) sind.
„Preiszugeben ist die nationale Religion, wie sie in den frühen Stadien der biblischen Religion als israelische Jahwereligion wirklich war…
Preiszugeben ist die Gesetzesreligion und die Priesterherrschaft, wie sie über das Alte Testament von christlichenKirchen fortgesetzt und beansprucht wird.“
Und jetzt, entscheidend, schreibt Jaspers: „Preiszugeben ist die Christusreligion, die in Jesus Gott sieht und, auf einen Opfergedanken des Deuterojesaja angewandt, auf Jesus das Heilsgeschehen gründet…“ Jaspers legt allen Wert darauf: „Der Christusgeist ist die Gegenwärtigkeit des Göttlichen in jedem Menschen“ (Fußnote 6). LINK zum Konzil zu Nizäa.

10.
Welche wesentlichen Lehren des philosophischen Glaubens nennt Jaspers u.a. (Fußnote 7):
„Der Gedanke des einen Gottes.
Das Bewusstsein der Entscheidung zwischen Gut und Böse im endlichen Menschen.
Die Liebe als Grundwirklichkeit des Ewigen im Menschen.
Die Tat als Bewährung des Menschen.
…. die letzte und einzige Zuflucht bei Gott.“

11.
Jaspers weiß, dass der philosophische Glaube inhaltlich gesehen „blaß“ wirkt. Aber Jaspers will mit seinem Vorschlag auch den religiösen Glauben erneuern, er denkt dabei an die verborgenen Elemente des philosophischen Glaubens im religiösen Glauben. So kann es zu einer möglichen „Verwandlung der Religion in Philosophie oder philosophische Religion kommen. Das wird gewiss nicht der Weg der Menschheit sein, wenn auch vielleicht der Weg einer Minderheit“ (Fußnote 8). Vielleicht heute auch derer, die aus den Kirchen zu tausenden austreten, aber doch eine spirituelle Verbundenheit mit dem alles Gründenden z.B. suchen,

12.
Der Vorschlag von Jaspers, einen philosophischen Glauben in der Existenz selbst zu entdecken und zu fördern, ist auf vielfache Kritik auch von Theologen gestoßen. Philosophisch hat sich Jürgen Habermas davon abgesetzt und einige Argumente im ersten Band seiner großen Studie „Auch eine Geschichte der Philosophie“ ( Suhrkamp, 2019, S 100 ff.) mitgeteilt: Indem Jaspers von dem undefinierbaren gründenden Grund aller Existenz spricht, „lenkt er den philosophischen Glauben und damit die Philosophie überhaupt von den Wissenschaften weg an die Seite der religiösen Lehren und metaphysischen Weltbild (S. 101). Die Frage aber ist: Kann man wissenschaftlich exakt von dem Thema, dem gründenden Grund, sprechen? Oder bewegt sich dann nicht alles selbstkritische Denken in einer gewissen „Grauzone“ der Melange von Sagbarem und Unsagbarem, also von Spiritualität?

13.
Es gilt, die Re­li­gi­ons­phi­lo­so­phie Jaspers`(aber auch seine politische Kritik an Zuständen der BRD damals) wieder intensiver zu studieren, aber es sollte nicht bei einem bloß historischen Interesse bleiben: Die Entwicklung eines „philosophischen Glaubens“ oder einer heutigen Vernunftreligion bleibt dringend, wenn auch vonseiten der TheologInnen dazu kaum konstruktive Anregungen zu erwarten sind.

Fußnote 1:
„Jaspers“. Rowohlts Bild Monographien. Von Hans Saner. 1999, S. 102.

Fußnote 2:
Ebd.

Fußnote 3:
Ebd, S. 103.

Fußnote 4:
Hans Saner, S. 103.

Fußnote 5:
Karl Jaspers, „Der philosophische Glaube“, Fischer Bücherei ,1958, S. 83.

Fußnote 6:
ebd., S. 91.

Fußnote 7:
ebd. S. 92

Fußnote 8:
ebd. S 93.

Copyright: Christian Modehn, Religionsphilosophischer Salon Berlin.

CDU/CSU sollten Christen nicht wählen!

Ein Hinweis auf eine Publikation von kath.de vom 11.2.2025
Von Christian Modehn am 12.2.2025

1.
Die CDU/CSU ist für Christen (die noch wissen, was dieser Titel eigentlich bedeutet) NICHT wählbar. Das “C” dieser beiden Parteien ist bloß noch Kulisse, Irreführung, raffiniert eingesetzter Schein, vielleicht ein Witz.

Zu dieser Erkenntnis kommt – zusammenfassend gesagt und interpretierend –  Christoph Paul Hartmann in seinem Beitrag für die website katholisch.de vom 11.2.2025, gelesen am 11.2.2025 um 14.00 Uhr. LINK.

katholisch.de ist das „Nachrichtenportal der katholischen Kirche in Deutschland“!

Der Beitrag ist sehr erhellend und unbedingt lesenswert, zumal für jene, die noch daran denken, am 23.2.2025 CDU/CSU zu wählen.

Der Beitrag von Christoph Paul Hartmann gehört zu einer Serie“Die Parteiprogramme zur Bundestagswahl“ .

Wir zitieren hier nur einige Erkenntnisse aus dieser Analyse des Parteiprogramms der Unionsparteien zu Bundestagswahl 2025.

„Mehr Markt, weniger Staat” (S. 20) und andere Floskeln bevölkern dieses Programm, in dem statt konkreter Zahlen oder Strategien markige Slogans im Mittelpunkt stehen.
„Den subsidiären Schutz (für Flüchtlinge) an sich (S. 41) wie den Familiennachzug für Menschen mit subsidiärem Schutzstatus abzuschaffen gehört ebenso zum Programm von CDU/CSU wie Asylverfahren außerhalb der EU.“
„Von muslimischen Einrichtungen erwartet die CDU/CSU dagegen eine Art Gesinnungsprüfung: Sie sollen sich zum Existenzrecht Israels und der freiheitlich-demokratischen Grundordnung bekennen. (Warum sagt die CDU/CSU nicht: Nur wer sich zu den universell geltenden Menschenrechten, auch für Palästinenser, bekennt, steht auf dem Boden des Grundgesetzes? Eine ergänzende Frage von Christian Modehn)

Im Text von kath. de heißt es weiter:
„Klar wird: Der Stil der Union ist schärfer und populistischer geworden, auch auf Kosten von Minderheiten. Das zeigt sich auch beim Abschnitt über Bürgergeldempfänger (29), aus dem durchaus eine Art Generalverdacht herausgelesen werden kann. Oder ideologischen Passagen wie der Ablehnung der Gendersprache (wobei die Union nicht definiert, was diese von gendergerechter Sprache abgrenzt, die sie befürwortet).
Zur Klimapolitik schreibt kath.de in seiner Interpretation des CDU/CSU Programms: “Wir sehen in der individuellen Mobilität den Inbegriff von Freiheit und spielen deshalb unterschiedliche Verkehrsmittel nicht gegeneinander aus. Anti-Auto-Haltung, Fahrverbote für Innenstädte, das Umwidmen von Parkplätzen und ein generelles Tempolimit auf deutschen Autobahnen lehnen wir ab.” Man will aber auch weiter chemische Pestizide (S35) auf deutschen Äckern. Das Programm ist hier zwar konservativ, doch dezidiert christlich oder auf Linie der Kirchen ist es nicht.“

Zusammenfassend aus dem Kommentar von kath.de: Die Union nähert sich dem Populismus, was sich nicht zuletzt in nur sehr spärlichen konkreten Maßnahmen ablesen lässt. Christliche Werte als eigene Entität oder als Orientierung in der Sozialpolitik (um die Katholische Soziallehre geht es überhaupt nicht) bleiben außen vor. Als konservatives Merkmal sind die volkskirchlichen Reste noch Teil der Fassade, christliche Inhalte treten dagegen mehr und mehr zurück. Sie taugen nur noch zur Abgrenzung des “wir” von den “anderen”. Im Programm lässt sich nachlesen: Die Union wendet sich von der Merkel-Zeit ab und stellt ihren Kurs auf Populismus. Sie folgt damit anderen konservativen Parteien in Europa, die in der Annäherung an extreme Kräfte ihr Heil suchen. Nicht zuletzt die jüngst entschiedene Ablehnung des Unions-Kurses durch Bischöfe und kirchliche Verbände zeigt, dass sich christliche Überzeugung und die Parteien mit dem C voneinander wegbewegen.“

2.
In einem „Gemeinsamen Aufruf“ mit dem Titel “Einstehen für unsere Demokratie“ ,
unterschrieben von den Vorsitzenden der christlichen Kirchen in Deutschland zur Wahl des 21. Deutschen Bundestages am 23. Februar 2025,
ist mit keinem Wort die Rede von der lächerlichen und inzwischen völlig überflüssigen Verwendung des „C“ in der CDU und CSU.
Dieser offizielle Kirchen – Bischofs – Text enthält das übliche allgemeine BlaBla der ökumenischen „Eintracht“, der intellektuelle Gipfel der bischöflichen Erkenntnis ist: „Bitte wählen Sie Parteien, die sich für unsere Demokratie einsetzen!“
Vor der AFD wird explizit nicht gewarnt, es wird nicht gesagt: Diese Partei ist für Christen nicht wählbar. Es heißt nur in der üblichen Allgemeinheit: „Wir halten daran fest, dass Extremismus und vor allem völkischer Nationalismus mit dem Christentum nicht vereinbar sind.“

3.

Siehe auch unseren Beitrag vom 29.1.2025 zum selben Thema: LINK:

Copyright: Christian Modehn, religionsphilosophischer-salon.de