Die Kirchen in Deutschland sind jetzt gegen die MERZ CDU/CSU!

Ein Hinweis zum historischen Bruch zwischen den Kirchen und den beiden sich christlich nennenden Parteien
Von Christian Modehn am 29.1.2024.

Ergänzung am 8.2.2025:

Der katholische Theologe Prof. Matthias Möhring-Hesse (Uni Tübingen) hat auf der website von kath.de  am 8.2.2025 einen Gastbeitrag verfasst, der sehr gut die Distanz eines katholischen Theologen  zur jetzigen CDU und zu den Taktiken des Herrn Merz darstellt. Wir hoffen sehr, dass viele noch CDU Wähler diesen Beitrag gründlich studieren und ihre Konsequenzen ziehen. Hier nur ein Auszug aus dem lesensweren Beitrag:

„In der vergangenen Woche brachte der SPD-Fraktionsvorsitzende, Rolf Mützenich, die Hölle ins Spiel...: In ihrem Bestreben, im Wahlkampf eine “Wende der Migrationspolitik” (Friedrich Merz) vorzuführen, haben die Unionsparteien – “sehenden Auges” (Angela Merkel) – eine parlamentarische Mehrheit mit der extrem-rechten AfD herbeigeführt und damit das “Tor zur Hölle” aufgestoßen. Ein gewaltiges Bild, zweifelsohne. Rhetorisch übertrieben, womöglich. In der Sache – zutreffend….Indem die Unionsparteien eine parlamentarische Mehrheit mit der extremen Rechte gebildet haben, haben sie – so Mützenich – das “Tor zur Hölle” geöffnet. Dieser Vertrauensbruch durch Merz ist von nachhaltiger Wirkung: Wenn die parlamentarische Mehrheit in der letzten Woche mit der extremen Rechten gesucht wurde, dann wird sie auch in näheren und weiteren Zukunft gesucht werden. Die erste Mehrheit mit der extremen Rechten hat etwas von der endgültigen Abwendung von der Demokratie – und genau dieses etwas kann mit der Metapher von der Hölle ins Bild gesetzt werden.

Es kommt darauf an, dass sich die Unionsparteien den Schaden, den sie verursacht haben, eingestehen und in das von Demokrat:innen bespielte Feld politischer Auseinandersetzungen zurückkehren. In beiden Hinsichten haben sich die Unionsparteien und allen voran ihr Kanzlerkandidat bislang verweigert – und haben stattdessen ihre eigene Abwendung umgedeutet und – schlimmer noch – auf ihre Kritiker:innen hin projiziert.“

Prof. Matthias Möhring – Hesse. Quelle: LINK

Ergänzung am 11.2.2025: Die CDU/CSU sollte von Christen nicht mehr gewählt werden. Das “C” dieser Parteien ist eine Lüge LINK:

1.

Die Kirchen und ihre verantwortlichen offiziellen LeiterInnen in Deutschland werden im Ton jetzt klarer und schärfer: In ökumenischer Eintracht weisen sie heute (29.1.2025) deutlich die Pläne der so genannten „christlichen“ Parteien und ihres Führers Merz zurück, die Asylgesetze nun radikal nach nationalistischem Gusto und gegen europäische Bestimmungen zu verändern. Diese Kritik der Kirchen ist ein Ereignis. Und es könnte heute der Tag sein, an dem die letzten Reste der Bindung von Christen, die sich nicht nur so nennen, an diese CDU/CSU aufgegeben werden. Es stehen vielleicht Namensänderungen dieser Parteien bevor? Das wäre wenigstens ehrlich. Siehe dazu auch den Kommentar von Pater Stefan Kiechle SJ, Redakteur der Monatszeitschrift „Stimmen der Zeit“.

2.

Zum ökumenischen Dokument der Kirchen: Verfasst von der Prälatin Anne Gidon als Bevollmächtige des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland und Prälat Karl Jüsten für das Kommissariat der deutschen Bischöfe, es ist ein Brief an die Fraktionen des Bundestags.

Siehe den aktuellen Beitrag vom 30.1.2025, der auch deutlich macht, dass ein reaktionärer katholischer Bischof (Voderholzer, Regensburg) gegen dieses vernünftige Schreiben protestiert: : LINK:

Die ist der LINK  vom 29.1.2025: https://www.tagesspiegel.de/politik/befremden-uns-zutiefst-christliche-kirchen-geisseln-plane-von-cdu-und-csu-13105660.html

3.

Der Kommentar von Pater Stefan Kiechle SJ zu „Christen und CDU/CSU“:

https://www.katholisch.de/artikel/59155-fuer-christen-wird-es-immer-schwerer-die-cdu-von-merz-zu-waehlen

4.

Kanzler Scholz sagt am 29.1. 2025 zu CDU Friedrich Merz: “Die Kirchen haben vor Ihren Vorschlägen gewarnt”: LINK

5.

Bleibt nur unsere philosophisch begründete Hoffnung, dass dieser Brief der Kirchen weit verbreitet wird, dankend und denkend in den Gemeinden entgegengenommen wird…. und dass dieser Brief anstelle von Predigten am Sonntag (auch am 23.2.) verlesen wird ….

Copyright: Christian Modehn Religionsphilosophischer Salon Berlin
www.religionsphilosophischer-salon.de

 

Das Trump – Regime kritisieren: Die großartige Bischöfin Mariann Edgar Budde.

Ein Hinweis von Christian Modehn am 22.1.2025.

Ergänzung am 2.2.2025: Siehe auch den Hinweis zur Einschätzung von Trump durch die Theologin Hille Haker, USA.Hier Nr.9.

1.
Die Bischöfin hat Mut: Sie kritisiert beim traditionellen Gottesdienst einen Tag nach der Amtseinführung Präsident Trump und die Seinen und seine Clique. Und die sitzen in den Kirchenbänken, sie müssen zuhören, schließlich geben sie sich ja irgendwie als „Gott-gläubig“ aus, wie Trump oder als katholisch wie sein Vizepräsident Vance, sie können also die “National Cathedral” im Nordwesten von Washington D.C. nicht verlassen.

Diese Worte der Bischöfin Mariann Edgar Budde (65) von der Episcopal-Church werden – weltweit – im Gedächtnis bleiben, es sind mutige Worte, man könnte sagen von prophetisch – kritischem Geist bestimmt: So viel Mut hat nur eine Frau gegenüber dem selbsternannten All-Herrscher. Ein Auszug aus der Predigt der Bischöfin:

2.
„Lassen Sie mich eine letzte Bitte äußern. Millionen Menschen haben ihr Vertrauen in Sie gesetzt. Und wie Sie gestern der Nation erzählt haben, haben sie die schützende Hand eines liebenden Gottes gespürt. Im Namen unseres Gottes bitte ich Sie, Erbarmen mit den Menschen in unserem Land zu haben, die jetzt Angst haben.“ Und die Bischöfin erwähnt schwule, lesbische und transgender Familien, Trump hatte in seinem Wahn schon in seiner Antrittsrede erklärt, dass er per Dekret verfügt, dass es nur zwei Geschlechter gibt, Transgender Menschen haben keine Lebensrecht.
3.
Die Bischöfin denkt auch an die von Trump Wahn bedrohten Einwanderer, sie sagt: „Diese Menschen bestellen unsere Felder, sie reinigen unsere Bürogebäude, arbeiten in Geflügelfarmen und auf Schlachthöfen, waschen das Geschirr ab, nachdem wir in Restaurants gegessen haben, und diese Einwanderer übernehmen Nachtschichten in Krankenhäusern“. Sie seien vielleicht keine offiziellen Staatsbürger, „aber sie zahlen Steuern und sind gute Nachbarn“. Und sie seien gläubige Mitglieder „unserer Kirchen, Moscheen, Synagogen, Gurdwaras und Tempel.“

4.
Wie zu erwarten explodierte Trump nach dieser kritischen prophetischen Rede der Bischöfin: Er wetterte gegen die, wie er sagte, linksradikale Trump -Hasserin, nannte sie eine so genannte Bischöfin, der Gottesdienst sei insgesamt langweilig gewesen. Und natürlich auch dies: Trump fordert von der Bischöfin und der Kirche eine Entschuldigung. Republikaner – Politiker wollen die Bischöfin auf die „Abschiebeliste“ setzen…Interessant, dies nun noch mal offiziell zu hören: „Abschiebeliste“.

5.
Wie erbärmlich devot und ergeben dagegen war das Gebet, das der New Yorker Cardinal Timothy Dolan zur Amtseinführung sprach (Fußnote 1), wie albern auch die religiöse Show, an der sich auch ein Rabbiner und ein Evangelikaler mit frommen Worten beteiligten, Bilder der Trump Ergebenheit bestimmter Religionsführer, die Ergebenheit erinnert manche an die Verbundenheit der Russisch – Orthodoxen Kirche mit dem Diktator PUTIN.

6.
Es ist davon auszugehen, dass das Trump – Regime auch einen Kirchen – Kampf eröffnen könnte und dann genau unterscheidet: Zwischen Trump -gewogenen Frommen, vor allem den Evangelikalen, die werden gefördert. Und die anderen, die kritischen Theologen und Bischöfen aus den verbliebenen kritischen und weithin vernünftigen so genannten „Mainline – Churches“ (Episcopals, Presbyterians, einige Lutheraner und etliche Katholiken), sie werden wohl unter Trump ausgegrenzt und mundtot gemacht.

7.
Die Predigt von Bischöfin Mariann Edgar Budde ist nicht nur historisch, sie ist ein Hoffnungszeichen, dass sich Widerstand gegen Trump schon jetzt, sofort, äußert. Und auch dies: PolitikerInnen mit demokratischer Gesinnung in den wenigen verbliebenen demokratischen Staaten hätten wohl nie und nimmer den Mut, solche Worte an Mister Trump zu richten. Sie bleiben diplomatisch, wollen es sich nicht mit dem absoluten Machthaber verderben, sie haben Angst vor Trump. Er wird als absoluter Herrscher akzeptiert?

8.

Die in den USA lehrende deutsche Theologin Hille Haker sieht in der aktuellen Politik der Regierung von Donald Trump Parallelen zu den Anfängen der Nazi-Herrschaft im Deutschland der 1930er Jahre.

„Wir können uns plötzlich vorstellen, wie das nach dem Ermächtigungsgesetz 1933 gewesen ist”, sagte Haker am Wochenende dem Bayerischen Rundfunk. Die Demokratie werde auf dramatische Weise abgebaut.

Haker nannte ein Beispiel von ihrer Arbeitsstelle. Sie lehrt seit 2012 theologische Ethik an der Loyola University Chicago, einer Einrichtung des katholischen Jesuitenordens. Jüngst habe sie von der Uni eine Mail mit Verhaltenstipps für den Fall bekommen, dass Grenzpolizisten in die Vorlesungssäle kommen, um nach Menschen ohne Papieren zu suchen. Man solle sofort die an der Uni zentral zuständige Person kontaktieren, so Haker. Es gehe insbesondere um die Abschiebung von Menschen aus Lateinamerika, führte die Wissenschaftlerin aus. Ein Kollege mit kubanischen Wurzeln, aber US-Staatsbürgerschaft, trage aus Sorge vor Kontrollen nun ständig eine Kopie seines Passes im Portemonnaie. Es handle sich bei dem Mann immerhin um den US-Botschafter beim Vatikan unter Präsident Barack Obama. „Wenn selbst der Angst hat – und zwar nicht abstrakte Angst, sondern Angst, dass er aufgegriffen wird -, dann weiß man doch, was hier los ist”, sagte Haker. Ähnliches wie aktuell für Menschen mit lateinamerikanischem Hintergrund könne bald auch für religiöse Minderheiten wie Muslime gelten, ergänzte sie.

Die Theologin äußerte sich in diesem Zusammenhang pessimistisch in Sachen Rechtsschutz: „Die Hoffnung, dass die Gerichte da dazwischengrätschen, so wie das 2017, 2018, 2019 der Fall gewesen ist – das wird hier nicht mehr hinhauen, weil es dieser Administration eigentlich ziemlich wurscht ist, was die Gerichte sagen.”

Allerdings sei die Hälfte der US-Gesellschaft gegen den Präsidenten eingestellt, betonte Haker. Es gebe eine unglaubliche Willenskraft, sich Trumps Politik entgegenzustellen, und zahlreiche Hilfs- und Solidaritätsmaßnahmen etwa für Migranten.

https://www.vaticannews.va/de/kirche/news/2025-02/theologin-trump-politik-erinnert-an-ermachtigungsgesetz.html?utm_source=newsletter&utm_medium=email&utm_campaign=NewsletterVN-DE

…………

Fußnote 1:
Aus dem Gebet von Cardinal Dolan für Trump am 20.1.2025::
„We, blessed citizens of this one nation under God, humbled by our claim that “In God We Trust,” gather indeed this Inauguration Day to pray: for our president Donald J. Trump, his family, his advisers, his Cabinet, his aspirations, his vice president; for the Lord’s blessings upon Joseph Biden, for our men and women in uniform, for each other, whose hopes are stoked this new year, this Inauguration Day, we cannot err in relying upon that prayer from the Bible, upon which our president will soon place his hand in oath, as we make our own the supplications of King Solomon for wisdom as he began his governance…“

……….

Zur Predigt von Bischöfin Mariann Edgar Budde etwa den Bericht in der Tageszeitung Standard, Wien: https://www.derstandard.at/story/3000000254028/die-pastorin-die-trump-nicht-zum-ersten-mal-die-leviten-gelesen-hat

Und auch ein Video: https://de.video.search.yahoo.com/yhs/search?fr=yhs-tro-freshy&ei=UTF-8&hsimp=yhs-freshy&hspart=tro&p=Mariann+Edgar+Budde&type=Y219_F163_204671_042423#id=0&vid=7648f2b81cb1279903393fe80cc53d6b&action=click

Copyright: Christian Modehn, Religionsphilosophischer Salon Berlin.

Alleinsein überwinden … durch Einsamkeit!

Ein provozierender, aber hilfreicher Hinweis: Einsamkeit als reflektierte Lebensform
Von Christian Modehn am 3.1.2025

Berlin – Stadt der Einsamen oder der Menschen, die allein sind, die niemanden haben? Siehe dazu Nr. 10 in diesem Hinweis.

1.
Über den Unterschied von Alleinsein und Einsamkeit muss erneut gesprochen werden. Nicht nur, weil die deutsche Sprache zwei unterschiedliche Begriffe für dieses Phänomen des „Auf sich-Selbst-Gestelltseins“ des Menschen anbietet. 2013 hatten wir zum Thema schon einige Hinweise publiziert. LINK . Nun muss aus aktuellem Anlass erneut darüber gesprochen werden: 20 Prozent der Weltbevölkerung, so das Meinungsforschungsinstitut Gallup im Jahr 2024, seien „häufig von Einsamkeit betroffen.“ (Fußnote 1). Diese Einsamkeit sei für die Betroffenen auch eine gesundheitliche Gefährdung und für den politischen und sozialen Zusammenhalt eine Belastung. „Etwa ein Drittel der Erwachsenen in Deutschland fühlt sich zumindest teilweise einsam, knapp 20 Prozent fühlen sich sogar sehr einsam.“ LINK
Dieses Phänomen, in dem Zeitungsbericht „Einsamkeit“ genannt, wird dann sozialwissenschaftlich definiert: „Unter Einsamkeit wird ein negatives Gefühl verstanden, nach dem die individuellen sozialen Beziehungen qualitativ oder quantitativ als nicht ausreichend empfunden werden. Bleibt dieses Gefühl über längere Zeiträume erhalten, können z.T. schwerwiegende psychische und physische Krankheitsbilder die Folge sein.“

2.
In der Presse wird – einer populären Üblichkeit folgend – von Einsamkeit gesprochen, wobei tatsächlich Alleinsein gemeint ist. Unsere These ist: Das weit verbreitete Alleinsein können Gesellschaft, Organisationen, der Staat überwinden helfen. Einsamkeit ist hingegen die Erfahrung und die Erkenntnis dessen, was den Menschen ausmacht, klassisch gesagt, was sein „Wesen“ ist. Um diese Einsamkeit kann sich nur jeder einzelne Mensch selbst bemühen. Dann findet er erneut in die Gemeinschaft der anderen. Schon jetzt zusammenfassend gesagt: Einsamkeit als menschliche Lebensform ist das überwundene Alleinsein. Insofern ist es wünschenswert, wenn Alleinsein zur Einsamkeit wird. Einsame Menschen sind allein.

3.
Menschen, die allein sind, sind die Alleinlebenden, diejenigen, die „niemanden (mehr) haben“, die „Allein-Stehend“ sind, oft isoliert und nicht beachtet. Sie werden inmitten so vieler Leute eher nur wie etwas Anonymes, wie eine Nummer, wahrgenommen. Alleinlebende können diese Lebensform natürlich auch vorübergehend selbst frei gewählt haben, gemeint sind in den sozialwissenschaftlichen Studien die Alleingelassenen, Abgeschiedenen und Abgeschriebenen, die Isolierten… oft wegen des Alters, des Abbruchs von Beziehungen und Freundschaften, wegen der Fremdheit in der umgebenden Kultur. Oder weil sie zu einer sexuellen Minderheit gehören in einem letztlich immer noch repressiven, oft feindlichen System.

4.
Auf diesen Unterschied zwischen Einsamkeit und Alleinsein hinzuweisen ist keine philologische oder philosophische Pedanterie oder Spitzfindigkeit, das Thema hat politische Bedeutung:
Die isolierten, die etwa wegen ökonomischer Zwänge oder persönlicher schicksalhafter Entwicklungen alleinlebenden Menschen, solche die „niemanden haben“, sind das unerfreuliche Gesicht der individualisierten Gesellschaft. Vereinzelt, allein lebende Menschen sind eben auch in ihrer Lebensenergie geschwächt, sie organisieren sich nicht, kämpfen nicht für bessere Lebensbedingungen, haben nicht die Kraft, für umfassende Gerechtigkeit einzutreten, die bei einer Reform des ökonomischen und politischen Systems auch ihnen zugute kommen könnte. Allein-Lebende sind als vereinzelte Menschen für jede Form von Staatlichkeit letztlich ungefährliche Bürger, vielleicht ist dies sogar willkommen und erwünscht, wenn auch die sozialen Kosten zur Unterstützung der depressiv gewordenen Alleinlebenden beträchtlich sein können, falls diese Menschen denn Therapieplätze überhaupt noch finden. Rebellion zugunsten besserer, kommunikativer Lebensverhältnisse sind von Alleinstehenden, Menschen die allein sind und niemanden mehr haben, nicht zu erwarten.

5.
Früher waren in Europa die Kirchengemeinden Orte, in denen sich Alleinlebende wohlfühlen konnten: Diese Orte, Gemeindezentren, Kirchen mit ihren Gruppen(veranstaltungen) verschwinden aber zunehmend. Der Grund: Weil es – etwa in der katholischen Kirche – immer weniger Pfarrer gibt, werden kommunikative Gemeindezentren geschlossen oder abgerissen. Und kein Alleinlebender (etwa älterer Mensch) protestiert gegen diese Zerstörung von Kommunikation durch klerikale Kirchenbehörden. Aber das ist ein anderes großes Thema…

6.
Was ist Einsamkeit? Allgemein und gebotener Kürze gesagt: Der einsame Mensch hat gerade im Rückzug auf sich selbst das Fühlen und Denken des Selbst geübt und dabei zu seinem eigenen individuellen Leben gefunden. Der in dieser Weise einsame Mensch ist der reife, reflektierte Mensch, der als Einsamer natürlich mit anderen lebt und sich der Gemeinschaft erfreut. Aber ehe es dahin kommt, soll die Selbst – Reflexion geübt werden. Der Philosoph Michel de Montaigne (1533-1592) hat in seinem umfangreichen Bekenntnis, „Essays“ genannt, ein Kapitel (Nr. 39 im „Ersten Buch“) der Einsamkeit gewidmet. (Fußnote 2). Montaigne brauchte den Rückzug angesichts der Belastungen und Gefährdungen durch die politischen Verhältnisse, er brauchte den Rückzug in seine Bibliothek. Und dort fand er im Alleinsein zur Einsamkeit: Sie war die Erfahrung, im reflektierten Rückzug als Mensch wesentlich zu leben, die Tiefe des Lebens zu sehen, auf den eigenen Geist zu achten und die eigene Seele zu spüren. Montaigne wollte sich als einsamer Mensch erkennen, um sich selbst annehmen zu können, er schreibt: „Es ist eine höchste und gleichsam göttliche Vollendung, sich seines eigenen Wesens redlich froh werden zu können“. Und: „Die größte Sache der Welt ist, dass man sich selbst zu gehören weiß“.

7.
Einsamkeit ist also für Philosophien, Spiritualitäten, Traditionen der Literatur und der Kunst eine produktive Lebensform, die jeder entwickeln kann. Gesprächskreise können dabei Inspirationen bieten. Dabei ist Einsamkeit kein Zustand, der einmal definitiv erreicht wird: Ein einsamer Mensch wird in Gemeinschaft leben, aber er wird sich dabei schützen vor dem ständigen Gerede und den aufgezwungen Aktivitäten durch andere. Er sucht immer wieder den Rückzug, denn nur in der Stille kann der Mensch reflektieren, nur in Ruhe kann er das tun, was für ihn wichtig ist, was ihn leben lässt: Meditieren, malen, musizieren, schreiben, sich im Nachdenken, Philosophieren üben, das immer um die entscheidende Frage geht: Wer bin ich eigentlich, wie will ich mit anderen leben, wo will ich hin, woher komme ich? Welche (falschen) Entscheidungen habe ich getroffen, wie bereite ich mich auf mein Lebens-Ende vor? Einsamkeit ist also ein Begriff, der menschliches Leben im emphatischen Sinne meint.

8.
Der Philosoph Martin Heidegger legt in seinen Vorlesungen unter dem Titel „Die Grundbegriffe der Metaphysik“ (1929) allen Nachdruck darauf, die Einsamkeit einzuüben. Und diese Übung beginnt damit, meine eigene begrenzte Lebenszeit anzunehmen, also die eigene Endlichkeit anzunehmen. Und da wird mir deutlich: Dass ich immer ein einzelner bin, einmalig für mich die Möglichkeit habe, mein eigenes Leben zu gestalten. Heidegger schreibt: „Diese Vereinzelung ist jene Vereinsamung, in der jeder Mensch allererst in die Nähe zum Wesentlichen aller Dinge gelangt, zur Welt“ (Fußnote 3.)

9.
Das Alleinsein lässt sich überwinden mit Hilfe von (Therapie-) Gruppen, durch gerechtere Sozialhilfen, bessere Wohnungen usw. Dann können alleinlebende Menschen zu einsamen Menschen, die als einsame gerade in Verbindung mit anderen leben, weil sie die Tiefe des Lebens erfahren und verstehen.
Das Einsamsein als kommunikative Lebensform lässt sich einüben durch philosophische Gesprächskreise, Lektüregruppen…
Warum kommt der Staat nicht auf die Idee, diese „Basis-initiativen“ zu fördern? Warum gibt es keinen eigenen philosophischen Studiengang mit dem Ziel: ModeratorIN von philosophischen Gesprächssalons zu werden?
Solche Gesprächskreise in aller respektierten Freiheit an vielen Orten und Stadtteilen zu fördern ist genauso wichtig und für die Menschen hilfreich wie die Finanzierung großer Opernhäuser und Theater, an deren unglaublich teuren Aufführungen nur noch die sehr wohlhabenden Leute teilnehmen (können).

10.

BERLIN – die Stadt der Einsamen oder der alleinlebenden Menschen, der Menschen also, die “niemanden haben”, niemanden kennen… Ein wichtiges Interview dazu mit dem Psychiater Mazda Adli, Berlin, im TAGESSPIEGEL vom 1.Februar 2025, Seiten B 10 und 11.  Dass auch hier, wie so oft, Einsamkeit und Alleinsein verwechselt werden und eigentlich unserer Meinung immer Alleinsein (“Niemanden-Haben, Isoliertsein …”) gemeint ist, wenn von Einsamkeit die Rede ist, finden wir bedauerlich.

Im Interview also betont der Chefarzt für Psychiatrie Mazda Adli sehr treffend: “Kaum ein Thema ist so tabulisiert wie Einsamkeit.” “Großstädte sind eher anonyme Orte”. “Einsamkeit hat einen größeren negativen Effekt auf die Lebensdauer als Rauchen, Alkoholmissbrauch oder Fettleibigkeit”, sagt der Psychiater Mazda Adli.

Wichtig ist vor allem seine Forderung: “Wir brauchen mehr nicht-kommerzielle Begegnungsflächen, wo die Menschen auch sponatan zusammenkommen können…Ein wichtiger Schutzfaktor gegen Einsamkeit sind zum Beispiel unsere Kultureinrichtungen, wie Theater, Museen, Galerien, Kulturzentren… Jedes Theater erfüllt einen Gesundheitsauftrag! Jetzt erleben wir durch die Kürzungen (der CDU/SPD Koalition) einen Rückbau an Kultur und das ist aus meiner Sicht ein Gesundheitsrisiko.”

Uns fällt auf, dass bei der Aufzählung der hilfreichen, also gesundheitsfördernden “nicht-kommerziellen Begegnungsflächen” kirchliche Gemeindezentren (in Berlin) gar nicht mehr erwähnt werden. Sie spielen tatsächlich wohl jetzt in Berlin keine bedeutende Rolle, weil etlich der bestehenden Gemeinden, Kirchengebäude, Gemeindezentren meist – wegen Personalmangel, Finanzproblemen – geschlossen sind oder bereits aufgegeben wurden. Das sollte exakt soziologisch nachgewiesen werden!

Die katholische Kirche im Erzbistum Berlin etwa nennt diesen ihren seit Jahren betriebenen Abbau von kommunikativen Orten (Gemeinden, Pfarreien) ganz offiziell und wohl auch zynisch gemeint “Wo der Glaube Raum gewinnt”. Man sollte aber treffender sagen: “Wo der Glaube und die offenen kommunikativen Orte sich im weiten Raum verlieren und alsbald ganz verschwinden.” Das  ist auch gemeint, wenn hierzulande Religionssoziologen von Entkirchlichung sprechen. Und es ist natürlich die Frage, ob etwa dogmatisch bestimmte Veranstaltungen in den noch bestehenden katholischen Gemeinderäumen eine Lebenshilfe für Einsame (d.h. Alleinlebende, Verlassene, isolierte  Menschen) sein können. Und ob die Pfarrer, die sich manchmal noch Seelsorger nennen, tatsächlich die Qualität von Seelsorgern haben. Wir befürchten: Die Antwort ist Nein. Pfarrer und Priester sind Verwalter bzw. Sakramenten-Spender und “Messe-Leser”, sie eilen von einer Kirche zur anderen, um die Messen zu lesen, die nur Priester (Männer) – so die offizielle Lehre – leiten dürfen. Die Macht des Klerus bleibt also erhalten … das ist bekanntlich am wichtigsten in der römischen Kirche.

Fußnote 1:
Tagesspiegel, 27.12.2024, Seite 3.

Fußnote 2:
Montaigne, “Essays”, Eichborn Verlag, Übersetzt von Hans Stilett, 1998, Seite 124ff. Bes. S 126.

Fußnote 3:
Martin Heidegger, Die Grundbegriffe der Metaphysik. Frankfurt am Main 1983, Seite 8.

Copyright: Christian Modehn, www.religionsphilosophischer-salon.de

 

 

„Der Sündenfall des Christentums“: Zur Theologie des Friedens. 


Die bahnbrechende Studie des niederländischen Friedenstheologen, des Remonstranten Gerrit Jan Heering zum frühkirchlichen Pazifismus ist als Übersetzung jetzt wieder greifbar.

Ein Gast Beitrag von Peter Bürger, Düsseldorf von der „Edition Pace“ am 22.12.2024.

Zunächst ein Hinweis: Bevor wir im „Regal: Pazifismus der frühen Kirche“ demnächst neue Studien darbieten, wird hier ein weiteres historisches Werk wieder zugänglich gemacht, das trotz des Abstandes von einem Jahrhundert noch immer wichtige Impulse geben kann. Zum editorischen Vorgehen sei bezogen auf die ganze Reihe angemerkt: Wir versehen die Werke aus früheren Zeiten nicht mit einem kritischen Anmerkungsapparat, in dem Abweichungen zu heutigen Sichtweisen und Erkenntnissen jeweils kommentiert werden (Beispiel: Darstellung und Gewichtung der Friedensbotschaft der Hebräischen Bibel), sondern rechnen mit mündigen Leserinnen und Lesern, die die geschichtlichen Kontexte einer Arbeit vor Augen haben.

1.
Der Erste Weltkrieg führte den niederländischen Theologen Gerrit Jan Heering (1879-1955) zu einem radikalen Antikriegsstandpunkt. Im Vorwort zu dem hier neu edierten Werk „Der Sündenfall des Christentums“ (Erstauflage NL 1928, dt. Übersetzung 1930) schreibt er: Ich will „ernsthaft auseinandersetzen, dass Christentum und Krieg – jetzt mehr denn je – unversöhnliche Gegensätze sind. Ich will zwischen die christliche Lehre und die Ideologie des Krieges einen Keil treiben. Beide Systeme sind von der Geschichte zwangsweise zusammengeführt und werden jetzt in künstlicher Weise zusammengehalten. Ich will an das christliche Gewissen und an das von diesem Gewissen gelenkte vernünftige Denken appellieren und fragen, ob es nicht die höchste Zeit ist, dass Kirche und Christen sich prinzipiell gegen das ganze Kriegswesen auflehnen. … Es war eine verhängnisvolle Wendung in der Geistesgeschichte, die während und nach der Zeit von Kaiser Konstantin sich vollzog; durch das enge Bündnis zwischen Staat und Kirche ging das Bewusstsein des Gegensatzes zwischen Christentum und Krieg … verloren …; das schlimmste ist, dass man (seither) … ruhig Böses gut nennt. … Die Art, wie in allen christlichen Ländern die Kirche direkt in das gegenseitige Gemetzel des letzten Krieges [1914-1918] hineingezogen worden ist, nämlich als unentbehrlicher, als inspirierender Faktor, demonstriert jenen Sündenfall in deutlichster und greulichster Weise. Es ist kein größerer Abstand und Gegensatz denkbar, als zwischen Christus und dem modernen Krieg. Wer dies verneint, hat die Realität eines von beiden oder beider nicht klar gesehen. Das militärische Christentum unserer Tage kann nicht schärfer gerichtet werden, als es durch das Christentum Christi geschieht.“

2.
Gerrit Jan Heering – geboren am 15. März 1879 in Pasuruan/Indonesien, gestorben am 18. August 1955 in Oegstgeest – wirkte nach seinem Universitätsstudium lange als Hochschullehrer des Theologischen Seminars der Remonstranten in Leiden (NL). Als junger Pfarrer heiratete er im Jahr 1905 Alida van Bosse; die beiden wurden Eltern von fünf Söhnen. – Heeringʼs Leidenschaft gehörte der Kanzel. Seine Predigten zeichneten sich durch eine starke persönliche Überzeugungskraft aus; verschiedene Predigtsammlungen sind in Buchform veröffentlicht worden (‚Unser Vertrauen‘; ‚Zeugnisse aus dunkler Zeit‘ 1940; ‚Was uns erhält‘). Predigen bedeutete für Heering die durch den Glauben getragene ‚freie prophetische Verkündigung des Evangeliums, im Dienste und zur Ehre des heiligen Gottes‘. – Gerrit Jan Heering entwickelte eine eigene „Dogmatik auf der Grundlage der Evangelien und der Reformation“, schrieb über den „Ort der ‚Sünde‘ in der freisinnigen-christlichen Dogmatik“ (1912) und über „Die Selbstständigkeit der Seele“ (1917).

3.
Der Erste Weltkrieg führte Gerrit Jan Heering zu einem radikalen Antikriegsstandpunkt, beeinflusst von Hilbrandt Boschma (1869-1954), der bereits während der Kriegszeit 1914-1918 an verschiedenen Orten pazifistische Lesungen abhielt: „Kreuz oder Kanone?“ – „Warum kein Krieg? Weil der Krieg die radikalste Sünde gegen Gott ist.“ Heering fasste seine eigenen Studien und Einsichten 1928 in dem Werk „Der Sündenfall des Christentums“ zusammen (s.u.). Er grün­dete mit anderen „Kerk en Vrede“ (Church and Peace), wurde Vorsitzender dieser Vereinigung auf nationaler Ebene und war für viele Jahre auch international eine der leitenden Persönlichkeiten des neuen kirchlichen Friedensnetzes.

4.
Die Friedensbewegung in den Niederlanden zeigte sich schon vor dem Ersten Weltkrieg gut organisiert, vielgestaltig (‚Tolstojaner‘, Anarchisten, sozialistische Antimilitaristen …) und übernational vernetzt. Mit Gerrit Jan Heering und Persönlichkeiten, die ihm nahestanden, wurde sie durch eine neue Strömung mit ökumenisch-friedenskirchlicher bzw. friedenstheologischer Programmatik bereichert. Wie bedeutsam die 1928 vorgelegte Untersuchung des gelehrten Remonstranten zum ‚konstantinischen Sündenfall‘ und dessen mögliche Überwindung über die Landesgrenzen hinaus war, führen uns gleich vier Übersetzungen in andere europäische Sprachen vor Augen. 1933 ist der Verfasser sogar für den Friedens-Nobelpreis vorgeschlagen worden.

5.
Der bekannte Dominikaner und Friedenstheologe vor allem in der Weimarer Republik, P. Franziskus Maria Stratmann (1883-1971), schrieb bald nach Erscheinen der deutschen Ausgabe von Heerings Werk „De zondeval van het Christendom“ in einer Rezension (Der Friedenskämpfer. Organ der Katholischen Friedensbewegung 5. Jg. / 1931, S. 69-76):
„Einem Christen tut es weh, vom ‚Sündenfall des Christentums‘ reden zu hören. Je stärker er seine Religion liebt, um mehr schmerzt ihn jede Anklage. Aber gerade die starke Liebe muß hellsichtig sein, damit Krankes geheilt, Schwaches gestärkt werden kann. Die Christen, die die Geschichte des Christentums mit Einschluß der Kriegsgeschichte ganz in der Ordnung finden, sind sicher nicht die besten und erweisen ihm einen schlechten Dienst…“

6.
In seinem Geleitwort zur deutschen Ausgabe des Werkes von 1930 hatte der evangelische Theologe Martin Rade (1857-1940) ge­schrieben: „Wenn der nächste Krieg kommt, werden die Kirchen nicht mehr geschlossen zu den Armeen stehn. Es wird dann nicht ohne schwere innere Konflikte gehen. Wie sie sich abspielen, wie sie sich lösen werden, weiß kein Mensch. Je länger die gegenwärtige Atempause dauert, desto besser mag es sein.“ (Neuausgabe, S. 10). Doch die ‚Atempause‘ bis zum nächsten Menschenschlachten im Zweiten Weltkrieg dauerte nur kurz. Die amtlichen Leitungen der beiden deutschen Großkirchen leisteten ab 1939 für den ‚Hitlerkrieg‘ (!) doch wieder – ziemlich ‚geschlossen‘ – kriegstheologischen Beistand in großem Umfang und riefen – mit durchschlagendem Erfolg – die Getauften zum Gehorsam gegenüber der Obrigkeit im NS-Staat auf (Dokumentation: https://kircheundweltkrieg.wordpress.com/). Nach 1945 haben die i. d. R. vom Staat besoldeten Kirchenhistoriker wunderliche Verteidigungstexte zu diesem abgründigen Komplex verfasst – und nicht wenige ‚weltliche Vertreter‘ der Geschichtswissenschaften haben ihnen dabei unter dem Vorzeichen sogenannter „Historisierung“ assistiert.

7.
Heerings Anliegen wird gegenwärtig verstanden, wenn etwa der Bischof von Rom bezeugt, es könne im Licht des Evangeliums keine ‚gerechten Kriege‘ geben und Christen müssten schon Herstellung oder Besitz atomarer Massenvernichtungswaffen als verwerflich brandmarken.

8.
Jedoch der vom niederländischen Seelsorger und Theologieprofessor nach dem Ersten Weltkrieg ersehnte radikale Bruch mit dem konstantinischen Staatskirchenparadigma hat in den privilegierten nationalen Kirchengebilden, zumal im Militärkirchenwesen, nie stattgefunden. Die völlig irrationale militärische Heilslehre stößt in diesem Zusammenhang heute nirgendwo auf eine Fundamentalkritik, während der Militarismus unentwegt Felder des öffentlichen Lebens für sich ‚zurückerobert‘. Leider gibt es viele Gründe, das ehedem bahnbrechende Werk „Der Sündenfall des Christentums. Eine Untersuchung über Christentum, Staat und Krieg“ gerade jetzt wieder allgemein zugänglich zu machen. Möge es vielen zur Erschütterung und zu einem klaren Denken in der Kriegsfrage verhelfen.

Copyright: Peter Bürger Düsseldorf, Dezember 2024 ǀ  

Die Digitale Erstauflage der Neuedition
 ist beim Lebenshaus Schwäbische Alb e.V. abrufbar:
Gerrit Jan Heering: Der Sündenfall des Christentums. – Eine Untersuchung über Christentum, Staat und Krieg. Aus dem Holländischen übersetzt durch Octavia Müller-Hofstede de Groot, 1930. Neu ediert von Peter Bürger in Kooperation mit: Lebenshaus Schwäbische Alb, Ökumenisches Institut für Friedenstheologie, Portal Friedenstheologie. (= edition pace ǀ Regal: Pazifismus der frühen Kirche 4). Digitale Erstausgabe der Neuedition. Düsseldorf ǀ Gammertingen, 12.12.2024.
https://www.lebenshaus-alb.de/magazin/media/pdf/Heering_S%C3%BCndenfall.pdf

Die gedruckte Buchausgabe im Handel:
Gerrit Jan Heering: Der Sündenfall des Christentums. – Eine Untersuchung über Christentum, Staat und Krieg. Aus dem Holländischen übersetzt durch Octavia Müller-Hofstede de Groot, 1930. (= edition pace ǀ Regal: Pazifismus der frühen Kirche 4). Norderstedt: BoD 2024.
(ISBN: 978-3-7693-2488-4; Paperback; 316 Seiten; Preis: 12,99 Euro)
https://buchshop.bod.de/der-suendenfall-des-christentums-gerrit-jan-heering-9783769324884

Eine etwas ausführlichere Darstellung dieses Beitrags von Peter Bürger finden Sie auf der website www.remonstranten-berlin.de    LINK.

“Die Hoffnung stirbt zuletzt”. Widerstand gegen die Verzweiflung!

Kant lehrt uns, die Hoffnung zu bewahren.
Ein Hinweis von Christian Modehn am Ende der Kant – Jahres 2024 … in der Hoffnung, dass Kant weiter intensiv diskutiert wird.

Die Erkenntnisse des Philosophen Immanuel Kant wollen unbedingt verhindern, dass die Hoffnung wirklich “zuletzt stirbt”. Denn das wäre das Ende. Wir sollen gemeinsam alles dafür tun, dass wir die Berechtigung, das Recht, haben die Hoffnung zu leben und die Hoffnung niemals aufzugeben.

Diese Hoffnung ist alles andere als ein naiver Optimismus. Sie ist alles andere als eine politische nationalistische Ideologie, die den Menschen in den USA einen “amerikanischen Traum” empfiehlt und einredet. Siehe dazu die Nr.10 und 11 in diesem Hinweis.

1.
„Die Hoffnung stirbt zuletzt.“ Wie ein Slogan hat sich dieser Satz in unseren dunklen Zeiten verbreitet und durchgesetzt.
Die Frage ist: Was ist eigentlich zuvor schon alles gestorben, an Weisheiten, Einsichten, Überzeugungen, wenn man einen solchen Satz sagt? In der christlichen Tradition spricht der Apostel Paulus von „den menschlich entscheidenden Dreien“, also von „Glaube, Hoffnung und Liebe.“ Um bei unserem Thema zu bleiben: Dann sind offenbar Glaube und Liebe schon gestorben. Dann bleibt nur noch die Hoffnung als das Letzte vor einem definitiv gedachten Ende, dem Nichts … oder dem Himmel?

2.
Immanuel Kant kann bei dem Thema weiterhelfen: Hoffnung und aktives Hoffen ist ein zentrales Thema seiner Philosophie. Auch Hoffen und Hoffnung führt ihn selbstverständlich über den Bereich des wissenschaftlich exakt Erkennbaren hinaus. Und so wird auch hier sichtbar: Kant hat zwar als Anhänger des Physikers Newton seine Karriere begonnen, aber er musste als Philosoph über die Physik hinaus denken … in eine vernünftig begründete Metaphysik: Kant als den „Zermalmer der Metaphysik“ zu bezeichnen, ist also falsch. Kant war ein Metaphysiker und Religionsphilosoph (und Kirchenkritiker LINK (2024)  LINK)
Nur als ein Metaphysiker konnte er auch die heute so dringende Frage beantworten: „Was darf ich hoffen?“ Sie steht im Zusammenhang mit der Frage Kants: „Was kann ich wissen? Was soll ich tun? Und: Was darf ich hoffen?“

3.
Für Kant kann es Hoffnung nur geben, weil wir Menschen hoffen DÜRFEN, wie er ausdrücklich sagt. Das Hoffen – „Dürfen“ ist eine Art rechtlich begründeter Erlaubnis zu hoffen. Ich habe also also aufgrund meine Menschsein die Berechtigung zu hoffen. „Also hoffen wir doch“, möchte man etwas aufdringlich fordern. Oder:„Habe den Mut, deine in dir vielleicht noch versteckte Hoffnung zu leben“…

4.

“Hoffnung ist für Kant die entscheidende moralische Einstellung der Vernunft. Die richtige moralische Einstellung gegenüber der Zukunft ist (für ihn) Hoffnung.” Schreibt die Soziologin Eva Illouz in “Explosive Moderne”, Suhrkamp 2024, S. 43. Moralisch bedeutet für Kant: “Der Würde des Menschen entsprechend”.

5.
Hoffen zu dürfen ergibt sich für Kant in der Auseinandersetzung mit der Frage nach dem SINN meines und der anderen Menschen Leben. Dieser alles gründende Sinn des Lebens eröffnet sich, zeigt sich, für den einzelnen inmitten des Tuns des Gerechten: Im Eintreten für Gerechtigkeit und gerechte Gesetze darf der Mensch das alles Entscheidende hoffen: dass sich die vorhandene Welt mit ihren Staaten langsam aber sicher der Utopie des Reiches Gottes annähert. Und zum Reich Gottes gehört für Kant auch der Frieden in der ganzen Welt. Seine bis heute vielbeachtete Schrift „Zum ewigen Frieden“ konnte Kant 1795 veröffentlichen.

6.
Dass Welt – Frieden nur in „republikanischen Staaten“ möglich wird, ist eine der wichtigen Voraussetzungen Kants. Es sind die freien Staatsbürger, die entscheiden, ob ein Krieg sein soll oder nicht. Es liegt also in der Entscheidung der Menschen, dass sie die Hoffnung auf einen Weltfrieden aktiv politisch fordern und gestalten! Kant betont, dass nur moralisch gesinnte Politiker dieses große Hoffnungsprojekt realisieren können, nicht etwa solche, die sich ihre Moral unabhängig vom Kategorischen Imperativ egoistisch erfinden.

7.
Eine menschliche Organisation, die uns lehren kann, Hoffnung haben zu dürfen und praktisch Hoffnung zu gestalten, ist für Kant grundsätzlich die (protestantische) Kirche. Wenn Kant in dem Zusammenhang von Kirche spricht, meint er damit die Vereinigung aller rechtschaffenden Menschen, die den Frieden auf dieser Welt schrittweise befördern. Politisches Handeln ist in der Kirche notwendig, sofern es dem Weltfrieden dient.

8.
Der dogmatische Glauben der Kirche wird bei Kant also aufgehoben zugunsten einer Gemeinschaft derer, die den Frieden der Welt als Ausdruck ihres Glaubens an das Reich Gottes verstehen. Und dieses Handeln ist nur möglich in der Kraft der Hoffnung. Die Theologen sollen also den Glaubenden sagen: „Ihr habt alle Berechtigung zu hoffen“. Und diese Hoffnung dürfen sich die Menschen (in der Kirche) nicht zerstören lassen, durch zynische Einwände, etwa: „dass doch alles nichts nützt“ usw. „Diesem Zynismus dürfen wir niemals erliegen“, betont Kant. Zynismus kann tödlich sein. „Es ist für Kant ein Gebot der moralischen Selbstachtung, an den politischen Zielen von Rechtsstaat, liberaler Demokratie, Gerechtigkeit, internationaler Kooperation und globalem Frieden festzuhalten. Denn ohne Rechtsstaatlichkeit, Demokratie und Frieden ist ein menschenwürdiges Leben nicht möglich. Wir können (und dürfen CM) diesen Anspruch nicht aufgeben, sonst geben wir unsere Menschlichkeit auf“ (Marcus Willaschek, „Kant“, München, 2024, S 42f.).

9.
Dieser politische Aspekt der Hoffnung im Denken Kants ist oft eher übersehen worden. Viele LeserInnen konzentrierten sich auf Kants eher individualistische Überzeugung: Dass der rechtschaffene Mensch in dieser Welt mit so vielen Übeltätern zwar scheitert und darüber zu verzweifeln droht. Aber, so meint Kant, aufgrund der von ihm als Postulat konzipierten Unsterblichkeit der Seele, habe der gescheiterte, aber rechtschaffene Mensch die begründete Hoffnung: einen Zustand des (göttlichen) „Höchsten Gutes“ zu erleben. Den „der gegenwärtige Zustand der Welt, in dem viele Menschen unverschuldet leiden, ist nach Kant eine moralische Zumutung“ , also etwas zu Überwindendes. (Marcus Willaschek, Kant, a.a.o. S.138).

10.

Die Soziologin Eva Illouz analysiert in ihrem neuen sehr empfehlenswerten Buch “Explosive Moderne” (Berlin, Suhrkamp, 2024) auch die falsche, weil unmenschliche “Hoffnungs” – Propaganda etwa in den kapitalistischen USA: Dort wird Hoffnung als reflektierte vernünftige Lebensorientierung zugunsten eines aktiven Handelns im Sinne der Menschenrechte völlig umgedeutet in den “amerikanischen Traum”: Und der verspricht den Armen und dem Mittelstand eine glänzende materielle Zukunft, einen Aufstieg nach oben mit einem Leben in unbegrenztem Reichtum. “In Gesellschaften, die so von Ungleichheit bestimmt sind wie die USA, ermöglicht diese Hoffnung es, Klassenkonflikte zu verwischen und die vielfältigen Weisen, in denen die Gesellschaft ihre Versprechen bricht, unkenntlich zu machen” (Eva Ellouz, a.a.o. S. 67). Wer dem amerikanischen Traum folgt, lebt also als Mensch, der von dem ewigen Erfolgsstreben nicht lassen kann und dann doch in dieser falschen Hoffnung scheitert. Der amerikanische Traum verändert die Hoffnung in die Erwartung künftigen materiellen Wohlstands, in die Hoffnung auf ein Leben , “das nie Zufriedenheit erlangen kann und in vergeblichem Warten versandet. ” (a.a.O. S. 71).

11.

Von dieser politischen Ideologie der Hoffnung als einem reduzierten, nur ökonomisch – kapitalistischen Traum kann  philosophische Reflexion befreien, die Überlegungen Kants oder auch die Erkenntnisse Václav Havels , des entscheidenden Denkers der “Samtenen Revolution” in der Tschechoslowakei. Im Jahr 1985, noch unter kommunistischer Herrschaft, reflektierte Havel über die wahre Hoffnung in dem Buch “Kreuzverhör”: “Hoffnung ist ein Zustand des Geistes…Hoffnung ist eine Dimension unserer Seele…Hoffnung ist keine Prognostik. Sie ist eine Orientierung des Herzens, die die unmittelbar gelebte Wwlt übersteigt und irgendwo in der Ferne verankert, hinter ihrn Grenzen…Hoffnung ist nicht Optimismus… Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat – ohne Rücksicht darauf, wie es ausgeht” (zit. in Illlouz S. 55). Die Nähe der Erkenntnisse Havels zu denen Immanuel Kants müssten hier weiter ausgearbeitet werden, sie sind offensichtlich:  “Hoffnung ist die Gewissheit, dass etwas Sinn hat…”

12.
Wer das neueste Buch des Historikers und Autors Rutger Bregman (Niederlande) liest mit dem Titel „Moralische Ambition“, Rowohlt – Verlag, 2024, hat den Eindruck: Da werden Kants Erkenntnisse aktualisiert, da wird das Hoffen – DÜRFEN als Erlaubnis und Aufforderung, zu hoffen und politisch tätig zu werden, für heute kreativ aufgegriffen und weiter geführt. “Wer wird leben im Gedächtnis der Menschen?” Ein zentraler Satz Rutger Bregmans: „Nicht die reichsten, sondern die hilfreichsten Menschen werden von der Geschichte erinnert“.

13.
Nebenbei:
Über die Bedeutung des in der Hoffnung erschlossenen höchsten Gutes wird diskutiert: Die einen Kant – Kenner betonen: Im Sinne Kants werde dann Gott im „Jenseits“ die moralische Qualität eines jeden Menschen prüfen und die Bösen bestrafen und die Guten belohnen. Im Laufe der Zeit, betont der Kant – Forscher Marcus Willaschek, habe sich „Kants Verständnis des höchsten Gutes immer weiter von einer `religiösen` zu einer `säkularen` Konzeption verschoben“ (S. 142). Gott werde nicht mehr als himmlischer Richter gesehen, sondern als ein Schöpfer, „der die Natur so geschaffen hat, dass wir Menschen in ihr das höchste Gut aus eigener Kraft realisieren können“ (ebd.).

Copyright: Christian Modehn, www.religionsphilosophischer-salon.de

Moral und Unmoral bestimmen die Politik: (K)ein ewiges Thema

Zu spät handeln – das Hauptproblem der Demokraten im Kampf gegen unmoralische Politiker.
Ein Hinweis von Christian Modehn am 19.11.2024.

1.
Die USA werden sich unter Präsident Trump „in ein egoistisch agierendes Imperium“ verwandeln. Diese richtige Erkenntnis setzt sich weltweit durch, auch unter Politologen, etwa bei Professor Herfried Münkler, dem „Theoretiker der Politik“. Er kann auf den Begriff Egoismus nicht verzichten, wenn er ein weiteres Regime Donald Trumps bewertet. (Fußnote 1). Egoismus ist eine Kategorie der Moral, und das muss unterstrichen werden.

2.
Politik hat mit Moral zu tun, Politiker handeln als Menschen immer moralisch. Aber ihre Moral kann zur Unmoral werden, zum schädlichen Egoismus (Fußnote 2). Entscheidend ist: Dieser Egoismus hat einen Namen: Nationalismus. Und Nationalismus/Egoismus einer Nation, eines Staates, äußert sich heute immer in den gleichen Parolen und Slogans: „America first“. „Deutschland zuerst“, „La France d` abord“ und so weiter.

3.
In diesem schädlichen und schändlichen Egoismus als Nationalismus gilt den „einheimischen“ Bürgern wie deren gewählten Politiker (um bei den Demokratien zu bleiben) das eigene Wohl als absolut entscheidend. Wohlergehen (es sind immer Minderheiten, den es auch in den Demokratien umfassend „wohl ergeht“) gibt es für Wähler wie deren Politiker nur in der absoluten Bevorzugung der eigenen Nation. Und dafür werden Feinde im Innern des Staates wie außerhalb der Nation fixiert, als auszugrenzende Störenfriede konstruiert, zu Un – Menschen degradiert, die das angeblich selbst erarbeitete Eigentum bedrohen. „Die Nation braucht Feinde, weil das die Suche nach der eigenen Identität erleichtert“, schreibt Peter Alter in seinem Beitrag „Nation“ in der „Enzyklopädie Philosophie“ Band II, (Hamburg 2010, Seite 1702.)

4.
Nationalismus als Ideologie und Praxis ist trotz aller militärischen Aufdringlichkeit immer auch ein Zeichen der Schwäche der Nationalisten: Sie brauchen ihre Feinde (wie üblich seit Jahrhunderten „die“ Ausländer, die Flüchtlinge, Muslime, Juden, Homosexuelle, linke Intellektuelle usw.), um Stärke und Bestand zu demonstrieren. Eine Einsicht, der sich übrigens auch der Sozialethiker Kardinal Reinhard Marx (München) nicht verschließen kann: „Nationalismus bedeutet Krieg“ sagte er 2019 in München. Aber er vergaß dabei zu beklagen, dass die katholische Kirche, selbst ein uraltes Imperium, auch ihre Feinde brauchte (und braucht). Vor allem die Ketzer und Häretiker und Schismatiker, die sie verurteilte und vernichtete und … die Juden und so viele andere. (Fußnote 3).
Weil die Egoisten/Nationalisten sich bedroht fühlen von vielen Seiten, müssen sie Kriege führen. Sie müssen zeigen, dass sie stärker sind als andere Nationen und deren Nationalisten. Sie wollen auf fremdes Land zugreifen oder das eigene Land mit Mauern und Stacheldraht einzäunen.

George Orwell, Autor des Romans “1984”, hat im Jahr 1945 einen Essay mit dem Titel “Notes on Nationalism” (“Über den Nationalismus”, 2020, DTV, 62 Seiten) veröffentlicht. Dieser Text verdient viel Aufmerksamkeit. Der Nationalist so Orwell – steigert obzessiv und kämpferisch die eigene Nation ins Erhabene, bis hin zur Ignoranz gegenüber der Wirklichkeit. Wichtig ist Orwells Erkenntnis: Die Ideologie des Nationalismus als maßlose und obzessive Überschätzung der eigenen Nation ist eben nicht nur auf die Nation bezogen, sondern auch auf politische Gesellschaften, Parteien, Kirchen: Auch sie werden ins irrational Erhabene gesteigert, um dann verehrt, heilig gesprochen, als absolute Wahrheitgewaltsam verteidigt zu werden.

5.
Die aggressiven politischen und ökonomischen Egoisten/Nationalisten sind vor allem in den rechtspopulistischen Regierungen zu finden, bei Trump in den USA und bei Orban in Ungarn oder in Parteien (FPÖ Österreich, AFD Deutschland, Le Pen „Rassemblement National“ Frankreich, Wilders in Holland, Meloni in Italien usw.). Auch demokratische Parteien haben nationalistische Ambitionen, aber diese Parteien verhalten sich dabei diskreter, man denke an liberale Parteien und deren Eintreten für ihre superreiche Klientele.

6.
Demokratische Parteien übernehmen jedenfalls – aus taktischen Gründen – allzu oft auch zentrale Propaganda – Sprüche der rechtsextremen Parteien. Vor allem schließen sie sich gern der Vorstellung an von der „furchtbaren Gefahr“, die angeblich von „dem“ Problemausgehen, und das sind Ausländer, Fremde, Flüchtlinge…
Demokratische Parteien wollen mit der Übernahme gewisser rechtsextremer nationalistischer/egoistischer Parolen ihr eigenes Land wie eine Festung gestalten, die eigene Nation wie die EU: Das europäische Bollwerk gegen die Fremden soll wehrhaft aufgebaut werden. In dieser Fixierung auf die Konstruktion einer europäischen Festung (EU) erliegt die Vernunft der Angst. Die Vernunft wird eingeschläfert und blind, so dass die wahren Feinde der Demokratie – etwa Putin -Russland – nicht rechtzeitig als Gefahr erkannt und benannt und den Bürgern/Wählern deutlich gemacht werden.
Wenn auch demokratische Parteien egoistisch – nationalistisch werden, ist das Ende dieser Demokratien absehbar.

7.
Die viel besprochene große „Zeitenwende“ ist also weltweit heute die Wende zum Egoismus als Nationalismus. Egoismus wird die politische Agenda bestimmen wird bzw. bestimmt sie schon längst. Wer für eine gerechte Gesellschaft und einen demokratischen Staat noch eintreten will, kümmere sich bitte intensiv um den allseits vorherrschenden Egoismus als Nationalismus.

8.
Zurück zum Thema „Egoismus als ein Begriff der Ethik“.
Ethik ist die Erforschung von allem, was aus freien menschlichen Entscheidungen an Gestaltungen und Taten folgt. Und dabei kann viel Unheil gestaltet werden als Ausdruck freier, aber gewissenloser Entscheidungen. Ethik hat also auch Unmoral zu untersuchen. Dadurch zeigt sich: Ethik ist eine normative Wissenschaft, sie hat als universelles Kriterium zur Beurteilung moralischen Verhaltens die universell geltenden Menschenrechte.

9.
Warum sollen diese Erkenntnisse zu den Normen der Moral nicht auch für Politiker gelten? Demokratische Politiker müssen sehr „jonglieren“, und dabei mal mehr mal weniger die Menschenrechte ignorieren, zumal, wenn sie mit undemokratischen Herrschern und Diktatoren verhandeln müssen. Die offene Frage ist: Wann beginnt dabei der Verrat an den Menschenrechten, wann beginnt die Unmoral im Verhandeln mit den Diktatoren oder illiberalen Herrschern? Diese Frage wird heute meines Erachtens nicht ausführlich in der politischen Ethik und der Philosophie reflektiert.

10.
Man hat den Eindruck: Demokratische Politiker realisieren „ein bißchen noch“ die universal geltenden Menschenrechte im Verhandeln mit Autokraten, Diktatoren usw. In diesem Verhalten demokratischer Politiker kann sich eine Angst vor den Autokraten verbergen, vielleicht sogar ein gewisser Respekt vor deren errungener Allmacht. Deswegen wohl verschieben demokratische Politiker immer wesentliche Aktivitäten zugunsten der Menschenrechte im Umgang mit Autokraten usw. auf bessere, spätere Zeiten: Sie überschätzen dabei die angebliche Allmacht der Autokraten und Diktatoren. Und je länger demokratische Politiker zögern, um so stärker werden Autokraten und Diktatoren.

11.
Ein anschauliches Beispiel dafür ist der Angriffskrieg Russlands (Putins) gegen die Ukraine. Hätte die westliche Welt schon in den ersten Wochen nach dem Beginn der Aggression, also im März 2022, Putin – Russland mit aller ihrer zur Verfügung stehenden militärischen Kraft eingeschränkt und niedergeschlagen, gäbe es wahrscheinlich diesen Krieg gegen die Ukraine und die demokratische Welt heute gar nicht mehr.

12.
Und jetzt müssen vernünftige Beobachter wie einige selbstkritische Politiker der Demokratien die entscheidende Erkenntnis zugeben: Es ist jetzt (20.11.2024) schon zu spät, um Russland noch zurückzudrängen und die Ukraine in ihrer ursprünglichen Gestalt von 2021 zu retten und die Demokratien zu verteidigen. In solchen Fällen sagen die zu spät handelnden Demokraten gern: „Die Hoffnung stirbt zuletzt.“. Aber diese populäre „Weisheit“ meint ja auch: Hoffnung kann wirklich sterben (eben zuletzt)…Und das wäre das Ende menschlichen Lebens, eines humanen geistvollen, vernünftigen Lebens, das den Namen verdient. Dann hat der Nihilismus total gesiegt.

13.
Das aktuelle politisch – moralische Thema Egoismus/ Nationalismus spitzt sich angesichts des mörderischen Wahns des nationalistischen Putin – Russlands zu der Frage zu: Wann lernen Demokraten und demokratische Politiker, rechtzeitig das Rechte und Richtige zu tun! Also den historischen Augenblick richtig einzuschätzen? Und natürlich auch ein Risiko einzugehen, indem man – selbstverständlich in einer Situation von Ungewissheit – rechtzeitig handelt. Dieses Risiko ist aber geringer als das Risiko des Zuwartens, das die Lage nur weiter verschärft und für Demokraten verschlechtert. Man muss dabei klar sehen, welche politischen Kräfte in Demokratien das Zuwarten in einer Kriegs- und Krisensituation fordern und fördern. Sie haben ökonomische Interessen, denn langandauernde Kriege verlangen eben auch umfassende Waffenproduktionen und entsprechende Gewinne…

14.
Das ist die entscheidende Lebenskunst bzw. Philosophie auf dem weiten Feld des Egoismus als Nationalismus: Es gilt immer rechtzeitig im Sinne der Menschenrechte das Richtige zu tun, und unbedingt zu vermeiden, dass man sich eines Tages wieder einmal sagen muss: Es ist zu spät für die Vernunft und für vernünftiges humanes Handeln.

15.
Rechtzeitig Handeln, bevor es zu spät ist, so heißt der entscheidende ethische Imperativ für die wenigen noch verbliebenen Demokratien in dieser Welt. Diese Erkenntnis gilt für die Außen- (Kriegs)-Politik wie für die Innenpolitik, die sich konzentrieren muss nicht nur auf die Überwindung rechtsextremer Parteien, sondern auch auf die Rückgewinnung demokratischen Denkens und Handelns bei undemokratisch denkenden rechtsextremen Wählern.

Fußnote 1:
Herfried Münkler, „SPIEGEL“, Nr. 47, 2024, Seite 116.

Fußnote 2:
Es gibt auch einen gesunden Egoismus, verstanden als die reflektierte Sorge um sich selbst im Zusammensein mit anderen Menschen. Die natürlich den gleichen Anspruch haben, sich um sich selbst zu sorgen…

Fußnote 3:
https://www.katholisch.de/artikel/19834-kardinal-marx-nationalismus-das-bedeutet-krieg

Copyright: Christian Modehn, www.religionsphilosophischer-salon.de

 

Jacob Böhme – ein Religionsphilosoph für unsere Zeit.

Ein Hinweis von Christian Modehn, am 1.9.2017, erneut veröffentlicht am 15. Nov. 2024, anläßlich des 400. Todestages Jacob Böhmes am 17.11.2024! Geboren wurde Jacob Böhme am 24.4.1575 in Stary Zawidów (Schlesien), gestorben ist er am 17.11.1624 in Görlitz.

1.

Jacob Böhme verdientBeachtung, Lektüre, Mitdenken und Debatte vielleicht heute noch mehr als im 16. und 17. Jahrhundert. Hegel sagt in seinen „Vorlesungen über die Geschichte der Philosophie“ (Band 3, Suhrkamp 1971, Seite 94) sehr treffend: “Böhme ist genannt worden der philosophus teutonicus, und in der Tat ist durch ihn erst in Deutschland Philosophie mit einem eigentümlichen Charakter hervorgetreten. Es ist uns wunderbar zumute beim Leben seiner Werke; und man muss mit seinen Ideen vertraut sein, um in dieser höchst verworrenen Weise (der Texte Böhmes, CM) das Wahrhafte zu finden“. Eine mühsame Aufgabe auch heute! Immerhin widmet Hegel in seiner Vorlesung Böhme viel Aufmerksamkeit! Das Böhme Kapitel in dem genannten Buch umfasst immerhin 28 Seiten! Dabei ist Hegel aus seiner Position durchaus kritisch gegen Böhme, spricht von der „Barbarei in der Ausführung der Böhmeschen Gedanken“ (S. 118), von „gewaltsam sinnlichen Vorstellungen“ in Böhme Sprache. Dabei respektiert aber Hegel die “größte Tiefe“ von Böhmes Gedanken, „diese Tiefe hat sich mit der Vereinigung der absolutesten Gegensätze herumgeworfen“ (ebd.).

2.

Denn der Philosoph und Mystiker aus Görlitz hat eine zentrale Erfahrung gemacht und zu Wort gebracht, auch wenn seine Sprache, seine Begriffe heute manchmal sehr vermischt und schwer zugänglich erscheinen: Aber es gibt eine zentrale Einsicht, sie berührt genau den heutigen globalen Umbruch der religiösen Situation in einer säkularisierten Welt. Gleichzeitig bieten Erfahrungen und Erkenntnisse Böhmes gerade auch Auswege an, angesichts des langsamen, aber sehr deutlichen Verschwindens der orthodoxen, katholischen oder evangelischen, aber in allen Fällen dogmatisch versteinerten Kirchenformen in Europa.

3.

Was ist also inspirierend in Böhmes Erkenntnis? Dass Gott als der Ewige in jedem Menschen lebt. Und dass dies das einzig Wichtige und Entscheidende ist: Alle bürokratischen Kircheninstitutionen, aller Klerus, alle feierlichen Messen und Gottesdienste, alle Lehrschreiben usw. sind gegenüber der ewigen Präsenz des Ewigen IM Menschen mindestens sekundär! Was ist entscheidend? Die Achtsamkeit auf diesen Gott IN mir und IN uns. Und folglich wäre dann die Einrichtung von Gruppen, Kreisen, Salons usw., die diese Qualität des Menschseins in aller Freiheit auch mit so genannten Atheisten besprechen.

Man möchte meinen, dass Böhme mit seinem absoluten Plädoyer für den Gott IN mir und IN uns eine gewisse Form moderner liberaler, d.h. auch freisinniger Theologie da formuliert. Dem wäre später eingehend einmal nachzugehen.

4.

Die Gottesbeziehung ist nach Jacob Böhme also nichts Äußerliches, keine zuerst durch Worte. Lehren und Dogmen vermittelte Lebenshaltung. Das setzt ihn heraus aus der lutherischen Orthodoxie. Manche Überzeugungen wirken gar katholisch, etwa wenn er die Weisheit verehrt wie eine jungfräuliche, weibliche Seite Gottes.

Auf Gott als der inneren und ewigen und ungeschaffenen und damit vom Tod nicht berührten Wirklichkeit bezieht sich der Mensch, wenn er sich auf sich selbst, seinen Geist und damit seine Freiheit bezieht.

5.

Diese eine entscheidende Grundeinsicht wurde Jacob Böhme förmlich geschenkt: Alles gründet bei ihm auf einer mystischen Erfahrung, d.h. einer plötzlichen Einsicht, einer Erleuchtung: Die er aber nicht spinös oder fanatisch herausschreit, sondern in einem langen Reflexionsprozess gedanklich und sprachlich bearbeitet und – dem Thema angemessen – mühsam zu Papier bringt. Man nennt ja manche Komponisten, wie Mozart, mit dem etwas altertümlichen Wort „Genie“. Ebenso ist es ja sicher treffend, Dichter, wie Goethe, genial zu nennen, ohne dabei in einen säkularen Heiligenkult umzukippen. Mit diesem Vorbehalt kann man selbstverständlich auch Philosophen genial nennen in der Konzentration ihres Gedankens. Jacob Böhme könnte wohl zu diesen Philosophen gehören. Er, der kluge Autodidakt, der ja bekanntermaßen das Schusterhandwerk gelernt hatte, also alles andere als ein stolzer, klerikal gebildeter Pfarrer oder gar Theologieprofessor war. Er hat sich alle Kenntnis selbst erworben und sich in damalige Theologie, Philosophie und die Wissenschaften eingearbeitet. Dass er dabei auch auf die Alchemie in gewisser Hinsicht zurückgriff, hängt ab von seiner Bindung an die gängige Kultur seiner Zeit. Er kannte die Arbeiten des damals hoch geschätzten Naturphilosophen Paracelsus (also Theophrastus Bombastus von Hohenheim, 1493 – 1541). Schon Paracelsus legte – wie Müntzer – allen Nachdruck auf eine Kirche, die vom Geist, nicht aber vom toten Buchstaben, regiert wird. Die theologischen Auffassungen (seine Abweisung der gewaltsamen Mission, der Bekehrungen, sein Eintreten für die Gleichheit aller Stände) verdienen viel mehr Aufmerksamkeit als ihn bloß in die Ecke von Astrologie oder Magie zu stellen).

6.

Jacob Böhme, der „Laie“ also, störte den dogmatischen Betrieb der lutherischen Kirche in Görlitz und anderswo. Nicht weil er stören wollte, sondern weil seine Erkenntnis so universal ist, dass sie den Frieden in der Welt, mitten im Dreißigjährigen Krieg, hätte bringen können: „Gott ist kein Gott der Christen“, sagt Böhme sehr treffend, Gott gehört keiner Konfession, Religionskriege sind Gotteslästerung, könnte man fortfahren. Religionskriege haben bis heute ihre Ursache in der Bindung an Dogmen, die der Vernunft nicht zugänglich. Dogmenferne und Friedfertigkeit gehören also auch für Böhme zusammen!

7.

Er, der sich auf die Erfahrungen des heiligen Geistes berief und diese wichtiger fand als die ewige Wiederholung und das ständige Nachsprechen von Bibelworten, Böhme also, hat die Menschen seiner Zeit bewegt, weil er keine trockene Bücherlehre verkündete, sondern aus dem Leben selbst stammende Erweise des Wirkens Gottes im Menschen. Diese starke Bindung an die Wirkkraft des Geistes – gegen den trockenen Buchstaben der Bibel – erinnert an Thomas Müntzer, den Böhme sicher nicht kennen konnte: Denn Luther und seine Nachfahren hatten auch für den geistige Berschwinden des Reformators Müntzer gesorgt.

8.

Aber auch Böhme wurde verfolgt, geschmäht, diffamiert. Die Herren der Kirche machten ihm das Leben sehr schwer. Seine Texte duften in Deutschland nicht gedruckt werden, als Abschriften von Hand wurden sie weitergereicht. In Holland, dem liberalen Land, konnten Böhmes Texte gedruckt werden, nicht nur auf Deutsch oder Niederländisch, sondern auf Englisch. Eine feste „Böhme – Gemeinschaft“ oder gar “Böhme – Kirche“ hat sich langfristig nicht gebildet, auch wenn eine kleine Begleitbroschüre zur Ausstellung (in Dresden 2017) auf S. 6 betont: „Viele Anhänger Böhmes gingen wegen religiöser Verfolgung ins niederländische Exil“.

9.

Der bekannte Spezialist für westliche esoterische Philosophie, Prof. Wouter J. Hanegraaff, UNI Amsterdam, erwähnt immerhin kleine „Böhme-Gruppen“: wie die „Angelic Brethren“ von Johann Georg Gichtel (1638 – 1710) oder die „Philadelphian Society“ von John Pordage (1607-1681) oder Jane Leade (1623- 1704), die erste `philosophisch – esoterische` Frau, wie Hanegraaff erwähnt (in: „Western Esotericism“, Bloomsbury, 2013, Seite 32). Die Ideen einer „christlichen Theosophie“ (so Hanegraaff) verbreiteten sich dann weiter über Friedrich C. Oetinger, Louis – Claude de Saint Martin und Franz von Baader…

Ein eignes Thema ist die Frage, die Böhme nicht zur Ruhe kommen ließ: Wie kommen Leiden und Böses in die Welt? Böhme denkt in diese Richtung: Wenn Gott der Schöpfer von allem ist, dann müssen auch das Böse, das Leiden, ihren Grund in Gott selbst haben…

10.

Im ganzen gesehen hatte Böhme keine „philosophischen“ Schüler, die – wie etwa im Falle Hegels – nach dem Tod sein Werk „fortsetzten“.   Das ist eine Mangel, zumal wenn man bedenkt, dass bis heute meines Wissens keine ins moderne Deutsch übertragene kritische Gesamtausgabe von Böhmes umfangreichen, verstreut vorliegenden Werken gibt. So müssen viele LeserInnen die veraltet – sprachlichen Zitate durcharbeiten, das ist auch angesichts der an Symbolen reichen komplexen Sprache des Görlitzer Mystikers nicht einfach. Immerhin gibt es eine „Internationale Jacob Böhme – Gesellschaft“ in Görlitz, Vorstandsmitglied ist Sibylle Rusterholz, die insgesamt über die barocke Mystik forscht. Wir sind gespannt auf die Veröffentlichungen dieser Böhme – Gesellschaft.

11.

Es bleibt natürlich ein Problem: Böhme setzt die „Existenz“ Gottes in seinem Denken voraus. Er wird ja förmlich in seiner mystischen Erfahrung von einer Wirklichkeit überwältigt, die er dann Gott bzw. etwas befremdlich „finsteres Tal“ bzw. „UNGRUND“ nennt. Und die Spekulationen zum inneren Leben Gottes selbst sind sozusagen auf Anhieb nur mitvollziehbar für jene, die schon eine reflektierte Kenntnis der „göttlichen Wirklichkeit“ haben. Böhme selbst wollte ja über die Naturerfahrung zur inneren göttlichen Wirklichkeit „durchstoßen“.

Damit will ich sagen: Um die aktuelle Relevanz Jacob Böhmes auch für die modernen Skeptiker und Zweifler deutlich zu machen: Da müsste man wohl versuchen, einen tragenden Sinn-Grund in jedem geistigen Leben gedanklich aufzuweisen und diesen Sinngrund dann gedanklich mit jener Wirklichkeit zu verbinden, die klassisch „Gott“ genannt wurde und wird.

12.

Was mich bei meinen aktuellen Studien besonders freut, dass Böhme selbstverständlich den Menschen als freies Wesen definiert, weil er ja Ebenbild Gottes ist, des – sozusagen „absolut“ – freien Wesens. Wenn der Mensch frei ist, kann er sich selbst für das Gute entscheiden. Die zerstörerische Macht der alle Freiheit und alles Denken vernichtenden Erbsünde ist also für Böhme hinfällig. Nur wenige Jahrzehnte nach Luthers und Calvins Reformation ist Böhme also eine Stimme der Freiheit, eine Stimme der Ablehnung dieser grässlichen Erbsünden-Lehre. Böhme ist deswegen tatsächlich kein treuer Lutheraner, er ist sozusagen ein weiterer, ein radikaler Reformator der Freiheit. Und eines universalen Gottes IM Menschen.

13.

Gleichzeitig, zu Beginn des 17. Jahrhunderts, stand in den Niederlanden der Theologe Jacob Arminius auf, um die Freiheit zu retten in der dogmatischen Starre des Calvinismus. Daraus entstand dann die theologisch liberale und freisinnnige Remonstranten Kirche…Über diesen Zusammenhang Böhme – Arminus müsste auch weiter studiert werden.

14.

Zum Schluss ein zentrales Zitat von Böhme: “Ich trage in meinem Wissen nicht erst Buchstaben zusammen aus vielen Büchern; sondern ich habe den Buchstaben in mir; liegt doch Himmel und Erden mit allem Wesen, dazu Gott selber, IM Menschen“ (in dem genannten Aufsatzband, S. 16).

Und ein hermeneutischer Hinweis zur angemessenen Lektüre: “Hermann Hesse schreibt über Böhme:  Die Lektüre seiner Texte erfordere `ein vorübergehendes Leerwerden`, eine völlig freie Aufmerksamkeit und Seelenstille`“.

Für religionsphilosophisch Interessierte ist es wichtig, den Aufsatzband: „Grund und Ungrund – Der Kosmos des mystischen Philosophen Jacob Böhme“ zu lesen. Der 216 Seiten umfassende, schön gestaltete Band wurde von Claudia Brink und Lucinda Martin herausgegeben, im Sandstein Verlag 2017.

Copyright: Christian Modehn, Religionsphilosophischer Salon Berlin.